Produktdetails
- Verlag: Edition DNA
- Seitenzahl: 191
- Abmessung: 200mm
- Gewicht: 276g
- ISBN-13: 9782716504607
- ISBN-10: 2716504601
- Artikelnr.: 07690120
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
"Das Elsaß, das ich meine", von Huguette Dreikaus. Edition DNA Straßburg 1998. 190 Seiten, gebunden, 34 Mark. ISBN 2-7165-0460-1
Die elsässische Radiochronistin, Kabarettistin und Gymnasiallehrerin Huguette Dreikaus hat in Straßburg einen Namen und auch in Paris einige Bewunderer, so in der Redaktion des mit den intellektuellen Stimmungen und der Folklore an der französischen Peripherie nicht allzu vertrauten "Canard enchaîné". Huguette Dreikaus, Jahrgang 1949, ist ein Kind der frühen Nachkriegszeit und das, was man in Bayern ein Urviech nennt. Bei ihren Soloauftritten im Choucrouterie-Theater ihres Mentors Roger Siffer spielt sie elsässische Plumpheit gegen französische Finesse aus, Malice gegen das Althergebrachte und scheut, scharf im Urteil und gefühlvoll im Rückblick, den kleinen Schock nicht, der die Zugereisten verwirrt, weil er ihnen klarmacht, daß sie im Elsaß Fremde sind. Welche Pariser Autorin trüge wohl im Proust-Fragebogen unter die Frage "Was ich gern sein möchte" Kunstfurzerin ein und in die Spalte "Was ich über alles verabscheue": "Mit Leuten schlafen, die ich nicht kenne"? In ihrer Feuilletonsammlung "Le monde d'Huguette", dessen deutsche Fassung den Verlegenheitstitel "Das Elsaß, das ich meine" trägt, spricht die Dreikaus viel von ihrem Heimatort Dauendorf westlich von Hagenau, seinen Bewohnern und deren Sitten und Glaubenssätzen. Sie hat, schon als Fünfjährige eine aufmerksame Beobachterin, gerade noch miterlebt, was längst vergangen und größtenteils vergessen ist, und erzählt von Stoff-, Vieh- und Hopfenjuden, die Namen wie Schloime, Froel und Noisele trugen, vom Dorfbrunnen, der zugleich Waschgelegenheit, Viehtränke und Treffpunkt der Ratschwiwwer (Tratschweiber) war, und von den zahllosen Fliegen und Schnaken in der Plaine d'Alsace, den Myriaden von Insekten, die das Brot, die Kühe und die Gesichter der Leute bedeckten, wenn sie nicht im klebrigen Seim der Fliegenfänger verendeten. Wo ist die ganze Insektenbrut hingeraten? Es gibt sie nicht mehr. Hat sie sich in die Tropen abgesetzt, weil im Elsaß in den vergangenen Jahrzehnten ein gewisser Wohlstand eingekehrt ist? Sind Insekten süchtig nach Armut, ziehen sie ihr nach? Oder haben die kleinen Sommermücken zu enge Jeans getragen und sind unfruchtbar geworden? Die besten Feuilleton-Monologe der Dreikauf erreichen eine apokalyptische Dimension. (Kfi.)
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