"Das Kapital im 21. Jahrhundert" ist ein Werk von au ergew hnlichem Ehrgeiz, von gro er Originalit t und von beeindruckendem Rigorismus. Es lenkt unser ganzes Verst ndnis von konomie in neue Bahnen und konfrontiert uns mit ern chternden Lektionen f r unsere Gegenwart.Wie funktioniert die Akkumulation und Distribution von Kapital? Welche dynamischen Faktoren sind daf r entscheidend? Jede politische konomie umkreist die Fragen nach der langfristigen Evolution von Ungleichheit, der Konzentration von Wohlstand und den Chancen f r konomisches Wachstum. Aber befriedigende Antworten gab es bislang kaum, weil geeignete Daten und eine klare Theorie fehlten. In "Das Kapital im 21. Jahrhundert" untersucht Thomas Piketty Daten aus 20 L ndern, mit R ckgriffen bis ins 18. Jahrhundert, um die entscheidenden konomischen und sozialen Muster freizulegen. Seine Ergebnisse werden die Debatte ver ndern und setzen die Agenda f r eine neue Diskussion ber Wohlstand und Ungleichheit in der n chsten Generation. Piketty zeigt, dass das moderne konomische Wachstum und die Verbreitung des Wissens es uns erm glicht haben, Ungleichheit in dem apokalyptischen Ausma abzuwenden, das Karl Marx prophezeit hatte. Aber wir haben die Strukturen von Kapital und Ungleichheit nicht in dem Umfang ver ndert, den uns die optimistischen Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg suggeriert haben. Der Haupttreiber der Ungleichheit - dass Gewinne aus Kapital h her sind als die Wachstumsraten - droht heute vielmehr extreme Formen von Ungleichheit hervorzubringen, die den sozialen Frieden gef hrden und die Werte der Demokratie unterminieren. Doch konomische Trends sind keine Handlungen Gottes. Politisches Handeln hat konomische Ungleichheiten in der Vergangenheit korrigiert, sagt Piketty, und kann das auch wieder tun.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die NZZ hat sich Zeit gelassen mit ihrer Besprechung von Thomas Pikettys großer Studie zum "Kapital im 21. Jahrhundert". Dabei findet Jan-Werner Müller eigentlich, dass Big Data hier endlich mal eine Big Story produziert habe. Zum Teil fand der Rezensent "spannend wie einen Thriller", wie Piketty die Einkommens- und Vermögensentwicklung analysieret, Datenmaterial auswertet und Steuerakten studiert. Auch Müller hebt hervor, dass Piketty kein Kapitalismusgegner ist, sondern dass er nur herausarbeite, dass die Renditen immer schneller gewachsen sind als die Einkommen, dass die Trente glorieuse nach dem Zweiten Weltkrieg eine absolute wirtschaftshistorische Ausnahme sei und dass man dem "meritokratischen Extremismus" entgegensteuern muss, nach dem sich Führungskräfte in den USA absurde Millionengehälter zuschanzen. Allerdings fragt sich Müller, ob Piketty wirklich der Demokratisierung des Wissens und der Debatte mit seinem eigentlich ziemlich fatalen Befund dienlich ist, dass bisher einzig die Kriege - und zwar mehr als jede sozialdemokratische Politik - zu einer Angleichung der Lebensverhältnisse geführt haben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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