Ein römischer Meilenstein aus Offenburg
In der provinzialrömischen Forschung ist der Name Offenburg vor allem mit einer wichtigen historischen Inschrift verbunden: dem sogenannten Offenburger Meilenstein.
Die Geschichte seiner Auffindung, die Ergänzung und Lesung der Inschrift hat in der Vergangenheit zahlreiche Forscher beschäftigt.
Entdeckungsgeschichte:
Im Sommer 1840 wurden in der Nähe des "Schwabhauser Tores" Bauarbeiten durchgeführt. Dabei wurden "ziemlich tiefe Ausgrabungen" nötig. Dabei kamen gegenüber des "Zähringer Hofes" an der Straße nach Gengenbach größere Steine zum Vorschein. Gymnasialprofessor Weißgerber und sein Kollege Schümlin kamen an der Baustelle vorbei und erkannten einen größeren Stein mit Inschrift als Teil eines römischen Meilensteins. Fr. Weißgerber veröffentlichte noch im gleichen Jahr im "Programme des Großherzöglichen Gymnasiums und der höheren Bürgerschule" den Fundbericht und eine ersten Vorschlag zur Lesung der fragmentierten Inschrift, die er in die Regierungszeit des Kaisers Septimius Severus (193-211 n.Chr.) datierte. Im folgenden Jahr berichtet Weißgerber im Gymnasiums-Programm (Abb. 23) für das Schuljahr 1841/42 von einem weiteren Meilensteinfund des Septimius Severus. Die 5 Fuß hohe Säule mit Inschrift im Kapitell wurde nach seinen Angaben "etwa 1000 Schritte von der Stadt" entfernt zusammen mit einigen römischen Münzen ("dabei eine Münze für Faustina II") entdeckt. Die Inschrift, die seiner Meinung nach in griechischer Schrift notiert war, las er " S. S. S. L. ", was er zu " Septimiw Seberw Sebastw Libukw" (dem verehrten Septimius Severus dem Afrikaner) ergänzte. Der Verbleib der Münzen und des angeblichen Meilensteins sind nicht bekannt. Ernst Batzer, der sich 1925 mit diesem Fundstück auseinandersetzte, konnte wahrscheinlich machen, daß es sich dabei um eine Säule mit Kapitell und der Jahreszahl "1557" handelte.
Wohin der eigentliche "Meilenstein von Offenburg", wie er in der Forschung genannt wird, direkt nach seiner Auffindung am Schwabhauser Tor gelangte, ist nicht bekannt. Wenige Jahre später scheint er im Garten des Kaufmanns Guerra gestanden zu haben, der auf seinem Anwesen in der Offenburger Innenstadt weitere Steindenkmäler, so auch den Grabstein des centurio Lucius Valerius Albinus (-> Grabstein eines römischen centurio) aufgestellt hatte. Nach dem Tode des Kaufmanns wurden die Denkmäler aus seinem Garten im Jahre 1867 an den Apotheker Ries verkauft, der sie zwei Jahre später an die Großherzoglich Badische Sammlung in Karlsruhe veräußerte. Wahrscheinlich wechselte auf dem gleichen Weg der Offenburger Meilenstein die Besitzer. Heute befindet sich das Original des Meilensteins im Steinmagazin des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe. Ein Abguß des Originals ist in der Archäologischen Sammlung des Museums im Ritterhaus ausgestellt. Man könnte also annehmen, dem Meilenstein blieb eine unsachgemäße Lagerung und Beschädigung erspart, wie sie z.B. dem Grabstein des römischen Offiziers widerfahren war. Wahrscheinlich aber wurde der Meilenstein noch viel grober behandelt und dadurch schwerer beschädigt: E. Batzer stieß bei seinen Forschungen zur Offenburger Stadtgeschichte auf eine Notiz in einem Ratsprotokoll vom 11. Mai 1615 (Abb. 8). Dort steht, daß eine "columna in der Kinzig befunden, ob sie ufzurichten, ist noch zur Zeit ingestellt" - also eine Säule (columna) in der Kinzig gefunden worden war und man sich noch nicht im Klaren war, ob man diese wieder aufstellen wollte. Nach Batzers Ansicht war der Ratsschreiber Adam Mechler, der das Protokoll führte, humanistisch gebildet und wählte den Begriff columna mit Absicht, um auf den antiken Charakter des Fundes hinzuweisen. Batzer recherchierte weiter. Die Stadtmauer, so entnahm der dem Ratsprotokoll vom 22. April des gleichen Jahres, war zu dieser Zeit schadhaft. In der Stadt gab es "unter der Pfalz" einen Sammelplatz für Steine (Eintrag vom 06. Juli 1615). Wahrscheinlich gelangte das steinerne Monument, das für die Finder nur Baumaterial bedeutete, zunächst dort hin. Kurze Zeit später, am 12. April 1617, findet sich in den Ratsprotokollen ein Eintrag, daß das "Mäuerlin beim Schwabhauserthor und abgebrochene Mauer" ausgebessert werden sollte. Zu dieser Zeit könnte der Meilenstein in der Stadtmauer verbaut worden sein. Wahrscheinlich wurde zu diesem Zweck der runde und daher schwer zu vermauernde Stein auf einer Seite zugehauen. So könnte man erklären, warum der Stein auf einer Seite abgeflacht ist; unglücklicherweise mitten durch die auf dem Meilenstein eingemeißelte Inschrift. Vielleicht wurde bei dieser Gelegenheit auch im oberen Bereich des Denkmals ein Stück abgearbeitet und unten der rechteckige, sonst für einen Meilenstein typische rechteckige Sockel abgetrennt (vgl. Abb. 24). Auf seiner Unterseite weist der Meilenstein eine halbrunde, ursprünglich vielleicht ganz runde Aussparung auf, deren Funktion bisher nicht geklärt wurde. Auch ist nicht klar ob diese Bearbeitung bereits in römischer Zeit erfolgt ist.
Batzer vermutet, daß bei der Niederlegung der Brücke vor dem Schwabhauser Tor der Meilenstein zusammen mit anderem Steinmaterial in den Graben gelangte, den man bei dieser Gelegenheit verfüllte. Dort wurde er dann 1840 - sozusagen ein zweites Mal - entdeckt.
Zielgruppe/Target groups: Provinzialrömische Archäologie, Studenten, Fachbibliotheken, Universitätsbibliotheken
In der provinzialrömischen Forschung ist der Name Offenburg vor allem mit einer wichtigen historischen Inschrift verbunden: dem sogenannten Offenburger Meilenstein.
Die Geschichte seiner Auffindung, die Ergänzung und Lesung der Inschrift hat in der Vergangenheit zahlreiche Forscher beschäftigt.
Entdeckungsgeschichte:
Im Sommer 1840 wurden in der Nähe des "Schwabhauser Tores" Bauarbeiten durchgeführt. Dabei wurden "ziemlich tiefe Ausgrabungen" nötig. Dabei kamen gegenüber des "Zähringer Hofes" an der Straße nach Gengenbach größere Steine zum Vorschein. Gymnasialprofessor Weißgerber und sein Kollege Schümlin kamen an der Baustelle vorbei und erkannten einen größeren Stein mit Inschrift als Teil eines römischen Meilensteins. Fr. Weißgerber veröffentlichte noch im gleichen Jahr im "Programme des Großherzöglichen Gymnasiums und der höheren Bürgerschule" den Fundbericht und eine ersten Vorschlag zur Lesung der fragmentierten Inschrift, die er in die Regierungszeit des Kaisers Septimius Severus (193-211 n.Chr.) datierte. Im folgenden Jahr berichtet Weißgerber im Gymnasiums-Programm (Abb. 23) für das Schuljahr 1841/42 von einem weiteren Meilensteinfund des Septimius Severus. Die 5 Fuß hohe Säule mit Inschrift im Kapitell wurde nach seinen Angaben "etwa 1000 Schritte von der Stadt" entfernt zusammen mit einigen römischen Münzen ("dabei eine Münze für Faustina II") entdeckt. Die Inschrift, die seiner Meinung nach in griechischer Schrift notiert war, las er " S. S. S. L. ", was er zu " Septimiw Seberw Sebastw Libukw" (dem verehrten Septimius Severus dem Afrikaner) ergänzte. Der Verbleib der Münzen und des angeblichen Meilensteins sind nicht bekannt. Ernst Batzer, der sich 1925 mit diesem Fundstück auseinandersetzte, konnte wahrscheinlich machen, daß es sich dabei um eine Säule mit Kapitell und der Jahreszahl "1557" handelte.
Wohin der eigentliche "Meilenstein von Offenburg", wie er in der Forschung genannt wird, direkt nach seiner Auffindung am Schwabhauser Tor gelangte, ist nicht bekannt. Wenige Jahre später scheint er im Garten des Kaufmanns Guerra gestanden zu haben, der auf seinem Anwesen in der Offenburger Innenstadt weitere Steindenkmäler, so auch den Grabstein des centurio Lucius Valerius Albinus (-> Grabstein eines römischen centurio) aufgestellt hatte. Nach dem Tode des Kaufmanns wurden die Denkmäler aus seinem Garten im Jahre 1867 an den Apotheker Ries verkauft, der sie zwei Jahre später an die Großherzoglich Badische Sammlung in Karlsruhe veräußerte. Wahrscheinlich wechselte auf dem gleichen Weg der Offenburger Meilenstein die Besitzer. Heute befindet sich das Original des Meilensteins im Steinmagazin des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe. Ein Abguß des Originals ist in der Archäologischen Sammlung des Museums im Ritterhaus ausgestellt. Man könnte also annehmen, dem Meilenstein blieb eine unsachgemäße Lagerung und Beschädigung erspart, wie sie z.B. dem Grabstein des römischen Offiziers widerfahren war. Wahrscheinlich aber wurde der Meilenstein noch viel grober behandelt und dadurch schwerer beschädigt: E. Batzer stieß bei seinen Forschungen zur Offenburger Stadtgeschichte auf eine Notiz in einem Ratsprotokoll vom 11. Mai 1615 (Abb. 8). Dort steht, daß eine "columna in der Kinzig befunden, ob sie ufzurichten, ist noch zur Zeit ingestellt" - also eine Säule (columna) in der Kinzig gefunden worden war und man sich noch nicht im Klaren war, ob man diese wieder aufstellen wollte. Nach Batzers Ansicht war der Ratsschreiber Adam Mechler, der das Protokoll führte, humanistisch gebildet und wählte den Begriff columna mit Absicht, um auf den antiken Charakter des Fundes hinzuweisen. Batzer recherchierte weiter. Die Stadtmauer, so entnahm der dem Ratsprotokoll vom 22. April des gleichen Jahres, war zu dieser Zeit schadhaft. In der Stadt gab es "unter der Pfalz" einen Sammelplatz für Steine (Eintrag vom 06. Juli 1615). Wahrscheinlich gelangte das steinerne Monument, das für die Finder nur Baumaterial bedeutete, zunächst dort hin. Kurze Zeit später, am 12. April 1617, findet sich in den Ratsprotokollen ein Eintrag, daß das "Mäuerlin beim Schwabhauserthor und abgebrochene Mauer" ausgebessert werden sollte. Zu dieser Zeit könnte der Meilenstein in der Stadtmauer verbaut worden sein. Wahrscheinlich wurde zu diesem Zweck der runde und daher schwer zu vermauernde Stein auf einer Seite zugehauen. So könnte man erklären, warum der Stein auf einer Seite abgeflacht ist; unglücklicherweise mitten durch die auf dem Meilenstein eingemeißelte Inschrift. Vielleicht wurde bei dieser Gelegenheit auch im oberen Bereich des Denkmals ein Stück abgearbeitet und unten der rechteckige, sonst für einen Meilenstein typische rechteckige Sockel abgetrennt (vgl. Abb. 24). Auf seiner Unterseite weist der Meilenstein eine halbrunde, ursprünglich vielleicht ganz runde Aussparung auf, deren Funktion bisher nicht geklärt wurde. Auch ist nicht klar ob diese Bearbeitung bereits in römischer Zeit erfolgt ist.
Batzer vermutet, daß bei der Niederlegung der Brücke vor dem Schwabhauser Tor der Meilenstein zusammen mit anderem Steinmaterial in den Graben gelangte, den man bei dieser Gelegenheit verfüllte. Dort wurde er dann 1840 - sozusagen ein zweites Mal - entdeckt.
Zielgruppe/Target groups: Provinzialrömische Archäologie, Studenten, Fachbibliotheken, Universitätsbibliotheken
