Während der Kriegsjahre in Frankreich war der Austausch von Briefen vielfach erschwert oder schlicht zu gefährlich . Nach Kriegsende jedoch setzt ein Strom von Briefen ein, deren Fülle und Wucht den publizierten Werken in Samuel Becketts fruchtbarsten Jahren in nichts nachsteht. Besonders die Briefe an den Kunsthistoriker Georges Duthuit, die das Entstehen von »Molloy, Malone stirbt, Der Namenlose« und »Warten auf Godot« begleiten, werden zum Prozess einer Selbstfindung. In immer neuen Anläufen dringt Beckett zum Kern der Ästhetik vor, die seine Werke prägt. In ihrer Gesamtheit gestatten uns Becketts Briefe, nachzuvollziehen, wie aus einem leidenschaftlich in seine Arbeit vertieften, kaum bekannten Schriftsteller infolge des sensationellen Erfolgs von »Warten auf Godot« ein weltberühmter Autor wird - und wie Beckett darauf reagiert. Der Band enthält umfassende Einführungen, die sich mit Becketts Situation im Krieg und mit dem einschneidenden Wechsel von der englischen zur französischen Sprache beschäftigen, ferner Stellenkommentare, Zeittafeln und Kurzporträts der wichtigsten Briefpartner. Die auf vier Bände angelegte Ausgabe erschließt zum ersten Mal das Briefwerk eines der großen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Samuel Beckett betrachtete seine Korrespondenz kaum als Raum für Kommunikation, er nutzte sie um in den Briefen über die Sprache und sein Schreiben zu reflektieren, in der typisch Beckett'schen Manier, scheinbar über Belangloses schreibend, mit verqueren Wortspielen und ebensoviel untergründigem Humor wie tiefer Melancholie, berichtet Jan Wilm. "Ein Unglück, das man bis zum Ende verteidigen muss" umfasst die Briefe von 1941 bis 1956, also auch den Wechsel vom Englischen ins Französische, für den Beckett sich nach dem Krieg entschied, so der Rezensent, der von der feinfühligen Arbeit des Übersetzers Chris Hirte begeistert ist. Besonders spannend findet Wilm, wie Beckett mit dem einsetzenden Erfolg seiner Arbeit umging. Er wollte damit nichts zu tun haben, verrät der Rezensent: "Beckett war Schreiber. Sonst nichts."
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» ... durchweg faszinierende Briefe ... « Friedhelm Rathjen Neue Zürcher Zeitung 20190423







