Erik ist 14, als ihn keine normale Schule mehr aufnehmen will. Selbst Sohn eines prügelnden Vaters, ist er der Anführer einer rabiaten Jungenbande. Seine letzte Chance, das Abitur zu machen, ist das vornehme Elite-Internat Stjärnsberg. In Wahrheit wird es von sadistischen Primanern beherrscht, die systematisch jüngere Schüler quälen. Ein brutales, faschistoides Regiment - und die Lehrer schauen weg. Für Erik beginnt ein Teufelskreis der Gewalt. Erst als er die Schule abschließt, weiß er, dass Gewalt in seinem Leben nie wieder eine Rolle spielen darf. Ein Roman über die Versuchung des Bösen und den Mut, ihm zu widerstehen.
KINDER VERFÜGEN bekanntlich über einen Energieüberschuß. Die beeindruckendsten Neuerscheinungen in der Kinder- und Jugendliteratur kommen dieser Eigenschaft entgegen, allen voran natürlich die neuen Geschichten vom "Kleinen Nick". Schon über vierzig Jahre alt und kürzlich erst wiederentdeckt, beweisen sie, daß veritabler Quatsch zeitlos ist. Mit einem gelangweilten "Naja, trotzdem danke", wie Nicks Freund Chlodwig, als er ein Buch geschenkt bekommt, wird kein Kind reagieren, sobald es die erste Geschichte gehört hat. In der Schule spielt sich auch hauptsächlich Eriks Geschichte ab, aber das ist ihre einzige Gemeinsamkeit mit dem "Kleinen Nick". "Evil - das Böse" erzählt auf beklemmende, kraftvolle Weise von einem Jungen, der ohne Gewalt leben will, es aber nicht kann. Die kühle Präzision, in der das Thema hier behandelt wird, ist einzigartig. Chen Jianghongs Bilderbuchgeschichte "Der Tigerprinz" schließlich erzählt ebenfalls von existentiellen Dingen. Die Tigerin, die den chinesischen Königssohn die Gesetze des Dschungels lehrt, ist kein Kuscheltier. Um so ergreifender sind die Bilder und die Geschichte ihrer Freundschaft mit einem kleinen Menschen.
os.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
"Meisterhaft inszeniert" findet Reinhard Osteroth Jan Guillous autobiografischen Roman, der schon 1981 in Schweden erschien. Auf sehr spannende Weise zeige Guillou, wie frühe Gewalterfahrungen die Persönlichkeit prägen. Der Protagonist Erik wird durch die Schläge des Vaters zur Gewalt erzogen, muss aber lernen, sich auf andere Weise zu artikulieren. Die Geschichte über die "widersprüchliche Selbstbefreiung" des Jungen sei trotz "ein paar Längen" und einer "gewissen Schematisierung", ein "glaubhafter" und "atmosphärisch dichter" Roman geworden, lobt Osteroth.
© Perlentaucher Medien GmbH
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