Sehr wertvoller, interessanter Ratgeber für Frauen
Im Buch „Frauenkörper ticken anders“ beschreibt die Medizinjournalistin und Physiotherapeutin Miriam Funk warum eine geschlechtersensible Medizin notwendig ist. Sie möchte den Leser für einen differenzierten Umgang mit weiblicher Gesundheit
sensibilisieren und Frauen darin bestärken, ihre geschlechterspezifischen Bedürfnisse zu vertreten. Das…mehrSehr wertvoller, interessanter Ratgeber für Frauen
Im Buch „Frauenkörper ticken anders“ beschreibt die Medizinjournalistin und Physiotherapeutin Miriam Funk warum eine geschlechtersensible Medizin notwendig ist. Sie möchte den Leser für einen differenzierten Umgang mit weiblicher Gesundheit sensibilisieren und Frauen darin bestärken, ihre geschlechterspezifischen Bedürfnisse zu vertreten. Das Buch ist in acht große Bereiche gegliedert. Neben der Geschichte der Frauen in der Medizin und der Erklärung, warum wir Gendermedizin benötigen, wird auch auf die nachfolgenden wichtigen Themen eingegangen. Der Körper von Frauen und die Unterschiede zum Mann werden in Medikamentenstudien und der Zulassung von Medikamenten oft gar nicht berücksichtigt. Medikamente werden oft nur an Männern getestet, wirken bei Frauen anhand der Physiologie und der weiblichen Hormone aber oft ganz anders. Frauen sind eben keine Männer, sondern aufgrund der DNA und der weiblichen Hormone komplett verschieden. Darüber hinaus wird in dem Buch auch auf typische Erkrankungen und hormonelle Veränderungen eingegangen, wie bspw. PMS, Wechseljahre und Autoimmunerkrankungen, die oft wenig erforscht sind. Die Themen Sexismus und Übergriffe in Arztpraxen werden ebenso behandelt wie Ergebnisse der Umfragen zu Frauen und ihrer Gesundheit. In allen Kapiteln merkt man, wie wichtig das Umdenken in diesen Bereichen ist.
Ich finde das Buch ganz großartig. Der Schreibstil der Autorin ist mitreißend und eindringlich. Es ist erschreckend zu sehen, wie wenig Berücksichtigung die spezifischen Merkmale des weibliche Körpers insgesamt erhalten. Das fängt beim Medizinstudium an, geht über Medikamentenstudien und die Abgabe von Medikamenten und endet in den Praxen. Die Beschwerden von Frauen werden in der ärztlichen Praxis oft nicht ernst genommen, sondern als psychosomatisch verharmlost. Frauen werden oft weniger gründlich untersucht als Männer, werden falsch diagnostiziert und haben eine lange Odyssee hinter sich, bis sie eine fundierte Diagnose erhalten, was auch psychisch sehr belastend sein kann. Die Autorin klärt Frauen in diesem Buch auf und ermutigt sie ganz klar, sich und ihre Symptome ernst zu nehmen und sich im Arztgepräch zu behaupten bzw. sich Ärzte zu suchen, die eine gendersensible Medizin praktizieren. Ich hatte viele Aha-Effekte in diesem Buch. Gerade das Thema Wechseljahre, das mich auch betrifft, wird erstmals wirklich ehrlich, umfassend und empathisch behandelt, da die Autorin diese Phase selbst erlebt und damit aus erster Hand ihre Erfahrung teilen kann. Ich habe mich da als Frau das erste Mal wirklich verstanden und gesehen gefühlt. Des Weiteren merkt man, dass das Buch auch hervorragend recherchiert ist. Es bleibt nur zu hoffen, dass nicht nur viele Frauen sondern auch Ärzte und andere Mitarbeiter im Gesundheitswesen dieses Buch lesen und Frauen dadurch eine bessere und auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene medizinische Versorgung erhalten.
Fazit: Sehr wertvoller Ratgeber für Frauen und/oder Ärzte und medizinisches Personal. Das erste Buch, das ehrlich, authentisch und sehr gut recherchiert über frauenspezifische Medizin redet und Frauen ernst nimmt. Ein Weckruf für alle Frauen, für sich einzustehen und ihre Bedürfnisse zu verfolgen. Sehr empfehlenswert.