1855 wandert der junge Engländer Eadweard Muybridge nach Kalifornien aus. Er begeistert sich für ein technisches Verfahren, das damals noch in den Kinderschuhen steckt: die Fotografie. Mit finanzieller Unterstützung des Eisenbahn- Unternehmers Leland Stanford, einer der reichsten Männer der Vereinigten Staaten, gelingt ihm zuvor Unerreichtes - er hält den Lauf eines galoppierenden Pferdes auf Film fest und kann so belegen, dass im vollen Galopp kurzfristig keiner der vier Hufe eines Pferdes den Boden berührt. Lange vor Thomas Alva Edison und den Brüdern Lumière hat Eadweard Muybridge mittels Film die Zeit angehalten; er wurde zu einem der berühmtesten Fotografen seiner Epoche. In FÜR DEN BRUCHTEIL EINER SEKUNDE porträtiert Guy Delisle - selbst gelernter Trickfilmzeichner - einen Pionier des Kinos, der von der Geschichte zu Unrecht vergessen wurde.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Ein interessantes und eindrucksvolles Porträt eines Pioniers der Fotografie hält Rezensent Ralph Trommer hier in Händen: In seiner Comicbiografie widmet sich Guy Delisle dem amerikanischen Fotografen Eadweard Muybridge, der mit seiner 360-Grad-Panoramaaufnahme von San Francisco und seinen Aufnahmen aus dem Modoc-Krieg in Oregon, einem brutalen Konflikt zwischen Indigenen und Europäern, sowohl der Landschafts - als auch der Kriegsfotografie Vorschub leistete. Durch den wichtigen Politiker Leland Stanford kam Muybridge zur Tierfotografie, erzählt der Kritiker. Stanford wollte wissen, ob seine Rennpferde beim Galoppieren den Boden berührten oder nicht - und nach etlichen Versuchen gelang seinem Fotografen dann im Jahr 1878 die heute weltberühmte Bewegungsstudie von Stanfords Pferd "Sallie Gardner". Der Kritiker erinnert an eine weitere, weniger glorreiche Episode aus Muybridges Leben: 1874 wurde er des Mordes am Liebhaber seiner Frau angeklagt, den Moment des Mordes zeichne Delisle auf einer Doppelseite, so der Kritiker, die geradezu "filmischen" Charakter habe. Nicht nur erfährt der beeindruckte Kritiker Wissenswertes über dieses außergewöhnliche Leben, er erhält auch Einblicke in die damaligen "Erfinderkreise", die von Delisle geschickt persifliert werden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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