Hatte Hitler einen Schutzengel? Ausgerechnet Hitler? In Dieter Kühns ebenso provozierenden wie brillanten historischen Szenarios über das Ende Adolf Hitlers wird der Lauf der Geschichte umgekehrt: die Attentate von Georg Elser und Henning von Tresckow gelingen, der Krieg kommt zum Stillstand und Hitlers Schutzengel ins Grübeln. Vier sehr verschiedene Varianten von Geschichte und ein faszinierendes Gedankenspiel gegen alle historische Überlieferung
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Dass der Autor mit seinem Erzählen gegen die Fakten ein Risiko eingeht, rechnet Wolfgang Schneider ihm an. Schließlich geht es gegen den "vor lauter Korrektheitsanstrengung" verkrampften Umgang mit der Geschichte. Kann Schneider die Gewissensnöte des titelgebenden Engels auch nicht in allen Einzelheiten nachvollziehen und gerät ihm der Autor mitunter auch bedenklich in die Nähe "alter Landser-Träume" vom fortgeführten Kampf gegen den Bolschewismus, so liest er Dieter Kühns Was-wäre-wenn-Geschichten über die hier endlich gelingenden Hitler-Attentate von Georg Elser und Henning von Tresckow dennoch mit einigem Genuss. Das von Kühn verwendete Stilmittel des entfesselten Möglichkeitssinns gibt dazu Gelegenheit. Was alles nicht geschehen wäre - für Schneider ergibt dieses Gedankenspiel eine historische Komödie, erfundene O-Töne des "martialisch-jovialen Genussmenschen" Göring, Nachfolger Hitlers, inklusive.
© Perlentaucher Medien GmbH
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