Energiewende, erneuerbare Energien, Energieeffizienz - all diese Begriffe, die wir mit hochaktuellen Debatten verbinden, werden in der sowjetischen Moderne vorgedacht. Hier wird der planetarische Energiehaushalt tiefenzeitlich kalkuliert, hier werden die Superenergien eines kosmischen Lichtozeans berechnet und hier entwerfen energietechnische Weltmodelle ein Konzept des Anthropozäns avant la lettre. Während die Ausbeutung von blauer, weißer und schwarzer Kohle exponentiell steigt, triggern zeitgleich Experimente zur Solarenergie das antifossile ökologische Denken. Auch die Ressource Mensch wird energetisch neu vermessen und als Kraftmaschine optimiert.
Im Lichtozean erschließt diesen Diskurs durch ein weites Spektrum wissenschaftlicher, theoretischer und fiktionaler Texte, viele von ihnen zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Susanne Strätlings und Georg Wittes Anthologie liefert einen reichen Materialfundus für ein sowohl wissensgeschichtlich als auch kunsttheoretisch erneuertes Verständnis der Moderne.
Im Lichtozean erschließt diesen Diskurs durch ein weites Spektrum wissenschaftlicher, theoretischer und fiktionaler Texte, viele von ihnen zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Susanne Strätlings und Georg Wittes Anthologie liefert einen reichen Materialfundus für ein sowohl wissensgeschichtlich als auch kunsttheoretisch erneuertes Verständnis der Moderne.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Ulrich Schmid zeigt sich beeindruckt von der Fülle und Sorgfalt einer Anthologie, die die energetischen Utopien der frühen Sowjetzeit beleuchtet. Herausgeber Susanne Strätling und Georg Witte haben, so Schmid, "wenig bekannte Texte" versammelt, die zeigen, wie eng Technik, Philosophie und Theologie einst verbunden waren, erfahren wir. Besonders hervorgehoben wird der russische Schriftsteller und Physiker Andrej Platonow, der eine "Lichtindustrie" und eine Welt "voll von Erkenntnis, Wunder und Liebe" imaginierte, sowie der Maler Kasimir Malewitsch, der Kunst in "eine rein energetische Kraft der Bewegung" verwandeln wollte, staunt der Kritiker. Auch die "Gotterbauer", eine bolschewistische Ersatzreligion, mit ihrem Versuch, einen künstlichen Gott zu schaffen, gehören zu den kuriosen Fundstücken. Dass Stalin diese visionären Entwürfe später "in die Finsternis eines dogmatischen Materialismus" stürzte, markiert für Schmid das ernüchternde Ende eines faszinierenden, luzide kommentierten Ideenrauschs.
© Perlentaucher Medien GmbH
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