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Energiewende, erneuerbare Energien, Energieeffizienz - all diese Begriffe, die wir mit hochaktuellen Debatten verbinden, werden in der sowjetischen Moderne vorgedacht. Hier wird der planetarische Energiehaushalt tiefenzeitlich kalkuliert, hier werden die Superenergien eines kosmischen Lichtozeans berechnet und hier entwerfen energietechnische Weltmodelle ein Konzept des Anthropozäns avant la lettre. Während die Ausbeutung von blauer, weißer und schwarzer Kohle exponentiell steigt, triggern zeitgleich Experimente zur Solarenergie das antifossile ökologische Denken. Auch die Ressource Mensch…mehr

Produktbeschreibung
Energiewende, erneuerbare Energien, Energieeffizienz - all diese Begriffe, die wir mit hochaktuellen Debatten verbinden, werden in der sowjetischen Moderne vorgedacht. Hier wird der planetarische Energiehaushalt tiefenzeitlich kalkuliert, hier werden die Superenergien eines kosmischen Lichtozeans berechnet und hier entwerfen energietechnische Weltmodelle ein Konzept des Anthropozäns avant la lettre. Während die Ausbeutung von blauer, weißer und schwarzer Kohle exponentiell steigt, triggern zeitgleich Experimente zur Solarenergie das antifossile ökologische Denken. Auch die Ressource Mensch wird energetisch neu vermessen und als Kraftmaschine optimiert.

Im Lichtozean erschließt diesen Diskurs durch ein weites Spektrum wissenschaftlicher, theoretischer und fiktionaler Texte, viele von ihnen zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Susanne Strätlings und Georg Wittes Anthologie liefert einen reichen Materialfundus für ein sowohl wissensgeschichtlich als auch kunsttheoretisch erneuertes Verständnis der Moderne.
Autorenporträt
Georg Witte, 1952 in Arnsberg geboren, ist Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Dichter. Er lehrte Slawistik und Komparatistik an der Humboldt-Universität Berlin, der Freien Universität Berlin und der Higher School of Economics in Sankt Petersburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die russischen Avantgarden, inoffizielle Kunst und Literatur in der Sowjetunion, Medientheorie der Schrift und eine Erzähltheorie des Handelns. Susanne Strätling, 1970 geboren, lehrt Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Medientheorie des Schreibens, der Begriffsgeschichte und der Energy Humanities.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Ulrich Schmid zeigt sich beeindruckt von der Fülle und Sorgfalt einer Anthologie, die die energetischen Utopien der frühen Sowjetzeit beleuchtet. Herausgeber Susanne Strätling und Georg Witte haben, so Schmid, "wenig bekannte Texte" versammelt, die zeigen, wie eng Technik, Philosophie und Theologie einst verbunden waren, erfahren wir. Besonders hervorgehoben wird der russische Schriftsteller und Physiker Andrej Platonow, der eine "Lichtindustrie" und eine Welt "voll von Erkenntnis, Wunder und Liebe" imaginierte, sowie der Maler Kasimir Malewitsch, der Kunst in "eine rein energetische Kraft der Bewegung" verwandeln wollte, staunt der Kritiker. Auch die "Gotterbauer", eine bolschewistische Ersatzreligion, mit ihrem Versuch, einen künstlichen Gott zu schaffen, gehören zu den kuriosen Fundstücken. Dass Stalin diese visionären Entwürfe später "in die Finsternis eines dogmatischen Materialismus" stürzte, markiert für Schmid das ernüchternde Ende eines faszinierenden, luzide kommentierten Ideenrauschs. 

© Perlentaucher Medien GmbH