Philipp II. von Spanien (1527 - 1598), der Sohn Kaiser Karls V., ist die zentrale Figur der "Schwarzen Legende", ein finsterer, gefühlloser Monarch, der sich hinter den Mauern des Escorial verschanzte, eng verwoben mit der katholischen Kirche, ein Glaubensfanatiker. Markante Ereignisse wie der mysteriöse Tod seines Sohnes Don Carlos im Kerker oder die Entsendung der Armada gegen das protestantische England boten hinreichend Stoff für dieses jahrhundertelang gepflegte Geschichtsbild.Erst in jüngster Zeit wird dieses Bild des spanischen Königs, der einem halben Jahrhundert seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt hat, korrigiert.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Philipp II. ein Unmensch? Das sollte nicht die Frage sein, findet Martina Lenzen-Schulte und sieht sich mit Markus Reinbolds Philipp-Kurzbiografie aufs richtige Gleis gesetzt. Spaniens Herrscher möglichst nüchtern, jenseits von Gut und Böse und dennoch differenziert genug zu betrachten, gelingt dem Autor laut Rezensentin auf erkenntnisfördernde Weise. Das angebliche Diktat der Konfession, die Rolle der Inquisition, die ganze finstere Schreckensherrschaftsgeschichte scheint Lenzen-Schulte nach der Lektüre eher Ausdruck machtpolitischen Kalküls gewesen zu sein, denn religiöse Verbohrtheit. Philipp erscheint der Rezensentin schließlich nicht mehr als eine von historisch uniformierten Psychoanalytikern und "touristischen Trivialurteilen" verbogene Schreckensfigur, sondern als vielschichtige Persönlichkeit.
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