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Produktdetails
  • Verlag: Christian
  • Seitenzahl: 192
  • Deutsch
  • Abmessung: 265mm
  • Gewicht: 1122g
  • ISBN-13: 9783884726204
  • ISBN-10: 388472620X
  • Artikelnr.: 12333834
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Autorenporträt
Isabelle Rozenbaum, geboren 1960, hat 1983 in Paris ihr erstes Foto-Atelier gegründet. Die erfolgreiche Fotografin hat sich spezialisiert auf Porträtfotografie und Gastronomie.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.07.2005

Der entwurzelte Olivenbaum

Auch die Geschmacksnerven werden in der Kindheit geprägt, und so hat der Essensgenuß oft mit Erinnerung zu tun. Hier erinnert sich die unlängst verstorbene Autorin Odette Touitou an ihre Kindheit in Tunesien. Sie wuchs dort als Mitglied einer jüdischen Familie in der französisch geprägten Hauptstadt des arabisch dominierten nordafrikanischen Landes auf. Zunächst fällt in ihrer Rückschau, die das Buch eröffnet, der Blick auf den Vater, der die Sonntage haßte und sich bei Spazierfahrten am Nachmittag regelmäßig mit Passanten prügelte, während die Mutter im Wagen wartete. Es sind sehr private Erinnerungen. Viel ist von einem aufregenden Familienleben die Rede, weniger von Tunesien, das die Autorin in ihren letzten Lebensjahren nicht mehr oft besucht hat - die alte Heimat war ihr fremd geworden. Neben den Erzählskizzen stehen sepiafarbene Fotos aus dem Album der Touitous und stimmungsvolle Ansichten des Tunesien unserer Tage, die Isabelle Rozenbaum fotografiert hat. Sie ist in Begleitung ihrer Tochter den Geschichten und Speisen Odette Touitous gefolgt - noch eine Familiensache. Ein privat-vertraulicher Ton grundiert auch die Rezepte. Sie führen von verschiedenen Arten, Couscous zuzubereiten, den tunesischen Hartweizengrieß, über jüdische Festtagsgerichte zu Ragouts, Suppen, Salaten, Fisch, Eierspeisen und Spaghetti-Rezepten des Vaters; dann folgen noch als Zugabe zwei Anweisungen, Ente zu braten. Dazwischen sind allgemeinere Erkenntnisse und Empfehlungen gestreut, etwa die Beobachtung, daß in Tunesien die Schärfe des Essens nach Süden hin zunimmt - "alle 25 Kilometer kommt eine Chilischote dazu" - und wie man die Hitze im Mund kühlt: indem man Molke trinkt, vom weichen Inneren eines Brots ißt oder sich mit geöffnetem Mund nach vorne beugt und den Speichel fließen läßt. Unappetitlich sei das, schreibt die Autorin, aber wirksam. Die Fotos der Speisen machen Lust darauf, Rezepte auszuprobieren, doch dann liest man sich neuerlich in Odette Touitous Erinnerungen fest, die zum Ende hin immer kryptischer werden wie ein gemurmeltes Selbstgespräch. "Dieses Land, aus dem ich komme", schreibt sie zum Schluß, "zerreißt mir das Herz, jedes Mal, wenn ich dorthin zurückkehre und wenn ich wieder abreise. Ich bin ein entwurzelter Olivenbaum." Dieses Buch ist seine Frucht.

A.O.

"Die Küche meiner Mutter - Tunesien" von Odette Touitou mit Fotos von Isabelle Rozenbaum. Christian Verlag, München 2004. 191 Seiten mit zahlreichen Farbfotos. Gebunden, 29,95 Euro. ISBN 3-88472-620-X.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Appetit von Rezensent Andreas Obst wurde zwar durch die schönen Fotos der Speisen angeregt, die ihm auch Lust machten, die tunesisch-jüdischen Rezepte auszuprobieren. Auch die sepiafarbenen Bilder aus dem Familienalbum der Autorin sowie die "stimmungsvollen Ansichten" des heutigen Tunis haben dem Rezensenten offensichtlich gut gefallen. Als Appetitbremse in jeder Hinsicht wirkten aber dann die sehr persönlichen Erinnerungen und Erzählskizzen der französisch-tunesisch-jüdischen Autorin auf ihn. Die nämlich wurden seiner Ansicht nach "immer kryptischer" und sind dem Rezensenten offensichtlich auch deutlich zu persönlich. Und man spürt: so genau wollte er vieles gar nicht wissen.

© Perlentaucher Medien GmbH