Die Ökonomie nach gut und böse klassifizieren? Warum nicht, wenn auch an vielen anderen Stellen in der Gesellschaft das Gute und das Böse Konjunktur haben, in der Kirche sowieso, aber auch in der Politik und den Medien, die gerne (und häufig unberechtigterweise, weil selbst so unmoralisch)
moralische Kriterien anwenden. Das Problem aber ist: was ist Gut und was ist Böse? Angesichts der globalen…mehrDie Ökonomie nach gut und böse klassifizieren? Warum nicht, wenn auch an vielen anderen Stellen in der Gesellschaft das Gute und das Böse Konjunktur haben, in der Kirche sowieso, aber auch in der Politik und den Medien, die gerne (und häufig unberechtigterweise, weil selbst so unmoralisch) moralische Kriterien anwenden. Das Problem aber ist: was ist Gut und was ist Böse? Angesichts der globalen Verwirrung, die so oft das Böse für das Gute, und das Gute für das Böse ausgibt, ist diese Frage von grundsätzlicher Bedeutung.
Was also ist gut? Wenn ich Sedlácek richtig verstanden habe: gut ist eine beseelte, sittliche und genügsame, sich selbst mäßigende Ökonomie, die weitgehend frei von Gier, zurückhaltend wächst oder schrumpft(?), vor allem aber, die Mythen der ökonomischen Vorzeit berücksichtigt, wenn nicht sogar inkorporiert.
Sedlácek versäumt, seine beseelte Ökonomie zu konkretisieren. Insoweit bleibt er weit hinter den Konzepten der Postwachstums-Apologeten zurück, die immerhin Wege aufzeigen, wie sich auch mit Nichtwachstum („acroissance“) wirtschaften lässt. Auch gelingt es ihm nicht, mit der Mathematisierung der Ökonomie ins Reine zu kommen. Er hat Recht, wenn er die Überbetonung der technischen Seite in den mathematischen Wirtschaftsmodellen kritisiert, ihm fehlt die ökonomische „Seele“ oder um mit den von ihm gewählten Begriffen zu sprechen, die „animal spirits“. Recht hat er auch, wenn er Modelle fordert, die auch die anderen Disziplinen, wie etwa die Soziologie und Philosophie, stärker berücksichtigen. Er sieht aber offenbar nicht, was die moderneren Modelle leisten, die Ökonomie als komplexes System behandeln: 1) Die Verabschiedung der Gleichgewichts-Wirtschaft; 2) die Modellierung statistisch-dynamisch-zufälliger Strukturen, die das ökonomische Leben antreiben.
Das Buch leidet unter einer eher schwerfälligen und ungeschickten Erzählweise und zahllosen Wiederholungen, die das Ganze unnötig aufblähen. Und leider gelingt es Sedlácek nicht, so mein Eindruck, der Kategorien von gut und böse im ökonomischen Kontext habhaft zu werden. Wie bei so vielen Büchern, verspricht der Titel weit mehr, als er einzulösen imstande ist. Ich kann dieses Buch nicht zum Kauf empfehlen, auch wenn das Geld dafür vorhanden sein sollte.