Stalins Terror
Durch den Ukraine-Krieg hat dieses drei Jahre alte Buch an Aktualität gewonnen. Es beschreibt die Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert. Nach einer kurzen Phase der Unabhängigkeit im Ersten Weltkrieg wird das Land Teil der Sowjetunion. Dort gab es zunächst eine Zeit, in der
selbst in der Schule Ukrainisch gesprochen wurde.
Doch zunächst wurde die Intelligenz verfolgt,…mehrStalins Terror
Durch den Ukraine-Krieg hat dieses drei Jahre alte Buch an Aktualität gewonnen. Es beschreibt die Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert. Nach einer kurzen Phase der Unabhängigkeit im Ersten Weltkrieg wird das Land Teil der Sowjetunion. Dort gab es zunächst eine Zeit, in der selbst in der Schule Ukrainisch gesprochen wurde.
Doch zunächst wurde die Intelligenz verfolgt, dann die reiche Bauern, „Kulaken“ genannt“, gejagt. Dank der Schwarzböden versprechen die ukrainischen Felder die beste Ernte, doch reiche Bauern sind im Kommunismus unerwünscht. Schon Anfang der 20er Jahre wurde versucht sie in Kolchosen einzugliedern. Doch der Erfolg dieser Maßnahme waren nur sinkende Ernteerträge. Lenin begann Ende der 20 Jahre mit einer neuen Wirtschaftsordnung, die Stalin solange fortsetzte, bis er seine innerparteilichen Gegner besiegt hatte.
Dann schickte er 15.000 Anhänger auf das Land, die den Kulaken die Ernte wegnahmen, ja sogar das Saatgut mitnahmen. Die unabhängigen Bauern sollten Teil einer Kolchose werden.
1932 begann eine Hungersnot ohne Vorbild. Um zu überleben, aßen die Bauern Katzen und Hunde, ja selbst Beispiele von Kannibalismus werden im Buch ausführlich behandelt. Die Beispiele sind so extrem, dass sie selbst beim Lesen nur schwer erträglich sind. Manche Eltern fressen regelrecht ihre Kinder, andere Eltern tun alles, damit die Kinder von der Hungersnot erzählen. Acht Millionen Menschen starben oder wurde nicht geboren. Viele überlebten nur, weil sie eine Kuh für die tägliche Milch behalten durften.
Die Kommunisten versuchten nämlich, diese Hungersnot geheimzuhalten. Wie Putin das Wort „Krieg“ verbietet, war es verboten, von Hungersnot zu sprechen. Kluge Diplomaten, wie vor allem der italienische Botschafter und andere, die das Land besuchten, bekamen den Terror dennoch mit. Glaubhafter erschien im Westen aber der Journalist der New York Times, der sich ans Regime heranschleimte, mit Stalin Interviews durchführte und wie Moskau es wünschte, nur von „Lebensmittelengpässen“ sprach.
Die Frage, ob man von einem Völkermord sprechen kann, hat mich weniger interessiert. Während die Russen in Moskau von der Hungersnot nur wenig mitbekamen, waren neben der Ukraine auch der Nordkaukasus und Gebiete an der Wolga betroffen. Und während die Bauern hungerten, bekamen die Industriearbeiter in den Städten dank Zuteilungen des Staates davon wenig mit.
Dieses Buch ist ein Dokument über ein Ereignis, das mir zuvor unbekannt war. 5 Sterne