Die Kultiviererin und der Geiselprinz
Cover & Klappentext
Das Cover ist sehr ausdrucksstark und hat mich trotz der Zeichnung, die die Optik vorgibt, in seinen Bann gezogen.
Der Klappentext hat mich ebenso angesprochen, sodass ich unmöglich widerstehen konnte, das Buch zu lesen.
Meinung
Li
Susu, Tochter des Oberhaupts der Hengyang-Schule, wird 500 Jahre in die Zeit zurückgeschickt, um…mehrDie Kultiviererin und der Geiselprinz
Cover & Klappentext
Das Cover ist sehr ausdrucksstark und hat mich trotz der Zeichnung, die die Optik vorgibt, in seinen Bann gezogen.
Der Klappentext hat mich ebenso angesprochen, sodass ich unmöglich widerstehen konnte, das Buch zu lesen.
Meinung
Li Susu, Tochter des Oberhaupts der Hengyang-Schule, wird 500 Jahre in die Zeit zurückgeschickt, um Tantai Jin daran zu hindern, zum Dämonengott aufzusteigen, der die Welt zu unterwerfen droht. Dort angekommen, schlüpft sie in den Körper der niederträchtigen Ye Xiwu, Tochter eines mächtigen Generals, ohne zu ahnen, dass sie mit Tantai Jin verheiratet ist, der in dieser Zeit ein Prinz des Nachbarreiches Zhou ist und als Geisel am Königshof lebt.
Ihr Entschluss, Tantai Jin zu bezwingen, gerät ins Wanken, als Susu erkennt, wie sehr dem Prinzen mitgespielt wird, welche Niederträchtigkeiten er ertragen muss. War er überhaupt dazu bestimmt, zum Dämonengott zu werden, oder haben die äußeren Umstände ihn dazu gezwungen?
Dank der übergeordneten Erzählweise schlüpft der Leser in verschiedene Rollen, wobei Susu klar im Fokus steht.
Der Einstieg ist mir zugegebenermaßen nicht leichtgefallen, denn man wird mit unglaublich vielen Charakteren konfrontiert, die trotz des Glossars am Ende des Buches, anfangs nur schwer zuzuordnen waren. Dazu kommen Begriffe, die man immer wieder nachschlagen muss/kann, was den Lesefluss permanent unterbricht.
Kurzum, die Geschichte ist schon aufgrund dessen anspruchsvoll.
Dazu kommt ein teilweise unausgewogener Schreibstil, der von geschmeidig bis ungeschickt schwankt. Leider weiß ich nicht, ob es an der Übersetzung lag. Nichtsdestotrotz führte es oftmals dazu, dass ich einige Sätze mehrfach lesen musste, um sie zu verstehen.
Im weiteren Verlauf werden diese Aussetzer besser und man erkennt, wie passend der Schreibstil für den Inhalt der Story ist.
Die Autorin neigt phasenweise zu übermäßig vielen Füllwörtern, andernorts beschränkt sie sich auf klare Satzstrukturen. Ob gewollt oder nicht kann ich nicht beurteilen, aber es hat mich neugierig gemacht.
Der Handlung selbst liegt eine tolle Idee zugrunde. Nachdem ich mich in dem Geschehen zurechtfand, konnte ich mich auch darauf konzentrieren. Zwar hatte ich des Öfteren den Eindruck, dass das eigentliche Ziel aus den Augen verloren wurde, aber dem war nicht so. Es gibt nur immer wieder Nebenpfade, die beschritten wurden, um die Handlung voranzubringen. Dabei gingen leider die anfangs noch erwähnten Unterschiede in dem Verhalten von Ye Xiwu und Li Susu komplett unter. Gerade Tantai Jin, der erst im Verlauf etwas Potenzial entfaltet, nimmt es so hin, was mich verwundert hat. Auch Li Susu hält sich mit der Zeit nicht mehr zurück und offenbart mehr Wissen über Tantai Jin, als sie eigentlich haben dürfte.
Während Susu wirklich eine vereinnahmende Persönlichkeit besitzt, die ein gutes Herz und einen reinen Kern besitzt, stellt Tantai Jin den absoluten Gegenpart dar. Er mag das Böse in sich tragen, das heißt aber nicht, dass er wirklich dazu bestimmt ist, so zu werden. Leider wurde er sein gesamtes Leben über gedemütigt und gequält, was er alles klaglos über sich hat ergehen lassen. Das nötigt mir Respekt ab. Ich für meinen Teil habe ihm, zumindest zeitweise, Verständnis entgegengebracht, was mit einem solchen Charakter beinahe unmöglich ist. Das ist der Autorin großartig gelungen.
Das Tempo wirkte auf mich während des ersten Bandes überwiegend gemächlich. Nur selten wurde es etwas angezogen, um spannende Szenen zu unterstützen. Aber für diese Geschichte passt es. Das Risiko, sonst den Anschluss zu verlieren, wäre womöglich andernfalls zu groß.
Viele ausformulierte Szenen bringen eine enorme Tiefe mit, die mich allerdings weniger berührte, weil ich das Buch überwiegend sehr anstrengend fand. Das ist schade, denn das Ende hat mich fast für alles entschädigt und sorgt nun dafür, dass ich die Fortsetzung nicht erwarten kann.
Fazit
So schwer ich mich mit der Bewertung getan habe, so schwer fällt mir auch das Fazit. Unmittelbar nach einer Story ist das Ende am präsentesten, und das hat mir wirklich gefallen. Doch ich darf den Anfang sowie den Mittelteil nicht vergessen.
Hier treffen beinahe unübersichtlich viele Charaktere, verwoben in einer komplizierten Geschichte mit einem nicht immer geschmeidigen Schreibstil, auf zwei grandiose Hauptprotagonisten, deren Hintergründe viel Tiefgang beinhalten.
Obwohl das Buch in meinen Augen einige Schwächen mitbringt, haftet ihm etwas an, was mich noch eine Weile beschäftigen wird, daher vergebe ich drei von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.