Wenn die Tage kürzer werden und das Wetter grau und ungemütlich ist, dann gibt es nichts Schöneres, als es sich im Warmen behaglich zu machen und sich bezaubern zu lassen - von den allerschönsten Geschichten, Liedern und Gedichten, die vom Herbst, von Weihnachten und dem Winter erzählen. Altes und Neues, Lustiges und Besinnliches von berühmten und weniger bekannten Autoren wie Elisabeth Borchers, Italo Calvino, den Brüdern Grimm, Rilke und Goethe, Jürg Schubiger, Christian Morgenstern und vielen anderen.
Rotraut Susanne Berners rundum schönes Winter-Weihnachtsbuch
Es gibt zu viele Weihnachtsanthologien für Kinder. Noch dazu sind sie meistens nicht gut. Entweder sind sie zu ältlich, mit langweiligen Kupferstichbildern, Liedern, die keiner mehr kennt, und Geschichten mit zu vielen Wörtern. Oder sie sind zu neumodisch, dann fehlt die dritte Strophe von "O Tannenbaum", oder, noch schlimmer, die Weihnachtsgeschichte, wie sie in Luthers Übersetzung in der Bibel steht.
Und nun die gute Nachricht: Rotraut Susanne Berner hat jetzt auch eine Winter- und Weihnachtsanthologie gemacht, eine, die in jeder Hinsicht genau richtig ist. In Tannengrün, Apfelrot, Himmelblau und Schneeweiß kommt sie daher, winterfrisch und heimelig. Natürlich ist Weihnachten ein wichtiges Thema, aber gültig ist das Buch den ganzen Winter über, von November bis Februar. Entsprechend den neuen Bräuchen im Kinderalltag ist auch Halloween in die winterliche Ereigniskette aufgenommen, mit dem berühmten "Trick or Treat"-Reim und Edgar Allan Poes gruseligem "Raben Nimmermehr".
Die Auswahl ist entschieden traditionell, aber in Abstufungen. Von den Liedern sind nur die guten alten vertreten, mit sämtlichen Strophen, Noten in singbarer Lage und Gitarrengriffen. Die Gedichte sind teils altvertraut - von Morgenstern, Heine, Storm -, teils zeitgenössisch, aber nicht ganz neu - ungefähr die Guggenmos-Generation. Die Geschichten schließlich sind seltsam und selten, es sind Lieblingsgeschichten. Nie hätten wir von Jan Skácels lebenslanger Sehnsucht nach einer Harfe erfahren ohne dieses Buch. Und Jürg Schubigers kleine Poesie-Texte, sonst manchmal allzu verrätselt, wenn man mehrere hintereinander liest, - hier, einzeln eingestreut, geben sie dem ganzen Buch eine verträumte Note.
Man kennt Rotraut Susanne Berners Bilder inzwischen fast so gut wie die bunte Bauklotzsammlung im Kinderzimmer; sie gehören einfach dazu. In diesem Fall holen sie all die schönen, gediegenen Verse und Geschichten mühelos in die Gegenwart.
MONIKA OSBERGHAUS.
Rotraut Susanne Berner: "Apfel, Nuss und Schneeballschlacht". Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2001. 144 S., geb., 39,90 DM. Für jedes Alter.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensentin Elisabeth von Thadden hat genug von all jenen, die "Weihnachten kurzen Prozess" machen. Umso mehr freut sie sich über das neue Hörbuch der "unerreichten" Rotraut Susanne Berner, die genug "Geduld" hat, um die Vorfreude im Advent "Woche für Woche" zu steigern und das Fest zum richtigen Zeitpunkt "ausklingen" zu lassen. Die Sammlung, die Gedichte von Rilke, Eichendorff und Goethe ebenso umfasst wie Volkslieder, Märchen und Balladen, führe den Leser langsam durch die dunkle Jahreszeit, bis man dem "Winder ade" sagen könne. Eine "gut ökumenische" Mischung sei hier entstanden, gesprochen und gesungen von "namhaften" Interpreten. Ein Hörbuch mit Klassischem, aber auch Vergessenem zur Weihnachtszeit, "reine Kunst" und somit ein Geschenk, das man dann doch "rechtzeitig" anschaffen sollte, empfiehlt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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