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Grazia Deledda
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Marianna Sirca
Gebundenes Buch
Marianna Sirca ist die Geschichte einer Frau, die mehr als den Ton angeben möchte: die in jeder Hinsicht über sich selbst bestimmen will. Und über die Folgen, die dieses Machtansinnen hat. Denn, Schutzpatronin und zerstörerische Kraft, die sie zugleich ist, greift sie damit nach den Sternen. Der Ort ihrer Geschichte ist die Barbagia, die von Hirten bevölkerte Hochebene im Südosten Sardiniens, mit ihren Steineichen, immergrünen Korkeichenwäldern und Weinbergen. Marianna, ohne Mutter aufgewachsen, wird noch als Kind vom Vater in den Haushalt des Onkels, eines steinreichen Priesters, abgeschoben, dem sie erst dienen und den sie dann bis zu seinem Tod pflegen muss. Nun, mit knapp dreißig Jahren, erbt sie sein Vermögen. Sie ist wirtschaftlich unabhängig und will ihr eigenes Glück, ihre Liebe finden. Ihr Herz fliegt ausgerechnet Simone Sole zu, einem jungen Banditen, und so brechen bald alle Dämme. Nicht die Gesellschaft ist es, die dieser Liebe entgegensteht: Es ist Marianna selbst, die aus ihrer Liebe einen sittlichen Hochaltar macht. Es genügt ihr nicht, ihn, den sie mit Haut und Haar will, des Nachts in ihr Haus eingelassen zu haben, nein, sie will ihn heiraten, mit dem Segen eines Pfarrers. Simone will sie zwar auch, doch was sie von ihm verlangt, ist für ihn letztlich nicht einzulösen. Das Pfand ist seine Freiheit: Simone soll sich der Justiz stellen ... In Marianna Sirca obliegt es der gewaltigen Schönheit der sardischen Natur, die Seelenlandschaft der Figuren widerzuspiegeln. Wie ein roter Faden zieht sich der Eros als gesellschaftlich-revolutionäre Kraft durch das Werk und führt mittenhinein in die Debatte um Geschlechteridentitäten. Der siebte Band in der Reihe PERLEN- Bedeutende italienische Schriftstellerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts, herausgegeben von Klaudia Ruschkowski.…mehr
24,00 €
Schilfrohr im Winde (eBook, ePUB)
eBook, ePUB
Auf der abgeschiedenen Insel der Granatapfelbäume und der wilden Kaktusfeigen siedelt die Erzählerin ihr archaisch anmutendes Drama um Schuld und Sühne an. Wie Schilf im Wind finden sich die Insel-Menschen vom Schicksal erfasst, geknickt, zu Boden gedrückt und zuweilen wieder aufgerichtet.…mehr
1,99 €

Grazia Deledda
Grazia Deledda (* Nuoro 1875, † Rom 1936) hat sich selten öffentlich geäußert. Selbst ihre Rede anlässlich des erst 1927 verliehenen Nobelpreises für Literatur 1926 war eine der kürzesten, die je in Stockholm gehalten wurden. Deledda spricht durch ihr Werk. Obwohl ihre offizielle Schulbildung auf vier Jahre beschränkt blieb, veröffentlichte sie bereits 1887 ihre erste Kurzgeschichte: "Sardisches Blut". Die besten Erzählungen über das Leben auf ihrer Heimatinsel schrieb Grazia Deledda allerdings, nachdem sie geheiratet hatte und nach Rom übergesiedelt war. Immer wieder erkundet sie in ihren Werken die Natur menschlichen Leidens und moralischer Dilemmata. Ihre wohl tiefgründigste Tragödie "Asche" wurde 1916 von Febo Mari verfilmt.Kundenbewertungen
Schilf im Wind
Wahrscheinlich wissen nur eingefleischte Literatur-Liebhaber, dass Grazia Deledda (18171-1936) 1926 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Nach Selma Lagerlöf (1909) war es erst der zweite Literaturnobelpreis für eine Frau. Zum 150. Geburtstag der italienischen Schriftstellerin hat der Manesse Verlag ihren bekanntesten Roman „Schilf im Wind“ aus dem Jahr 1913 neu aufgelegt. Für dieses Werk erhielt Deledda die Auszeichnung.
Der Roman spielt auf Sardinien, der Heimatinsel von Deledda, im frühen 20. Jahrhundert. Drei adlige Schwestern (Ruth, Esther und Noemi Pintor) bewohnen ein ehemals großes, aber heruntergekommenes Landgut in einer entlegenen Gegend. Das Land ist karg und die Böden geben nicht viel her. Trister Alltag bestimmt das Leben. Allein der Knecht Efix bewirtschaftet das Landgut - so gut es geht. Eine große Schuld aus früheren Jahren bindet den dienstbaren Geist an das Schicksal der Schwestern. Einen Lohn hat Efix schon lange nicht mehr erhalten, aber er fügt sich geduldig in sein Schicksal.
Nach der Ankunft des jungen Don Giacinto, Sohn der vierten, ältesten der Pintor-Schwestern, die vor vielen Jahren unter dramatischen Umständen von der Insel geflohen war, ruhen alle Hoffnungen auf ihm. Doch der junge Hoffnungsträger kann nicht mit Geld umgehen und so kehrt bald Ernüchterung ein. Wie Schilf im Wind ertragen alle ihr Schicksal. Der Roman ist ein archaisches Drama um Schuld und Sühne, das von Deledda jedoch in einem eher ruhigen Erzählton geschildert wird. Beschreibungen der Landschaft, der Traditionen und Bräuche tragen ihren Teil dazu bei.
Der Roman liegt in einer schön gestalteten Neuausgabe und Übersetzung von Bruno Goetz vor. In seinem Nachwort beleuchtet der Schweizer Romanist und Journalist Federico Hindermann kurz Leben und Werk der Schriftstellerin.
Schilf im Wind
Bewertung von Circlestonesbooks.blog am 23.05.2021
Ein klassischer Sardinien-Roman
„Und mit einem Mal hatte Efix das Gefühl, dass seine unglückseligen Herrinnen endlich eine Stütze, einen Beschützer gefunden hatten, der mehr wert war als er selbst.“ (Zitat Seite 229)
Inhalt
Schon zu Lebzeiten ist der despotische Vater von Donna Ester, Donna Ruth und Donna Noemi gezwungen, nach und nach seine umfangreichen Ländereien zu verkaufen. Nach seinem Tod leben die unverheirateten Schwestern in ihrem längst restaurierungsbedürftigen Haus von dem Ertrag des einzigen sich noch in ihrem Besitz befindlichen kleinen Landgutes, das seit vielen Jahren von ihrem alten Knecht Efix bewirtschaftet wird. Als der Neffe Don Giacinto, der Sohn ihrer verstorbenen Schwester Lia, die einst aus dem strengen Vaterhaus geflüchtet war, seinen Besuch ankündigt, hat Efix große Hoffnung, dass sich nun alles zum Besseren wenden und der Neffe sich in Zukunft um seine Tanten kümmern wird. Doch so wie der Wind die Schilfrohre zu brechen versucht, bringt das Schicksal Ereignisse, denen sich Ester, Ruth, Noemi und auch Efix stellen müssen.
Thema und Genre
Dieser Roman, erschienen 1913, handelt von Schicksal, Schuld, Buße, Liebe, der Gesellschaftsstruktur auf der traditionsverhafteten Insel Sardinien am Beginn des 20. Jahrhunderts, Religion, Mythen, Aberglaube, und dem einfachen Leben in der herben, kargen Landschaft Sardiniens.
Charaktere
Efix lebt ein sehr genügsames Leben umgeben von der Natur seiner Heimat. Seinen langjährigen Dienst für die Schwestern Pintor sieht er als Sühne und selbst auferlegte Strafe für eine tief in der Vergangenheit liegende Schuld. Giacinto, der Neffe der Damen Pintor, ist ein junger Mann mit guten Vorsätzen, doch labil und korrumpierbar. Die einzelnen Figuren dieses Romans sind klar und naturalistisch geschildert und zeigen ein authentisches Gesellschaftsbild auf dieser in sich abgeschlossenen, fest in den alten Traditionen verankerten Insel am Beginn des 20. Jahrhunderts.
Handlung und Schreibstil
Es werden die Ereignisse im Leben der Damen Pintor und ihres treuen Knechts Efix in der Gegenwart, also zu Beginn des 20. Jahrhunderts, geschildert. Erklärende Rückblenden ergänzen die aktuelle Handlung, die aus dem personalen Blickpunkt von Efix geschildert wird. Die Beschreibung der Denkweise und Gefühle der einzelnen Charaktere, der unterschiedlichen Konflikte, erinnert in ihrem sprachlichen Überschwang an die Rührstücke, die im deutschen Sprachraum zu Beginn des 19. Jahrhunderts, also hundert Jahre früher, entstanden sind. Interessant machen diesen Roman die vielschichtigen Einblicke in das damalige Leben auf Sardinien, die Armut, die einfachen Lebensumstände, die Situation der Frauen, den Niedergang des Landadels verbunden mit dem Verlust der Güter, der Aufstieg der Kaufleute. Sehr treffend beschrieben ist auch die Geisteshaltung der Menschen zwischen der strengen katholischen Gläubigkeit mit vielen religiösen Festen und Pilgerfahrten, doch gleichzeitig tief in der alten Magie und dem Aberglauben verwurzelt, mit Kobolden und Geisterwesen. Zahlreiche Anmerkungen von Jochen Reichel erleichtern das Verständnis der einzelnen Begriffe. Dennoch zeigt auch die überarbeitete, sehr genaue Übersetzung meiner Meinung nach einige Schwachstellen, man hätte die damals typischen Bezeichnungen in der italienischen Originalform belassen sollen. Das älteren Menschen gegenüber als Zeichen des Respekts verwendete „Zio“ und „Zia“ ist keine verwandtschaftliche Bezeichnung und die Übersetzung mit „Onkel“ und „Tante“ mag in den vielen Fällen, wo es zum Beispiel nicht tatsächlich um die Tanten von Giacinto geht, verwirrend sein (ich habe beide Fassungen gelesen, die italienische und die deutsche).
Fazit
Ein interessantes Gesamtbild des Lebens auf der zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch immer abgeschiedenen und den eigenen Regeln folgenden Insel Sardinien. Besonders beeindruckend an diesem Roman der sardischen Nobelpreisträgerin sind vor allem die poetischen, einprägsamen Schilderungen der Na