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Piecewartenoch

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2025
Ab ins Bett, Winnifrett!
Sabbag, Britta

Ab ins Bett, Winnifrett!


ausgezeichnet

Winnifrett fällt es schwer abends ins Bett zu gehen. Ganz zum Missfallen von Mama und Papa Frettchen, die Winni lieber im Bettchen wissen wollen als durchs ganze Haus turnend. Ob Winni doch noch im Bett landet und endlich einschläft?
Mit „Ab ins Bett, Winifrett!“ haben Britta Sabbag und Anka Schwelgin ein Vorlesebuch geschaffen, das etwas thematisiert, bei dem viele Eltern aufseufzen und sagen werden: Das kenn‘ ich nur allzu gut. Nämlich, was tun, wenn es Bettgehzeit ist, das Kind dies aber anders sieht. Somit können sich sowohl Eltern als auch Kinder in diesem Buch wiederfinden und gemeinsam entdecken, wie es der Familie Frettchen mit dieser Situation geht. Dabei wird man begleitet von der wunderschönen, zuckersüßen Gestaltung von Anka Schwelgin, die mit ihren Zeichnungen die Geschichte passend illustriert und zum Staunen einlädt. Denn die Bilder sind wundervoll koloriert und reich an Details, sodass es sich lohnt, das Buch wieder und wieder anzuschauen. Aber auch beim Text ist ein Wiederzurhandnehmen lohnenswert, denn zum einen sorgen die Reime für viel Spaß, zum anderen gibt es mit den kleinen Fragen auf jeder Seite ein interaktives Element für die Zuhörer:innen, sich intensiver mit dem Buch auseinanderzusetzen und die Aufmerksamkeit auf dessen Inhalt zu verlagern, nicht auf das Spielzeug, das erst wieder am nächsten Tag in Aktion treten darf.
Somit gelingt hoffentlich dann nicht nur bei Winnifrett das Einschlafen besser, sondern auch bei seinen kleinen Freunden, die seiner Geschichte gelauscht haben. Eine wirklich tolle Buchidee mit einer gelungenen Umsetzung.

Bewertung vom 02.02.2025
What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1
Ibañez, Isabel

What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1


ausgezeichnet

Inez ist behütet in Argentinien bei ihrer Tante aufgewachsen, während ihre Eltern in Ägypten ihrer Leidenschaft der Archäologie nachgehen. Immerzu träumt sie davon mit ihrer Familie mitreisen zu können, doch erwartet sie nicht unter welchen Umständen sie diese Reise tatsächlich antreten wird. Denn ihre Eltern sollen in der Wüste verschwunden, wenn nicht sogar verunglückt sein. Inez ist fest entschlossen den rätselhaften Umständen auf den Grund zu gehen.
„What the River knows“ von Isabel Ibanez hat mich unheimlich überrascht. Natürlich hatte ich bereits vermutet, dass es aufgrund des zeitlichen, sowie örtlichen Settings genau meinen Geschmack treffen wird. Aber leider hatte ich nicht immer so viel Glück mit auf Social Media gehypten Buchtiteln. Für mich steht nach der Lektüre dieses Jugendbuchschatzes nun jedoch fest: Diese Geschichte hat alle und noch mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung verdient, und dafür gibt es mehrere Gründe.
Zunächst einmal möchte ich betonen, dass man schon merkt, dass es sich um ein Jugendbuch handelt, auch wenn immer mal wieder Grauzonen vorkommen. Daher ist „What the River knows“ in manchen Aspekten nicht sonderlich komplex oder ausführlich. Jedoch finde ich es bemerkens- und lobenswert, wie viele und welche Themen Ibanez in ihr Werk miteinbaut. Zum einen ist es großartig, dass auf das Thema Raubkunst und Kunstraub – in diesem Fall besonders im Kontext von Ägypten – aufmerksam gemacht und eine breite Öffentlichkeit zum Nachdenken angeregt wird. Zum anderen ist mit Ägypten und der Archäologie im 19. Jahrhundert ein spannendes Grundsetting gewählt wurden, dass mal ab von den beliebteren Themen wie zum Beispiel Griechischer Mythologie liegt. So lädt uns die Autorin ein, uns für ein wunderschönes, fremdes Land zu begeistern, das noch voller Geheimnisse und ungeklärter Fragen steckt. Die noch bis heute andauernde Nebulösität Ägyptens überträgt Ibanez auf ihre Geschichte und lässt uns in ein Abenteuer mit einer mutigen Protagonistin eintauchen. Dabei spricht sie auch Themen wie Trauer und Entfremdung an, sowie weitere zwischenmenschliche Gefühle, die in meinen Augen authentisch dargestellt wurden. So gelingt es, sich schnell mit Inez und Whit zu identifizieren und mit ihnen mitzufiebern. Apropos, die Liebesgeschichte weiß auch zu überzeugen. Anfangs empfand ich es als etwas gewöhnungsbedürftig, dass die Dialoge zwischen den beiden schnell hitzig wurden und in der nächsten Sekunde sie wieder nett miteinander gesprochen und sich geneckt haben. Aber mit der Zeit genoss ich die Anziehung zwischen ihnen mehr und mehr. Sodass ich insbesondere im letzten Drittel fast schon Herzweh bekommen haben bei jedem gemeinsamen Moment. Aber nicht nur bei der Liebesgeschichte wird es spannender und spannender: Es gibt viele Rätsel und Geheimnisse, die es zu lüften gilt. Und die Handlung spitzt sich am Ende noch einmal richtig zu. Doch auch vorher gibt es etliche Wendungen, die mir das Gefühl gaben in einer mich durchschüttelnden Achterbahn zu sitzen.
Begleitet werden wir dabei von einem äußerst angenehmen Schreibstil der Autorin, sowie einer (an den richtigen Stellen) sehr humorvollen, aber auf jeden Fall sympathischen Erzählstimme. Jedoch, und hier liegt mein größter Kritikpunkt am Buch, hat mir ein besseres beschreibendes Erzählen gefehlt. Meiner Meinung nach stachen für mich die Beschreibungen der Umgebung nicht heraus – auf der Nilfahrt und an der Ausgrabungsstätte fiel es mir sehr schwer, mir diese vorzustellen. Ich brachte einfach meinen oberflächlichen visuellen Eindruck Ägyptens ins Kopfkino ein und der bestand eben nun einmal aus Wüste, und wenn es sich um eine Insel im Fluss handelt, denke ich wiederum an viel Vegetation (was anscheinend nicht der Fall ist bei Philae). Was ich zumindest versuche zu erklären, ist, dass wenn mir die Autorin nicht genügen Beschreibungen der Landschaften gibt, dann bastele ich mir zwangsläufig meine eigene Vorstellung zusammen. Zum Glück hatte ich, vom Buch angeregt, mir ein paar Dokumentationen zu Ägypten angeschaut, und nun weiß ich, wie schön und vielfältig die Landschaft des Landes am Nil entlang ist. Das hat sich leider nur begrenzt im Buch widergespiegelt.
Nichtsdestotrotz bin ich absolut begeistert von „What the River knows“. Insbesondere der Cliffhanger am Ende ist unheimlich mies und ich kann es kaum erwarten, zu erfahren wie die Geschichte rund um Inez weitergeht und welche gefährlichen Abenteuer vor ihr stehen.

Bewertung vom 01.02.2025
Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe
Hazelwood, Ali

Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe


ausgezeichnet

Olive liebt nichts mehr als die Wissenschaft: Als Biologie-Doktorandin möchte sie viel erreichen. Doch dann kommt ihr ihre beste Freundin in die Quere – besser, Olive möchte nicht in der Quere stehen, als sie hört, dass diese sich unsicher ist, mit Olives Ex auszugehen. Daher küsst sie prompt einen anderen Doktor in der Uni, um ihrer Freundin zu beweisen, dass sie nichts mehr am Vergangenen hält und weitergezogen ist. Nämlich in die Arme von Adam Carlsen, dem Tyrannen des Labors. Oh, oh…
Für mich ist „The Love Hypothesis” von Ali Hazelwood das Sommerbuch schlechthin. Ali Hazelwood weiß genau, wie sie mit ihrem unheimlich humorvollen Schreibstil gute Laune verbreiten kann, ohne dabei eine emotionale, etwas tiefergehende Note vermissen zu lassen. Ich konnte mich vor lauter Kichern und Füße kicken kaum halten. Es ist einfach eine zuckersüße Liebesgeschichte, die nur ein bisschen Spice beinhaltet. Die Figuren sind dabei super liebenswert. Besonders mit Olive kann man gut mitfiebern. Aber auch von den Nebenfiguren war ich beeindruckt, denn oft sind in Liebesromanen die besten Freunde der Protagonistin einfach nur blasse Figuren, bei denen man schon aus drei Meilen Entfernung das ‚Mittel zum Zweck‘ riechen kann. Doch hier nicht, im Gegenteil: Sie haben sich lebendig und wie eigenständige Figuren angefühlt, die mir ebenfalls schnell ans Herz gewachsen sind. Und zu Adam Carlsen brauche ich wohl kaum etwas sagen, denn eigentlich bin ich bereits ohnmächtig und träume davon, von seinen Armen aufgefangen zu werden. Okay, das klingt jetzt schon sehr nach Fanfiction, aber es passt doch ganz gut: Denn „The Love Hypothesis“ ist schließlich eine Reylo-Fanfiction – und boy, oh, boy. Ich war nie ein Star Wars Fan, habe nie einen Film gesehen. Aber ich danke Ali Hazelwood dafür, dass ich durch sie das Reylo-Shipping entdeckt habe. Nun aber genug mit der Lobhudelei, denn etwas, was ich aus spoilertechnischen Gründen nicht sagen werde, hat mich zum Ende hin etwas geärgert, weil ich davon kein Fan bin – nur um es etwas anzudeuten, es hat mit dem Verliebungsprozess von Adam zu tun.
Ich liebe dieses Buch aber trotzdem (auch wenn mir dieser Wehrmutstropfen immer einen Stich versetzt) und empfehle es sowas von weiter, bin aber nicht der Meinung, dass absolut alle dieses Buch gelesen haben müssen. Alle sollen nur das lesen, worauf sie Lust haben :)

Bewertung vom 12.01.2025
Degrees of Engagement
Hennessy, Jennifer

Degrees of Engagement


gut

Bianca hat nach fünf langen Jahren endlich ihre Dissertation hinter sich und kann sich wohlverdient Doktor nennen. Das muss gefeiert werden. Doch leider kommen weder Freunde noch Familie zu ihrer Party. Um ihnen für ihr Fehlen einen Streich zu spielen, täuscht sie zusammen mit Xavier, einem Kollegen, vor, verlobt zu sein. Nur, dass da vielleicht mehr lauert als ein lockerer Flirt.
„Degrees of Engagement“ ist eine locker leichte Liebesromanze, die sich dank des einfachen, angenehmen Schreibstils der Autorin Jennifer Hennessy gut und flott lesen lässt. Nur leider konnte mich das Buch nicht komplett überzeugen. Aber erst einmal zu den positiven Aspekten: Thematisch hat die Geschichte viel Potenzial. Ich finde es spannend, dass beide Hauptfiguren einen akademischen Hintergrund haben und gerade an der Schwelle eines neuen Lebensabschnitts stehen, auch welche Studienfächer die Figuren belegt hatten und wofür sie brennen, z.B. Xavier für die Rückführung von Raubkunst – für mich als angehende Kunsthistorikerin besonders interessant. Nur leider wird darauf, wie auch auf die gesamte Figur des Love Interests kaum eingegangen. Wir lernen ihn viel zu wenig kennen, sodass ich nicht wirklich Sympathien für ihn entwickeln konnte. Das ist bei einer Geschichte, die sich auf die Liebesgeschichte zwischen zwei Figuren stützt, besonders schlecht. Nur gut, dass ich Bianca wesentlich besser finde. In ihre Gefühlswelt einzutauchen, fiel mir direkt von Beginn an unheimlich leicht – vielleicht weil mir Situationen, in denen meine Leistungen nicht wertgeschätzt oder überhaupt zur Kenntnis genommen werden, nur allzu bekannt sind. Ich würde mal meinen, dass die Autorin Menschen wie mich ansprechen wollte. Das funktioniert eben bis zu einem gewissen Grad, aber leider ist die Liebesgeschichte doch etwas schnell erzählt und vor allem schwer nachvollziehbar, da wir nicht Teil des Verliebungsprozesses sind. Stattdessen herrscht bereits seit vielen Jahren eine Anziehung auf beiden Seiten, ohne dass die jeweils andere davon wüsste. Aber statt Slow Burn, bei dem die Figuren sich langsam näherkommen und erst viel später in der Geschichte ihre wahren Gefühle offenbaren, wird hier nicht lange gefackelt und ziemlich schnell kundgetan, wie attraktiv sie sich finden. Am besten gefallen mir die Szenen, in denen der Trope Fake Dating bzw. in diesem Fall Fake Verlobung auch mal zum Tragen kommt, nämlich wenn Bianca mit Freunden und Familie konfrontiert ist. Das sind die starken, emotionalen Szenen, die mich packen konnten. Nur leider kommt das nicht allzu oft vor bzw. wenn, dann immer nur sehr kurz und nicht sonderlich ausführlich. Ich bin insgesamt sehr zwiegespalten: Zum einen ist das Buch nicht herausragen besonders auf die Liebesgeschichte bezogen, zum anderen wollte ich immer weiterlesen und konnte mich kaum losreißen. Besonders zum Ende hin hat es noch einmal seine Momente und auf den letzten Seiten hätte ich mir fast gewünscht, dass es nicht zu Ende sein soll. Letztendlich ist es ein netter Liebesroman für Zwischendurch, den man lesen kann. Wenn nicht, verpasst man aber auch nicht wirklich etwas.

Bewertung vom 09.10.2024
Agency for Scandal
Wood, Laura

Agency for Scandal


gut

Izzy ist eigentlich eine junge Lady aus gutem Haus. Doch seit dem Tod ihres Vaters geht es der Familie finanziell schlecht. Um den Schein aufrecht zu halten und ihre Mutter zu unterstützen verdient sich Izzy bei einer geheimen Agentur als Agentin etwas dazu. Diese kümmert sich um die Belange von Frauen in Nöten. Bei dem jüngsten Auftrag scheint zunächst alles bestens zu laufen, bis Izzy auf ihren Schwarm Max trifft und sich die Dinge zu verkomplizieren tun.
Nicht nur Historical Romance ist ein seit dem Erscheinen der Netflix-Serie „Bridgerton“ auf dem Eroberungszug der Lesewelt, sondern auch das Genre Suspense nimmt an Beliebtheit zu. Somit wird in dem neuen Buch „Agency for Scandal“ von Laura Wood das historische Setting des späten 19. Jahrhunderts mit der Liebesgeschichte zwischen Izzy und „ihrem“ Duke und einer mysteriösen Detektivgeschichte gepaart. Beide Teile werden klug miteinander verwoben und halten in etwa die Balance, wobei natürlich offensichtlich ist, dass die Autorin vor allem die nach Liebe sich sehnenden Herzen ansprechen wollte. Doch auf diese Weise werden sowohl der eine als auch der andere Handlungsstrang stets vorangetrieben, sodass keine Langeweile aufkommt. Und sollte es doch mal eine ruhigere Szene geben, wird diese genutzt, um den Figuren und ihrer Beziehung zueinander Raum zu geben. Neben den beiden Hauptfiguren Izzy und Max gibt es auch viele herzerwärmende, sympathische Nebenfiguren wie die beste Freundin Izzys oder ihre Teamkolleginnen im Finkennest, sodass es ein buntes, heiteres Ensemble entsteht. Die Liebesgeschichte ist sehr süß, vielleicht etwas klischeehaft, hat aber einen gut geschriebenen Aufbau, sodass sie sich weder zu zügig noch zu langatmig entwickelt. Der Schreibstil ist angenehm und passend, aber nicht sonderlich herausragend. Für meinen Geschmack merkt man aber schon schnell, dass die Geschichte recht jugendlich ist: So sind einige Handlungsentwicklungen etwas vorhersehbar und verlaufen oft glatt und ohne größere Probleme. Nichtsdestotrotz ist es ein nettes Abenteuer mit einer schönen Liebesgeschichte als jugendliches Äquivalent zu Historical Romance

Bewertung vom 08.10.2024
Birding - Entdecke die Wunderwelt der Vögel.
Hartmann, Silke

Birding - Entdecke die Wunderwelt der Vögel.


sehr gut

„Birding – Entdecke die Wunderwelt der Vögel“ von Silke Hartmann ist ein wunderschön von Fiona Osbaldstone illustriertes Sachbuch für Kinder, das sowohl Groß als auch Klein für Vögel zu begeistern weiß. Das große Format lässt die geschmackvolle, bunte Gestaltung zum Glänzen bringen und gestaltet das Entdecken der zahlreichen Seiten leichter. Diese sind voller spannender Informationen rund um das Thema Vögel, die anschaulich präsentiert werden, aber auch verständlich für Kinder ab dem Grundschulalter verfasst wurden. Die kindgerechten Texte haben eine angenehme Länge und verteilen sich über die großen Seiten, nehmen aber auch nicht zu viel Platz ein. Zur Auflockerung und zum Testen des eigenen Wissens gibt es auf jeder Doppelseite ein oder mehre Aufgaben und Spiele sowie Fragen, die zum Rätseln einladen. Auf diese Weise findet ein spielerisches Lernen statt, das anspornt sich mit dem Inhalt des Buches auseinanderzusetzen. Dabei bekommen Kinder, aber auch Erwachsene (;D) einen umfangreichen, ersten Eindruck und Überblick zur Welt der Vögel. Wiederholt werden die Lesenden aufgefordert, nun erst einmal vor die eigene Haustür zu gehen und zu beobachten. Dazu passende Fragestellungen und Aufgaben motivieren zusätzlich, den Blick und/oder das Gehör zu schärfen. Gleichzeitig wird aber auch nicht vergessen, Aufmerksamkeit im Umgang mit Vögeln zu schaffen: Mit kleinen Belehrungen kommen Kinder wichtige Hinweise und lernen gewisse Verhaltensregeln, damit ein respektvolles Entdeckungsabenteuer stattfinden kann. Neben solchen richtigen und wichtigen Elementen gibt es zum Beispiel kleine Checklisten oder Erklärungen zur Nutzung von Ferngläsern, sodass man gut vorbereitet aufbrechen kann. Doch besonders schön finde ich, dass wiederholt erwähnt wird, wie zugänglich „Birding“, also das Beobachten von Vögeln ist: Jeder kann es zu jeder Zeit machen, muss nicht weitreisen oder Geld investieren, sondern nur in den Park oder eigenen Garten gehen und offene Augen und/oder Ohren mitbringen.
Jedoch gab es auch Momente, in denen ich mir mehr Erklärungen gewünscht hätte, jedoch kein Raum dafür da war. Doch zumindest motiviert es, noch tiefer ins Thema einzutauchen und andere Sachbücher in die Hand zu nehmen.
Zusammengefasst ist „Birding“ ein fantastisches Kindersachbuch mit vielen spaßigen, interaktiven Elementen und macht mit den zahlreichen spannenden Fakten über die unterschiedlichsten Vögel in unserer Umgebung Lust auf einen Spaziergang mit Fernglas um den Hals und gespitzten Ohren. Definitiv eine große Empfehlung.

Bewertung vom 03.10.2024
A Study in Drowning
Reid, Ava

A Study in Drowning


sehr gut

Effy möchte zwar lieber Literatur studieren, muss sich aber mit Architektur begnügen. Dadurch erfährt sie aber von einem Ausschreiben für das Fertigen neuer Baupläne für das Anwesen des jüngst verstorbenen, gefeierten und von Effy verehrten Autoren Emrys Myrddin – die Chance Einblick in das Leben ihres Idols zu bekommen und der einengenden Universität zu entfliegen. Dort angekommen muss Effy aber feststellen, dass nicht alles so ist wie es scheint. Gemeinsam mit dem Literaturstudenten Preston begibt sie sich auf eine mysteriöse Spurensuche, die für alle schwere Folgen haben könnte.
„A Study in Drowning“ von Ava Reid war eine positive Überraschung. Nach anfänglicher Skepsis nahm die Geschichte mehr und mehr Gestalt an und verzauberte mich zunehmend. Als einzige Schwachstelle des Buches möchte ich die Protagonistin als auch die Liebesgeschichte nennen: Mit Effy wurde ich lange Zeit nicht warm und auch die Liebesgeschichte ließ mich überwiegend kalt. Diese fühlt sich eher wie ein nachträglicher Gedanke an, im Sinne von: Oh, das ist ja ein Jugendbuch mit einer weiblichen und einer männlichen Hauptfigur; da muss noch eine Liebesgeschichte hinzu, logisch. Es wirkt etwas zu konstruiert und erzwungen.
Jedoch schmälert dies kaum die vielen Aspekte, die dieses Buch in meinen Augen absolut genial machen. Zunächst einmal der umwerfende, ausgefeilte Schreibstil der Autorin, als auch Ava Reids Vermögen eine stimmungsvolle, passende Atmosphäre mit ihren kreativen Worten zu zaubern.
Desweiteren ist ihre Geschichte ein stetes Zwielicht aus Realität und Fantasie, die Frage, was echt ist, was der Fantasie der Figur entspringt, inwiefern man der Wahrnehmung der Figur Glauben schenken kann. Dadurch greift Reid auf raffinierte Weise das Infragestellen der Aussagen von Opfern in beispielsweise Sexualdelikten auf. Doch nicht nur durch den gelegentlichen Sexismus in der Geschichte, sondern auch auf Ebene der Literatur sowie dem Umgang mit ihr zieht die Autorin Bezüge zu unseren Gegenwart. Beobachte man Effys sich verändernde parasoziale Beziehung zum Schriftsteller Myrddin, ihr anfängliches Gatekeeping, aber auch generell die Frage nach Urheberschaft. Ob dies ein Metakommentar Reids zu unserem eigenen Verhältnis zu Literatur, Autor:innen und Autorenschaft, als auch der Buchcommunity ist? Man kann es so interpretieren und diese Gedanken weiterspinnen.
Dieses Zwielicht wird aber nicht nur durch Effys zunächst labil wirkende Figur, sondern in der wiederholten Gegenüberstellung der allgemeinen Abergläubigkeit des Südens mit den Mythen und Legenden über den Elfenkönig und der nüchtern-logischen wissenschaftlichen Arbeit Prestons als Art Stellvertreter der akademischen Elite erzeugt. Somit befinden sich Lesende lange Zeit in einer spannungsvollen Schwebe zwischen Fantasie und Realität, die die Sogwirkung der Geschichte und des Mythos um den fiktiven Bestsellers ‚Angharad‘ nur verstärkt.
Dabei arbeitet Reid unterschiedlichste Themen und Motive tiefgründig in die Geschichte ein, sodass man als Leser:in Lust bekommt, den Text literarisch zu analysieren und sich auszutauschen. Eine dafür erforderliche Komplexität steckt definitiv in diesem fantastischen Buch, wie sie heutzutage leider nicht mehr allzu viele Jugendbücher besitzen. Es regt zum Nachdenken an, inspiriert und lädt zum Reden ein.
Dafür wird es aber teilweise sehr düster, sodass darauf geachtet werden sollte, es nicht in zu junge Hände zu geben.
„A Study in Drowning“ ist eine klug geschriebene, atmosphärische Geschichte mit interessantem World Building und geheimnisvollen Figuren. Doch vor allem ist Ava Reid eine Meisterin der Spannung, sodass man bis zur letzten Seite am Papier klebt und sich diese fantasievolle, schlaue Lektüre nicht entgegenlassen möchte.

Bewertung vom 29.09.2024
A Song to Drown Rivers
Liang, Ann

A Song to Drown Rivers


weniger gut

Ich wollte dieses Buch unbedingt lieben, jedoch fällt es mir nach der Lektüre schwer, positive Worte zu finden. Daher hier die wenigen, die ich finden konnte: Zhengdan war mit Abstand die ausgearbeiteteste Figur, darum auch wesentlich interessanter und spannender, aber auch die einzig wirklich sympathische. Dabei ist sie nicht einmal eine Haupt-, sondern als beste Freundin Xishis gerade mal eine Nebenfigur, der in meinen Augen von Seiten der Autorin großes Unrecht angetan wird. Zu dem gestehe ich, dass der Roman durchaus seine Momente hat und insbesondere zum Ende unerwartete Wege beschreitet.
Letztendlich täuscht dies nicht über das viel zu viel verschenkte Potenzial und die unendlichen Schwachstellen des Buches, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann, hinweg: So beginnt der Roman mit einer zu hohen Geschwindigkeit, sodass keine Zeit bleibt, um Figuren wie Xishis Eltern, das Dorf und die Umgebung kennenzulernen. Insbesondere die verstorbene kleine Schwester der Protagonistin wird immer wieder erwähnt, jedoch lässt ihr Schicksal kalt, da sich keine Zeit genommen wird, zum Beispiel längere, emotional involvierende Erinnerungssequenzen einzubauen, die das Leben und die Beziehung vor dem schrecklichen Tod zeigen. Wir müssen uns immer nur mit kurzen Aneinanderreihungen zufriedengeben. Aber in Wirklichkeit spielt die Familie gar keine Rolle, viel mehr zählt die Liebesgeschichte, die genauso rasant startet und genauso wenig Gefühle in mir wecken konnte. Es gibt keine Chemie zwischen den Hauptfiguren Xishi und Fanli, keinen Moment, in dem mein Herz sich gekrümmt hat vor Schmerz, weil diese verbotene, schmerzliche Liebe so bittersüß ist. Zum einen Teil ist dies dem pacing und dem fehlenden Feingefühl geschuldet, zum anderen Teil den blutleeren Charakteren, über die wir viel zu wenig erfahren – again. Wenn eine Nebenfigur interessanter, vielschichtiger ist als die Protagonisten, läuft irgendwas falsch, oder?
Diese Plumpheit zeichnet sich nicht nur in der Liebesgeschichte, sondern auch der Handlung und dem World building wieder: Bis auf das chinesisch inspirierte Setting hat man die Handlung schon dutzendfach gelesen – jedem fallen jetzt doch mindestens zwei weitere Geschichten ein mit derselben oder einer ganz ähnlichen Handlung, in der ein Mädchen einen König/Prinz töten oder manipulieren muss. Ich habe mich immer wieder an den Manga „Nina – Die Sterne sind dein Schicksal“ erinnert gefühlt – ohne der Autorin etwas unterstellen zu wollen. Dieser Manga hat nicht nur in vielen Elementen große Ähnlichkeit, sondern macht die vielen Tropes sowie Figurenentwicklung etc. auch noch wesentlich besser. Die Handlung ist nicht nur wenig originell, sondern zu weiten Strecken langatmig und spannungsarm, was ironisch ist, da der Einstieg gar nicht schnell genug gehen konnte.
Weiter zum World building, das genauso unausgegoren und fadenscheinig ist wie die Figuren und die Handlung, denn wir erfahren nichts, aber auch gar nichts über irgendwas. Wir wissen, es gibt drei Königreiche: Yue, Wu und Shu (oder so ähnlich). Die einen haben die anderen überfallen und so weiter und so vor. Alles bleibt unheimlich wage: die Geschichte der Länder, die Tradition und Kultur, die eigene Mythologie, Vegetation, Architektur und Kleidung, Sprache, selbst die Geografie ist kaum nachvollziehbar. Wenn es schon in einem Fantasybuch keine Magie, Fabelwesen oder Götter gibt, müsste man doch zumindest erwarten, dass das Setting durchdacht ausgearbeitet und detailliert beschrieben wird.
Aber nein, die Autorin verwendet ihren Wordcount auf überflüssige, sich wiederholende Beschreibung und Metaphern, innere Monologe oder generelle Satz- oder Wortwiederholungen. Dabei beschreitet sie einen schmalen Pfad zwischen einem poetischen und einem Schreibstil mit Hang zum Kitsch - so sehr, dass man sich manchmal fragt, ob diese oder jene Metapher überhaupt tieferen Sinn hat oder es doch nur oberflächlich schöne Worte sind.
Eine wechselnde Erzählperspektive hätte der Geschichte durchaus mehr Dimension gegeben und die Möglichkeit geweckt, die Handlung spannender und die Welt vielschichtiger zu erzählen, als auch einen tieferen Einblick in mehrere Figuren zu geben.
Zum Schluss möchte ich mich über die Übersetzung beschweren, die in meinen Augen nicht gelungen ist: Wörter wie „ultimativ“, „Riversong Cottage“ und „Killer“ störten die Immersion beim Lesen ungemein, da sie völlig unpassend zum Setting sind. Warum findet man keine Synonyme oder übersetzt englische Begriffe, die keinen Sinn in einem chinesisch inspirierten Setting ergeben.
Nun gut, es ist ziemlich offensichtlich, dass meine Lesezeit mit „A Song to drown Rivers“ durchzogen von Frust und Enttäuschung ist.
Nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dass vor allem jüngere Leser:innen Spaß mit diesem Buch haben könnten. Und natürlich werde ich trotzdem jedes weitere Buch von Ann Liang lesen.

Bewertung vom 12.09.2024
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


sehr gut

Spannend, spannender, Kling
BKA-Kommissarin Yasira Saad sieht sich einem ihrer schwersten Fälle gegenüber: Im Internet wird ein Video veröffentlicht, dass eine grausame Tat zeigt. Und nun droht es unsere Gesellschaft zusammenbrechen zu lassen.

Marc-Uwe Kling ist zunächst für seine unvergleichlichen, lustigen Känguru-Geschichten bekannt, zeigte aber bereits mit Qualityland, dass er zwar immer noch lustig ist, aber sich gekonnt dem düsteren Genre der Dystopie nähern konnte. Nun reicht ihm die Zukunft nicht mehr aus, sondern offenbart meisterlich und treffend auf den Punkt genau formuliert, wie der Status Quo unserer Gesellschaft ist und in welche Richtung er zu kippen droht. In einem kurzen und bündig erzählten Thriller versetzt Kling in Schockstarre und fesselt mit seiner torbulenten Erzählweise, die es trotzdessen erlaubt, Figuren auszubauen und Sympathie zu entwickeln, so dass man direkt mehr mitfiebert.
Ich kann dieses Buch definitiv empfehlen - vor allem das Hörbuch ist in kling'scher Manier mal wieder fabelhaft.

Bewertung vom 12.09.2024
Das Geheimnis der Glasmacherin
Chevalier, Tracy

Das Geheimnis der Glasmacherin


sehr gut

Ein Glanzstück – so funkelnd wie eine Perle
Orsola lebt zur Blütezeit der Renaissance als Tochter der Glasmacherfamilie Rosso auf der venezianischen Nachbarinsel Murano und sieht sich jeden Tag Bergen von Wäsche gegenüber, obwohl sie sich lieber in der Werkstatt ihres Vaters dem tänzerischen Gebärden des Lehrmeisters und seiner Lehrlinge im Umgang mit Glas anschließen würde – undenkbar für eine junge Frau. Nach einem schweren Schicksalsschlag entschließt sich Orsola entgegen den Widerständen die Perlenherstellung zu erlernen und somit der Familie zu helfen. Doch sie stößt auf viele Hindernisse unterschiedlichster Natur, so auch eine verbotene Liebe, Krankheit und Tod.
Mit „Das Geheimnis der Glasmacherin“ beweist Tracy Chevalier mal wieder, dass sie ihr Handwerk, so wie Orsola, beherrscht und weiß, wie sie eine bewegende Geschichte erzählen kann. Dabei schreckt sie auch nicht davor zurück, ihre Leserschaft herauszufordern, in dem sie mit der ‚venezianischen Zeit‘ ein abstraktes, aber auch einzigartiges Element einführt, das mir persönlich noch nie in einem Buch begegnet ist. Ohne zu viel zu verraten, so viel vorab: Die Autorin führt uns nicht nur über Venedig, sondern mehrere Jahrhunderte hinweg bis in die Gegenwart. Ein Geniestreich, meiner Meinung nach, der Offenheit von Lesenden für eine Brise magischen Realismus erbittet. Somit bringt Chevalier uns sowohl den Ort als auch seine Geschichte näher, ohne dabei wie ein Geschichtsbuch zu klingen. Denn ihre meisterlich konzipierten Figuren fesseln und geben einen identifikatorischen Anker, damit wir im Strom der Zeit nicht verloren gehen. Jede Figur nimmt eine individuelle, wichtige Rolle ein, sodass keine hätte ersetzt werden können, sowohl auf charakterlichen als auch erzählerischen Ebene. Zugegeben, bei dem vielen Rosso-Nachwuchs fiel es dann doch etwas schwer, den Überblick zu behalten. Jedoch sind Orsola, ihre Brüder, Laura Rosso, Stella und Nicht-Muranesen wie Familie Klingenberg und natürlich Domenego starke, aber nicht idealisierte Figuren, die Ecken und Kanten aufweisen, die sie weder gut noch schlecht, sondern einfach nur menschlich zeichnen. Ich habe sowohl diese natürlichen, klug geschriebenen Figuren genossen, als auch den ausgefeilten Schreibstil der Autorin selbst, der einen über die Seiten hinweg schweben lässt mit seiner Eleganz und eindrücklichen Bildsprache. Chevalier erzählt dabei oft an den richtigen Stellen mal etwas langsamer und ausführlicher, mal etwas flotter mit einigen Zeitsprüngen, sodass die Handlung nie stagniert, sondern immer weiterfließt. Meiner Meinung nach hätte man das Buch jedoch um ein paar dutzend Seiten kürzen können, da es doch zu Beginn etwas zu langsam, zum Ende hin wesentlich schneller erzählt wird. Zumal lassen die ewiglangen Kapitel den Leseprozess langwieriger erscheinen als er ist. Einfache, kleine Zwischenkapitel hätten den Text etwas aufgelockert. Lobenswert ist dagegen das ausführliche Glossar im Anhang, in dem man die vielen italienischen Begriffe, die beim Lesen eine authentische Atmosphäre beschwören, nachschlagen kann.
„Das Geheimnis der Glasmacherin“ ist eine wundervoll erzählte Geschichte, die ein umfassendes Bild über Venedig, aber vor allem das Glashandwerk erschafft. Trotz kleiner Längen sollte jeder Fan von der Lagunenstadt zu diesem Werk greifen und sich von Orsolas Figur verzaubern lassen. Eine klare Empfehlung.