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ReadingFoxy
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Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 627 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


sehr gut

Tolle Welt, jedoch mit Herausforderungen

Wir Menschen sind nachweislich gut darin, unsere Welt zu zerstören. Doch was, wenn wir es nun endgültig geschafft haben? Wohin mit uns?

In Lyneham geht es nach Perm. Ein ferner Mond, auf dem eine neue, für Menschen gemacht Siedlung entstehen soll. Die Geschichte beginnt mit dem zwölfjährigen Henry Meadows, der zusammen mit seinem Vater und seinen Geschwistern die Erde verlässt. Seine Mutter Mildred reist nicht mit und bleibt vorerst auf der Erde. Sie reist später, mit der Absicht, durch einen neuartigen Antrieb die Familie zu überholen und die Ankunft auf Perm vorzubereiten.
Allerdings geht der Plan nicht so richtig auf und sie landet viel früher als gedacht auf Perm. Es geht also nicht nur auf einen anderen Planeten, sondern auch noch in der Zeit hin und her.

Dem Autor gelingt es sehr gut, die raue und zugleich faszinierende Umwelt von Perm zum Leben zu erwecken. Man kann sich die unbekannte Landschaft und ja, auch die unsichtbaren Tiere sehr gut vorstellen. Es wird nicht nur eine völlig neue Welt geschaffen, auch verschiedene Tagesrhythmen und Zeiten werden bedacht.
Wir lesen aus den Perspektiven von Henry und Mildred. Zuerst fand ich Mildreds Seite etwas verwirrend, aber nach und nach hat es sich mir erschlossen. Doch muss ich sagen, dass sie mir rein menschlich betrachtet sehr unsympathisch war.

Allerdings empfand ich den Schreibstil und damit auch die Geschichte selbst ab und an anspruchsvoll. Es ist definitiv kein Buch für zwischendurch. Vieles wird angedeutet, aber nicht auserzählt. Auch fand ich das Ende nicht gut. Es war nach all der Erzählung zu schnell abgearbeitet und mir hat etwas gefehlt.

Für Science Fiction Fans sicher ein gutes Buch und wie schon geschrieben, hat mir die Welt an sich sehr gut gefallen. Nur wurde es gegen Ende schwächer und für mich nicht richtig nachvollziehbar.

ISBN: 978-3608987232
Umfang: 496 Seiten
Autor: Nils Westerboer
Verlag: Hobbitpresse
Erscheinungsdatum: 15.03.2025

Bewertung vom 16.04.2025
Stromlinien
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Wie schwer wiegen Geheimnisse?

Familienromane gibt es aktuell ja einige, doch hat mich “Stromlinien” noch einmal auf einer ganz anderen Ebene abgeholt. Es geht nicht nur um interne Familienbeziehungen, sondern auch um ein bzw., zwei Verbrechen, die aufgeklärt werden müssen.

Wir befinden uns in den Elbmarschen. Die Zwillinge Enna und Jale warten auf den Tag der Entlassung ihrer Mutter. Diese kommt nach 38 Jahren aus dem nahe gelegenen Gefängnis. Doch ist sie nicht am verabredeten Treffpunkt und auch Jale verschwindet. Auf verschiedenen Zeitebenen und Blickwinkeln kommen wir der Aufklärung immer näher.

Auf eine ganz ruhige Art und Weise schafft die Autorin es, uns mit in das Leben der Frauen zu nehmen. Sie beschreibt die Orte, Personen und Handlungen so lebendig, dass man als Leser denkt, man würde mit Enna suchen und Alea in ihrer Jugend begleiten. Das einzige, was mich etwas gestört hat - beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass Enna und Alea recht gleich beschrieben wurden. Als ich ihre Abschnitte gelesen habe, hatte ich das Gefühl nur eine zu begleiten. Vielleicht sollte es so sein, um die Verbindung entstehen zu lassen, aber mir wäre etwas mehr Unterschied lieber gewesen. Doch das ist eigentlich auch schon meine größte Kritik.

Denn "Stromlinien" ist definitiv mehr als nur ein Familienroman. Für mich ist es ein Nachdenken über Entscheidungen. Kleine oder große Handlungen haben immer Folgen. Doch, wie gehe ich damit um? Was mache ich daraus? Kann sie die Menschen trennen oder für immer verbinden?
Die Spannung wird langsam, aber stetig aufgebaut. Die Suche nach Alea und später nach Jale wird zu einer Reise in die Vergangenheit, bei der immer neue Geheimnisse ans Licht kommen.

Es ist sicher kein leichter Roman und man sollte sich Zeit dafür nehmen, aber er ist wirklich berührend und tiefgründig. Er wirft Fragen auf, die noch lange nach dem Lesen im Kopf herumschwirren.

ISBN: 978-3758700224
Umfang: 512 Seiten
Autorin: Rebekka Frank
Verlag: Fischer
Erscheinungsdatum: 26.03.2025

Bewertung vom 16.04.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Familiengeheimnisse und deren Folgen

Ich habe das Buch begonnen, mit dem Gedanken einen Krimi zu lesen. Was ist damals mit Bear passiert und was hat es mit den aktuellen Umständen zu tun? Ein Cold Case und ein aktueller Fall. Doch es war so viel mehr.

Es geht um die Familie Van Laar, die, genau wie ihr Bruder, aus dem eigenen Sommercamp verschwindet. Es geht um Freundschaft, Intrigen und um tief liegende Familiengeheimnisse. Moore versteht es perfekt, die Spannung kontinuierlich aufzubauen. Die Zeitsprünge und verschiedene Perspektiven lassen uns als Leser tief in die Geschichte eintauchen und man weiß manchmal nicht, ob und wem man noch glauben kann, obwohl man doch eigentlich gerade im Kopf dieser Person steckt. Was ist die Wahrheit? Was sind falsche Erinnerungen? Die Charaktere sind unglaublich lebendig und authentisch, mit all ihren Stärken und Schwächen. Man fühlt mit ihnen, bangt mit ihnen und versucht, ihre Handlungen zu verstehen. Wir können an ihren inneren Kämpfen teilhaben und wirft wichtige Fragen über Familie, Geheimnisse und die Vergangenheit auf.

Das Buch hat mich definitiv in den Bann gezogen. Ich wollte wissen, wie es weitergeht und vor allem - was ist mit den Kindern passiert?

Zudem schaffen es die Autorines, eine unheimlich atmosphärische Welt zu erschaffen. Man hat das Gefühl, selbst durch die Wälder zu irren. Die detaillierte und greifbare Beschreibung der Natur lässt einen wirklich tief in die Geschichte eintauchen.

Ja, das Ende…

Manche werden es nicht nachvollziehen können und auch ich hatte zu Beginn mein Problem damit. Doch ich habe noch eine längere Zeit darüber nachgedacht und irgendwie passt es dann doch. Es hat etwas ausgleichendes, etwas zum Nachdenken und sich alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Doch wenn ihr wissen wollt, was ich damit meine - lest das Buch!

Für mich ist es bisher jedenfalls mein kleines Highlight.
Das Ende ist zwar vielleicht nicht das, was man erwartet, aber es ist unglaublich passend und hinterlässt ein Gefühl der Befriedigung. Es ist kein direktes offenes Ende, denn es werden Handlungen abgeschlossen, doch lässt es Raum für Interpretationen und darüber nachzudenken.

Es ist ein Roman, der sowohl spannende Unterhaltung bietet als auch zum Nachdenken anregt.

ISBN: 978-3406829772
Umfang: 590 Seiten
Autor: Liz Moore
Verlag: C.H. Beck
Erscheinungsdatum: 28.02.2025

Bewertung vom 16.04.2025
Die schönere Lüge
Spiotta, Dana

Die schönere Lüge


ausgezeichnet

Freundschaften

Das Buch erzählt die Geschichte von Meadow und Carrie, zwei Frauen, deren Freundschaft auf einer tiefen, aber komplizierten Verbindung basiert. Beide drehen gern Filme - doch ist das schon fast die einzige Gemeinsamkeit. Die Filme der privilegiert aufgewachsenen Meadow sind autobiografisch und provokant, Carries sind leichte Komödien, ein Mittel, der Armut zu entkommen. Ihre Freundschaft ist schwierig, aber sie hält.

Als ich begonnen habe, das Buch zu lesen, war ich zuerst etwas verwirrt. Ich kannte zwar den Klappentext und auch die Leseprobe habe ich gelesen, aber so ganz konnte mein Kopf die Worte und Sätze nicht zu einem zusammenhängenden Text verarbeiten.

Ich weiß gar nicht so richtig, wie ich das Buch beschreiben soll. Es ist intensiv und man muss sich definitiv darauf einlassen. Man kann es nicht mal eben nebenbei lesen. Denn dann entgeht einem viel Subtext. Ich musste manche Sätze öfter lesen, um sie verstehen zu können.

Es ist nicht nur eine Geschichte über Freundschaft, sondern auch über die Kunst des Filmemachens und die Opfer, die man für Ruhm und Anerkennung bringt.
Die Charaktere sind vielschichtig, aber die Handlungen sind für mich nicht immer nachvollziehbar. Oft habe ich selbst das Gefühl in einem Film feststecken, der noch im Schnitt steckt und bei dem die Handlungen noch nicht vollständig miteinander verbunden wurden.

Es ist kein einfacher Roman, aber er regt zum Nachdenken an. Aber es ist mit Sicherheit keine leichte Urlaubslektüre. Ich empfehle hier wirklich, sich eine Leseprobe anzusehen und zu überlegen, ob das Buch etwas für einen ist.

ISBN: 978-3910372405
Umfang: 274 Seiten
Autor: Dana Spiotta
Verlag: Kjona
Erscheinungsdatum: 18.02.2025

Bewertung vom 03.04.2025
Geht so
Serrano, Beatriz

Geht so


ausgezeichnet

Eine tolle Mischung aus Humor und Kritik

Ein Job, der eigentlich nicht für uns gemacht ist und in dem wir dennoch festhängen. Ich denke, dass jeder auf seine Art und Weise von sich behaupten kann, schon einmal in so einem Job gewesen zu sein. Zumindest ging es mir so. Als Studentin habe ich einiges mitgemacht und manchmal war es eben die einzige Möglichkeit.

Und genau dahin nimmt uns die Autorin mit. Wir begleiten Marisa. Gefangen in einem Job bei einer Werbeagentur macht sie fast alles - nur nicht arbeiten. Denn sie langweilt sich und versucht sich abzulenken - bis es zu einem Teambuilding kommt, bei dem sich alles zu ändern scheint.

Ich muss sagen, ich wusste nicht so recht, was mich erwartet, aber das Buch hat mich definitiv überrascht. Diese Mischung aus Absurdität und tiefer Verzweiflung, die sich durch das ganze Buch zieht, war echt packend.

Und auch wenn das alles im Buch natürlich sehr überspitzt beschrieben wird, gibt es doch einen realen Kern. Wir sind in einer Generation groß geworden, in der es hieß, man muss arbeiten. Etwas für die Allgemeinheit tun. Wir versuchen in einer Welt klarzukommen, die oft einfach nur verrückt ist. Und auch wenn sich am Grundkonstrukt nicht viel ändern wird, können wir doch für uns bestimmen, wie wir damit umgehen.

Der Schreibstil ist erfrischend, direkt und voller Ironie. Es macht Spaß ihn zu lesen und doch regt er gleichzeitig zum Nachdenken an. Das Buch ist eher eine Art Bestandsaufnahme, ein Blick auf das, was passiert, wenn man versucht, in einer Welt zu funktionieren, die oft keinen Sinn ergibt und nicht für einen selbst gedacht ist.

Für mich war es ein Buch, das mich noch länger über meine eigenen Ziele und Wünsche nachdenken lässt.

ISBN: 978-3847902126
Umfang: 240 Seiten
Autor: Beatriz Serrano
Verlag: Eichborn
Erscheinungsdatum: 28.03.2025

Bewertung vom 03.04.2025
No Hard Feelings
Novak, Genevieve

No Hard Feelings


ausgezeichnet

Ein Plädoyer für Selbstliebe

Wir alle hatten unsere Phasen der Findung, Selbstzweifel und Unsicherheiten. Bin ich genug für meine Freunde, meinen Job, meinen Partner? Doch wie oft haben wir uns gefragt, ob wir uns genug sind? Wie es uns mit uns selbst geht? Sind wir nicht eigentlich ziemlich ok so, wie wir sind? Warum müssen wir uns für andere bessern? Sollten sie uns nicht so mögen, wie wir eben sind?

Genau damit befasst sich das Buch von Genevieve Novak. Sie nimmt uns mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Wir begleiten Penny. Und wir alle werden uns in ihr wiederfinden. Ständig bemüht, es allen recht zu machen. Zwischen den Erwartungen anderer und den eigenen Bedürfnissen hin- und hergerissen.
Denn Pennys Freund mag sie eigentlich nicht, ihre Chefin glaubt, sie arbeitet zu wenig und ihre Freundinnen scheinen irgendwann nur aus Gewohnheit ihre Freundinnen geblieben zu sein.

Wir begleiten eine Frau, die versucht, in einer Welt voller Widersprüche ihren Platz zu finden. Dabei stellt sich unweigerlich die Frage: Sind wir wirklich mehr wert, wenn wir versuchen, es allen recht zu machen?

Ich musste oft an meine Schul- und Studienzeit denken. Wenn es mir selbst so ging. Es ist oft schwer seinen eigenen Platz in der Welt zu finden. Das Buch hat mich zum Nachdenken angeregt und wirft wichtige Fragen auf, über die wir alle nachdenken sollten.

Novak schafft es, diese tiefgründigen Themen mit viel Humor und einer gehörigen Portion Selbstironie zu vermitteln. Penny ist keine Heldin, sondern eine Frau mit Ecken und Kanten, was sie unglaublich authentisch und sympathisch macht.
Es geht um Ängste, Unsicherheiten und die Herausforderungen des Erwachsenwerdens auf eine Art und Weise, die mich sehr berührt hat.

Ein Roman, der auf jeden Fall Mut macht, zu sich selbst zu stehen und zu lernen, sich selbst so zu akzeptieren, wie man ist.

ISBN: 978-3759600233
Umfang: 368 Seiten
Autor: Genevieve Novak
Verlag: Pola
Erscheinungsdatum: 28.02.2025

Bewertung vom 03.04.2025
Cosplay saves the Multiverse
Stormhouse, Mary

Cosplay saves the Multiverse


ausgezeichnet

Cosplayliebe

Ich selbst mache kein Cosplay, doch fand ich es schon immer faszinierend. Die Fantasie, die Zeit und Geduld, die in die Kostüme gesteckt wird und wie sich Menschen mit ihren Figuren identifizieren. Daher fand ich die Idee hinter dem Buch genauso spannend.

Eine Gruppe Cosplayer fährt von der Buchmesse/Comic Con nach Hause. Doch da kommen sie nicht an, denn plötzlich sind sie in einer völlig anderen Welt gelandet. Ohne zu wissen, wie sie dorthin gelangt sind oder wie sie zurückkommen, beginnt für sie eine abenteuerliche Reise. Wie kommen sie da wieder raus und was erleben sie bis dahin wohl? Den vier Freunden Red, Sky, Violet und Arzan steht definitiv ein ganz besonderes Abenteuer bevor.
Das Buch von Mary Stormhouse hat mich sofort gefesselt und ich habe es an zwei Tagen durchgelesen. Ich mochte die Beschreibung der Protagonisten. Alle waren so unterschiedlich und dennoch haben sie sich als Freunde zusammengefunden. Dass die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven geschrieben wurde, mag ich besonders. Es ist für mich persönlich immer spannend, wie Personen ihre Welt sehen und wie am Ende Handlungen und Vorgehensweisen zusammenkommen, die man vielleicht nicht verstehen könnte, würde es nur aus einer Sicht geschrieben sein.

Aber auch die Welten und was sich dort alles abspielt, wurde detailreich beschrieben, sodass ich mir eigentlich alles immer gut vorstellen konnte. Es hat Spaß gemacht, die Freunde zu begleiten. Man hat mit ihnen mitgefiebert und darauf gehofft, dass alles gut ausgehen wird. Hat es geklappt? Das dürft ihr gern selbst nachlesen.

Mary Stormhouse hat es geschafft, eine schöne Geschichte voller Fantasie und Spannung zu erschaffen.
„Cosplay saves the Multiverse“ ist ein tolles Abenteuer, das nicht nur Cosplay-Fans begeistern wird, sondern auch alle, die gerne in fantastische Welten eintauchen. Absolut lesenswert!


ISBN: 978-3988670434
Umfang: 400 Seiten
Autor: Mary Stormhouse
Verlag: Wunderzeilen
Erscheinungsdatum: 27.03.2025

Bewertung vom 23.03.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Ein ungewöhnliches Team

Ich bin ohne große Erwartungen an das Buch gegangen. Ich habe eine Art Cozy Krimi im Kopf gehabt, aber sonst habe ich mich überraschen lassen. Und das war es. Definitiv. Spannung, Spaß und eine wirklich tolle Geschichte.

Wir begleiten Tommi und Svetlana. Tommi ist ein sympathischer, aber leicht chaotischer Typ Anfang 30, der davon träumt, als Bestsellerautor durchzustarten - obwohl er noch so gut wie keine Seite geschrieben hat. Er steckt finanziell in der Klemme und wohnt deshalb im alten Wohnmobil seines Vaters. An seiner Seite ist Svetlana, eine ukrainische Putzfrau, die eine Schwäche für russische Literatur, Sprichwörter und Detektivgeschichten hat.

Die Geschichte beginnt damit, dass die beiden auf einer Fahrt ein kleines Mädchen entdecken. Völlig allein am Rand eines Waldes. Sie nehmen sich ihrer an und wollen herausfinden, wie es dazu kam. Denn das Mädchen spricht nicht und kann es ihnen daher nicht erzählen. Von da an geraten sie in ein turbulentes Abenteuer, bei dem sie versuchen, die Mutter des Kindes zu finden. Nicht immer ganz legal und doch auf eine sehr sympathische Art und Weise begeben sie sich deswegen immer wieder in gefährliche und verrückte Situationen.

Das Buch schafft eine wirklich schöne Mischung aus Spannung, Humor und Themen rund um Freundschaft und Familie. Natürlich muss man damit rechnen, dass vieles so “im echten Leben” nicht passieren kann. Und ja, die Figuren sind sicher auch etwas überspitzt dargestellt, aber für mich war es ein tolles Lesevergnügen. Ein Krimi, der spannend war und mich dennoch hat grinsen lassen.

Wenn ich die Realität will, lese ich Zeitung - keinen Roman/Krimi.
Daher möchte ich das Buch von Herzen empfehlen, wenn man mal wieder etwas aus eben dieser flüchten möchte.

ISBN: 978-3328603573
Umfang: 416 Seiten
Autor: Volker Klüpfel
Verlag: Penguin
Erscheinungsdatum: 26.02.25

Bewertung vom 16.03.2025
Mickey und Arlo
Dick, Morgan

Mickey und Arlo


sehr gut

Unbekannte Familie

Ich denke, wir alle haben einen Teil der Familie, den man nicht kennt, nicht kennen will oder vielleicht sogar gar nichts davon weiß. Vor mir hatte mein Vater eine Familie. Diese kenne ich nicht. Eigentlich den kompletten Teil dieser Seite.

Und so ähnlich geht es Mickey. Nur dass sie die “erste Familie” war. Ihr Vater ging weg und hat eine neue Familie gegründet. Nun ist er gestorben und erhält ein sehr unerwartetes Erbe, das jedoch an eine Bedingung geknüpft ist. Sie muss sieben Therapiesitzungen absolvieren. Was sie nicht weiß: Ihre Therapeutin ist ausgerechnet Arlo- ihre Halbschwester. Von der sie jedoch keine Ahnung hatte.

Wir lesen eine tiefgründige, emotionale Geschichte , die gleichzeitig humorvoll und schmerzhaft ehrlich ist. Ich habe beim Lesen so viele Emotionen durchlaufen und musste des Öfteren an meine eigene Geschichte denken.

Mickey und Arlo sind völlig unterschiedlich. Vermutlich wären sie sich ohne diese Sitzungen nie begegnet bzw. hätten die anderen nie angesprochen. Die Dialoge sind teilweise recht bissig und dennoch berührend.

Was ich mir etwas mehr gewünscht hätte, wären die Sitzungen selbst gewesen. Diese wurden beim Klappentext ja doch hervorgehoben und ich hatte fast vermutet, eine Art Abschrift zu lesen. Ich kann mir vorstellen, dass das auch ein ganz gutes und spannendes Konzept gewesen wäre. Aber das ist an sich mein einziger Kritikpunkt.

Denn das Buch behandelt zudem ernste Themen wie Alkoholismus, Familienkonflikte und Verlust, ohne dabei belehrend zu wirken. Ich habe mit ihnen gelacht und gelitten. War mal auf der einen, dann auf der anderen Seite. Doch am Ende hatte man das Gefühl, selbst ein kleines Stück gewachsen zu sein. Ein wirklich tolles Debüt. Ich hoffe, wir bekommen noch viel von ihr zu lesen.

Bewertung vom 10.03.2025
Ich dachte, bis dahin bin ich tot
Maier-Witt, Silke

Ich dachte, bis dahin bin ich tot


ausgezeichnet

Ein Leben in der RAF

So ziemlich jeder hat vermutlich schon von der RAF gehört. Ob man nun genau weiß, um was es bei ihnen geht oder nur den Begriff gehört hat. Ich bin zu jung um ihre Zeit selbst mitbekommen zu haben, doch habe ich hier und da mal etwas gehört und fand es insgesamt recht interessant, wie sie sich zusammengetan und organisiert haben. Ihre Taten natürlich nicht.

Die Rote Armee Fraktion wurde in den 1960/1970er Jahren gegründet. Ein genaues Datum gibt es nicht. Sie sind mit der Zeit gewachsen. Als erste Aktion gilt die Baader-Befreiung am 14. Mai 1970 (Wikipedia)

In diesem Buch geht es jedoch um Silke Maier-Witts als Person. Sie schreibt in ihrer Autobiografie "Ich dachte, bis dahin bin ich tot: Meine Zeit als RAF-Terroristin und mein Leben danach" von ihrem Leben in der Gruppierung und wie sie reingeraten ist. Denn sie wurde von der engagierten Studentin zur Terroristin der Roten Armee Fraktion.

In diesem Buch schildert sie uns ihren Werdegang. Von ihrer Kindheit, Jugend, über ihre politische Einstellung während des Studiums. Bis sie sich 1977 letztendlich dazu entschied, sich der RAF anzuschließen.

Sie beschreibt ihre Beteiligung an Aktionen wie der Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer und ihre anschließende Flucht in die DDR. Dort lebt sie anschließend unter falscher Identität.

Ich kann und will keine der Taten gut heißen oder schön reden. Verbrechen sind eben diese. Und wenn Menschen entführt, ermordet oder sonstwie geschädigt werden, muss es dafür Konsequenzen geben. Doch finde ich es spannend, wie sie hier ihre Taten reflektiert. Wie es dazu kam, dass sie in diese Kampf gekommen ist und dass eben diese Konsequenzen nach sich ziehen. Sie hat nach ihrer Haft einen ganz anderen Weg eingeschlagen und möchte nun einen guten und positiven Beitrag leisten.

Auch der Aspekt, wie leicht man in solche Organisationen geraten kann (das gleiche gilt für Sekten etc.) zeigt es sehr gut. Sie hören dir zu, geben vor, für dich da zu sein, um dich dann für ihre Dienste einspannen zu können.
Für mich war es ein Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat. Ich werde mir sicher noch etwas mehr Literatur dazu ansehen und man kann am Ende nur hoffen, dass unsere Politik nicht so weit führt, dass es erneut zu solchen Dingen kommt.

ISBN: 978-3462006902
Umfang: 384 Seiten
Autorin: Silke Maier-Witt
Verlag: Kiwi
Erscheinungsdatum: 13.0225