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leseratte1310
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Niederrhein
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 3599 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


sehr gut

Es ist das Jahr 1983. Daniel freut sich auf seine Konfirmation und den Schüleraustausch nach Frankreich. Doch dann bekommt er eine Unterhaltung der Eltern mit und ahnt, dass er wohl einige Enttäuschungen verkraften muss. Die Eltern sind pleite. Sie wissen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen, aber es darf nichts nach außen dringen. Auch die Großmütter dürfen nichts darüber wissen. Doch dann steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür.
Der Autor Christian Schünemann erzählt diese Geschichte locker, oft humorvoll, aber auch recht emotionslos. Erst am Ende habe ich aus dem Nachwort erfahren, dass er seine Kindheitserinnerungen in diesem Buch verarbeitet hat. Das Leben in den achtziger Jahren ist gut dargestellt und weckte Erinnerungen. Erzählt wird aus der Perspektive von Daniel.
Zwischendurch erfahren wir viel aus der Vergangenheit der Familien, was ich am interessantesten fand.
Es gab Zeiten, da ist es den Hormanns gutgegangen, doch inzwischen steht ihnen das Wasser bis zum Hals. Allerdings betrachten sie ihre Misere mit Gleichmut, denn Konsequenzen haben die Erkenntnisse nie. Tatsache ist, sie können nicht mit Geld umgehen. Kaum haben sie etwas eingenommen, wird es für Unnötiges ausgegeben. Sie handeln nach dem Motto: Man muss sich auch in schlechten Zeiten was gönnen. Es berührt sie auch nicht, was das alles für ihre vier Kinder bedeutet. Besonders der Erzähler Daniel kann einem leidtun. Seine Träume von einer tollen Konfirmationsfeier erfüllen sich nicht und auch der Schüleraustausch findet nicht statt. Selbst als der Gerichtsvollzieher den Fernseher und das Klavier mit einem Kuckuck versieht, finden die Eltern das nicht schlimm, denn die Zettel sind nicht sichtbar. Hauptsache, niemand kriegt was mit.
Meist konnte ich die Handlungsweisen der Protagonisten nicht nachvollziehen. Daher kamen sie mir auch nicht nahe. Allerdings habe ich gehofft, dass sie irgendwann doch noch den Dreh bekommen, doch das Ende bleibt relativ offen.
Es ist eine ruhige, authentische Familiengeschichte.

Bewertung vom 16.04.2025
Verlassen (eBook, ePUB)
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Familie Snæberg ist zu einer Feier in einem abgelegenen Hotel in den Lavafeldern Westislands zusammengekommen. Anlass ist der 100. Geburtstag des längst verstorbenen Familienoberhauptes. Das minimalistisch eingerichtet Hotel verbreitet keine Wohlfühlatmosphäre und schon bald spielt auch das Wetter nicht mit. Dann verschwindet auch noch einer von ihnen und später werden die Polizisten Hörður und Sævar von der Kriminalpolizei in Arkranes hinzugezogen, weil in der Nähe eine Leiche aufgetaucht ist.
Dies ist bereits der vierte Band aus der Reihe „Mörderisches Island“ von der Autorin Eva Björg Ægisdóttir. Die unbehagliche Atmosphäre ist sehr eindrucksvoll beschrieben. Auch wenn dieser Krimi eher ruhig verläuft, so ist die Spannung doch immer gegeben. Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen, wenn man sich erst einmal mit den ungewohnten Namen vertraut gemacht hat. Zu Beginn gibt es einen Stammbaum, der dabei hilfreich ist. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven. So kommt auch die Hotelangestellt Irma zu Wort, die einen Blick von außen auf die Familie hat.
Die Charaktere sind gut und vielschichtig, aber nicht besonders sympathisch beschrieben. Innerhalb der Familie hat jeder so seine Probleme und es gibt Konflikte untereinander. Auch wenn nicht so viel dahintersteckt, muss der äußere Schein doch gewahrt werden. Der Konsum von Drogen und Alkohol macht die allgemeine Stimmung nicht besser und man kann das Misstrauen untereinander gut spüren.
Sehr lange bleibt unklar, wer da als Leiche aufgetaucht ist. So nach und nach kommen einige Geheimnisse ans Licht, bis es dann mit der schockierenden Wahrheit endet. Die Auflösung ist unerwartet, aber schlüssig
Mir hat dieser atmosphärische und spannende Krimi gut gefallen.

Bewertung vom 15.04.2025
Wo wir uns treffen
Hope, Anna

Wo wir uns treffen


sehr gut

Philip Brooke ist gestorben und hinterlässt ein großes Erbe. Seine Kinder Frannie, Milo und Isa kommen zur Beerdigung auf dem Familienanwesen in Sussex zusammen. Jeder von ihnen hat andere Vorstellungen, wie es mit dem Familienbesitz weitergehen soll. Dann trifft auch noch die außereheliche Tochter Clara ein, die mehr über die Familie weiß als die ehelichen Kinder von Philip.
Die Autorin Anna Hope berichtet über fünf Tage lang aus unterschiedlichen Perspektiven, wie die Familie in dieser Situation miteinander umgeht. Der Schreibstil ist fließen und lässt sich gut lesen, allerdings manchmal etwas ausufernd.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, waren mir aber allesamt nicht besonders sympathisch. Philips Frau Grace kann nun endlich ihr eigenes Leben führen und muss keine Rücksicht mehr nehmen. Sie war nicht glücklich in ihrer Beziehung. Frannie hat die letzten Jahre mit ihrem Vater zusammen an der Renaturierung der Ländereien gearbeitet. Das alles möchte sie für ihre Tochter erhalten, denn sie ist die Haupterbin. Doch ihrem Bruder Milo gefällt das nicht, denn sein Vater hatte ihm zugesagt, was allerdings nicht schriftlich festgehalten wurde. Isa ist mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Zudem hat sie Clara, die Tochter aus einer Affäre ihres Vaters, eingeladen. Lange schwellende Konflikte brechen auf und Geheimnisse werden aufgedeckt.
Man spürt gleich, dass in der Familie etwas nicht stimmt. Die Atmosphäre ist von Anfang an angespannt. Philip Brooke hat nie viel Interesse an seiner Familie gezeigt, er hat sein Ding durchgezogen. Seine Frau hat er betrogen und sich wenig um die Kinder gekümmert. Die Familie Brooke ist also eine Familie, die keine innige Beziehung hat. All das kommt nun nach dem Tod des Vaters hoch. Man ist gezwungen, sich mit der Familiengeschichte, den eigenen Befindlichkeiten und dem Erbe auseinanderzusetzen.
Ich habe diesen Roman über eine Familie mit Konflikten und Geheimnissen gerne gelesen.

Bewertung vom 12.04.2025
The Surf House
Clarke, Lucy

The Surf House


gut

Bea hat schon lange genug von ihrem Model-Job. In Marokko schmeißt sie unverhofft ihren Job hin und lässt sich durch die Gassen von Marrakesch treiben. Dass ist nicht ungefährlich, wie sie bald merkt. Geld und Papiere sind weg, aber Marnie, die ihr zu Hilfe geeilt ist, hat einen Job in ihrem Surfhotel für sie. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt, das spürt Bea auch hier schon bald. Sie hört von einer verschwundenen Urlauberin und dann wird eine Leiche angespült.
Dies ist nicht mein erstes Buch der Autorin Lucy Clarke. Ihr Schreibstil liest sich angenehm flüssig und die Atmosphäre in Marokko ist gut dargestellt. Das Geschehen wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und bringt auch die Gedanken der Protagonisten zum Ausdruck.
Die Charaktere sind fast alle etwas undurchsichtig, so dass man nie sicher sein kann, wer welche Absichten verfolgt. Bea ist zwar sympathisch, aber anfangs auch etwas naiv. Doch im Laufe der Zeit entwickelt sie sich weiter. Seth taucht auf, weil er auf der Suche nach seiner verschwundenen Schwester Savannah ist. Bea unterstützt ihn bei der Suche. Aber auch die anderen Personen sind interessant dargestellt.
Auch wenn es einige Wendungen gab, so hatte ich schon frühzeitig jemanden im Visier und wurde daher am Ende nicht mehr überrascht. Auch den Showdown am Ende fand ich übertrieben, da sich die Spannung zwischendurch in Grenzen hielt, da es immer wieder auch Längen gab.
Ein unterhaltsamer, aber mäßig spannender Thriller.

Bewertung vom 11.04.2025
Narbensommer #Thriller (eBook, ePUB)
Dominik, Chris

Narbensommer #Thriller (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In einer Lagerhalle in Frankfurt eine Tote aufgefunden, wird eine Tote aufgefunden, die förmlich ausgeweidet wurde. Kurz darauf gibt es eine weitere Tote, die unter ähnlichen Umständen getötet wurde. Die Ermittlungen führen die Polizei ins Rotlichtmilieu, in der es Machtkämpfe zwischen verschiedenen Gruppierungen gibt. Die albanische Mafia und die Rockergruppe „Wölfe“ verdächtigen die jeweils gegnerische Gruppe. Dann kommt es auch noch zu einem tödlichen Anschlag. Als es eine weitere Tote gibt, stoßen die Polizisten auf einen Fall, der zwanzig Jahre zurückliegt und bei dem der Täter gerade erst überführt wurde. Wie hängt das alles zusammen?

Der Autor Chris Dominik hat mit diesem Buch einen wirklich packenden Thriller geschrieben. Er ist von Anfang an sehr spannend, aber auch äußerst brutal. Die sehr spezielle Atmosphäre im Rotlichtviertel ist gut, aber auch bedrohlich dargestellt. Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Den Vorgängerband „Narbenwald“ habe ich bisher nicht gelesen, werde das aber bald nachholen.

Das Frankfurter Team AS9, bestehend aus Marc Davids, Zoé Martin, Ayman Elmaleh und Nicole Unger, ist ein sympathisches Team, das gut zusammenarbeitet. Doch bei diesem Fall müssen sie mit Kriminaloberkommissar Bernd Konstantin von der Abteilung für organisierte Kriminalität zusammenarbeiten, der wenig kollegial ist und sich meist verhält wie die Axt im Walde. Er scheint jeden im Rotlichtviertel zu kennen und ist schwer zu durchschauen. Aber auch alle anderen Charaktere sind interessant und vielschichtig. Gut gefallen hat mir selbstbewusste Leon Dieken, der mit seinen Drohnen ungewöhnliche Blicke verschafft.

Zwischendurch dürfen wir uns aber auch immer wieder die schrecklichen Gedankengänge des Täters begeben. Er fühlt sich als Jäger, als eine Kraft, als ein Wolf. Doch wer steckt hinter diesem Monster? Das bleibt bis zum Schluss im Dunkeln und hat mich wirklich überrascht.

Ein sehr spannender und brutaler Thriller mit einer etwas düsteren und bedrohlichen Atmosphäre, der mich gleich gepackt hat.

Bewertung vom 07.04.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Hannes Pager wächst behütet in einer etwas ungewöhnlichen Wohngemeinschaft auf. Er und seine Mutter Fritzi landen bei der Wohnungssuche bei Heinrich, der eigentlich niemanden um sich haben möchte. Dazu kommen dann noch Fritzis Freundin Güneş und ihre Tochter Polina. Die Kinder wachsen zusammen auf und als Jugendlicher verliebt sich Hannes in Polina. Hannes ist sehr musikalisch, doch nach einem Schicksalsschlag hört er mit dem Klavierspielen auf. Er verliert Polina aus den Augen und sehnt sich doch immer nach ihr. Der einzige Weg, Polina zu erreichen, ist die Melodie, die er einst für sie komponiert hatte.
Der Schreibstil von Takis Würger ist einfühlsam und wundervoll zu lesen.
Die Figuren sind lebendig und individuell beschrieben. Fritzi will ihr Kind, auch wenn es nicht leicht für sie wird. Bei der Entbindung im Krankenhaus lernt sie Güneş kennen und sie werden Freundinnen. Mir hat es gefallen, wie sich Fritzi mit Hannes bei Heinrich einquartiert, der eigentlich gar keine Mieter will. Heinrich mochte ich besonders gerne und es hat mir gefallen, dass er die schlechte Zeit am Ende überwunden hat. Er wird eine große Stütze für die Frauen und ihre Kinder und hat viel Einfluss auf Hannes. Polina mit ihrer offenen Art ist so ganz anders als Hannes, der sich nicht wie andere Kinder entwickelt. Aber er hat eine ganz besondere musikalische Begabung. Schade fand ich es, dass ihn ein Schicksalsschlag aus der Bahn wirft und er mit dem Klavierspiel aufhört. In seinem weiteren Leben trifft er auch wieder auf Menschen, die ihn auffangen und unterstützen. Doch stets sehnt er sich nach Polina. Fast alle Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, nur Polina blieb mir die ganze Zeit fremd.
Die Geschichte entwickelt sich am Ende fast zu einem Happyend, denn nicht alles löst sich ganz auf.
Wir hat dieser Roman gut gefallen und daher spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 05.04.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Als sie siebzehn ist, verliebt sich Beth in Gabriel, Sohn einer reichen Familie. Die beiden verbringen einen herrlichen Sommer miteinander, obschon Gabriels Mutter von der Beziehung nicht begeistert ist. Doch dann geht Gabriel für sein Studium nach Oxford und die Liebe zerbricht.
Seither sind dreizehn Jahre vergangen und Beth lebt mit ihrem Mann auf einer Farm. Obwohl sie um ihren Sohn trauern, der mit neun Jahren starb, sind Frank und Beth glücklich miteinander.
Dann kehrt Gabriel als erfolgreicher Schriftseller und alleinerziehender Vater ins Familienanwesen zurück. Beth kümmert sich um Leo und die alten Gefühle für Gabriel sind wieder da. Das bleibt im Dorf und auch bei Frank nicht unbemerkt.
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Beth, die Zeiten wechseln immer wieder. Der Schreibstil der Autorin Clare Leslie Hall ist einfühlsam und intensiv. Die Beschreibungen der Natur sind einfach toll.
Die Charaktere sind authentisch und lebendig dargestellt, so dass man ihre Gefühle gut nachvollziehen kann. Neben Liebe und Verlangen gibt es auch Schmerz und Schuld. Nachdem die Sommerliebe von Beth endete, warf sie ihre Pläne über den Haufen und wandte sich ihrem Schulkameraden Frank zu. Sie liebt das Leben auf der Fram und ist trotz des Verlustes mit Frank glücklich. Doch die Gefühle für Gabriel erwachen wieder und Beth fühlt sich zerrissen, denn sie liebt beide Männer. Obwohl Frank allen Grund zur Eifersucht hätte, steht er zu Beth. Sie trifft eine Entscheidung, doch die hat Folgen. Ein Mensch stirbt und jemand wird dafür büßen. Bis zum Ende des Romans bleibt unklar, wer das Opfer ist, wer vor Gerichtet landet und wer wirklich Schuld hat.
Schon früh hatte ich das Gefühl, dass diese Geschichte tragisch enden wird. Doch die Autorin sorgt trotz des dramatischen Geschehens am Ende für einen versöhnlichen Ausgang.
Mir hat dieser emotionale, aber auch spannende Roman gut gefallen.

Bewertung vom 04.04.2025
Blutige Puppen (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Blutige Puppen (Thriller)


ausgezeichnet

Kriminalkommissarin Jana Bein wurde aus dem Urlaub geholt, weil im Keller eines Mietshauses die Leiche einer Frau gefunden wurde. Doch der Tag beschert Jana eine weitere unangenehme Nachricht. Sie hat einen neuen Kollegen mit dem sie zum Fundort fährt. Dort bietet sich ein ungewöhnliches Bild. Die tote junge Frau war hübsch, aber sie wurde ausgehungert, wie eine Puppe aufgemacht und vor einem Spiegel drapiert. Die beiliegende Nachricht erklärt, warum die Frau sterben musste: Sie war zu schön. Leider bewahrheitet sich Janas Vermutung, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben, denn wenig später gibt es eine zweite Leiche. Dann taucht auch noch ein Livestream im Darknet auf, bei dem eine ausgehungerte junge Frau angekettet ist. Der Täter will so lange weitermachen, bis seine Botschaft verstanden wird. Ihnen bleibt also nicht viel Zeit.
Dieser Thriller ist sehr spannend. Wir dürfen nicht nur Jana und Oliver bei ihren Ermittlungen begleiten, sondern können auch zwischendurch die perfiden Gedankengänge des Täters verfolgen.
Jana ist nicht begeistert, dass ihr Chef sie nicht über den neuen Kollegen informiert hat. Das bekommt Polizeirat Grimm dann auch deutlich zu hören. Aber auch Oliver muss sich einiges anhören. Doch er kontert gut und zeigt, dass er auch ziemlich fähig ist. Oliver hat sich zum LKA Kiel versetzen lassen und hält sich bei seiner Vorgeschichte bedeckt. Ich mochte die beiden genauso wie Janas Schwester Amelie, und auch die Art von Olivers Sohn Joris hat mir gefallen. Schon bald bilden Jana und Oliver ein gutes Team. Als Jana verschwindet muss Oliver alles geben.
Was der Täter mit seinen Opfern anstellt, geht unter die Haut. Doch die erfrischende humorvolle Art, in der Jana und Oliver kommunizieren, sorgen dafür, dass es nicht zu schrecklich wird. Der Fall ist schwierig und immer wieder gibt es Wendungen, welche die Spannung hochhalten.
Mir hat dieser packende und spannende Thriller gut gefallen.

Bewertung vom 03.04.2025
Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1
Smith, Sally

Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1


sehr gut

Der Temple-Bezirk liegt im Herzen von London und ist das Zentrum all derer, die mit Recht und Gesetz zu tun haben. Als der Anwalt Gabriel Ward die Kanzlei am Morgen des 21. Mai 1901 betreten wollte, lag da etwas auf der Türschwelle. Der Polizei konnte er später berichten, dass es sich bei der Leiche um den obersten Richter von England, Lord Norman Dunning, handelt. Die Polizei kann nur mit Genehmigung der Rechtsgemeinschaft den Bezirk betreten und so wird Ward vom obersten Schatzmeister Sir William beauftragt, diesen Mordfall aufzuklären. Allerdings soll ihn dabei ein Constable begleiten und die Erkenntnisse der Polizei mitteilen.
Der Schreibstil ist an jene Zeit angepasst, lässt sich aber sehr schön flüssig lesen. Die Atmosphäre der damaligen Zeit ist gut dargestellt und man erfährt so einiges über das englische Rechtssystem.
Der etwas eigenbrötlerische Gabriel Ward hat zwar seine Macken, ist aber ein kluger Kopf, der bei seinen Fällen die Fakten betrachtet und seine Schlüsse zieht. Doch so einen Mordfall zu klären, ist doch eine ganze andere Sache. Außerdem hat er keine rechte Lust auf diesen Job. Constable Maurice Wright ist ehrgeizig und kennt sich mit den neuesten Methoden der Polizeiarbeit aus, was bei seinem Vorgesetzten Sergeant Rayner nicht gut ankommt. Gabriel will gewohnt logisch an die Sache herangehen, doch dann muss er feststellen, dass es im Temple-Bezirk eine Menge Geheimnisse gibt. Verblüffender Weise kommen die ziemlich unterschiedlichen Charaktere Ward und Wright ziemlich gut miteinander aus.
Aber die Klärung des Mordfalls dauert seine Zeit, denn der ehrenwerte Richter hatte nicht nur Freunde und so gibt es doch einige Verdächtige und eine ganze Menge von Geheimnissen. Außerdem muss Ward auch noch seiner eigentlichen Aufgabe nachgehen und in einer Urheberrechtssache eine Autorin vor Gericht vertreten.
Mich hat dieser ruhig verlaufende historische Krimi gut unterhalten.

Bewertung vom 03.04.2025
Die Yacht
Goodwin, Sarah

Die Yacht


gut

Wie jedes Jahr veranstaltet Libby eine Silvesterparty und lädt auch ihre langjährigen Freunde ein. Dieses Mal findet die Party auf einer Luxusyacht im Hafen von Ventimiglia statt. Hannah macht sich mit gemischten Gefühlen auf den Weg. Sie freut sich zwar auf ein Wiedersehen mit Libby und Maggie, doch zu deren Männern hat sie keine Beziehung aufbauen können. Sie spürt, dass ihre wohlhabenden Freunde auf sie herabsehen. Das kann sie ertragen, solange Harry auch dabei ist. Die Party läuft ein wenig aus dem Ruder und am Neujahrsmorgen müssen sie feststellen, dass sie abgetrieben sind. Der Tank ist leer, die Vorräte begrenzt und ein Notruf nicht möglich. Und dann sind es nur noch fünf Passagiere…
Ich bin ziemlich zwiegespalten was diesen Thriller angeht. Es dauert etwas bis wirklich Spannung aufkommt. Aber auch dann wird dieser Spannungsverlauf immer wieder durch die langen Beschreibungen der Verhältnisse an Bord gestört, obwohl die natürlich wichtig sind.
Die Charaktere sind reichlich eindimensional dargestellt. Nur Hannah war mir sympathisch. Ihren Freund Harry konnte ich die ganze Zeit über nicht richtig einordnen, obschon er ausgleichend wirkt. Hannah fühlt sich ein wenig minderwertig, wenn sie sich mit ihren Freunden vergleicht. Die vielen kleinen Spitzen überhört sie und entschuldigt sie immer wieder damit, dass sie mit Libby und Maggie ja schon so lange befreundet ist. Die beiden Männer, Leon und Olly, lassen ihre Abneigung gegenüber Hannah deutlicher raus.
Auf dem Boot herrscht eine unheilvolle Atmosphäre. Von Anfang an ist die Lage angespannt und Alkohol und Drogen machen es nicht besser. Es kommt ununterbrochen zu Streitereien und Handgreiflichkeiten. Dabei zeigt sich dann auch, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Die Lage eskaliert, als die Yacht auf dem offenen Meer treibt und eine Person verschwunden ist. Nur Hannah reagiert einigermaßen vernünftig, während sich die reichen Freunde als lebensuntüchtig, aber umso egoistischer erweisen. Jeder misstraut jedem.
Während mich die ständigen Wiederholungen der Streitereien immer mehr nervten, wollte ich aber auch wissen, wer das Boot gelöst hatte und wie die Rettung aussehen könnte. Das Ende ist dann ziemlich dramatisch.
Der Thriller liest sich flüssig und bietet auch Spannung, aber dennoch konnte mich diese Geschichte nicht ganz überzeugen.