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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 724 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2025
No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Schwäche wird ausgenutzt, eine Dreierkonstellation, intensiv und packend, ein echter Boyle

Der Tod seiner Mutter zwingt den jungen Arzt Terry dazu, sich nach Bouler City aufzumachen, einer armseligen Wüstenstadt am Rande von Nevada. Dort will er seiner Mutter beerdigen, das Erbe regeln und dann möglichst schnell zurück nach L.A., wo er arbeitet. Doch die zufällige Begegnung in einer Bar, mit Namen Bethany, setzt ein Geschehen in Gang, das zu einer absolut unguten Dreiecksbeziehung, führt. Die junge Frau ist skrupellos und hat Terry sehr schnell als schwach und manipulierbar ausgemacht. Uneingeladen quartiert sich in dem Haus der Mutter ein, das nun ihm gehört. Und Terry, er ist befremdet und gleichzeitig fasziniert von dieser Frau, die sich einfach nimmt, was sie will. Er fühlt sich in jeder Beziehung von ihr angezogen, lässt Dinge geschehen und ist sich gleichzeitig darüber im Klaren, dass er hier zunehmend zum Opfer wird. Und der dritte im Bunde, Bethanys sogenannter Ex, Jesse,der die noch keinesfalls endgültig abgeschlossene Beziehung nutzt, um auch etwas abzubekommen, vom Kuchen. Denn das Leben hier, für beide ohne Perspektive, Looser, abgerissen und durch Drogen zugedröhnt. Hier kommt die Chance.
Boyle, wie immer grandios in seinem Schreibstil, die fokussierte intensive Beleuchtung des Geschehens, er umkreist diese drei Menschen, die sich in ihrer geradezu gewaltsam erzwungenen Dreierkonstellation mit dem überforderten Arzt, der aber eigentlich auch gar nicht nein sagen will, als Opfer in ihrer Mitte, abseits der 'Zivilisation', aneinander abarbeiten.
Ein packender unglaublich gut angelegter Roman. Wie kann man als Leser nur dazu gebracht werden, so fixiert dieses 'Spiel' zu erleben, es wohl erleben zu wollen, mit drei Menschen, die einen schon fast eher anwidern sollten, das Kriterium von Sympathie ist am ehesten noch bei Terry gegeben.
Denn einmal Angefangen mit dem Lesen, gibt es kein Halten mehr, bis zum Ende.

Bewertung vom 12.10.2025
Der Absturz
Louis, Édouard

Der Absturz


ausgezeichnet

Das Leben eines Bruders und der Tod, eine Analyse und noch viel mehr


Édouard Louis, er möchte es aufschreiben, das Leben seines Bruders, das schon sehr früh ein langsames Sterben war. Louis kannte seinen Bruder kaum und als er von seiner Mutter erfährt, dass dieser wieder einmal im Krankenhaus liegt, es aber diesmal nicht mehr schaffen wird, reist er an, ohne wirkliche Emotionen, um zu unterstützen und die Beerdigung zu organisieren.
Damit sollte es für ihn abgeschlossen sein. Doch, obwohl ohne Bindung zu dem Verstorbenen, beschließt der Autor, seinen in diesem Buch namenlosen Halbbruder, nicht so gehenzulassen. Auch von ihm soll etwas bleiben, nicht ohne jede Spur vergangen sein.
Und so beginnt er, ihn kennenzulernen, nicht nur die bekannten Fakten, die Umrisse seines Lebens, die es schwer gemacht haben, eine Chance zu haben, auf mehr. Denn das war immer das Bestreben dieses Mannes. Noch bevor er mit etwas angefangen hatte, wollte er mehr, der Beste sein, groß anerkannt, kein Handwerker, ein Künstler. Aufgewachsen in einer Arbeiterfamilie, ohne menschliche Anteilnahme, ohne Unterstützung, driftet er schon bald in eine Welt von Alkohol und Drogen ab. Er begeht Straftaten. Und immer wieder sucht er den Neuanfang, ohne es wirklich zu tun. Das steht auf seinem Blatt 'Leben'. Aber der Bruder fragt auch nach dem Dahinter. Eigentlich sucht er es nicht, er findet es, mehr überrascht und sich des Menschen immer mehr bewusst werdend. Und all das, was er auf dieser 'Entdeckungsreise' erfahren hat, er schreibt es auf, nüchtern, fokussiert, nicht lamentierend, nicht abschweifend, keine Ausflüchte. Aber er nimmt auch die Menschlichkeit, das Liebenswerte darin auf und das alles macht auch etwas mit ihm selbst. Er reflektiert, schaut auf sich selbst, Gedanken kommen auf. Und es entsteht Nähe.
Der Schreibstil, grandios, feinfühlig, fast poetisch und so wirkt das Sachliche nicht kalt, sondern einfach nur richtig und genau passend, um das darzulegen und an uns Leser weiterzugeben, was der Autor vorhatte zu tun. Daraus geworden ist mehr. Mehr als die Bestandsaufnahme eines Lebens, das einfach so war. Auch der Autor selbst ist dabei gewachsen, an Bewusstsein, an dem Zulassen der Auseinandersetzung mit sich selbst und am Nachdenken über Dinge, die bisher wenig Beachtung bei ihm gefunden hatten.
Und wir Leser, wir begleiten ihn dabei, mit ganz viel Nachhall für uns selbst.
Ein absolut grandioses Buch, sehr berührend, sehr besonders und einfach außerordentlich.

Bewertung vom 09.10.2025
Eine Insel im Meer
Thor, Annika

Eine Insel im Meer


ausgezeichnet

1938, zwei Kinder werden nach Schweden verschickt, um sie zu retten und erleben Fremde

1938, die Deutschen sind nun auch in Österreich einmarschiert. Eine jüdische Wiener Familie versucht, ein Visum für die Ausreise in die USA zu erhalten. Als dies vorerst scheitert, schicken sie ihre beiden Töchter Steffi und Nelli nach Schweden, um sie dort in Sicherheit zu wähnen. Die Geschwister landen auf einer kleinen Insel. Dort werden sie, entgegen der Absprachen, getrennt. Die jüngere Nelli kommt in eine nette Pflegefamilie. Steffi wird bei einer verhärmten Frau untergebracht, die wenig redet und dem Mädchen kaum positive Gefühle entgegen bringt. Es ist ein ganz anderes Leben, das hier auf die beiden einstürzt. Eine fremde Sprache, Ablehnung, gar Mobbing in der Schule und die einheimische Bevölkerung zeigt auch eine eher negative Einstellung gegenüber den Kindern. Das trifft vor allem die ältere Steffi, die durchaus auch mal aufbegehrt und so einfach zu einem guten Ziel für gängige Vorurteile und Anfeindungen wird. Im Inneren ist das erst 12-jährige Mädchen verängstigt und hat unsagbares Heimweh nach ihren Eltern. Schreiben tut sie ihnen natürlich nichts davon, denn sie sollen sich nicht noch mehr Sorgen machen. Die Hoffnung auf eine schnelle Wiederzusammenführung schwindet, denn die Immigration nach Amerika ist erst einmal nicht möglich. Doch ganz langsam wird es besser. Auch Steffi erfährt eine erste zaghafte Annäherung an eine Mitschülerin, in der Schule zeigen sich erste 'Erfolge' und ganz wider Erwarten stellt sich ihre Pflegemutter in einer entsprechenden Situation hinter 'ihr Kind'.
Dieses 1996 erschienene und nun neu aufgelegte Buch, es erschüttert und berührt zutiefst. Das Fühlen der Kinder, Fremdsein, Verlassenheit, die Angst vor der realen Bedrohung ihres Lebens und das herzzerreißende Heimweh nach Geborgenheit durch Eltern und Heimat, das ist einem so nah, wenn man dies hier liest. Und die Gedanken führen einen weiter, zu einem Heute, in dem Krieg und Flucht so aktuell und die Berührungspunkte mit diesen Themen so präsent und nah sind, wie dies für uns so schon lange nicht mehr der Fall gewesen ist. Menschen flüchten, suchen Schutz in der Fremde und fühlen genau das, was uns hier in diesem Buch so berührt.
Das sollten wir mitnehmen in unseren Alltag und es bewusst leben.

Bewertung vom 08.10.2025
Die Macht der weißen Sonne / Spellcraft Bd.2
Ferguson, R. L.

Die Macht der weißen Sonne / Spellcraft Bd.2


ausgezeichnet

Eine Welt mit Magie und Streben nach Macht, doch Freundschaft hilft

Die Spellcrafter, sie haben die Gabe, Magie zu wirken, aus sich heraus und mit Aether. Auch im zweiten Band dieser besonderen Fantasy-Reihe, die mit einem dritten Buch enden soll, ist eine Gruppe von ihnen entscheidend für das Geschehen. Da ist Lucy, die Hauptfigur der Geschichte, sie versucht, gemeinsam mit ihren Freunden, die bösen Umtriebe zu erkennen und sie davon abzuhalten, immer mehr Macht zu erlangen. Was und wer genau dahintersteckt, erst eimal hinter dem Überfall auf dem Winterfest, bei dem Lucy, durch eine innere Stimme gewarnt, die Menschen durch die Aufforderung zur Flucht, vor den dort einfallenden Gestalten retten kann, das bleibt im Nebel. Diese Stimme, sie begleitet Lucy auch weiter und hilft, aber ist diese wirklich gut oder hat auch sie einen durchtriebenen Plan und steht mit den bösen Mächten in Verbindung. Und was hat es mit dem Verschwinden von immer mehr Spellcraftern auf sich. Lange bleibt alles sehr undurchsichtig, aber Lucy gibt nicht auf und dringt letztendlich zum Kern dieser Umtriebe vor.
Auch dieser Teil der Spellcrafter-Buchreihe ist erfüllt von Magie. Diese verspricht Macht, um sie wird gekämpft und die Kontrolle über Aether, ohne die deren Nutzung für viele nicht möglich ist, soll zur Herrschaft über alle führen. Hier ist so auch eine politische Nuance mit im Gepäck. Spannung pur ist hier angesagt, keine Sekunde kommt Langweile auf, ein absolut toller zweiter Teil und am Ende lässt uns diese Geschichte mit einem wahnsinnig heftigen Cliffhanger zurück. Das ist natürlich einerseits ziemlich fies für die Leser. Aber dadurch fiebert man auch richtig heftig auf den letzten Teil hin, der ein grandioses Finale verspricht.
Ich kann mit der Vorfreude darauf gut leben und hoffe, wir müssen nicht zu lange warten.

Bewertung vom 07.10.2025
Verdorbenes Herz / Till the End of the Moon Bd.1
Teng Luo Wei Zhi

Verdorbenes Herz / Till the End of the Moon Bd.1


ausgezeichnet

Fantasy, auf eine sehr feine raumgebende Art, mit viel asiatischer Mentalität dazu

Der Dämonengott Tantai Jin, er wütet in dieser Zeit und keiner kann ihm Einhalt gebieten. Der einzige Weg, eine Reise 500 Jahre zurück in die Vergangenheit. Und ausgewählt für diese Mission wird Li Sisu. Dort muss er ihr gelingen, zu verhindern, dass Tantai Jin zu dem grauenhaften Wesen werden kann, das die Welt im Hier und Jetzt so furchtbar schändet. Dass sie dort im Körper deren ihm so nahestehenden Begleiterin agieren muss, hat sie vorher nicht gewusst. Die unmittelbare Nähe gibt ihr Einblick auch in sein Inneres und sie erfährt von seiner Geschichte, die mit für seinen Werdegang verantwortlich ist. So kommen die Grenzen von Gut und Böse ins Wanken und die Hauptperson dieses erstes Bandes der Geschichte, vier werden es insgesamt sein, Li Sisu, sie muss sich immer wieder auf ihr Ziel fokussieren. Denn sie wird auch von Zweifeln geplagt, erlebt gar einen Anflug von sehr anderen Gefühlen. Aber gerade diese nicht nur äußeren Kämpfe bringen einem Li Sisu sehr nahe und man fiebert als Leser intensiv mit. Dazu das Asiatische Flair, die emotionale Feinheit, die Zeit, die den Figuren gegeben wird, um sich uns 'vorzustellen', das fasziniert und ermöglicht einem einen guten Einstieg in die Geschichte. Mystische Welten tun sich auf und doch ist die Fremdheit sehr schnell vergangen und man ist mit Leib und Seele dabei.
Ich freue mich sehr über diesen Buchauftakt und bin mir sicher, uns erwartet eine fulminante Fantasy-Reihe, mit Kampf, Drama, sich steigernden Emotionen und Wiederspruch und innerer Zerissenheit bzgl. dieses einen Gefühls, der Liebe.
Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Bewertung vom 07.10.2025
Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten
Morosinotto, Davide

Greta Grimaldi und der Junge aus dem Schatten


ausgezeichnet

Ein Ermittlungsfall, der sich um Kaspar Hauser rankt, im Nürnberg von 1829

Nürnberg, 1829, der berühmte Ermittler Doktor Grimaldi fährt mit seiner Tochter Greta per Kutsche ein und residiert im besten Haus am Platz. Die mysteriöse Geschichte um die historische Figur Kaspar Hauser, sie wird hier genutzt, um einen spannenden Kriminalfall aufzubauen, mit ganz viel Flair der altehrwürdigen Stadt Nürnberg dazu. Dem jungen Mann wird gedroht und Grimaldi soll nun herausfinden, wer dahinter steckt, möglichst schnell, um schlimmeres zu verhindern. Der sehr präsente Herr Doktor ist ein Mann der Fakten und löst seine Fälle meistens mehr von seiner Hotelsuite aus, denn dass er durch die Gassen wandert und dort seine Nachforschungen anstellt. Dafür ist seine Tochter Greta zuständig. Ungewöhnlich für diese Zeit ist das gebildete kluge und selbstbewusste Mädchen mehr als nur eine mitreisende Tochter. Sie ermittelt mit, auf sehr aktive Weise. Und der Papa stärkt ihr dabei, meistens zumindest, den Rücken, wenn die Würdenträger der Stadt und andere Menschen ihr Befremden darüber zum Ausdruck bringen.
Diese Geschichte, sie wird getragen von einer sympathischen Hauptfigur, eben der taffen Greta, ist spannend und sehr unterhaltsam. Und das Geheimnis um Kaspar Hauser, das auch bis in unsere Zeit ungelöste Geheimnis, was diesem damals tatsächlich widerfahren ist, ob Adelsspross, gequältes Opfer oder gar selbst ein Betrüger, das macht diesen Ermttlungsfall noch einmal eine Spur besonderer. Der Autor fügt historische Fakten und Fiktion zu einer passgenauen Geschichte zusammen und die Lösung, gut getroffen und im Kontext absolut schlüssig. Hier hat jemand nicht den leichten Weg genommen.
Ich fand das richtig gut.

Bewertung vom 06.10.2025
Vulva!
Beck, Nadine;Schilling, Rosa

Vulva!


ausgezeichnet

Das Thema, herrlich erfrischend behandelt, locker und ganz wichtig, ohne die Scham, die oft damit verbunden ist

Es zuzulassen, sich offen anzusehen, sich kennenzulernen, 'unter der Gürtellinie', ohne ein Gefühl der Scham, die eigentlich so stark mit diesem Thema verbunden ist, in unserer Gesellschaft und hier Offenheit, natürliche Neugier, gar Entdeckerschaft anzuregen, das ist die ganz große Intension dieses Buches. Humorig und durch die tollen Illustrationen dazu bunt soll es sein und all die wissenswerten interessanten Angebote, die in den einzelnen Kapiteln gemacht werden, sie werden nicht blockiert von eben dieser Scham. Dafür sorgt eine lebendige und manchmal auch flippige Sprache, die aber trotzdem das Wissen in den Vordergrund stellt. Da bleiben eine Menge spannender Fakten haften, über sich selbst, bis in die intimsten Bereiche hinein. Und all das sicherlich auch Neue, das den jungen Mädchen da bewusst wird, ein enger Erwachsener, der die 'ungewöhnlichen' Fragen, die sich daraus ergeben, in der Sicherheit der Vertrautheit beantwortet oder auch ein ungezwungenes Miteinanderreden ermöglicht, das ist natürlich nicht verkehrt.
Ein tolles Buch, das Anstöße gibt, auch über die ungezwungene Wissensvermittlung hinaus. Damit und daraus lässt sich absolut etwas machen, für einen positiven zugewandten Umgang mit sich selbst und offene Gespräche mit anderen.

Bewertung vom 06.10.2025
Schwanentage
Yueran, Zhang

Schwanentage


ausgezeichnet

Ein Leben, unwichtig und entscheidend zugleich, in der ausgeprägten Klassengesellschaft Chinas

Die Meisten wissen wenig über die ausgeprägte Klassenstruktur Chinas, über die Familien der Elite und über die, die ihnen zu Diensten sind, bis hinein in die persönlichsten Familienangelegenheiten. Eine dieser 'Angestellten' ist Yu Ling, die den kleinen Sohn der Familie mit viel Hingabe betreut. Die Beziehung zwischen den beiden ist geprägt von einer tiefen Verbundenheit und Zuneigung. Und trotzdem reift in Yu Ling ein Plan, der ihr helfen soll, aus ihrer niederen Klassenzugehörigkeit auszubrechen, eine eigene Familie zu gründen und selbstbestimmt 'nicht dienend' zu leben. Den Sohn der Familie zu entführen, natürlich ohne diesem selbst Schaden zuzufügen und mit dem Lösegeld eine gewisse Freiheit zu erlangen, für ihren Freund und sie, das sieht sie als ihre Chance an. Doch es kommt anders. Die weit verbreitete Korruption, die den Staat durchtränkt, auch Großmutter und Vater des Kindes haben so Türen geöffnet und nun schlägt die Staatsgewalt, exemplarisch für so viele, zurück. Beide werden verhaftet und die Mutter, sie taucht unter. Und nun, das Kindermädchen Yu Ling wird zur einzig Verantwortlichen für den zurückgelassenen Jungen und sie kann nicht anders, sie fügt sich in diese wiederum von der Realität und den unsozialen Strukturen herbeigefügten Situation und zeigt ihre ganze Stärke, die sich nun, fernab von Klasse, in ihr auftut.
Dieses Buch, es bringt auch in der Übersetzung das Asiatische Sein, das eher zarte, ruhige Beobachtende, das diese Geschichte trägt, in wunderbarer Weise zum Ausdruck. Und mit Yu Ling wurde eine junge Frau zur Hauptprotagonistin gemacht, die so viel transportiert, an innerem Aufbegehren, an Gefühlen, letztendlich auch an purer Mitmenschlichkeit, dass einen dies tief berührt.
Beeindruckende Literatur aus Asien, die auf so wenig Seiten so viel sagt.

Bewertung vom 16.09.2025
Anna und die Wut
Nöstlinger, Christine

Anna und die Wut


sehr gut

So viel Wut und das ist für keinen gut

Anna macht alles gern, was Kinder eben gerne so tun. Spielen, drin und vor allem draußen, das ist einfach schön. Aber leider nur solange Anna nicht wütend wird. Und Anna wird schnell wütend. Schon bei der kleinsten Kleinigkeit überfällt sie die Wut und dann gibt es kein Halten mehr. Sie brüllt und tobt, wirft Dinge und schlägt sogar andere Kinder, die ihr eigentlich nur helfen wollen. So will bald keiner mehr mit ihr spielen und alle lachen sie aus, was das Mädchen nur noch schneller und heftiger wütend macht. Doch dann hat der Opa eine gute Idee, schenkt Anna eine Trommel und immer, wenn sie die Wut kommen fühlt, soll sie trommeln, was das Zeug hält. Und tatsächlich, es hilft. Und die anderen Kinder finden Annas Trommeln ziemlich cool und wollen jetzt auch wieder mit ihr spielen. Ja und dann, ist da ganz allmählich auch immer weniger Wut, die es zu bändigen gilt. Aber trommeln, bzw. dann später richtig Schlagzeug spielen, das macht Anna trotzdem weiter.
Das Buch, eine schöne mutmachende Geschichte über das Gefühl Wut und darüber, einen Weg zu finden, diese in den Griff zu bekommen. Denn sonst ist man sehr schnell ziemich allein.
Und die Illustrationen dazu zeigen, farblich verstärkt, sehr gut, was bei Anna vor sich geht. Das verstehen auch die junge Leserschaft beim Hinsehen und Hinhören sehr gut.
Dies ist ein absolutes Vorlesebuch, denn Gesprächsbedarf gibt es während und nach Ende der Geschichte auf jeden Fall. Gerade wenn Kinder sich darin auch selbst ein wenig wiederfinden, sehen sie, es findet sich ein Weg. Und mit der Hilfe meiner Erwachsenen finde ich auch meinen.

Bewertung vom 09.09.2025
Maxi & Helium - Das magische Loch in der Wand
Brinck, Camilla

Maxi & Helium - Das magische Loch in der Wand


ausgezeichnet

Zwei Mäuschen, ein Zwillingspaar, finden zurück in ihr einstiges magisches Tierwelt-Zuhause

Der Mäusejunge Maxi, um Minuten älter und so der mutige Bruder, der seine kleine Schwester beschützt und eben Helium, das Zwillings-Mäusemädchen, finden sich eines Tages unter dem Sofa einer Menschenfrau wieder. Wie sie da hingekommen sind, wissen sie nicht, doch diese Camilla bekommt zwar am Anfang einen kleinen Schrecken, wird dann aber zur allerbesten Freundin und bereitet den beiden Mäusekindern ein wunderbares Zuhause. Doch dann ist da plötzlich ein Loch in der Wand. Und was machen mutige kleine Mäuse, sie schlüpfen hindurch. Und auf der anderen Seite, die Welt, die sie dort erwartet, sie ist magisch. Ein Tierreich mit ganz besonderen Wesen und noch erstaunlicher, man wartet schon auf sie. Denn, wie sich herausstellt, ist dies ihr früheres Zuhause. Als Kinder des guten Königs wurden sie einst weggeschickt, um geschützt zu sein, vor den Bedrohungen des Bösen, welches über das Königreich hereinbrach. Doch nun sind Maxi und Helium wieder da und man erhofft sich Großes von ihnen.
Eine tolle fantastische Geschichte mit zwei kleinen Mäusehelden, die man einfach mögen muss und die ihr Bestes geben, um alles zum Guten zu wenden. Und weil das eine große Aufgabe ist, braucht man fürs Erzählen dieses Abenteuers auch mehr als einen Buchband. Es wird also weitergehen und man kann sich freuen, auf noch mehr Erleben mit den beiden Mäusegeschwistern, in dieser, von wunderbar gestalteten heimeligen Farbillustrationen begleiteten, absolut magischen Welt.