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Bewertungen
Insgesamt 184 BewertungenBewertung vom 06.09.2025 | ||
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Queere Texte sind - wenn man so will - mein täglich geistig Brot, mit dem türkischen Kulturraum hatte ich aber bislang wenig Berührungspunkte. “Hundesohn” ist daher für mich eine Mischung aus Vertrautem und Unbekanntem gewesen. |
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Bewertung vom 19.08.2025 | ||
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Wenn man richtig verliebt ist, mit ganzem Herzen und ganzer Seele, dann gibt es wohl kaum eine schlimmere Erkenntnis, einen größeren Schlag in das rosarote Brille tragende Gesicht, als den Satz: “Er/Sie/They steht einfach nicht auf dich.” Ich bin sicher, die allermeisten von uns haben ihn schon als perfide, vernichtende Stimme der Vernuft im sich grundlose Hoffnungen machenden, verknallten Hinterkopf gehört. Fast noch schlimmer ist es, wenn man einseitige, unglückliche Verliebtheit bei anderen beobachtet und zusehen muss, wie sie in ihr eigenes Elend rennen. Wenn sich diese einseitige Liebe in der Literatur zuträgt, dann befinden wir uns in der Rolle des Voyeurs, aber auch des verschämten Freundes - denn unglückliche Verliebtheit hat auch etwas schamvolles, unangenehmes an sich. |
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Bewertung vom 29.07.2025 | ||
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Japan, seine Kultur und seine Menschen verbinde ich immer mit einer gewissen “no nonsense”-Einstellung. So nach dem Motto: “Don't make a fuss. It's only life and eventually - it will pass…” Also bloß kein Drama machen angesichts dem unvermeidlichen Spiel und Zyklus des Lebens. Gute Miene und sich keine Blöße geben, ein freundliches Lächeln aufsetzen - Augen zu und durch. Und ich muss sagen, der Roman “Onigiri” von Yuko Kuhn hat mir auch genau diese “vernünftige Lebenseinstellung”, die ich mit Japaner*innen assoziiere, gespiegelt. |
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Bewertung vom 14.07.2025 | ||
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“Mein Großvater hat mal gesagt, dass Glück keine Geschichte ist. Darum gibt es über diese ersten Wochen nicht viel zu sagen.” |
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Bewertung vom 01.07.2025 | ||
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Wenn ich Benjamin Myers lese oder an sein Werk denke, dann schiebt sich ein Wort vor allen anderen in mein Bewusstsein: zeitlos. Sein hierzulande wohl berühmtester, meist gelesener und besprochener Roman “Offene See” spielt in der Vergangenheit, sein aktuelles Buch “Strandgut” in der Gegenwart. Aber irgendwie ist das nebensächlich, denn der individuelle Erzählton des britischen Autors ist immer derselbe: poetisch, klassisch, auf den Punkt. Myers Erzählen wird die Zeiten überdauern, seinen Status als “moderner Klassiker” mit jedem neuen Werk untermauern. Neben dem besonderen Erzählton vor allem auch deshalb, weil er zeitlose Menschheitsthemen zum Gegenstand seiner Bücher macht, mit denen sich praktisch jeder und jede identifizieren kann: Liebe, Verlust/Tod/Trauer, Schicksal, Neuanfang bzw. “das Danach”. |
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Bewertung vom 13.04.2025 | ||
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Man stelle sich vor, es gäbe eine Welt, die von der Lebensrealität her genau so ist wie unsere, nur gäbe es auf dieser Welt eine Krankheit, die Menschen zu Bäumen macht. Sie plötzlich befällt und dann fangen sie schrittweise an, zu mutieren…Erst versteifen sich die Zehen, dann bildet sich immer mehr Rinde an den Beinen. Erst der Unterkörper und dann kassiert die Pflanze auch noch drn Oberkörper und vor allem das menschliche Bewusstsein ein, bis die Person nicht mehr ist und an ihrer Stelle ein ganz normaler, lebender Baum. Aber eben ein Baum. |
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Bewertung vom 13.04.2025 | ||
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Alles an diesem Roman wirkt auf den ersten Blick total over the top und bis zur groben Unglaubwürdigkeit konstruiert. Da ist eine maori-russisch-deutsch -jüdisch-rumänisch-spanische Familie in Neuseeland, der Vater Biologe, die Mutter schön und geheimnisvoll. Alle drei Kinder auf ihre Weise hyper intellektuell und getrieben, überwältigt von der modernen Welt und ihren Möglichkeiten. Valdin, der zweitälteste Sohn, ehemaliger Physiker und jetzt Reisejournalist mit eigener Sendung, ist schwul und zerbricht fast an der unerfüllten Liebe zu seinem viel älteren Exfreund Xabi, der wiederum der Bruder des Ehemannes seines Onkels ist. Klingt kompliziert, ist auch so. Er hat eine Schwester, Greta, die zweite Ich-Erzählinstanz dieses Buches. Die Kapitel und Perspektiven wechseln zwischen Valdin und ihr. Sie heißt dummerweise genau so wie die andere Greta, die die Ehefrau von Greta und Valdins älterem Bruder Caspar ist, der bereits als Teenager einen Sohn mit einem fremden Mädchen auf einer Party gezeugt hat, der jetzt bei ihnen lebt - Tang. Greta II ist Deutsche, aber Greta I war auch irgendwann mal in Deutschland zum Studieren. Greta II und Caspar haben miteinander noch eine sechsjährige Tochter, Freya. Ach ja und die eigentliche Greta also Greta I ist Tutorin für Vergleichende Literaturwissenschaft und struggelt mit ihrer sexuellen Identität und wechselnden Beziehungen. Eigentlich steht sie aber auf Frauen. |
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Bewertung vom 03.04.2025 | ||
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»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1 “Ob ich ein paar Seiten schreiben sollte? Doch schon als ich den Computer aufgeklappt hatte, wusste ich, dass ich mich heute vergeblich abmühen würde. Meine Gedanken waren ganz woanders, und wenn ich etwas übers Schreiben wusste, dann, dass man es nicht erzwingen konnte. Durfte!” (Volker Klüpfel: Wenn Ende gut, dann alles, S. 120) |
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Bewertung vom 18.03.2025 | ||
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“Hier draußen” ist ein moderner Dorfroman, der in einer kleinen norddeutschen Ortschaft der Gegenwart spielt. Wir haben aber auch immer mal wieder Einschübe, Rückblenden, die die Situation auf der Handlungsebene mit Hintergrundinformationen unterfüttern. Diese Struktur hat mir sehr gefallen und war hier auch hilfreich, um das Gelesene besser zu verstehen. |
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Bewertung vom 18.03.2025 | ||
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“In der russischen Welt meiner Mutter ist Russland gut und heldenhaft und hat gar keine andere Wahl, als zu kämpfen. Herzlos ist das nicht von ihr, nur sehr wahrheitsverloren. Deswegen leidet Mama wohl auch so darunter, dass ihr Sohn diese russischen Wahrheiten aufs Verderben nicht erkennen will.” (S. 58) |
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