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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 675 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2025
Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Eine ungewöhnliche Todesanzeige in der Zeitung führt die Ermittler der Gruppe 4 zu einem Bauernhof, auf dem in einem Kellergewölbe zwei tiefgefrorene Leichen aufgefunden werden. Die dazugehörige Botschaft lautet: Das Sterben hat begonnen, geschrieben mit Asche. Es ist ein heißer Sommer, Jakob, Mila und ihr Team geben ihr Bestes, aber das ist nicht genug. Der einzige Verdächtige führt sie an der Nase herum und scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein.

»Ich bin nicht zur Gruppe 4 gekommen, um vor verschlossenen Türen zu stehen. Ich will rechtzeitig auf der anderen Seite sein und Dinge verhindern, von denen wir auf dieser Seite der Tür nicht mal wissen, dass es sie gibt.« (Seite 99)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Fall für die Gruppe 4, angeführt von Mila Weiss und Jakob Krogh. Der erste Band hat mich letztes Jahr wahnsinnig gut unterhalten, sodass ich ungeduldig auf die Fortsetzung gewartet habe, die - soviel kann ich jetzt schon verraten - meine Erwartungen weit übertroffen hat. Man muss den Reihenauftakt nicht gelesen haben, um dem Geschehen folgen zu können, allerdings würde ich dazu aus zwei Gründen raten: Die Gruppe 4 setzt sich aus den unterschiedlichsten Personen zusammen, die zueinander finden müssen, gleiches gilt für die Ermittlungsleitung. Die einzelnen Personen sind so verschieden wie faszinierend, deren kleine und große Geheimnisse ebenso, hier lohnt es sich, von Beginn an dabei zu sein. Der zweite wichtige, wenn auch einfache Grund ist der, dass der vorherige Fall einfach phänomenal war und das Herz eines jeden Thriller-Fans höher schlagen lassen dürfte.

Nun ging es also weiter und erneut hat Benjamin Cors sich eine Mordserie einfallen lassen, die mich entsetzt und erschüttert, aber auch vom Thema her total überrascht hat, was gar nicht so einfach ist bei der Menge an Büchern, die ich in diesem Genre lese. Der Fall war sehr komplex, der Weg zur Lösung steinig und voller Wendungen, was dazu führte, dass es mir nicht möglich war, zu erraten, wer schuld an allem ist, obwohl der Autor mit verdächtigen Personen sehr großzügig war. Die Spannung konnte im letzten Drittel sogar noch ein bisschen gesteigert werden, einige Enthüllungen waren so unglaublich wie genial, dies erfreute mein dunkles Herz. Die Auflösung beantwortete alle Fragen, was folgte habe ich nicht kommen sehen und bin nun gespannt, wie es weitergeht. Das war mörderisch gut!

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


ausgezeichnet

Elijah Leith kehrt nach Jahren der Abwesenheit in seine Heimat zurück, er hatte die kleine Küstenstadt Point Orchards vor langer Zeit verlassen, um sich seinen Traum, ein Schriftsteller und berühmt zu werden, zu erfüllen. Gescheitert und desillusioniert renoviert er sein Elternhaus, eine verfallene Hütte mitten im Wald. Als er seinen Vater verließ, tat er dies auch mit seiner Jugendliebe, nun möchte er Nakita zurückerobern, das Vertrauen aber kehrt nicht so schnell zurück. Als es endlich einen Lichtblick gibt, passiert etwas, dass alle seine Pläne zum Platzen bringt.

»Was er während der letzten Jahre gelernt hatte, war, dass immer wieder gute Zeiten kommen würden, egal, wie hoffnungslos das Leben sich gerade anfühlte. Und egal, wie zufrieden er gerade war, weil es gut lief, es würden auch wieder härtere Zeiten kommen. Alles drehte sich ständig im Kreis.« (Seite 188)

Ich gebe zu, dass ich ausgehend vom Klappentext nicht zum Buch gegriffen hätte, allerdings hätte ich dann eine tolle Geschichte verpasst, die mich ein wenig an die Romane von Chris Whitaker erinnert, die ich liebe. Dabei fing alles ganz unschuldig an, es gab zwar eine grausige Entdeckung ganz zu Beginn, dann aber fingen die Zeitsprünge an, die mich Jahrzehnte zurückkatapultierten, um zu erklären, wie es dazu kam. Erst allmählich kristallisierte sich heraus, wie alles zusammenhing, wer mit wem und warum, wo alles begann und das Unglück seinen Lauf nahm. Als ich realisierte, was passiert war, konnte ich kaum fassen, wie das sein konnte, ich war gespannt, ob meine Vermutung wirklich richtig war. Das letzte Drittel war so spannend, dass ich mehrmals versucht war, vorzublättern, einfach um zu erfahren, in welche Richtung sich die Erzählung entwickeln würde. Das Finale war unglaublich, die Auflösung großartig und ich dankbar darüber, dass ich dabei gewesen war. Dieses Debüt ist phantastisch und ich freue mich sehr auf weitere Bücher der Autorin.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2025
Die gute Tat / Erdmann und Eloglu Bd.4
Borck, Hubertus

Die gute Tat / Erdmann und Eloglu Bd.4


gut

Die Leiche einer Frau wird aus der Elbe geborgen, es handelt sich nicht um einen natürlichen Todesfall. Die Ermittlungen zeigen, dass es weitere vermisste Personen gibt, die eines gemeinsam haben: sie engagieren sich ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Bald taucht eine weitere Tote auf, die Polizei ermittelt fieberhaft, da gesteht ein Mann im Beichtstuhl einer Kirche die Morde und kündigt weitere an.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich bereits um den vierten Teil der Reihe mit Franka Erdmann und Alpay Eloğlu. Der erste Band mit dem Titel »Das Profil« erschien im Oktober 2022 und seitdem versorgt uns Hubertus Borck regelmäßig mit weiteren Büchern rund um das nicht nur altersbedingt unterschiedliche Ermittlerduo. Alle Thriller können unabhängig voneinander gelesen werden, weil das Privatleben der Polizisten zwar durchaus eine Rolle spielt, allerdings eine eher untergeordnete. Die Fälle selbst sind in sich abgeschlossen.

Das Buch ließ sich sehr gut lesen, der Schreibstil war nicht fordernd, die Perspektivwechsel toll. Obwohl ich das Thema eigentlich interessant fand, bekam ich diesmal trotzdem kaum Zugang zum Buch, denn vielleicht habe ich über die Thematik, die sich irgendwann entfaltete, viel zu oft gelesen, um überrascht und gefesselt zu sein. Stellenweise empfand ich das Tempo zu langsam, um einem Thriller gerecht zu werden, das war dann eher ein Spannungsroman. Die Auflösung war schlüssig und das Ende lässt offen, ob es eine Fortsetzung geben wird. Freuen würde ich mich schon sehr, wenn es weitergeht, auch wenn ich hier eher zufrieden bin, als begeistert zu sein.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.06.2025
Oben in den Wäldern
Mason, Daniel

Oben in den Wäldern


ausgezeichnet

Ein Haus in den Wäldern von Massachusetts, das über Jahrzehnte hinweg von den unterschiedlichsten Personen bewohnt wird. Menschen und Lebenswege, die sich kreuzen, stumm wird das Haus Zeuge von Dramen, Tragödien und Schicksalsschlägen, die Natur aber überlebt sie alle.

»Der Westen von Massachusetts ist eine Gegend mit reichen Landhäusern und verarmten Bauernhöfen. Mit prunkvollen Ballsälen und heruntergekommenen Bretterbuden. Künstler, Dichter, Industriemagnaten genießen ihre Sommerfrische, während nebenan im dunklen Wald der Jäger auf der Lauer liegt. Wäre dies die Geschichte eines einzigen Mordes, so würde das schon reichen. Aber machen Sie sich auf einiges gefasst!« (Seite 299)

Mit dem Todesengel fängt es an: Ein Überfall findet statt, ein Unrecht geschieht, Zugeständnisse werden gemacht, Fremde kehren ein und das Unheil nimmt seinen Lauf. Vier Gräber werden es sein. So steht es geschrieben. Der Anfang ist gemacht.

Dieses Buch hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen, ich glaube nicht, dass ich etwas vergleichbares in den letzten Jahren gelesen hätte, zumindest erinnere ich mich daran nicht. Es besteht aus vielen Einzelteilen, Briefen, Berichten, Artikeln, sogar Gedichte und Liedertexte finden Platz darin. Kleine schwarzweiße Zeichnungen dienen als Trennhalter, zeigen an, wo ein neues Kapitel aufgeschlagen wird und Neues entsteht, wo das Alte vergangen ist.

Ein roter Faden zieht sich durchs Buch, lässt mich kleine Seufzer ausstoßen oder die Brauen hochziehen, den Mund vor Staunen öffnen, aber auch das ein oder andere Mal weinen, nachdem etwas unwiederbringlich zerbrochen oder zerstört wird, das vorher jahrzehntelang heil geblieben war. Verlorengegangenes taucht auf, Geister spuken, an vor langer Zeit Verstorbene wird erinnert und ein verschollenes Buch erwähnt, das ein Geheimnis offenbart, welches eine Überraschung bringt, obwohl es den Lesenden bekannt war. Was leicht und einfach klingt, ist für mich ein grandioses Werk, das auch ohne Zeitangaben einfach zuzuordnen war: da eine Person der Geschichte, dort eine Erfindung, hier ein Hinweis auf das Jahrhundert, so war mir eine ungefähre Zuordnung immer möglich; nicht dass diese wirklich wichtig war. Die angepasste Ausdrucksweise und die sprachlichen Eigenheiten der Epochen vervollständigen den Eindruck, dass dies ein Meisterwerk ist. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Lesen!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2025
Tage im August
Maraini, Dacia

Tage im August


weniger gut

Im Sommer 1943 holt der Vater die vierzehnjährige Anna und ihren jüngeren Bruder Giovanni aus dem Nonneninternat ab, um mit ihnen und seiner Frau in der Nähe von Rom Ferien am Meer zu verbringen. Während die Jagdbomber über sie hinwegfliegen, erlebt Anna einen Sommer, in dem sie auf der Schwelle zum Erwachsenwerden steht, bald ist sie kein Kind mehr, sondern eine Frau.

Von der Autorin, die laut Buchklappe eine der wichtigsten Stimmen Italiens sowie feministische Pionierin sein soll, habe ich bis zur Lektüre noch nie etwas gehört. Gemäß dem nachträglich geschriebenen Vorwort hat sie das vorliegende Buch mit siebzehn Jahren geschrieben, erschienen ist dieses erstmalig 1961, beide Tatsachen merkt man dem Werk eindeutig an. Ich persönlich hätte das Alter der erzählenden Person sogar auf zwölf Jahre herabgesetzt, wobei ich nicht weiß, ob dies am italienischen Original liegt, oder an der Übersetzung, allerdings nicht was deren Verhalten angeht, denn dies ging weit über die Pubertät hinaus, sondern den Schreibstil und die transportierten Gefühle beziehungsweise das vollständige Fehlen letzterer.

Die Erzählung kam mir wie ein Jugendbuch vor, allerdings ab 16, das aber nur mit genügend Phantasie. Ich könnte bereits jetzt nicht mehr sagen, um was es eigentlich ging, so banal empfand ich diese. Die Gespräche verwirrend, ohne echten Gehalt. Insgesamt eine tolle Verpackung, aber leider ohne lesenswerten Inhalt. Dies geht besser. Sehr leichte Unterhaltung, die mir nicht im Gedächtnis bleibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2025
Der König
Nesbø, Jo

Der König


ausgezeichnet

In der Kleinstadt Os im Norden Norwegens könnte alles nicht besser laufen, als der Bau eines neuen Tunnels droht, den Ort von den Touristenströmen abzuschneiden, was nicht nur Auswirkungen auf das Wellnesshotel der Brüder Carl und Roy Opgard hätte, sondern auch auf die gesamte Wirtschaft der Stadt. Natürlich lassen sich die Brüder etwas einfallen, um den Niedergang abzuwenden. Währenddessen arbeitet der Polizeichef Kurt Olsen weiterhin daran, Roy mehrere Morde nachzuweisen. Da zwischenzeitlich neue Beweise vorliegen, könnte es für ihn eng werden. Die Vergangenheit holt die Brüder ein und plötzlich geht es auch um die Frage, wer der König von Os ist, denn es kann nur einen geben.

»Ich hatte an diesem Ort alles verloren. Vermutlich aber auch alles gewonnen, was ich jemals hatte. Ich hasste Os, und ich liebte es. Kann man mehr von einem Heimatort verlangen?« (Seite 16)

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band mit den Opgard-Brüdern. Die Bücher können, sollten meiner Meinung nach aber nicht unabhängig voneinander gelesen werden. Es werden im aktuellen Teil zwar alle wichtigen Informationen wiederholt, das Verhältnis der Brüder zueinander und insbesondere auch die Beziehungen zu sowie unter den Stadtbewohnern selbst können nicht nebenbei erklärt und verstanden werden. Dazu sollte auch berücksichtigt werden, dass nach dem Lesen dieses Buches es sinnlos ist, den Vorgänger lesen zu wollen, da hier die Lösung aller Verbrechen präsentiert und verraten wird. In dieser Rezension wird natürlich nichts verraten, was vergangene Ereignisse angeht. Der wichtigste Punkt jedoch ist, dass der erste Teil einfach grandios war!

»Wir sind eine Familie. Wir haben einander und sonst niemanden. Freunde, Geliebte, Nachbarn, die Dorfbewohner und Landsleute, alles Illusion. Wenn es eines Tages wirklich darauf ankommt, sind sie nichts wert. Dann heißt es, wir gegen sie, Roy. Wir gegen alle anderen. Absolut alle.« (Seite 220)

Als ich im Programm des Verlages das neue Buch von Jo Nesbø entdeckt hatte, hätte meine Freude nicht größer sein können, war der erste Teil seinerzeit als Standalone angekündigt worden. Anscheinend war die Geschichte der zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, noch nicht auserzählt, ich konnte mein Glück kaum fassen, dass ich noch einmal nach Os zurückkehren durfte, um zu erfahren, wie es weitergeht. Wie im Vorband fungiert einer der Brüder als Ich-Erzähler und schildert die Geschehnisse aus seiner Sicht. Hierbei lässt er der Dramatik wegen manche Dinge weg, verschweigt bestimmte Handlungen und steigert so die Spannung ins Unermessliche, sodass ich mich mehrmals davon abhalten musste, vorzublättern, um zu erfahren, was danach passiert ist. Wie böse das war, mich dermaßen auf die Folter zu spannen!

Unerwartete Wendungen, emotionale Momente, komplizierte Beziehungen, ganze Kapitel voller Liebe, Schmerz und Wut; da waren Hass, Neid und Trauer nicht weit. Dieses Buch steht dem ersten in nichts nach und war doch ein bisschen anders. Für mich ein grandioser Abschluss der Geschichte, deren Ende überraschend, jedoch ganz in meinem Sinne war. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen in Os. Aber auch wenn nicht, so könnte ich damit leben, denn dieses Leseerlebnis bleibt unvergesslich für mich.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.05.2025
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


ausgezeichnet

»Ich verstand ihre Gedanken vielleicht nicht, wohl aber, dass sie wie mein Vater nach dem Naturgesetz lebte, dass die Familie an erster Stelle kommt. Vor Recht und Gesetz. Vor dem Rest der versammelten Menschheit. Dass es immer heißt: Wir gegen den Rest.« (Seite 187)

Nach jahrelanger Abwesenheit kehrt Carl Opgard nach Os zurück, zurück auf den Hof der Familie, von der nach einem Unfall vor achtzehn Jahren nur noch sein älterer Bruder Roy übrig ist. Er bringt seine Frau mit sowie hochtrabende Pläne, wie er dem Dorf, das er einst verlassen hat, zu Reichtum verhilft. Der Dorfpolizist Kurt Olsen indessen ist damit beschäftigt, Beweise dafür zu finden, dass die Brüder für das Verschwinden seines Vaters verantwortlich sind. Dies wird nicht das einzige Problem sein auf dem Weg, den die Geschwister noch vor sich haben.

Dieses Buch war wie eine Naturgewalt, langsam und unaufhaltsam bewegte sich die Geschichte auf etwas zu, das ich anfangs nicht richtig fassen, was ich mir gar nicht vorstellen konnte, das aber in weiter Ferne bereits am Horizont zu sehen gewesen ist. Die Beziehung der beiden Brüder spielte dabei eine ebenso große Rolle wie Ereignisse, die Jahrzehnte zurücklagen und dennoch permanent zu spüren waren, so wie man die feuchte Luft förmlich fühlt, wenn man weiß, dass Regen aufzieht. Dadurch gab es eine unterschwellige, an den Nerven zehrende Spannung, die in Wellen kam, manchmal überschwappte und sich zurückzog, um unerwartet mit doppelter Kraft und Geschwindigkeit zurückzukehren und alles zu zerstören, was sich ihr in den Weg stellt.

Wieder einmal hat Jo Nesbø sein Können unter Beweis gestellt und klargemacht, was für ein unnachahmlicher Geschichtenerzähler er ist. Fast 600 Seiten lang entführte er mich in eine andere Welt, ließ mich fühlen, bangen, hoffen, Mitleid sowie Hass empfinden, und trug dazu bei, dass ich letztendlich doch noch die Fassung verlor. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich Worte, Sätze, ganze Abschnitte wiederholte, weil es mich packte und ich noch einmal fühlen wollte, was beim ersten Lesen so bewegend gewesen ist. Das ist Erzählkunst, das ist einfach meisterlich! Wie gut, dass der Autor sein Wort nicht gehalten hat, als er in einem Interview zum vorliegenden Buch von einem Standalone sprach. Die Fortsetzung mit dem Titel »der könig« steht bereits in meinem Regal und ich bin gespannt, wie es weitergeht.

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2025
American Mother
McCann, Colum;Foley, Diane

American Mother


gut

Diane Foley bekommt 2021 die Möglichkeit, im Gefängnis dem Briten Alexanda Kotey gegenüber zu sitzen, um mit ihm zu sprechen. Kotey hat sich des Kidnappings, der Folter und der Ermordung ihres Sohnes, des durch den IS enthaupteten US-Journalisten James Foley, schuldig bekannt. Der Bestsellerautor Colum McCann schrieb dieses Buch zusammen mit Diane Foley und erinnert darin vordergründig an ihren Sohn, der sich der Wahrheit verschrieben hatte und bei der Ausübung seines Berufes getötet worden ist.

»Ihre Gefühle ihm gegenüber haben nichts mit Hass zu tun. Auch nicht mit Wut. Oder Mitleid. Sie hat noch keine Worte dafür gefunden.« (Seite 31)

Bedauerlicherweise fand ich keinen Zugang zum Buch, obwohl es stellenweise sehr bewegend und schwer zu ertragen war, besonders als die Umstände des Todes beschrieben wurden. Colum McCann gibt Diane Foley als Ich-Erzählerin freie Hand und lässt sie das Tempo bestimmen, was gerade zu Beginn dazu führte, dass ich fast ungeduldig darauf wartete, dass es endlich losgeht. Die Gefühle einer Mutter sind nach einer solch grausamen Tat kaum nachzuvollziehen und vor ihrem Mut, den Gefangenen zu treffen, ziehe ich meinen Hut, obgleich ich nicht finde, dass dieser Besuch, der mehrere Stunden an zwei Tagen umfasste, zufriedenstellend war. Aber beurteilen kann ich es nicht, dies steht mir auch nicht zu. Macht euch am besten selbst ein eigenes Bild.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2025
Locked in
Faber, Henri

Locked in


ausgezeichnet

Mehrere Personen sind in Heidelberg verschwunden, der zuständige Kommissar Paul Maertens kann den Entführer zwar stellen, verletzt ihn jedoch so schwer, dass dieser ins Wachkoma fällt. Der Neurologe Theo Linde hat dazu ein Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, mit komatösen Patienten zu kommunizieren. Das Problem hierbei ist jedoch, dass das Gerät nicht zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden kann. Maertens läuft aber die Zeit davon, denn das entführte Opfer bleibt unauffindbar.

Mit diesem Buch hat sich Henri Faber endgültig an die Spitze der besten Thrillerautoren in Deutschland katapultiert. Nicht nur hat er faszinierende Charaktere erschaffen, die Story selbst ließ mir zusätzlich keinen Augenblick Zeit, auch nur kurz zu verschnaufen, weil es permanent zur Sache ging. Hinzu kamen unerwartete Wendungen sowie falsche Fährten, die sogar auf den zweiten Blick noch richtig erschienen, bis jede Theorie mit einem großen Knall zersprang und das fröhliche Raten, was passiert sein könnte und warum, wieder von vorne begann. Mehrmals war ich mir sicher, endlich den Durchblick erlangt zu haben, nur um festzustellen, dass ich vollkommen falsch lag. Ich konnte den Autor förmlich kichern hören über mein Stochern im Dunkeln, als ich am laufenden Band vor einer unüberwindbaren Mauer stand. Danke für dieses großartige Leseerlebnis der besonderen Art. Das war absolut genial!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


gut

Der ziemlich erfolglose Schriftsteller Tommi ist eines Abends mit seiner ukrainischen Putzfrau Svetlana unterwegs, als ihnen ein kleines Mädchen auffällt, das mutterseelenallein neben der Straße läuft. Zusammen machen sich beide auf die Suche nach der Mutter des Kindes, ohne zu ahnen, welches Abenteuer sie erwartet, das allerhand Gefahren mit sich bringt.

»Nein, jetzt gab es kein Zurück mehr. Weswegen ich dem Plan meiner Putzfrau nun nicht mehr so ablehnend gegenüberstand. Sie hatte den richtigen Riecher gehabt, wegen ihr waren wir weiter als die echten Ermittler.« (Seite 160)

Das vorliegende Buch zu lesen hat mir überwiegend Spaß gemacht, obwohl ich zu Beginn etwas skeptisch war, ob ein lustiger Krimi mir gefallen würde. Meine Befürchtung, dass sich die Witze irgendwann abnutzen würden, hat sich nicht bewahrheitet, im Gegenteil hatte ich beim Lesen oft ein Lächeln im Gesicht. Dabei hatte die Geschichte durchaus auch ernste Momente mit dem Ukrainekrieg, der Flüchtlingspolitik sowie anderen Themen, die Volker Klüpfel aufgenommen hat. Insgesamt ein solider Kriminalroman und der Beginn einer neuen Reihe, der Lust auf Folgebände macht. Gute Unterhaltung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.