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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 636 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2025
Der Polarkreis
Marklund, Liza

Der Polarkreis


ausgezeichnet

Kurz vor Weihnachten wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, deren Kopf fehlt, man vermutet, dass es sich um die vor vierzig Jahren verschwundene Sofia handelt, die seinerzeit von einem Tag auf den anderen verschwand. Fünf Mädchen trafen sich damals in der Bibliothek, unter ihnen Sofia. Polarkreis nannte sich der Buchclub, der die jungen Frauen miteinander verband. Die verbliebenen Mädchen von damals treffen sich heute als Frauen wieder, um Antworten zu erhalten auf Fragen, die keine von ihnen stellen will.

»Die vier Frauen, die mit Sofia Hellsten früher einmal zum Buchclub Polarkreis gehört hatten, waren über den Fund im Brückenfundament zutiefst erschüttert. Er setzte jahrzehntelang sorgfältig verborgene Kräfte frei und riss Leben auseinander, die womöglich nie ganz gewesen waren.« (Seite 6)

Eine Stimme führte durch das Buch, dessen Aufbau großartig gewählt wurde. Jedem Kapitel vorangestellt wurde ein Monat von vor vierzig Jahren, dem die Gegenwart folgte, die meine Fragen dazu beantwortet und neue aufgeworfen hat. So näherte sich die Geschichte der Aufklärung, der ich entgegenfieberte, die ich aber trotzdem hinauszögern wollte, weil der Weg dahin so unglaublich spannend und unterhaltsam war. Die fünf Mädchen hätten nicht unterschiedlicher sein können, jede von ihnen ein faszinierender Charakter, der mir wirklich nicht sympathisch gewesen ist, was sich vier Jahrzehnte später nicht geändert hat; ich fand das wirklich wunderbar!

Kleine und große Geheimnisse, Liebe, Hass und Lügen sowie eine Kleinstadt, in der jeder jeden kennt, das ist eine unwiderstehliche Mischung für mich. Ich habe erst sehr spät einen Verdacht gehabt, der sich zwangsläufig ergab, war allerdings trotzdem überrascht, als ans Licht kam, was damals geschah. Das Gefühl am Ende war unbeschreiblich; einerseits war ich zufrieden, weil der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, andererseits war ich traurig über die Tragik, die darin verborgen war. Der Fall wurde abgeschlossen, aber zusätzlich mysteriöse Andeutungen gemacht, was Sinn macht, da es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt. Die Fortsetzung mit dem Titel „Das kalte Moor“ erscheint im Frühjahr 2026 und ich kann es kaum erwarten. Für mich war der Kriminalroman ein Highlight im Genre und verdient die volle Punktzahl mit einem extra Sternchen dazu.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2025
Skin City
Groschupf, Johannes

Skin City


ausgezeichnet

Eine Einbruchsserie hält die Polizei auf Trab, die unbekannten Täter schlagen regelmäßig und unerkannt zu. Kriminalpolizistin Romina Winter wird auf den Fall angesetzt, dabei hat sie genug andere Probleme, weil ihre Schwester verschwunden ist. Derweil wird Jacques Lippold nach über zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Er fühlt sich ungerecht behandelt und hat noch eine Rechnung zu begleichen, bevor es mit dem Geld verdienen endlich weitergeht. Es ist Sommer in Berlin.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den vierten Teil der Berlin Noir-Reihe, was ich nicht wusste, als ich mich dazu entschied, es zu lesen, weil das Cover großartig und der Klappentext so verführerisch war. Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir bestimmtes Vorwissen fehlt, der wichtigste Teil der Geschichte wurde abgeschlossen und lediglich einige Fragen blieben für mich offen, die allerdings im privaten Bereich liegen und keinen Einfluss auf das Gesamtbild haben. Ich möchte für mich einfach wissen, ob und wenn ja was genau davor war. Aber eigentlich möchte ich einfach mehr darüber lesen, wie der Autor die Stadt sieht. Dieses Buch war eine Wucht; laut, dreckig, kriminell und auch ein bisschen zärtlich; jeder Satz mitten in die Fresse rein. Ich liebe es!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2025
Ein anderes Leben
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


gut

Die Schuld, die Liebe und der Zorn

Bei der Beerdigung des Vaters schaut die jüngste der drei Schwestern zurück und erinnert sich an das Leben, als die Mutter noch lebte, die lange vor dem Vater gestorben ist. Sie schaut zurück auf ihre Kindheit, aber auch die der Mutter, seziert deren hintereinander erfolgten Hochzeiten mit ihren drei besten Freunden, die auch untereinander befreundet waren. Aus jeder Beziehung ging eine Tochter hervor, die Schwestern verbindet die Mutter und die Väter, ansonsten aber fast nichts. Oder vielleicht doch?

Caroline Peters ist eine bekannte deutsche Schauspielerin, die auch Ensemblemitglied an verschiedenen deutschsprachigen Theatern war. Ihr vorliegender Debütroman ist inspiriert von ihrer eigenen Geschichte, aber nicht autobiografisch geprägt. Es geht ums Erinnern, das Erwachsenwerden, die Erziehung der Kinder, aber in erster Linie um die Frage, wer die Mutter denn nun als Person wirklich gewesen ist. Die Ich-Erzählerin springt zwischen den Zeiten, erklärt, formuliert, beschwichtigt, führt aus und zeichnet ein Bild von Hanna, die selbst ein Produkt ihrer Kindheit und Jugend war. Ob sie es geschafft hat, ein authentisches Bild zu zeichnen, steht auf einem anderen Blatt.

Nach einem großartigen Start flachte die Erzählung in der Mitte ab, um dann Tempo aufzunehmen und meine Aufmerksamkeit erneut auf sich zu ziehen. Insgesamt eine unterhaltsame Mutter-Tochter-Geschichte, die ich mir in manchen Bereichen etwas ausführlicher gewünscht hätte. Dies hat Potenzial und ich freue mich auf weitere Werke der Autorin.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2025
Der letzte Mord am Ende der Welt
Turton, Stuart

Der letzte Mord am Ende der Welt


ausgezeichnet

Dystopisches Meisterwerk

Eine mit den letzten Menschen bewohnte Insel, unter den 122 Überlebenden befindet sich ein Mörder. Den Dorfbewohnern und den verbliebenen Wissenschaftlern bleiben nur wenige Stunden, um den Mörder zu finden, damit die Menschheit überlebt. 107 Stunden bis zum Ende der Welt.

»Überleben war schwer und Sterben war leicht, und viele gaben den Kampf von ganz allein auf. Doch zum Glück für den Fortbestand der Menschheit hinterließen sie Kinder, und diesem Genpool entstammen die heutigen Dorfbewohner.« (Seite 38)

Nach einem - hier zitiere ich den Autor - Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Krimi sowie einer historischen Gespensterschiff-Geschichte legt Stuart Turton nun einen Sciencefiction-Apokalypse-Roman vor; kann das funktionieren? Es kann und nicht nur das: dieses Buch ist in diesem Genre eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, gelesen habe! Der Autor hat hier eine Welt weit in der Zukunft erschaffen, die so phantasievoll und vielfältig gestaltet ist, dass ich immer nur staunen konnte, über wieviel Einfallsreichtum er verfügt. Mein Erstaunen und mein Entzücken möchte ich euch nicht nehmen, deswegen gehe ich nicht näher auf die Einzelheiten dieser Welt ein. Diese zu entdecken, war ein so großartiges und unvergessliches Erlebnis, dass es fast schon ein Frevel wäre, es zukünftigen Leserinnen und Lesern vorzuenthalten.

Insgesamt besticht die Geschichte durch eine ungewöhnliche Erzählweise, großartige Charaktere, viele unerwartete Wendungen sowie einen Kriminalfall, der neben der dystopischen Atmosphäre dazu beigetragen hat, eine hohe Spannungskurve aufzubauen und zum Mitraten zu animieren. Für mich ein Meisterwerk, das förmlich nach einer Verfilmung schreit. Phänomenal!

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2025
Wie du mich ansiehst
Lohmann, Eva

Wie du mich ansiehst


ausgezeichnet

Johanna hat vor kurzem ihren Vater verloren, der ihr einen verwilderten Garten hinterlassen hat nebst einer Sorgenfalte im Gesicht. Diese lässt sie sich kosmetisch entfernen und fängt damit an, sich Gedanken über ihr Alter sowie ihr Aussehen zu machen. Es bleibt nicht bei einem Eingriff und schon bald muss Johanna sich erklären; ihrem Mann, aber auch ihrer Tochter gegenüber, der sie immer gepredigt hat, dass wahre Schönheit nichts mit dem Aussehen zu tun hat.

»Sie sind immer noch dieselben, man altert nicht über Nacht, und trotzdem, da ist etwas in den Gesichtern, für das Johanna nur ein einziges Wort einfällt. Wir sind alle erschüttert, denkt sie.« (Seite 49)

Dieses recht schmale Buch hat mich drei Tage lang begleitet, denn jede Seite, jedes Kapitel enthielt so viele tolle Sätze, dass ich mit dem Markieren und auch Verarbeiten nicht mehr hinterher kam. Manche Absätze las ich mehrmals, einfach weil diese so authentisch waren und ich mich in vielen Situationen wiedererkannt habe, vor lauter Zustimmung und dem Nicken tat mir irgendwann fast schon der Kopf weh. Johanna dachte und sprach aus, was sicherlich jede Frau schon mal erlebt hat, sie sezierte und hinterfragte, sie zweifelte und stellte in Frage, was bis dahin doch so selbstverständlich war.

»Sich von einem Arzt helfen zu lassen, weil man krank ist, ist trotzdem etwas anderes, als sich helfen zu lassen, weil man sich nicht schön genug fühlt. Es ist seltsam, denkt Johanna. Alle wünschen sich, schön zu sein - aber niemand will sich bei diesem Wunsch erwischen lassen.« (Seite 72)

Wie bereits mit dem Vorgänger »Das leise Platzen unserer Träume« konnte mich Eva Lohmann auch mit ihrem neuesten Werk begeistern und mitreißen mit dem großartigen Schreibstil und ihrer klugen Art. Worte, die treffen, Sätze, die von einer Beobachtungsgabe zeugen, die ihresgleichen sucht. Ein Buch von einer Frau für und über Frauen, das sicherlich auch den ein oder anderen Mann interessieren wird. Eine Bereicherung im großen Teich der Bücher, eine unterhaltsame Lektüre und ein Highlight für mich!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

»Wenn sie gewusst hätten, wie kostbar diese letzten Tage der Unschuld waren, hätten sie sie schon nicht mehr ganz so schwerelos genießen können.« (Seite 53)

Hannes Prager liebt Polina und er liebt die Musik. Er komponiert ein Lied für Polina und schenkt ihr diese Melodie. Kurz nach seinem vierzehnten Geburtstag stirbt seine Mutter und damit zieht die Traurigkeit in sein Leben ein, er mag nicht mal mehr an Musik denken, seine und Polinas Wege trennen sich. Erst viele Jahre später gesteht er sich ein, dass er Polina braucht und der einzige Weg, sie zu finden, besteht darin, ihre Melodie zu spielen.

»Er konnte kein Klavier mehr spielen, weil sein Leben in dem Moment den Takt verloren hatte, in dem seine Mutter gestorben war.« (Seite 134)

Auf der Rückseite des Buches steht der Satz, es sei der Liebesroman des Jahres, und selten hat eine Bezeichnung so ins Schwarze getroffen. Die Geschichte von Hannes und Polina gehört für mich im Genre zu einem der schönsten Bücher, die ich gelesen habe, weil es um die Liebe, aber auch um die Musik geht. Takis Würger findet Worte, die mich begeistern, die mich zum Schmunzeln und zum Lachen bringen. Viele Sätze berühren mich aber auch sehr, manche Passagen lese ich mehrfach und weine, weil diese so intensiv und berührend sind, dass es weh tut. Er schreibt diese Erzählung nieder, mit viel Pathos, aber ohne Kitsch, und damit trifft er genau meinen Geschmack. Ich lese keine Liebesromane, aber ich weiß auch, dass der Autor mich bisher nie enttäuscht hat und so ist es auch hier. Meisterhaft!

13 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2025
Das Flimmern kleiner Lichter
Mehnert, Stephanie

Das Flimmern kleiner Lichter


gut

Ronja arbeitet als Pflegehilfskraft in Hamburg, als sie einen Anruf bekommt, dass eine ihrer Patientinnen zwangseingewiesen wurde. Der Ronja bis dahin unbekannte Enkel überredet diese dazu, seine Oma aus der Klinik zu entführen und zu verstecken. Wider besseren Wissens lässt sich Ronja darauf ein, was schlimme Ereignisse nach sich zieht. Hilfe bekommt sie dabei von unerwarteter Seite.

»Natürlich verstand das Mädchen damals noch nichts vom Leben einer Frau, doch es verstand sehr gut, was ein Leben in Angst vor einem Mann aus einer Frau machen konnte.« (Seite 7)

Als ich den Prolog las, dachte ich, dass dies ein intensives und großartiges Leseerlebnis werden würde. Leider hielt das Buch nicht, was der Anfang versprach. Dies lag für mich in erster Linie daran, dass die Autorin in diesem schmalen Buch zu viele Bereiche angesprochen hat, was dazu führte, dass ich irgendwann den Überblick darüber verloren habe, worauf sie hinaus will. Gewalt in der Familie sowie solche gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Promiskuität, Einsamkeit, Drogensucht kamen darin vor, nur um einige Themen zu nennen. Dazu handelte die Protagonistin entgegen ihrer eigenen Erfahrungen, sie benahm sich für mich einfach nicht authentisch genug. Es gab einige besondere Abschnitte und auch den ein oder anderen Satz, der bei mir hängen blieb, insgesamt aber fand ich die Geschichte zu überladen, auch wenn die Message letztendlich doch noch rüberkam. Weniger wäre hier wahrscheinlich mehr gewesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2025
Im Schnee
Goerz, Tommie

Im Schnee


ausgezeichnet

»Manche rief man hier noch nach ihren Höfen, egal wie ihre Namen waren. Wenn man aus dem Dorf war, wusste man Bescheid, und wenn nicht, ging es einen auch nichts an. Das war schon immer so.« (Seite 12)

Ein Dorf stirbt aus, früher war es einmal lebendig und wach. Der Schorsch ist tot und Max, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband, sinniert leise über Gott und die Welt. Er erinnert sich an alte Geschichten, an Menschen, die gingen, aber auch solche, die da sind. Noch.

„»Dieses Dorf«, sagte er schließlich, nachdem er eine Zeit lang hin und her gedacht hatte, »ist wie jedes Dorf. Da wohnen Leute, und da gibt es Misthaufen. Und je näher man herankommt, desto mehr stinkt es.« Er ließ die Worte verklingen und lauschte ihnen hinterher. Sie gefielen ihm.“ (Seite 159

Wenige Tage lang lässt Tommie Goerz mich teilhaben an den Gedanken von Max, wenige Tage, die mir vorkommen wie ein ganzes Jahr. Da passiert eigentlich nicht viel, aber ganze Biografien laufen vor meinen Augen ab, passieren Dramen, ereignen sich Tragödien, werden Kinder geboren und Menschen verlieren ihr Leben. Ein leises Buch, das dennoch laut ist, in einer Sprache, die eine Vergangenheit aufleben lässt, die mich nostalgisch macht. Früher war auch nicht alles besser, es war einfach anders, aber dadurch nicht weniger lebenswert. Danke für diesen Einblick, der mich nachdenklich und zufrieden zurücklässt. Lesenswert!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2025
Unser Ole
Lange-Müller, Katja

Unser Ole


ausgezeichnet

Ida war früher wunderschön, lebte ein sehr unstetes Leben und ließ sich aushalten. Letztendlich arbeitete sie gelegentlich als Model auf Seniorinnen-Modenschauen, wo sie Elvira kennengelernt hat, die alleine mit ihrem Enkel, dem kognitiv beeinträchtigten Ole, zusammenlebt. Als Ida ihre Wohnung verlor, nahm Elvira sie auf, weil sie Hilfe brauchte im Haus, mit dem Garten, vor allem aber mit dem unberechenbaren und mittlerweile schwer zu bändigenden Ole. Als ein Unglück passiert, wird Ida mit Manuela konfrontiert, der Tochter von Elvira, die seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie hat. Dabei prallen Welten aufeinander, denn nachgegeben wird nicht.

Idas Lebenslauf, der nicht wirklich erwähnenswert ist, zeigte eine oberflächliche und nicht sonderlich intelligente, allerdings mit allen Wassern gewaschene Person, die in erster Linie auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Elvira hätte eigentlich jeden Grund gehabt, glücklich zu sein, hat aber früh den Weg der Unzufriedenheit und der Unterdrückung anderer gefunden. Und Manuela? Diese hatte mit der alleinerziehenden Elvira fast keine Chance, eine ausgeglichene und zufriedene Frau zu werden. Als sich die Wege dieser Frauen kreuzen, ist Ärger und Stress förmlich vorprogrammiert.

Die drei Frauen im Buch waren mir unsympathisch, jede von ihnen hatte Gründe, so zu werden, wie sie geworden ist, was ich nachvollziehen, aber tatsächlich nicht entschuldigen kann. Dies soll nicht heißen, dass mir die Geschichte nicht gefallen hat, denn das Gegenteil war der Fall. Ich habe mich aufgeregt, aber auch köstlich amüsiert, man könnte es zusammenfassend so beschreiben: Schadenfreude ist die schönste Freude. Lesenswert!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2025
Die Nacht der Schildkröten
Olivo, Greta

Die Nacht der Schildkröten


ausgezeichnet

Als bei Livia eine Augenkrankheit diagnostiziert wird, möchte diese es nicht wahrhaben. Das junge Mädchen möchte ihr Leben genießen und tun, was gleichaltrige Kinder in ihrem Alter tun. Erst allmählich begreift sie, dass sie unaufhörlich auf den Zeitpunkt zusteuert, an dem die Dunkelheit auf sie wartet. Und damit das Erwachsensein.

»Mir wurde klar, was passiert war, was von Anfang an passieren sollte, nämlich dass die Welt jetzt diese war. Dass diese Straße, diese Gasse, in der ich noch nie zuvor gewesen war, für mich auf diese und keine andere Weise existierte und immer existieren würde.« (Seite 217)

Das Debüt von Greta Olivo, in dem Livia als Ich-Erzählerin fungiert, hat mir wunderbare Lesestunden beschert. Ich konnte förmlich mitfühlen, welche Verzweiflung sie ergriffen hat, als sie begriff, dass es keinen Ausweg, kein Entkommen gibt, und dass die gestellte Diagnose unumstößlich feststeht. Die kleine Hoffnung, die als leise Stimme im Hintergrund flüsterte, erstarb allmählich und trotzdem wehrte sich Livia vehement dagegen, wenn ihr Hilfe angeboten wurde und wollte es schaffen aus eigener Kraft. Sie dabei zu begleiten hat mich berührt, ihre Stärke hat mich beeindruckt und ihr Schmerz weckte immer wieder mein Mitgefühl. Ein großartiger Roman, den ich gerne weiterempfehlen möchte.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.