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Romanika_1

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2025
A Kiss full of Magic
Mars, Liane

A Kiss full of Magic


gut

Seit Jahren lebt Aeri allein im Wald, einsam in einer kleinen Hütte. Kein Wunder, dass sie nach menschlichen Kontakten lechzt. Umso dankbarer ist sie, als sie ihr Leben plötzlich mit Keelin teilt, einem wilden Wolf. Doch ist Keelin wirklich so wild und unberechenbar? Als er sich eines Tages unbeabsichtigt in einen Menschen verwandelt, ist Aeri sich da nicht mehr so sicher. Von da an ist es vorbei mit ihrem bescheidenen, ruhigen Alltag im Wald. Eine fremde Gruppe Männer gabelt Aeri auf, die sich als zugehörig zu einer Dorfgemeinschaft voller Magiewesen entpuppen. Sie kennen Keelin und setzen alles daran, ihn zurückzubekommen. Das Problem an der Sache: Keelin hat seine Verwandlungen nicht unter Kontrolle, soll nun jedoch die Führung des Dorfes übernehmen. Ist er nicht dazu in der Lage, wird sein Widersacher die Macht an sich reißen. Der Schlüssel zu der Lösung liegt in der Vergangenheit – gemeinsam machen Aeri und Keelin sich auf den Weg, das Unmögliche zu vollbringen.

„A Kiss full of Magic“ ist der erste Band einer Trilogie (Bd. 2: „A Love full of Magic“, Bd. 3: „A World full of Magic“). Die Bände sind unabhängig voneinander lesbar, auch wenn die Geschehnisse jeweils aufeinander aufbauen.
„A Kiss full of Magic“ mutet im ersten Moment wie ein Märchen an – ein einsames Mädchen im Wald, dazu ein schwarzer Wolf. Tatsächlich ist das Ganze auch ein wenig in eine Märchenatmosphäre getränkt, doch je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr weicht das Märchenhafte. Dafür nehmen die Fantasy-Anteile zu und der Leser begegnet fremdartigen Magiekreaturen, die definitiv einfallsreich sind. Generell wimmelt das Setting nur so vor magischen Elementen; Magie an allen Ecken und Enden, was dem Buch etwas sehr Sanftes, Zerbrechliches und Schönes einhaucht. „A Kiss full of Magic“ ist wie eine wunderschöne Glaskugel, die man immer wieder schütteln und den Inhalt betrachten möchte.
Dennoch habe ich persönlich auch ein paar Kritikpunkte. So waren die ersten Passagen des Buches ein wenig zäh, vor allem, da die Handlung scheinbar ziellos vor sich hin tröpfelt. Auch ist die Handlung zeitweise ein bisschen diffus – manchmal werden über wenige Seiten hinweg mehrere Jahre abgehandelt, dann wiederum zieht sich ein einziges Ereignis über etliche Kapitel hinweg. Des Weiteren ist der Plot zu Anfang wenig komplex. Vorerst scheint alles vorhersehbar. Erst gegen Ende wird alles umfassender und verflochtener.
Die Atmosphäre war grandios und absolut einzigartig, geprägt von ganz viel Zauberei und Emotionalität.

Die Hauptfigur Aeri ist eine sehr sympathische Persönlichkeit. Sie agiert absolut menschlich und immer nachvollziehbar, was sie unfassbar nahbar macht. Ihr Charakter ist ebenso wenig komplex wie der Beginn der Handlung, allerdings ist diese Tatsache kaum bedeutungsvoll. Der Leser kann gar nicht anders, als sie in sein Herz zu schließen. Sie ist mutig und kämpferisch, gleichzeitig sehr feinfühlig und sensibel.
Der Charakter Keelin war ein bisschen ausgereifter. Er hat zahlreichere Facetten, die zwischen tiefer Fürsorge und einer aufbrausenden Ader schwanken. Er ist kein klassischer Bad-Boy (wie es sie derzeit zuhauf gibt), was mich natürlich freut – ich bevorzuge die Figuren, die jenseits von Klischees rangieren. Dass seine Persönlichkeit zudem gespalten ist und sich zwischen Keelin, dem Wolf und Keelin, dem Menschen aufteilt, macht ihn noch interessanter und besonderer.
Die Nebenfiguren machen ebenfalls viel her. Sie sind durchgehend authentisch und greifen auf Alleinstellungsmerkmale zurück, die sie sehr individuell machen. Allgemein haben die verschiedenen Magiewesen zu einem Aufrechterhalten der Spannung verholfen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig. Unabhängig davon ist er Liane Mars treu und brilliert zudem mit Witz und Charme. Allerdings ist der Witz und das Lapidare manchmal unangebracht, in erster Linie bei den ernsthaften Passagen, in denen scherzhafte Formulieren nichts zu suchen haben. Abgesehen davon versteht er sich perfekt darauf, die Figuren zu Sympathieträgern zu machen, Emotionen zu transportieren und die magischen Wesen mit einzigartigen Worten zu beschreiben.

„A Kiss full of Magic“ ist ein magischer Roman, der an manchen Stellen leicht eintönig ist, an anderen jedoch durch Einfallsreichtum brilliert. Die Figuren sind unausgereift und agieren zugleich jenseits der Konventionen. Das Setting ist gewöhnlich und zugleich von Zauberhaftigkeit angehaucht. Der Verlauf der Handlung ist einfältig und zugleich mit äußerster Sorgfalt gewebt – es ist offensichtlich, dass ich zwiegespalten bin, was diesen Roman betrifft. Einerseits hat es gedauert, bis ich mich in das Setting hineingefuchst habe, andererseits waren nicht wenige Elemente dabei, die mich durch und durch begeistert haben. Auch bin ich sehr angetan von der Liebesgeschichte zwischen Aeri und Keelin. Die Atmosphäre ist und bleibt magisch, des Weiteren – kleiner Spoiler – geht es im zweiten Band bereits ausgereifter und komplexer zu.

Bewertung vom 26.10.2025
Of Flame and Fury
Bridge, Mikayla

Of Flame and Fury


sehr gut

Jede der vier Inseln Saltas wird von einer spezifischen Fabelwesen-Art bevölkert – Cendor ist die Insel der Phönixe; wild, rau und ungestüm. Das spektakulärste Ereignis Cendors waren schon immer die Phönixrennen. Auch die siebzehnjährige Kel nimmt an ihnen teil, gemeinsam mit ihrem Team, den Howlers. Sonderlich angetan ist sie allerdings nicht davon, ihrer Phönixdame Savita diese Rennen zumuten zu müssen, und sie ist lediglich deshalb ein Mitglied der Renngemeinde, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Doch urplötzlich fällt Kels Team auseinander und sie ist gezwungen, sich mit Warren „Coup“ Coupers zusammenzutun, ihrem selbstgerechten Kontrahenten. Als schließlich einige turbulente Ereignisse dazu führen, dass die Howlers von dem führenden Technikkonzern Cendors gesponsert werden, muss sie sich dazu herablassen, aus PR-Zwecken eine romantische Beziehung mit Coup einzugehen. Des Weiteren muss sich das Team zunehmend fragen, ob es nicht einige weitere Geheimnisse zu lüften gibt – die wilden Phönixe betreffend, die Zähmung der Reittiere, deren Wiedergeburten … Und dann gibt es noch die Armondspest, die erbarmungslos über das Land zieht und zahlreiche Menschen zum Tode verurteilt.
„Of Flame and Fury“ ist ein Einzelband – schon mal eine sehr entspannte Gegebenheit. Phönixe begeistern mich schon immer, weshalb ich unglaublich gespannt auf „Of Flame and Fury“ war. Um nicht lange um den heißen Brei herumzureden: Auf der einen Seite hat das Buch meine Erwartungen erfüllt, auf der anderen nicht.
Über fehlende Spannung kann man sich auf jeden Fall nicht beklagen. Die Spannung rührt allerdings nicht von den Wendungen her. Um ehrlich zu sein, ist der Großteil der Wendungen sehr vorhersehbar und klischeehaft. Auch die Landschaft ist nicht besonders ausgefeilt. Meiner Meinung nach hätte ein bisschen gründlicher auf die Alleinstellungsmerkmale der Insel Cendor eingegangen werden können. Ebenfalls bin ich der Ansicht, dass die anderen Inseln ruhig eine kleine Rolle hätten bekommen können.
Trotz der Spannungspunkte war das Lesen anfangs zäh. Ich bin nur langsam vorangekommen und konnte mich kaum von der Handlung abholen lassen. Ich war kurz davor, von dem Buch enttäuscht zu sein …, bis das Ende kam. Es war einfach fulminant. Die letzten ca. hundert Seiten haben mit absoluter Atemlosigkeit brilliert und sogar mit unvorhergesehenen Wendungen. Auch das Ende konnte ich nicht vorausahnen, und es hat mir sehr gut gefallen.
Die Grundidee von „Of Flame and Fury“ basiert darauf, die Magie der Phönixe mit hochentwickelter Technologie zu kombinieren. Eine interessante und vielversprechende Idee, die allerdings nicht gänzlich ausgereift erscheint. Die ganze Technik harmoniert kaum mit dem Zauber der Fabelwesen, weshalb dieser letztendlich ein wenig untergeht. Mir wäre es lieber gewesen, wenn mehr auf die Magie eingegangen wäre als auf die Technik, die Politik und den Ertrag, der aus den Phönixrennen zu ziehen ist.
Kel und Coup, die Hauptfiguren, sind sehr sympathisch. Allerdings weisen auch sie, abgesehen von Kels häufiger Mürrischkeit, kaum Alleinstellungsmerkmale auf. Kel ist das verbissene Mädchen, das alles tun würde, um seinen Phönix zu retten, Coup ist der draufgängerische Mädchenschwarm, der ihr ihre Vorhaben unentwegt durchkreuzt – sehr klischeehaft. Obwohl ich die beiden sogleich mochte, ist es mir zu Beginn schwergefallen, ihre Emotionen nachzufühlen. Das könnte daran liegen, dass aus der distanzierten dritten Person berichtet wurde.
Sehr begeistert war ich von der Allgemeinheit der Howlers. Die Zusammensetzung des Teams ist sehr klug und fantasievoll. Auch hier hat mir bei den Individuen die Einzigartigkeit gefehlt, aber sie waren auf jeden Fall ebenso sympathisch wie Kel und Coup. Überdies gefällt mir, dass der Bösewicht hingegen von den Klischees abweicht und nicht ausschließlich hinterlistige Absichten hegt.
Der Schreibstil war sehr gewöhnlich – nicht störend, aber an manchen Stellen nicht ganz flüssig. Er hat sich gut darauf verstanden, die Hitze der Phönixe zu beschreiben und Spannung zu produzieren, aber im Allgemeinen sind mir durchaus schon bessere Schreibstile begegnet. Nicht, dass er schlecht war, und ich sollte auch nicht zu streng sein, immer ist dieses Buch das Debüt der Autorin.
Fazit: „Of Flame and Fury“ hat eine tolle Grundidee, einen schönen Hintergrund, nette Figuren und beeindruckende Fantasy-Wesen. Die Spannung war da, die unerwarteten Wendungen – am Ende – ebenfalls, und die Handlung war durchaus mit Geschick gewebt. Es sind viele Klischees dabei, manchmal sehr offensichtlich. Dazu gehört auch die Liebesgeschichte von Kel und Coup, die zwar nicht im Vordergrund steht, aber definitiv präsent ist. Gefallen hat mir, dass das Ganze nicht zu spicy ist. Sehr deutlich hervorgehoben wurden Kels Zwiespalte sowie ihre innige Beziehung zu Phönixdame Savita, wovon ich ebenfalls angetan war. Ein wenig gefehlt hat es mir an dieser speziellen “Phönix-Magie“ und an der Atmosphäre. Letztendlich hat mir das Buch jedoch gut gefallen.

Bewertung vom 28.09.2025
Musenrausch (Nektar und Ambrosia, Band 1).
Bichon, Malou

Musenrausch (Nektar und Ambrosia, Band 1).


ausgezeichnet

Ein schrecklicher Unfall verändert Wandas Leben für immer. Sie verliert nicht nur ihre Freunde, sondern auch ihre Inspiration fürs Malen. Eines Tages jedoch überkommt sie das Bedürfnis, nach ihren Kunstutensilien zu greifen … und die Inspiration kehrt zu ihr zurück, auf einen Schlag. Doch kaum hat sie das Bild vollendet, sitzt auf einmal ein fremder Mann in ihrem Wohnzimmer: Neo, der sich als ihre Muse vorstellt. Eigentlich dürfte sie ihn gar nicht sehen, und das ist nicht die einzige Merkwürdigkeit, die sich jäh einstellt. Plötzlich herrscht eine unerklärliche Verbindung zwischen ihnen, die ihnen nicht erlaubt, sich mehr als ein paar Meter voneinander zu entfernen. Die beiden sind gezwungen, auf die Suche nach Antworten zu gehen, sowohl in Neos göttergleichen Welt der Unsterblichen als auch in Dimensionen aus Farben und Kunstwerken, die Wanda sich zuvor nicht einmal erträumen konnte. Zwischen der Leidenschaft, die zwischen Wanda und Neo entflammt, geraten nach und nach Geheimnisse und Intrigen an die Oberfläche, mit denen keiner rechnen konnte.
„Musenrausch“ ist ein Tanz aus Mythologie, Fantasie und der allumfassenden Kunst – Bilder, Gesänge, Geschichten, Tanz und Theater. Alles existiert in perfekter Harmonie zueinander: die Spannung, die Wendungen, die Schauplätze, die einzigartigen Charaktere und die poetische Sprache.
Der Leser ist sogleich mitten im Geschehen, ohne dass es überfordernd auf ihn wirkt. In die zu Beginn realistische Handlung mischen sich nach und nach die Fantasy-Elemente und bauen stetig aufeinander auf. Eine gewisse Spannung ist durchgehend vorhanden – keine, die auf übermäßigem Blutvergießen, Mord und Totschlag beruht, sondern die sich in einer Explosion der künstlerischen Schaffenskraft äußert und die die Grenzen der eigenen Fantasie ausdehnt. Die Wendungen sind überwiegend unvorhersehbar, dabei aber niemals aus der Luft gegriffen.
Besonders fasziniert hat mich auch das Setting. Die Handlung startet in der wirklichen Welt, sodass der Leser die fremden Figuren mit dem ihm vertrauten Land verknüpfen kann und sich dadurch sogleich in der Energie des Buches wohlfühlt. Weiter geht es, wie erwähnt, mit dem Aufkeimen der ersten Fantasy-Elemente, die sich anschließend zu weiteren Parallelwelten formen. Diese Welten sind erfüllt von Kunst, von dem Einssein mit der Natur, von Licht und von Schatten. Der Autorin ist es gelungen, wunderbare Schauplätze zu weben, die unglaublich atmosphärisch sind. Hier gleich der nächste Punkt, den ich an „Musenrausch“ liebe: die Atmosphäre. Es ist eine absolute Wohlfühlstimmung, die weich und zugleich furchterregend ist, die mit lieblichen Klängen lockt und zugleich listige Fallen und Unerwartetes bereithält.
Auch von den Figuren geht eine ganz eigene Art von Anziehung aus. Die Protagonisten Wanda und Neo kriechen einem sofort unter die Haut und lassen den Leser bis in die letzte Faser mitfiebern. Sie punkten durch verschiedene Eigenschaften. Die zwei sind ein fantastisches Duo, und auch die Beziehung zwischen ihnen ist authentisch. Sie entwickelt sich nach und nach, und doch sind schon am Anfang die fliegenden Funken zwischen ihnen zu spüren sowie die Hingabe, die sie für den jeweils anderen übrighaben. Die anderen Figuren sind ebenfalls individuell und sehr authentisch. Es gibt einige Nebenrollen, die für das Runde an der Geschichte sorgen, anstatt Verwirrung zu stiften – wie es oftmals der Fall ist, wenn viele Charaktere zum Einsatz kommen. Sollte man doch einmal irritiert sein, gibt es am Ende des Buches ein Personenverzeichnis, das für den optimalen Durchblick sorgt.
Der Schreibstil: Einfach nur zauberhaft. Er ist sehr poetisch, ohne den Leser mit überladener Poesie zu erdrücken. Er ist bildgewaltig, sodass man die Eindrücke förmlich mit den eigenen Sinnen zu spüren meint. Er ist samtig, wie eine Umarmung, und obendrein unglaublich flüssig. Er versteht sich darauf, die Umgebung detailreich zu beschreiben, ebenso wie Emotionen zu transportieren und Zwiespalte deutlich zu machen. Er vermittelt Spannung und trägt den Leser die gesamte Zeit über wie auf Händen. Es hat mir unfassbar viel Freude bereitet, dem Schreibstil zu folgen und stets auf weitere schöne Metaphern zu stoßen, die dem Ganzen noch mehr Farbe einhauchen.
Abschließend bleibt mir zu sagen, dass ich das Buch sehr rasch als ein neues Lieblingsbuch auserkoren habe. Die Art und Weise, wie die Kunst beschrieben wird, inspiriert den Leser dazu, selbst Kunst zu wirken – zu Papier und Pinsel zu greifen, zu singen oder sich ein Instrument zu schnappen. Nach jedem Aufschlagen des Buches war ich tief in der Geschichte drin und bin nur unwillig wiederaufgetaucht. Die Idee ist sehr originell und beruht nicht im Geringsten auf Klischees. Momentan behandeln sehr viele Romane die gleichen Themen, doch „Musenrausch“ weicht absolut von der Mainstream-Schiene ab. Das Buch ist wie eine Perle, wie ein Schmuckstück, das sich darauf versteht, einen einzunehmen und zu verzaubern.

Bewertung vom 16.06.2025
Windwalkers (1). Verborgene Flügel
Brandis, Katja

Windwalkers (1). Verborgene Flügel


sehr gut

Die Gestaltwandlerin Sierra – ein schwarzer Wolf in zweiter Gestalt – hat es nicht leicht an ihrer kalifornischen Menschenschule. Umso begeisterter ist sie von dem Vorschlag ihres Vaters, eine eigene Wandlerschule zu eröffnen: die Redcliff-High. Sie freut sich darauf, Wandlerfreunde kennenzulernen und jene Dinge beigebracht zu bekommen, die sie für ihren Wandleralltag wirklich gebrauchen kann. Doch wie sich herausstellt, ist nicht alles so rosig, wie Sierra sich das erträumt hat. Die anderen Wolfswandler, mit denen sie ein Rudel bildet, degradieren sie ausgerechnet auf den Omega-Rang, den niedrigsten Rang im Rudel. Es gibt Schwierigkeiten, gute Lehrer zu finden, und zu allem Überfluss formieren sich die Windwalker, die fliegenden Gestaltwandler, zu einer gesonderten Gruppe, die sich von den anderen Schülern abspaltet. Zusätzlich hat Sierra mit ganz eigenen Problemen zu kämpfen: Sie findet heraus, dass sie über eine zweite Tiergestalt verfügt. Als dann auch noch in der Umgebung von mysteriösen Leuten Knochen ausgegraben werden, Sierra mit ihren neuen Freunden einen schrecklichen Fund macht und kurz darauf sogar der einflussreiche Rat der Wandler eingeschaltet wird, da einige furchtbare Ereignisse überhandzunehmen drohen, geht erst recht alles drunter und drüber …
„Windwalkers – Verborgene Flügel“ ist der erste Band der sechsteiligen „Windwalker“-Staffel. Vorläufer sind die Beststeller-Reihen „Woodwalkers“ und „Seawalkers“.
Das Buch ist wirklich wunderschön – nicht nur vom Cover, den Innenklappen und den lebendig wirkenden Illustrationen her –, und nicht nur für Kinder.Gleich zu Beginn kann ich behaupten, dass „Verborgene Flügel“ ein gelungener Auftakt ist. Das Buch ist sehr spannend und brilliert mit unvorhergesehenen Wendungen, über die im Vorhinein immer wieder spannungsgeladene Andeutungen fallen. Selbst die Passagen, die weniger spannend sind, weisen auf alle Fälle einen hohen Unterhaltungswert auf. Es macht unglaublich viel Spaß, zu verfolgen, wie die Redcliff-High entsteht – wie sie von einer bloßen Idee zu einem großen Projekt wird, bei dem alle mitanpacken müssen, um es gelingen zu lassen.
Die bestehende Atmosphäre knüpft an die der anderen Wandler-Bücher an, ist zeitgleich aber ein wenig verschieden und gibt der Geschichte einen ganz neuen Geschmack. Nicht nur die Handlung trägt zu der Atmosphäre bei, auch der einmalig schöne Schauplatz. Von felsigem Terrain, über Schluchten, staubige Straßen und Wälder bis hin zu Sandstränden ist alles dabei. Auch über die vielen Erlebnisse, die die Charaktere durchmachen, habe ich mich gefreut. Es geht nicht ausschließlich um den Schulalltag oder um die gewagten Pläne, die die Figuren schmieden, auch begleitet man sie bei vermeintlich alltäglichen Geschehnissen wie dem Feiern einer Halloween-Party, beim Lernen, Streiten und Freundschaften schließen. Fast hat man das Gefühl, selbst an der Redcliff-High und mittendrin im Geschehen zu sein.
Über Sierra kann ich nur sagen, dass sie sehr sympathisch ist, nahbar und authentisch. Sie ist wie eine beste Freundin, deren Entwicklung man mit höchstem Interesse verfolgt.
Die Nebenfiguren sind in hoher Zahl vorhanden und anfangs befürchtete ich, ein bisschen durcheinanderzukommen mit den vielen Namen und Gesichtern, aber das war glücklicherweise nicht der Fall – nicht nur aufgrund der Charakterliste am Ende des Buches. Vor allen Dingen deshalb, weil sie alle über Alleinstellungsmerkmale verfügen, die sie vollkommen individuell und größtenteils sympathisch machen. Das Gesamtbild der Klasse ist auf jeden Fall sehr rund, da alle Rollen, die es braucht, um diesen authentischen Gesamteindruck zu schaffen, ausgefüllt sind. Sehr geliebt habe ich auch die Beziehungen zwischen den Figuren. Selbstverständlich darf auch eine kleine Prise Verliebtheit nicht fehlen.
Darüber hinaus finden Begegnung mit alten Bekannten aus den Wood- und Seawalkers-Staffeln statt, was der neuen Umgebung direkt zu heimeliger Vertrautheit verhilft.
„Windwalkers – Verborgene Flügel“ hat alles, was es für eine schöne, runde Lektüre braucht, die dem Leser ein Lächeln ins Gesicht zaubert: wundervolle Schauplätze, tolle Charaktere, die man umgehend ins Herz schließen muss, Spannung und unerwartete Wendungen. Hinzu kommen lehrreiche Bemerkungen über in Kalifornien beheimatete Tierarten sowie wichtige Anregungen, wie man Tiere schützt und sorgsam mit der Natur umgeht. Das alles ist in einem herrlich leichten, flüssigen Schreibstil verfasst, der einen immer sofort in das Buch hineinfinden lässt. Generell braucht es nicht die geringste Anlaufzeit, um mit den Windwalkers warm zu werden – es geschieht ganz automatisch, dass man sich mit ihnen anfreundet und sehnsüchtig den nächsten Band herbeifiebert. Ich kann das Buch wärmstens empfehlen, und zwar nicht nur Wood- und Seawalkers-Fans. Es steckt viel Wärme und spürbares Herzblut zwischen den Zeilen.

Bewertung vom 22.04.2025
Die Ewigen von Calliste (eBook, ePUB)
Brandis, Katja

Die Ewigen von Calliste (eBook, ePUB)


sehr gut

Ileana lebt auf einer besonderen Insel: auf Calliste, die neben Menschen von versteinerten Kreaturen bevölkert wird. Von Magie angehaucht, erwachen diese Wesen alle siebzehn Jahre für zwei Tage zum Leben. Da Ileana während des vergangenen Erwachens geboren wurde, ist sie nun besonders gespannt darauf, die Versteinerten kennenzulernen, die sie als Neugeborenes erlebten. Das gegenwärtige Erwachsen entwickelt sich jedoch ganz anders, als Ila sich das vorgestellt hat. Gemeinsam mit ihren Freunden schlittert sie von einer gefährlichen Situation in die nächste. Und damit nicht genug. Noch immer hängt Ileana an Rheo, einem Jungen, den sie bereits im Kindesalter liebte. Hinzu kommt nun der Tourist Taron, zu dem sie ebenfalls eine Verbindung verspürt und der ein verheerendes Geheimnis zu hüten scheint. Auch ihre Eltern verheimlichen ihr etwas – etwas, das ihr gesamtes Leben auf den Kopf stellen wird. Neben atemloser Gefahr, aufklärenden Gesprächen und zu lüftenden Geheimnissen, führt Ila ihre ganz eigene Mission: herauszufinden, weshalb die Ewigen überhaupt versteinern.
„Die Ewigen von Calliste“ ist ein Fantasy-Roman mit eindrucksvoller Atmosphäre. Sobald der Leser das Buch aufschlägt, taucht er ein in das “Inselfeeling“ von Calliste, das geprägt ist von sandigen Pinienwäldern, prächtigen Steinformationen, düsteren Höhlen und überirdisch blauem Meereswasser. Das Lesen gleicht einer Urlaubsreise auf unbekanntem, aber höchst magischem und imponierendem Terrain.
Über fehlende Spannung kann man sich definitiv nicht beklagen. Es ist immer etwas los, nie wird einem langweilig. Die Spannung geht gleich von mehreren Komponenten aus – von der Handlung an sich, vom Schauplatz und von den Figuren. Es gibt mehrere Geheimnisse, die zu Anfang im Hintergrund schwelen und sich schließlich zunehmend nach vorne drängen; die Neugierde des Lesers wecken. Die Geheimnisse sind größtenteils undurchschaubar und dadurch umso erstaunlicher, sobald sie gelüftet werden.
Wer sich zwischenrein Atempausen wünscht, wird diese allerdings nicht bekommen. Da das Erwachen der Versteinerten lediglich zwei Tage andauert, ist die Handlung größtenteils in ebendiesen Zeitraum “gequetscht“. Es geht von einer abenteuerlichen Situation zur nächsten, dazwischen bleibt keine Gelegenheit zu Verschnaufen oder um die bereits gelüfteten Geheimnisse zu verdauen.
Eines ist sicher: Wer das Buch aufschlägt, bleibt bis zur letzten Seite darin gefangen.
Die Figurenwelt ist facettenreich und trägt zu der einzigartigen Stimmung bei. Die Protagonistin Ileana ist dem Leser hochsympathisch, da sie sehr authentisch ist und man sich perfekt in sie hineinversetzen kann. Sie ist keine klischeehafte Romanheldin, die restlos von sich überzeugt ist, und gerade das macht ihren Mut und ihre Entschlossenheit dermaßen beeindruckend und fesselnd.
Es kommen sehr viele Nebenfiguren vor, die allesamt höchst unterschiedliche Charaktere und Herkunftsländer mitbringen, was die Truppe bunt und anschaulich macht. Es fallen sehr viele fantasiereiche Namen, aber zum Glück kann man diese schnell den Gesichtern zuordnen und kommt nicht durcheinander.
An dieser Stelle haben auch die Versteinerten auf jeden Fall eine Erwähnung verdient. Man könnte annehmen, sie alle seien eintönige Steinfiguren, aber das Gegenteil ist der Fall. Sobald sie erwacht sind, sind sie Lebewesen mit Bedürfnissen und Seelen, die unterschiedlichen nicht sein könnten. Ihre Eigenschaften reichen von hilfsbereit über zurückgezogen bis hin zu neugierig und missfällig. Die Versteinerten bei ihrem Erwachensprozess zu verfolgen, ist unglaublich unterhaltsam.
Auch die Dreiecksbeziehung, die zwischen Ila, Rheo und Taron herrscht, unterstützt das abwechslungsreiche Gesamtpaket des Romans. Ich persönlich wusste bis zum Ende hin nicht, für welchen der beiden sie sich entscheidet. Um ehrlich zu sein, habe ich auch keine heimliche Hoffnung gehegt, sie möge einen bevorzugen, da ich sowohl Rheo als auch Taron sehr sympathisch und durch ihre vielen Facetten und Geheimnisse anziehend fand.
Was das Lesen von „Die Ewigen von Calliste“ ebenfalls vielfältig gestaltet, sind die Perspektivwechsel. Auf diese Weise erhält man unterschiedliche Blickwinkel auf das Geschehen.
„Die Ewigen von Calliste“ ist ein magischer Fantasy-Roman mit naturnahen, angenehmen Figuren, einer atemberaubenden Kulisse, ganz viel Spannung, tollen Geheimnissen und einer außerordentlich besonderen Atmosphäre. Den Roman kann ich jedem empfehlen, der sein Herz an das Fantasy-Genre gehängt hat, gleichzeitig jedoch etwas anderes als die üblichen Klischees zu lesen bekommen möchte. Wer eine große Portion Spannung auf einen Schwung verträgt, der wird sich an dem Buch auf jeden Fall erfreuen.
Liebesbuch-Fans werden womöglich nicht gänzlich befriedigt, da die Liebesgeschichte eher in einem Nebenstrang der Handlung abläuft und nicht im Vordergrund steht.
Unabhängig davon werden sowohl jüngere als auch ältere Leser mit dem Roman glücklich sein.