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Bewertungen
Insgesamt 28 BewertungenBewertung vom 06.07.2025 | ||
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Treppe aus Papier (eBook, ePUB) Bereits der erste Satz des Romans "Treppe aus Papier" vermittelt einen umfänglichen Eindruck der Sprachgewandtheit und Wortgewalt des Autors Henrik Szantó - denn er ist fast vier Seiten lang. In diesem ersten Satz listet das Haus, in dem es in dem Buch geht, zahllose Erlebnisse, Gefühle und Eindrücke auf, die im Laufe der Jahrzehnte in seinen Mauern gemacht wurden. Die Erzählperspektive ist so ungewöhnlich wie kreativ - der gesamte Roman ist aus der Sicht des Hauses geschrieben. Es kennt keinen linearen Zeitablauf und so geschieht für das Haus immer alles gleichzeitig - während die Teenagerin Nele, die das Haus in unserer Gegenwart mit ihren Eltern bewohnt, mit ihrem Hund Balu die Treppe hinunterläuft, hüpft Ruth Sternheim, ein jüdisches Mädchen, dass zur NS-Zeit dort lebte, die Treppe hinauf. Auch die 90jährige Irma lebt in dem Haus, und zwar bereits seit ihrer Geburt. Irma kannte Ruth, durfte aber von Seiten ihrer Nazi-Eltern keinen Kontakt mit ihr pflegen. Als Nele Irma näher kennenlernt und mit ihr in Gespräche über die Zeit des Nationalsozialismus kommt, sehen sich beide mit ihrer Familiengeschichte konfrontiert, mit dem, was verdrängt wird und dem, was nicht ausgesprochen werden kann. |
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Bewertung vom 20.06.2025 | ||
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Die junge Goldschmiedin Julia reist nach dem Tod ihres geliebten Großvaters von Hamburg in die Toskana. Im Gepäck hat sie einen Zettel mit Namen, die ihr der Opa kurz vor seinem Tod anvertraut hat. So begibt sich Julia auf eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familiengeschichte, die ihren Ursprung im letzten Jahr des zweiten Weltkrieges hat. Während der Großvater als Kriegsgefangener in Hamburg Zwangsarbeit leisten musste, kämpfte sein Bruder bei den italienischen Partisanen. Beide liebten dasselbe Mädchen, Giulia. Die Handlung entfaltet sich auf zwei Zweitebenen. Julia reist im Jahr 1998 in die Toskana, parallel zu Julias Geschichte gibt es den Zeitstrang ab 1944, der abwechselnd aus Giannis und Giulias Sicht erzählt wird. Die Autorin Teresa Simon nimmt hier das weitgehend unbekannte Schicksal der italienischen Militärinternierten in den Blick, die Geschichte ist sehr gut recherchiert und spannend erzählt. Und da Julia im kleinen Städtchen Lucignano sehr rasch auf den attraktiven Matteo Conti trifft, ist der Roman auch etwas fürs Herz |
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Bewertung vom 15.06.2025 | ||
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Die Hummerfrauen (eBook, ePUB) "Die Hummerfrauen" erzählt die Geschichte von Ann, Julia und Mina - drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen, die das Leben an die Küste von Maine gespült hat. Während Ann und Julie sich nach Schicksalsschlägen in Stone Harbour niedergelassen haben und Hummerfischerinnen geworden sind, wird Mina tatsächlich eines Tages - nach einem Kajakunfall- am Strand angespült. Es ist jedoch kein Zufall, dass sie sich in der Nähe aufhielt, denn auf der Nachbarinsel Eagle Island hat Mina viele unbeschwerte Sommer ihrer Kindheit verbracht, nach denen sie sich zurücksehnt. Bei Ann findet sie ein Zuhause und in den beiden älteren Frauen gute Freundinnen, die sie endlich so akzeptieren, wie sie ist. Das Buch erzählt nicht nur von Freundschaft, sondern auch von der Liebe und ihrem Glück und Unglück, ihrer Unbeschwertheit und ihrer Bürde. So trifft Mina Sam wieder, ihren Freund aus Kindheitstagen. Beide verbindet ein schweres Schicksal, denn sie verloren durch tragische Unfälle ihre älteren Brüder. Dass Mina nicht locker lässt und nach Verbindungen sucht, belastet die beginnende Partnerschaft. |
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Bewertung vom 09.06.2025 | ||
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Mit „Lauter kleine Lügen“ ist Kate Kemp ein vielschichtiger und spannender Roman gelungen, der, obwohl seine Handlung im Jahr 1979 angesiedelt ist, hochaktuelle Themen aufgreift. Es geht um die Menschen am Warrah Place, einer Straße in Canberra, die einen Mörder in ihren Reihen suchen. Das Opfer ist der 19-jährige Antonio und bereits auf der ersten Seite weiß man, wer ihn ermordet hat. Doch was trieb den Täter zu diesem Mord? Die Handlung springt auf einer Zeitschiene mehrere Monate vor dem Mord bis einige Zeit danach von Kapitel zu Kapitel hin und her, so dass sich das Geschehen in den einzelnen Häusern am Warrah Place immer mehr entfaltet. Die Geheimnisse und Verbindungen der Menschen werden immer klarer und sind so unterschiedlich, wie die Menschen selbst. Es geht um Liebe und Betrug, Fremdenfeindlichkeit, patriarchale Strukturen, Feminismus und gleichgeschlechtliche Beziehungen. Und mittendrin agiert die 12jährige Tammy, die selbst ein wenig verliebt in Antonio war und es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Mord aufzuklären. Dabei stiftet sie durch ihre oftmals sozial ungeübte Persönlichkeit mehr Schaden als ihr lieb ist. |
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Bewertung vom 09.06.2025 | ||
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Mit "Das Licht in den Wellen" von Janne Mommsen hält man ein wunderschön gestaltetes Buch in den Händen, das bereits durch die Coverillustration die Sehnsucht nach dem Meer weckt und auf das Trefflichste auf den Buchinhalt vorbereitet: Mit Anfang 20 verlässt Inge, eine Föhrer Bauerstochter, ihre Heimatinsel und erhofft sich im pulsierenden New York einen Neuanfang. Was sie von ihrer geliebten Insel wegtreibt, bleibt lange im unklaren. Die Sehnsucht nach Föhr und Inges Verwurzelung in ihrer Heimat wird aber immer deutlich. Durch ihre besondere Persönlichkeit und ihre Begabung, ausgefallene Gerichte zuzubereiten, schafft sie es, sich in New York von einer einfachen Verkäuferin in einem Delikatessenladen zur Besitzerin eines gehobenen Restaurants hochzuarbeiten. |
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Bewertung vom 09.06.2025 | ||
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Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte. Jane Austen Das Bilderbuch "Von einem Mädchen, das das Schreiben liebte - Jane Austen" bezaubert zunächst durch die zarten, aquarellierten Illustrationen von Qin Leng. Passend zur Regency-Epoche, in der Jane Austen lebte, sind die Bilder romantisch-verspielt, aber sehr authentisch und die jungen Lesenden können sich eine gute Vorstellung vom Leben einer gut situierten Familie in der damaligen Zeit verschaffen. In ihren Texten erzählt die Autorin Deborah Hopkins von der frühen Liebe der kleinen Jane zu Geschichten und Büchern, vom Leben in ihrer großen, fröhlichen Familie und davon, wie vor allem Janes Vater ihre Liebe zum Lesen und Schreiben förderte und unterstützte - ganz sicher etwas Besonderes Ende des 18. Jahrhunderts. Abgerundet wird dieses wunderschöne Bilderbuch von einer Zeittafel, die die wichtigsten Lebensdaten Jane Austens enthält und einem "Bücherregal", in dem all ihr Werke kurz mit ihrem Inhalt, dem Erscheinungsjahr und berühmten Zitaten vorgestellt werden. Ein Buch, das ermutigt, den eigenen Träumen zu folgen und an sich zu glauben. Einzig mit der Auswahl einer anderen Schriftart und dem Verzicht auf Kommentare in Klammern hätte man das Layout für junge Alleinlesende noch etwas vereinfachen können. |
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Bewertung vom 09.06.2025 | ||
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Die Frau und der Fjord (eBook, ePUB) "Die Frau und der Fjord" ist ein ruhiges und gefühlvolles Buch über die junge Witwe Gro, die in der Einsamkeit eines Fjords auf den Lofoten versucht, den Verlust ihres verstorbenen Mannes und die Trauer zu bewältigen. Umgeben von der überwältigenden und oftmals lebensfeindlichen, rauen Natur nördlich des Polarkreises geht es erstmal nur ums reine Überleben für Gro, auf mehreren Ebenen. Ihren Beruf als Geologin, die erfolgreich auf Ölplattformen am Aufspüren neuer Ölfelder beteiligt war, will sie nicht mehr ausüben, jeglicher sozialer Kontakt ist ihr zu viel. Doch nach und nach gelingt es ihr, wieder Freude am Leben und am Erblühen der Natur zu finden. Langsam findet Gro einen Weg zurück ins Leben. Dabei hilft ihr auch die Begegnung mit Jens, den sie in einer stürmischen Nacht aus Seenot rettet und der daraufhin einige Tage bei ihr strandet. |
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Bewertung vom 08.06.2025 | ||
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Wer spannend inszenierte Familiengeschichten mag, die klug und wendungsreich inszeniert sind, kommt bei Anna Hopes Roman "Wo wir uns treffen" ganz sicher auf seine Kosten. Die Autorin entwickelt ein feinsinniges und subtiles Beziehungsgeflecht der Familie Brooke, die sich auf dem riesigen Landsitz in Sussex trifft, um das Familienoberhaupt, Philipp Brooke, zu beerdigen. Kein einfacher Mensch, dieser Vater und Ehemann, von dem sie sich verabschieden, viele Kränkungen und Unterlassungen prägten das Leben mit und ohne ihn und machten seine Kinder und seine Gattin zu denjenigen, die sie nun sind und wie sie sich begegnen. Unerfüllte Bedürfnisse, unterdrückte Gefühle und über allem eine drohende Gefahr - Anna Hope versteht es meisterlich, ihre Charaktere authentisch zu entwickeln. Dass ein englischer Landsitz nicht nur ein wertvoller Besitz, sondern auch eine Bürde mit unrühmlicher Geschichte sein kann - in diesem Buch glaubt man es sofort. |
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Bewertung vom 08.06.2025 | ||
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Die britische Autorin Siân Hughes erzählt auf ruhige und berührende Weise die Geschichte von Marianne. Aus der Ich-Perspektive geschildert blickt Marianne zurück auf ihr Leben, seit sie im Alter von acht Jahren ihre Mutter verlor. An einem regnerischen Februartag verließ diese das Haus und ließ Marianne, ihr neugeborenes Baby und ihren Ehemann zurück. Das Schicksal der Mutter konnte sich nie ganz aufklären und während ihrer Adoleszenz prägte diese Tragödie Mariannes Leben immens. Dem Lesende/r erschließt sich das Leid der Familie nicht ganz unmittelbar, denn durch die Ich-Erzählung nimmt man die Ereignisse durch Mariannes Filter wahr. Erst als Mariannes selbst Mutter wird, scheint sie in der Lage, sich ihrer Trauer zu stellen und ihren Weg bis zu diesem Zeitpunkt zu reflektieren. Es ist berührend und schön, als Lesende/r gemeinsam mit Marianne in die Erinnerungen an ihre Mutter eintauchen zu können, teilzuhaben an gemeinsamen Ritualen, Geschichten und Reimen. Die Autorin stellt an den Anfang jeden Kapitels einen englischen Abzählvers, den Marianne und ihre Mutter kannten. Dieser fängt die Inhalte und Stimmungen der Kapitel sehr gut ein. |
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Bewertung vom 08.06.2025 | ||
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Die Autorin Claire Deya nimmt die Lesenden mit in die letzten Wochen des zweiten Weltkrieges. An der Cote d`Azur ist eine Truppe mutiger Männer um den ehemaligen französischen Widerstandskämpfer Fabien damit beschäftigt, die Strände von Minen zu räumen. Zu ihnen gesellt sich Vincent, der eine Gelegenheit sucht, mit den zum Minensuchen zwangsverpflichteten deutschen Kriegsgefangenen in Kontakt zu kommen. Denn sein einziges Interesse gilt der Suche nach seiner großen Liebe Ariane, die er in deutscher Kriegsgefangenschaft aus den Augen verloren hat und die untergetaucht zu sein scheint. Fortan sucht er wie besessen nach Hinweisen auf ihren Aufenthaltsort und es scheint einen deutschen Gefangenen zu geben, der ihm helfen könnte. Dann ist da noch Saskia, die nach ihrer Befreiung aus einem deutschen Lager in ihre Heimatstadt zurückkehrt, in der Hoffnung, hier ein wenig Frieden zu finden. Doch ihr ehemaliges Haus wird bewohnt von Fremden und sie wird verjagt. Durch einen Zufall trifft sie auf Vincent, der ihr zur Hilfe kommt. Während Saskia durch ihre Beharrlichkeit und ihren Mut ein Stück weit wieder zurück ins Leben findet, scheint sich Vincent immer weiter davon zu entfernen und bringt nicht nur sich selbst mit seiner Suche in Gefahr. |
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