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Dajobama

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2025
Die Summe unserer Teile
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


gut

Die Summe unserer Teile – Paola Lopez
Über drei Generationen und drei Länder erstreckt sich diese Geschichte eigensinniger Frauen. Im Zweiten Weltkrieg flieht Großmutter Ljudmila von Polen in den Libanon um dort in der Chemie zu forschen. Mutter Daria geht nach München und arbeitet als Ärztin. Informatikstudentin Lucy schließt endlich den Kreis und fährt nach Polen um nach ihren Wurzeln zu suchen.
Drei Frauen mit völlig zerrütteten Mütter-Töchter-Beziehungen. Fehlende Kommunikation scheint ein Grundproblem zu sein. Mehr erfährt man jedoch lange nicht. Überhaupt bleiben die Beziehungen sehr vage. Alltag bekommt man kaum beschrieben, vielmehr sind es Schlaglichter aus den Leben der drei Frauen – die jedoch kein vollständiges Bild liefern.
Grundsätzlich hätten diesem Roman durchaus ein paar Seiten mehr gut getan. So bleiben die Personen leider alle etwas oberflächlich. Gerade die Beziehungen untereinander werden jeweils nur kurz skizziert. Auch wenn dieser Erzählstil die mangelnde Kommunikation zwischen den Frauen widerspiegelt, hätte ich mir doch mehr Informationen gewünscht. Daria hat eine eher kalte Mutter erlebt und ist mit einer Nanny aufgewachsen. Bei ihrer Tochter möchte sie alles anders machen und erdrückt sie fast vor Liebe und Erwartungen.
Die beiden Ehemänner und Väter, die im Großen und Ganzen einen vernünftigen und bemühten Eindruck machen, bleiben sowohl in der Geschichte als auch in der Erziehung der Töchter weitgehend außen vor. Auch hier werden hochinteressante Themen angeschnitten (Emanzipation, Mental-Load) und dann leider nicht weiter ausgeführt. Prinzipiell kann man sagen, dass auch hier die fehlende Kommunikation ein Thema ist.
Sprachlich fand ich diesen Roman eher unauffällig, aber extrem flüssig lesbar.
Insgesamt spannende Themen, eine interessante Ausgangssituation – nur hätte ich gerne alles ein wenig ausführlicher gehabt. Insbesondere die Figuren blieben mir so etwas zu vage und fremd.
Trotzdem lesenswert – 3 Sterne

Bewertung vom 17.04.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

Beeren pflücken – Amanda Peters
Was für ein toller Roman – ein wahrer Pageturner!
Die 4-jährige Ruthie, jüngstes Kind einer indigenen Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia verschwindet am Rande eines Beerenfeldes in Maine, wo die Familie als Erntehelfer arbeitet, spurlos. Auch nach Jahrzehnten hat die Familie die Hoffnung, Ruthie wiederzusehen, nicht aufgegeben. Die Tragödie hat vielerlei tiefe Wunden gerissen und Schatten auf die Leben der Zurückgebliebenen geworfen.
Parallel dazu wächst in Maine das Mädchen Norma auf, in einer überbehütenden Familie, der sie sich dennoch nie so ganz zugehörig fühlt. Außerdem plagen sie immer wieder seltsame Träume.
Abwechselnd werden die Handlungsstränge der Mi'kmaq-Familie sowie des Mädchens Norma verfolgt. Auch schwierige Lebensbedingungen der indigenen Bevölkerung, welche nicht selten in Gewalt und Alkoholmissbrauch enden, werden thematisiert.
Eine sehr berührende Geschichte über die Kraft der Hoffnung und starke Familienbande mit dem Hintergrund einer indigenen Kultur in Kanada. Die Autorin entstammt selbst ebendieser Kultur und lebt selbst in Nova Scotia.
Besonders möchte ich noch den Erzählstil hervorheben. Geradezu soghaft treibt die Autorin die Handlung voran. Einfühlsam trifft sie immer den richtigen Ton, wenn sie von den großen Dramen der Familien erzählt. Detailreich und atmosphärisch führt sie ihre Leser direkt hinein in die Wälder Kanadas.
Eine besondere Leseerfahrung. Toll! 5 Sterne

Bewertung vom 27.03.2025
Pearly Everlasting
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


sehr gut

Pearly Everlasting – Tammy Armstrong
Ganz besonders ist diese Geschichte über eine berührende Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Bär in Kanada um 1934.
Pearly bezeichnet Bruno als ihren Bruder und tatsächlich kamen die beiden im selben Winter zur Welt und wurden von Pearlys Eltern mitten im Wald in einem Holzfällercamp aufgezogen. Als die beiden fünfzehn sind, geschieht ein Mord im Camp und Bruno wird beschuldigt und weggebracht. Das Mädchen macht sich auf den Weg durch die winterlichen kanadischen Wälder um Bruno zu suchen.
Man erfährt viel über das einfache, kärgliche Leben in den Wäldern Kanadas – viel über Entbehrungen und harte Arbeit, aber eben auch über die Schönheit der Natur und die Segen des Aufwachsens in ebendieser.
Neben der tiefen Freundschaft zwischen Mädchen und Bär ist dies in erster Linie eine fesselnde Abenteuergeschichte. Beide müssen gefährliche Situationen bewältigen, in einer Zeit völlig frei von moderner Technik.
Es ist eine komplexe Geschichte, toll erzählt, sehr literarisch teilweise, aber auch eingängig und fesselnd. Ich habe diesen Roman sehr gerne gelesen, dennoch hat mir noch irgendetwas gefehlt, das ich nicht zu fassen bekomme.
4 Sterne

Bewertung vom 21.03.2025
Schweben
Ben Saoud, Amira

Schweben


ausgezeichnet

Schweben – Amira Ben Saoud
Eine wirklich spannende Dystopie in einer postapokalyptischen Gesellschaft. Der Klimawandel ist Geschichte, Gewalt wurde verboten, überhaupt existiert nur noch ein Bruchteil der Menschheit in voneinander isolierten Siedlungen. Nur so ist ein miteinander auskommen scheinbar möglich.
Protagonistin dieses Romans ist eine Frau, die sich an ihren ursprünglichen Namen nicht mehr erinnern kann. Dafür verdient sie ihr Geld damit, die Identität anderer Frauen anzunehmen. Bezahlt wird sie dafür von den Müttern, Ehemännern, etc. die nicht mit dem Verlassen werden durch ihre Angehörigen zurecht kommen. Unsere Figur nimmt die Sache sehr ernst – sie passt Frisur und Make-Up an, auch das Gewicht, sie studiert das Verhalten der Frauen und schlüpft so völlig in ihre Rolle. Spannend. Etwas in der Richtung habe ich noch nie gelesen. Es ist erfrischend und innovativ. Und obwohl die Protagonistin ihre Identitäten wechselt, ist sie dadurch nicht unnahbar. Im Gegenteil konnte ich mich überraschend gut in sie hineinversetzen.
Dabei hilft es enorm, dass Sprache und Worldbuilding sehr gut zugänglich sind. Eigentlich ein Kunststück bei diesen doch fremd und neuartig anmutenden Gegebenheiten.
Noch spannender finde ich die existentiellen Fragen, die hinter der Geschichte um die unterschiedlichen Identitäten der Figur stecken. Es geht um Beziehungen und Wahrhaftigkeit. Dabei sind die Charaktere sehr authentisch und vielschichtig dargestellt. Es sind einfach ganz normale Menschen mit Fehlern und Kanten – auch in dieser postapokalytischen, neuen Welt.
Dieser Roman hat mich sehr beeindruckt. Mit nicht einmal 200 Seiten ist er unheimlich komplex. 5 Sterne.

Bewertung vom 19.03.2025
Mickey und Arlo
Dick, Morgan

Mickey und Arlo


gut

Mickey und Arlo – Morgan Dick
Die Geschichte zweier Halbschwestern, die sich bisher nie begegnet waren. Als der gemeinsame Vater stirbt, wartet eine Überraschung auf die beiden, die sie wider Willen zusammenbringt. In sieben Therapiesitzungen kommt so einiges ans Tageslicht.
Natürlich spielt die jeweilige Beziehung zum alkoholkranken Vater eine große Rolle. Ebenso wie die psychischen Nachwirkungen, die diese toxische Verbindung für beide hatte. Nicht nur der Vater war viele Jahrzehnte lang abhängig, auch Mickey hat ein gravierendes Alkoholproblem. Die verschiedenen Stadien der Sucht nehmen somit sehr viel Raum in diesem Roman ein. Dessen sollte man sich vielleicht bewusst sein.
Es sind sehr schwere Themen, die auch durch etliche tragik-komische Szenen kaum aufgelockert werden. Dennoch liest sich das Buch gut. Abwechselnd begleitet man Mickey und Arlo auf ihrem jeweiligen Weg der Trauer und Traumaverarbeitung – teils einzeln, teils gemeinsam.
Es ist ein eher lockerer Ton, der manchmal auch ein wenig ins Oberflächliche abdriftet. Gerade im Mittelteil gibt es auch ein paar Längen. Mich persönlich hat ein wenig gestört, dass dem Leser scheinbar nicht zugetraut wird, selbst mitzudenken. Es wird sehr viel erklärt, was man auch eleganter zwischen den Zeilen ausdrücken hätte können, oft auch redundant.
Insgesamt fand ich das Thema interessant und fühlte mich gut unterhalten.
3 Sterne

Bewertung vom 16.03.2025
Halbinsel
Bilkau, Kristine

Halbinsel


gut

Halbinsel – Kristine Bilkau
Dies war mein erster Roman der hochgelobten Autorin Kristine Bilkau – ehrlicherweise muss ich sagen, so ganz konnte sie mich leider nicht abholen.
Die Ich-Erzählerin Annett musste nach dem frühen Tod ihres Mannes die gemeinsame Tochter Linn alleine großziehen. Ihr Wohlergehen stellte sie all die Jahre über alles, auch finanziell tat sie alles, um ihrer Tochter unter anderem das Studium zu ermöglichen. Nun, mit Mitte zwanzig bricht Linn bei einem Vortrag ohnmächtig zusammen. Aus einer Woche werden Monate der Auszeit, die sie bei Annett verbringt, wo sie wieder einzieht. Anstatt die Zeit mit der Tochter zu genießen, wird Annett nervös. Warum funktioniert Linn denn nicht mehr? Hat sie selbst denn nicht alles dafür getan, damit ihre Tochter glücklich und erfolgreich wird? Sollte denn alles umsonst gewesen sein? Es sind die Erwartungen, die Annett lähmen und auch das eigene Leben, das sie vor vielen Jahren fast völlig auf Eis gelegt hat, um für Linn da zu sein.
Das ist ein extrem ruhiger Roman, bei dem vieles zwischen den eher schlichten Worten versteckt liegt. Es geht um ganz existentielle Themen, mit denen die meisten von uns im Laufe des Lebens, aus verschiedenen Perspektiven, in Berührung kommen. Für die Kürze des Romans waren es dann aber doch schon wieder zu viele. Mutter-Tochter-Beziehung, Trauer über Jahrzehnte, Schweigen über Gefühle, Erwartungen. Gerade die Themen Klima(aktivismus) und Kunst, wie auch Annettes Liebesleben, fand ich zuviel und unnötig.
Sicherlich sind dies ganz wichtige, auch spannende Problematiken, denen sich die Autorin hier widmet. Mein großes Problem mit diesem Roman ist die Unzugänglichkeit der Figuren. Leider konnte ich mich in keine der Frauen wirklich einfühlen. Sie bleiben sehr distanziert und damit auch der Roman an sich. Es werden Alltäglichkeiten geschildert, die an Banalität grenzen. Irgendwie hat mich die ganze Geschichte nicht berührt, was schade ist, da mich das Thema grundsätzlich sehr interessiert. Ich fand es fast ein wenig blass.
3 Sterne.

Bewertung vom 13.03.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


ausgezeichnet

Lyneham – Nils Westerboer
Eigentlich lese ich relativ wenig Science Fiction – Dystopien dagegen mag ich sehr. Lyneham ist eine gelungene Mischung aus beidem, und noch soviel mehr. Dieses Buch hat mich wirklich begeistert.
Henry Meadows ist zwölf, als die Erde endgültig am Ende ist. Die einzige Rettung ist der Planet Perm. Hier soll die Menschheit eine Zukunft finden. Eigentlich sollte bei der Ankunft auf Perm bereits alles vorbereitet sein, doch irgendetwas muss schiefgegangen sein und die Neuankömmlinge müssen sehr bald um ihr Leben kämpfen.
Eine „neue Erde“, die auf den zweiten Blick doch so ihre Eigenheiten besitzt, mal davon abgesehen, dass der Sauerstoffanteil der Atemluft ohne Masken nicht ausreicht. Es gibt so einige praktische Probleme, die zu lösen sind. Den irdischen Forschern gelingt es nur schwer, zu verstehen, dass die Evolution auf Perm einfach eine komplett andere ist. Auch darüber hinaus können es die Erdflüchtlinge natürlich nicht lassen, ihre alten Probleme, Vorurteile und Streitigkeiten mit in ihre neue Heimat zu bringen. Wie könnte es anders sein?
Henry hat die Reise zusammen mit seinen beiden Geschwistern angetreten. Die kindliche Erzählsicht fand ich ganz besonders toll. Komplizierte Zusammenhänge können hier noch einmal verständlich erklärt werden, außerdem ist die kindliche Weltsicht oftmals einfach die Bessere. Leider müssen die drei immer wieder feststellen, dass man ihnen wichtige Dinge verschweigt.
In einem zweiten, kursiv gedruckten, Handlungsstrang begleiten wir die Mutter der drei Kinder. Sie ist mit einem anderen Raumschiff nach Perm gereist um Vorbereitungen zu treffen. Wirklich spannend und faszinierend, allerdings will ich dazu nicht mehr schreiben, um nicht zu spoilern.
Diese postapokalyptische Science-Fiction-Dystopie ist unheimlich komplex aufgebaut und hat ein grandioses Worldbuilding. Eine sehr bildreiche Beschreibung von Natur- und Lebewesenwelt hilft sehr beim Verständnis der teilweise sehr abstrakten Zusammenhänge. Perm funktioniert komplett anders als die Erde. Das zu verstehen ist nicht nur für die Figuren im Roman eine Herausforderung.
Zusätzlich ist dieser Roman durchaus gesellschaftskritisch, vielschichtig und tiefgründig. Es gibt hier so viel zu entdecken, dass mir sicher einiges entgangen ist. Ich würde dieses Werk auf jeden Fall als literarisch und anspruchsvoll bezeichnen. Es steckt hier einfach so viel drin und wirft in vielen Bereichen existentielle Fragen auf: politisch, gesellschaftlich, menschlich, evolutionistisch, ökologisch
Zum Ende hin wird es ein wenig chaotisch. Der Autor hat scheinbar noch Ideen für viele weitere Geschichten. Hier war es am Schluss aber ein wenig zu viel des Guten.
Eine komplett andere Welt – toll geschrieben. Ich bin begeistert und vergebe mit Freuden 5 Sterne.

Bewertung vom 05.03.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


gut

Bis die Sonne scheint – Christian Schünemann
Daniel wächst in den 80ern auf, in einer Familie, der Schein und diverse Statussymbole alles bedeuten. Die prekäre finanzielle Lage wird erfolgreich ignoriert, bis der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.
Über Geldprobleme spricht niemand gerne. Natürlich sollte man dann irgendwann damit aufhören, sinnlose Dinge zu kaufen. Aber Leute, die nicht mit Geld umgehen können, gibt es viele. Dass diese Geschichte in den 80ern spielt, merkt man immer wieder an der Nennung von Filmen, Musik und Produkten, die man der Zeit zuordnet. Das weckt manchmal nostalgische Gefühle, wirkt oft aber bemüht.
Hier geht es nicht nur um Daniel Hormanns etwas chaotische Familie, nein, in eigenen Kapiteln werden auch die Geschichten der Großeltern, in Zeiten von Krieg und Vertreibung erzählt. Leider bleiben die Emotionen auf der Strecke. Es werden vielmehr Fakten heruntererzählt. Teilweise wird das auch langweilig, wenn Einrichtungsgegenstände genauestens beschrieben werden.
Auch sprachlich ist dieser Roman somit nicht herausragend. Die Geschichten plätschern ein wenig vor sich hin und konnten mich nicht wirklich packen. Emotional blieb ich hier weitgehend außen vor.
Schade, da wäre mehr drin gewesen. 3 Sterne.

Bewertung vom 02.03.2025
Stromlinien
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Stromlinien – Rebekka Frank
Eine schlechte Entscheidung, die die Lebenswege und Schicksale vieler Menschen noch Generationen später prägt und beeinflusst.
Die Zwillingsschwestern Enna und Jale wachsen bei der Großmutter in den Elbmarschen auf. Ihre Mutter Alea kennen sie kaum, denn diese sitzt im nahegelegenen Gefängnis auf der Halbinsel Hahnöfersand eine langjährige Haftstrafe ab. Als endlich der Tag ihrer Entlassung da ist, sind plötzlich sowohl Alea als auch Jale verschwunden. Enna macht sich auf die Suche nach den beiden durch das Alte Land und deckt nach und nach immer mehr langgehütete Geheimnisse auf.
Die wundervollen, detailreichen Beschreibungen von Natur und Tieren an der Elbe und ihren Nebenflüssen sind eine große Stärke dieses Romans. Enna und Jale sind, wie bereits die Generationen vor ihnen, mit ihrem Boot „Sturmhöhe“ ganz selbstverständlich in dieser faszinierenden Landschaft unterwegs. Die Autorin beschreibt diese Fahrten sehr bildreich und atmosphärisch.
So locker-leicht und wirklich ab der allerersten Seite fesselnd kommt dieser literarische Thriller daher, doch ist er extrem tiefgründig und teilweise auch schwere Kost. Es geht um schwere Themen und lebensentscheidende Weichenstellungen. Im Grunde ist dies eine tragische Geschichte und ein tieftrauriger Roman.
Die Geschichten der verschiedenen Generationen werden abwechselnd erzählt. Erst nach und nach stellen sich Zusammenhänge aus den weitverzweigten, über Jahrzehnte geflochtenen Verwicklungen heraus. Und schließlich müssen in der Gegenwart immer noch Jale und Alea gefunden werden.
Hochspannend und atmosphärisch – ein richtiger Schmöker, den ich kaum mehr aus der Hand legen konnte.
5 Sterne.

Bewertung vom 01.03.2025
Der große Riss
Henríquez, Cristina

Der große Riss


sehr gut

Der große Riss – Cristina Henriquez
Ein schöner historischer Roman rund um den Bau des Panama-Kanals, der sich mit den Sorgen und Nöten der Bevölkerung quer durch alle Schichten befasst.
Um 1900 soll ein Kanal gebaut werden, der Atlantik und Pazifik für den Schiffverkehr miteinander verbindet. Ein gigantisches Projekt, durch das verschiedenste Personengruppen aufeinandertreffen. Zum Einen sind da natürlich die Anwohner, die der Großbaustelle eher kritisch gegenüberstehen. Zum Anderen kommen jede Menge Arbeiter, teils von weit her, die hoffen, hier Arbeit zu finden und das große Geld zu machen. Aber auch Ärzte und Forscher zieht es an den entstehenden Panama-Kanal. Insbesondere die Lebensumstände der einfachen Bevölkerung werden sehr authentisch und fesselnd geschildert. Fortschritt und Ausbeutung liegen hier nah beieinander. Denn ein tiefer Riss zieht sich nicht nur quer durch den Kontinent sondern auch durch die Gesellschaft. Gerade die Schicksale der Frauen spielen hier eine größere Rolle.
Ein wirklich spannender Roman mit vielen hochinteressanten Lebensläufen, die einen Querschnitt der Gesellschaft darstellen sollen. Mir waren es allerdings fast ein wenig zu viele verschiedene Handlungsstränge, auch wenn diese geschickt miteinander verknüpft werden. Über den Panama-Kanal selbst erfährt man eigentlich recht wenig. Politik, Geographie etc. werden nur kurz angerissen.
Als Schmöker dennoch sehr unterhaltsam. 4 Sterne.