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ws
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... was ich rezensiere, bewerte, das habe ich auch gelesen!

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Insgesamt 1250 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2025
´Unser Hotel ist judenfrei´
Bajohr, Frank

´Unser Hotel ist judenfrei´


ausgezeichnet

Die durch den Titel geweckten Erwartungen werden übertroffen!

Frank Bajohrs 2003 erschienenes Buch „Unser Hotel ist judenfrei“ ist eine ebenso aufschlussreiche wie beunruhigende Studie über eine lange vernachlässigte Facette des Antisemitismus nicht nur in Deutschland, sondern auch im ehemaligen Habsburger Reich, in seinen Resten nach der Zerschlagung als Folge des Ersten Weltkrieges Österreich, in den Ost-Europäischen Ländern, aber auch in Holland, Belgien und den USA.

Auf knapp 300 Seiten beleuchtet Bajohr auf der Grundlage umfangreicher Quellenrecherchen, wie sich seit und mit dem Aufschwung des Tourismus im späten 19. Jahrhundert in zahlreichen Seebädern, Kurorten und Sommerfrischen ein Klima der Ausgrenzung und Feindseligkeit gegenüber jüdischen Gästen entwickelte.

Der Autor zeigt überzeugend, dass der sogenannte „Bäder-Antisemitismus“ keineswegs ein Randphänomen oder eine fürchterliche Auswirkung des Nationalsozialismus war. Vielmehr verortet Bajohr seine Wurzeln tief im Kaiserreich und der Weimarer Republik. Er analysiert detailliert, wie sich in den genannten Erholungsorten eine spezifische Form des Antisemitismus herausbildete, die darauf abzielte, ein „deutsches“, „arisches“ Urlaubsparadies zu schaffen, in dem Juden unerwünscht waren. Dies manifestierte sich in expliziten Diskriminierungen, subtilen Ausgrenzungen und einer zunehmend aggressiven Stimmung, die von antisemitischen Liedern und Postkarten bis hin zu handfesten Boykottaufrufen reichte.

Eindrücklich und für die Leser, die wie ich im Grunde genau das, wie es der Titel des Buches und die Erscheinung in Fischers ‚Schwarzer Reihe‘ suggeriert, erwarten, schildert Bajohr die Mechanismen dieser Ausgrenzung. Es geht den Hoteliers, den Touristikbüros auch ums Geschäft. Je nach Ort (Seebad oder Berge) wurden die Menschen jüdischen Glaubens in der jeweiligen Hochsaison mehr diskriminiert als in der umsatzschwachen Nebensaison.
Der Autor hat Gästebücher, Zeitungsartikel, Korrespondenzen und polizeiliche Berichte analysiert, um die vielfältigen Formen des Bäder-Antisemitismus zu dokumentieren. Dabei wird deutlich, dass es sich nicht ausschließlich um die Agitation extremistischer Kreise handelte, sondern dass breite Teile der bürgerlichen Gesellschaft diese antisemitische Haltung teilten und aktiv unterstützten. Die Selbstdeklaration vieler Orte als „judenfrei“ war somit ein bewusstes Signal an antisemitisch gesinnte Urlauber und trug maßgeblich zur Stigmatisierung und Marginalisierung jüdischer Bürger bei.

Im weiteren Verlauf des Buches weist Bajohr nach, wie der Bäder-Antisemitismus in der Zeit des Nationalsozialismus eine gravierende Radikalisierung erfuhr. Die anfängliche Ausgrenzung mündete nun in offene Vertreibung und Enteignung jüdischer Kurgäste und Hotelbesitzer. Die „Judenfreiheit“ der Bäder wurde zu einem integralen Bestandteil der nationalsozialistischen Rassenpolitik und trug zur Vorbereitung des Holocaust bei, indem sie die gesellschaftliche Akzeptanz für die Ausgrenzung und Entrechtung von Juden weiter erhöhte.

Diese Studie zeichnet sich durch eine klare und präzise Sprache sowie eine stringente Argumentation aus. Er vermeidet moralisierende Urteile, legt aber durch die detaillierte Darstellung der historischen Fakten die menschenverachtende Natur des Bäder-Antisemitismus schonungslos offen. „Unser Hotel ist judenfrei“ ist ein gewichtiger Beitrag zur Erforschung des Antisemitismus und der deutschen Gesellschaftsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Es mahnt auf eindringliche Weise, die Kontinuitäten und die tief verwurzelten Vorurteile zu erkennen, die letztlich in die Katastrophe des Holocaust mündeten.

Das Buch ist für eine breite historisch interessierte Leserschaft von großem Wert.

Bewertung vom 06.04.2025
Apple Watch - Einfach alles können - Handbuch -
Immler, Christian

Apple Watch - Einfach alles können - Handbuch -


ausgezeichnet

He did it again...

Christian Immler ist bekannt für seine leicht verständlichen Technik-Ratgeber. Mit seinem Buch „Apple Watch“ liefert er erneut einen praxisnahen Leitfaden für alle, die die Möglichkeiten ihrer Smartwatch optimal nutzen möchten.
Das Buch richtet sich sowohl an Neulinge als auch an erfahrene Nutzer, die tiefer in die Funktionen der Apple Watch eintauchen wollen. Mit klaren Schritt-für-Schritt-Anleitungen, anschaulichen Bildern und praxisrelevanten Tipps gelingt es Immler, komplexe Technik verständlich zu vermitteln.
Das Buch ist logisch strukturiert und führt den Leser von den Grundlagen bis zu den eher fortgeschrittenen Features. Nach einer kurzen Einführung in die verschiedenen Modelle und deren Unterschiede erklärt der Autor die ersten Schritte – vom Pairing mit dem iPhone über die grundlegende Bedienung bis zur Personalisierung mittels verschiedenen Darstellungen des Ziffernblatts.
Besonders hilfreich ist das Kapitel 5, welches die Gesundheits- und Fitnessfunktionen erläutert. Immler geht detailliert auf die Herzfrequenzmessung, die Schlafanalyse, den Aktivitätsring und Workout-Tracking ein. Dabei gibt er wertvolle Tipps, wie man die Daten sinnvoll interpretiert und in den Alltag integriert. Auch weniger bekannte Funktionen wie die Sturz- oder Blutoxymetrie-Erkennung werden anschaulich erklärt.

Ein weiteres Highlight sind die Kapitel 6 und 7. Hier geht es um Apps und Drittanbieter-Programmen. Immler zeigt, wie man die Watch nicht nur als Fitness-Tracker, sondern auch als praktischen Alltagshelfer nutzt – sei es für Navigation, Smart-Home-Steuerung oder mobile Bezahlung mit Apple Pay.

Der Autor verzichtet wie in seinen anderen Büchern auch auf technischen Jargon. Alles wird mit einfachen Worten erklärt. Die bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen machen es besonders einsteigerfreundlich.

Das Buch berücksichtigt die neuesten WatchOS-Versionen und gibt Tipps für verschiedene Apple-Watch-Modelle (Series SE, Series 8/9, Ultra).

Immler zeigt nicht nur, welchen Sinn die vielen Funktionen haben, sondern auch, wann sie im täglichen Leben nützlich sind – etwa die Erinnerungsfunktionen oder die SOS-Notruffunktion.

Während das Buch für Einsteiger ideal ist, könnten fortgeschrittene Nutzer sich mehr technische Hintergründe wünschen – etwa zur Akku-Optimierung bei älteren Modellen oder detailliertere Einstellungen für Power-User. Zudem wäre ein Kapitel zu häufigen Problemen und Lösungsansätzen (z. B. Synchronisationsfehler mit dem iPhone) hilfreich.

Christian Immler gelingt mit „Apple Watch“ ein rundum gelungener Ratgeber, der die wichtigsten Funktionen der Smartwatch verständlich und anwendungsorientiert erklärt. Besonders für Neueinsteiger ist das Buch eine wertvolle Hilfe, um sich schnell zurechtzufinden. Aber auch erfahrene Nutzer entdecken dank der klaren Struktur und nützlichen Tipps noch neue Möglichkeiten ihres neuen elektronischen Spielzeugs.

Bewertung vom 04.04.2025
Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert 03. Weltkrieg und Revolution
Neitzel, Sönke

Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert 03. Weltkrieg und Revolution


ausgezeichnet

Von wegen 'Dolchstoßlegende'...

Sönke Neitzels "Weltkrieg und Revolution 1914-1918/19" geht weit über eine bloße Chronologie des Ersten Weltkrieges und der anschließenden revolutionären Umbrüche in Deutschland. Wobei sich der Autor auf die Zustände in Deutschland beschränkt. Der bekannte Militär-Historiker gibt hier eine brillante Analyse der tiefgreifenden Wechselwirkungen zwischen dem industrialisierten Massenkrieg und den daraus resultierenden politischen und gesellschaftlichen Vorgänge.

Neitzel gelingt es wieder einmal, die militärischen Ereignisse nicht isoliert zu betrachten, sondern diese stets in den breiteren Kontext der sich zuspitzenden inneren Krisen zu stellen. Er zeichnet ein Bild der zunehmenden Materialschlachten an der Westfront mit dem dortigen Grabenkrieg, des brutalen Krieges im Osten und der existenziellen Belastung der deutschen Bevölkerung durch Hunger, Entbehrung und den Verlust unzähliger junger Männer. Dabei vermeidet er es, in eine reine Opferzählung, in die Beschreibung der fürchterlichen Schlachten zu verfallen.

Ein besonderes Augenmerk legt Neitzel auf die Radikalisierung der politischen Lager, die Ohnmacht der parlamentarischen Kräfte und das zunehmende, schwerwiegende Auseinanderdriften von Militärführung und politischer Spitze. Er zeigt überzeugend, wie die militärische Niederlage, die von der Deutschen Militärführung blind ignoriert wurde, die innenpolitische Situation weiter destabilisierte und schließlich in die Novemberrevolution mündete.

Die Darstellung der Revolution selbst ist differenziert und vermeidet einfache Schwarz-Weiß-Malerei. Neitzel beleuchtet die unterschiedlichen Akteure, ihre Motive und Ziele, die von pazifistischen Forderungen über sozialistische Utopien bis hin zu konservativen Gegenbewegungen reichten. Er analysiert die chaotischen Umstände der Revolutionszeit, die Kämpfe um die politische Ordnung und die Gründung der Weimarer Republik. Welche von Anfang an von den Lasten des verlorenen Krieges und den inneren Spaltungen gezeichnet war.

Sönke Neitzel verknüpft Militärgeschichte, Sozialgeschichte und politische Geschichte. Klar verständliche Sprache. Trotz der komplexen Materie ist das Buch flüssig und für ein breites Publikum zugänglich geschrieben.
Und obwohl die Ereignisse über hundert Jahre zurückliegen, werden immer wieder Parallelen und Lehren für die Gegenwart deutlich.

Sönke Neitzels "Weltkrieg und Revolution 1914-1918/19" ist ein mehr als lesenswertes Buch, das einen umfassenden und tiefgründigen Einblick in eine der prägendsten Epochen der deutschen und europäischen Geschichte bietet. Es eignet sich für historisch interessierte Laien, die die Hintergünde und Abläufe, welche den Ersten Weltkrieg nicht nur zur 'Urkatastrophe' werden liessen. Sondern auch, weswegen die Fundamente der alten Ordnung des Deutschen Kaiserreiches erschütterte und den Weg für die konfliktreiche Weimarer Republik ebnete.

Bewertung vom 24.03.2025
Wenn Russland gewinnt
Masala, Carlo

Wenn Russland gewinnt


ausgezeichnet

Liest sich wie ein Polit-Krimi - ist aber ein realistisches Szenario...

Die zugegebenermaßen teuren 115 Seiten sind schnell und der 'Spannung' wegen auch am Stück gelesen.

Es braucht nicht viel Phantasie, um sich die Möglichkeit des Realwerdens dieses Szenarios vorzustellen.
Denn die Aktionen Russlands (und des angeblich eigenständigen Staates Weiß-Russland...) lassen viele Spekulationen zu.
Aber eine mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht: dass der Krieg in der Ukraine mit den immer wiederkehrenden russischen Drohungen eines Angriffs mit Atom-Waffen auf die Ukraine und die sie militärisch unterstützenden westlichen Länder Versuche darstellen, den Zusammenhalt dieser westlichen Länder zu spalten.

Mögliche Entwicklungen?
Man muss ein extrem hohes Maß an Optimismus bis hin zur Realitätsverleugnung aufweisen, um die in diesem Szenario aufgezeigten Möglichkeiten als völlig, total, komplett abwegig wegzuwischen!

Bewertung vom 23.03.2025
»Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll«

»Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll«


sehr gut

Der Zweite Weltkrieg aus der Sicht der Soldaten.

Das Buch „Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll“, recherchiert und verfasst von den renommierten Historikern Harald Welzer, Sönke Neitzel und Christian Gudehus, bietet einen fundierten Einblick in die psychologische Dimension des Zweiten Weltkriegs. Es basiert auf einer einzigartigen Quellensammlung: Abhörprotokolle, die von britischen und amerikanischen Nachrichtendiensten während des Krieges angefertigt wurden. Diese Protokolle dokumentieren Gespräche von Kriegsgefangenen und gewähren somit einen unverfälschten Blick auf die Gedankenwelt der Soldaten.

Der Titel des Buches, ein Zitat aus den abgehörten Gesprächen, verdeutlicht die Diskrepanz zwischen der öffentlichen Propaganda und den tatsächlichen Gefühlen und Meinungen der Soldaten. Die Herausgeber analysieren, wie sich die Soldaten in einem System der grenzen- und gnadenlosen Gewalt und des ideologischen Drucks bewegten. Der Inhalt des Buches weist die Bandbreite ihrer Emotionen auf: von Verzweiflung und Angst bis hin zu Zynismus und Verrohung.
Die Verwendung und Auswertung dieser Abhörprotokolle ermöglicht eine authentische und unverfälschte Darstellung des Weltkrieggeschehens aus der Soldatenperspektive. Damit wird mehr als nur ein ansatzweises Verständnis der psychologischen Dynamiken des Krieges vertieft.

Die Konzentration auf Abhörprotokolle bedeutet aber auch, dass andere wichtige Perspektiven, beispielsweise die der Zivilbevölkerung, kaum berücksichtigt werden.
„Der Führer war wieder viel zu human, viel zu gefühlvoll“ ist ein Werk, welches sich nicht um den mehr ‚technischen‘ Ablauf des Zweiten Weltkrieges, der einzelnen Schlachten wie die um Stalingrad oder die als bedeutendste Panzerschlacht der Geschichte des Zweiten Weltkrieges geltende Schlacht, welche im Juli 1943 bei Kursk, etwa 500 Kilometer südlich von Moskau, stattfand.

Das Buch leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Zweiten Weltkriegs.

Denn es bietet einen schonungslosen und sehr aufschlussreichen Einblick in die Innenwelt der Soldaten. Damit trägt es dazu bei, die Komplexität dieses historischen Ereignisses besser zu verstehen.

Bewertung vom 23.03.2025
Persilscheine und falsche Pässe
Klee, Ernst

Persilscheine und falsche Pässe


ausgezeichnet

Christliche Nächstenliebe???? Angesichts von mehr als 6 Millionen Ermordeten???

Ernst Klees „Persilscheine und falsche Pässe: Wie die Kirchen den Nazis halfen“ ist ein aufrüttelndes und sehr wichtiges Buch, das sich mit einem oft übersehenen Aspekt der NS-Zeit befasst: der Rolle der Kirchen beim Schutz von NS-Tätern nach dem Krieg.

Der Autor dokumentiert, wie sowohl die evangelische als auch die katholische Kirche durch die massenhafte Ausstellung von „Persilscheinen“ (Entlastungszeugnissen) und die Bereitstellung von falschen Pässen NS-Tätern zur Flucht verhalfen. Das Buch beleuchtet die oft widersprüchliche Haltung der Kirchen, die einerseits Opfer des NS-Regimes waren, andererseits aber auch dazu beitrugen, dass Verantwortliche der NS-Verbrechen der Justiz entkamen und sich so jeder Verantwortung für ihre unmenschlichen Taten entzogen.

Klee präsentiert eine Vielzahl von konkreten Fällen und Dokumenten, die das Ausmaß der kirchlichen Unterstützung für NS-Täter belegen. Die gründliche Recherche und die Verwendung von Originaldokumenten machen das Buch zu einer wertvollen historischen Quelle. Der Autor deckt ein dunkles Kapitel der Nachkriegsgeschichte auf und trägt dazu bei, ein differenzierteres Bild der Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus und danach zu zeichnen. Es regt zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Rolle der christlichen Kirchen an und wirft Fragen nach deren Verantwortung und Schuld auf.

Bewertung vom 23.03.2025
Excel 2024 Bild für Bild erklärt
Schels, Ignatz

Excel 2024 Bild für Bild erklärt


ausgezeichnet

Ein benutzerfreundlicher Leitfaden für Anfänger und ‚mittelschwere‘ Fortgeschrittene

Ignaz Schels Buch überzeugt verfügt über eine klare Struktur, praxisnahen Beispiele und Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die den Leser durch die vielfältigen Funktionen und Möglichkeiten von Excel führen. Der Autor hat das Buch logisch aufgebaut. Es beginnt mit den Grundlagen, wie der Bedienung der Benutzeroberfläche und der Erstellung einfacher Tabellen. Im weiteren Verlauf werden komplexere Themen wie Formeln, Funktionen, Diagramme, Pivot-Tabellen sowie eine kurze Einführung in die Themen Power-Pivot und Power-Bi.

Der Autor legt wie in all seinen Büchern großen Wert auf praxisnahe Anwendungen. Und er schreibt in einer klaren und leicht verständlichen Sprache, mit der die auch technisch weniger versierte Leser klar kommen. Fachbegriffe werden stets erklärt, sodass keine Vorkenntnisse erforderlich sind.

Jedes Kapitel enthält anschauliche Beispiele und Übungen, die das Gelernte sofort anwendbar machen. Dies ist besonders hilfreich, um das Verständnis zu vertiefen und die Funktionen von Excel im Alltag effektiv nutzen zu können. Online stehen 111 Übungsdateien und Vorlagen zur Verfügung. Diese ersparen mühsames Eintippen der Beispieldaten und ermöglichen es, das Gelernte direkt am Computer umzusetzen. Ein Pluspunkt für diejenigen, die besser anhand praktischer Anwendungen lernen.

Das Buch ist übersichtlich gestaltet und entsprechend dem Namen der ganzen Buchreihe von Markt & Technik „Bild für Bild“ mit zahlreichen farbigen und gut kommentierten Abbildungen versehen, die das Verständnis der Erläuterungen sehr erleichtern.

Auch die Neuerungen und viele (bei Weitem nicht alle) der mehr als 400 Funktionen von Excel 2024, was es zu einem aktuellen und relevanten Nachschlagewerk macht.
Mehr als nützlich sind auch die Randerklärungen und kurzen Hinweise in dem farbig unterlegten Balken am unteren Rand der Seiten.

Bei diesen Hinweisen werden auch die weiter fortgeschrittenen Excel-Anwender, die den Inhalt des Buches als zu Einsteiger lastig finden, gar manche Neuigkeit lesen können.

Bewertung vom 23.03.2025
Der Hitler-Mythos
Kershaw, Ian

Der Hitler-Mythos


ausgezeichnet

"Wenn das der »Führer« wüsste..."

Dass Ian Kershaw einer der absoluten Experten für die Zeit der Nazi-Diktatur, für das Leben und Wirken von Adolf Hitler und den Zweiten Weltkrieg ist, das hat er mit zahlreichen herausragenden Bücher bewiesen.
In diesem gut lesbaren Werk geht er der komplexen Dynamik zwischen Adolf Hitler und der deutschen Bevölkerung während den Jahren des Nationalsozialismus auf den Grund. Er analysiert, wie der nahezu ‚gottgleiche‘ Mythos der zwölf Jahren andauernden Alleinherrschaft des »Führers« konstruiert, verfestigt und am Ende auch zerstört wurde.

Kershaw bietet eine detaillierte und nuancierte Analyse der verschiedenen Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung des Hitler-Mythos beitrugen. Er untersucht dabei sowohl die propagandistischen Strategien des NS-Regimes als auch die psychologischen und sozialen Bedürfnisse der deutschen Bevölkerung. Seine Arbeit basiert auf umfangreichen Quellen, darunter zeitgenössische Dokumente, Tagebücher, Berichte und Umfragen. Auf dieser soliden Basis wird es möglich, die heutzutage nicht nachvollziehbare ‚Gefolgschaft‘ der damaligen Bevölkerung in der Komplexität der damaligen Zeit zu verstehen.
Trotz der Komplexität des Themas ist Kershaws Schreibstil klar und gut zugänglich. Unnötiger Fachjargon wird konsequent vermieden. Die Argumente präsentiert Ian Kershaw auf eine Weise, die sowohl für Fachleute als auch für Laien verständlich ist.

Die ‚Volksmeinung‘ zu und von Hitler stellt der Autor nicht in Form einer homogene Masse der deutschen Bevölkerung dar. Stattdessen zeigt er, wie die Meinungen und Einstellungen gegenüber Hitler im Laufe der Zeit variierten und wie sie von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, sozialer Klasse und religiöser Zugehörigkeit beeinflusst wurden.

Ian Kershaw weist auch nach, dass es zwischen den ‚Goldfasanen‘, soll heißen den Nazi-Bonzen, den Gauleitern, Blockwarten und wie all diese Posten benannt wurden, also der NSDAP als Partei auf der einen Seite und der Person des »Führers« auf der anderen Seite eine Riesenkluft gab. „Wenn das der »Führer« wüsste…“ war seinerzeit wohl eine recht häufig zu vernehmende Feststellung.

Im letzten der drei Teile des Buches untersucht Ian Kershaw wie es Hitler gelang, die unmittelbare persönliche Verbindung zum millionenfachen Mord an Juden, Sinti, geistig Behinderten, Kriegsgefangenen zu vermeiden. Dies obgleich sein fanatischer Anti-Semitismus sein ganzes Leben durchzog.

Das Buch befasst sich, wie es im Titel steht, mit dem Mythos, der Hitler umgab. Es drängen sich dennoch immer wieder Gedanken auf, inwieweit auch Parallelität zu aktuellen politischen Entwicklungen zu finden sind.

Bewertung vom 06.03.2025
Dienen und Verdienen
Ueberschär, Gerd R.; Vogel, Winfried

Dienen und Verdienen


ausgezeichnet

Dotationen über Dotationen, Schecks, Rittergüter und selbst Glühbirnen...

Offiziere, Generäle, Gauleiter, 'alte Kämpfer', Staatssekretäre, Reichsminister, SS-Oberstgruppenführer, Reichsstatthalter, alle wurden mit steuerfreien Geldgeschenken aus Hitlers 'staatlicher Privatschatulle' bedacht. So genannter Ehrensold, ein luxuriös mit einem wertvollen Leder (welches durch Sondergenehmigung mittels der ohnehin knappen Devisen im Ausland besorgt werden musste) ausgestatteter Zug-Wagon für Mussolini, »aus politischen Gründen einen geländegängigen Personenkraftwagen von der Daimler Benz AG« im Wert von 33597,50 RM an General Francisco Franco (Seite 55), Zahlungen an Personen aus dem Bekanntenkreis Hitlers, alles war möglich, alles belegt.

Von wegen, die Ehre eines Deutschen Offiziers würde so etwas vehement ablehnen. In schwülstigem Deutsch verfasste Bettelbriefe mitsamt konkreter Angabe, wo das Rittergut im Idealfall liegen sollte und welche angrenzenden landschaftlichen Regionen noch 'arrondiert' werden müssten wurden unter anderem an Hans Heinrich Lammers, von 1937 bis April 1945 Chef der Reichskanzlei, gerichtet.

Alle Feststellungen der Autoren Überschär/Vogel sind natürlich durch ein 33 Seiten umfassendes Fußnoten und weitere acht Seiten seitiges Quellen- und Literaturverzeichnis belegt.

Alleine für den Monat April 1945, als das Deutsche Reich in Trümmern lag, wurden in Summe 408.875 RM steuerfreie 'Sonderzahlungen' gewährt! Von 250,00 RM für den Oberstleutnant der Schutzpolizei bis hin zu 20.000,00 RM für Reichsmarschall Göring...

Dönitz, Rundstedt, Kesselring, Guderian, Keitel, von Brauchitsch, Goebbels, von Ribbentrop, Himmler, Speer, kurz die 'Crème de la Crème' der Nazis hat sich monatlich reich bedacht. Sogar Lammers selbst hat sich in jenem April kurz vor der totalen Kapitulation des Deutschen Reiches mit 8.000,00 RM bedacht!

Hitler – der selbstlose Asket?
DER Treppenwitz der Geschichte!
„In den beiden letzten Kriegsjahren 1944 und 1945 standen Hitler schließlich sogar insgesamt bis zu 40 Millionen RM zur Verfügung, über deren Ausgabe und Verwendung er allein befinden konnte.“ (S. 55)

Die Nazis und ihr in Anbetracht des unermesslichen Unglücks, welches sie der Welt bescherten, glücklicherweise nach zwölf fürchterlichen Jahren untergegangenes 'Tausendjährige Reich' - nichts anderes als ein Selbstbedienungsladen auf Kosten der am Ende ausgebombtem Steuerzahler!

Bewertung vom 24.02.2025
Parvenüs und Profiteure
Bajohr, Frank

Parvenüs und Profiteure


ausgezeichnet

Das 'Dritte Reich' - ein Selbstbedienungsladen!!

Von wegen 'sozialistisch' - genau das Gegenteil!
Durch das von Anbeginn ('Machtergreifung') konsequent durchgeführte Ausschalten aller Kontrollinstanzen, Gerichte etc. blieb die Vetternwirtschaft, die Kumpanei, das gegenseitige Zuschieben aller möglichen materiellen Vorteile stets geheim.

Die 'alten Kämpfer' aus der Anfangszeit der Nazi-Diktatur wurden bevorzugt mit hohen und höchsten, stets hervorragend dotierten Pöstchen bedacht.

"In Hamburg wurde beispielsweise der SA-Führer und Leiter des Konzentrationslagers Fuhlsbüttel, Paul Ellerhusen, ein kaufmännischer Angestellter ohne Lehrabschluß, der seit 1929 ununterbrochen arbeitslos gewesen war, im Juli 1933 durch Privatdienstvertrag als »persönlicher Sekretär« des Reichsstatthalters mit der Dienstbezeichnung »Regierungsrat« eingestellt. Zum Senats- und Obersenatsrat befördert, wechselte er später als Dezernent zum Jugendamt, wo er jedoch selten erschien, »weil er fast ständig betrunken war«. Der NSDAP-Gauinspekteur Max Lahts, ein gelernter Klempner, der jedoch von 1925 bis 1933 ausschließlich als Hausierer gearbeitet hatte, wurde im April 1933 zum kommissarischen Leiter, im September 1933 zum kommissarischen Präsidenten und im März 1934 zum Präsidenten des Strafvollzugs in Hamburg ernannt. Im Jahr 1938 wechselte er schließlich in die lukrative Stelle des Direktors der Hamburger Wasserwerke.“ (Seite 26)

Unterschlagene Mitgliedsbeiträge, erzwungene 'Spenden', Familien- und Verwandschaftsdienste bei der Unterbringung und materiellen Versorgung von Angehörigen waren an der Alltagsordnung.

"Hans Rattenhuber, Adjutant des Reichsführers SS und Chef des Reichssicherheitsdienstes (RSD), kümmerte sich im Besonderen um die Belange seines Cousins, des Münchner Privatbankiers Georg Eidenschink, der u. a. Brauereien des jüdischen Generaldirektors der Engelhardt-Brauerei, Ignaz Nacher, erwerben wollte. Rattenhuber besuchte den von der Gestapo inhaftierten Nacher in der Gefängniszelle und zwang ihn, eine entsprechende Erklärung zugunsten seines Cousins Eidenschink zu unterzeichnen und diesem noch zusätzlich eine »Aufwandsentschädigung« von 150000 RM zukommen zu lassen."
(S. 116)

Während des Bombenkrieges der Alliierten und der damit zusammenhängenden Rationierung aller möglichen Lebensmittel und Güter für die 'Volksdeutschen' wurden die führenden Persönlichkeiten des Staates und der Partei von dem in Berlin-Steglitz ansässigen Delikatessengroßhändler August Nöthling jahrelang versorgt Von Nöthling wurden "zwangsbewirtschaftete Lebensmittel ohne Lebensmittelmarken an zahlreiche Prominente des NS-Staates geliefert. [...] Alleine an die sieben Hauptabnehmer hatte Nöthling u. a. 22 Zentner Wild und Geflügel, 240 Pfund Pralinen. 125 Pfund Wurst sowie 75 Pfund Tee und Kakao ohne Lebensmittelmarken abgegeben." (S. 171f.)

Das Buch liest sich flüssig, ist spannend und erhellend von der ersten Seite an. Und wirft das richtige Licht auf den Teilbegriff "sozialistisch" im Parteinamen NSDAP...

Das ‚Dritte Reich‘, die Nazi-Diktatur war eine Bereicherung der oberen und obersten Führung.
Ein bezeichnendes Merkmal aller Diktaturen!