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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 229 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2025
Der Jasmin-Thron (Die brennenden Reiche 1): Eine sapphische Romantasy   World-Fantasy-Award-Gewinner und Booktok-Sensation!   Collector's Edition mit Farbschnitt, Lesebändchen und Mini-Print
Suri, Tasha

Der Jasmin-Thron (Die brennenden Reiche 1): Eine sapphische Romantasy World-Fantasy-Award-Gewinner und Booktok-Sensation! Collector's Edition mit Farbschnitt, Lesebändchen und Mini-Print


gut

Worum geht es?
Priya arbeitet als Dienerin bis sie eines Tages einer gefangenen Prinzessin begegnet und beschließt, diese neue Bekanntschaft für ihre Zwecke zu nutzen. Doch auch die Prinzessin hat eigene Rachegelüste.

Worum geht es wirklich?
Macht und Unterdrückung, gefährliche Pflanzen und Gewässer und eigen Ziele

Lesenswert?
Ja, zusammenfassend schon. Trotzdem haben mich Teile in diesem Buch eher negativ überrascht. Positiv ist mir die Welt und Magie aufgefallen, in der die Geschichte spielt. Es ist schon sehr fantastisch und komplex und teilweise auch düster und gefährlich. Man kann sich beim Lesen viele Bilder vorstellen.
Mir gefällt außerdem die Auswahl der Protagonist*innen. Denn obwohl Frauen (und gerade die Protagonistinnen) in dieser Welt oft Gewalt ausgesetzt sind und für die eigene Familie teilweise wertlos sind, liegt der Fokus auf eben diesen Figuren. Vielleicht ist es dann auch logisch, dass das Buch als sapphische Romantasy beworben wird, aber das würde ich so nicht unterschreiben. Es gibt zwar diesen Handlungsstrang, er ist jedoch nicht im Fokus. Daher würde ich dieses Buch eher als klassische Fantasy bezeichnen (bei der es ja durchaus auch mal romantische Aspekte geben kann).
Nicht ganz überzeugen konnten mich der Spannungsbogen, der mich ab und zu leider verloren hat, und die Sprache (Übersetzung Katrin Lechtermann). Zum einen wird oft nur erzählt und man kommt nicht richtig ins Geschehen hinein und zum anderen wirkt der Satzbau und die Kommasetzung wild und ungelenk, sodass ich teilweise Sätze mehrfach lesen musste. Jedes Mal aufs neue habe ich eine Weile gebraucht, um mich wieder in Welt und Sprache einzufinden.
Auch wenn das Lesevergnügen nur für drei Sterne reicht, bin ich weiter an dieser Reihe interessiert und werde wohl auch die Folgebände lesen.
Ich würde potentiellen Leser*innen zu einer Leseprobe raten. Denn grundsätzlich kann ich die Geschichte empfehlen, gerade wenn man Fantasy ohne eurozentristische Ausrichtung lesen möchte und gerne weibliche Figuren im Fokus sieht.

Bewertung vom 04.06.2025
Die Yacht
Goodwin, Sarah

Die Yacht


gut

Worum geht es?
Hannah wird von eine alten Freundin zu einer noblen Silvesterparty auf einer Yacht eingeladen. Eigentlich wird im Hafen gefeiert, doch nach einer eskalativen Nacht befindet sich die sechsköpfige Gruppe plötzlich auf See und die Emotionen kochen hoch.

Worum geht es wirklich?
Geld, Lügen und Überleben.

Lesenswert?
Jein. Allumfassend habe ich das Buch zwar gerne gelesen, die Sprache (Übersetzung Holger Hanowell) war angenehm, die Kapitellänge ebenfalls und ich wollte konstant wissen, wie es weiter geht und habe das Buch daher sehr schnell beendet.
Trotzdem hat die Handlung in vielen Stellen Unverständnis bei mir hervorgerufen. Zum einen wirkt das ganze Setting sehr erzwungen und überbordend, nur damit es bei der eigentlichen Handlung dann kaum noch eine Rolle spielt. Der ganze Luxus samt der Personen ist so übertrieben und klischeehaft. Aber auch die anderen Figuren erscheinen nicht sonderlich facettenreich.
Toxische Beziehungen spielen definitiv ein Rolle, jedoch war mir das Thema dann nicht genug im Fokus.
Die drei ehemals guten Freundinnen Libby, Maggie und Hannah - gerne auch abgekürzt als Libs, Mags und Han - trennt mittlerweile Welten und immer wieder fragte ich mich, warum eine so unrealistische Kombination gewählt wurde. Die Figuren sind größtenteils unsympathisch und die Sorge um das Überleben der Protagonist*innen daher nicht sonderlich ausgeprägt.
Zum anderen verhalten sich die Personen so unfassbar unklug und unwissend, dass man nur den Kopf schütteln kann und eigentlich nur fassungslos Menschen beim Scheitern zuguckt und trotzdem weiterlesen muss.
Das Cover gefällt mir gut und hat mich direkt neugierig auf das Buch gemacht.
Der Spannungsbogen hingegen war oft unterschiedlich, in der Mitte wurde es dann spannender und zum Ende wieder surreal bis absehbar.
Für mich war das Buch eine nette kurzweilige Unterhaltung, konnte mich jedoch nicht überzeugen weitere Bücher der Autorin in Augenschein zu nehmen. Wenn man aber einen gut lesbaren Thriller für den Sommer sucht und nicht zu viel Logik erwartet, kann man hier durchaus zugreifen.

Bewertung vom 04.06.2025
Dark Labyrinth - Gefährliches Verlangen / Labyrinth-Dilogie Bd.1
May, AdriAnne

Dark Labyrinth - Gefährliches Verlangen / Labyrinth-Dilogie Bd.1


gut

kinky Flucht

Worum geht es?
Daesra und Sadaré, ein Dämon und eine Hexe, sind miteinander in einem Labyrinth gefangen mit kaum Erinnerungen und riesigem Misstrauen. Sie können nicht miteinander aber auch nicht ohne und die inneren Dämonen stellen sich als die wahre Herausforderung dar.

Worum geht es wirklich?
Macht, Arglist und Lust.

Lesenswert?
Ja, hat mich gut unterhalten auch wenn dies im Verlauf der Handlung unterschiedlich war.
Das Cover ist hübsch anzusehen, aber nicht sehr aussagekräftig. Dies würde ich auch von dem Klappentext behaupten.
Die beiden Protagonist*innen sind gemeinsam im Labyrinth und aufeinander angewiesen, agieren aber zeitgleich gegeneinander. Ihr Miteinander verändert sich konstant und war manchmal trotzig und bockig, manchmal hinterhältig und gemein, zwischendrin aber auch lüstern, von Macht getrieben oder emotional.
Beide sind interessant und haben im Laufe der Zeit Sympathiepunkte bei mir gewonnen. Ihre Interaktionen sind oft toxisch, definitiv kinky, weil sie Schmerz und Unterwerfung braucht und er die dazugehörige Macht. Trotzdem waren diese Szenen dann konkret einvernehmlich und rollenspielartig. War für meinen Eindruck also durchaus okay.
Die Sprache (Übersetzung Bianca Dyck) habe ich als verspielt empfunden aber gut lesbar. Immer wieder werden Kleinigkeiten beschrieben und trotzdem konnte ich mir das ganze schwerlich bildlich vorstellen. Dies gilt auch für die oben genannten Szenen. Daher hat sich bei mir gar keine Welt vor Augen geformt.
Zu Beginn war mir die Handlung zu schleppend und unklar, der mittlere Teil und auch die Rückblicke gefiel mir dann viel besser und Richtung Ende war es teilweise verwirrend. Immer wieder gab es eine neue Wendung und ein ewiges Hin und Her.
War nett zu lesen, hat mich auch gut unterhalten, aber ich glaube den zweiten Band dieser Dilogie werde ich mir nicht anschauen.

Bewertung vom 27.04.2025
Wie wir die Rechte unserer Kinder stärken in einer Welt, die für Erwachsene gemacht ist, und warum das die Sache für alle besser macht
Rickman, Eloise

Wie wir die Rechte unserer Kinder stärken in einer Welt, die für Erwachsene gemacht ist, und warum das die Sache für alle besser macht


sehr gut

Worum geht es?
Obwohl alle Menschen gleichberechtigt sein sollten, so wird doch an vielen Stellen die Stimme der Kinder ignoriert und missachtet. Kinderrechtlerin Eloise Rickman zeigt, wie man Kinder und ihre Bedürfnisse ernst(er) nehmen kann.

Worum geht es wirklich?
Rechte, Diskriminierung und Verantwortung für die kommenden Generationen.

Lesenswert?
Ja, hat mir in vielen Themen guten und neuen Input geliefert. Die Autorin befasst sich zu Beginn mit der Frage, was es bedeutet, dass wir Kindern so wenig zutrauen und sie so viel bevormunden. Welche Auswirkungen das hat und welche Versäumnisse dadurch entstehen.
Sprachlich (Übersetzung Stephanie Singh) kann man den Aussagen der Autorin sehr gut folgen, die ganzen Anmerkungen und Nachweise befinden sich ebenfalls im Buch. Trotzdem ist der Sprachstil nicht zu wissenschaftlich, sondern gut verständlich. Die Unterkapitel sind eher kurz und decken eine sehr große Themenvielfalt innerhalb der Kapitel ab.
Dabei legt die Autorin auch Wert auf Intersektionalität und bezieht andere Diskriminierungsformen mit ein. Sie berücksichtigt dabei Kinder auf der ganzen Welt, wobei viele Ansätze aus USA, Großbritannien oder Deutschland stammen. Sie reflektiert, dass sie hierbei natürlich über Kinder spricht und nicht die Kinder selbst zu Wort kommen. Gerade dieser Erkenntnis macht einige Kapitel ein wenig schwieriger, weil man sich die Vorschläge nicht immer in realer Umsetzung vorstellen kann.
Das Buch ist nicht nur für Eltern geeignet, sondern lohnt sich auch für Menschen, die mit Kindern arbeiten oder in deren Umgebung Kinder existieren. Generell könnte das Buch aber auch augenöffnend sein, wenn man bisher noch nicht viel Berührungspunkte hatte.
Ich glaube meine wertvollste Mitnahme aus diesem Buch ist, dass man Kindern durchaus mehr zutrauen kann, dass man sich mehr für ihre Gedanken und Überlegungen interessieren sollte und Kinderrechte viel zu wenig Beachtung finden und man somit Kinder in diesem Wissen stärken sollte. Hinzu kommt der generelle Anstoß, für wichtige Themen laut zu werden und nicht stillschweigende Menge zu sein.
Zusammenfassend würde ich also das Buch empfehlen, auch wenn ich nicht jede Überlegung der Autorin komplett nachvollziehen konnte - den Anspruch hatte ich jedoch auch gar nicht.

Bewertung vom 27.04.2025
Nachtlügen
Surborg, Lisanne

Nachtlügen


ausgezeichnet

ein fantastisches Konzept

Worum geht es?
Des Nachts schleicht sich Isra in die Schlafzimmer der Menschen und klaut ihnen ihre positiven Träume um ihnen stattdessen Albträume einzuflößen. Nur so kann sie sich selbst am Leben halten, denn sie ist ein Nachtalb und ernährt sich von Lichtträumen, muss Albträume abgeben um sich nicht zu vergiften.

Worum geht es wirklich?
Familie, Monster und Freundschaften.

Lesenswert?
Ja, es hat mich wirklich sehr fasziniert. Ich habe noch nicht viele Bücher über Nachtalbe gelesen, daher weiß ich nicht wie innovativ die Ideen der Autorin hier sind. Die ganze Erklärung und Logik haben mir aber wirklich gut gefallen und war als Konzept schlüssig.
Im Mittelpunkt steht Protagonistin Isra, eher abweisend und Einzelgängerin. Man lernt sowohl die Isra des Tages kennen, die in einem Varieté kellnert, als auch die träumeklauende Nachtgestalt, die durch die Stadt zieht und in fremde Schlafzimmer eindringt. Isras Oma ist eine bekannte Persönlichkeit in der Alb-Szene und Isra galt lange als würdige und vielversprechende Nachfolgerin. Doch nachdem einer ihrer Stammträumer bei einem Traum ums Leben kam, hat sie sich von der Traumforschung abgewandt und erntet nur noch für ihr eigenes Überleben.
Als Person hat sie mir wirklich gut gefallen. Sie ist eine moralisch graue Persönlichkeit, nicht wirklich sympathisch und doch musste ich mit ihr mitfiebern. Auch die anderen Figuren sind interessant. Positiv ist mir der Frauenanteil aufgefallen und auch die zwischenmenschlichen Beziehungen untereinander. Hier gibt es teilweise sehr wohlwollende und ruhige Verbindungen, die einfach schön in all der unsicheren Welt waren.
Das Buch ist angenehm lesbar, die Kapitellänge genau richtig und die kleinen eingeschobenen vielfältigen Intermezzi (Gedichte, Zeitungsartikel oder Interviewausschnitte) runden das ganze schön ab. Es gibt schon ein paar gruseligere Momente, aber insgesamt eher harmlos. Trotzdem ist die Geschichte oft düster und eher ruhig.
Der Handlungsverlauf wurde gut gewählt, mir haben die Wendungen gefallen und andere Wendungen sind glücklicherweise nicht eingetreten. Auch das Ende dieses Einzelbandes ist in meinen Augen absolut stimmig.
Obwohl zwischenmenschliche Beziehungen eine Rolle in dem Buch spielen, geht es nicht um Liebesbeziehungen. Zarte eher freundschaftliche Bande sind eher im Fokus.
Ach, ich kann gar nicht so genau sagen, warum ich dieses Buch so gemocht habe. Aber das Thema und die Umsetzung war einfach gut und hat mich absolut aus meiner Leseflaute gerettet!
Ich werde mir den Namen der Autorin definitiv merken und weitere Erscheinungen von ihr lesen!

Bewertung vom 27.04.2025
Die Kammer
Dean, Will

Die Kammer


gut

beklemmend

Worum geht es?
Sechs Sättigungstaucher*innen (5 Männer und 1 Frau) befinden sich auf ihrem Einsatz auf dem Meeresgrund. Die Zeit zwischen dein Einsätzen verbringen sie in einer Druckkammer, deren plötzliche Öffnung den Tod der Menschen bedeuten würde. Dann stirbt jemand und die Zeit bis zur Rettung vergeht viel zu langsam.

Worum geht es wirklich?
Einsamkeit, Enge und Misstrauen.

Lesenswert?
Ja, weil es schon irgendwie ein spannendes Konzept ist, das der Autor hier gewählt hat. Dennoch ist die Handlung ganz anders verlaufen als ich erwartet habe. Die Kammer, in der sich die sechs Sättigungstaucher*innen befinden, sorgt für einen langsamen Druckausgleich, wenn ihr mehrwöchiger Einsatz zu Ende ist. In der Zeit zwischen den Einsätzen können sie hier Ruhe finden. Nur über eine Schleuse können lebensnotwendige Gegenstände ins innere gegeben werden. Hilfe von außen ist nur über Sprachanlage und Beobachtung durch die Bullaugen möglich. Ein Öffnen der Tür würde den sofortigen Tod der Taucher*innen bedeuten.
Wenn also etwas schief geht, kann man ihnen nicht plötzlich zur Hilfe eilen. Wenn sie plötzlich raus wollen, ist dies nicht möglich. Wenn die Situation in der Kammer außer Kontrolle gerät, sind sie auf sich und Ihre Kolleg*innen angewiesen.
Die Protagonistin Brooke findet auf dem Meeresgrund und ihrem Job eigentlich Ruhe und Ablenkung, doch von Anfang an läuft etwas schief bei diesem Einsatz. Das Misstrauen wächst, man ist immer mehr aufeinander angewiesen und möchte doch immer mehr Abstand halten. Nicht alle Teammitglieder kennt sie gut genug und dann sind da ja auch noch die Menschen außerhalb der Kammer, die für das Überleben der Taucher*innen sorgen müssen. Ohne sie gibt es kein Essen, kein Wasser, keine Luft. Und auch die Zusammensetzung der Atemluft muss genau stimmen. Sonst droht auch hier der Tod.
Grundsätzlich gibt es viele Ecken, die hier nach Gefahr schreien. Brooke fand ich nicht wirklich sympathisch, ebenso wie auch den Rest des Teams. Trotzdem wird der Job und auch die Persönlichkeiten spannend beschrieben.
Sprachlich (Übersetzung Sepp Leeb) gut lesbar und das Cover sorgt direkt für Aufmerksamkeit. Es war schon Spannung da, das kann ich nicht bestreiten. Aber die Menge an Unglücken und Unaufmerksamkeiten und die stetige Gefahr von jeder Seite war mir zu viel. Wobei ich Richtung Ende dann wieder neugieriger wurde, wie das ganze wohl ausgehen wird.
Die Auflösung war okay, aber mir irgendwie nicht ausreichend genug. Hätte hier gerne mehr erfahren.
Zusammenfassend also ein spannendes Buch, was mit beengten Räumlichkeiten spielt und das Sättigungstauchen spannend schildert.

Bewertung vom 27.04.2025
Dunkle Momente
Hoven, Elisa

Dunkle Momente


gut

erinnerte mich an Schirach

Worum geht es?
Eine fiktive Strafverteidigerin, Eva Herbergen, berichtet von verschiedenen außergewöhnlichen Straffällen, in denen Schuld und Unschuld nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sind oder sich die Ansicht verschiebt, je mehr Erkenntnisse die betrachtendem Person erlangt.

Worum geht es wirklich?
Verantwortung, Macht und Tricks.

Lesenswert?
Ja, es war allerdings anders als ich es erwartet hatte. Man bekommt als lesende Person Einblick in neun sehr verschiedene Fälle in denen man auf den ersten Blick meint, die schuldige Person zu erkennen. Dieses Wissen verschiebt sich jedoch und man beginnt moralisch abzuwägen. Teilweise ahnt man schon, in welche Richtung es gehen könnte. Dann jedoch wird man wieder überrascht von der Skrupellosigkeit und Verantwortungslosigkeit mancher beteiligten Personen.
Sprachlich ist das Buch gut lesbar, die Sätze sind in aller Regel kurz und klar, eher sachlich nüchtern. Dem Inhalt also angemessen.
Die Protagonistin Eva Herbergen würde ich als eher unsympathisch bezeichnen, da es ihr vor allem um die Vermeidung von Verurteilung geht und sich dadurch auch fragwürdige Handlungen entwickeln und sie als Person nicht für das einsteht, was in meinen Augen richtig wäre. Dadurch ist auch der Blickwinkel auf den Rechtsstaat eher schwierig und nicht ständig vertrauenserweckend. Auch lässt sie sich von Fehlentscheidungen treiben und handelt nicht mehr so rational wie man es erwarten würde und könnte.
Das Cover ist mir beim ersten Mal direkt ins Auge gefallen und spielt im Laufe der Handlung noch eine Rolle.
Die Fälle an sich sind sehr unterschiedlich, behandeln unterschiedliche Themenbereiche. Ein Missverhältnis von Macht (sei es durch Geld oder Geschlecht) spielt oft eine Rolle. Die Themen sind hart, die Handlungen werden aber nicht blutig und ausufernd beschrieben. Hier nimmt der nüchterne Schreibstil einen Teil des Schreckens weg.
Prinzipiell habe ich das Buch gerne gelesen und würde es auch empfehlen, finde es jedoch schade, wie wenig Verlässlichkeit beim Recht gezeigt wird und wie man als lesende laienhafte Person somit ratlos zurückbleibt.

Bewertung vom 15.04.2025
Die Kurden
Strohmeier, Martin;Yalçin-Heckmann, Lale

Die Kurden


sehr gut

sehr informationsreich

Worum geht es?
Die beiden Autor*innen beleuchten die Geschichte der Kurden primär in den drei Ländern Türkei, Iran und Irak. Es geht um Geschichte, aber auch um die jetzige Situation und die Kultur.

Worum geht es wirklich?
Identität, Gemeinschaft und Politik.

Lesenswert?
Ja, habe ich gerne gelesen und viele Informationen mitgenommen. Wie bereist erwähnt geht es um Vergangenheit und Gegenwart, um die Kultur und auch um Kurdistan. Der Umgang der einzelnen Länder, bzw. Regierungen, mit den Kurd*innen in ihrem Land spielt ebenfalls eine Rolle.
Im Fokus liegt hier auf den drei Ländern Türkei, Iran und Irak. Schwerpunkt hier bei der Türkei. Weitere Länder und auch die Diaspora werden jedoch ebenfalls erwähnt. Der Schwerpunkt könnte damit begründet sein, dass es sich bei Strohmeier um einen emeritierten Professor für Türkische Sprache, Geschichte und Kultur handelt. Yalcin-Heckmann hingegen ist Ethnologin. Über etwaige eigene kurdische Wurzeln wird hier nichts berichtet, daher würde ich davon ausgehen, dass es diese nicht gibt. Natürlich wäre es schöner, wenn solch ein Buch auch durch eine kurdische Person ergänzt wird, die in diesem Bereich forscht. Wobei die beiden Autor*innen natürlich viele Studien zusammentragen.
Jedoch hat mir der Aspekt gefehlt, wie gerade auch in anderen Ländern auf Kurd*innen geblickt wird und welche reale Diskriminierung es dort gibt.
Auch bei der beiläufigen Erwähnung der Yeziden erschienen mir Aussagen nicht neutral genug.
Dennoch wird natürlich von den Konflikten berichtet, die zwischen Türken und Kurden bestehen. Sehr interessant dabei auch einfach die Karten und Statistiken, die eine wenig homogene Türkei zeigen. Die einzelnen Landstriche weisen hier massive Unterschiede auf.
Die Struktur des Buches war gut und übersichtlich, es werden viele verschiedene Themen in eher kürzeren Kapiteln besprochen. Am Ende gibt es auch ein Glossar und einen Zeitstrahl.
Sprachlich gut lesbar, durch die Menge an Informationen aber natürlich nicht immer eine einfache Lektüre.
Ich würde das Buch nicht empfehlen, wenn man gar keine „Sachbuch-Erfahrung“ hat, weil es dann vermutlich informativ erschlagend wirken könnte.
Wenn man sich jedoch für das Thema interessiert und sich vor viel Input auf wenigen Seiten nicht scheut, dann kann man hier einen guten Einblick bekommen und versteht gesamtpolitische Zusammenhänge und Entwicklungen in den einzelnen Ländern dadurch besser. Das Buch hat hier auf jeden Fall einen Mehrwert!

Bewertung vom 15.04.2025
Schmerz / Dora und Rado Bd.1
Jónasson, Jón Atli

Schmerz / Dora und Rado Bd.1


sehr gut

ungewöhnliches Ermittlungsduo

Worum geht es?
Ein Teenager ist verschwunden und Dora, die eigentlich seit einem Unfall im Einsatz nicht mehr offiziell ermittelt, und Rado, für den es sonst gerade keine Verwendung gibt, beginnen gemeinsam zu ermitteln. Doch es steckt mehr dahinter, als sie dachten.

Worum geht es wirklich?
Gier, Identität und Rückschläge.

Lesenswert?
Ja, hat mir gut gefallen. Dennoch sind mir einige Dinge unklar geblieben.
Das Buch spielt auf Island und die beiden ermittelnden Personen sind eher Außenseiter in der sonstigen Gruppe. Von daher ist das Duo, bezogen auf einen klassischen Krimi/Thriller, dann doch wieder sehr gewöhnlich. Denn selten folgen wir ja den normentsprechenden Ermittler*innen.
Dora hat bei einem Einsatz eine Gehirnverletzung erlitten und seitdem funktioniert ihre Kombinations- und Wahrnehmungsgabe ein wenig anders. Könnte man also durchaus als neurodivergent bezeichnen. Der Umgang mit ihr ist nicht immer einfach. Ich konnte nicht so richtig einordnen, ob ich sie nun mag oder nicht. Was von ihr Charaktereigenschaften sind und was einfach nur unverblümte Aussagen sind.
Rado hat ebenfalls sein eigenes Päckchen zu tragen, stammt aus einer serbischen Einwandererfamilie und wird daher von manchen Kolleg*innen gemieden. Bei ihm ist die private Situation durchaus ebenfalls durchwachsen und verworren.
Schön war die Darstellung, wie Dora und Rado füreinander da sind und sich auch durch schwere Zeiten helfen.
Sprachlich (Übersetzung Freyja Melsted) hat mir das Buch gut gefallen, ebenso das Cover. Wer sonst gerne Schwedenthriller liest, ist hier definitiv gut aufgehoben.
Der eigentliche Fall wird in einem sehr unterschiedlichen Spannungstempo erzählt. Streckenweise kam es mir eher lang vor, dann überschlagen sich die Ereignisse und hinzukommenden Erkenntnisse. Nicht so gut fand ich teilweise den Umgang mit Morgan, dem vermissten Teenager. Beziehungsweise wie über Morgan gesprochen wurde. Meiner Meinung nach an einigen Stellen unsensibel und reißerisch.
In der Handlung spielt nicht nur der Fall eine Rolle, sondern auch die Privatleben von Dora und Rado. Gerade diese Punkte bleiben natürlich am Ende des Buches offen und bereiten alles für Band 2 vor, der wohl auch schon fest in Planung ist.
Als Fazit: Ein solider erster Band mit zwei komplexen ermittelnden Personen. Lässt sich definitiv gut lesen und weckt Erwartungen an diese neu begonnene Reihe.

Bewertung vom 24.03.2025
Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


sehr gut

Worum geht es?
Ein Zug verbindet China und Russland miteinander, durchquert dabei das riesige Ödland, das sich im Laufe der Zeit als fantastisch und gefährlich entpuppt. Im Zug treffen mehrere Menschen aufeinander, die aus unterschiedlichen Gründen heimlich Unklarheiten auf den Grund gehen.

Worum geht es wirklich?
Sehnsucht, Natur und Wandel.

Lesenswert?
Ja, absolut. Dieses Buch hat mich sehr überrascht, weil es sich ganz anders entwickelt als man vielleicht erwarten wird.
Ich denke, man verrät nicht zu viel, wenn man sagt: Es handelt sich hierbei um keinen historischen Roman, geht viel eher in die Richtung historisch und fantastisch. Unsere Realität wird hier also ausgehebelt und erweitert und für mich persönlich war das unglaublich passend und stimmig.
Das Cover, der Titel und auch der Klappentext lassen meiner Meinung nach den fantastischen Anteil nicht erahnen, was je nach Publikum sich nicht gut ankommt. Wenn man wirklich rein historische oder Romane der Gegenwart liest und immer die komplette Handlung in unseren realen Grenzen existieren muss, dann wird man mit diesem Buch nicht glücklich.
Wer sich darauf allerdings ein wenig einlassen kann, der wird eine sehr gute Lektüre erhalten.
Die Handlung spielt beinahe komplett in dem Zug, die Protagonist*innen setzen sich gemischt zusammen aus Mitreisenden, Personal und auch dem sogenannten Zugkind, was schon seit seiner Geburt in dem Zug zu Hause ist.
Sprachlich (Übersetzung Claudia Feldmann) angenehm zu lesen, passend zu dem Setting im 19. Jahrhundert, aber auch ein bisschen poetisch und gut klingend. Habe kurz gebraucht, um mich daran zu gewöhnen, aber dann war es stimmig.
Der Spannungsbogen ist gut, man begleitet den fahrenden Zug und neu auftretende Herausforderungen im Laufe der Zeit, die unterschiedlicher Natur sein können.
Die Figuren waren spannend, sympathisch und ebenfalls genau richtig und passend. Stellenweise distanziert oder auch ein wenig übertrieben, aber genau richtig!
Schön finde ich, wie hier auch philosophische Fragestellungen und das Thema Natur vs. Zivilisation behandelt werden und man immer wieder zum Nachdenken angeregt wird.
Ich empfehle das Buch und hoffe, dass sich viele Lesende auf diese überraschende Lektüre einlassen können!