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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 01.09.2025
Rewitched
Wood, Lucy Jane

Rewitched


sehr gut

Als moderne Hexe könnte man denken, dass Belladonna Blackthorns Leben voller Magie ist, aber tatsächlich ist ihr Alltag in der Londoner-Menschenwelt ziemlich gewöhnlich. Sie arbeitet in einem Buchladen, den sie eigentlich schön längst leiten könnte, und bildet mit ihrem Kater Jinx und ihrer besten Freundin Ari eine Wohngemeinschaft, wobei Ari nichts von ihren Kräften ahnt. Belle hat ihre magischen Fähigkeiten vernachlässigt und keinen Kontakt zu anderen Hexen. Für sie ist es weniger ein Privileg, sondern eine Last, die sie vor anderen geheim halten muss. Umso besorgter ist sie, als sie bei einer traditionellen Hexenratsversammlung vor dem Hexenzirkel anlässlich ihres dreißigsten Geburtstag, beweisen soll, dass sie in den letzten fünfzehn Jahren, seit sie ihre Fähigkeiten erhalten hat, eine würdige Hexe war - da ihr ansonsten ihre Kräfte entzogen werden.
Ihre missliche Lage verschärft sich und bald muss Belle zwischen ihrem Nicht-Hexen-Leben, ihrer Magie und einem bedrohlichen Gefahr jonglieren, um die anstehenden Prüfungen zu Halloween zu bestehen und ihre Magie zu retten.
Die cozy Fantasie mit mystischen Vibes, der anfangs gemütliche Herbststimmung und der reduzierten Stil ist genau das, was ich mir erhofft hatte. Nicht erwartet hätte ich, dass es so spannend und wendungsreich werden würde. Alles baut sich in einem langsamen Erzähltempo auf, dann überschlagen sich die Ereignisse und es stellt sich die Frage, wer Gut und wer Böse ist.
Die Lovestory ist viel nebensächlicher als erwartet und da ist der Funke bei mir leider überhaupt nicht übergesprungen, obwohl ich es mag, wenn die Charaktere sich nur langsam näher kommen, fehlte mir der Aufbau ehrlicher Nähe und ich konnte nicht nachvollziehen, warum Belle ihrem ominösen Love Interest gegenüber so misstrauisch und streitsüchtig war. Logische Schwächen und Widersprüche finden sich auch in anderen Bereichen. Dafür gibt es Tropes im Buch, die gelungener sind und auch zu Herzen gehen, wie eine überraschend magische Teamarbeit, Zusammenhalt und Verbundenheit oder der dramatische Zeitdruck bis zum großen Finale.

Belles emotionale Entwicklung fand ich nahbar, aber nicht immer glaubhaft dargestellt. Auch wenn manches vorhersehbar ist, ist es unterhaltsam, ihre Lernprozesse mitzuverfolgen. Ich konnte bei ihren Herausforderungen mitfiebern und mich über ihre Erfolge freuen. Allerdings hat Belle mich auch zur Verzweiflung gebracht, weil sie sich das Leben selbst so schwer gemacht hat und einfach keine Hilfe annehmen will.

Für mich hätte es noch eine Portion mehr Humor, Magie und cozy Buchladen-Vibes sein dürfen. Außerdem gab es Momente im Buch, da war mir die Handlung zu konstruiert, plump und fantasielos - ja, hat mich sogar geärgert oder ich fand es höchst fragwürdig. Die Auflösung konnte mich nur teilweise überraschen, aber ich fühlte mich insgesamt trotzdem wohl, mochte die intensive Atmosphäre, die geweckten Emotionen und die Mischung aus Spannung, Alltagsabenteuer, Freundschaft und düsterer Bedrohung.

Bewertung vom 01.09.2025
Ich bring dir das Glück - Vom kleinen Elefanten und seinen Glücksgeheimnissen
Gill, Anjana

Ich bring dir das Glück - Vom kleinen Elefanten und seinen Glücksgeheimnissen


ausgezeichnet

«Ich bring dir das Glück - Vom kleinen Elefanten und seinen Glücksgeheimnissen» ist ein Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren und begleitet den kleinen Elefanten bei einem Schultag an der Glücksschule.
Dort lernen kleine Elefanten die Lektionen des Glücks und werden zu Glückselefanten ausgebildet. Und weil man damit gar nicht früh genug anfangen kann, werden neun Glücksgeheimnisse in diesem Buch gelüftet, damit jeder ein Glückskind werden kann. Autorin Anjana ist nämlich davon überzeugt, das Glücklichsein kein Zufall ist, sondern auf Prinzipien beruht, die man gar nicht früh genug verinnerlichen kann. Daraus ist diese wertvolle Buchidee entstanden, die spielerische Visualisierungsübungen, einfache Techniken, Weisheiten und Ideen vermittelt. Wertvoller Input, der nicht nur glücklich macht, sondern auch die Kreativität anregt und hilft, Gefühle zu regulieren. Es ist zwar vereinfacht und kindlich dargestellt, kann aber für Erwachsene genauso hilfreich sein, sich wieder an diese Glückslektionen zu erinnern. Dabei hilft der kleine Vogel, der als Glücks-Überbringer das Gelernte zusammenfasst und Tipps zur Umsetzung gibt. Für Vierjährige erstmal viel Text und ich würde empfehlen, die Glücksgeheimnisse nicht am Stück zu enthüllen. Das Buch lässt sich prima mehrmals lesen und lädt zum Mitmachen ein.
Die Illustrationen von Anita Schmidt unterstreichen die unbeschwerte Leichtigkeit und geben dem Buch eine sehr niedliche Note, die dabei hilft, sich alles vorzustellen. Der kleine Elefant ist zum Knuddeln und passt zur freudigen Glücksbotschaft. Nach meiner anfänglichen Skepsis, ob man Glück lernen kann, finde ich es gerade für Kinder sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 01.09.2025
Ein Cookie für den Dämon (eBook, ePUB)
Marie, Annette

Ein Cookie für den Dämon (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer die urbane Fantasy-Buchreihe «Guild Codex: Spellbound» von Annette Marie noch nicht kennt, kann trotzdem mit der neuen Ableger-Reihe «Guild Codex: Demonized» loslegen. Für mich war das der Startschuss, nachdem ich so viel Gutes über Spellbound gehört habe. Aber Achtung, es macht süchtig! Auch nach Cookies - am besten bereitstellen.

Robin ist ein ganze normale 20-jährige Frau, die in die illegalen Verbrechen eines Fieslings hineingezogen wird. Obwohl sie dazu erzogen wurde, sich von Magie fernzuhalten, liebt sie es, diese zu studieren und sich nerdig durch Fachbücher zu wälzen. Als zierliche Frau mit Brille und zurückhaltender Persönlichkeit, bleibt sie jedoch lieber in der Beobachterrolle und geht ihrer zweiten großen Leidenschaft nach: Backen. Seit dem plötzlichen Tod ihrer Eltern wohnt sie bei ihrem fiesen Onkel, der einen Dämon im Keller gefangen hält. Da sich dort auch die Bibliothek befindet und Robin nach dem verschwundenen Grimoire ihrer Mutter sucht, treibt sie ihre impulsive Neugier und machtlose Verzweiflung dazu, verbotenerweise mit dem Dämon zu sprechen.

Robins Verhalten ist glaubwürdig dargestellt und ich konnte gut nachvollziehen, warum sie Mitleid mit dem Dämon hat. Dahinter steckt ein moralischer Konflikt, der zum Nachdenken anregt. Immer wieder macht sie sich bewusst, welchen Risiken sie sich aussetzt. Der mächtige Dämon Zylas wird nicht verherrlicht, sondern als erbarmungsloser Killer dargestellt, der er ist, wobei er auch eine beschützende Rolle einnimmt und damit einen Widerspruch auslöst. Zylas Beweggründe bleiben undurchsichtig, aber sein Ziel und Robins Versprechen dürften in den kommenden Büchern eine wichtige Rolle einnehmen.

Das Setting ist vor allem in der ersten Hälfte atmosphärisch düster, was mir zusammen mit den cozy Vibes sehr gefallen hat. Robin und Zylas stecken in ausweglosen Situationen fest. Alles spielt sich in dem Haus ab und es liegt eine Anspannung in der Luft, die nur darauf wartet, sich zu entladen. Ausgerechnet Robins Backkunst bietet ihr einen Ausweg, der sich als Sackgasse herausstellt und einige Probleme und radikale Veränderung nach sich zieht. Eine originelle Idee, die wirkt. Außerdem bekommt man direkt Lust auf Cookies. Dann entlädt sich alles: es bricht das Chaos aus und es kommt zu actionreichen Kämpfen und spannenden Wendungen.

Mitreißend aus Robins Perspektive geschrieben, lebt die Story von der Dynamik und dem Humor des unfreiwillig aneinander gebundenen Duos und den Komplikationen und Geheimnissen, die sich daraus ergeben. Es wird einiges offen gelassen und angedeutet, sodass ich nach dem Cliffhanger am liebsten weitergelesen hätte. Lediglich ein bisschen mehr Magie und Wissen über die Welt der Dämonen hätte ich mir gewünscht, aber ich freu mich jetzt schon auf die Fortsetzung und hoffe, sie wird ebenso unterhaltsam und spannend.

Bewertung vom 01.09.2025
Ein Einhorn namens Oktober
Höck, Maria

Ein Einhorn namens Oktober


ausgezeichnet

Lust auf ein cozy Herbstbesuch im magischen Zauberwald? Das kleine Einhorn namens Oktober wurde im namensgebenden Monat Oktober geboren. Ein Jahr vergeht und Oktober wartet sehnsüchtig auf das Einsetzten seiner Zauberkraft. Wäre es nicht toll, meilenweit riechen oder vielleicht fliegen zu können? Die Freunde Einhörnchen und Oktober machen sich schließlich auf die Suche nach der Zauberkraft, die einfach nicht von selbst zu kommen scheint. Herauskommt eine herzallerliebste Idee, die großes bewirkt und kreativ macht. Am Schluss schlägt das Buch eine geniale Brücke, die unsere Fantasie anregt.

Themen wie Freundschaft, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Selbstvertrauen werden aufgegriffen. Die süße Geschichte ist durch die vielen atmosphärischen Illustrationen schon für Kinder ab 3 Jahren empfehlenswert und lädt mit herbstlicher Stimmung zum jährlichen Immer-wieder-Anschauen und Vorlesen ein. Magische Unterhaltung, pädagogisch wertvoll und einfach nur schön.

Für Kinder und Erwachsene, die den Herbst lieben und den Glauben an Magie nicht verloren haben.

Bewertung vom 31.08.2025
Eine von uns
Hayes, Samantha

Eine von uns


weniger gut

Gina wohnt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern vorübergehend in dem Haus ihrer Freundin Annie, die gerade Urlaub macht. Als eines Tages die Haushälterin Mary vor der Tür steht, ist Gina erst skeptisch, eine Fremde in ihre Privatsphäre zu lassen, aber vertraut ihr schließlich sogar ihre Kinder an. Doch Mary hat ihre ganz eigenen Absichten.

Erzählt wird aus der Perspektive von Gina und der Haushälterin Mary. Außerdem gibt es Rückblicke, die zeigen, was in der verhängnisvollen Nacht vor vielen Jahren passiert ist. Der Aufbau und die aktuelle Themenwahl (Solidarität, Freundschaft, Familie, patriarchale Gewalt) hat mir gut gefallen. Durch Marys Kapitel weiß man über sie mehr als Gina, was zu Wiederholungen und Unverständnis führt, wieso auch Gina sie nicht durchschaut. Gina ignoriert alle ihre instinktiven Warnsignale. Das hat mich frustriert und die Vorhersehbarkeit war ermüdend. Deshalb war der Plot-Twist am Ende, den wohl kaum jemand kommen sieht, gar nicht schlecht, aber leider auch ziemlich unglaubwürdig. Sprachlich ist der Thriller sehr anspruchslos, was ich schade fand. Würde man bei der Hälfte des Buches einsteigen, würde man trotzdem noch folgen können, weshalb ich es als langatmig empfunden habe und die Spannung auch erst zum Ende zunimmt. Ich bin vor allem dran geblieben, weil ich wissen wollte, wie es ausgeht, aber insgesamt würde ich den Thriller nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 31.08.2025
Flora Magica (Band 2) - Die Gabe der bösen Kräuter
Walder, Vanessa

Flora Magica (Band 2) - Die Gabe der bösen Kräuter


ausgezeichnet

Das fantastische Abenteuer der vier Cunabula-Kinder, die das magische Erbe ihrer Uroma antraten, geht weiter! Mit einer sanften Auffrischung der vergangen Ereignisse, ist man schnell wieder in den alten Ländereien dieses einzigartig vertrauten Ortes angekommen und träumt sich zu den köstlichen Obst- und Gemüsesorten in den Garten der Familienvilla nach Österreich.

Es ist Juni und einige Monate sind seit der Beerdigung von Uroma Flora vergangen, doch ihr Geist lebt in ihren Aufzeichnungen weiter und warnt vor der Feuerranke, deren Samen die Zwillinge von dem geheimen Nachtschatten-Netzwerk erhalten haben. Leider ist auch die Firma Novocreos ganz nah dran, das Geheimnis um die magischen Pflanzen zu lüften.

Im zweiten Band «Flora Magica - Die Gabe der bösen Kräuter» erwarten euch spannende Abenteuer im Schutz der Dunkelheit, mysteriöse Symbole, ein riskantes Vorhaben zum Mitfiebern und magische Pflanzen, die voller Geheimnisse stecken. Darüberhinaus begeistert das Buch erneut mit einer liebevollen Aufmachung, die kaum Wünsche offen lässt und absolut spektakulären Schwarz-Weiß-Illustrationen von Marie Beschorner. So ein Schmuckstück stellt man sich gern ins Bücherregal. Die Sukkulente Nox ist ebenfalls wieder dabei und sorgt mit für einige Lacher, gehörige Aufregung und viele lustige Momente. Nox Theatralik und protestreiche Hilfestellungen mochte ich sehr, aber besonders gepackt hat mich eine spektakuläre Szene, die auch von Marie Beschorner eindrucksvoll illustriert wurde. Es gibt berührende Momente, die ganz tief gehen und wertvolle Erkenntnisse des Lebens. Mir haben es auch wieder die Seiten aus Floras uraltem Buch angetan, die nach jedem Kapitel mit Expertise und Leidenschaft für Wissensdurstige aufwarten.

Vanessa Walder ist es leidenschaftlich gut gelungen, eine atmosphärische dichte Fantasy-Geschichte zu erzählen, die fesselnde Unterhaltung bietet, und spannendes Wissen und Kompetenzen vermittelt. Der lebendig klare und feinfühlige Schreibstil spielt sich wie ein Film im Kopf ab und schenkt neue Perspektiven auf die Natur und deren Schätze. Vielleicht sieht man danach die Welt der Kräuter, Pilze, Samen und ihre Gaben mit ganz anderen Augen. Obwohl sich alles um den Schutz der Pflanzenmagie dreht, haben Tierra, Sol, Avia und Zacharias ihre sozialen und emotionalen Fähigkeiten weiterentwickelt und mich hat ihr Mut und ihr wachsender Zusammenhalt begeistert, mit der sie sich dem Schutz der magischen Pflanzen widmen.

Spannend, magisch, witzig und nebenbei lernt man noch was. Diese Reihe hat sich zu einem meiner Lieblinge gemausert und ich bin wahnsinnig gespannt auf das bombastische Finale, das im März 2026 erscheint. Wer neugierig geworden ist - es lohnt sich für Kinder ab 9 Jahren und Erwachsene gleichermaßen, mit dem ersten Band in diese außergewöhnliche Fantasy-Reihe zu starten, und die fantastische Unterhaltung und hohe Qualität zu genießen, die unvergleichlich Neues bietet und die Fantasie anregt.

Bewertung vom 10.08.2025
In uns der Ozean
Graw, Theresia

In uns der Ozean


ausgezeichnet

Die Romanbiografie «In uns der Ozean» über die Meeresbiologin und wegbereitenden Umweltschützerin Rachel Carson, einfühlsam geschrieben von Theresia Graw, erzählt die inspirierende Lebensgeschichte dieser außergewöhnlich tapferen Frau und befasst sich mit der Debatte um die Pestizide-Sprühkampagne und die Rolle, die Rachel Carson darin spielte, als sie ein Buch über die Wunder-Chemikalie schrieb.

„Wir sind alle Teil eines großen Ganzen.“

Der Roman beginnt 1963, in der die 56-jährige Rachel, gesundheitlich schwer gezeichnet, mit einem Taxi zu einem Termin fährt, und wechselt sich mit der Vergangenheit ab, bis irgendwann die beiden Erzählstränge zusammenfließen und es in der Gegenwart zu einem spannenden Showdown kommt. Ein erzählerischer Kniff, der mir sehr gefallen hat und Rachel nahbarer machte. Dadurch war dieses Buch für mich eine sehr mitreißende Lesereise. Die Ungerechtigkeit, der Rachel als Frau ausgesetzt war, hat mich sprachlos und wütend gemacht. Das Pech, das ihr widerfuhr, war so bitter und deshalb freute mich jeder Triumph, den sie feiern konnte, umso mehr. Besonders ihre verbale Ausdrucksfähigkeit und gefasste Schlagfertigkeit hat mich beeindruckt. Ihre Aussagen waren wissenschaftlich korrekt, ließen sich stets belegen und stützten ihre Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung. Dadurch hat sie viele Menschen zum Umdenken bewegt und inspiriert - bis heute.

Mit Zweiundzwanzig Jahren sieht Rachel das erste Mal das Meer und freut sich darauf, die nächsten drei Monate in Woods Hole zu forschen. Ihre Begeisterung ist ansteckend. Sie verschreibt sich ganz der Natur und dem Leben auf der Erde, doch ihre vielversprechende Karriere als Wissenschaftlerin endet, noch bevor sie ihren Doktor in Meeresbiologie machen kann. Doch Rachel lässt sich von niemanden abhalten und so ergeben sich neue Wege, um ihre Leidenschaften zu kombinieren: ihr poetisches Schreibtalent und ihre Liebe zur Natur. Klug und Informativ möchte sie alle Menschen an der Naturwissenschaft teilhaben lassen, sie zum Staunen bringen und sie zu Verbündeten machen, die mit Ehrfurcht und mitfühlender Neugier die Natur bewahren. Dabei durchlebt Rachel einige schicksalshafte Wendungen, die sie verkraften muss. Ihre furchtlose Stärke und ihren Ehrgeiz fand ich beeindruckend. Ihr fortschrittliches Denken macht die Diskrepanz und Ungerechtigkeit ihrer Zeit noch deutlicher.

Theresia Graw hat genau die richtigen fiktionalen Ergänzungen ergänzt, die es zwar so nicht gegeben hat, wie sie im Nachwort verrät, aber die den Roman spannend und nachvollziehbar machen. Der Schreibstil ist einladend und liest sich wie von selbst. Das führt dazu, dass man die Worte einfach auf sich wirken lassen kann. Ich habe diese leichte Lesbarkeit in Kombination mit der Ich-Perspektive als angenehm empfunden. Für mich war es die Buchentdeckung des Jahres und eine große Freude, Rachel Carson auf diese Art zu entdecken. Eine absolute Empfehlung für alle, die eine inspirierende Romanbiografie über eine bewundernswerte Frau lesen möchten, die man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 10.08.2025
Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein
Russ, Rebecca

Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein


gut

Fast 80 Kilometer wollen die Freundinnen Julia und Nicki in der Wildnis zurücklegen. Es soll ein unvergesslicher Junggesellenabschied in der Natur werden, fernab von Trubel und Party. Lars sollte eigentlich nur ein kurzer Flirt für Julia werden, aber dann kam der Antrag und alles ging ganz schnell. Seit dieser aufreibenden Zeit in Julias Leben haben sich die Freundinnen lange nicht gesehen. Nickis Verhalten lässt darauf schließen, dass irgendwas nicht stimmt. Auch der Aufbau der zwei Erzählstränge läßt bald erahnen, das hier einiges nicht in Ordnung ist und in welche Richtung sich die Story bewegen könnte. Zu vorhersehbar macht Rebecca Russ es aber nicht und baut unerwartete Wendungen ein und düstere Atmosphäre auf.
Beim Klappentext fühlt ich mich an «Das Mädchen» von Stephen King erinnert. Julia bleibt allein in der rauen Natur zurück. Kälte, Hunger und wilde Tiere bringen sie an ihre Grenzen, während sie versucht, Nicki zu finden. King schaffte es, diesen Überlebenskampf so mitreißend in den Fokus zu rücken, dass mir das Buch im Gedächtnis geblieben ist. Hier war das leider nicht der Fall, was auch am Schreibstil lag, und nahm weniger Raum ein, als ich erwartet hatte, denn es geht eigentlich um ganz andere Dinge. Besonders gestört hat mich aber die Naivität der blassen Charaktere, die sich wie ein trauriges Eingeständnis liest, wenn sich eine der beiden als naives Opfer bezeichnet, und sich handlungsfähig in diese Schublade belässt und alles Drumherum angepasst wird. Zum Ende gab es dann einen Punkt, an dem die Glaubwürdigkeit für mich ganz kippte. Auch wenn es Momente gab, die mich in ihrer Tragik berühren konnte und durchaus spannende Szenen locken, bin ich von dem gesamten Buch nur mäßig angetan und würde zu Thrillern mit mehr Nervenkitzel und psychologische Raffinesse raten.

Bewertung vom 06.08.2025
Der Stau
Furniss, Jo

Der Stau


weniger gut

Der Locked-Room-Thriller «Der Stau - Es gibt kein Entkommen» von Jo Furniss hat mich leider nicht gefesselt, wobei alles so vielversprechend begann und die Locked-Car-Idee originell ist.

Belinda ist Kommissarin und kurz vor dem Ruhestand. Aus Australien angereist gerät sie in London auf dem Heimweg kurz vor einem Tunnel in einen Stau und entdeckt in einem der Autos eine erstochene Leiche. Der Mörder muss mit ihr im Stau festsitzen und Belinda beginnt zu ermitteln, wobei ihr Kollege Dominic Day ihr wichtigster Kontakt am Telefon ist. Alle Fahrzeuginsassen sind verdächtig, wobei jeder mal in einem Kapitel seine Sicht zeigen kann und genau von Belinda analysiert wird.

Die Anspannung und Hitze konnte ich direkt spüren. Bombenalarm in der Innenstadt und die Leute werden immer gereizter. Auch für Belinda eine herausfordernde Situation. Das verfehlt seine Wirkung nicht. Doch die Zeit vergeht schleichend und das fühlt sich auch beim Lesen zäh an, während immer unglaubwürdigere Dinge passierten, die für mich nicht stimmig ins Bild passten. Die Fahrzeuginsassen wirken alle schuldig, haben aber tatsächlich wenig Inhalt und sind schwammig gezeichnet - da verliert man einfach das Interesse. Auch ein genanntes Details im Klappentext hat mir etwas den Lesespaß geraubt. Wer viel und gern spannende Thriller liest, dem würde ich von diesem Buch abraten.

Bewertung vom 06.08.2025
Der dunkle Sommer
Buck, Vera

Der dunkle Sommer


sehr gut

Tilda hat ein Haus auf Sardinien gekauft und glaubt, den fast unbewohnten Geisterort Botigalli vor dem Sterben zu bewahren. Es ist auch eine Flucht vor ihrem selbstzerstörerischem Trauma, weshalb sie die Stille und Unerreichbarkeit genießt. Doch sie ahnt nicht von den grausamen Ereignissen, die sich einst im Dorf zugetragen haben und gibt nichts auf den Aberglauben der Einheimischen. Nur einer weiss, was damals wirklich passiert ist: Silvio. Der beruflich besessene Journalist Enzo, der über die Geschichte des Ortes und ihren letzen Überlebenden recherchiert, und Tilda begegnen sich zwar, aber dann gehen ihre Wege auseinander und jeder von ihnen hat sein eigenen Päckchen zu tragen, bis ein schreckliches Ereignis ihre Wege erneut zusammenführt.
Erzählt wird aus mehren Perspektiven. Hauptsächlich Tilda, Enzo und Franca. Mit der rebellischen Franca reist man nach Botigalli in die 80er Jahre und bekommt einen lebhaften Eindruck davon, was damals wirklich passiert ist.

«Der dunkle Sommer» von Vera Buck, der mir besser als «Das Baumhaus» gefallen hat, greift das aktuelle Szenario Süditaliens auf, wo Häuser für einen Euro verkauft werden, um das Dorfsterben aufzuhalten. Das ist nicht der einzige wahre Bezug, wie die Autorin im Nachwort schreibt, was der real anmutenden Handlung anzumerken ist, die trotzdem mit makabren Extras punktet.

In drei Teilen wird eine atmosphärisch Geschichte über einen düsteren Sommer in Italien erzählt, mit durchweg guter Spannung, authentischen Charakteren und einem starken - wenn auch schnellem - Ende. Vera Buck schreibt einnehmend, flüssig und kann mit einigen Überraschungen und Hintergrundwissen aufwarten. Die Umsetzung des sowieso schon interessanten Themas fand ich gelungen und würde es allen empfehlen, die einmal die dunkle Seite von Italien kennenlernen wollen.