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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 13.07.2025
Gwin und das Herz des Drachen (Band 1) (eBook, ePUB)
Maier, Verena

Gwin und das Herz des Drachen (Band 1) (eBook, ePUB)


sehr gut

«Gwin und das Herz des Drachen» ist ein fantasievoller Reihenauftakt für Kinder ab 9 Jahren, der von Magie, Freundschaft und Abenteuern erzählt, während man wie in die «Unendliche Geschichte» auf einem flauschig aussehenden Drachen fliegt oder wie in den Studio Ghibli-Animes in neue magische Welten eintaucht, die in der realen Welt existieren.

Gwin büxt von zu Hause aus und begegnet dem sprechenden Kater Nerowitz, der sich als Zauberlehrling einer Hexe entpuppt. Gwins Herzenswunsch führt dazu, dass Nerowitz sie in Madame Manous Zauberladen einlädt, indem sich auch ein Café befindet. Schließlich wird sie Aushilfe, bedient die Zauberwesen-Gäste und fühlt sich dort wohl.
Es ist ein Anfang voller Wärme und Glück. Gwin findet Zuflucht an diesem besonderen Ort, voller kreativer und magischer Wunder, an den jedes Kind gern reisen würde - ganz besonders, wenn es kein liebesvolles Zuhause hat. Gwin reagiert authentisch und altersgerecht auf diese Veränderung, denn sie is voller Dankbarkeit und Freude. Überall gibt es für sie etwas Neues zu entdecken und zu lernen. Schließlich eröffnen sich für Gwin ganz neue Möglichkeiten - sie lernt die kleine Flamme Ignatius und den gefräßigen Drachen Jun kennen und kann mithilfe einer Karte an Orte reisen, die sie sich selbst ausmalt. Ab diesem Punkt verändert sich die Stimmung der Geschichte und es wird etwas düsterer. Die Freunde brechen zu einem gefährlichen Abenteuer auf, um Jun zu helfen.
Die Schwarz-Weiß-Illustrationen von Indiana Acosta weisen eine Kombination aus realistischen Elementen und übertriebenen Formen auf. Sie sind sehr atmosphärisch, beeindruckend und dicht dargestellt, wie das Cover beweist, das eine berührende Szene aus dem Buch zeigt.

Verena Maier setzt auf humorvolle Neckereien, ein dialogreiches, feixendes Miteinander und träumerische Beschreibungen: „Der Mond ließ sein schneeweißes Auge über Gwins Welt wandern. Millionen Sterne funkelten wie silberne Nadelköpfe im Kleid der Nacht.“ Ihre kreativen Einfälle sind fantastisch und laden zum Träumen ein, bevor man sich in der altbekannten Heldengeschichte wiederfindet. Es liest sich leicht und kommt ohne komplizierte Wortkreationen aus. Die anfängliche Atmosphäre hat mir besonders gefallen, während die zweite Hälfte des Buches deutlich spannender und wendungsreicher war. Altersgerecht ist zudem die Begrenzung der fantastischen Wesen und handelnden Figuren und das herzerwärmende Ende, welches auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

Bewertung vom 13.07.2025
Durch das Raue zu den Sternen
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

Ich-Erzählerin Arkadia Fink, genannt Moll, ist 1992 erst Dreizehn Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in einem bayrischen Dorf in der Nähe von München. Ihr Alltag ist klanglos geworden, seit die Mutter weggegangen ist und ihr Vater sich zurückgezogen hat. Doch sie ist nicht allein, denn Arkadias beste Freundin ist Vierundachtzig Jahre alt und besteht auf wöchentliche Anrufe und Arkadias treuster Gefährte, ist der verstimmte Neo-Bechstein ihrer Mutter. Die Päckchen, die sie eines Tages von ihrer Mutter bekommt, geben ihr neuen Aufschwung und sie ist fest entschlossen, im Knabenchor aufgenommen zu werden, weil ihre Mutter immer daran geglaubt hat, dass ihre Tochter Außergewöhnliches schafft. „Ich wusste ja, was demnächst der ganze Chor wissen wird: niemand hält mich auf.“ Doch nicht nur der Glaube an ihr Talent, auch die Hoffnung, auf diese Weise ihre Mutter wiederzusehen, treibt sie an.

Arkadia sieht zu ihrer Mutter auf, die ihr alles über Musik beigebracht und sie stets ermutigt hat. „Meine Mutter ist ein Apfelbaum, der wenig von den Gesetzen der Jahreszeiten hält.“ Eine bemerkenswerte Frau, die ihre Tochter zu einem selbstbewussten Mädchen erzogen hat, weshalb sie entschlossen ihren Weg geht und auch den Erwachsenen widerspricht, wenn sie anderer Meinung ist. Dieses Lied der Unbezwingbaren scheint man seit Generationen von Frauen in der Familie hören zu können. Musik ist ihr beider Trost, die Sprache zwischen Mutter und Tochter: „Musik ist ein zweiter fester Raum für mich, indem ich mich geborgen fühle.“ Doch ihre Mutter hat auch mit sich zu kämpfen. Arkadia beobachtet klug und hört aufmerksam zu, ohne zu wissen, was genau in den Erwachsenen vorgeht. Die Schreibweise hatte einen melancholischen Ton, ein bisschen traurig, sehr hoffnungsvoll, mit ungezwungenem Humor. Ich habe öfter geschmunzelt, wenn Arkadia Anekdoten aus ihrem jungen Leben erzählt, wie die von Immanuel und der grandiosen Idee ihrer Mutter. Gleichzeitig gab es Momente, wo ich den Atem anhielt und von Wendungen überrascht war oder sehr mit Arkadia mitgefiebert habe. Es ist eine Mischung aus Gegenwart und Rückblicken im stetigen Wechsel. In meinem Exemplar befinden sich zahlreiche markierte Textstellen, denn manchmal reiht sich eine poetische Melodie an die andere und Arkadia fügt dem, was sie bisher gelernt hat, ihre eigenen Gedanken hinzu.

Ich habe dieses Buch so gern gelesen. Arkadia Fink ist einfach großartig und meine Heldin. Sie hat mich sehr beeindruckt, weil sie sich nicht den Regeln beugt, weil sie mutig und entschlossen ist, und weil es für sie keine falschen Töne gibt. Sie lässt keinen Zweifel daran, welche große Bedeutung ihre Mutter für sie hat und das ihr Verlust schwer wiegt, seit sie weggegangen ist.
Ein ganz wunderbarer Roman voller Liebe, Musik und Hoffnung. Es geht um vielfältige Themen, die sich wie ein Meer aus Noten zu einer stimmigen Komposition formen, die mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Christoper Kloeble schreibt melodisch und deutet einiges nur an, was ich konsequent und glaubhaft fand. Selten lese ich Textstellen mehrmals; selten fühle ich mich von einem Roman so inspiriert und sanft getragen. Noch nie habe ich Dirigenten aus diesem Blick heraus betrachtet und Charaktere so gemocht, über die ich so wenig wusste. Ein Meisterstück; ein großes Lesevergnügen und nun eins meiner Lieblingsstücke im Bücherregal.

Bewertung vom 13.07.2025
Der Krabbenfischer
Wood, Benjamin

Der Krabbenfischer


ausgezeichnet

«Der Krabbenfischer» erzählt von dem zurückgezogenem 21-jährigen Thomas Flett, der, in den Sechzigerjahren, in einem englischen Küstenort lebt. Seine Arbeit als Krabbenfischer ist hart, da er an den Traditionen festhält, die sein Großvater ihm beibrachte - hier ist kein Platz für musikalische Traumgespinste, dennoch sehnt sich Thomas danach, Musik zu machen. Die Bekanntschaft mit dem amerikanischen Regisseur Edgar Acheson ist eine unerwartete Begegnung, die ihn inspiriert.

Mit der literarischer Unverfälschtheit seiner ambivalenten Protagonisten stellt Benjamin Wood das Leben eines einfachen Krabbenfischers dar, der von der Hand in den Mund lebt, und bietet ihm, durch die Begegnung mit einem Fremden, eine neue Richtung, die einen unwiederbringlichen Hoffnungsschimmer entfacht und wertvolle Lektionen bereithält. Die weiche Sprache ist zurückhaltend kraftvoll und von poetischer Schlichtheit, ungefiltert nah an der Natur und Thomas stillem Charakter, mit einer besänftigende Ruhe, melancholisch und beruhigend zugleich. Wir begleiten Thomas nah an seinem Alltag, sodass sich die Anstrengung und Entbehrung beeindruckend intensiv nachempfinden lässt. Selbstverständlichkeiten, die keine sind. Harte Realitäten, die man ausblenden möchte. Es ist ein sehr atmosphärischer Roman, gefühlsnah und tiefgründig, der nach dem Sinn des Lebens fragt - ein Leben zwischen Notwendigkeit
und Sehnsucht - und unaufdringlich zum Nachdenken anregt. Als wenn das nicht schon genug wäre, überrascht dieser Roman mit unerwarteten Wendungen und beschert somit ein nachhallendes Lesevergnügen. Den aufgenommenen Recorder-Song ‹Seascraper› kann man übrigens auf der Website des Autors anhören. Wer die Bücher von Benjamin Myers gern liest, wird auch «Der Krabbenfischer» - der sich auch optisch perfekt einfügt - mögen. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 13.07.2025
Der Garten der kleinen Wunder
Koelle-Wolken, Patricia

Der Garten der kleinen Wunder


ausgezeichnet

Die Illustratorin Victoria, genannt Toja, und der begnadete marokkanische Gewürzkoch Bär sind Freunde und leben in einem Haus mit einem berauschendem Naturgarten und einem Chamäleon auf dem Dach.
Die vierzehnjährige Victoria, genannt Vica, fühlt sich von der unkonventionellen Art ihrer Nachbarn angezogen und wird warmherzig aufgenommen. Sie fühlt sich zwischen den alten Obstbäumen und Blumenbeeten sehr wohl und ihr Gefühl, nicht richtig zu sein, schwindet zusehend, während sie aufblüht. Doch ihr Vater bevorzugt einen gepflegten Rasen und sieht es nicht gern, dass Toja seine Tochter darin ermutigt, sich nicht an die Normen zu halten.

„Wir sind einfach nur zwei Seelen, die aus den verschiedensten Gründen genau hier gelandet sind.“ Aufgrund der Probleme mit dem sozialen Umgang, fragt man sich, ob Vicas Vater einen Zugang zu seiner Tochter finden wird, und ob Vica ihre schulischen Herausforderungen meistern kann. Diese Sorgen wirken sehr authentisch und greifen reale Probleme auf. Der Roman ist voller positiver Ideen, die ein Gefühl von Hoffnung und Wohlbefinden vermitteln - gerade zum Ende hin. Sehr idealistisch, aber schön. Toja fühlt sich an ihre Vergangenheit erinnert, als sie Vica begegnet. Sie kennt all die Sorgen, die Vica plagen. Nun gibt sie das Verständnis weiter, das man ihr damals auch entgegen gebracht hat. Dabei legt Ich-Erzählerin Toja ihren Fokus nicht auf ihre eigene innere Welt, sondern auf achtsame Schilderungen, Sinneseindrücke und die tiefen Gespräche, wobei sie auch eine erklärende Funktion einnimmt, wenn es um Extrovertierte und Introvertierte und bestehende Missverständnisse geht. Das macht die Lektüre wortreich und leicht, denn man muss nicht zwischen den Zeilen lesen, kann alles auf sich wirken lassen. Die Botschaft, neben vielen kleinen Lebensweißheiten, ist unmissverständlich: Introversion ist keine Schwäche.

Patricia Koelle-Wolken gibt emphatische Einblicke in die leise Kraft der Introvertierten und stärkt das Verständnis und die Toleranz - gemeinsam mit einer unerwarteten Begegnung und einem verlockendem Nautrgarten, „sinnliche Genüsse und den Wunsch, die Gegenwart zu genießen“ ergibt sich eine sommerliche Feel-Good-Athmosphäre mit sympathischen Charaktere. Wer sich für den Garten und Introversion interessiert, wird einiges mitnehmen können und mit diesem Buch eine entspannte Zeit haben.

Bewertung vom 02.07.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


sehr gut

Es ist die Geschichte einer Frau, die zwei Männer liebte. Beth erzählt aus ihrer Sicht von dem Dreiecksverhältnis mit dem Farmer, ihrem Mann, der sie liebt, seit er dreizehn war, und dem berühmten Autor, ihrer ersten Liebe, die noch nicht auserzählt war. Ihr Leben als Farmerin, Frau von Frank und Mutter eines Sohnes ist ihr größtes Glück, doch ein tragischer Unfall ändert alles und als ihre Jugendliebe Gabriel wieder zurückkehrt, beginnt die eine Affäre, die unausweichlich schien. Sie beschreibt es als unverfälschte Nostalgie. Dabei kommt es zu einem Drama und einem Prozess, um den es immer wieder geht, wobei geschickt nicht verraten wird, was passiert ist. Für welchen Mann wird sie sich entscheiden? Welches Verbrechen führte zu dem Prozess und wer ist gestorben? Welche Tragik hat Beth heimgesucht? Das sind Fragen und Geheimnisse, die hier Weiterlesen motivieren. Während Beth von der Gegenwart 1968 erzählt, blickt sie auch zurück und berichtet von ihrem Kennenlernen mit Gabriel.

Die leichte Hörbarkeit und die durchgehend gleichbleibende Erzählperspektive macht es einfach, der Geschichte zu folgen. Zudem ist die Handlung seicht gestrickt, schon etwas klischeehaft, aber dramatisch, mitreißend und das Handeln der Charaktere wird nachvollziehbar dargestellt. Ich habe das Hörbuch gehört und Luise Helm liest sanft, gefühlvoll und hat eine sehr angenehme Stimme, der man gern zuhört. Ich konnte mir Beth gut damit vorstellen. Dadurch eignet sich das Hörbuch für Zwischendurch, wenn man etwas hören möchte, dem man gut nebenbei folgen kann und Lust auf eine tragische Geschichte hat. Auch wenn es ihr mitunter an erzählerischer Dichte und Atmosphäre fehlt, würde ich das Hörbuch empfehlen.

Bewertung vom 28.06.2025
Reset
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Die Handlung spielt in einer nicht allzu fernen Vergangenheit, als Joe Biden noch Präsident der Vereinigten Staaten war. Die Mischung aus Realität und Fiktion ist beängstigend gut gelungen. So werden nicht nur bekannte Namen genannt, sondern auch bestehende Tatsachen berücksichtigt und katastrophal weitergesponnen, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Es herrscht ein Cyber-Krieg und es geht um Fake News, Künstliche Intelligenz, Deepfake und Manipulation. Das Chaos bricht aus und der nationale Notstand erfordert radikale Maßnahme. Das erzwingt eine Rückbesinnung und erfordert die besten Leute, die in einer Taskforce zusammenkommen. Es ist eine Tragödie in drei Akten und beginnt mit der moralischen Diskussion, um den Abschuss einer zivilen Verkehrsmaschine in Deutschland, durch einen Kampfjet, aufgrund einer Terrorwarnung. Ein denkbares Szenario, seit dem Terroranschlägen 2001 in New York. Zu diesem Zeitpunkt herrscht bereits Chaos und so überschlagen sich die Ereignisse. Einen roten Faden gibt es dennoch und damit man den Überblick behält, ist die Liste der wichtigsten Personen, die auf den ersten Seiten zu finden ist, durchaus hilfreich.

Am Ende bleibt ein erschreckendes, aber auch überzeichnetes Szenario, was dazu anreget, sich bewusst mit technologischem Fortschritt auseinanderzusetzten. So mancher bedeutungsschwere Satz oder direkte Hinweis unternimmt den Versuch einer tiefgründigeren Erzählweise und das Vermitteln tieferer Botschaften. Gepaart mit emotionalen und actionreichen Momente ergibt sich ein unterhaltsamer Thriller, der mit unwahrscheinlichen und möglichen Szenarien spielt.


Ich hätte mir noch mehr detaillierte Eindrücke der Menschen gewünscht, denn die Handlung beschränkt sich, mit wenigen Ausnahmen, auf das Militär, die Politik, Polizei und generell die Personen, die noch bereit sind, nicht aufzugeben. Während zu Beginn die Vielfalt überwog, zieht sich zum Ende die Schlinge zu und wenige Protagonisten verbleiben im Mittelpunkt. Dafür ist für Action und Spannung gesorgt, die durch die Perspektivenwechsel noch weiter eingeheizt wird. Beim Lesen fühlte ich mich an einen Katastrophenfilm erinnert - natürlich nach bekanntem Schema mit beliebten Handlungselementen: schnelle und stetige Perspektivenwechsel, mehrere Handlungsstränge, viele handelnde Experten, dazugehörige internationale Fachbegriffe, spannungsgeladene Action, die Heldenreise eines Superintendent und ein klischeehafter Antagonist, den Hollywood nicht hätte besser inszenieren können.

Ein Thriller, der präsent bleibt, Spannung aufbaut und wichtige Themen in den Fokus rückt, aber ein paar Schwächen hat.

Bewertung vom 28.06.2025
Game of Noctis - Spiel um dein Leben
Fagan, Deva

Game of Noctis - Spiel um dein Leben


ausgezeichnet

Jedes Jahr findet ein Noctis-Turnier in der Großen Arena statt. Der Wettbewerb um den Schlüssel soll Dantessas Sicherheit gelten und die Geschichte dahinter ehren. Gemeinsam mit vier anderen Spielerinnen und Spielern nimmt Pia an dem Wettkampf teil, um ihren Großvater zu befreien, aber schließlich kämpft sie in der Arena nicht nur für ihre eigenen Ziele oder ihr großartiges Team der Seefüchse, sondern auch um die Unterdrückung zu beenden und die Freude am Spiel zurückzugewinnen.

Ich habe sehr mit Pia mitgefiebert, die versucht, ihren Großvater zu helfen, der auf die Gesindeinseln verbannt wurde. Sie vermisst ihn sehr und möchte dieses Unrecht wieder gut machen. Mit seinen guten Ratschlägen und allem, was er ihr beigebracht hat, ist er stets präsent, obwohl er nicht bei ihr sein kann. Mit Kampfgeist, hartem Training, Zusammenhalt und cleverer Spieltaktik überzeugen die Seefüchse auf ganzer Linie. Besonders Vittoria, die als geheimnisvolle Retterin auftaucht und allmählich Pias Vertrauen gewinnt. Pia träumte schon immer davon, eines Tages am Turnier teilzunehmen. Sie ist davon überzeugt, jeder hat die Chance zu gewinnen, solange man fair spielt. Es geht um das Verdienen von Segna, die Währung im Ort und das Aufsteigen in den Rängen, aber nur selten um die Freude am Spiel. Dadurch wächst die Kluft in der Gesellschaft. Das wird besonders zu Beginn der Geschichte deutlich, als Pia und ihr Großvater um ihr Überleben kämpfen und die Schiedsrichter kein Erbarmen zeigen. Die Entwicklung der Story fand ich sehr gelungen aufgebaut und die Spiele sind absolut spannend und mitreißend. Besonders die Begegnung mit der Todesfee fand ich fesselnd und es gibt unvorhersehbare Wendungen, die den Lesespaß erhöhen. Das Ende hat mir sehr gefallen. Genau die richtige Mischung aus rasanter Action und ehrlichem Gefühl. Sehr empfehlenswert für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren und auch für Erwachsene eine sehr gute Unterhaltung.

Bewertung vom 19.06.2025
Stromlinien
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Die siebzehnjährigen Elbmädchen Jale und Enna fühlen sich in ihrem Boot auf den Flüssen und am einsamen Ufer der schönen Landschaft der Elbmarsch und des Alten Landes am wohlsten. Sie wuchsen bei ihrer Grußmutter auf, die gefühlskalt und wortkarg scheint, während sie ihre Mutter im Gefängnis besuchten, ohne zu wissen, wie es dazu kam. Als am Tag der Entlassung, auf den die Schwestern so hingefiedert haben, die Mutter nicht auftaucht, Jale verschwindet und ein Unglück auf der Elbe mit Todesfolge geschieht, steht für Enna die Welt Kopf. Wo ist ihre Schwester? Warum hat ihre Mutter gelogen? Warum wurde sie vor achtunddreißig Jahren eingesperrt? Wer ist der Tote? Wie hängt das alles zusammen? Dieser Roman beginnt mit einer Vielzahl von Fragen und erzählt von einer Tragödie mit realen Bezügen, die im Nachwort erläutert werden, deren Familiengeheimnisse schwer wiegen und von 1923 bis 2023 ihre Spuren hinterlassen. Bereits die erste Hälfte des Romans gibt einige Antworten und trotzdem ist die Dichte der ungelösten Rätsel enorm.

Enna erzählt aus der Ich-Perspektive. So ist die Verzweiflung sehr greifbar, mit der sie ihre vermisste Zwillingsschwester sucht. Sie vertraut sich dem gleichaltrigen Luca an, der in den sozialen Medien seine Community mobilisiert und sich als Freund erweist. „Es war besser, hier mit Luca zu sitzen, als allein irgendwo da draußen zu sein.“
Weitere Perspektivenwechsel füllen Hintergründe auf, wie über die Mutter Alea im Gefängnis und ihre Vergangenheit, sowie Jale vor ihrem Verschwinden. Ein Rückblick erzählt von Gunnar 1923, der verhaftet wird, nachdem er Äpfel gestohlen hat. So lässt sich die Spur verfolgen, die jedoch auch falsche Fährten enthält. Polizeiliche Ermittlungen spielen nur nebensächlich eine Rolle und trotzdem ist es spannend zu lesen, wie sich nach und nach die Puzzleteile zusammenfügen und bleibt kontinuierlich wendungsreich und unvorhersehbar. Dabei ist es so bildhaft und nah an den Figuren geschrieben, dass es mir nahe ging, mich gepackt hat und ich gleichzeitig von der Atmosphäre verschlungen wurde. Die Geheimnisse werden wohl dosiert gelüftet und es ist eine dramatische, traurige, erschütternde Geschichte, voller Momente der Hoffnung und des Zusammenhalts, die mich nicht losgelassen hat. Ein literarisches Vergnügen, das ich sehr empfehlen kann.

Bewertung vom 19.06.2025
Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2
Piontek, Sia

Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

«Der Wolf im Dunklen Wald» ist der zweite Band der Wendland-Krimi-Reihe um die Ermittlerin Carla Seidel der Kripo Lüneburg, geschrieben von Sia Piontek. Diesmal geht der Blick über die Grenzen des Wendlands hinaus nach Sachsen-Anhalt und Hamburg und es geht um ein einen brutalen Mord bei einer Drückjagd im Dragahner Forst. Die Ermittlungen im Umfeld des Opfers führen Carla und ihren Kollegen Lars in die höheren Kreise der Gesellschaft und es tun sich vielversprechende Spuren auf, die verfolgt werden müssen. Welche der Spuren und Motive zum Täter führen, bleibt wendungsreich und unvorhersehbar. Die Ermittlungen gestalten sich spannend und unterhaltsam, während immer wieder Carls Privatleben in den Mittelpunkt gerückt wird.

Erzählerisch ist man ganz nah an Carla und ihrer Tochter, deren Sichtweise kapitelweise wechselt: Carla Seidel als ehrgeizige Ermittlerin, als Mutter einer Teenagerin und Opfer häuslicher Gewalt mit einem Alkoholsucht. Carlas Tochter Lana, eine sensible 17-jährige mit „energetischen Facetten“, die sich Kontakt zu ihrem Vater wünscht und einen Crush auf einen Jungen hat, dessen Vater in den Fall verwickelt ist. Das sorgt für Zündstoff zwischen den beiden und führt dazu, dass Carla in alte Muster verfällt und ihre Tochter in fallrelevante Details einweiht.

Die Flashbacks von Carlas Trauma sind schockierend und man entwickelt Mitgefühl und Verständnis für diese traumatisierte Frau, die sich ein Kontaktverbot erkämpft hat und nun mit dem Wunsch ihrer Tochter konfrontiert ist, mit der Volljährigkeit wieder Kontakt zum Vater aufzunehmen. Das Unverständnis ihrer Tochter für die Opferrolle der Mutter ist schmerzhaft und komplex. Das reist alte Wunden auf und schürt große Ängste um das Wohlergehen ihrer Tochter. Zwischen all diesen aufreibenden Themen gibt es auch hoffnungsvolle Momente, die von dem Charme des Wendlands und der Altmark geprägt sind. Das ist kein Wohlfühl-Krimi, stattdessen orientieren sich die Ermittlungen an der Realität und sind sorgfältig recherchiert. Was mir schon im ersten Band gefallen hat, sind der angenehm flüssige Schreibstil und die nennenswerten Fakten, die Sia Piontek einstreut: Carla schaut aus dem Fenster und sieht einen Spatz. Dann weist sie darauf hin, dass dieser Vogel auf der roten Liste steht und bringt einen mit wenigen weiteren Sätzen zum Nachdenken. Diese Freude zum Detail verleiht dem Krimi mehr Tiefe. Mir hat es erneut gefallen und ich freue mich auf den dritten Band, dieser gelungenen Krimi-Reihe.

Bewertung vom 11.06.2025
Als ich dich traf
Serle, Rebecca

Als ich dich traf


gut

Die Geschichte von Daphne hat eine übersinnliche Nuance, die mich direkt neugierig gemacht hat. Seit der High School prophezeien ihr geheimnisvolle Zettel den Namen ihres nächsten Dates und die Zeitspanne, die sie ein Paar sein werden. Es ist, als würde ihr das Universum diese Informationen schicken, damit sie sich innerlich auf das Ende vorbereiten kann. Doch das ist nicht ihr einziges Geheimnis. Denn Daphne möchte Leichtigkeit spüren, weil sie durch eine schwere Krankheit eingeschränkt ist und es ihre größte Angst ist, das es jemand bemerkt. Alle Zettel bewahrheiten sich und Daphne vertraut ihnen. Als sie einen Zettel ohne Ablaufdatum erhält, ist sie sich deshalb sicher, dass es diesmal ihre große Liebe ist.

„Es ist schwer, Single zu sein, aber es ist auch etwas, in dem man gut werden kann.“

Der Roman wirft die Fragen auf, wie eine Prophezeiung den Beginn einer Beziehung beeinflusst und es ist interessant, wie Daphne damit (auch rückblickend) umgeht. Erzählt wird in der Gegenwart, wobei es immer wieder Rückblicke in vergangene Beziehungen gibt. Dadurch erfährt man, wie Daphne Hugo kennenlernte, der jetzt ihr bester Freund ist und wie es dazu kam, dass er der einzige ist, der von den Zetteln und Daphnes Erkrankung weiß. Früh hatte ich eine Ahnung, was passieren könnte und war etwas enttäuscht über diese eindeutige Vorhersehbarkeit. Trotzdem hielt der Roman noch einen Twist für mich bereit und ein Ende, das mich teilweise versöhnen konnte. Die Buchidee fand ich super. Daphne war eine charismatische Hauptfigur, deren Entscheidungen ich nachvollziehen konnte und die eine schönen Entwicklung durchlaufen ist. Insgesamt plätscherte diese Liebesgeschichte aber vor sich hin und konnte mich nicht so begeistern, wie «In fünf Jahren» von Rebecca Serle. Obwohl es emotional geschrieben war, konnte mich die Liebesgeschichte mit Jake nicht wirklich berühren. Möglicherweise hätten dem Roman verschiedene Sichtweisen und mehr Handlungsvielfalt gut getan. Ich fand «Als ich dich traf» durchschnittlich und würde es nicht unbedingt empfehlen.