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Bookwood
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Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2025
Stromlinien
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Spannendes Familiendrama
Der Roman „Stromlinien“ ist ein wirklich tolles Buch, in dem eine fesselnde Familiengeschichte erzählt wird, die so spannend ist, dass man den Band kaum aus der Hand legen kann. Dabei steht neben den beiden Zwillingen Enna und Jale zweifellos die atemberaubend schöne Landschaft des Alten Landes mit seinen Elbniederungen im Mittelpunkt des Geschehens.
Enna und Jale warten quasi schon ihr ganzes Leben lang darauf, dass ihre Mutter Alea aus dem auf einer kleinen Elbinsel liegenden Frauengefängnis entlassen wird. Weshalb sie dort einsitzt und wer ihr Vater ist, wissen die beiden Mädchen nicht, die von ihrer wortkargen Großmutter aufgezogen werden.
Als aber Alea an ihrem Entlassungstag nicht auftaucht und auch Jale plötzlich verschwunden ist, startet die verzweifelte Enna eine aufreibende Suche nach beiden, bei der sie endlich die Familiengeheimnisse aufklärt und auch zu sich selbst findet.
Rebekka Frank hat mich mit ihrem neuen Roman wirklich beeindruckt. Startet ihr Roman zunächst etwas spröde, gewinnt er jedoch schnell an Fahrt und Spannung. Genossen habe ich aber auch die wundervollen Landschaftsbeschreibungen, vor allem im Rahmen von Ennas Flussfahrten mit ihrem Boot „Sturmhöhe“.
Dass die Autorin für ihr Buch so manche Anleihe an real passierten Ereignissen nimmt, lässt für mich die so tiefgründige Familiengeschichte sehr authentisch wirken. Es hätte sich alles so tatsächlich ereignen können. Überzeugend schlüpft die Verfasserin in die Perspektive der heranwachsenden Enna. Sehr emphatisch beschreibt sie deren Gefühlswelt.
Meine Lieblingsfigur des Romans ist allerdings die knurrige Oma Ehmi, die doch das Herz am rechten Fleck hat und sowohl für ihre Tochter, als auch für ihre Enkeltöchter der Fels in der Brandung ist.
Für mich ist „Stromlinien“ ein stimmiges Familiendrama, das ich auf jeden Fall zur Lektüre nur empfehlen kann.

Bewertung vom 21.04.2025
Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2
Piontek, Sia

Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Überzeugender 2. Band
Gespannt habe ich auf den Fortsetzungsband von Sia Pionteks Krimi-Reihe aus dem Wendland gewartet. Schon den ersten Band der Serie habe ich nicht zuletzt wegen seiner so stimmigen Atmosphäre sehr gerne gelesen. „Der Wolf im dunklen Wald“ ist eine würdige Fortsetzung die dem Auftaktband „Die Sehenden und die Toten“ an Spannung keineswegs nachsteht.
Carla Seidel hat dieses Mal einen Mord aufzuklären, der sich im Rahmen einer Jagd ereignet. Der Ermordete war durch seine großspurige Art alles andere als beliebt. Es gibt also jede Menge Tatverdächtige. Als ein zweiter Mord in Kiel geschieht, der mit dem ersten Verbrechen in Zusammenhang steht, fehlt zunächst aber ein einleuchtendes Motiv.
Carla gerät immer mehr unter Druck und hat deshalb wieder gegen ihre alten Dämonen zu kämpfen. Erst spät entdeckt sie, dass die Gründe für die Taten in der Vergangenheit liegen. Einen dritten Mord kann sie deshalb nicht verhindern. Außerdem macht sie sich um ihre Tochter Lana Sorgen, die heimlich zu ihrem Vater Kontakt aufgenommen hat. Carla ist vor ihm geflohen, da er sie misshandelt und gequält hat. Deshalb will die Ermittlerin Lana von ihm fernhalten.
Für mich ist „Der Wolf im dunklen Wald“ wieder eine sehr gelungene Mischung aus spannendem Kriminalfall und interessantem Privatleben einer Polizistin.
Das Buch kommt auch ohne übermäßige Brutalität aus, sondern erzeugt Spannung durch atmosphärische Beschreibung. Carla ist für mich eine absolut sympathische Protagonistin, mit Ecken und Kanten, die auch Fehler macht. Meine Erwartungen an den Krimi wurden voll erfüllt und auch den hoffentlich geplanten dritten Band werde ich sicherlich lesen.
Das Cover gefällt mir ausnehmend gut, nicht nur weil es dem des ersten Bandes ähnelt und somit einen Wiedererkennungseffekt hat, sondern weil es die Waldstimmung so wunderschön wiedergibt.

Bewertung vom 21.04.2025
Flusslinien
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Ein wundervoller Roman
Katherina Hagena ist schon seit einiger Zeit eine meiner Lieblingsautorinnen. Schafft sie es doch Geschichten zu erzählen, die berühren gleichzeitig aber auch durch ihre Situationskomik gut unterhalten. Auch mit ihrem neuesten Werk „Flusslinien“ ist ihr, ganz in der Tradition ihres Romans „Der Geschmack von Apfelkernen“, wieder ein wundervolles Buch gelungen, dessen schöner Sprachstil mich wieder sehr beeindruckt hat.
Die darin erzählte Geschichte hat drei Hauptpersonen:
Margrit, die in einer Seniorenresidenz in Hamburg lebt, ihre Enkelin Luzie, die kurz vor dem Abitur die Schule schmeißt und Artur, der als Aushilfsfahrer für die Seniorenresidenz arbeitet und der durch einen persönlichen Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen wurde.
Alle drei kämpfen sich irgendwie auf ihre eigene Art durchs Leben, bis sie erkennen, dass sie sich gegenseitig Halt geben können und so, gemeinsam, wieder einen Lebensinhalt erhalten. Hagena erzählt die einzelnen Lebensgeschichten voller Empathie und mit wunderschönen Worten. Die Protagonisten werden in all ihrer Verletzlichkeit gezeichnet, ohne zu übertreiben. Allesamt sind sie sympathisch und man wünscht sich für sie, dass sie wieder in ein gutes Leben zurückfinden.
Besonders gut gefallen hat mir das Eintauchen in Margrits Geschichte, die sich jeden Tag von Arthur in den Römischen Garten an der Elbe fahren lässt, um über ihre Vergangenheit nachzudenken und dort ihrer Mutter nahe zu sein, deren Geliebte die Parkanlage einst gestaltete. Man bekommt wirklich beim Lesen selbst große Lust, einmal die Atmosphäre des Gartens zu erkunden und ich werde das bei meinem nächsten Hamburg-Aufenthalt sicherlich tun.
Es macht großen Spaß, das Buch zu lesen und die Verbundenheit von Großmutter und Enkelin zu spüren, die, obwohl sie in völlig anderen Erfahrungswelten leben, sich doch gegenseitig stützen und helfen können. Für mich ein Buch der leisen Töne, dass ich auf jeden Fall nur weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 17.04.2025
Die Brandung - Leichenfischer
Kliewe, Karen

Die Brandung - Leichenfischer


ausgezeichnet

Sympathische Ermittler, spannende Story
Der zweite Fall für das deutsch-dänische Ermittlerduo Svensson/Ohlsen kommt wieder mit einer sehr raffinierten Story daher. Die Autorin Karen Kliewe schafft es mühelos von der ersten Seite des Buches an, einen großen Spannungsbogen zu ziehen. Das gelingt ihr, indem sie verschiedene Erzählstränge parallel erzählt, die erst ganz allmählich zusammenlaufen und ein Gesamtbild ergeben.
Die Geschichte beginnt mit einem spektakulären Leichenfund mit Wow-Effekt. Da bekommt man gleich eine richtige Gänsehaus. Auch lernen wir zwei junge Frauen in unterschiedlichen Situationen kennen: Nettie, die mit ihrer Kleinen Tochter Belle quasi als Gefangene eines nebulösen Mannes lebt, dessen Identität lange Zeit im Dunklen bleibt und Julia, die offensichtlich das Opfer eines Entführers wurde und voller Angst einem ungewissen Schicksal entgegensieht.
Während Fria Svensson aufgrund der Ähnlichkeit des Leichenversteckes mit einem Wikingergrab wieder als Expertin des dänischen Ermittlerduos, das von ihrem Bruder geleitet wird, hinzugezogen wird, zögert Kommissar Ohlsen von der deutschen Polizei zunächst, dies zu tun. Irgendetwas ist da zwischen den beiden, was sie aber lieber verdrängen möchten. Doch zum Glück bleibt ihnen auch kaum Zeit, ihre Beziehung zu reflektieren.
Es gibt weitere Leichen und eine andere junge Frau taucht auf, die ihrem Entführer entkommen konnte, aber weiter in Angst lebt.
Der Krimi ist ausgesprochen wandlungsreich. Zudem kommen noch die zwischenmenschlichen Geschichten, z.B. die neue Liebesbeziehung von Frias Mitbewohner Marten, dessen jüngster Liebhaber ihr nicht so recht gefällt und ihr Misstrauen erregt.
Fast ist die Handlung schon etwas überladen, aber so kommt auch zu keiner Zeit Langeweile auf.
Der Band zwei des sympathischen Ermitterduos hat mich restlos überzeugt. Die Serie hat für mich noch viel Potenzial und ist noch lange nicht zuende erzählt. Die Covergestaltung ist wieder sehr stimmungsvoll und passt perfekt. Die Vorfreude auf den dritten Band ist bei mir auf jeden Fall schon entfacht.

Bewertung vom 13.04.2025
Bunte Beete - Einfach gärtnern mit intensiver Bepflanzung in Hochbeet und Freiland
Voigt, Saskia

Bunte Beete - Einfach gärtnern mit intensiver Bepflanzung in Hochbeet und Freiland


ausgezeichnet

Wertvolle Tipps für die Hochbeetbepflanzung
Das Buch „Bunte Beete“ von Saskia Voigt konnte sogar mich als alte „Hochbeet-Häsin“ noch total begeistern, bietet es doch jede Menge Tipps für die effiziente Beetbepflanzung.
Das Buch ist hervorragend strukturiert und vermittelt umfassende Informationen vom Bau eines Hochbeetes bis zur Ernte des angebauten Gemüses. Dabei verbindet das Buch gut formulierte Texte mit wunderschön gestalteten Fotos, so dass die Informationsaufnahme ein Vergnügen ist, bei dem man durchaus die Zeit vergessen kann.
Besonders gut gelungen und hilfreich fand ich z.B. das Kapitel „Aus Wissen wird Wachstum“ das sich mit dem nicht so ganz unkomplizierten Thema der Pflanzen-Anzucht beschäftigt.
Hier findet man neben einem Aussaatkalender und einer Aussaattabelle auch Infos zur gestaffelten Aussaat mit deren Hilfe man die Erntezeiten optimieren kann. Das werde ich auf jeden Fall nun einmal in Angriff nehmen und ausprobieren. Toll finde ich auch die zusammengestellten Beispielbeete und die übersichtliche Tabelle, welche Pflanzen „gute Nachbarn“ sind.
Was ich vielleicht nicht gebraucht hätte, ist die Integration von essbaren Blumen in die Hochbeete, das ist nicht so meins. Aber beim Gärtnern kann man ja kreativ sein und nach der Devise vorgehen „Alles kann, nichts muss“.
Den Ratgeber werde ich sicherlich das ganze Gartenjahr immer wieder in die Hand nehmen, da ich ihn für sehr praxisnah halte. Für alle kleinen und großen Hochbeetfans ist er sicherlich eine Bereicherung und Hilfe bei der Gartenarbeit.

Bewertung vom 29.03.2025
Vor hundert Sommern (eBook, ePUB)
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Spannend erzählte Familiengeheimnisse
In Katharina Fuchs neuem Roman „Vor hundert Sommern“ geht es um Familiengeheimnisse, die von der mittlerweile im Pflegeheim lebenden Elisabeth an ihre Tochter Anja und an ihre Enkeltochter Lena weitergegeben werden. Die Geschichten, die Elisabeth von ihrer Tante Clara erzählt, reichen bis ins Berlin der 1920er Jahre, sind aber auch noch bedeutsam für die Familie in der Gegenwart. Neben den zeitlichen Rückblicken, die insbesondere durch die Haushaltsauflösung von Elisabeths Berliner Wohnung initiiert werden, wird aber auch das Leben in der Jetztzeit von Lena und Anja in den Mittelpunkt des Romans gestellt. Anja war immer für die Familie da. Nun sind beide Töchter theoretisch aus dem Haus, kehren aber bei Problemen immer gerne wieder zu ihren Eltern zurück. Außerdem muss sich Anja verstärkt um ihre Mutter kümmern, die pflegebedürftig ist und sie deutlich spüren lässt, wie unglücklich sie im Heim ist. Gerne würde Anja wieder im Beruf durchstarten, aber das ist für sie auch alles andere als leicht.
Auch Lena hadert mit ihrer Lebenssituation. Obwohl sie ihr Design-Studium spannend findet, eckt sie bei ihren Dozenten an und fühlt sich ausgeschlossen. Als sie einen Hund findet, gibt dieser ihr Sicherheit und sie schafft es letztendlich doch noch zu ergründen, was sie wirklich möchte und ihren Platz im Leben zu finden.
Katharina Fuchs ist es wieder einmal gelungen, einen tollen Familienroman zu entwickeln. Dabei schreibt sie wieder absolut authentisch und man merkt auf jeder Seite des Buches, dass sie selbst gefühlsmäßig involviert ist. Ich denke, das ist das Geheimnis, warum ihre Bücher so erfolgreich sind. Sie verwebt gekonnt Geschichte mit Gegenwart und greift dabei auch ganz aktuelle Themen auf. Kritisieren würde ich lediglich, dass der Roman mir ein bisschen zu lang war. Das Ende zieht sich etwas, da hätte man schon etwas kürzen können. Insgesamt ist das Buch für mich aber sehr lesenswert. Die Umschlaggestaltung ist etwas „altbacken“ und könnte durchaus ansprechender sein. Aber das ist eher für mich nebensächlich.

Bewertung vom 16.03.2025
Coast Road
Murrin, Alan

Coast Road


ausgezeichnet

Emotional berührend
Alan Murrin ist es mit seinem Erstlingswerk „Coast Road“ gelungen, ein emotional sehr berührendes Werk zu schreiben. Dazu taucht er in das Irland von 1994 ein. Zu dieser Zeit ist es noch nicht möglich, sich in Irland scheiden zu lassen. Die Frauen, die tatsächlich den Mut aufbringen, sich von ihren Männern zu trennen, müssen als Geächtete der Gesellschaft leben. Um dies zu verdeutlichen erzählt der Autor die Geschichte von Colette Crowley, einer Dichterin, die einen Mann aus dem kleinen Küstenstädtchen Ardglas geheiratet hat. Colette, die schon immer durch ihre extravagante Art anders war als die anderen Bewohner des Ortes, bricht aus ihrer Ehe aus und verlässt ihren Mann und ihre drei Söhne, um mit ihrem Geliebten in Dublin ein neues Leben zu beginnen. Als sie erkennt, dass sie an der Trennung von ihren Kindern zu zerbrechen droht, kehrt sie nach Ardglas zurück, um ihnen nahe zu sein. Sie sucht die Freundschaft und Unterstützung von Izzy, die ebenfalls in ihrer Ehe mit einem Lokalpolitiker nicht glücklich ist. Als Colette das Feriencottage von Dolores und Donal mietet, steuert sie unaufhaltsam einer Katastrophe entgegen, die niemand mehr aufzuhalten vermag.
Was mich an diesem Buch besonders beeindruckt, aber auch irritiert hat ist die Tatsache, dass es von einem Mann geschrieben wurde. Alan Murrin setzt sich aber so gekonnt mit dem Thema auseinander, dass die Frauengestalten seines Romans absolut authentisch beschrieben werden und auch durchaus die Kritik an einem System, in dem Männer auch im 20. Jahrhundert noch problemlos über das Leben ihrer Ehefrauen bestimmen konnten, wird mehr als deutlich. Außerdem hat er wirklich sehr treffend die Gefühlswelt von Colette und Izzy geschildert, denen ihre Kinder so wichtig sind, dass sie ihre eigenen Interessen zurückstellen. Das hat mich wirklich überzeugt.
Für mich war das Buch eine tolle Lektüre, die den Zeitgeist Irlands kurz vor der Zulassung der Ehescheidung hervorragend trifft.
Die äußere Gestaltung des Buches finde ich mega schön, besonders gelungen die „Überraschung“, wenn man den Schutzumschlag entfernt. „Coast Road“ sollte man unbedingt lesen, nicht nur wenn man Irland-Fan ist.

Bewertung vom 27.02.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


ausgezeichnet

Intensives Familiendrama in düsterer Kulisse
Für mich ist Eva Björg Aegisdottir eine der besten Autorinnen der isländischen Krimiszene. Das beweist sie nicht zuletzt wieder durch ihren neuesten Band ihrer im isländischen Akranes spielenden Krimiserie.
Dieser Band ist etwas anders als die Vorgängerbände. So fehlt hier völlig die sonst mitermittelnde Polizistin Elma, die erst auf der letzten Seite des Buches als zukünftige Kollegin erwähnt wird. Warum dieser Teil der Serie plötzlich als „Prequel“ daherkommt erschließt sich mir nicht wirklich. Es hat abervmeiner Lesefreude in keinster Weise geschadet und wer weiß, vielleicht hat diese Konstruktion ja noch einen tieferen Sinn bei den Folgebänden der Reihe.
Inhaltlich beschäftigt sich das Werk mit einem Familientreffen der schwerreichen Unternehmerfamilie Snaeberg. Dieses findet in einem einsam gelegenen Hotel statt und schnell wird klar, dass es jede Menge Spannungen unter den Anwesenden gibt. Besonders Petra Snaeberg scheint sehr unter einem traumatischen Ereignis aus der Vergangenheit zu leiden, das sie nicht verarbeiten kann. Auch ihre Tochter Lea hat große Probleme und kapselt sich immer mehr von ihrer Familie ab. Sie sucht Trost im Chat mit einem Jungen, doch gibt es ihn wirklich oder verbirgt sich jemand anders hinter einem Fake-Profil?
Das Familientreffen wird in Rückblenden aus der Sicht verschiedener Familienmitglieder erzählt. Parallel dazu beginnt ein Team der Kriminalpolizei Akranes in einem Mordfall zu ermitteln, der sich im Laufe der Geschichte im Rahmen des Familientreffens ereignen wird. Was mir besonders gut gefallen hat ist die Tatsache, dass man beim Lesen bis zum Schluss des Buches nicht nur rätseln muss, wer der Mörder ist, sondern dass man auch nicht weiß wer das Mordopfer war. Das ist wirklich gut gemacht und auch einmal eine ungewöhnliche Vorgehensweise in einem Krimi.
Toll fand ich aber auch wieder die gruselige Atmosphäre, die von der Autorin heraufbeschworen wird. Da stimmt wirklich alles vom Sturm bis zur apokalyptischen Lavalandschaft. Für mich war „ Verlassen“ wieder ganz hervorragende Krimiunterhaltung, genauso wie ich sie mag. Bitte noch mehr davon!

Bewertung vom 27.02.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


ausgezeichnet

Absolut toll!
Wow, so wie „Der Gott des Waldes“ von Liz Moore hat mich schon lange kein Buch mehr in seinen Bann gezogen. Und dabei ist der Roman mit seinen fast 600 Seiten alles andere als ein Leichtgewicht, das aber trotz dieses Umfangs keinerlei Längen aufweist.
Besonders gefallen hat mir, dass das Werk sowohl Elemente eines Thrillers mit denen eines vielschichtigen Familienromans vereint und beides zu einer wirklich stimmigen Mischung vereint.
Die Geschichte, die erzählt wird, spielt auf verschiedenen Zeitebenen und wird aus der Perspektive verschiedener Personen geschildert, was anfangs von den Lesern allerdings einige Aufmerksamkeit erfordert. Hilfreich ist aber, das in den jeweiligen Kapitelüberschriften angegeben wird, an welchem Punkt der Zeitleiste sich die Erzählung gerade befindet.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die reiche Familie Van Laar, deren kleiner Sohn 1961 spurlos verschwand und dessen Leiche nie gefunden wurde. Im Jahr 1974, der eigentlichen Handlungszeit des Buches, scheint das Schicksal die Familie erneut hart zu treffen, denn nun ist ihre Tochter Barbara verschwunden. Eine fieberhafte Suche beginnt, bei der sich langsam herausstellt, dass schon damals, beim Verschwinden von Bear van Laar, nicht vernünftig ermittelt wurde. Als die junge Polizistin Judyta allmählich begreift, wie das Verschwinden der beiden Kinder zusammenhängt, enthüllt sie Familiengeheimnisse verschiedenster Familien, deren Schicksale schon über mehrere Generationen miteinander verknüpft sind.
Selten ist es meines Erachtens einer Autorin so gut gelungen einen so vielschichtigen Familienroman zu einem so stimmigen und runden Werk zu formen. Die Personen sind alle überzeugend gezeichnet. Besonders gelungen finde ich Alice van Laar, die verzweifelte Ehefrau, die an ihrem Leben zerbricht und natürlich T.J. die so anders ist, als alle anderen, aber letztendlich alle Fäden in den Händen zu haben scheint.
„Der Gott des Waldes“ ist wirklich ein ganz großer Roman und hat die positiven Feedbacks, die man auf dem Cover findet, absolut verdient. Von mir gibt es eine 100%tige Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.02.2025
Schmerz
Jónasson, Jón Atli

Schmerz


ausgezeichnet

Neues Krimi-Highlight aus Island
„Schmerz“ von Jon Atli Jonasson hebt sich für mich deutlich von den meisten Scandi-Krimis ab. Das Ermittlerduo Dora und Rado ist wirklich für mich sehr besonders und aussergewöhnlich individuell. Der zu lösende Fall tritt fast zwischenzeitlich etwas in den Hintergrund, was aber absolut nicht negativ zu werten ist.
Dora und Rado sind beide Außenseiter, die sich bei den Ermittlungen erst zusammenraufen müssen. Ein Mädchen verschwindet während eines Schulausfluges spurlos. Es fehlen jegliche Anhaltspunkte, was dem Teenager passiert sein könnte.
Dora hat im Laufe der Untersuchung immer mehr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die von einer alten dienstlichen Verletzung herrühren. Rado gerät durch die kriminellen Machenschaften seiner Familie in seiner Ermittlergruppe ins Abseits. Beide sind aber selbst in ihren extremen Lebenssituationen noch so geniale Polizisten, dass sie letztendlich, trotz einiger Fehleinschätzungen, das Rätsel um das Verschwinden der Schülerin lösen können.
Für mich war der Krimi besonders überzeugend wegen seiner düsteren Atmosphäre, die ja viele isländische Krimis auszeichnet. Korruption und Drogenhandel werden eingebettet in die Beschreibung eindrucksvoller persönlicher Schicksale. Das Buch gewinnt nicht durch grosse Effekte oder durch übertriebene Schockelemente, sondern eindeutig durch die tragischen Schicksale von Dora und Rado.
Wer Island kennt wird diesen Krimi feiern, denn er atmet irgendwie die isländische Seele.
Für mich ein wirklich tolles Buch, das ich uneingeschränkt empfehle und auf dessen Fortsetzung ich jetzt schon ungeduldig warte.
Die Covergestaltung passt auch. Den Farbschnitt hätte man m.E. weglassen können.