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Bookwood
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Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 122 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2025
Das Haus der Türen
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Buch
Der Roman „Das Haus der Türen“ von Tan Twan Eng ist bisher das Überraschungsbuch des Jahres 2025 für mich. Gekonnt verbindet der Verfasser fiktive Personen mit Personen, die tatsächlich existiert haben zu einer bewegenden Geschichte. Poetisch erzählt, schildert der malaysische Autor die Geschichte der Eurasierin Lesley Hamlyn, die mit ihrem britischen Mann Robert, einem Anwalt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Penang lebt. Ihre Ehe ist in eine Krise geraten und die beiden leben nur noch nebeneinander her. Als der Schriftsteller William Somerset Maugham mit seinem Sekretär Gerald, der in Wirklichkeit sein Geliebter ist, seinen Freund Robert besucht, vertraut sich Lesley ihm an und erzählt ihm eine Geschichte, die ihre Ehe vollständig zerstören würde, wenn sie ans Licht käme.
Was als sehr ruhige Erzählung beginnt, entwickelt sich im Laufe des Romans zu einer sehr vielschichtigen Story.
Eindrucksvoll wird dargestellt, welches Leben die britischen Kolonialherren damals führten, welches Rollenbild der Frau in diesem System dominierte und wie zerrissen Frauen waren, die ihrem Herzen folgten und aus ihren Rollen auszubrechen versuchten.
Außerdem wird sehr sensibel beschrieben, wie schwierig es war Homosexualität zu leben, die zu diesen Zeiten von der Gesellschaft noch absolut geächtet wurde.
Tan Twan Eng hat einen wunderschönen Schreibstil und dieser macht das Buch für mich wirklich so besonders. Man sieht die Schönheit der Insel quasi vor sich, ebenso wie die lebendigen bunten Viertel von George Town.
Auch wenn der Roman teilweise etwas melancholisch ist, so möchte man immer weiter lesen und sich in die besondere Atmosphäre verstricken lassen. Für mich war die Lektüre ein echter Lesegenuss und wer einmal ein kleines sprachliches Meisterwerk lesen möchte, dem kann ich „Das Haus der Türen“ nur empfehlen!

Bewertung vom 08.06.2025
Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1 (eBook, ePUB)
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ella und Louise, zwei sympathische Heldinnen
Henrike Engel hat ihre neue Buchserie „Elbnächte“ mit dem Band „Die Lichter von St.Pauli“ eröffnet. Der Hamburg-Roman spielt kurz vor Beginn des 1. Weltkriegs und erzählt von drei Personen, die sich in ihrem Leben neu aufstellen müssen.
Da ist zuerst einmal Louise, die in Hamburg völlig mittellos strandet und feststellen muss, dass ihr Leben in den letzten Monaten eine einzige Lüge war. Ihr Mann ist ein Hochstapler und in keinster Weise der wohlhabende Gentleman, der er vorgibt zu sein. Er ist ein Betrüger und Spieler, der Louise nur benutzt hat und darüber hinaus auch dafür gesorgt hat, dass ihre Familie mit ihr gebrochen hat.
Ella hingegen hat in Lemberg als Prostituierte gearbeitet und wurde quasi von ihren bettelarmen Eltern verkauft, weil sie ihre Kinder nicht ernähren können.
Es gelingt ihr zu fliehen und sie landet zufällig in Hamburg, wo sie In einer billigen Unterkunft auf Louise trifft.
Und da ist schließlich noch Paul, der ehemalige Polizist, der im Dienst einen Arm verloren hat und deshalb auf eigenen Wunsch aus dem Dienst ausscheidet. Er kommt mit seinen neuen Lebensumständen nicht zurecht und droht an seiner Verzweiflung zu zerbrechen. Einzig seine Rachegedanken halten ihn am Leben.
Louise, Ella und Paul lernen sich in düsteren Lebenssituationen kennen. Die beiden Frauen freunden sich schnell an und schaffen es, ihr Leben zum Besseren zu wenden. Dabei ist es zunächst Ella, die durch ihre Tatkraft und durch ihr sonniges Gemüt Louise mitreißt und ihr neue Perspektiven aufzeigt. Aber auch Paul, der sich zur herzlichen Ella hingezogen fühlt, versucht wieder Sinn in seinem Leben zu sehen. Eine für ihn ungeheuerliche Entdeckung, die er bei der Verfolgung seines Erzfeindes macht, trägt dazu bei.
Mir hat der erste Teil der Hamburg-Serie wirklich sehr gut gefallen. Das liegt vor allem darin begründet, dass mir die beiden weiblichen Protagonistinnen in ihrer Gegensätzlichkeit so sympathisch waren.
Der historische Roman hat aber auch immer wieder spannende Momente, die dazu führen, dass die Geschichte nicht langweilig wird.
Die Atmosphäre Hamburgs kurz vor dem ersten Weltkrieg finde ich überzeugend geschildert und den Zeitgeist gut getroffen.
Ich freue mich schon auf den zweiten Band der Reihe und bin gespannt, wie es mit Louise, Ella und Paul in St. Pauli weitergeht.
Ich bin ein Fan von realistischen Coverbildern und mag deshalb die Umschlaggestaltung auch sehr.

Bewertung vom 25.05.2025
Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Katz-und-Mausspiel mit einem Psychopathen
Mit Spannung von mir erwartet: der 2. Serienband von Benjamin Cors mit dem Ermittlerduo Mila Weiß und Jakob Krogh „Aschesommer“. Der erste Band „Krähentage“ war ein Krimi der Extraklasse und extrem gut gemacht und so waren die Erwartungen hoch gegenüber dem Folgebuch.
Von der ersten Seite an, wird klar: die beiden Ermittler kämpfen immer noch heftig gegen ihre persönlichen Dämonen. Jakob kann den Tod seiner Frau und seines Sohnes nicht verarbeiten, Mila leidet immer noch unter Albträumen, die ihr ihr Versagen in einem Entführungsfall bildhaft vor Augen führen.
Ganz ehrlich sind Mila und Jakob auch immer noch nicht zueinander, dabei müssen sie sich im Rahmen ihres neuen Falles eigentlich blind aufeinander verlassen können. Es gibt rasch hintereinander mehrere Mordfälle, die Parallelen zu verheerenden Katastrophen der Erdgeschichte aufweisen. Schnell führen alle Spuren zu einem Mann, der allerdings schon seit Jahren in einer psychiatrischen Anstalt einsitzt. Er kann die Morde offensichtlich nicht selbst ausgeführt haben und seine Kaltblütigkeit zeigt, dass er nicht nur die innersten Geheimnisse der beiden Kommissare kennt, sondern dass er auch andere Menschen meisterhaft manipulieren kann. Können Mila und Jakob das subtile Katz- und-Mausspiel mit ihm für sich entscheiden, oder kommt es zur Katastrophe?
Für mich war „Aschesommer“ wieder absolut gute Krimiunterhaltung. Eigentlich mag ich es nicht so gerne, wenn man als Leser schon weiß, wie der Fall konstruiert ist, aber bei diesem Buch konnte ich gut darüber hinwegsehen, da die Geschichte bis zum Schluss wendungsreich und spannend blieb.
Gut gezeichnet für mich, der eiskalte Manipulator Jan Christian Bode, der mit seiner Arroganz auf dem schmalen Grat zwischen Genialität und Wahnsinn wandelt. Teilweise hatte ich wirklich ein Gänsehaut-Gefühl.
Am Schluss bleibt leider etwas offen, ob es eine Fortsetzung mit Mila und Jakob gibt. Ich hoffe doch sehr und wäre traurig, wenn die Serie hier schon enden würde.
Die Covergestaltung finde ich sehr schön und passend.

Bewertung vom 25.05.2025
Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins
Mason, Simon

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins


sehr gut

Ein sehr spezielles Ermittlerteam
Es gab ja schon viele sonderbare Ermittlerduos in Krimireihen der letzten Jahre, aber Simon Mason hat in seinem Buch „Ein Mord im November“ ein ganz spezielles Ermittlerpaar erschaffen. DI Ray Wilkins gehört zur englischen Upper Class. Er hat in Oxford studiert, trägt Markenkleidung und ist mit einer standesgemäßen Frau, die ihn sehr liebt, verheiratet. Sein neuer Partner, DI Ryan Wilkins ist in einem Trailerpark in der Peripherie der Collegestadt aufgewachsen, hat viel familiäre Gewalt erlebt und eckt mit seinem ungehobelten Benehmen überall an. Er hat einen kleinen Sohn, um den er sich hingebungsvoll kümmert, schafft es aber nicht, sein Leben zu regeln und gerät schnell ins Blickfeld, der polizeilichen Aufsichtsbehörden.
Ray und Ryan ermitteln in einem prekären Mordfall. Eine Frau wird ermordet im Büro der Collegeleitung aufgefunden. Die Ermittlungen sind kompliziert, die beiden ermittelnden Polizisten tappen irgendwie lange im Dunkeln, bis Ryan endlich die Fäden des Falles richtig verknüpfen kann.
Was in anderen Krimis, z.B. in denen von Elizabeth George tadellos funktioniert, nämlich Personen aus unterschiedlichen britischen Gesellschaftsschichten als Ermittlerduo auftreten zu lassen, setzt Simon Mason m.E. etwas holprig um. Mir ist die Figur von Ryan auch zu extrem und deshalb doch etwas zu unglaubwürdig geraten. Ich glaube nicht, dass jemand wie er tatsächlich ein britischer Polizist sein könnte.
Den Fall fand ich spannend, die Auflösung überraschend.
An der Lektüre eines Fortsetzungsbandes wäre ich schon interessiert, denn ich glaube, dass die Ermittlungsfiguren durchaus noch Potenzial haben und Oxford als Schauplatz einer Krimiserie finde ich absolut reizvoll.
Die Covergestaltung finde ich sehr schön und passend. Ich würde auf jeden Fall in einer Buchhandlung nach dem Buch greifen.

Bewertung vom 18.05.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


sehr gut

Traurige Geschichte
„Beeren Pflücken“, der Erstlingsroman der kanadischen Autorin Amanda Peters, ist ein beeindruckendes Buch. Mich wundert es nicht, dass es in Kanada auf den Bestsellerlisten stand, beschreibt es doch mehr als einfühlsam die Geschichte einer Mi‘kmaq-Familie, die tief berührt.
1962 verschwindet die kleine Ruthie, die vierjährige Tochter der Familie plötzlich spurlos und es gelingt ihren Angehörigen trotz einer verzweifelten Suche nicht, sie wiederzufinden. Joe, ihr jüngster Bruder wird durch ihr Verschwinden völlig aus der Bahn geworfen und schafft es nicht, glücklich zu werden. Er wird quasi zu einem ruhelos Getriebenen, der am Leben verzweifelt. Die Familie muss auch noch den Tod eines weiteren Kindes verwinden. Seine beiden Brüder können nicht verhindern, dass er totgeprügelt wird.
Parallel zur Geschichte der Familie aus Nova Scotia wird die Lebensgeschichte von Norma erzählt, die in Maine als Einzelkind eines Ehepaars aufwächst. Obwohl sie materiell alles bekommt, was sie braucht und ihre Eltern alles für sie tun, fehlt ihr irgendwie die Wärme in der Beziehung zu ihren Eltern. Erst nach deren Tod beginnt sie jedoch, Ungereimtheiten ihres Lebens, die sie bereits als Kind entdeckt, aber verdrängt hat, zu erforschen und stößt dabei auf etwas Ungeheuerliches.
Die Story, die in „Beeren pflücken“ erzählt wird, ist schon eine sehr traurige. Einfach ungeheuerlich, wie jemand durch eine Tat egoistisch das Glück einer gesamten anderen Familie zerstören kann.
Der Erzählstil von Amanda Peters ist kein einfacher, deshalb fand ich die Lektüre des Buches streckenweise etwas anstrengend. Die Erzählweise passt aber gut zur Geschichte, die ja auch nichts Leichtes hat.
Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn ihm ein so ernstes Thema zugrunde liegt.
Die Umschlaggestaltung passt gut zum Titel, aber meiner Meinung nach passt beides nicht wirklich gut zum Inhalt des Buches.

Bewertung vom 02.05.2025
Die Garnett Girls
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


weniger gut

Komplizierte Familiendynamik
Wenn ich ehrlich bin, hat mich in erster Linie die wirklich wunderschöne Gestaltung des Buchcovers dazu gebracht, den Roman von Georgina Moore „Die Garnett Girls“ zu lesen. Sie spiegelt einfach perfekt die Atmosphäre eines traumhaften Sommerferientages wider und war für mich deshalb unwiderstehlich. Zweiter Punkt, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte war, dass die Geschichte überwiegend auf der Isle of Wight spielt, die ich als sehr atmosphärische Insel in positiver Erinnerung habe.
Der Klappentext verspricht ein „süchtigmachendes Familiendrama“. Also begann ich erwartungsfroh mit der Lektüre.
Leider entsprach der Roman aber dann nur sehr begrenzt meinen Erwartungen.
Die Geschichte hätte eigentlich viel Potential gehabt.
Die Garnett-Girls sind drei Schwestern, die relativ unterschiedlich vom Charakter her sind.
Rachel, die Älteste ist eine erfolgreiche Anwältin und hat von ihrer Mutter das Familienanwesen Sandcove auf der Isle of Wight übernommen, wo sie jetzt mit ihrem Mann Gabriel und ihren beiden Töchtern wohnt. Imogen, die mittlere Schwester hat sich gerade mit William verlobt, den sie aber eigentlich gar nicht liebt. Und schließlich gibt es noch Nesthäkchen Sasha, die mit einem Surfer verheiratet ist, der sie schlecht behandelt. Alle drei Frauen sind in einer Art Hassliebe mit ihrer Mutter Margo verbunden, die seit jeher alle Fäden in Bezug auf ihre Familie in der Hand zu halten scheint. Ihre Töchter agieren quasi wie Marionetten. Nur einmal hat Margo die Kontrolle über die Familie verloren: als ihr Mann Richard, ihre große Liebe, die Familie von einem Tag auf den anderen verließ. Obwohl Richard Alkoholiker war und das Leben mit ihm alles andere als einfach, hat Margo ihm das nie verziehen und ihren Töchtern jeglichen Umgang mit ihm verboten.
Margo ist mir leider in keinster Weise sympathisch. Sie ist für mich eine egoistische Diva, die glaubt, dass alle nur das tun dürfen, was sie für richtig hält, weil sie immer nur das Beste für alle will. Dabei setzt sie sich aber selbst über jegliche Moral hinweg und beginnt zum Beispiel eine Affäre mit einem verheirateten Mann, der noch kleine Kinder hat.
Auch empfinde ich die „Rebellionen“ die die verschiedenen Töchter gegen ihre Mutter führen, irgendwie als aufgesetzt.
Was mich aber an dem Roman besonders gestört hat, waren die mehrmals beschriebenen ausufernden Partys, bei denen man das Gefühl hatte, dass Alkohol als Problemlöser angesehen wird. Das war für mich absolut unverständlich.
„Die Garnett Girls“ konnten mich irgendwie nicht berühren, da half auch die Familienzusammenführung an Richards Sterbebett nicht wirklich. Schade, da hatte ich mehr erwartet.

Bewertung vom 01.05.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Hat mich wieder total begeistert
Neue Bücher eines meiner Lieblingsautoren Marc Raabe werden von mit immer voll Ungeduld erwartet. So war es auch mit „Die Nacht“, dem dritten Band der Art-Meyer-Serie.
Standen in den ersten beiden Bänden eher die Geschichte und Vergangenheit des eigenwilligen und unkonventionellen Ermittlers in Verbindung mit Morden im Mittelpunkt, so rückt im neuen Buch eine Nebengeschichte aus den Vorgängerbänden in den Mittelpunkt des Geschehens.
Dana Karasch, Arts Nachbarin ist spurlos verschwunden. Zurückgelassen hat sie ihre kleine Tochter zusammen mit ihrer alten und dementen Mutter. Deshalb sieht sich der bärbeißige Kriminalkommissar gezwungen, sich um das Mädchen zu kümmern und setzt alle Hebel in Bewegung, Dana zu finden. Als Art einen Hinweis erhält, der darauf hinzudeuten scheint, wo sich die Verschwundene aufhält, stoßen er und seine Kollegin Nele, die sich eigentlich in Elternzeit befindet, auf die Leiche eines prominenten Berliner Richters. Beide begreifen erst langsam, wie Danas Verschwinden und der Mord zusammenhängen. Und es werden noch weitere Leichen gefunden, die Rätsel aufgeben. Art weiß nicht, wem er von den ermittelnden Kollegen wirklich trauen kann und tut sich schwer damit, alle Puzzleteile zur Lösung des komplexen Falles zusammenzutragen.
Als endlich klar wird, wer hinter allem steckt, sind Art und Nele schon selbst in tödliche Gefahr geraten.
Was mich immer so absolut bei den Thrillern von Marc Raabe beeindruckt ist, dass sie von der ersten Seite an super spannend und richtige Pageturner sind. Obwohl das neue Buch auch wieder recht umfangreich ist, gibt es keine Längen, dafür aber immer wieder unerwartete Wendungen und mitreißende Szenen.
Außerdem hat Art Meyer, der nach außen gerne den harten Mann gibt, aber eigentlich, bedingt durch seine Vergangenheit, äußerst verletzlich ist, gleich von der ersten Seite des ersten Bandes mein Herz im Sturm erobert.
Seine Kollegin Nele gefiel mir ebenfalls sehr gut in diesem Band, deren Zerrissenheit zwischen Mutterrolle und Karrierewunsch absolut glaubhaft dargestellt wird.
Für mich wieder ein tolles Buch, das ich in einem Rutsch durchlesen musste. Ich fiebere auf jeden Fall wieder der Fortsetzung entgegen.

Bewertung vom 26.04.2025
Die Bucht
Webb, Liz

Die Bucht


sehr gut

Gruseliger Inselkrimi
Liz Webbs Buch „Die Bucht“ ist ein richtig schöner gruseliger Inselkrimi. Nancy und Calder, die beiden Hauptakteure des Krimis, wollen auf der schottischen Insel Langer einen Neuanfang wagen. Calder stammt ursprünglich von dort, hat aber lange in London gelebt, wo er Nancy kennenlernte. Nach dem Tod von Calders Mutter will das Paar in deren Cottage ziehen und das ruhige und naturnahe Leben dort genießen. Doch Nancy fühlt sich irgendwie in der Dorfgemeinschaft, die ein intensives religiöses Miteinander praktiziert, nicht wohl. Besonders Arran, der Geistliche der Gemeinde macht ihr fast schon Angst. Als dann Calder in einer stürmischen Nacht beinahe ertrinkt und erst nach einer spektakulären Rettungsaktion überlebt, spitzen sich die Ereignisse zu. Wem kann Nancy überhaupt noch trauen? Wird sie nun für den One-Night-Stand bestraft, den sie mit Hamish, Calders bestem Freund, hatte? Nancy sieht nur noch einen Ausweg, ihre Flucht von der Insel. Als sich ein Sturm zusammenbraut kommt es zum nervenaufreibenden Showdown.
Leider kommt die Handlung nach meinem Geschmack etwas langsam in Schwung. Die Zeit, die Nancy mit Calder im Krankenhaus verbringt hat auch ihre Längen. Der religiöse Aspekt der Geschichte ist manchmal etwas dick aufgetragen. Ansonsten hat mir der Krimi, besonders in der zweiten Hälfte aber gut gefallen. Den Schluss fand ich sehr spannend. Gut fand ich auch, dass es keine Ermittler im herkömmlichen Sinne gibt. Die Story wird aus der Sicht von Nancy erzählt. Der Lesende muss quasi selbst entscheiden, was an ihren Ängsten real oder Einbildung ist. Das macht für mich den besonderen Reiz des Buches aus.
Das Cover finde ich geheimnisvoll und schön. Farbschnitt ist für mich nicht unbedingt notwendig.

Bewertung vom 23.04.2025
Stromlinien
Frank, Rebekka

Stromlinien


ausgezeichnet

Spannendes Familiendrama
Der Roman „Stromlinien“ ist ein wirklich tolles Buch, in dem eine fesselnde Familiengeschichte erzählt wird, die so spannend ist, dass man den Band kaum aus der Hand legen kann. Dabei steht neben den beiden Zwillingen Enna und Jale zweifellos die atemberaubend schöne Landschaft des Alten Landes mit seinen Elbniederungen im Mittelpunkt des Geschehens.
Enna und Jale warten quasi schon ihr ganzes Leben lang darauf, dass ihre Mutter Alea aus dem auf einer kleinen Elbinsel liegenden Frauengefängnis entlassen wird. Weshalb sie dort einsitzt und wer ihr Vater ist, wissen die beiden Mädchen nicht, die von ihrer wortkargen Großmutter aufgezogen werden.
Als aber Alea an ihrem Entlassungstag nicht auftaucht und auch Jale plötzlich verschwunden ist, startet die verzweifelte Enna eine aufreibende Suche nach beiden, bei der sie endlich die Familiengeheimnisse aufklärt und auch zu sich selbst findet.
Rebekka Frank hat mich mit ihrem neuen Roman wirklich beeindruckt. Startet ihr Roman zunächst etwas spröde, gewinnt er jedoch schnell an Fahrt und Spannung. Genossen habe ich aber auch die wundervollen Landschaftsbeschreibungen, vor allem im Rahmen von Ennas Flussfahrten mit ihrem Boot „Sturmhöhe“.
Dass die Autorin für ihr Buch so manche Anleihe an real passierten Ereignissen nimmt, lässt für mich die so tiefgründige Familiengeschichte sehr authentisch wirken. Es hätte sich alles so tatsächlich ereignen können. Überzeugend schlüpft die Verfasserin in die Perspektive der heranwachsenden Enna. Sehr emphatisch beschreibt sie deren Gefühlswelt.
Meine Lieblingsfigur des Romans ist allerdings die knurrige Oma Ehmi, die doch das Herz am rechten Fleck hat und sowohl für ihre Tochter, als auch für ihre Enkeltöchter der Fels in der Brandung ist.
Für mich ist „Stromlinien“ ein stimmiges Familiendrama, das ich auf jeden Fall zur Lektüre nur empfehlen kann.

Bewertung vom 21.04.2025
Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2
Piontek, Sia

Der Wolf im dunklen Wald / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Überzeugender 2. Band
Gespannt habe ich auf den Fortsetzungsband von Sia Pionteks Krimi-Reihe aus dem Wendland gewartet. Schon den ersten Band der Serie habe ich nicht zuletzt wegen seiner so stimmigen Atmosphäre sehr gerne gelesen. „Der Wolf im dunklen Wald“ ist eine würdige Fortsetzung die dem Auftaktband „Die Sehenden und die Toten“ an Spannung keineswegs nachsteht.
Carla Seidel hat dieses Mal einen Mord aufzuklären, der sich im Rahmen einer Jagd ereignet. Der Ermordete war durch seine großspurige Art alles andere als beliebt. Es gibt also jede Menge Tatverdächtige. Als ein zweiter Mord in Kiel geschieht, der mit dem ersten Verbrechen in Zusammenhang steht, fehlt zunächst aber ein einleuchtendes Motiv.
Carla gerät immer mehr unter Druck und hat deshalb wieder gegen ihre alten Dämonen zu kämpfen. Erst spät entdeckt sie, dass die Gründe für die Taten in der Vergangenheit liegen. Einen dritten Mord kann sie deshalb nicht verhindern. Außerdem macht sie sich um ihre Tochter Lana Sorgen, die heimlich zu ihrem Vater Kontakt aufgenommen hat. Carla ist vor ihm geflohen, da er sie misshandelt und gequält hat. Deshalb will die Ermittlerin Lana von ihm fernhalten.
Für mich ist „Der Wolf im dunklen Wald“ wieder eine sehr gelungene Mischung aus spannendem Kriminalfall und interessantem Privatleben einer Polizistin.
Das Buch kommt auch ohne übermäßige Brutalität aus, sondern erzeugt Spannung durch atmosphärische Beschreibung. Carla ist für mich eine absolut sympathische Protagonistin, mit Ecken und Kanten, die auch Fehler macht. Meine Erwartungen an den Krimi wurden voll erfüllt und auch den hoffentlich geplanten dritten Band werde ich sicherlich lesen.
Das Cover gefällt mir ausnehmend gut, nicht nur weil es dem des ersten Bandes ähnelt und somit einen Wiedererkennungseffekt hat, sondern weil es die Waldstimmung so wunderschön wiedergibt.