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Bewertungen
Insgesamt 205 BewertungenBewertung vom 18.04.2025 | ||
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Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken Eigentlich will ich sowas gar nicht lesen: eine autofiktionale Geschichte voller Leid. Aber bei Sarah Lorenz ist das tatsächlich sehr gut gelungen. Es wird hier mehr Leid und Suche nach Liebe und Glück beschrieben, als in einem Leben vorkommen sollte, aber es wird nie schwermütig oder gar weinerlich, sondern es schwingt immer eine gewisse Zuversicht und Optimismus mit. Die Erzählerin hat dabei eine bewundernswerte Weitsicht auf ihre Erlebnis und Mitmenschen. Diese gewisse nie unangemessene Leichtigkeit spiegelt sich auch in der Sprache. Sehr modern, mit eigener Note, aber immer gut lesbar. |
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Bewertung vom 26.07.2024 | ||
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Anfangs hat man bei Alina Bronskys neuem Roman "Pi mal Daumen" vielleicht das Gefühl, dass diese Geschichte der zwei gegensätzlichen Charaktere Oscar und Rosa etwas einfach und schnell auserzählt ist, aber das ist nicht so. Die Figuren waren mir am Anfang zu überzeichnet, wuchsen mir aber mit der Zeit dann trotzdem richtig ans Herz. Rosa, Oscar und auch Linus hätte ich gerne noch weiter durchs Leben begleitet. |
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Bewertung vom 15.07.2024 | ||
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Wie schon in ihrem Debut "Otto" widmet sich Dana von Suffrin auch in "Nochmal von vorne" einer dysfunktionalen, traumatisierten deutsch-(ost)jüdischen Familie. Das ist oft schwarz-humorig, bohrt in Abgründen ohne immer Antworten zu haben. Das Buch hat wenig Handlung, beleuchtet in Rückblenden das Familienleben mit all seinen Abgründen. Und obwohl das Buch durchaus Potential zu einer sehr dunklen Lektüre hat, wird es nicht dauerhaft düster. Die Ich-Erzählerin Rosa vermittelt immer die Hoffnung, zwar nicht auf eine strahlende Zukunft, aber darauf, irgendwie mit diesem Leben und all seinem Ballast zurecht zu kommen. |
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Bewertung vom 10.01.2024 | ||
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Ein gelungenes Jugendbuch (ab ca. 11 Jahren), das nicht nur das Thema Umzug in eine fremde Umgebung sensibel umsetzt, sondern auch das Thema Polen gelungen behandelt. Beide Themen werden von der Autorin Antje Bones nicht zum Exzess ausgeschlachtet, so geht es beim Thema Polen nicht wirklich in die Tiefe, aber das wäre hier auch zu viel. Stattdessen auch viel Alltag einer Zwölfjährigen mit Schule, Familie, Freundschaften, aber halt mit Polen-Hintergrund. Die Ich-Erzählerin lässt dabei aber auch immer tief in ihre aufgewühlte Gefühlswelt blicken nach dem Umzug in ein fremdes Land mit neuer Sprache. |
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Bewertung vom 08.12.2023 | ||
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Die Autorin behandelt die Nachkriegszeit nicht plakativ - Themen wie Kriegsversehrtheit, die Nazi-Vergangenheit und Armut werden zwar erwähnt, stehen aber gleichberechtigt mit der eigentlichen Geschichte der Jugendlichen Betty und ihrer Mutter Edith. Über die Vergangenheit wird meist nicht gesprochen - das bezieht sich nicht nur auf die Nazi-Vergangenheit, sondern auch auf die Beziehungsgeflechte im norddeutschen Dorf, in dem die beiden Leben. Um so interessanter für Betty und die Lesenden, was die verschrobene Guste zu erzählen hat. Was ist hier Fakt und was Fiktiv - das bleibt lange offen. Das passt auch zum dritten großen Thema des Romans: Aberglaube. Vermeintliche Heilsbringer stehen bei vielen hoch im Kurs - eine Fortsetzung der Versprechen der Nazis und gleichzeitig Hoffnung in trüben Zeiten. Dennoch etwas, das ich noch nie als Thema speziell für die Nachkriegszeit auf dem Schirm hatte. |
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Bewertung vom 23.09.2023 | ||
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Eine heitere Sommerlektüre war "Nachts erzähle ich dir alles" für mich nicht. Der Flair der Côte d’Azur im Sommer kam gut rüber, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Die eigentliche Geschichte kommt aber leider ziemlich erwartbar daher und lässt bei der Hauptfigur Léa kaum ein Klischee der modernen Großstadtfrau aus. Dabei greift Autorin Anika Landsteiner diverse ernste Themen auf, die der Klappentext allesamt verschweigt, weswegen ich hier auch nicht spoilern möchte. Die Umsetzung fand ich mittelmäßig gelungen. Bei einem Thema mutete es zu belehrend an, sonst bleibt es meist eher oberflächlich - insgesamt kommt es zu keinen Lösungen. Muss es ja auch nicht immer, aber vielleicht wenigstens bei einzelnen Themen. 1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 21.09.2023 | ||
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Claire Daverley erzählt in "Vom Ende der Nacht" eine Liebesgeschichte der leisen Töne. Die Geschichte von Rosie und Will wird beginnend von der Schulabschlussklasse bis hinein in ihre 30'er ruhig erzählt, für mich zu ruhig, aber anderen Lesenden wird das bestimmt gefallen. Die eigentliche Handlung ist trotz mehrerer Schicksalsschläge, die die beiden ereilen, überschaubar. Die Charaktere sind stereotyp und überraschen nie. Glücklich ist in diesem Buch niemand - die Traurigkeit, mit der beide leben, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Für mich blieben alle Figuren auf Distanz, vor allem Rosie und ihre Entscheidungen konnte ich schlecht nachvollziehen. |
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Bewertung vom 30.08.2023 | ||
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Friedemann Karigs Buch passt gut zu seiner lügnerischen, unzuverlässigen Erzählerin, bei der man nie weiß, woran man ist. Ihre Lügen sind nie so hahnebüchend, dass sie offensichtlich sind, sondern immer an der Grenze zu noch glaubhafter Erzählung. Man ist also die ganze Zeit im Ungewissen, was nun Wahrheit ist und was Lüge (im Zweifelsfall alles?). |
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Bewertung vom 23.08.2023 | ||
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Die Geschichte von Marie und Tom hat durchaus Gehalt, wenngleich sie leider auch oft ins Plakative abgleitet. Tarkan Bagci beschreibt in "Heartbreak" toxische Eltern-erwachsenes-Kind-Beziehung, Depression, Panikattacken, Ghosting, toxische Männlichkeit und allerlei andere Themen, über die auch sonst mal mehr und mal weniger gern geredet wird. Die Aufdeckung all dieser Abgründe nimmt im Buch dann mehr Raum ein als die (sehr übersichtliche) eigentliche Handlung, was aber echt OK ist. Obwohl so viele eher ernste Themen angeschnitten werden, wird es nie zu düster. Gleichzeitig wird der Autor den ernsten Themen trotz bzw. im Rahmen der Kürze gerecht. |
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Bewertung vom 14.08.2023 | ||
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In "Das Pferd im Brunnen" berichtet Valery Tscheplanowa episodenhaft aus vier Generationen Familien- und Frauenleben. Die Frauen der Familie - allen voran die Urgroßmutter und die Großmutter - trotzen dem Sowjet-Kommunismus und den anderen Beschwerlichkeiten des Lebens, packen ohne lange zu zaudern an, um sich und die Familie durch zu bringen. Männer sind hier nur kurze Nebendarsteller und glänzen eher durch Abwesenheit. Wir lernen die Frauen in den einzelnen Momentaufnahmen gut kennen; erfahren neben ihrer Tatkräftigkeit auch von (meist unerfüllt bleibenden) Chancen und Träumen, Konflikten und Schuld. Ein intimer Einblick in diese Leben. Das ganze sehr bildhaft mit nie langweilig werdenden Detailbeschreibungen. |
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