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Marie aus E.

Bewertungen

Insgesamt 830 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2025
FREI - Bester Sommer (FREI 1)
Welk, Sarah

FREI - Bester Sommer (FREI 1)


gut

Sarah Welk ist für für mich ein Tausendsassa unter den Kinderbuchautorinnen.
Egal, was ich bis jetzt von ihr gelesen habe, sie hat mich immer überzeugt.
Eingestiegen bin ich mit der kleinen Tochter in "Ziemlich beste Schwestern", dann kam die "...mit Opa" Reihe und dann die Sachbücher zu Demokratie und Nachrichten.
Jetzt also ein Jugendbuch - und vielleicht liegt es auch daran, dass meine Messlatte bei Sarah Welk einfach richtig hoch liegt: aber so ganz begeistert wie sonst bin ich diesmal nicht.

Es geht um Joshua, 14 Jahre und ständig auf dem Sprung. Seine Mutter ist Künstlerin und nie lange an einem Ort. Joshua war schon gefühlt überall, an allen tollen Orten. Aber jetzt geht es nach...Rottloch. Ja, Rottloch ist genauso, wie es klingt. Ein kleines Nest im Nirgendwo.

Die Schule fährt moderne pädagogische Ansätze und gleich zum Start geht es in die Projektwoche. Gemeinsam mit ein paar Klassenkamerad*innen zum Überlebenstraining in den Wald. O.k., jetzt nicht ganz krass, Nahrung und Unterkunft ist vorhanden, aber mit langen Tagesetappen und eben alleine im Wald.

Da gibt es mehr Hindernisse als gedacht und die Gruppe entwickelt sich auch anders als erwartet.

Das war alles schön zu lesen und die Sprache fand ich richtig gut gewählt, passt zur Zielgruppe. Aber das ganz gewisse Etwas an Witz und Spannung und Entwicklung, das hat mir hier gefehlt. Ich habe keine echte Nähe zu den Figuren aufbauen können.
Es ist ein Reihenauftakt - vielleicht wird es noch!

Bewertung vom 03.02.2025
Mord im Himmelreich
Winkelmann, Andreas

Mord im Himmelreich


gut

Björn Kupernikus urlaubt mit seinem Uralt-Camper auf dem idyllischen Campingplatz Himmelreich. Doch statt einfach nur ein Käffchen nach dem anderen - frisch gebrüht aus seiner erlesenen Kaffeebohnensammlung - zu genießen muss er gleich einen Hund retten.
Damit nicht genug - das SUP, auf dem der Hund am See ausgesetzt wurde, hat auf der Unterseite eine Leiche verborgen!

Kupernikus lernt die ortsansässige Künstlerin Annabelle kennen und zusammen stürzen sie sich als Hobbykommissare in die Verbrechensaufklärung.

Das ist ein Cosy Camping Crime und dementsprechend gemütlich geht es zu.
Den angekündigten Humor konnte ich für mich nicht so recht finden und die Figuren wie beispielsweise die überdrehte Künstlerin im Dauerfrohsinn und der unfähige Polizist waren mir oft zu viel des Guten.

Wirklich spannend war es auch nicht, aber das muss es in dem Genre auch nicht, das lebt vom Drumherum (finde ich).
Das Campingplatzambiente hat mir auch gut gefallen, den Campingplatz würde ich auch gerne besuchen.

Mein Fazit: hat noch Luft nach oben, für einen Campingurlaub aber eine feine Lektüre.

Bewertung vom 01.02.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


ausgezeichnet

Aoife wird heiraten und ihre Freundinnen feiern den Junggesellinnenabschied in Spanien. Eine traumhafte Villa für ein Wochenende, ein perfekt ausgearbeitetes Programm der ersten Brautjungfer und reichlich Alkohol. Ein spaßiges Wochenende erwarten die Freundinnen.

Tja. Dann geschieht das nackte Grauen, Aoife wird ermordert.

Drei Jahre später reisen die Freundinnen erneut nach Spanien, um Aoife zu gedenken.
Dani, eine der Mädels, möchte allerdings herausfinden, was damals wirklich geschah und Stück für Stück eröffnen sich Abgründe und der vermeintliche Überfall eines Einbrechers erscheint nicht mehr die einzige Tathergangsmöglichkeit zu sein.

Anfangs fand ich das Buch ja sehr vorhersehbar, für mich war schon nach wenigen Seiten alles klar. Nichtsdestotrotz hat das Buch einen stetig ansteigenden Spannungsbogen, der mich richtig gefesselt hat - obwohl für mich alles klar schien. Ob mein erster Eindruck richtig lag, das werde ich hier natürlich nicht spoilern.

Ich fand die Beschreibung der jungen Frauen und ihre Beziehung zur Braut sehr gelungen. Ich mochte sie zwar nicht alle, aber vor meinem Leseauge waren sie alle real.
Was ich auch super fand, das war die Beschreibung des Partyortes in Spanien samt der Junggesellinenabschiedspartys. Eine andere Welt, eine ganz eigene Konsumsparte, die sich so gar nicht kannte. Keine Ahnung, ob das in dem Ausmaß nur für Großbritannien so üblich ist oder auch bei uns hier in Deutschland und ich nur aus einer anderen Generation komme? Auf jeden Fall sehr interessant (und befremdlich) für mich.

Ich fand das Buch richtig spannend und das "Drumherum" auch sehr gelungen.
In die beschriebene Ecke Spaniens zieht es mich allerdings nun so gar nicht mehr...

Bewertung vom 26.01.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Hannes und Polina, beide Einzelkinder mit alleinerziehender Mutter, wachsen als Kinder fast gemeinsam auf. Sie verbringen so viel Zeit miteinander und sind mehr als Freunde, eher Seelenverwandte, obwohl sie komplett unterschiedlich sind.
Die Überschrift "Hast du Tollkraut gegessen?" ist ein Insider zwischen Hannes und Polina. Polina verwendet die Frage anstatt "ja", wenn sie mit Hannes zusammen ist.
Als er vierzehn ist, verliebt sich Hannes Prager in Polina. Aber sie kommen nicht zusammen und Hannes Leben wird vom plötzlichen Tod der Mutter völlig auf den Kopf gestellt. Er verliert alles, was ihm wichtig war.

Hinter diesem Rahmen verbirgt sich eine ganz große Liebesgeschichte, die von Tragik geprägt ist.
Würger schafft es, mit wunderschönen Sätzen sofort eine Nähe zu all seine Charakteren (und es gibt so viele wunderbare Charaktere in dem Buch!) entstehen zu lassen. Obwohl die Figuren alle nicht auf der Sonnenseite des Lebens gelandet sind (so auf den ersten Blick) haben sie in Hannes und Polinas Kindheit einander, auch die Erwachsenen und sind mit dem Leben im Augenblick zufrieden.
Beim Lesen habe ich die Wärme dieser Momente gespürt, das kleine Glück.

Sehr gut gefallen hat mir der Schreibstil insgesamt, die Beschreibung der Charaktere. Etwa wenn jemand sich gerade von einem Herzinfarkt erholt und "versuchte, eine ruhigere Kugel zu schieben. Er aß weniger Weingummi und machte sonst alles wie immer".

Gegen Ende nimmt das Buch dann mal eine ins kitschige gehende Wendung, das hat für mich nicht zur sonstigen Handlung gepasst. Der Buchabschluss war dann aber wieder passend und insgesamt ist es einfach ein ganz und gar wunderbares Buch, das das Herz berührt.

Bewertung vom 22.01.2025
Wie man einen Bammel auf Hosentaschengröße schrumpft
Sonneson, Josefine

Wie man einen Bammel auf Hosentaschengröße schrumpft


ausgezeichnet

Elli und Jaro sind beste Freunde, für immer und ewig.
Praktischerweise wohnen sie im selben Haus - und haben jetzt auch noch ein gemeinsames Ziel! Sie wollen ihre Angst, also den Bammel besiegen oder zumindest auf Hosentaschengröße schrumpfen.
Keine Angst mehr vor Wasser und auch nicht vor Hunden.
Und wie das immer so ist: schlaue Ratschläge dem anderen geben, das ist kein Problem.
Aber die eigenen Ängste angehen? Puh!

Als dann noch ein Mädchen ins Haus einzieht und die eingespielten Zweiersymbiose gehörig ins Schwanken bringt, da wird es endgültig turbulent.

Es hat mir riesigen Spaß gemacht, das Hörbuch zu hören. Die Sprecherin hat das Buch so lebendig vorgetragen, dass ich mich da richtig hineinbeamen konnte.
Ich habe mich wieder wie damals gefühlt, als Kind und die Verlustängste, Eifersucht, die alles umfassenden Freundschaftsgefühle voll nachvollzogen. Aber auch, wie es sich anfühlt, Angst zu haben und man alles versucht, sich dem nicht auszusetzen.
Das war so gut beschrieben bzw. erzählt.

Zudem war es auch noch lustig - also keine traurig machende Geschichte, nein, gar nicht.

Ich mochte auch, wie im Buch mit Fehlern umgegangen wird und dass ganz selbstverständlich Familienformen außerhalb des klassischen Mutter/Vater/Kind-Musters gelebt werden.

Ach, ich mag einfach alles an dem Buch!

Bewertung vom 17.01.2025
Das Fest
Fricke, Lucy

Das Fest


sehr gut

Jakob wird 50. Und wie das so ist, das ist ein Geburtstag, der mit aller größter Wahrscheinlichkeit markiert, das die bisherigen Jahre mehr sind als die noch verbleibenden. Jakob beutelt es angesichts des Tages sehr. Karriere vorbei, Körper verfällt zunehmend und auch in der Liebe ist Flaute.
Dabei war er einmal ein gefeierter Filmregisseur. Nach feiern ist ihm jedenfalls nicht zumute.
Aber er hat nicht mit seiner Freundin Ellen gerechnet - die organisiert ihm einen Geburtstag, den er so schnell nicht vergessen wird.

O.k., Jakob ist sehr begriffsstutzig, denn er wundert sehr, wie viele Menschen aus der Vergangenheit er an seinem Ehrentag so ganz spontan trifft.
Aber das macht nichts, wir lernen ihn und sein Leben jedenfalls dadurch richtig gut kennen.
Ein bewegtes Leben mit Einschnitten, die prägend sind, immer noch.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und es hat mir gut gefallen.
Die Sprecherin Bettina Hoppe hat ihren Job richtig gut gemacht, ich habe ihr so gerne zugehört.

Und Jakob und sein Leben in all der Bandbreite, sein melancholischer Gemütszustand und die Entwicklungen, die das Buch nimmt - ebenfalls weiterempfehlenswert.

Bewertung vom 17.01.2025
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


sehr gut

Ich mag ja schon alle Cover der bislang dreibändigen Polarkreis-Krimi-Reihe.
Aber natürlich bin ich vom Inhalt genauso angetan.

Jetzt also schon Band drei um das Ermittlerteam Hanna und Daniel.

Dieses Mal beschäftigt die Beiden ein Mord in einem Bergdorf, das von Skifahren im Winter besucht wird.
Charlotte Wretlind, eine sehr erfolgreiche Geschäftsfrau und Immobilienentwicklerin hat ein neues Projekt. Sie will ein altes Hotel abreißen und ein mondänes Luxushotel stattdessen errichten.
Die Anwohner sind komplett dagegen und Charlottes Beliebtheitsskala hat noch viel Luft nach oben, um es einmal vorsichtig zu formulieren.
Dann wird sie ermordet aufgefunden.

Ich mag das Polarkreis-Setting, ich finde, die Atmosphäre kommt auch in Band drei wieder sehr gut beim Lesenden an.
Außerdem mag ich Hanna und Daniel. Ihr Privatleben und ihre Beziehung zueinander bekommt viel Raum und hat eine eigene Dynamik und hat auch einen guten Anteil daran, dass ich die Reihe so mag.

Der eigentliche Kriminalfall ist eher bedächtig und hat jetzt nicht mit 100% Spannung aufgewartet.
In Summe geht die Formel aber prima auf:
Kriminalfall + Charaktere + Umgebung = sehr gute Krimiunterhaltung.

Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

Bewertung vom 15.01.2025
Das Erwachen / Dirty Diana Bd.1
Besser, Jen;Feste, Shana

Das Erwachen / Dirty Diana Bd.1


ausgezeichnet

Diana ist schon länger verheiratet, Mutter einer fünfjährigen Tochter und liebt ihren Mann. Eigentlich. Aber wirklich wohl fühlt sie sich nicht mehr in ihrer Ehe und daran kann auch eine Eheberatung nichts ändern.

Auf einem Flohmarkt entdeckt sie eine Fotografie und erkennt den Künstler. Es ist Jasper, mit dem sie in ihren frühen Erwachsenenjahren zusammen war. Damals war sie noch Künstlerin mit diversen Jobs, um sich über Wasser zu halten. Jetzt hat sie einen soliden Bürojob.

Ihr damaliges Kunstprojekt beinhaltete auch die Dokumentation erotischer Fantasien von verschiedenen Frauen und Diana beschließt, daran anzuknüpfen.

Soweit, so nüchtern.
Das Buch hat es aber in sich. Zum einen gibt es sehr viele explizite Sexszenen (die ich ansonsten immer überspringe, weil sie so fürchterlich langweilig sind; hier war das anders), zum anderen sind es auch spannende Themen darum herum.
Langzeitbeziehungen und schwindende Anziehungskraft, die Kraft von Frauenfreundschaften (ganz großartig hier) und auch Freundschaften zwischen Männern und Frauen, Mut, Verrücktheit, aber auch der Umgang mit Zurückweisungen, Alltag, Unzufriedenheit.

Super Mischung - spannend, spicy, empowernd.

Bewertung vom 15.01.2025
Ein anderes Leben
Peters, Caroline

Ein anderes Leben


gut

Caroline Peters mag ich als Schauspielerin sehr gerne und war gespannt auf ihren Buch-Erstling.

Wie selbstverständlich bin ich davon ausgegangen, dass Hanna, die Mutter im Buch, Carolin Peters Mutter ist. Und habe mit offenem Mund gelesen. Denn Hanna pfeift auf Konventionen. Sie hat nacheinander drei ihrer Studienkollegen geheiratet und mit jedem eine Tochter bekommen. Dadurch wurde sie zwangsläufig in die Mutter- und Ehefrauschublade gesteckt.
Obwohl Hanna promoviert hat, berufstätig war und stark der Kunst des Osten zugewandt und schreiben wollte. Es half nichts, im bürgerlichen Umfeld der 70er war da nichts zu wollen. Hanna musste die ihr kraft Geschlechts zugewiesene Rolle ausführen.

Wie sie sich kleine Fluchtinseln schaffte - etwa die geniale Lösung zur Mittagessensproblematik - das war amüsant zu lesen, aber auch hart. Denn dass Hanna nicht glücklich war, das las man aus jeder Zeile.

Bzw. hörte man, vielmehr ich. Ich habe nämlich die Hörbuch-Variante genossen. Carolin Peters füllt auch diese Rolle sehr souverän aus, ich habe ihr gerne zugehört.

Die Autorinnen-Rolle hingegen - so richtig warm bin ich mit dem Buch nicht geworden. Vielleicht weil ich der Hauptperson so ambivalent gegenüber stand: einerseits habe ich sehr mit ihr gelitten, andererseits mit ihren Kindern. Die Armen, das dachte ich ständig. Absurderweise nicht bei den ebenfalls abwesenden Vätern, das verursacht mir bezüglich der eigenen Haltung natürlich Unbehagen.

Hanna ist übrigens nicht Petersens Mutter, es ist kein autobiografischer Roman. Es gibt zwar Parallelen, aber das war es auch schon.

Bewertung vom 10.01.2025
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Constanze hat sich von ihrem Freund getrennt und brauchte kurzfristig eine Wohnung. Für den Übergang fand sie in einer WG ein Zimmer.
Die vermeintliche Übergangslösung wird jedoch zunehmend mehr von den Beziehungen der WG-ler untereinander geprägt. Was als Zweckgemeinschaft begann, wird bald mehr.

Es wohnen:
Jörg, Eigentümer der Wohnung und durch die Untervermietungen an das nötige Geld für eine langersehnte Reise kommend
Anke, mittelalte Schauspielerin und ob ihres Alters zunehmend weniger angefragt und von Existenzängsten geplagt
Murat, lebenslustiger Sonnyboy mit Schrebergartenliebe
und eben Constanze.

Durch Constanze bekommt das eingespielte Gefüge auf einmal einen Schubs, es verändert sich etwas im WG-Beziehungsgeflecht.
Und alle fühlen sich füreinander verantwortlich - das war so schön zu lesen.
Überhaupt das WG-Modell für mittelalte bis ältere Menschen, nicht mehr als Sparmodell der Jugend, sondern irgendwann ein bewusstes Zusammenleben, auch wenn ursprünglich jede*r andere Motive für den Einzug hatte.

Das Buch ist ein Buch der leisen Töne. Und der sehr schönen Töne. Es zeigt, wie jede*r einzelne die Welt eben doch ein kleines bisschen besser machen kann und sei es auch nur für einen einzigen Menschen.
Ich habe das Lesen genossen - obwohl es so viele auch traurige Momente gab.

Ich mag Isabel Bogdans Bücher ohnehin sehr - und jedes ist wieder so anders. Gemeinsam haben sie, dass sie alle gut sind. Dieses ganz besonders.