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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nina
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 05.07.2025
Himmel ohne Ende
Engelmann, Julia

Himmel ohne Ende


ausgezeichnet

Ein bisschen Charlie

Charlie ist fünfzehn und in ihrem Leben fühlt sich gerade alles schwer an. Die beste Freundin wendet sich plötzlich dem beliebtesten Mädchen der Klasse zu. In der Schule spürt sie nur Ablehnung. Und zu Hause sitzt ein neuer Freund ihrer Mutter, mit dem Charlie so gar nichts anfangen kann. Bis ein neuer Junge in ihre Klasse kommt, der sie anders behandelt als alle anderen. Bei ihm wird es ein kleines bisschen heller.

Julia Engelmann gelingt es, diesen inneren Ausnahmezustand des Jugendalters mit unfassbarer Nähe und Genauigkeit zu erzählen. Man spürt diesen typischen Fünfzehnjährigen-Kopf, der immer gleichzeitig überall und nirgends ist. Ich habe mich an vielen Stellen ertappt gefühlt, habe geschmunzelt, weil ich gemerkt habe, dass ich längst zu der Erwachsenen geworden bin, wie Charlie sie beobachtet. Und ich habe mich erinnert an das eigene Gefühl von damals.

Besonders berührend waren für mich die kleinen, schönen Begegnungen. Die Gespräche mit der Oma. Die Szenen mit Pommes. Es ist ein ruhiges Buch, aber mit großer emotionaler Kraft. Es geht um neue Freundschaften, um alte, die sich verändern, um den Schmerz, sich selbst finden zu müssen, ohne zu wissen, wo man suchen soll. Auch Themen wie das Sterben und das Älterwerden tauchen auf, fein eingewoben in Charlies Gedankenwelt. Es war das erste Mal seit Langem, dass ich beim Lesen Tränen in den Augen hatte. Nicht, weil es dramatisch war, sondern weil ich mich Charlie so nah gefühlt habe. Ein Buch, das mich stolz, berührt und etwas traurig (im positiven Sinne) zurücklässt.

Bewertung vom 11.06.2025
Im Leben nebenan
Sauer, Anne

Im Leben nebenan


ausgezeichnet

Zwischen zwei Leben

Toni lebt mit ihrem Freund in einer Stadtwohnung, ist eigentlich zufrieden, irgendwie angekommen. Doch als sie eines Tages aufwacht, ist alles anders. Sie ist Antonia, ist Mutter, lebt mit ihrer Jugendliebe verheiratet im Heimatdorf. Zwei Lebensrealitäten, die kaum gegensätzlicher sein könnten und doch beide irgendwie möglich.

Anne Sauer erzählt diese stille, emotionale Geschichte mit einer angenehmen Ruhe und großer Nähe zur Protagonistin. Ihr Schreibstil ist clever, die wechselnden Perspektiven zwischen Toni/Antonia und ihrer Ich-Stimme geben der Geschichte Tiefe. Besonders berührt haben mich die schwierigen Themen, die ganz selbstverständlich ihren Platz finden: unerfüllter Kinderwunsch, Fehlgeburt, das Ringen um Entscheidungen, die man nie wirklich leicht treffen kann.

Gerade wenn man selbst zwischen Stadt und Heimat, Familie und Selbstverwirklichung hin- und hergerissen ist, fühlt sich dieses Buch fast persönlich an. Ich habe mich in der Protagonistin oft wiedergefunden mit ihren Alltagszweifeln, Sehnsüchten und großen Fragen. Ein feinfühlig erzählter Roman, der unaufgeregt, aber nachhaltig bewegt.

Bewertung vom 22.05.2025
Peace, Moms
Weigert, Evelyn

Peace, Moms


sehr gut

Zwischen Schlafmangel und Familienwahnsinn

Wer Evelyn Weigert aus den Medien kennt, weiß, was einen erwartet: eine ordentliche Portion Schnauze, Humor, Denglisch und keine Angst vor Tabus. Genau das liefert auch ihr Buch Peace, Moms. In locker erzählten, kurzweiligen Kapiteln spricht sie über ihr Leben als Mutter von zwei kleinen Kindern. Ehrlich, ungefiltert und mit jeder Menge Alltagschaos.

Es fühlt sich an, als würde sie direkt mit uns Lesenden sprechen. Zwischen lustigen Anekdoten, peinlichen Situationen und ekligen Kinder-Momenten (Stichwort: angekaute Apfelspalten unter den Socken) bleibt sie immer authentisch. Manchmal fragt man sich zwar, wie viel Selbstironie noch cool ist (leere Kondomverpackung zwischen den Unterlagen beim Steuerberater?), aber genau das macht auch ihren Stil aus: Sie macht sich verletzlich, zeigt Fehler, reflektiert offen und schafft dadurch Nähe.

Auch wenn ich selbst keine Mom bin, fand ich den Einblick in dieses moderne Familienleben ohne permanente Großeltern-Unterstützung spannend, unterhaltsam und stellenweise berührend. Peace, Moms ist kein Ratgeber, kein Hochglanz-Mutterbild, sondern eine laute, ehrliche Einladung, sich selbst und andere Eltern etwas weniger zu verurteilen. Ein Buch, das sagt: Es ist okay, wenn’s chaotisch ist. Hauptsache, man hält zusammen.

Bewertung vom 19.05.2025
Hello Baby
Eui-kyung, Kim

Hello Baby


ausgezeichnet

Stille Schicksale

Ein stilles, schweres Buch über ein lautes, oft verschwiegenes Thema: den unerfüllten Kinderwunsch. In Hello Baby lässt Kim Eui-kyung mehrere Frauen zu Wort kommen, die sich alle in der gleichen Kinderwunschklinik in Seoul behandeln lassen. Verbunden sind sie über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe, die dem Roman seinen Titel gibt. Jede der Frauen bringt ihre eigene Geschichte, ihre eigene Hoffnung, ihr eigenes Scheitern mit, und gemeinsam fügen sie sich zu einem vielschichtigen, berührenden Bild weiblicher Verletzlichkeit und Stärke.

Die Autorin erzählt zurückhaltend, mit wenig wörtlicher Rede, aber umso mehr Schmerz zwischen den Zeilen. Der Großteil des Romans spielt in der Klinik selbst, mit vielen Einblicken in die körperlichen und seelischen Abläufe rund um die IVF-Behandlung. Was zunächst wie eine stille literarischere Erzählung wirkt, gewinnt gegen Ende überraschend an Tempo, mit einem Hauch Thriller, der das zuvor so introspektive Geschehen in ein neues Licht rückt.

Hello Baby ist ein Chor aus Stimmen, die selten gehört werden. Die Frauen darin sind unterschiedlich, ihre Erfahrungen individuell, und doch verbindet sie etwas sehr Grundsätzliches. Ein ruhiger, fein beobachteter Roman, der bleibt.

Bewertung vom 09.12.2024
Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
Brüggemann, Anna

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen


ausgezeichnet

Intensive Familiendynamik

Das Buch hat mich mit seinen präzise gezeichneten Figuren und der emotionalen Tiefe sehr beeindruckt. Es begleitet die Familie um Regina und ihre beiden Töchter Wanda und Antonia über drei Jahrzehnte hinweg und zeigt, wie Erwartungen, Konflikte und persönliche Entscheidungen das Leben aller Beteiligten prägen.

Besonders gelungen ist die Darstellung der Charaktere: Jede Figur wirkt lebendig und glaubwürdig. Ihre Entscheidungen und Entwicklungen sind oft schmerzlich, aber immer nachvollziehbar. Der ruhige, klare Schreibstil lässt Raum, die feinen Nuancen der Beziehungen und die Familiendynamik über die Jahre zu erfassen.

Ein eindringliches und klug erzähltes Buch von Schauspielerin und Drehbuchautorin Anna Brüggemann, das ich für alle empfehlen kann, die psychologisch tiefgründige und charakterstarke Geschichten schätzen.

Bewertung vom 12.11.2024
Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
La Sala, Ryan

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars


weniger gut

Geheimnisvoll, aber holprig

Mars, der genderfluid ist, verliert die Zwillingsschwester Caroline unter mysteriösen Umständen. Um Antworten zu finden, reist Mars ins Sommercamp Aspen, wo Caroline ihre letzten Sommer verbracht hat. Dort trifft Mars auf Carolines Freundinnen, die „Honeys“, und stößt auf verwirrende und erschreckende Geheimnisse, die Carolines Tod in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen.

Obwohl die Prämisse spannend klingt, konnte mich das Buch leider nicht überzeugen. Der größte Minuspunkt ist die holprige Übersetzung – ungewohnte Wörter, seltsame Wortkombinationen und eine schwerfällige Satzstruktur erschweren den Lesefluss erheblich. Auch nach 80 Seiten war ich nicht in der Story angekommen, und die Charaktere blieben für mich farblos und wenig greifbar.

Das Genre ist schwer einzuordnen, da das Buch Elemente aus Romance, Horror und Mystery mischt, ohne klaren Fokus. Lediglich das farbenfrohe Cover und der Buchschnitt sind schön gestaltet und hatten mich neugierig gemacht. Inhaltlich jedoch ein durchwachsenes Leseerlebnis.

Bewertung vom 23.09.2024
Die Kunst der Hexerei
Panhans, Iris

Die Kunst der Hexerei


ausgezeichnet

Herbstliche Hexenstimmung

Ich habe Die Kunst der Hexerei gelesen, weil es sich schön in den herbstlichen Halloween-Vibe einfügt. Für mich war das Buch weniger ein Sachbuch/Ratgeber als eher eine unterhaltsame Lektüre. Ich bin keine Hexe und habe auch nicht vor, eine zu werden – im Gegenteil, ich arbeite in der Wissenschaft – aber die stimmungsvolle Gestaltung und die liebevollen Zeichnungen der Autorin haben mich angesprochen. Man merkt, wie viel Herzblut und Zeit der Autorin dort hineingeflossen sind. Großes Kompliment dafür!

Was ich besonders schätze, ist ihre reflektierte Herangehensweise: Die Autorin stellt klar, dass Hexerei keine wissenschaftlich fundierte Praxis ist und nicht als Ersatz für medizinische Behandlungen dienen kann. Diese Abgrenzung fand ich wichtig und erfrischend, denn so wird kein falscher Anspruch erhoben. Das Buch dreht sich viel um Auren, Energien und Manifestation – Begriffe, die für mich eher ins Reich der Fiktion gehören.

Das Buch bietet Spielraum für eigene Interpretationen, was ich gut finde. Es gibt Orientierung und Beispiele, aber keine strikten Vorgaben, wie „moderne Hexerei“ ausgeübt wird. Für jemanden, der Hexerei ernsthaft betreiben will, ist es ein stimmungsvoller Einstieg. Auch wer sich einfach von der magischen Atmosphäre tragen lassen will, wird seinen Spaß damit haben.

Bewertung vom 08.09.2024
Lass die anderen reden
Engelstädter, Vanessa

Lass die anderen reden


sehr gut

Hundehalter im Fokus

Der neue Ratgeber von Vanessa Engelstädter hat mich in vielerlei Hinsicht positiv überrascht, auch wenn er nicht ganz meinen Erwartungen entsprach. Was ich besonders gut fand, sind die wissenschaftlich fundierten Infos, die den Kern des Buches ausmachen. Engelstädter legt großen Wert darauf, aktuelle Erkenntnisse zu vermitteln, und stützt sich dabei auf fundierte Literatur. An verschiedenen Stellen werden Studien zitiert, was dem Buch eine solide Grundlage gibt. Ein echter Pluspunkt in der Masse von Selbsthilferatgebern. Ein kleiner Wermutstropfen ist aber das fehlende Literaturverzeichnis. Zwar wird im Text immer wieder auf Quellen verwiesen, aber ein vollständiges Verzeichnis am Ende hätte das Buch abgerundet und es einfacher gemacht, die verwendeten Studien nachzuvollziehen.

Am meisten überrascht hat mich die unerwartete Ausrichtung des Buches. Als Hundehalterin habe ich ein Buch erwartet, das sich mit Stressabbau und Resilienz bei Mensch UND Hund befasst. Stattdessen liegt der Fokus überraschend stark auf dem Menschen selbst – insbesondere auf den Techniken und Methoden, wie wir als Hundehalter:innen resilienter werden und Stress abbauen können. Zwar ist der Ansatz verständlich, da unsere eigene mentale Verfassung Einfluss auf unseren Umgang mit dem Hund hat, doch hätte ich mir gewünscht, dass der Hund als Thema präsenter wäre. Eventuell wär ihr anderes Buch "Resilienz bei Hunden" passender für mich gewesen oder sinnvoll als Ergänzung.

Insgesamt ist das Buch sehr hilfreich und bietet jede Menge praktische Tipps. Wer offen dafür ist, nicht nur den Hund, sondern vor allem sich selbst als zentralen Faktor im Stressmanagement zu betrachten, wird viel aus diesem Buch mitnehmen können. Eine klare Empfehlung für alle, die an fundiertem Wissen interessiert sind.

Bewertung vom 01.09.2024
Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance / Dream Harbor Bd.1
Gilmore, Laurie

Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance / Dream Harbor Bd.1


gut

Unausgereifte Kleinstadtromantik

Nach einem einschneidenden Erlebnis bei der Arbeit fängt Jeanie noch einmal ganz von vorne an. Sie zieht in das kleine Küstenstädtchen Dream Harbor und übernimmt das süße Pumpkin Spice Café ihrer Tante. Dort lernt sie bald den etwas mürrischen Farmer Logan kennen. Und eine Liebesgeschichte beginnt...

Das Cover und der Farbschnitt haben mich sofort angesprochen - wie herbstlich und schön kann ein Buchlayout sein? Der Einstieg in das Buch war vielversprechend, die Herbststimmung war da. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Jeanie und der von Logan erzählt, wobei trotzdem in der dritten Person von beiden geschrieben wird. Das ist persönlich nicht so mein Fall. Leider blieben sowohl die beiden Hauptcharaktere als auch alle Nebencharaktere (also die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner) sehr oberflächlich. Was bei knapp 300 Seiten auch verständlich ist. Aber die erwartete familiäre Kleinstadtatmosphäre kam so nicht auf. Auch die Beziehung zwischen den Hauptcharakteren ging mir zu schnell, gegen Ende gab es zu viel (unnötigen?) Spice und auch die kleine Mystery-Storyline war schnell durchschaut. Daher fand ich das Buch eher durchwachsen - für eine kurzweilige Unterhaltung aber ok.

Bewertung vom 23.06.2024
Zimmerpflanzenliebe
Hartwich, Antonia

Zimmerpflanzenliebe


ausgezeichnet

Pflanzenratgeber in modern

Ich würde mich als Mensch ohne grünen Daumen bezeichnen. Doch gleich beim Einstieg in diesen schön gestalteten Ratgeber erklärt die Autorin Antonia Hartwich, dass man den grünen Daumen nicht einfach hat - sondern erlernt. „Zimmerpflanzenliebe“ könnte der perfekte Einstieg in die Welt der immergrünen Pflanzen sein. Jung, hip, ästhetisch und mit viel Liebe kommt der Ratgeber daher. Inklusive jeder Menge hochqualitativer und perfekt inszenierter Farbbilder der Autorin selbst. Nach einem allgemeinen Einstieg ins Thema, in dem es um das beste Substrat, Tipps beim Pflanzenkauf und Pflanzenvermehrung geht, geht die Autorin auf einzelne Pflanzen und deren Bedürfnisse ein. Jeder Pflanze ist eine Doppelseite gewidmet. Den größten Anteil des Buches haben die Blattpflanzen, ein kurzes Kapitel bekommen aber auch Carnivoren, Kakteen & Sukkulenten, Blütenpflanzen und ein paar unbekanntere Vertreter. Alle Zimmerpflanzen auf 160 Seiten abzudecken geht nicht, deswegen enthält das Buch nur die Lieblinge der Autorin. Und das sind wirklich besonders schöne Exemplare! „Zimmerpflanzenliebe“ ist kein langweiliger starrer Ratgeber: Mir gefallen die vielen kleinen Anekdoten und persönlichen Erfahrungen sowie Tricks und Tipps zu jeder aufgeführten Pflanze. Als würde man sich in seiner liebsten Gärtnerei mit einer erfahrenen Gärtnerin des Vertrauens unterhalten. Ich bin jetzt angefixt und mache mich auf die Suche nach meiner nächsten Pflanze (vielleicht eine Monstera deliciosa `Thai constellation‘? :))