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Ranke
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Remagen

Bewertungen

Insgesamt 79 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2025
Schattengrünes Tal
Hauff, Kristina

Schattengrünes Tal


ausgezeichnet

Ganz schön spannend
"Schattengrünes Tal" ist nach "In blaukalter Tiefe" bereits der zweite Roman von Kristina Hauff, den ich verschlungen habe. Das Cover passt zu den vielen Naturbetrachtungen tief im Schwarzwald, die einen Teil des Buches ausmachen. Die Sprache ist insgesamt sehr gewählt und der Roman liest sich gut.
Auch diesmal wieder fand ich es ausgesprochen spannend zu lesen, es passieren einige ziemlich krasse Sachen. Fast könnte es ein Psychothriller sein, aber es fehlt jegliche Brutalität.
Alles beginnt ganz sanft und harmonisch auf einer Geburtstagsfeier, aber dann kommt mit Daniela eine fremde junge Frau ins Dorf, die zunächst hilflos erscheint, sich aber vor allem durch Manipulation hervortut.
Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber es ist toll, wie Lisa, die stets hilfsbereite und offene Hauptperson der Handlung, mehr und mehr in unangenehme Situationen verwickelt wird. Etwa ab der Hälfte des Textes beginnt man langsam zu verstehen, was los ist.
Tolles Buch, hatte es in zwei Tagen durchgelesen.

Bewertung vom 13.07.2025
Sunbirds
Slocombe, Penelope

Sunbirds


ausgezeichnet

Menschen, die verschwinden
Eine sehr dichte Erzählung, die noch lange nachhallt.
Vorrangiges Thema des Buches Annes Suche nach ihrem Sohn. Torran ist vor 7 Jahren mit einer Freundin nach Indien aufgebrochen und seitdem spurlos verschwunden. Anne und Robert sind mehrfach nach Indien aufgebrochen, um nach Torran zu suchen. Während Robert sicher glaubt, dass sein Sohn längst tot ist, hält sich Anne nun bereits seit 3 Jahren in Manali auf, um doch noch einen Hinweis auf Ihren geliebten Sohn zu finden.
Bewegung kommt in die Geschichte, als Esther, ihre Nichte und Journalistin, einem Hinweis folgt und zu Anne nach Indien reist. Die beiden Frauen vetbindet eine lange Geschichte, die nicht unbedingt von Zuneigung geprägt ist. Esthers Mutter hat die Familie früh verlassen und Anne ist selbst mit 18 Jahren von ihrem zu Hause abgehauen.
Anne gibt nicht auf und folgt Torran immer weiter und ist doch immer eine Schrittlänge hinter ihm. Torran will auch nicht gefunden werden. Trotzdem hat man das Gefühl, dass Anne mehr und mehr zu sich selber findet.

Bewertung vom 13.07.2025
Furye
Rubik, Kat Eryn

Furye


ausgezeichnet

Einfühlsamer Sommerroman
Das Cover mit dem coolen Swimmingpool gibt die Atmosphäre dieses Romans, der zum größten Teil 20 Jahre zurückliegende Vorkommnisse aufgreift, sehr gut wieder.
Schauplatz der vergangenen Ereignisse ist ein Ort in Südfrankreich, wo Alec durch die Schule auch Kontakt zu den oberen Zehntausend bekommt, mit Villa uns Swimmingpool. Ihr Vater ist Taxifahrer und sie sind zugewandt, wenn ich das richtig verstanden habe.
Ganz unvermutet beginnt der coolste Junge der Schule, Romain, eine innige Affäre mit ihr.
Jetzt 20 Jahre später ist Alec in Paris erfolgreiche Musikmanagerin, auf Blättern wie der Vogue abgebildet. Sie lebt allein, und möchte unbedingt ein Kind.
Sie reist zurück in den Süden, um sich nochmal an den letzten Sommer zu erinnern, als sie und ihre Freundinnen Meg und Tess die Furyen waren.
Der Roman ist sehr gut geschrieben und nimmt den Leser mit in Abgründe, die man so nicht erwartet hätte. Dabei geht einem die Story aber auch sehr ans Herz.
Tolles Buch.
Mich würde die Autorin noch interessieren über die man nur wenig erfährt.

Bewertung vom 23.06.2025
Einfach Literatur
Willbrand, Klaus;Razumovych, Daria

Einfach Literatur


ausgezeichnet

Ein Leben für die Literatur
Vor einiger Zeit hatte ich eine Empfehlung zu diesem Buch bekommen und habe mich sehr gefreut, dass ich es jetzt vor dem offiziellen Erscheinen lesen und rezensieren konnte.
Leider war mir Klaus Willbrand gar kein Begriff und leider kann ich ihn und sein Antiquariat in Köln nun auch nicht mehr besuchen, da er im Januar diesen Jahres leider verstorben ist. Dankenswerterweise hat Daria Razumovych das Werk beendet und zur Drucklegung gebracht.
Einfach Literatur, darum geht es hier. Der Antiquar Klaus Willbrand hatte einen spannenden Werdegang und sein Leben und Wirken wird in diesem kleinen Bändchen eindrücklich geschildert. Es hat mich berührt und an viele Menschen, z.B. meine Eltern, erinnert, für die Lesen und Literatur beinahe ein Lebensinhalt geworden ist.
Die Sprache im Buch ist mitreißend und nicht dozierend.
Die Aufzählung von lesenswerten Schriftstellern und Schriftstellerinnen deutschsprachiger, englischer und französischer Literatur wirkt locker und teils persönlich, teils oberflächlich. Es soll eine Anregung sein und zielt nicht auf Vollständigkeit ab.
Es ist ein Buch für Literaturfreunde, die sich hier Vorschläge für weitere wichtige Bücher der Weltliteratur holen können und sich bestätigt sehen, dass sie schon eine ganze Menge der genannten Schriftsteller kennen.
Ein schönes Buch, das Lust aufs Lesen macht. Danke dafür.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Atemberaubend
Ich habe das Buch praktisch in einem Zug ausgelesen ich konnte es einfach nicht mehr zur Seite legen.
In diesem fiktiven Roman geht es um Susi, Matti, Rüdiger, Moni, Heiner und viele andere Kinder, die sich 1969 zur "Erholung" im Kinderheim Morgentau in St. Peter-Ording aufhalten.
Susi, die erlebt die schlimmste Zeit ihres Lebens, die Kinder werden mit grosser Brutalität von den "Tanten" im Heim gequält. Und als Susi endlich wieder nach Hause darf, glauben ihre Eltern ihr einfach nicht, was dort im Heim geschehen ist.
Nun, im Jahr 2018, liegt Susannes Mutter im Seniorenheim im Sterben und plötzlich kommen die Albträume zurück und die Erinnerungen an ein ziemlich verkorkstes Leben.
Animiert durch Bemerkungen der sterbenden Mutter beginnt Susanne ihrer Mutter und ihrer unehelichen Tochter, sowie ihren Geschwistern zu erzählen, welche traumatischen Dinge sich im Haus Morgentau zugetragen haben.
Natürlich ist es ein Roman und wurde auch so geschrieben - aber so und noch schlimmer hat es sich in den 50er/60er Jahren tausendfach wiederholt. Aus dieser Intention wurde das Buch geschrieben, um den Kindern, die diese Gräueltaten erlebt haben, eine Stimme zu geben.

Bewertung vom 03.05.2025
Schauplätze der Weltliteratur

Schauplätze der Weltliteratur


ausgezeichnet

Neue Perspektiven
"Schauplätze der Weltliteratur" von John Sutherland ist eine Literatur-Enzyklopädie der anderen Art.
Ausgewählte Werke bzw. Romane werden hier vorgestellt, bei denen der Schauplatz also der Ort, an dem die Handlung spielt, eine besondere Rolle spielt. Die Autoren gehen sogar so weit, zu behaupten, dass die Handlung nur hier spielen kann.
Somit finden wir viele bekannte Autoren und Werke, jedoch auch etwas unbekanntere aber nicht weniger lesenswerte Romane.
Aufgeteilt wurde das Buch in Werke aus der Romantik, der Moderne, der Nachkriegszeit sowie der Jetzt-Zeit.
Jedem Roman sind 3 - 6 Seiten gewidmet, in denen der Autor und sein Werk kurz vorgestellt und mit Grafiken, Gemälden und Fotografien ergänzt werden.
Das Buch ist relativ Kleinformat. Insgesamt werden hier 73 Romane vorgestellt. Viele Bücher bzw. Autoren kennt man oder erinnert sich daran, davon gehört zu haben. Einiges war mir komplett neu.
Alles in allem ist das Buch sehr übersichtlich, ästhetisch und mit viel Liebe zum Detail gestaltet.
Man bekommt enorme Lust, darin zu schmökern und viele, der hier vorgestellten Werke zu lesen.
Tolles Buch zum Verschenken.

Bewertung vom 10.04.2025
Die Frau und der Fjord
Strohmeyer, Anette

Die Frau und der Fjord


ausgezeichnet

Gefühlvoll und sehr spannend
"Die Frau und der Fjord" ist der erste Roman von Anette Strohmeyer und ist mehr als gelungen.
Ein stimmungsvolles Cover zeigt ein einsames Haus am Fjord im sanften Abendrot.
Der Klappentext gibt eine knappe Zusammenfassung wieder, die mich aber sogleich fesselte.
Es geht um Gro, eine Norwegerin in den besten Jahren, die kürzlich ihren Mann bei einem nicht ganz geklärten Unfall verloren hat und hier in der absoluten Einsamkeit in einem alten Haus am Fjord in den Lofoten ihre Trauer verarbeiten möchte und wieder zu sich finden will.
Nach und nach erfährt man mehr über ihre Ehe, ihre unmögliche Schwiegermutter, Gros früheren Job auf Ölplattformen als leitende Geologin.
Wunderbar ist die Natur in der sie jetzt lebt, die Beschreibungen von Landschaft und den Tieren gehen ans Herz.
Gro ist sehr traurig und möchte zunächst keinen Kontakt zu den Bewohnern des nahegelegenen Dorfes bis sie in einer stürmischen Nacht den Fischer Jens aus Seenot rettet.
Das Buch ist so voll mit Details, die alle dermassen spannend oder gefühlvoll erzählt sind.
Ein außerordentlich gelungenes Buch.

Bewertung vom 02.04.2025
Pearly Everlasting
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


ausgezeichnet

Poetisches Naturmärchen
Ich bin noch immer ganz gebannt von diesem wunderschönen phantasievollen Märchenbuch.
Das Mädchen Pearly Everlasting (ein Blumenname) und ihr Bär Bruno, der am Tag ihrer Geburt 1918 in die einfache Holzfällerhütte in der Wildnis Kanadas kam. Beide wurden von Pearlys Mutter gestillt und sind wie Zwillinge.
Die Wildnis und die Armut in der Pearlys Familie lebt ist bezeichnend für eine große Gruppe von Holzfällern. Pearlys Vater kocht für die Männer, ihre Mutter ist eine weise Heilerin. Geschichtenerzähler und böse Naturgeister bestimmen das Leben der Menschen und ein böser Vorarbeiter quält sie. Als er einem ungeklärten Tode zum Opfer fällt wird Bruno beschuldigt und fortgebracht. Die 15jährige Pearly macht sich auf den Weg, um ihren geliebten Bärenbruder wiederzufinden.
Toll geschrieben und die Liebe zu diesem Fellbündel überträgt sich sofort auf den Leser. Auch die angedeuteten Mythen, die vielleicht auf die Ureinwohner Kanadas zurückgehen sind packend und entführen in eine geheimnisvolle Traumwelt.

Bewertung vom 25.03.2025
Der Bright-Side-Running-Club
Lloyd, Josie

Der Bright-Side-Running-Club


ausgezeichnet

Ernstes Thema - leicht verpackt
Der Bright-Side-Running-Club ist ein Roman, der sich mit einem ernsten Thema befasst, dem Brustkrebs und seiner Behandlung.
Keira steht mitten im Leben, sie hat eine Firma, ist mit Tom verheiratet und hat 3 Kinder. Sie feiert gerne mit Familie und Freunden und hat gerade wieder eine tolle Silvesterparty hinter sich. Völlig unerwartet wird bei einer Routineuntersuchung eine schwere Brustkrebserkrankung festgestellt.
Dieses Buch schildert aus Keiras Sicht, wie ihr Leben und das ihrer Familie auf den Kopf gestellt wird. Auf der einen Seite wird sehr intensiv ihre Erkrankung, die Behandlung und die Folgen geschildert, auf der anderen Seite laufen mehrere banalen Handlungsstränge, die das Ganze aber auch mit dem ganz normalen Leben würzen, das ja weitergeht. Und dann lernt Keira ganz am Anfang Tamsin kennen, die gegen ihre Brustkrebserkrankung mit Laufen ankämpft. Schnell entwickelt sich ein harter Kern von vier Freundinnen, die sich wöchentlich zum Laufen und zum Quatschen treffen. Mehr verrate ich nicht. Aber das Buch ist bis zur letzten Seite ergreifend und spannend. Toller Roman.

Bewertung vom 15.03.2025
Der ewige Tanz
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


ausgezeichnet

Tanz in den Abgrund
Anita Berber (1899-1928), die große Diva des Tanzes, Nackttänzerin und Stummfilmstar liegt mit Tuberkulose im letzten Stadium, verarmt und alleine im Berliner Bethanien-Krankenhaus. In dem riesigen Krankensaal, in dem sie mit vielen anderen Frauen liegt und leidet, erinnert sie sich an ihr Leben, das ein kurzer wilder Tanz war. Gegen die Schmerzen und das Elend erhält sie Morphium und fällt so immer wieder in fiebrige Träume, in denen sie ihr Leben vor sich ablaufen sieht oder mit Menschen spricht, die gar nicht da sind.
Das Buch ist eine atemlose Romanbiographie, in der das gesamte unglaubliche Leben der Anita Berber wie ein Film im Zeitraffer vor dem inneren Auge des Lesers abläuft.
Anita wuchs bei ihrer sehr toleranten Großmutter Lou und ihrer Tante auf, ihren Vater, den Geigenvirtuosen Felix Berber lernte sie erst spät kennen, ihre Mutter, eine Chansonsängerin, die in frivolen Kreisen verkehrte, sah sie nur von Zeit zu Zeit. Ihr ganzes Leben litt Anita darunter, dass die Mutter sie nicht liebte sondern nur an ihre eigene Karriere dachte.
Nach einer Tanzausbildung bei Dresden nahm Anitas Karriere schnell Fahrt auf. Auftritte in Kabaretts, die berühmten Nackttänze und viele Filmrollen - alles in nur wenigen Jahren. Aus heutiger Sicht war ihr Leben skandalös, Männer, Frauen, Koks, Morphium, Alkohol, Betrügereien - nichts hat sie ausgelassen. Das Leben nach dem ersten Weltkrieg war in Künstlerkreisen wohl so und auch schamlos. Dass es auch Armut und Hunger gab, mit dem sich das Gros der Bevölkerung in Deutschland herumschlagen musste, wird nicht erwähnt. Es war der Tanz auf dem Vulkan.
Ich kann nicht sagen, dass Anita mir als Mensch durch dieses Buch sympathisch geworden ist. Sie wirkt so gedankenlos, wobei wir natürlich auch nicht wissen, was sie tief im Innern gedacht haben könnte.
Das Leben und der Tanz reißen sie in einen Strudel und letztendlich in den Abgrund.
Auf jeden Fall hat Steffen Schroeder hier eine tolle Charakterstudie vorgelegt, deren Hauptdarstellerin bei allem, was man über sie weiß, doch sehr distanziert bleibt.