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easymarkt3
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Insgesamt 870 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2025
Das Diamantenmädchen (eBook, ePUB)
Arenz, Ewald

Das Diamantenmädchen (eBook, ePUB)


sehr gut

Auf interessanter Spur von berühmten und ungeschliffenen Diamanten
Diamanten sind das verbindende Element zu mehreren Handlungssträngen im Berliner Milieu der 20-er Jahre. Im Auswärtigen Amt in Berlin bringt die junge, attraktive Journalistin Lilly Kornfeld über den interessanten Kontakt zum Staatssekretär ihren Jugendfreund, den Diamantenschleifer Paul van der Laan ins Spiel, der Rohdiamanten aus der Kolonie Deutsch-Süd West schleifen soll unter Umgehung der deutschen Reparationszahlungen an die Alliierten nach dem 1. Weltkrieg. Deren erfrischende tiefe Freundschaft, zu der auch Lillys Bruder Wilhelm gehört, wird in mehreren Rückblicken ab 1908 stimmungsvoll umrissen. Der kriminalistische Erzählstrang entwickelt sich aus dem dubiosen Fund eines erschossenen Farbigen. Zwei Kommissare ermitteln mühsam mit einem Rohdiamanten und einem Smaragd-Anhänger am Tatort. So entwickeln sich je nach Handlungsfaden parallel zueinander dieser Kriminalfall, ein Liebes- und ein historischer Gesellschaftsroman der Nachkriegszeit in Berlin. Die Charaktere sind authentisch gezeichnet, das wilde Ambiente der teils traumatisierten Gesellschaft wird lebendig porträtiert. Bildhafte Beschreibungen von Wetter, Gerüchen und auch der jeweiligen Geräuschkulissen machen das jeweilige Geschehen lebendig. Sehr interessant sind die Ausführungen bezüglich der Diamantschleiferei, ergänzt durch die dramatischen Geschichten um berühmte Diamanten wie z.B. Green Hope oder Cullinan. Die Einbeziehung historischer Fakten wie die Kolmannskuppe in Afrika und den Dawesplan sind gelungen.

Bewertung vom 27.10.2025
Der Tag, an dem Barbara starb
Hooton, Richard

Der Tag, an dem Barbara starb


sehr gut

Britischer Cosy Crime - Inspiriert von eigener Lebensgeschichte des Autors
Die Szenerie spielt im dörflichen Ambiente bei Machester mit seit Jahrzehnten dort wohnenden Seniorinnen wie die Hauptfigur Margaret Winterbottom, 89, unter Alzheimer leidend neben altersgemäßen Gebrechen. Ihre liebevollen Erinnerungen und Gedanken schwirren um ihren verstorbenen Gatten Albert, beide im 2. Weltkrieg unter geheimer Mission als Dechiffrierer neben der Chiffriermaschine ENIGMA am Bletchley Park tätig. Ihre hilfsbereite Familie, Nachbarinnen und lebenslangen Freundschaften bilden den gefühlvollen Rahmen rund um Margrets liebevolle Zwiesprache mit Albert. Ihr 15-jähriger Enkel James versucht zusammen mit ihr, nicht nur den geheimnisvollen Mord an ihrer langjährigen, vertrauensvollen Freundin und Nachbarin Barbara aufzuklären und deren wichtigen Auftrag an Margaret um ein lange gehütetes Geheimnis auszuführen. Auch Margrets Geheimnis aus beruflich bedrohlicher Vergangenheit offenbart diese Hauptfigur ihrem jungen Vertrauten in weiser Kenntnis ihrer zunehmenden Vergesslichkeit. Typische Symptome der Alzheimer Erkrankung sind authentisch in diese Arbeit des ungewöhnlichen Ermittlerduos eingeflochten. Während Margaret im Stil von Miss Marple ermittelt, verlässt sich James mehr auf die Fähigkeiten seines Handys im Hinblick auf Fotografieren und Tonaufnahmen als Beweismittel. Im gemächlichen Erzähltempo von Margaret wirbt dieser Roman auch für einen humanen Umgang mit Senioren, abseits von stupiden Altersheimen, hin zu behütendem Ambiente in gewohnter Umgebung, was in der Realität leider nicht immer machbar ist.
Leise aufbauende Spannung und Dynamik mit Twists und Turns.

Bewertung vom 25.10.2025
Deine Margot
Valkama, Meri

Deine Margot


ausgezeichnet

Politisches und privates Drama – gut verknüpft.
Das Cover zeigt mittig aufeinandergetürmte, reife Kastanien, versehen mit einem roten Poststempel mit Politikerkonterfei – passend zum Romaninhalt. Der Buchtitel verweist auf die Absenderin stimmungsvoller, gedankenschwerer Briefe, nämlich auf die Ostberliner Kindergärtnerin Luise Seidel, unter dem Decknamen »Margot«, die in ihre Zeilen auch ein Kind unter dem Decknamen »Kastanie« einbezieht. Verschuldet durch das Doppelleben des finnischen Journalisten Markus Siltanen, Vater von »Kastanie« bzw. der Tochter Vilja, begibt sich diese nach dem Tod von Markus auf die Suche nach ihrer eigenen verlorenen Vergangenheit. Die Szenerie spielt sich größenteils in Ostberlin zu DDR-Zeiten der 1980er Jahre ab. Während Vilja bei ihrer akribischen Suche nach Erinnerungen auf mehreren Zeitebenen Puzzlestücke aufspürt, entwickelt sich zeitlich zwischen 2011/12 und den Ostberliner DDR-Jahren ein spannungsgeladenes Gesamtbild des Familienlebens dieser finnischen Familie Siltanen im Plattenbau. Der politische Alltag im Sozialismus und der Untergang dieser Ideologie werden detailliert in drei Teilen beschrieben mit ihren Auswirkungen auf Jedermanns Privatleben, auch auf das von Luise. Ihre rückwärts datierten Briefe zeigen über einen Zeitraum von zwei Jahren ihre großen Sehnsüchte und Hoffnungen, ihre Trauer, aber auch ihre Liebe gegenüber Markus und Vilja.
Ein angenehmer, Herz erwärmender Schreibstil!

Bewertung vom 23.10.2025
Welches Königreich (eBook, ePUB)
Gråbøl, Fine

Welches Königreich (eBook, ePUB)


gut

Eine fragile Wohngemeinschaft psychisch Kranker – kein Alltagsthema!
Das irritierende Cover mit 4 Zitronen, irreal aufgetürmt, mit angelehntem Schälmesser ruft nach Interpretation durch den nicht alltäglichen Buchinhalt, denn es geht um 5 junge, psychisch gestörte Erwachsene. Der Buchtitel Welches Königreich ist wohl dem Film Girl, Interruptet entnommen. Die Erzählerin, selbst Borderliner, gibt in kurzen Kapiteln Einblicke in eine Einrichtung für betreutes Wohnen in Kopenhagen nach § 107 des dänischen Sozialgesetzbuchs. Angerissen werden Themen wie Frühverrentung, Zwangseinweisung, vor allem psychische Krankheitsbilder wie z.B. Schizophrenie, Zwangs- oder Essstörung im Alter von 18-23 Jahren, negative Auswirkungen von Medikation und Elektroschocks, dazu ständige professionelle Unterbesetzung bzw. Fluktuation. Der Alltag, strukturiert durch praktische Gemeinschaftsaktionen wie z.B. Einkaufen oder Kochen, sollen auf ein späteres Leben in Eigenverantwortung vorbereiten. Inwieweit dies in den max. 4 Jahren in einer solchen Übergangs-WG erfolgversprechend abläuft, hängt von vielen Faktoren ab. Anklänge von Vorwürfen seitens der Erzählerin an das sie betreuende psychiatrische Gesundheitssystem kann man als Nicht-Betroffener schlecht beurteilen mangels Erfahrungen. Für einen Sozialstaat stellt dieses Klientel psychisch kranker Menschen auf jeden Fall ein teurer Kostenfaktor dar.
Insgesamt informativ.

Bewertung vom 18.10.2025
Lass uns noch bleiben
Luka, Saskia

Lass uns noch bleiben


weniger gut

Sehr leichte Unterhaltung!
Das farbenfrohe Gemälde als Cover zeigt eine Treppe, beidseits flankiert von Topfpflanzen – wohl den Pflanzenladen der Hauptperson Anna lebensfroh darstellend – sehr ansprechend. Der Untertitel Eine Ode an das Leben soll Mut machen zu einem Neuanfang nach unglücklicher Beziehung. Die Szenerie spielt größenteils im bunten Berliner Kiez mit Annas Pflanzenladen, Hennings nachbarlichem Antiquariat und der Mini-Bar des lebensfrohen Alex und seinen Charity-Projekten als Hauptakteure. Thematisiert werden vor allem problematischer Liebeskummer, Einsamkeit, Sinnsuche und Kindheitserinnerungen. Durch Aktionen wie die Suche nach der verschwundenen Freundin Vinka oder die Reise durch Dalmatien verbessert sich zwar das allgemeine Stimmungsbild der Protagonistin Anna, weist jedoch im Schreibstil der Autorin nicht überzeugende Tiefe auf trotz neuer Begegnungen.

Nicht überzeugend. 2,5*

Bewertung vom 18.10.2025
Mr. Saitos reisendes Kino
Bjergfeldt, Annette

Mr. Saitos reisendes Kino


sehr gut

Ein warmherziger Roman mit viel Tango, Wanderkino und neuer Heimat in sieben Wellen
Das Cover lässt mit dem fliegenden Papageientaucher, der Filmrolle und dem Leuchtturm wichtige Themenbereiche treffend anklingen. Spielt die Szenerie größenteils auf einer Insel in der Nähe von Halifax, Neufundland und Nova Scotia in Kanada, beginnt der Roman jedoch zunächst 1927 in Buenos Aires, Argentinien, mit der 17-jährigen Fabiola Cordero de Dios, 1910 vor dem Tor eines Klosters ausgesetzt, vernarrt in Tango und auffälliges, gutes Schuhwerk. Dort wächst auch ihre Tochter Carmelita, kurz Lita, bis zum Alter von 8 Jahren auf, die in einem Sammelalbum schöne Erinnerungen sammelt, ihren ihr unbekannten Vater Bugatti eingeschlossen. 1937 durch politische Unruhe zur Flucht gezwungen, landen sie auf UPPER PUFFIN ISLAND, benannt nach den atlantischen Papageientauchern. Im BETHLEHEM Pension & Seemannsheim finden beide eine neue Heimat, Familienersatz, innige Freundschaften mit Inselbewohnern und die erste große Liebe für Lita. Erst in der 2. Hälfte taucht der Japaner Mr. Saito ab 1938 mit seinem Wanderkino voller Stummfilme auf. Oona McGregor, Litas gehörlose Freundin, verehrt ihn, der in den Folgejahren Filme mit Ton und Farbe auch in weiteren abgelegenen Standorten präsentiert. Politische Ereignisse wie Hitlers Kriegsgebaren, Kanadas solidarischer Kriegseintritt mit Großbritannien mit Auswirkungen für die Inselbewohner, der Flugangriff der Japaner auf Pearl Harbour sind geschickt eingeflochten, ebenso die Rettung von Mr. Santo vor Internierung in British Columbia durch die USA-Behörden im Jahr 1942. Ausgestattet mit geschenktem Tonbandgerät und Mikrofon sammelt Ooona in Mr. Saitos Auftrag als Geräuschemacherin Klänge von Upper Puffin, während Lita als geschickte Cutterin ebenso die Liebe zum Film entwickelt aus anfänglichen Papier- und alten Filmsequenzen. Beide treten als junge Frauen nach Mr. Saitos Tod sein testamentarisch festgehaltenes, interessantes Erbe an. Mit dessen blauem Filmkoffer bewältigen sie sogar seine 13 entlegenen Stationen seines Wanderkinos. Auch das Bergbaustädtchen Wabana auf Bell Island mit seiner riesigen Eisenerzförderung wird erwähnt, stand es doch im Krieg unter U-Boot-Beschuss der Deutschen. Unter Mr. Saitos Schätzen finden sich Naturspektakel verschiedenster Art, mit X auf handgemalten Karten markiert. Als Hausbesitzerinnen mit Atelier in Montreal finden beide dort ihr berufliches wie privates Glück. In sieben Wellen rollt das Leben dieser Filminteressierten stimmungsvoll beschrieben vor unseren lesenden Augen aus.
Ein romantischer Roman mit eigenwilligen Charakteren, tiefen Freundschaften, mit späterer Berufswahl aus Hobbys, größenteils mit jahreszeitlichem Inselleben – auch mit Tango und reichlichem Schuhwerk, mit Kino und Papageientauchern.

Bewertung vom 15.10.2025
Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


gut

Unterhaltend!
Schon die Farbgebung des Covers verrät, dass es hier nicht um einen eiskalten Thriller geht. Schon die typische Geste des Hundes am Sarg lässt den nicht todernsten Charakter des Buches erahnen. Die Szenerie spielt um Flensburg und Glücksburg an der Ostsee. Sowohl die Landschaft als auch der typische Menschenschlag mit plattdeutschem Dialekt fließen in dieses Ambiente eines Cosy - Crimes mit ein. Die kreative Idee dieser Serie mit dem Trauerredner Mads Madsen als Kriminologen gefällt. Zunächst werden die familiären Protagonisten rund um diese Hauptfigur im vorgestrigen Anzuglook bei seiner Probe-Trauerrede für seinen Vater Fridtjof vorgestellt – eine unerwartete, makabre Situation. Im weiteren Verlauf versprühen Vater und Sohn mit Hündin Bobby in humorvollen bis tiefgründigen Dialogen incl. Bingo-Szenen ein warmherziges Miteinander. Kriminalistisch geht es mit Mads` Schulfreund Patrick Schulze aus Kindertagen weiter, der seinen Tod seltsamerweise voraus sieht laut persönlich zugestellter Post. Diesen Tod mit Unfallflucht soll die verhaltensmäßig überzogene Kriminalistin mit Beinamen „Mills Kills“ aufklären. Rätselhafte Figuren wie z.B. der stille Bestattungsmitarbeiter Banard, Patrick`s Mutter und Freunde oder einige Mafiosi bereichern den Plot. Während Mads Erinnerungen von vor 20 Jahren heraufbeschwört, verläuft parallel dazu die Aufklärung etwas unrealistisch und unglaubwürdig.
Insgesamt gefallen kreative Dialoge und sympathische Hauptfiguren wie Mads und Fridtjof. 3*

Bewertung vom 14.10.2025
Wir dachten, das Leben kommt noch
Sandmann, Elisabeth

Wir dachten, das Leben kommt noch


ausgezeichnet

SOE*-Agentinnen – mir bisher unbekannte Heldinnen des 2. Weltkriegs
Es geht um junge SOE*-Agentinnen, Sektion F, im 2. Weltkrieg, die in Großbritannien und Frankreich als inoffizielle Saboteurinnen, Funkerinnen und Kurierinnen in Zusammenarbeit mit der Résistance in gefährlichem Kriegseinsatz waren. Die detailliert beschriebenen Szenerien - größenteils in London, Devon und Paris - spielen auf zwei Zeitsträngen:
1998 begibt sich die Moderatorin der BBC Gwendolyn Farleigh, kurz Gwen, im Rahmen eines Buchprojektes auf die Suche nach Zeitzeugen dieser speziellen Einsatztruppe Churchills, die gezielt und undercover gegen die deutschen Besatzer agierten. Die Seniorin Pat Conway, ehemalige SOE-Agentin, erweist sich als hilfreiche Informationsquelle.
Im Zeitraum 1941-1943 ereignen sich spannende Sabotageakte in Paris durch Simone Conway, daneben versteckte geheime Funksprüche ihrer Schwester Pat Conway nach London - unter Mithilfe der französischen Widerstandsbewegung. Auch Gwen`s Großmutter Ilsabé von Isolani spielt eine gewichtige Rolle im Pariser Haus in der Rue Heine.
Die damals unterzeichnete Verschwiegenheitserklärung und belastende Erinnerungen an diese mit Schuldgefühlen behaftete Vergangenheit sorgen für Twists und Turns, die bei Pat einfühlsam ausgeräumt werden können. Durch gezielte Kontaktaufnahmen und Interviews Gwens beidseits des Kanals entfaltet sich ein detailliertes Ambiente voller Dynamik und Dramatik in mitmenschlicher Anteilnahme.
Ein mutiger weiblicher Einsatz für Freiheit und Demokratie – überzeugend geschildert.
*Special Operations Executive

Bewertung vom 10.10.2025
Entführung im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.2
Winkelmann, Andreas

Entführung im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.2


sehr gut

Ein Cosy-Crime voller schräger Figuren
Das Buchcover stellt die Hündin Pinguin und einen Wagen mit Backwaren als wichtige Details des humorvollen Krimis vor. In drei Kapiteln mit wichtigen Szenen rund um den Campingplatz Himmelreich geht es herbstlich zu, ohne Touristen, aber mit Dauercampern wie Björn Kupernikus. Mit seinen 60 Jahren agiert er wie ein ältlicher Gentleman zusammen mit der Künstlerin Annabell. Getrieben von seiner Neugierde stößt er auch dieses Mal auf interessante Leute wie z.B. Solveig Bach und ihr Lichtyoga oder auf den Club der Eisenbahnerwitwen mit ihren Glückskeksen. Die Dynamik zwischen dem Kriminalbeamten Edgar Fass und Kupernikus und die menschlichen Eigenheiten beider Ermittler in diesem scheinbar mysteriösen Selbstmord erheitern. Mit Reimerei, Rezepten und drei Fragen zum aktuellen Ermittlungsstand wird der Kriminalfall unterhaltsam aufgepeppt. Auch durch Einflechtung des Berliner Dialektes und der jugendlichen Ausdrucksweise z.B. des Campingplatzmitarbeiters Thiago wirken Dialoge authentisch und lebendig.
Ein komplizierter, aber unterhaltsamer Campingkrimi

Bewertung vom 08.10.2025
Hustle
Bähr, Julia

Hustle


sehr gut

Eine humorvolle, aber auch brisante Geschichte
Im Zentrum steht die Biologin, Pflanzengenetikerin Leonie, eine junge, verloren wirkende Frau aus Bocholt, Anfang 30. Neben ihrer teils illegalen Racheaktion im Ruhrgebiet folgen wir ihren ernüchternden beruflichen wie rechtlich grenzwertigen Nebenjob-Aktivitäten in München. Die dortige angespannte Immobiliensituation mit bezahlbarem, properem Wohnraum schädigt das Image der Stadt des Oktoberfestes mit Attraktionen wie z.B. dem Teufelsrad und landschaftlich reizvoller Umgebung. Sehr informativ ist ihre mittelmäßig bezahlte, wenn auch langweilige Arbeit des Kategorisierens und Katalogisierens in der Zoologischen Staatssammlung über verstaubten Schaukästen mit Käfern, Libellen, Heuschrecken und Schmetterlingen. Auch ihre privaten Experimente mit Schleimpilzen gefallen. Aus Geldmangel und Einsamkeit erwachsen schließlich ihre illegalen Machenschaften wie Sachbeschädigung. Hausfriedensbruch oder üble Nachrede, ein Service für Menschen, auf der Suche nach ausgleichender Gerechtigkeit. Kreativ und raffiniert sind ihre gut bezahlten Racheaktionen für Interessenten aus Liebeskummer- und Mobbingforen im Internet. Eingeflochten sind hier auch sozialkritische Überlegungen unter ethischen und moralischen Gesichtspunkten. Leonie stellt sich dabei schließlich die Frage, wieviel Risikobereitschaft sie eingehen will mit wieviel notwendigem Geld für ein zivilisiertes Leben. Neben sympathischen männlichen Randfiguren wie Steffen, Nam oder Alfred Mayer treten drei junge Frauen mit vergleichbaren Talenten und unkonventionellen bis illegalen Machenschaften recht früh in Leonies bescheidenen, tristen Alltag. Die Darstellung ihrer echten Freundschaft überzeugt, wirkt authentisch. Besonderen Thrill rund um diesen Mädels-Club wird besonders durch eine Verhaftung und die Aufdeckung eines bis zum Schluss geheimnisvollen, nicht alltäglichen Nebenjobs erzeugt. Der Schreibstil fasziniert durch Esprit, Kreativität und Bodenhaftigkeit.
Insgesamt interessante, wenn auch ungewöhnliche Protagonisten, platziert in nicht alltägliches, teils liebevolles Ambiente mit offenem Ende.