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CalicoCat

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 18.07.2025
Allow a Sunflower to Bloom (eBook, ePUB)
Schnellbach, Mara

Allow a Sunflower to Bloom (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine bittersüße Sommerlektüre!
Emmee wollte nach Frankreich ziehen, Kunst studieren und ihre Mutter ausfindig machen, denn obwohl sie in einer liebevollen Pflegefamilie aufgewachsen ist, verspürt sie das Bedürfnis ihre Herkunft zu entdecken. Doch ihr Traum platzt, sie bleibt in Wien, sie und ihre Schwester ziehen allerdings in eine WG, bestehend aus insgesamt fünf jungen Leuten. Dort überschlagen sich die Ereignisse: sie erhält anonyme, kryptische E-Mails, ihre Schwester verfällt in eine tiefe Depression, die Geschwister Xavier und Casimir scheinen düstere Geheimnisse zu haben, Casimir bittet sie, aus gutem Grund, bei einem Treffen mit seinen konservativen, entfremdeten Eltern seine Freundin zu spielen und Emmees biologischer Vater taucht auf ...

Jedes Kapitel beginnt mit der Abbildung einer Sonnenblume und hat den Titel eines Gemäldes. Erzählt wird aus Emmees sowie Casimirs Perspektive - feinfühlig, ausdrucksstark psychologisch interessant und wohl dosiert poetisch! Der atmosphärische, intensive, gedankenschwere und gleichzeitig locker leichte Stil ist wirklich mitreißend!

Die Handlung ist rätselhaft: Die beiden Geschwisterpaare machen eine schwere Zeit durch, aber was genau dahintersteckt, bliebt eine Weile lang unklar. Während die Geschwister von Emmee und Casimir offensichtlich unglücklich sind, laut leiden, verzweifeln, sind Emmee und Casimir pragmatisch, sie gehen einem geregeltem Alltag nach, leiden still und heimlich – finden sogar die Kraft, ihre Geschwister zu stützen.

“Allow a Sunflower to bloom” ist ein gefühlvoller, realistischer, gemütlicher, packender Roman über Familie, Found Family, Herkunft, Identität, Träume, Mut, Verständnis, Loyalität und den richtigen Platz im Leben. Es geht aber auch um Kunst bzw. ein Museum ...

Bewertung vom 15.07.2025
Das geheime Zeichen
Calden, Saskia

Das geheime Zeichen


sehr gut

Düstere Spannung!

“Das geheime Zeichen” ist der 3. Fall für die Ermittlerin Evelyn Holm, man kann die Bände der Reihe aber unabhängig voneinander lesen!

1990er Jahre: Die junge Viola träumt davon ihren Lebensunterhalt endlich als Künstlerin verdienen zu können, als sie zufällig von einem elitären Club erfährt, der die notwendigen Kontakte für eine erfolgreiche Karriere bietet. Doch die unausgesprochenen, sehr speziellen Regeln werden überaus streng gehandhabt und wer sie bricht, bringt sich in Lebensgefahr.

Jetzt: Der neue Besitzer eines Hauses entdeckt bei Renovierungsarbeiten ein Skelett. Man findet heraus, dass es sich um eine Frau handelt, zudem wird eine Kette mit einem mysteriösen Anhänger gefunden. Die leitende Ermittlerin Evelyn von der Kripo Freiburg erkennt das Symbol, das der Anhänger darstellt – sie verbindet es mit einem traumatischen Ereignis - weshalb sie auch ein persönliches Interesse an dem Fall hat, ohne zu ahnen, wie tiefgreifend er sie betrifft ...

Erzählt wird aus Violas und Evelyns Sicht, wobei sich die beiden Handlungsstränge allmählich zu einem Bild bzw. der Auflösung zusammenfügen. Die beiden Protagonistinnen sind interessant sowie sympathisch, der Schreibstil ist ausdrucksstark und die Handlung entwickelt sich allmählich in Richtung komplex sowie nervenaufreibend.

Es hat eine Weile gedauert, bis “Das geheime Zeichen” mich so richtig gepackt hat, doch spätestens ab der 2. Hälfte wird dieser Thriller mMn erschütternd und überraschend!

Bewertung vom 13.07.2025
The Girl in Room 12 (eBook, ePUB)
Croft, Kathryn

The Girl in Room 12 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Raffinierte Spannung!

Hannah lebt mit ihrem Mann Max, einem Finanzanalysten, und ihrer kleinen Tochter Poppy in einem ruhigen Londoner Stadtteil. Hannah ist die stolze Besitzerin einer Buchhandlung, in der sie auch mit Herzblut arbeitet, doch ihr harmonisches Leben ist ins Wanken geraten: Max verhält sich seit einer Weile seltsam, er ist distanziert, ständig gereizt und Hannah kann sich des nagenden Gefühls nicht erwehren, dass nicht nur beruflicher Stress dahintersteckt. Könnte er eine Affäre haben? Als in einem nahegelegenen Hotel eine junge Frau ermordet aufgefunden wird, gerät Hannahs Welt vollends aus dem Gleichgewicht. Der rätselhafte Fall beherrscht die lokalen Medien, und in Max’ Sachen entdeckt sie eine Keycard mit dem Logo ebenjenes Hotels. Ab jetzt wird ihr angenehmes Leben endgültig zum Albtraum ...

Hannah will an die Unschuld ihres Mannes glauben, doch sein Verhalten sowie eine brisante Information, auf die sie zufällig stößt, lassen ihn schuldig aussehen. Dann passiert etwas Entsetzliches und Hannah bekommt allmählich den Eindruck, dass sie niemandem mehr trauen kann. Vertraute Menschen wirken plötzlich verdächtig, und es scheint, als würde sie jemand verfolgen ...

Erzählt wird die spannungsgeladene Geschichte aus Hannahs Ich-Perspektive – ausdrucksstark, lebendig und emotional. Sie und alle anderen Charaktere sind absolut authentisch gezeichnet. Ihre Angst, ihre Unsicherheit, ihre Wut, ihre Verzweiflung und ihre grimmige Entschlossenheit, während der packend gestaltetet Nachforschungen, werden greifbar sowie interessant geschildert. Zwielichtige Nebenfiguren und Andeutungen von vergangenen Verfehlungen bringen zusätzlich Spannung mit sich! Die vielschichtige, ereignis- sowie wendungsreiche Handlung ist wirklich fesselnd - die Geheimnisse anderer verkomplizieren die Lage, Hannah gerät während ihrer Nachforschungen in Gefahr und die Auflösung ist großartig!

Bewertung vom 06.07.2025
Die Verratene (eBook, ePUB)
Childs, Jill

Die Verratene (eBook, ePUB)


sehr gut

Psychospannung mit verblüffenden Wendungen!!!

Ros führt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern ein angenehmes Leben in England, in der hübschen Stadt Ilkley, die für ihre eng verwobene Gemeinde, gute Schulen, malerische Moorlandschaften und Wanderwege bekannt ist.

Doch am ersten Schultag nach den Sommerferien gerät ihre Welt ins Wanken: Lotte, die schöne, aufdringliche, alleinerziehende Mutter, der Ros während ihres Urlaubs auf Mallorca intime Einzelheiten anvertraut hat, ist nach Ilkley gezogen!

Ros hat Angst, dass sich ihre Offenheit rächen wird und versucht Lotte aus dem Weg zu gehen, die breitet jedoch sich unaufhaltsam in Ros’ Leben aus. Ros erkennt schnell, dass fast alles, was Lotte über sich erzählt hat, gelogen ist und versucht ihren Mann davon zu überzeugen, sich von ihr fernzuhalten. Er tut ihre Bedenken aber ab und weist sie darauf hin, dass sie in der Vergangenheit schon einmal für großen Schaden gesorgt hat, weil sie paranoid reagierte ...

Der eindrückliche, lebendige Erzählstil zieht die Leser*innen sofort in seinen Bann. Die verstörende Dynamik zwischen den Figuren entfaltet sich auf eindrucksvolle Weise und schon nach wenigen Kapiteln entsteht ein unheilvoller Sog.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Ros’ und Lottes Perspektive erzählt. So enthüllt sich Stück für Stück, wer Lotte wirklich ist bzw. welche Beweggründe hinter ihrer Manipulation stecken – während Ros zwischen beklemmender Angst, der Befürchtung paranoid zu sein, beruflichen Schwierigkeiten, Eheproblemen sowie der Sorge um ihre verhaltensauffällige Tochter zerrissen wird.

„Die Verratene“ ist ein packender Psychothriller, der mit einer ausgeklügelten, facettenreichen, wendungsreichen Handlung überzeugt und ab der zweiten Hälfte stetig nervenaufreibender wird. Die entsetzlichen Enthüllungen sowie erschütternden Erkenntnisse sind wirklich unerwartet und verblüffen! Einige Elemente fand ich wenig glaubwürdig, das hat mein Lesevergnügen jedoch kaum getrübt!

Bewertung vom 04.07.2025
Beeren pflücken
Peters, Amanda

Beeren pflücken


ausgezeichnet

Es begann im Sommer 1962: Eine Mi'kmaq-Familie aus Nova Scotia verbrachte die Sommermonate in Maine, wo sie als Saisonarbeitskräfte Blaubeeren pflückte. Doch dann verschwand die Jüngste der Familie, die vierjährige Ruthie, die zuletzt von ihrem 6-jährigen Bruder Joe gesehen wurde. Aber das ist nicht die einzige Tragödie, die die Familie ertragen muss und Joe wird immer (selbst)zerstörerischer.

Viele Jahrzehnte später schildert der todkranke Joe, stellenweise selbstironisch, wie Verlust, Trauer, zweischneidige Hoffnung, Schuldgefühle sowie das Rätsel um Ruthies Verschwindens ihn und seine Familie geprägt haben.

Norma, eine mittelalte Frau, erzählt, teils mit bittersüßem Humor, von ihrer überbehüteten Kindheit, ihrer neurotischen Mutter, die ihre traumatischen Erfragungen auf sie übertragen hat, ihrer coolen Tante, ihrer freien, ereignisreichen Jugend sowie den nagenden Fragen, die sie über Jahrzehnte hinweg verfolgten. Die Widrigkeiten ihres Lebens trafen sie aufgrund ihrer Erziehung doppelt und dreifach, machten vielversprechende Pläne zunichte, brachten aber auch neue Blickwinkel mit sich, denn Norma verfügt über eine gute Selbsterkenntnis, zudem betrachtet sie alles mit Offenheit, Wärme, Sanftmut.

“Beeren pflücken” strotzt nur so vor kreativer, atmosphärischer und emotionaler Ausdrucksstärke sowie psychologischer Tiefe! Außerdem überzeugt die berührende Geschichte über Ethnie, viele verschiedene Schicksalsschläge, seelisches Gepäck, Emanzipation, Wut, Vertrauensmissbrauch, Loyalität und Vergebung mit einer wirklich fesselnden Dramaturgie!

Der feinfühlige Stil, die inneren Konflikte der lebensechten Figuren, die gesellschaftlichen Themen, die moralischen Dilemmata sowie das Mysterium um Identität bzw. Wahrheit sind traurig, erschütternd, schmerzlich schön und herzallerliebst – eine unwiderstehliche Achterbahnfahrt der Gefühle!

Bewertung vom 02.07.2025
Furye
Rubik, Kat Eryn

Furye


ausgezeichnet

ich möchte 10 Sterne vergeben!

“Furye” ist in jeder Hinsicht außergewöhnlich und für mich hat es mich etwas von einer Oper, einem Shakespeare Stück, einer griechischen Tragödie oder einem dramatischen 40er Jahre Film: intensiv, opulent, düster, sinnlich, bildgewaltig sowie mysteriös.



Die 37-jährige Hauptfigur ist eine erfolgreiche Musikmanagerin, sie zierte kürzlich sogar das Cover der VOGUE-Business. Doch ihr Privatleben ist leer, trist: Sie ist einsam, hat psychische Probleme, trauert um ihren kürzlich verstorbenen Vater und macht sich Sorgen um ihre nun ebenfalls einsame Mutter. Dann bringt eine schlechte Nachricht das Fass voller Melancholie zum Überlaufen, sodass sie in ihre Vergangenheit reist, denn dort hat das Niederschmetternde der schlechten Nachricht ihren Ursprung ...



Die Protagonistin hat ihre Heimatstadt am Meer vor zwanzig Jahren hinter sich gelassen, nun bewegt sie sich, impulsiv und doch durchdacht handelnd, zerrissen zwischen Vergangenheit und Gegenwart durch ihren Herkunftsort voller schrecklich schöner Erinnerungen – auf der Suche nach Sinn, nach Rache, nach Frieden.



Tagebucheinträge erzählen von der 17-jährigen Version aus einfachen Verhältnissen, die mithilfe eines Stipendiums auf eine Eliteschule wechselte. Dort wurde sie in den Club der Außenseiterinnen aufgenommen: Sie und zwei Mitschülerinnen wurden zu den Furyen Alec, Meg, Tess. Dann war da noch der schöne, eigentümliche Romain ...



Mit dem Sommer brach eine berauschende Zeit voller Magie an - erfüllt von wahrer Freundschaft sowie einer betörenden Jugendliebe, aber auch von Zerstörung und Tod ...

“Furye” ist ein unheilvoller, tragisch romantischer, psychologisch interessanter sowie spannender Roman – gedankenschwer und sommerlich leicht zugleich – der sich autobiografisch anfühlt, weil man sehr tief in Alecs Innenleben eintaucht.

Der eindringliche, kreative Erzählstil, der mal poetisch, mal brutal unverblümt und alles dazwischen ist, die faszinierend verstörenden Figuren, die geheimnisvolle, gehaltvolle, fesselnde Handlung, voller stiller sowie lauter Verzweiflung, und die erschütternden Enthüllungen sind unwiderstehlich und hallen lange nach!

Bewertung vom 25.06.2025
Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3 (eBook, ePUB)
Raabe, Marc

Die Nacht / Art Mayer-Serie Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine großartige Reihe, die mit jedem Band auf Neue begeistert!

Nachdem sich der ruppige, regeln-ignorierende BKA-Ermittler Art in Band 1 und 2 mit seiner bzw. der Vergangenheit einer Jugendfreundin auseinandersetzen musste, geht es in Band 3 um die Vergangenheit seiner Nachbarin. Dana wird seit 1,5 Jahren vermisst und Art kümmert sich seither um ihre 8-jährige Tochter Milla, da der Vater abgehauen und die demenzkranke Großmutter überfordert ist. An Millas Schule gibt es einen verdächtigen Vorfall, kurz darauf erhält Art einen anonymen Hinweis bezüglich Danas Verschwinden - dieser führt ihn und seine Kollegin Nele zu einer verlassenen Wohnwagensiedlung, wo sie Entsetzliches entdecken ...

“Die Nacht” ist von der ersten bis zur letzten Seite mysteriös sowie spannend! Und aufgrund des atmosphärischen, ausdrucksstarken, tiefgründigen Erzählstils kommt alles hautnah an!

Art hat immer noch komplizierte Gefühle bezüglich seiner Vergangenheit, die immer wieder nachhallt, er macht sich aber vor allem Sorgen angesichts Millas Lage bzw. der ihrer Mutter. Nele ist in Elternzeit und vermisst ihre Arbeit, weshalb sie mit Art inoffiziell nach Millas Mutter sucht. Nele ist das vernünftige, umgängliche Gegengewicht zu Arts ausgeprägtem Eigensinn, doch sie kann auch anders (hat sie das womöglich von Art gelernt?), wenn man ihre Grenzen überschreitet. Das Zwischenmenschliche ist genauso packend wie die Ermittlungen, die mal aus Arts, mal aus Neles Perspektive geschildert werden.

In Rückblicken erfährt man aus Danas Sicht, was sie als Jugendliche erlebte. In ihrer Familie (Sie, ihr Bruder, ihre Mutter & ihr Stiefvater) herrschte stets eine angespannte Stimmung. Dana wollte das Leben dennoch genießen, mit ihrer Clique Spaß haben, in ihrem Umfeld war allerdings nichts so wie es schien und während einer verheerenden Sommernacht lief plötzlich alles aus dem Ruder – mit fatalen Folgen!

Es gibt wieder Verbindungen zu hohen Tieren, doch der Bundeskanzler Henrik Westphal und seine Frau Juli spielen dieses Mal nur sehr indirekt eine Rolle.

“Die Nacht” ist ein wahrer Pageturner: rasant, ereignisreich, durchweg fesselnd sowie voller überraschender Wendungen! Marc Raabe hat das Talent absolut authentische Begebenheiten und Charaktere (auch alle Nebenfiguren!) zu erschaffen, ohne dass es je banal wirkt! Die einzelnen Handlungsstränge dieses verästelten Thrillers werden allmählich raffiniert sowie überzeugend zusammengeführt und neue Erkenntnisse, die offene Fragen mit sich bringen, machen Appetit auf den 4. Band!

Bewertung vom 23.06.2025
Geht so
Serrano, Beatriz

Geht so


ausgezeichnet

Realsatire!?

Marisa betrachtet ihre kreative Tätigkeit in einer Madrider Werbeagentur als stumpfsinnig, sie findet fast alles und alle lächerlich: die Meetings, die vermeintlichen Krisen, ihren Chef, ihre Kollegen, ihre Kolleginnen etc.

Sie zieht immer eine Show ab: tut so, als würde sie arbeiten, während sie sich in Wirklichkeit ewig lange YouTube Videos reinzieht, überträgt ihre Aufgaben geschickt an andere und gibt nichtssagende zufriedenstellende Antworten, um ihre Ruhe zu haben. Man erfährt aber auch Interessantes sowie Bewegendes über ihr Liebesleben, die Beziehung zu ihren Eltern sowie ihre Freundschaften.

Marisas nimmt ständig Beruhigungstabletten, trinkt viel Wein (zu sündhaft teuren Delikatessen) und ist ständig auf der Suche nach weiteren Ablenkungen, nach Motivation, nach Sinn, nach Gleichgesinnten, nach etwas, das die Leere füllt ...

Als ein Teambuilding-Wochenende ansteht, schlägt ihre “Lebensuntauglichkeit” voll zu: sie besorgt sich Drogen, um diesen skurrilen Horror (alberne Aktivitäten, pseudo inspirierende Vorträge) zu überleben und dann hat sie noch eine ganz dumme Idee - und letztendlich Glück im Unglück oder so ähnlich ...

OMG, was für ein grandioses Buch!!! Die Autorin erkennt all die kleinen wie großen Kuriositäten des Arbeitslebens, der Medienlandschaft sowie vorherrschende gesellschaftliche Gegebenheiten als überkonstruiert, überbewertet und/oder absurd (z. B. frischgebackene Eltern voller Stolz, wichtigtuerische Idioten in Anzügen, die den Ton angeben etc.). Marisas Erfahrungen, Ansichten sowie Erkenntnisse werden messerscharf, geistreich, selbstironisch selbstkritisch, sarkastisch, unterhaltsam und meiner Meinung nach ziemlich zutreffend beschrieben. Ja, manches wirkt evtl. ein bisschen überzogen, das dient jedoch der Verdeutlichung und ist zum Brüllen komisch, manchmal auch tragisch komisch oder gar melancholisch, bis hin zum bittersüßen Ende!

Bewertung vom 18.06.2025
Die feindliche Zeugin
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


gut

Meinen Geschmack traf es nicht

Emmett, ein schwarzer Jugendlicher, wird in London wegen Mordes an einem weißen Mann verhaftet. Die Beweislage spricht gegen ihn und die Vorverurteilung in den Medien ist niederschmetternd, doch seine ambitionierte schwarze Strafverteidigerin Rosa Higgins hat den Verdacht, dass hier etwas faul ist und forscht hartnäckig nach ...

Erzählt wird aus Rosas und Emmetts Sicht. Aus Rosa Perspektive erfährt man viel über die Abläufe eines Strafverfahrens im britischen Rechtssystems und darüber, wie es hinter den Kulissen zugeht. Konservative weiße Männer mit Upperclass-Herkunft geben den Ton an. Ihre Möglichkeiten bzw. Verbindungen bedeuten zudem entscheidende Vorteile - vor, während sowie nach der Ausbildung! Aus Emmets Sicht erfährt man wie er die Untersuchungshaft erlebt und ansatzweise, wieso er sich kaum zum Tathergang äußert.

Rosa ist absolut glaubwürdig, mit echten Fehlern: ihre Alltagsorganisation, ihre Beziehung und ihre Familienangelegenheiten sind chaotisch sowie kompliziert, da sie alles vernachlässigt, was nicht mit der Arbeit zu tun hat. Sie hat es wirklich nicht leicht, als schwarze Frau ohne Oberschicht-Herkunft muss sie gegen Nachteile ankämpfen!

Die Ignoranz, die Vorurteile und die Diskriminierung kommen hautnah an. Man spürt die Ohnmacht bzw. den Frust aufgrund der vielen kleinen wie großen, leichtfertigen gleichzeitig tiefschürfenden Ungerechtigkeiten gegenüber Rosa sowie Emmett.

Ich fand den Schreibstil weder besonders gut noch schlecht, manches war mir zu ausführlich und einige Kapitel bzw. Passagen waren für mich nichtssagend. Die Handlung hätte mMn ein bisschen mehr Tempo vertragen können und die meisten Charaktere waren mir wenig sympathisch und ich empfand viele sie als klischeehaft gezeichnet. Die Dynamik zwischen ihnen ergab für mich auch kaum Sinn, denn irgendwie sind alle meistens kalt bzw. schroff zueinander, sogar diejenigen, die sich nahestehen und viel bedeuten.

“Die feindliche Zeugin” wurde für mich erst zum Ende hin spannend. Die Geschichte an sich, mit all den wichtigen Themen, und der Auflösung ist toll, doch die Umsetzung traf meinen Geschmack einfach nicht. Die eindringlichen Darstellungen der Ignoranz der Überprivilegierten gegenüber den Interessen der “anderen”, von “Alltagsrassismus” sowie “Alltagsfrauenfeindlichkeit” fand ich wirklich gelungen, genau wie Rosa übermäßiges Engagement – beides ist bewegend und erschreckend gestaltet!

Bewertung vom 18.06.2025
Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein (eBook, ePUB)
Russ, Rebecca

Der Weg - Jeder Schritt könnte dein letzter sein (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein Buch für eine Nacht!

Julia und Nicki sind beste Freundinnen, doch seit knapp einem Jahr haben sie aus verschiedenen Gründen kaum noch Kontakt. Dann taucht Nicki plötzlich auf, um Julia zu einem Junggesellinnenabschied der besonderen Art zu “entführen” - nur sie beide auf dem abgelegenen Kungsleden-Wanderweg für eine Woche. Die Stimmung zwischen den beiden ist allerdings angespannt und als die Freundinnen sich schließlich aussprechen wollen, werden sie unterbrochen. Kurz darauf Nicki ist weg und Julia verläuft sich - ohne Wasser, Karten, Kompass, Wechselkleidung und ausreichend Nahrung muss sich allein in der feindlichen Natur zurechtfinden, mit der nagenden Frage, was mit Nicki passiert ist.

Erzählt wird aus zwei Perspektiven: aus Julias und in Form von Tagebucheinträgen aus Nickis. Die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein, Julia ist harmoniebedürftig und entsprechend fügsam. Sie gibt schnell nach, macht was andere wollen. Nicki ist sie selbst, auch wenn es für andere unangenehm ist und sie weiß sich durchzusetzen, meistens jedenfalls ...

Der atmosphärische, bildstarke Schreibstil, die rätselhafte Dynamik zwischen Julia und Nicki und die ereignisreiche Handlung sind absolut packend! Es gibt “verdächtige” Ereignisse, beunruhigende Andeutungen sowie offene Fragen, die wirklich neugierig machen, weshalb ich das Buch in zwei Zügen innerhalb eines Abends bzw. einer Nacht verschlungen habe! Das Setting ist genial: Der einsame Kungsleden-Wanderweg in Schwedens wilder, rauer Natur im Herbst ist der perfekte Rahmen für einen Survival-Thriller, und die Autorin schöpft das Potential voll aus! Die eindringlichen Schilderungen der Umgebung (ich konnte den kalten Wind und den Regen fast spüren) sowie Julias Leid angesichts ihrer Lage kommen hautnah an!

“Der Weg” ist ein nervenaufreibender Thriller voller düsterer Geheimnisse, entsetzlicher Erkenntnisse sowie erschütternder Wendungen, die meisten empfand ich jedoch als wenig glaubwürdig gestaltet, was mein Leseerlebnis zum Ende etwas trübte. Die unerwarteten Twists an sich sind großartig, ich finde nur, dass sie wenig plausibel umgesetzt sind.