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Hanne2
Wohnort: 
Langenargen

Bewertungen

Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2025
Halbe Leben
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

"Ein Haushalt sind diejenigen, die den gleichen Rauch einatmen." S.5

Von hinten rollt der Roman die Geschichte um Klara und Paulina auf. Erstere ist erfolgreich in ihrem Beruf als Architektin, Mutter einer 11 jährigen Tochter, Ehefrau, jetzt abgestürzt bei einer Wanderung. Paulina - aus der Slowakei, alleinerziehend von 2 Söhnen, die Hälfte des Monats in Klaras Haushalt in Österreich lebend, um deren erkrankte Mutter zu pflegen - hat sie auf dieser Wanderung begleitet. Psychologisch sehr fein zeichnet der Roman die Entwicklung zwischen den beiden Frauen nach. Immer wieder musste ich innehalten, der Roman eröffnet neue Blickweisen und stellt Fragen. Wer ermöglicht denn die eigene berufliche Selbstverwirklichung bzw. schafft zeitlichen Raum, sich mit seinen Hobbies und Interessen zu beschäftigen? Wie gehen wir mit Angehörigen um, die unserer Pflege bedürfen (kleine Kinder, Kranke, Alte)? Zu welchem Preis? Was macht das mit den Pflegenden und ihrem "halbierten Privatleben"? Inwieweit kann Geld die emotionale Belastung kompensieren? Wie eingebunden sind Männer in unserer Gesellschaft in die Care-Arbeit? Sehr gut stellt Susanne Gregor den Egoismus und eine Naivität gegenüber dem Leben und Schicksal der Pflegepersonen dar, verborgen hinter einer vordergründigen "Gutmenschlichkeit" ("Wir haben sie immer gut behandelt [...] und Gefallen außerhalb des Vertrages immer großzügig kompensiert." S.177). Zwar atmen alle im Haushalt den gleichen Rauch ein, gleich sind sie damit noch lange nicht... Beide Frauen eint zwar gleichermaßen eine Zerrissenheit zwischen Beruf und Familie. Allerdings besitzt nur Klara die finanziellen Mittel sie hinreichend zu kompensieren, während Paulinas Familie mehr und mehr auseinanderdriftet. Glücklich sind dennoch beide Frauen nicht, erleben eine zunehmende Gereiztheit und Überforderung. Die Darstellung der männlichen Figuren spiegelt gleichzeitig die gesellschaftliche Realität wider, in der Männer noch wenig in die Care-Arbeit eingebunden sind - der Ex-Mann von Paulina, der die Betreuung der gemeinsamen Söhne in deren Abwesenheit der eigenen Mutter überlässt, um seine eigene Partnerschaft nicht zu belasten. Klaras Chef, der sich aus dem Vordergrundgeschäft zurückgezogen hat, an Wochenenden und nach Feierabend Klara dennoch dirigiert und mit Aufgaben zuschüttet. Klaras Ehemann, selbstständiger Fotograf und kaum ausgelastet mit seiner Arbeit, der sich weder regelmäßig um den Hund, die Tochter noch die Schwiegermutter kümmern kann und möchte. Mir hat sehr gefallen, wie komplex die Frauenfiguren gezeichnet wurden - z.B. Paulina mit ihrem unbewussten Wunsch als "Engel der Familie" Anerkennung zu finden, anhaltende Gefühle von Schuld und Sorgen, dem Neid gegenüber dem scheinbaren Glück - dabei immer realistisch und nachvollziehbar. Der Roman hat mich gleichermaßen berührt wie wütend gemacht. Ich empfehle den Buch gerne weiter an Menschen, die sich für aktuelle gesellschaftliche Themen interessieren.

Bewertung vom 01.02.2025
Du bist du ... und wunderbar
Blais, Mykaell

Du bist du ... und wunderbar


ausgezeichnet

Ich gebe es zu, auf den ersten Blick hat mich der Stil der Illustrationen zunächst nicht angesprochen - recht reduziert, farblich eher dezent. Die Botschaft und der Text treten hingegen deutlich in den Vordergrund. Das Sachbuch setzt sich auf witzige Weise ohne zu banalisieren oder mit erhobenen Zeigefinger zu belehren mit Geschlechterrollen, Vorurteilen und Fragen der Identität auseinander. Elise Gravel ist bekannt und mehrfach ausgezeichnet für ihre Arbeit, besonders schwierige Themen kindgerecht und witzig darzustellen. Inhaltlich unterstützt wird sie dabei durch Mykaell Blais, selbst transsexuell und bei einer LGBTQ+-Organisation für Jugendliche arbeitend. Sowohl mein 8 Jähriger als auch meine 11 Jährige haben das Buch gerne angeschaut und gelesen. Der Zeichenstil ist eher cartoonhaft, "nicht so babymäßig", was auch ältere Kinder anspricht. Über Fragen wird anfangs zu der Thematik hingeführt, was sehr einlädt, sich auszutauschen. Besonders gefallen hat uns der liebevolle Blick der Illustratorin. Immer wieder haben wir geschmunzelt und zudem einiges Neues erfahren, z.B. dass vor 100 Jahren Modemagazine die Farbe Rosa für Jungen und Blau für Mädchen empfahlen. Ein tolles Buch, das den Horizont erweitert.

Bewertung vom 20.01.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


gut

"Und wir plaudern im steten Bemühen um Gleichklang und Ausgewogenheit über herrlich belanglose Dinge [...]. Kurzum: über die Sättigungsbeilagen des Alltags, die das Leben ausmachen, ohne dass man es merkt." S.84
 

Eduard Brünhofer, ein in die Jahre gekommener Schriftsteller für Liebesromane mit Schreibblockade, trifft im Zug auf dem Weg zu einem unliebsamen Gespräch mit seinem Verlag auf Catrin Meyr, eine eher junge als alte Therapeutin mit der Fähigkeit, Menschen gekonnt auszufragen. Ganz besonders interessiert sie seine Partnerschaft mit seiner Frau Regina sowie seine Einstellung zur Liebe. Grundsätzlich eine hübsche Idee 2 gegensätzliche Personen auf diese Weise miteinander ins Gespräch kommen zu lassen. Allerdings habe ich die Dialoge weder als besonders pfiffig noch in die Tiefe gehend erlebt. Es ruckelt und zuckelt gemächlich wie die Regionalbahn durchs Hinterland ohne besonderes Aufsehen zu erregen. Naja, ganz ohne Aufsehen stimmt eigentlich nicht...genauso wie Eduard empfand ich das bohrende Nachfragen von Catrin zunehmend als unangenehm. Ganz interessant fand ich den Blick des Schriftstellers auf seine Leser und Kritiker - mögliche Ähnlichkeiten mit dem Autor sind selbstverständlich purer Zufall. Es blieb zum Ende das leise Gefühl zurück, von Glattauer an der Nase herumgeführt worden zu sein ("Ihr wollt euren Liebesroman, so, da habt ihr ihn...") und dass die weibliche, liebeshungrige Leserschaft (lese ich zwischen den Zeilen eine leise Verachtung des Autors gegenüber seiner Leserschaft heraus?) mit dem Kauf des Buches sein kleines Weingut mitfinanziert. Für mich war es insgesamt ein unaufgeregter Roman über die Alltäglichkeit einer Langzeitbeziehung, eine Art "Sättigungsbeilagen"-Roman mit der Erkenntnis, dass "so ein gediegenes Spießerleben zu zweit [...] härter erarbeitet [ist], als es den Anschein hat." (S.139). Phasenweise unterhaltsam, nach hinten raus ermüdend.

Bewertung vom 14.01.2025
Nach uns der Himmel
Buchholz, Simone

Nach uns der Himmel


sehr gut

Das Buch würde von mir sofort die Auszeichnung "Coverliebling" bekommen, da es sehr schön mit Perspektiven spielt. Von außen hat man den Eindruck, durch Flugzeugfenster nach draußen zu blicken. Geöffnet zeigt sich innen dann ein weites Meer, darüber der Himmel, das aber eher wie eine Leinwand wirkt. Ähnlich geht es den Passagieren eines Urlaubsfliegers. Dieser gerät während des Fluges in heftige Turbulenzen, so dass die Passagiere in einer Art Zwischenstadium zwischen Leben und Tod auf einer Urlaubsinsel landen. Diese entpuppt sich zunehmend als eine Art Schuhkarton, als eine Art Schein, zunehmend kleiner werdend, sich auflösende. Gleichzeitig entwickeln sich die Beziehungen der Figuren zunehmend weiter, finden sich neue Paare, moralische Grenzen werden überschritten, eine neue Freiheit entdeckt. Wo vorher Bitterkeit, Traurigkeit und Neid vorherrschte, entsteht plötzlich Liebe und Lebenslust. Vergangenes ist zunehmend schwerer erinnerbar, löst sich auf zugunsten eines friedlichen Hier-und-Jetzt-Zustandes. Das hört sich fast etwas traumartig an, dabei ist der Stil sehr klar und direkt. Die Dynamik in den Partnerschaften fand ich sehr spannend zu lesen, wie die Figuren sich von den Zwängen des Alltags lösen und immer mehr zu sich selber und ihren eigenen Bedürfnissen finden. Alles in allem erscheint es, als würden die Figuren erst im Angesicht des Todes viel lebendiger werden. Ich könnte mir den Roman super als Theaterfassung auf der Bühne vorstellen. Es ist ein Buch, das trotz der Thematik rund um den Tod eine Leichtigkeit hat und über das man im Anschluss gut noch etwas philosophieren kann.

Bewertung vom 13.01.2025
Wackelkontakt
Haas, Wolf

Wackelkontakt


sehr gut

Seit langem habe ich nicht mehr ein so auffälliges Cover gesehen, grundsätzlich schlicht, kneift man beim Lesen des verwackelten Titels unwillkürlich etwas die Augen zusammen und staunt dann über sich selber, dass die optische Täuschung bis hin zum Verziehen der Augenpartie so gut geklappt hat. Der Roman erzählt die Geschichte von Franz Escher, einem Trauerredner und passionierten Puzzlespieler, sowie Marco Steiner, einem Ex-Mafioso und in seiner neuen Identität als Elektriker arbeitend, die jeweils die Geschichte des anderen in einem Buch lesen. Beide Handlungsstränge sind auf diese Art geschickt miteinander verwoben, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe und was eindeutig den Reiz des Buches ausmacht. Das einer der Protagonisten den Namen Escher hat, ist sicher mit Bedacht vom Autor gewählt, so erinnert die Geschichte doch sehr an das Bild von M.C. Escher mit den sich gegenseitig zeichnenden Händen. Immer wieder musste ich über die Alltagskomik und den Wortwitz schmunzeln, habe ein bisschen etwas über gute Trauerreden und alte Meister gelernt und der Auflösung entgegengefiebert. Alles in allem ist es kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss. Aber es ist in jedem Fall ein Buch, dessen Erzählweise ich sehr interessant fand und das gut unterhält.

Bewertung vom 22.12.2024
Mein Körper / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.15
Noa, Sandra

Mein Körper / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.15


sehr gut

Keine "langweilige" Geschichte zum Lesenlernen, sondern viel Wissen rund um den menschlichen Körper findet sich hier in dem schön gemachten Erstlesebuch. Es gibt viel anzuschauen. Große Leseabschnitte wechseln mit kleineren Erklärungen, Sticker- und Buchstabenrätseln. Neben dem Körper kommen auch Themen der Psyche aber auch der Abgrenzung (Mein Körper gehört mir!) nicht zu kurz. Es gab beim Lesen einige Aha-Momente (unser Zweitklässler: "Mama, wußtest du, dass das Herz auch ein Muskel ist?!") und ich glaube, dass das Buch anders als andere Erstlesebücher sicher noch öfter zur Hand genommen wird. Allerdings muss ich sagen, dass für unseren Zweitklässler die Text- und Informationsmenge durchaus anspruchsvoll war. Auch sind die Rätsel gerade für Erstleser teilweise ganz schön knifflig und brauchten manchmal den einen oder anderen Tip von außen, damit es nicht zu frustran wurde. Insgesamt aber ein wirklich schön gemachtes Buch für Leseanfänger.

Bewertung vom 17.12.2024
Guinness World Records - Die besten Rekorde für Erstleser

Guinness World Records - Die besten Rekorde für Erstleser


ausgezeichnet

Während andere Bücher für Erstleser zum Thema Rekorde aus dem Ravensburger Verlag sich einem bestimmten Thema widmen (z.B
Fahrzeuge), führt dieser Band kleine Fans von Superlativen durch die ganze Bandbreite von Besonderem und Herausragendem. Dabei ist das Buch in einzelne Kapitel unterteilt (z.B. Tiere), die jeweils noch farblich gekennzeichnet sind, so dass man sich als Leseanfänger rasch orientieren kann. Überhaupt fällt auf, dass das ganze Buch sehr gut strukturiert ist. Kleine Symbole machen direkt auf einen Blick klar, worum es geht. Der Bildanteil ist hoch im Vergleich zum Textanteil. Die Sprache ist einfach und klar verständlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass Kinder, die von einfachen Leseanfängergeschichten rasch gelangweilt sind und wenig Lesemotivation haben, zu diesem Buch immer wieder gerne greifen, weil es so voll an spannenden Informationen ist. Ich würde das Buch Kindern ab der 2.Klasse empfehlen, evtl. auch schon engagierte Leser Ende der 1.Klasse.

Bewertung vom 25.11.2024
Sachen suchen - Mein Sachen suchen Lieblingsbuch
Gernhäuser, Susanne

Sachen suchen - Mein Sachen suchen Lieblingsbuch


ausgezeichnet

Die Bücher aus der Reihe "Sachen suchen" begleiten uns mittlerweile beim 3.Kind. Kannte ich bisher nur die etwas kleineren Ausgaben, ist "Mein Lieblingsbuch" unsere erste große Variante aus der Reihe. Auf den Bildern werden unterschiedliche Alltagssituationen und verschiedene Jahreszeiten dargestellt. Der Zeichenstil löst mittlerweile schon etwas Gewohntes und Vertrautes aus, da wir uns bereits mit den Vorgängern lange beschäftigt bzw. ausgiebig angeschaut haben. Toll finde ich, wie versucht wird, eine große gesellschaftliche Bandbreite abzubilden (z.B. der Vater mit dem Baby im Tragetuch an der Ampel) und nicht die typischen Bilderbuchstereotypen auftauchen. Am Rand der großformatigen Illustrationen sind kleine Details abgebildet, die es im Bild zu suchen gilt, was durchaus auch uns Großen Spaß gemacht hat. Das Buch lädt zum Sprechen und Geschichten erzählen ein. Wir holen das Buch insbesondere abends gerne raus, wenn eigentlich die Luft schon ziemlich vom Tag raus ist, zum Runterkommen, Einkuscheln, Teil des Bettgehrituals. Aber ich kann es mir auch gut in Wartezimmern und Kindergärten vorstellen, da die Kinder sich wirklich lange mit dem Buch beschäftigen können bzw. immer wieder Neues entdecken und somit lange Freude daran haben. Noch ein Pluspunkt sind die robusten Seiten, die sich gut mit einem feuchten Tuch abwischen lassen. An den Ecken und Kanten sieht man nach längerem Gebrauch natürlich, dass das Buch gerne angeschaut wird, was die Benutzung selber aber nicht beeinträchtigt.

Bewertung vom 25.11.2024
Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen
Brüggemann, Anna

Wenn nachts die Kampfhunde spazieren gehen


sehr gut

Über einen Zeitraum von 20 Jahren beschreibt Anna Brüggemann die Beziehungsdynamik zwischen Mutter Regina und ihren beiden Töchtern Wanda und Antonia, deren eigene Persönlichkeitsentwicklung sowie die mehr oder weniger gelungene Abgrenzung der Töchter. Regina, Nachkriegskind, in der eigenen Elternbeziehung nicht satt geworden, beständig nach Anerkennung und Bestätigung hungernd, sehr hart und fordernd sich selbst aber auch ihrem Ehemann und ihren Töchtern gegenüber - eine Figur, die aufgrund der eigenen narzisstischen Persönlichkeitsstruktur erst mal wenig Sympathien hervorruft und doch spürt man beim Lesen, unter welchem Druck sie steht (u.a. in fortgeschrittenem Alter nochmal eine Dissertation zu verfassen). Sehr spannend fand ich die jeweilige Entwicklung der beiden Töchter und deren unterschiedlichen Möglichkeiten sich aus der Verstrickung zu lösen bzw. darin zu verharren (Thema "nicht satt werden"(dürfen) bei einer der beiden Töchter). Interessant fand ich zudem die Idee der Autorin, die Mutter als Psychotherapeutin arbeiten zu lassen bzw. auch deren Dissertstionsthema über Eltern-Kind-Beziehungen - dabei immer sich selber als "nicht ausreichend genährtes" Kind im Blick und die Beziehung zu ihren Töchter so wenig realistisch reflektieren könnend. Über den Titel, der zunächst etwas sperrig klingt, musste ich lange nachdenken, und hat sich für mich erst durch die Worte der Autorin im Rahmen eines Interviews erschlossen: "Ich finde außerdem interessant, wie die Konkurrenz unter Schwestern eher indirekt ausgetragen wird, das Messen an der eignene Mutter aber auch. Vordergründig sind Frauen (Mütter, Schwestern) nett zueinander, aber nachts – also im Unterbewussten – brodelt es."
Alles in allem habe ich das Buch sehr gerne gelesen und würde es jedem empfehlen, der sich für die ganz besondere Dynamik zwischen Müttern und Töchtern, aber auch deren Persönlichkeitsentwicklung über einen längeren Zeitraum interessiert. Es regt zum Austausch und Mitfühlen an. Ich gebe dem Buch gerne 4.5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 10.11.2024
Das Buch der neuen Anfänge
Page, Sally

Das Buch der neuen Anfänge


weniger gut

Den Vorgängerroman der Autorin kannte ich nicht, hatte aber viel Gutes gehört und bin mit der Erwartung auf eine herzerwärmende Geschichte an einem kuscheligen Herbstabend gestartet. Anfangs fühlte es sich für mich an, als würde man im Ferrari versuchen über einen brandenburgischen Feldweg zu fahren. Den Schreibstil empfand ich als sehr holprig und ich musste mein Lesetempo ordentlich drosseln. Vielleicht liegt es an der Übersetzung, vielleicht ist es aber auch einfach der Stil der Autorin. Es wurde im Laufe der Geschichte besser, aber nur in einzelnen Passagen kam so etwas wie ein Lesefluss für mich auf. Die Geschichte um Joanne, die nach einer gescheiterten Beziehung einen Neuanfang im Schreibwarenladen ihres Onkels startet, ist grundsätzlich ganz hübsch - skurrile und liebenswerte Figuren, die tatkräftige Umgestaltung des in die Jahre gekommenen Ladens, das Anbahnen neuer Freundschaften in einer "veeery british" höflichen Weise. Und gleichzeitig hat der Roman Längen. Besonders die Idee, die die Autorin um längst verstorbene Persönlichkeiten eines berühmten Londoner Friedhofs, entwickelt, fühlte sich für mich eher nach einem Workshop für Autoren mit Schreibblockade an und konnte mich überhaupt nicht packen. In der Summe mit dem für mich etwas sperrigen Schreibstil und der thematischen Längen musste ich mich öfters überwinden, das Buch zu Ende zu lesen. Um mit dem im Buch sich mehrmals wiederholenden Satz "Ein Platz für alles, und alles an seinem Platz" abzuschließen, darf das Buch in den öffentlichen Bücherschrank weiterwandern, in der Hoffnung es möge dort doch noch seinen Fan finden.