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Bewertungen
Insgesamt 38 BewertungenBewertung vom 11.02.2025 | ||
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Das Buch beginnt im Jahr 1983, als der junge Erzähler kurz vor seiner Konfirmation eines Abends seine Eltern belauscht, deren finanzielle Situation desaströs ist. Ihm dämmert, dass sich die Dinge verändern werden, doch er schiebt den Gedanken beiseite und konzentriert sich auf das Nächstliegende, ebenso wie seine Eltern, die immer wieder auf neue Ideen verfallen, die Fassade der wohlhabenden sechsköpfigen Familie aufrechtzuerhalten. Mag am Ende auch der Ruin stehen, das ist kein Grund, das Leben nicht zu genießen. Der Autor vermischt die Erzählung immer wieder mit Schilderungen aus der Kindheit der Eltern, der Geschichte der verschiedenen Großeltern von Flucht und Vertreibung und Neuanfang. Das ist alles recht geschickt gemacht, auch mit den kleinen Französisch-Lektionen am Beginn jedes neuen Kapitels. Sehr gut zu lesen, auch wenn das Ende vielleicht etwas abrupt ist. |
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Bewertung vom 19.01.2025 | ||
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Eigentlich ein sehr tragischer Beginn: Marlene, verwitwet nach dem Selbstmord ihres Mannes Rolf, der unheilbar an Krebs erkrankt war, kämpft sich durch die Beerdigungsfeierlichkeiten und die wohlmeinende Fürsorge von Rolfs erwachsenen Kindern, zu denen sie keine starke Beziehung hat. Zurück in ihrem großen Haus, nunmehr allein, scheint sie sich selbst und den Sinn ihres Lebens verloren zu haben. Aber es sind nicht Trauer und Verzweiflung, die sie beherrschen, sondern Wut. Auch ihre Freundin Ida, die seinerzeit die Praxis von Rolf übernommen hatte, kann sie da nicht rausholen. Doch dann ergibt sich eine zufällige Begegnung mit Jack, einem ehemaligen Schüler von Marlene, die ihrem Leben eine neue Richtung gibt. Schließlich befindet sich das Trio auf einer abenteuerlichen Reise in den Süden, die ein überraschendes Ende nimmt. Eine schön gestaltete Geschichte über Tapferkeit, Freundschaft, Empathie und die kleinen und großen Wunder, die immer und überall passieren. Was mir nicht ganz so gut gefällt ist der Titel, weil er stark an ein anderes Buch erinnert. |
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Bewertung vom 17.01.2025 | ||
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Ein schönes Buch, eine runde Geschichte, ein emotionales Märchen. Der außergewöhnliche Hannes mit seinem ganz besonderen Gefühl für Musik liebt die temperamentvolle Polina, mit der er seit frühester Kindheit verbunden ist. Aufgewachsen in der abgeschiedenen Welt einer alten Villa im Moor, behütet von seiner ebenso einfühlsamen wie pragmatischen Mutter Fritzi, die er durch einen Unfall früh verliert, versagt sich Hannes seine Musik, als Polina ebenfalls aus seinem Leben verschwindet und er mit den Anforderungen des Alltags fertig werden muss. Es ist eine Geschichte von Aufgeben und Verzweifeln, von Hoffnung und Freundschaft und der unbesiegbaren Kraft der Liebe und der Musik, die der Autor Takis Würger hier sehr eindringlich und doch unaufgeregt erzählt. Ein Buch, dass man nicht aus der Hand legt, bevor man es zu Ende gelesen hat. |
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Bewertung vom 05.01.2025 | ||
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Was für eine ungewöhnliche Idee, die Bilder von Maurits Cornelis Escher in einen Roman zu verwandeln! Zwei Geschichten, die für sich genommen nichts Besonderes wären, werden miteinander verwoben und gehen schließlich nahtlos ineinander über, so dass die völlig verschiedenen Handlungen am Ende auf einen gemeinsamen Punkt zusteuern und die Akteure nur die jeweils andere Geschichte weiterlesen müssen, um zu erfahren, was mit ihnen als nächstes passiert. Man fühlt sich zwar unwillkürlich an den einen oder anderen Autoren vor ihm erinnert, nicht alles ist wirklich ganz neu, aber in dieser Form ein wundervoller Pageturner und meisterhaft gestrickt. Einen Stern Abzug gibt es für das gelegentliche Einflechten von altbackenen Stereotypen, was absolut unnötig ist, und für das vielgerühmte Cover: Es ist leider eine Zumutung für Sehbehinderte und lässt sich zum Beispiel auch nicht von Apps wie Seeing AI entziffern. Damit hat der Autor nichts zu tun, aber die Verlage könnten hier ohne großen Aufwand Positives statt Negativem bewirken. |
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Bewertung vom 09.12.2024 | ||
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Einen Teil des Romans nehmen die Tagebuchaufzeichnungen und Briefe der Künstlerin Vanessa Chapman ein, die bereits verstorben ist. Ein Werk der Künstlerin erregt bei einer Ausstellung ein besonderes Interesse, da ein menschlicher Knochen darin vermutet wird. Die Stiftung, der die Werke der Künstlerin gehören, schickt ihren Kurator Becker zur Nachlasspflegerin und Freundin der Verstorbenen, Grace. Nach anfänglichen Schwierigkeiten fangen die Dinge an, sich zu klären, dafür tauchen neue Fragen auf. Die Erzählung nimmt einen mit auf eine kleine Insel in der Irischen See, deren Atmosphäre sehr eindringlich geschildert wird. Auch die Menschen, die dort leben und lebten, haben ihre düsteren Seiten, wie sich herausstellt und leider nicht ganz bis zum Ende auflöst. Das Buch liest sich gut, hat aber weniger Spannung als erwartet. |
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Bewertung vom 11.11.2024 | ||
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Wieder sind wir in Os, dem Mikrokosmos einer kleinen Stadt im nördlichen Norwegen - beherrscht von den Brüdern Roy und Carl Opgard vom Opgard-Hof oben auf dem Berg, weit über dem Ort. Sie sind die letzten ihrer Familie und nicht nur deswegen eng miteinander verbunden. Wie schon im ersten Teil (Ihr Königreich), den man nicht unbedingt gelesen haben muss für dieses Buch, ist Carl der Macher, der Ideengeber, der inzwischen das Fünf-Sterne-Wellness-Hotel auf dem Berg fertiggestellt hat. Und Roy hält die Dinge vor Ort und anderswo am Laufen und bringt für den kleinen Bruder immer wieder alles in Ordnung, was mitunter auch den einen oder anderen Mord einschließt oder dessen Vertuschung. Roy ist aber auch der Erzähler, und Jo Nesbø spielt geschickt mit seinen Lesern, die auf diese Weise die Beweggründe des Mörders nachvollziehen können, seine Zweifel und seine menschliche Seite. Auch Teil zwei der Os-Geschichte ist rasant, spannend - eine Mischung aus Thriller, Familiendrama, aber auch eine gelungene Gesellschaftskritik. |
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Bewertung vom 11.11.2024 | ||
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Ein alter Übersetzer erinnert sich, wie damals seine Zusammenarbeit mit Thomas Mann begann in Nidden an der Kurischen Nehrung, wo die Manns ein Sommerhaus hatten. Leichtsinnig gerät der Erzähler und damit auch Thomas Mann in eine kritische Situation, deren Lösung eine detektivische Meisterleistung erfordert. Die Handlung, um die sich dieses Buch rankt, ist etwas dünn und stand wohl für den Autor nicht im Vordergrund. Entsprechend fehlt es dem Buch hin und wieder an Spannung. Möglicherweise wird auch enttäuscht, wer dachte, dass es noch mehr um Thomas Mann gehen würde. Dessen Biografie sollte man in groben Zügen kennen zum besseren Verständnis des Buches. Auf der anderen Seite hat der Autor ungeheuer viel Hintergrundwissen zusammengetragen, auch stilistisch hat mich das Buch überzeugt. Insbesondere die Worte und die Art und Weise, in der er den berühmten Autoren sprechen lässt, passen aus meiner Sicht hervorragend, genau wie das schöne Cover. |
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Bewertung vom 27.10.2024 | ||
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Das Haus der Bücher und Schatten Das Buch wird aus zwei Handlungssträngen gebildet, deren Zusammenhang zunächst unklar bleibt. Wir bewegen uns einerseits im Jahr 1913 im Baltikum an einem sehr abgelegenen und geheimnisvollen Ort, dessen Idylle zusehends zum Alptraum wird. Und dann folgen wir im Jahr 1933 in Leipzig dem Kommissar Cornelius Frey, gefeuert und doch wiedereingestellt, bei seiner Suche nach einem Mörder im historischen Graphischen Viertel. Beide Geschichten vor dem bedrückenden Hintergrund der jeweiligen politischen Situation damals. Der Autor versteht es meisterhaft, die Personen glaubwürdig zu skizzieren und eine Atmosphäre zu schaffen, die einen in das Buch hineinzieht. Eventuell etwas zu sehr in die Länge gezogen im Mittelteil, wie das oft der Fall ist, aber dennoch legt man das Buch nicht wieder aus der Hand. Es ist sicherlich nicht zuletzt auch das enorme historische Hintergrundwissen des Autors, das das Buch so interessant macht. |
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Bewertung vom 30.09.2024 | ||
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Constanze, eine frisch getrennte junge Zahnärztin, findet ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Damit beginnt das Buch, in dem Jörg, der 68jährige Besitzer der Wohnung, neben dem immer zuversichtlichen Murat und der Schauspielerin Anke, die vergeblich auf neue Engagements wartet, die weiteren Hauptdarsteller sind. Das Buch wird meistens aus der Sicht der verschiedenen Akteure erzählt und nimmt an Fahrt auf, als klar wird, dass Jörg nach einer Blinddarm-Operation immer größere Gedächtnislücken hat. Es geht um ganz viel Menschlichkeit, Vertrauen und Zuneigung. Aus der Wohngemeinschaft ist eine Familie geworden, die füreinander da ist. - Eine liebevolle Erzählung aus einer vielleicht zu idealisierten Welt, jedenfalls für Menschen, die mit dem Problem Demenz von Angehörigen in der realen Welt konfrontiert sind, aber dennoch angenehm zu lesen. |
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Bewertung vom 09.09.2024 | ||
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Eigentlich ist es der Vater, der an diesem Tag begraben wird, doch die Erzählerin wendet sich in ihren Erinnerungen vor allem ihrer Mutter zu, die schon lange vorher gegangen ist und ein ungewöhnliches Leben geführt hat: Kriegskind, emanzipierte Studentin, abgebrochenes Studium zugunsten der Familie, Hausfrau und dann allein lebende freischaffende Schriftstellerin. Die Erzählerin stellt sich und ihrer Mutter Fragen, von denen sie wünschte, sie hätte sie zu Lebzeiten der Mutter gestellt. Alte Konflikte werden geschildert und teilweise neu beleuchtet. Wer war dieser Mensch, der als Mutter die Teenager-Tochter mit ihrem Vater allein ließ, um endlich ihren Traum zu verwirklichen, an dem keiner der drei Ehemänner und auch keine ihrer drei Töchter interessiert waren? Caroline Peters schildert sehr eindrücklich und nicht ohne Humor eine dramatische Familienkonstellation, wie sie nicht alltäglich ist. Und dennoch erkennen sicher die meisten von uns die ungestellten Fragen aus eigenen Familiengeschichte wieder. Gelungenes Debüt. |
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