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Top-Rezensenten Übersicht

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Luise-21
Wohnort: 
Berlin

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Insgesamt 322 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2025
Wilder Honig
Lewis, Caryl

Wilder Honig


ausgezeichnet

"Wilder Honig " von Caryl Lewis ist eine berührende Geschichte zwischen Liebe und Trauer, Enttäuschung und Dankbarkeit, die vor der malerischen Kulisse der walisischen Landschaft durch seine leisen Töne, überzeugt.

Hannah hat ihr ganzes Leben in Berllan Deg, einem kleinen Ort in Wales, verbracht. Anders als ihre Schwester Sadie, ist sie nie aus ihrem Elternhaus ausgezogen, nicht einmal nach ihrer Hochzeit mit John. Sie ist in diesem Haus und dem dazugehörigen Obstgarten verwurzelt, behandelt die Bäume, als gehörten sie zur Familie.

Als John, der einst Schriftsteller und Imker war und der die Welt durch die Sprache der Bienen zu verstehen lernte stirbt, ist Hannah das erste Mal allein ...

Nach den Feierlichkeiten und der Beisetzung von John, fühlt sich Hannah ausgelaugt und will nur noch schlafen, sich Ruhe gönnen doch am nächsten Tag steht ihre Schwester Sadie vor der Tür. Die Distanz zwischen den Schwestern ist spürbar, doch Sadie ist hier um Hannah zu unterstützen und lässt sich nicht abweisen. Die Schwestern nähern sich langsam an und jede ist beschäftigt mit Aufgaben, die zu erledigen sind. Sadie kümmert sich um die Papiere in Johns Arbeitszimmer und findet neben elf Liebesbriefen an Hannah einen Brief, indem er ein lang verborgenes Geheimnis, offenbart. Hannah ist entsetzt und weigert sich zunächst, die Briefe auch nur anzurühren.

Johns Liebesbriefe sind durch die Sprache der Bienen, die er wie kein anderer versteht, geschrieben und führen Hannah, ihre Schwester Sadie und die junge Megan auf eine Reise durch Erinnerungen und alte Wunden. Es ist eine Reise, die nicht nur die Vergangenheit neu beleuchtet, sondern auch die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft eröffnet.

Abwechselnd zwischen Johns Briefen, erzählen Hannah, Sadie und Megan, aus ihrer Vergangenheit und ihrem Leben und wie es scheint, kommen sie hier in Berllan Deg, in dem kleinen Ort in Wales, zur Ruhe.

Fazit:
"Wilder Honig" ist eine berührende Geschichte mit leisen Tönen erzählt, die mich mit auf die Reise in den heimischen Obstgarten, der Bienenzucht und seiner Bewohner zwischen Liebe und Trauer, Enttäuschung und Dankbarkeit, geführt hat. Mit ihrem Schreibstil und ihrer berührenden Geschichte, ist der Autorin hier eine wunderbare Atmosphäre, mit einem harmonischen Ende gelungen und lässt mich sehr zufrieden das Buch zur Seite legen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.10.2025
Zwischen zwei Leben
Rytisalo, Minna

Zwischen zwei Leben


sehr gut

In ihrem neuen Roman erzählt die finnische Schriftstellerin Minna Rytisalo auf eine sehr originelle Weise eine feministische Emanzipations-Geschichte über eine Frau, die sich zwischen zwei Leben befindet.

In der Mitte ihres Lebens beschließt Jenni Mäki, die lieblose Ehe mit Jussi zu beenden und einen Neustart zu wagen. Ihre Kinder sind aus dem Haus und brauchen sie nicht mehr, finanziell ist alles einvernehmlich geregelt, der untreue Jussi hat schon eine neue Frau, ihrem mutigen Neuanfang nach 24 Ehejahren steht also nichts im Wege. Sie hat sogar einen neuen Namen angenommen und heißt jetzt Jenny Hill, und auch eine neue Wohnung hat sie schon für sich gemietet. In die nimmt sie nur das Allernötigste mit, so wenig wie möglich von dem, was sie an ihr altes Leben erinnern könnte.

Alleine in ihrer Wohnung, werden die „Ajattaras“, den Geistern aus der finnischen Mythologie ersetzt durch die Märchenfiguren „Aschenputtel, Schneewittchen, Dornröschen, Gretel, Rapunzel und Rotkäppchen“, in ihrem Kopf lauter und versuchen sie zu erreichen, indem sie sie ansprechen. Geschickt tauchen die Märchenfiguren immer wieder auf um den gesellschaftlichen Druck zu kommentieren und ihr Ratschläge zu hinterlassen.

Auf Anraten ihrer Psychotherapeutin soll Jenny Briefe schreiben, die sie nicht abschicken soll, sie aber dadurch zwingt, ihre Probleme gründlich zu durchdenken. Nur die Schriftform nämlich bringe Ordnung in das gedankliche Chaos und die unverbindliche Flüchtigkeit der Therapiegespräche. Jenny braucht nicht lange zu überlegen wem sie schreiben will. Und schon fliegen die ersten Zeilen aufs Papier an Brigitte Macron, die fast 25 Jahre ältere Frau des französischen Präsidenten, deren unkonventionelle Ehe nicht nur durch den Altersunterschied, sondern auch durch das skandalträchtige Lehrerin/Schüler-Verhältnis gesellschaftlich vorgeprägt ist.

Jennys Gedankenwelt hat mir sehr gut gefallen. Sie ist eine Frau, die sich selbst wiederfindet, leise, tastend, aber mit wachsender Entschlossenheit.

Fazit:
„Zwischen zwei Leben“ hat mich mit seiner ruhigen, fast unspektakulären Art überrascht. Es ist kein Buch, das mit großen Wendungen oder lauten Momenten auffällt, sondern eines, das sich langsam entfaltet und gerade dadurch Wirkung zeigt. Eine interessante Geschichte, die Mut macht, aber auch zum Nachdenken anregt.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.10.2025
Alle weg
Maiwald, Stefan

Alle weg


gut

Das Cover und die Gestaltung des Buches mit Leineneinband und Lesebändchen, wirkt ausgesprochen edel und konnte mich auf den ersten Blick, begeistern.

In seinem neuen Buch „Alle Weg“ schildert Stefan Maiwald, der in der norditalienischen Stadt Grado, ganz in der Nähe von Pinos Bar lebt, Tagebuchartig seine Beobachtungen und Erlebnisse aus der Nebensaison, wenn die Touristen abgereist sind, Ruhe einkehrt und das wahre Leben der Einheimischen, beginnt.
Und in Pinos legendärer Bar beginnt sie exakt dann, wenn der Fernseher endlich wieder läuft. Und die einheimischen Stammgäste den Sommer resümieren, über Politik streiten, die Fußballergebnisse und lokale Kriminalfälle diskutieren, füreinander kochen, Pläne schmieden, lachen, laut diskutieren und am Ende immer auf das Leben anstoßen.

Fazit:
Aus verschiedenen Perspektiven und Blickwinkeln zitiert der Autor querbett seine reichhaltig angesammelten Anekdoten, wobei sich auch Themen in unterschiedlichen Monaten, wiederholen können. Einige Anekdoten fand ich schon recht unterhaltsam aber eben nicht alle. Mir fehlte in dieser Erzählung einfach etwas mehr Spannung und ein Faden, der mich von dem italienischen Flair, hätte überzeugen können.

Im Anhang gibt es noch eine Auflistung über – „Wer wohnt hier eigentlich?“ und mir stellt sich echt die Frage, was nutzt mir zu wissen, wieviele Hausfrauen, Tellerwäscher, Kellner usw. in Grado leben?
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 11.10.2025
Lilianas unvergänglicher Sommer
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


sehr gut

Das Cover und der Titel „Lilianas unvergänglicher Sommer“ haben mich regelrecht magisch angezogen. In ihrem bewegenden und zugleich vielschichtigen Porträt entfaltet die Autorin Cristina Rivera Garza, die aufwühlende Suche nach den Spuren ihrer geliebten Schwester.

Im Mittelpunkt der Geschichte, steht ihre Schwester Liliana, eine junge Frau voller Leben und die Aussicht einer glänzenden Zukunft. Ihr gewaltsamer Tod, ein Femizid, wird von der Autorin nicht nur als persönlicher Verlust, sondern auch als gesellschaftliche Anklage verarbeitet.

Nach fast über 29 Jahren überwindet die Autorin ihre lähmende Trauer und macht sich auf den Weg zurück nach Mexiko, denn sie will Antworten finden und sich dem Andenken ihrer Schwester Liliana, widmen. Sie rennt dabei von Behörde zu Behörde, wird belächelt, abgewiesen nur weil sie nach all den Jahren, die Akte ihrer Schwester haben möchte. Doch die Ermittlungsakte bleibt unauffindbar. Die Autorin erinnert sich, dass in ihrem Elternhaus noch die Kisten voller Tagebücher, Briefe und Notizen von Liliana, aufbewahrt sind. Akribisch durchforstet die Autorin alle Aufzeichnungen, setzt sich mit Verwandten, Freunden und all jener, die sie geliebt und geschätzt haben in Verbindung, bis sie ein vollständiges Porträt, von Liliana, vor sich hat.

Dieses Porträt stellt einen einmaligen Einblick in das Leben von Liliana, ihren Gefühlen, ihren Entscheidungen und ihren Empfindungen, mit ihrer eigenen Stimme und ihrer eigenen Worte. So wird Liliana greifbar, denn sie ist das Opfer, das durch dieses Buch nicht in Vergessenheit gerät.

Fazit:
Es ist kein leichtes Buch um zwischendurch zu lesen sondern es braucht schon etwas Raum und Zeit um in der Geschichte anzukommen. Der Einstieg mit den vielen fremden Begriffen der Behörden fand ich anfangs anstrengend und verwirrend aber nach den ersten 50 Seiten, konnte mich die Handlung, fesseln.
Besonders berührt hat mich, wie die Autorin das Leben ihrer Schwester Stück für Stück aufrollt und über ihren gewaltsamen Tod kraftvoll erzählt. Eine für mich sehr berührende und zum Nachdenken anregende Geschichte.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.10.2025
Die Frau der Stunde
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


sehr gut

Heike Specht ist Deutschlands lässigste Historikerin und erzählt in ihrem neuen Roman "Die Frau der Stunde" eine fiktive Geschichte aus den 70er-Jahre über eine Frau, die nach der Macht greift und die Männerwelt auf den Kopf stellt.

Im Mittelpunkt steht die liberale Politikerin Catharina Cornelius – eine alleinstehende Frau, die in der Bonner Altherren-Elite völlig überraschend nach dem Rücktritt von Helmut Busch, zur Außenministerin und Vizekanzlerin ernannt wird. Die überrumpelten Kollegen in den höchsten Regierungskreisen reiben sich fassungslos die Augen, die Journalisten spitzen die Federn und das ganze Land blickt erstaunt auf die zierliche Frau. Doch Catharina versteht es, sich auf dem Podium und dem Parkett, elegant und souverän zu bewegen.

Als Helmut Busch seinen Posten unter allen Umständen zurückhaben möchte und Catharina darauf nicht eingeht, versucht er, sie vor der Öffentlichkeit bloßzustellen. Als Catharina sein Machtspiel durchschaut, stellt sie sich gelassen den hämischen Kommentaren, während sie im Gegenzug ihr eigenes Machtspiel eröffnet. Catharina weiß sich durchzusetzen …

Macht hat ihren Preis und Catharina muss heimlich ihre Liebe zu einem Jounalisten leben.

Catharinas Internatsfreundinnen bedeuten ihr alles und die drei Frauen bilden eine starke Gemeinschaft, dass sich gegenseitig schätzt und unterstützt.
Als Azadeh Nouri, iranische Regisseurin sich unbedingt an den Frauenaufständen im Iran beteiligt und nach Teheran reist, sind ihre Nerven nicht nur als Außenministerin, angespannt. Sie hat Angst um das Leben ihrer Freundin.
Nach dem Umbruch im Iran, reist auch ihre Freundin Suzanne de Vries, Korrespondentin für die belgische Tageszeitung in Bonn, für Recherchearbeiten nach Teheran.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihrem leichten und flüssigen Schreibstil ihren fiktiven Charaktere und historischen Ereignissen, einen unterhaltsamem Einblick in die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse der 70er-Jahre, zu geben. Eine lesenswerte Geschichte mit der ich viele schöne Lesestunden hatte.
Von mir 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.09.2025
Bittersüß
Williams, Hattie

Bittersüß


ausgezeichnet

In ihrem Roman „Bittersüß“ erzählt die Autorin Hattie Williams eine fiktive Geschichte über Abhängigkeiten und toxische Machtverhältnisse.

Die Ich-Erzählerin Charlie, leidet in ihrer Jugend nach dem Tod ihrer Mutter unter schweren Depressionen und fühlt sich nirgends zugehörig. Als ihr Stiefvater eine neue Familie gründet, sucht sie sich in London eine Arbeit. Das Geld ist knapp und so freut sich Charlie, dass sie für eine geringe Miete bei ihrer besten Freundin Ophelia und ihrem Mitbewohner Eddy, einziehen kann. Die drei Freunde werden unzertrennlich.

Seit einem Jahr arbeitet Charlie als Presseassistentin bei einem renommierten Londoner Buchverlag, der bald das neue Buch des preisgekrönten Richard Aveling herausbringt. Bei einer Zigarette im Regen trifft Charlie den dreißig Jahre älteren Richard und ist überwältigt, den zum ersten Mal fühlt sie sich gesehen und ernst genommen. Ihr Traum erfüllt sich noch, als sie mit ihm zusammenarbeiten soll. Aus der Arbeitsbeziehung wird viel zu schnell eine Affäre, die auf Macht, Kontrolle und Schweigen beruht. Charlie, sucht Halt und Liebe, doch der 30 Jahre ältere Richard, ist ihr weit überlegen und nutzt seine Macht aus.
Charlie isoliert sich nach und nach von ihren Freunden und bittet sie um Schweigen über ihre Affäre im Verlag, den diese Verbindungen werden nicht gerne gesehen und führen normalerweise zur Kündigung. Durch das Schweigen entsteht ein geschicktes manipulatives Verhältnis, aus dem Charlie sich kaum befreien kann.

Das vorauszusehende Ende der Beziehung ist wie zu erwarten herzzerreißend und schmerzvoll für Charlie. In dieser Zeit stehen aber nicht nur ihre Freunde ihr zur Seite sondern auch ihr Stiefvater, dem sie sich endlich öffnen kann und seine neue Familie, lieben lernt.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, die toxischen Machtverhältnisse und die innere Zerrissenheit von Charlie, authentisch zu schildern. Sprachlich konnte mich der Roman mit seiner stillen Kraft, welche durch eindrucksvolle Beschreibungen noch mehr emotionalen Tiefgang erhielt, überzeugen. Ein sehr interessanter Roman, den ich gerne gelesen habe.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 30.09.2025
Durch das Raue zu den Sternen
Kloeble, Christopher

Durch das Raue zu den Sternen


ausgezeichnet

Die Ich-Erzählerin Arkadia Fink, genannt Moll, ist 13 Jahre alt, musikalisch hochbegabt und mit reichlich Fantasie gesegnet. In ihrem bayerischen Dorf macht sie das zur Außenseiterin. Dann hat auch noch vor acht Monaten, drei Wochen und sechs Tagen ein einschneidendes Ereignis in ihrem Leben stattgefunden. Ihre Mutter ist „kurz weggegangen“, wie sie es zu sagen pflegt. Seitdem leidet sie unter der bedrückenden Abwesenheit und der quälenden Frage, wann sie endlich zurückkommt. Sie redet sich zeitweise ein, dass sie ohne sie gut klar kommt aber ihr Vater nicht, denn er ist nicht mehr er selbst, hat seitdem nichts mehr in seiner Werkstatt, geschreinert und die offenen Rechnungen stapeln sich.

Geblieben ist der 13jährigen Ihre beste Freundin Bernhardina, die im Seniorendomizil Phoenix lebt und früher Musiklehrerin in Namibia, war. Moll muss Bernhardina jeden Abend anrufen und sich vergewissern, dass sie noch lebt, obwohl sie von Pflegepersonal umgeben ist. Manchmal ist sie zu spät dran, dann ruft Bernhardina sie an.
Bernhardina ist nur dann nicht mehr ihre beste Freundin, wenn sie sagt, dass ihre Mutter vielleicht nicht mehr zurückkommt. Deshalb sind sie sich nicht immer einig.

Der Neo-Bechstein ihrer Mutter, wird für Moll zur absoluten Hingabe zur Musik. Sie kann singen und hat eine Idee, denn wenn der weltberühmteste Knabenchor Deutschlands sie aufnimmt und sie auf der großen Bühne singt, wird ihre Mutter zurückkehren. Die Hürden scheinen zuerst unüberwindbar zu sein, denn noch nie hat ein Mädchen in dem Knabenchor gesungen aber Moll denkt nicht daran aufzugeben. Sie ist sicher, ihr Ziel kann sie nur über die Musik erreichen.

Fazit:
Zuerst wußte ich nicht so recht, wie ich Molls Wut auf der einen Seite und der absoluten Liebe auf der anderen verstehen soll, doch schnell wird klar, dass sie der Realität nicht ins Auge sehen will. Erst zum Ende lösen sich die tragischen Ereignisse auf.
Der Autor hat auf eine berührende Art und Weise eine Geschichte zum Thema Trauer und Verlust, Liebe und Wut und von der Macht der Musik, melancholisch aber dennoch hoffnungsvoll, geschrieben. Der Roman „Durch das Raue zu den Sternen“ von Christopher Kloeble, ist eine gefühlvolle und lebendige Geschichte, die ich allen Literaturbegeisterten gerne weiterempfehle.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.09.2025
Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)
Lagerlöf, Ulrika

Wo die Moltebeeren leuchten (Die Norrland-Saga, Bd. 1)


ausgezeichnet

In ihrem fesselnden Auftakt der Norrland-Saga "Wo die Moltebeeren leuchten” wurde die Autorin Ulrika Lagerlöf, inspiriert von ihrer eigenen Familiengeschichte und wahren historischen Ereignissen.

Der Titel und das wunderschön gestaltete Buchcover mit dem farblich passenden Moltebeeren-Buchschnitt und einem interessanten Klappentext, konnten mich sofort für das Buch, begeistern.

Auf zwei Zeitebenen erzählt die Autorin eine atmosphärische Geschichte von Siv und Eva über ein lang gehütetes Familiengeheimnis aus der Vergangenheit.

1938, Nordschweden: Die siebzehnjährige Siv wird in die tief verschneiten Wälder geschickt, um als Köchin eine Gruppe von zehn Waldarbeitern zu versorgen. Ein entbehrungsreiches Leben ohne Strom und Komfort erwartet sie – und doch ist es genau dort, mitten in der rauen Natur, wo Siv zum ersten Mal echte Freiheit spürt. Und Liebe. In der Abgeschiedenheit begegnet sie Nila, einem jungen Sámi – und erlebt eine zarte Liebe, die stärker ist als alle Konventionen. Doch als der Sommer endet, bleibt nur ein Geheimnis, das nie ans Licht kommen darf.

2022: Eva ist alleinerziehende Mutter eines Sohnes und Forstwirtin. Sie arbeitet in Uppsala als PR-Beraterin in einem großen Forstunternehmen und kehrt mit einem Auftrag in das Dorf ihrer Kindheit zurück. Sie soll den Widerstand gegen ein umstrittenes Abholzungsprojekt beruhigen und mit den Aktivistengruppen und Umweltschützern verhandeln. Doch die scheinbar klare Aufgabe ist alles andere als einfach und wird schnell zur Reise in die eigene Vergangenheit. Stück für Stück entblättert sich eine Geschichte, die tief in den schwedischen Wäldern wurzelt. Und bald stößt Eva auf ein Familiengeheimnis, das bis in Sivs Zeit zurückreicht

Beide Zeitebenen sind atmosphärisch und fesselnd geschrieben, dazu noch die bildhaften Beschreibungen über die malerische Landschaft Nordschwedens mit den dichten Wäldern, Mooren, kleinen dunklen Seen und den verführerisch orange leuchtenden Moltebeeren.

Fazit:
Die Autorin hat einen schönen atmosphärischen Schreibstil und versteht es ausgezeichnet, ihre Charaktere authentisch ins Bild zu rücken. Die bildhaften Beschreibungen der Natur besonders über die Abholzung der Wälder und das Schicksal sowie der Rechte der Sámi, ist verständlich und ausführlich, dargestellt. Mir hat die Geschichte auf beiden Zeitebenen sehr gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt, was nach diesem starken Auftakt, folgt.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.09.2025
Herzlauschen
Swidler, Nicole;Swidler, Uli T.

Herzlauschen


ausgezeichnet

Das Autorenehepaar Nicole und Uli Swidler erzählen in ihrem Roman „Herzlauschen“ eine berührende Geschichte über eine Sopranistin und eines Mannes, der mit dem Herzen hört.

Fazit:
Ausgerechnet das wunderschöne Cover hat mich magisch angezogen und dann der Klappentext, der mich neugierig auf diese ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der Starsopranistin Tessa und dem gehörlosen Bildhauer Paul, gemacht hat.

Die Autoren erzählen über die sympathische Tessa, die nach dem frühen Tod ihrer Eltern, von ihrem Manager Fabian gefördert wird und Babette, die sich nicht nur um ihr Wohl kümmert, denn sie auch eine Verbündete. Der geheimnisvolle Mann ist Paul, der seit einem Jahr verwitwet und auserdem noch gehörlos ist. Ausgerechnet eine Konzertkarte führt den gehörlosen Paul in ein Benefizkonzert in der Berliner Philharmonie und dann geschieht das Wunder – Tessa -. Zwei Welten treffen aufeinander.

Selbst als Tessa merkt, wie unterschiedlich ihr und Pauls Leben ist, fühlt sie sich immer mehr zu ihm hingezogen. Still und leise entwickelt sich die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der Starsopranistin Tessa und dem gehörlosen Bildhauer Paul.

Eine wunderbare Wohlfühlgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, die die Geschichte unglaublich lebendig hält. Der Schreibstil der Autoren ist flüssig und mit einer Leichtigkeit geschrieben, die mir von Anfang an gut gefallen hat. Mit „Herzlauschen“ hatte ich viele schöne Lesestunden und empfehle diese ungewöhnliche Liebesgeschichte gerne weiter.
Von mir 5 Sternen!

Bewertung vom 18.09.2025
Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104
Abel, Susanne

Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104


ausgezeichnet

Susanne Abel erzählt in ihrem neuen Roman „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ eine einfühlsame und berührende Geschichte über zwei Heimkinder der Nachkriegszeit und ihrer lebenslangen Liebe.

Auf dem Buchcover ist ein kleiner verloren wirkender Junge zu sehen, der bildlich sehr gut zu Hardy, passt. Die Autorin hält die Spannung der Geschichte, die im Wechsel auf zwei Zeitebenen erzählt wird, bis zum Ende aufrecht.

1945: Mit einem Pappschild um den Hals, kommt ein kleiner Junge in ein Heim und vor lauter Angst kann er auf die Fragen nach seinem Namen, nicht antworten. Er kam mit dem Kindertransport aus Zoppot (Danzig) und sein Name auf dem Schild ist unleserlich. Irgendetwas steht da mit „WIL“ am Anfang mehr kann man nicht erkennen und so bekommt er einfach einen Namen - Hartmut Willeiski - und wächst in einem katholischen Kinderheim als Nr. 104 auf. Hier lernt er die elfjährige Kriegswaise Margret kennen. Beide Kinder wachsen in dem katholischen Kinderheim auf, wo sie von den Nonnen mit starker und strenger Hand, erzogen werden. Auf dem Weg bei Wind und Sturm ins Dorf müssen die älteren Kinder, die Kleinen an die Hand nehmen und dann rutscht der kleine Junge fast weg und Margret flüstert ihm zu: Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104.

Magret, schließt den Jungen in ihr Herz und fragt nach seinem Namen, doch Hartmut gefällt ihr nicht und sie nennt ihn Hardy. Hardy ist ein niemand und genauso wird er von den Nonnen mit harter und strenger Hand, behandelt. Margret, versucht ihn zu beschützen, denn Hardy gilt als debil, aber sie weiß, dass das nicht stimmt. Die beiden werden zu einer unverzichtbaren Stütze füreinander und beschließen, sich nie wieder loszulassen.

Als Margrets Tante durch den Suchdienst gefunden wird, zieht sie zu ihr und ihrem Onkel. Sie freut sich auf eine bessere Zukunft, ist aber traurig, Hardy zurücklassen zu müssen. Nach kurzer Zeit erlebt Magret mit ihrem Onkel ein traumatisierendes Ereignis und kommt in ein Heim für gefallene Mädchen. Erst nach ihrer Volljährigkeit ist sie frei und beginnt als Stationshilfe in einem Kinderheim und entdeckt einen hilflosen Jungen im Bett liegen, der ihr nach näherer Betrachtung, vertrauter ist als alles andere –Hardy - …

2006: Margret und Hardy sind bereits Urgroßeltern. Erst haben sie ihre Tochter Sabine, dann ihre Ekelin Julia großgezogen und jetzt wächst sogar ihre Urenkelin Emily bei ihnen auf. Emily fühlt sich zunehmend durch die Verbote ihrer Urgroßmutter eingeschränkt, doch Magret wird nur von der Angst getrieben, Emily könnte dasselbe zustoßen wie ihr. Emily spürt, da gibt es etwas aus der Vergangenheit über das ihre Urgroßelten schweigen und beginnt das Erbe der unverarbeiteten Traumata ihrer Familie Stück für Stück, aufzubrechen …
Die Verbindung über die Generationen hinweg – von Hardy und Margret zu Emily – ist einfach magisch erzählt.

Fazit:
Einfühlsam und berührend erzählt die Autorin eine fiktive Handlung über das Schicksal vieler Heimkinder unmittelbar kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und zeigt dabei noch, wie letztendlich Vergangenheit und Gegenwart doch eng miteinander verwoben sind.
Das Nachwort zeigt die intensive Recherche der Autorin und rundet die Geschichte perfekt ab.
In jeder Zeile ist zu spüren, mit welcher Tiefe und Emotion, die Autorin in „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ eingetaucht ist.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!