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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Luise-21
Wohnort: 
Berlin

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Insgesamt 288 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2025
Bis die Sonne scheint
Schünemann, Christian

Bis die Sonne scheint


sehr gut

Der Autor versteht sein Handwerk, denn er weiß genau, was er erzählen will und geht diesen Weg zielsicher. In seinem neuen Roman „Bis die Sonne scheint“ erzählt Christian Schünemann, von seinen eigenen Kindheitserinnerungen.

Im Mittelpunkt der Geschichte, steht der 14jährige Daniel mit seinen Kindheitserinnerungen und Wahrnehmungen, die das verstörrende Familienverhältnis der Hormanns in den 80er Jahren wiederspiegelt.

Daniel freut sich auf seine Konfirmation und träumt von einem blauen Samtsakko und grauer Flanellhose. Danach soll er mit dem Schüleraustausch nach Frankreich reisen. Oh, wie freut er sich, Philip wieder zu sehen und eine schöne Zeit mit ihm zu verbringen! Daniel kann es kaum erwarten und freut sich im Stillen auf seine Konfirmation und besonders auf die Geldgeschenke.
Doch sein Traum zerplatzt aus heiterem Himmel, als er seine Eltern belauscht, die völlig pleite sind. Seine Eltern wissen nicht mehr, wie sie die sechsköpfige Familie über die Runden bringen sollen. Ideen haben sie viele aber nichts will so recht gelingen, denn kaum haben sie ein wenig Geld in der Hand, ist es auch schon wieder für unnötige Dinge ausgegeben. Selbst den Gerichtsvollzieher und die aufgeklebten Kuckkucks, nehmen sie nicht Ernst, sondern eher mit Humor!

Zwischendurch zweifen Daniels Gedanken zu seinen Großeltern ab, die eigentlich zu der Generation des Schweigens gehören und trotzdem weiß er erstaunlich viel über deren hartes Leben während der Kriegszeiten. Seine Erinnerungen an seine Großeltern, erzählt er nüchtern und ungeschont offen.

Währenddessen versucht Daniels Mutter mit Handarbeiten, die Familie über Wasser zu halten, doch das bisschen Geld ist schnell verpufft und reicht nicht mal fürs Nötigste. Sein Vater ist Architekt und nach seiner misslungenen Selbständigkeit, nicht mehr flexibel genug, um sich eine Arbeit zu suchen. Schade um die verlorenen Chancen!

Trotz ihrer vier Kinder, verschließen die Hormanns leider immer wieder die Augen vor der Realität und leben nach dem Motto, es wird schon irgendwie weitergehn.

Fazit:
Der Autor hat mit einer klaren Sprache, die äußeren und inneren Familienverhältnisse seiner eigenen Kindheitserinnerungen locker und angenehmn, erzählt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass mir teilweise die Emotionen fehlen, wodurch die Geschichte leider etwas kühl wirkt.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 10.04.2025
Im Wind der Freiheit
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit


sehr gut

Tanja Kinkel gehört zu den interessantesten deutschen Unterhaltungsautorinnen. Sie legt sich nicht auf eine historische Epoche fest, sondern lädt dazu ein, an ihrer Seite in die unterschiedlichsten Zeiten zu reisen und faszinierende Persönlichkeiten kennenzulernen.

Mit diesem historischen Roman entführt die Autorin ins Jahr 1848/1849, als die Menschen im Deutschen Bund gegen die autoritäre Herrschaft der Fürsten und die drückende Zensur revoltieren.

Während Deutschland die Morgendämmerung der Demokratie erlebt, finden in den Wirren der Zeit zwei ungleiche Frauen zueinander:
Die mutige Schriftstellerin und unbeirrbare Demokratin Louise Otto, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit ihren sozialkritischen Schriften für Freiheit und Selbstbestimmung zu kämpfen und die arbeits- und mittellose Susanne Grabasch.

Beide Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein, denn Louise Otto, stammt aus einer wohlhabenden Familie, wollte nie heiraten, sondern schon immer Schriftstellerin werden, während Susanne für sich und ihre Mutter ums nackte Überleben kämpfen muss.

Im Rahmen einer ihrer Recherchen trifft Louise auf Susanne, die in dieser Tuchfabrik arbeitet und von deren Besitzer ausgebeutet wird. Als Susanne sich für eine verletzte Freundin einsetzt, gibt sie Louise, die Hinweise, die diese für ihren Artikel benötigt woraufhin Susanne und ihrer Mutter gekündigt wird. Ihr bleibt nichts anderes überig als sich der Prostitution hinzugeben und lernt einen mystheriösen charismatischen Mann kennen, der sie als Spionin anwirbt. Das von diesem Mann nichts Gutes zu erwarten ist, bleibt Susanne vorerst verborgen. Ihr geht es ums Überleben!
Von nun an mischt Susanne in der Bewegung mit und ausgerechnet sie und Luoise kommen sich näher. Ihre Spionagetätigkeit führt sie zu der Frauenrechtlerin Amelie Struwe, doch bald verbindet die beiden Frauen ein enger Umgang miteinander.

Die fiktive Susanne ist interessant und als mutiger Charakter gut ausgearbeitet, obwohl ich oft nicht so recht wusste, auf welcher Seite sie steht. Ihre ständigen Reisen haben wohl dazu beigetragen. Schön fand ich, wie eindrücklich Louise und Amalie, die beiden historischen Persönlichkeiten, dargestellt wurden.
Schon alleine wegen der vielen historischen Persönlichkeiten, hätte ich mir hier ein Personenregister, recht gut gefallen.

Fazit:
Von der Autorin habe ich schon einige Bücher gelesen und finde ihr Talent, historische Fakten gut recherchiert mit fiktiven Handlungen auf eine leichte Art zu vermitteln, ausgesprochen angenehm. In diesem Roman „Im Wind der Freiheit“ wird der geschichtliche Hintergrund zwar anschaulich dargestellt aber irgendwie fehlte mir etwas mehr Tiefe in der ganzen Handlung.
Von mir 4 Sterne!

Bewertung vom 07.04.2025
Wenn die Tage länger werden
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


sehr gut

In ihrem neuen Roman „Wenn die Tage länger werden“ erzählt die Autorin Anne Stern, eine leise Geschichte über die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa Fischer, die das erste Mal nach sechs Jahren ohne ihren Sohn ihre Sommerferien verbringt.

Lisas Freude auf die lang ersehnte Freiheit lösen in ihr immer mehr Zweifel an sich selbst aus. Ihr Sohn ist mit seinem Vater verreist und Lisa grübelt warum diese Beziehung auseinanderbrach, ja was sie falsch gemacht hat. Schnell erkennt sie selbst, dass sie überfordert war und sich hat gehen lassen aber nur warum, ist ihr unklar. Ihre Gedanken kreisen auch um ihre Mutter, mit der sie ein sehr kühles Verhältnis pflegt. Liegt es an ihrer Kindheit und der Geige ihres Vaters, mit der sie so einige kleine Erfolge hatte! Warm ums Herz wurde es Lisa nie mit der Geige, weiß aber nicht so recht, warum und weshalb ihre Mutter so großen Wert darauf legte, dass Lisa damit Erfolg haben sollte.

Nach all diesen Überlegungen ist Lisa auf der Suche nach einem Geigenbauer, denn warum sollte sie nicht wieder spielen, jetzt wo sie etwas Zeit hat. Letztendlich trifft sie bei ihrer Suche auf die Obstbäuerin Ute in ihrem Kirschgarten, einer Frau, die keine Zeit mehr für Kompromisse hat. Utes Bruder Heinrich ist der Geigenbauer und macht eine Entdeckung, die Lisas Leben verändern wird …

Es braucht Zeit bis Lisa sich bewußt wird, dass ihre Selbstzweifel eng in der Vergangenheit ihrer Familie, liegen. Der frühe Tod des Vaters, der nie ganz geklärt wurde und das schwierige Verhältnis zur Mutter, die selbst mit ihrer Vergangenheit kämpft.

Lisa erlebt einen Sommer zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart, findet endlich zu sich selbst und einer ungeahnten Freiheit.

Fazit:
Mit ihrem Schreibstil verbindet die Autorin geschickt ernste Themen mit einer Leichtigkeit, die gut verknüpft sind. Schade fand ich nur, dass manche Handlungsstränge im Sand verlaufen und nicht auserzählt wurden, besonders das Geheimnis um die Geige. Hier wäre ich gerne noch etwas länger in der Vergangenheit geblieben.
Eine ruhige Geschichte zwischen Vergangenheit und Gegenwart mit der ich schöne Lesestunden hatte.
Von mir 4 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.04.2025
Was ich von ihr weiß
Andrea, Jean-Baptiste

Was ich von ihr weiß


sehr gut

Dem französischen Autor Jean-Baptiste Andrea, gelingt es mit seinem neuen historischen Roman „Was ich von ihr weiß“ auf eine eindrucksvolle Weise, die Lebensgeschichte von Michelangelo Vitaliani und seiner einzigartigen Liebe zu Viola Orsini, atmoosphärisch dicht zu erzählen.

Im Jahr 1986 liegt der Sterbende 82jährige Mimo – Michelangelo Vitaliani - in der Abtei, ein Bruder der als Einziger kein Gelübde abgelegt hat und trotzdem durfte er vierzig Jahre an dieser Stätte bleiben. Der Sterbende kämpft, öffnet die Augen, schließt sie wieder. Die Brüder, die ihn umgeben sind ratlos und als er sich erneut regt, sind sie sich diesmal alle einig – Er will etwas sagen -.

Alle warten auf Padre Vincenzo. doch bevor er zu dem Sterbenden eilt, steigt er erst hinab in das Gewölbe, denn er möchte vorher die geheimnisvolle Statue sehen, die ihm manchmal einen ungemütlichen Schlaf bereitet.

Eine Frage von Stunden umgibt den 82jährigen Mimo und er denkt, dass ich nicht lache, denn ich bin schon lange tot aber seit wann können Tote ihre Geschichte nicht mehr erzählen und so schaut er rückblickend auf sein Leben und seiner einzigartigen Liebe zu Viola.

Mimo wird 1904 in Frankreich als Kleinwüchsiger in Armut geboren und hat einen schweren Stand im Leben. Als sein Vater ums Leben kommt, schickt seine Mutter den 12jährigen nach Italien in den Ort Pietra d´Alba in Ligurien, zu einem entfernten Onkel, um das Handwerk eines Bildhauers zu erlernen. Nur ist dieser entfernte Onkel nicht gerade von dieser Situation begeistert, nimmt aber das Geld von Mimos Mutter und lässt Mimo dann ohne Lohn in seiner Bildhauerwerkstatt schuften und hungern. Bald zeigt sich Mimos Talent als Bildhauer, aber der angebliche Onkel, setzt seine Signatur unter die Skulpturen und steckt den Lohn dafür in seine Tasche.
In dem kleinen ligurischen Dorf, begegnet Mimo bald Viola, Tochter aus gutem Hause und jüngstes Kind der Orsinis, einer angesehenen Adelsfamilie. Viola ist hochintelligent, vergisst nie etwas Gelesenes und bringt Mimo die Welt der Literatur und der Wissenschaft nahe.
Von ihrer ersten Begegnung an durchleben Viola und Mimo Seite an Seite die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, den Aufstieg des Faschismus und die Unruhen der Weltkriege.

Mimo, der ungewöhnlich kleine Bildhauer, wird ein von der Elite gefeierter Künstler; sie versucht unermüdlich, ihre Träume als emanzipierte Frau zu verfolgen. Beide werden sich immer wieder verlieren und finden, als Verbündete oder Gegner, ohne ihre Freundschaft jemals aufzugeben.

Fazit:
Der Einstieg in die Geschichte ist mir schon etwas schwer gefallen, da es keine Kapitelüberschriften mit Zeitangaben gibt und der Autor im ständigen Wechsel von der Gegenwart in die Vergangenheit und umgekehrt, springt.
Mit Mimos künstlerischer Entwicklung und Violas Streben nach Unabhängigkeit, hat der Autor seinen Figuren ein Leben eingehaucht, das mich nach der anfänglichen Schwierigkeit, fesseln und emotional berühren konnte.
Von mir 4 Sterne für diese anspruchsvolle Literatur!

Bewertung vom 30.03.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Der AutorTakis Würger erzählt in seinem neuen Roman „Für Polina“, die berührende Geschichte von Hannes und Polina.

Die Geschichte beginnt mit Hannes Mutter Fritzi Prager, die in den Sommerferien vor ihrem Abitur in die Toscana nach Lucca reist und einen Marmorverkäufer kennenlernt, der zu viel redet, aber etwas weckt ihr Mitgefühl und so geht sie mit ihm und wird ungewollt schwanger. Fritzi Prager scheint nicht mit ihrem Schicksal zu hadern, denn sie umgibt eine Leichtigkeit und durch nichts lässt sie sich aus dem Gleichgewicht, bringen.

Fritzie enbindet ihren Sohn Hannes und ihr ist sorfort klar, dass er das wunderbarste Missgeschick ist, das ihr hatte passieren können. Güneş, die mit Fritzi im selben Krankenhauszimmer liegt, hat Polina entbunden und beide Frauen wissen, sie werden ihre Kinder ohne Vater aufziehen und das verbindet sie. Nicht nur sie werden engste Freundinnen sondern auch ihre Kinder. Polina ist aufgeweckt, hat ein helles Köpfchen aber schnell unruhig ist und oft unbequeme Fragen stellt, während Hannes ein sehr ruhiges Kind ist und oft sehr verträumt in seinen Gedanken versinkt.

Der alte Heinrich lebt in einer alten Villa mitten in einem Naturschutzgebiet und sucht einen Untermieter und dann kommt Fritzi mit ihrer Hartnäckigkeit daher, die ihn schwach werden lässt. Was soll er mit einer Mutter mit Kind! Bald jedoch hat er beide ins Herz geschlossen und bemerkt Hannes Talent am Klavier und unterrichtet ihn. Mit vierzehn Jahren verliebt sich Hannes in Polina und um ihr seine Liebe zu zeigen, komponiert er für sie eine Melodie, die Polinas ganzes Sehnen und Wünschen umfasst.

Nach dem unerwarteten Tod seiner Mutter Fritzi, muss Hannes zu seinem ungeliebten Vater nach Hamburg. Hannes hört auf, Klavier zu spielen und seine und Polinas Wege trennen sich. Erst viele Jahren später, in denen er nichts als Leere fühlt, erkennt Hannes: Er muss Polina wiederfinden. Und das Einzige, womit er sie erreichen kann, ist ihre Melodie.

Fazit:
Dem Autor ist es hervorragend gelungen, eine wunderbare und lesenswerte Geschichte über die Kraft der Musik und den Wert tiefer Freundschaft, zu erzählen. Mit seiner flüssigen und klaren Sprache, hat der Autor die Charaktereigenschaften und Entwicklungen der Protagonisten, hervorragend ausgearbeitet.
Von mir 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.03.2025
Die Anatomie der Einsamkeit
Pelt, Louise

Die Anatomie der Einsamkeit


ausgezeichnet

Das neue Buch der Autorin Louise Pelt „Die Anatomie der Einsamkeit“, beginnt mit einem nachdenklichen Kapitel, über Mathilde im März 1950. Die Frage stellt sich schnell, denn wer ist sie und was ist aus ihr geworden! Die Spuren verlieren sich im Wellenschlag …

Im Mittelpunkt der Handlung stehen drei Frauen von zwei Kontinenten und getrennt durch Jahrzehnte, die anfangs kaum eine Gemeinsamkeit erkennen lassen.

Im Jahr 2022 lebt die Journalistin Olive einsam von ihrer Familie getrennt in England und träumt von der ganz großen Geschichte - und davon, endlich ein richtiges Zuhause zu finden, denn sie fühlt sich immer ein wenig überflüssig - fast so, als habe sie ihren Platz im Leben noch nicht gefunden. Bevor ihre geliebte Großmutter schwer erkrankt, hat sie ihr Erbe in der Familie verteilt und ausgerechnet Olive einen scheinbar wertlosen Kompass über den sie nicht glücklich ist, geschenkt.
Und ausgerechnet der wertlose Kompass öffnet Olive unerwartet ein Türchen für eine großartige Geschichte, die ihr den Durchbruch im Verlag bringen könnte.

Im Jahre 2000 führt Claire in den USA ein Leben auf der Überholspur aber sie ist keine Träumerin, denn sie ist überzeugt davon, ihr Ziel immer fest im Blick zu haben bis Will in ihr Leben tritt. Als Claire die Nachricht über den Tod ihrer Zwillingsschwester Iris, mit der sie seit langem keinen Kontakt mehr hatte erhält, versucht sie Trost bei Will zu finden und wird fürchterlich enttäuscht. Um Wills Verrat zu entfliehen und um Abstand zu gewinnen, reist Claire auf die einsame Insel, der letzten Wohnstätte ihrer Schwester. Einsam und von der Außenwelt ausgeschlossen, findet sie langsam Zugang zu der Welt ihrer Zwillingsschwester und Zeichnungen, die ihr zum Teil große Rätsel aufgeben. Erst mit Hilfe von Iris Freunden, denen Claire sich langsam öffnet, erhält sie Antworten und kommt ihrem Ziel näher um zu erkennen, was wirklich wichtig im Leben ist.

Lange Zeit habe ich gerätselt, wie diese drei Frauen in Verbindung stehen könnten und was es mit dem Kompass auf sich hat. Die Autorin hat die einzelnen Puzzlesteinchen nach und nach zusammengeführt und am Ende geschickt ein Gesamtbild erschaffen, der die wichtigsten Fragen beantwortet.

Fazit:
Mit leichter Hand und moderner Sprache hat die Autorin eine einfühlsame Geschichte erzählt, die sich leicht lesen lässt aber doch zum Nachdenken anregt. Auch ist es ihr hervorragend gelungen, die abwechselnd erzählten Handelsstränge in sich chronologisch und die einzelnen Kapitel mit Name, Ort und Datum gekennzeichnet, hervorzuheben.
Eine gelungene Geschichte über die Wucht der Einsamkeit und den Mut, Neuanfänge zu wagen.
Ein 5-Sterne Buch, welches ich sehr gerne weiterempfehle!

Bewertung vom 17.03.2025
Die Melodie der Lagune
Constable, Harriet

Die Melodie der Lagune


ausgezeichnet

In diesem Debüt handelt es sich um die fiktionale Geschichte eines musikbegabten Waisenmädchens auf ihrem Weg zu einer bewundernswerten Karriere, die schließlich zu internationalem Ruhm als eine der größten Violinvirtuosen des 18. Jahrhunderts, gelangte.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts werden in Venedig Waisenhäuser eröffnet, um die Sterblichkeit von Säuglingen zu reduzieren. In einem dieser Häuser, dem Ospedale della Pietà, das Wert auf die musikalische Ausbildung der betreuten Mädchen legt, wurde Anna Maria als Findelkind, abgelegt. Mit fünf Jahren, hält Anna Maria das erste Mal eine Geige in den Händen und weiß sofort, dass dieses Instrument ihr Leben bestimmen wird. Antonio Vivaldi, der im Waisenhaus die Mädchen musikalisch unterrichtet, entdeckt früh Anna Marias herausragendes Talent und fördert sie ganz besonders. Er wurde nicht nur ihr Geigenlehrer sondern mehr als das, fast wie ein Vater.

Zwischen den strengen Regeln der Nonnen lebt Anna Maria nur für die Musik, findet Freundinnen im Waisenhaus, hat aber stets das Ziel vor Augen, Teil des Orchesters zu werden und zu Ruhm zu gelangen. Ein weiter steiniger Weg liegt vor ihr.

Nach einem Vertrauensbruch von Vivaldi wird Anna Maria klar, dass Musik nicht alles ist, denn es gab so Vieles, was sie nicht kannte. Sie wollte raus aus dem Waisenhaus, um alle Facetten des Lebens kennenzulernen. Doch das hätte bedeutet, auf die Musik für immer verzichten zu müssen. Die reiche Elisabetta, fängt die verstörte Anna Maria auf und hilft ihr, sich ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft zu stellen.
Sehr schön ist der innere Konflikt von Anna Maria herausgearbeitet.

Anna Maria della Pietà hat es geschafft, sie ist „Musikdirektor“ und erringt endlich die Anerkennung, die ihr von Antonio Vivaldi, lange vorenthalten hat.

In ihrem Debüt „ Die Melodie der Lagune“, ist der Autorin Harriet Constable eine wunderbare Geschichte inspiriert vom wahren Leben der Anna Maria della Pietà zwischen Fiktion und Realität gelungen, die besonders durch ihre musikalischen Szenen heraussticht und mir sehr gut gefallen hat.

Ein atmosphärischer und bewegender historischer Roman, den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 13.03.2025
Bis unsre Seelen Sterne sind. Rilke und Lou Andreas-Salomé
Wildner, Maxine

Bis unsre Seelen Sterne sind. Rilke und Lou Andreas-Salomé


sehr gut

In ihrer Romanbiografie „Bis unsere Seelen Sterne sind“ erzählt die Autorin Maxine Wildner über die kurze und heftige Beziehung (eine Amour fou) zwischen dem 21jährigen Studenten Rainer Maria Rilke und der 36jährigen Psychoanalytikerin und selbst erfolgreiche Schriftstellerin Lou Andreas-Salome. Die Autorin konzentriert sich dabei auf die Eigenarten und typischen Verhaltensmuster, die das Leben der beiden prägte.

Für Rilke bedeutete die Begegnung mit der fünfzehn Jahre älteren, verheirateten Lou eine menschliche und künstlerische Herausforderung, denn bald fühlt sich der sensible Dichter ohne ihre Nähe seinem eigenen künstlerischen Anspruch nicht ausreichend gewachsen, was Lou zunächst schmeichelt, dann zunehmend belastet. Rilke, der unselbständige, wesentlich jüngere Dichter frisst nicht nur Lous Herz und Seele auf sondern auch ihre Zeit. Lou kommt weder zu sich selbst noch zu ihrer eigenen Arbeit.
In diesem Zusammenhang macht die Autorin deutlich, wie sehr Rilke seiner großen Liebe Lou seine künstlerische Entwicklung verdankt, denn durch sie findet er zum reinen Kern seiner Dichtung. Nach ihrer gemeinsamen zweiten Russlandreise trennen sie sich und verwandeln ihre Liebe in eine lebenslange Freundschaft.

Die Autorin wechselt gerne und viel zu oft in ihrer Erzählung in die nicht chronologisch geführte Vergangenheit von Rilke und Lou, was den Lesefluss zum Teil erschwert.

Lou wird als Louise von Salomé am 12. Februar 1861 in St. Petersburg geboren. Ihre Familie ist wohlhabend und kulturell vielseitig interessiert. Lou erhält die gleiche Bildung wie ihre älteren Brüder. Da ist natürlich nicht damit zu rechnen, dass aus diesem wachen und kritischen Geist ein fügsames Frauchen wird. Sie will ihre Freiheit und hat keine Lust darauf, sich von einem Ehemann herumkommandieren zu lassen. Sie will reisen, schreiben, geistesverwandte Menschen kennenlernen, mit ihnen zusammen diskutieren und arbeiten.

Die emanzipierte Lou verlässt St. Petersburg und geht nach Berlin. Zwei Jahre lang lebt sie mit dem Philosophen Paul Rée zusammen, ohne dass sie ein Paar sind. Männer wurden von Lou als Objekte betrachtet und entweder geliebt oder von ihr abgelegt. Als der Orientalist [Friedrich] Carl Andreas sie nötigt, ihn zu ihrem eigenen Schutz vor der Außenwelt, zu heiraten, stimmt sie unter der Bedingung zu, keinerlei intime Beziehung mit ihr haben zu dürfen. Als Lou und Rilke sich persönlich kennenlernen, ist sie fasziniert und mitgerissen von der Tiefe seines Gefühls und der Größe seiner dichterischen Begabung. Für beide ist ihre Liebe ein überwältigendes und einzigartiges Ereignis.

Rilke wurde am 04. Dezember 1875 in Prag geboren. Umfangreich wird Rilkes Leben von seinem schwierigen Verhältnis zu seiner Mutter, seiner Prager Kindheit, Schulzeit, Studium, Militärdienst, über die ersten literarischen Arbeiten und sein Versuch ein bürgerliches Leben zu führen, beleuchtet. Rilke, der Übersensible und Labile, ist völlig untauglich für ein langes Eheleben, denn nach seiner Trennung von Lou, heiratet er überraschend die Bildhauerin und Malerin Clara Westhoff, doch diese Ehe endet in einem lebenslangen Nicht-Verhältnis, selbst zu seiner Tochter.

Freunde und Gönner ermöglichen Rilke finanziell seinen Aufenthalt in Paris, wo seine bedeutendsten Werke entstanden sind bis zu seiner Schaffensphase in der Schweiz. Seine schwere Erkrankung endet schließlich mit seinem Tod am 29. Dezember 1926.

Fazit:
Für mich war diese Biografie ein gelungenes Porträt von Rainer Maria Rilke, der als einer der größten Dichter des 20. Jahrhunderts, gilt. Seine Kunst sei "Dinge machen aus Angst", schreibt er im Juli 1903 seiner ehemaligen Geliebten Lou Andreas-Salomé.
Von mir 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 25.02.2025
Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
Decker, Anika

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben


gut

Die Drehbuchautorin und Regisseurin Anika Decker, erzählt mit Feuer und Flamme in ihrem neuen Roman „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“, eine witzige und heitere Liebesgeschichte, ja fast eine Komödie über Nina, die sich neu finden muss und einen Neuanfang wagt.

Inhalt:
Nina: bald 50, geschieden, Mutter von zwei Kindern. Ihren gegenwärtigen Zustand beschreibt sie mit leichten Aggressionen, Unruhe, aufkommendem Zynismus und Brustspannen. Nicht, dass sie ihrem Ex-Mann die Ehe mit der blutjungen Influencerin und »Zwillings-Mama« missgönnen würde, ihr sind lediglich einige Details aufgefallen, die auch jetzt noch in ihrem Kopf herumgeistern, beispielsweise ihre Anderthalb-Zimmer-Wohnung im Vergleich zur repräsentativen Villa ihres angeblich bankrotten Ex-Mannes.
Doch dann geschieht, was Nina einfach nicht glauben möchte: Sie verliebt sich in den zwanzig Jahre jüngeren David und bringt damit ihre fragile Lebenskonstellation ordentlich ins Wanken. Denn jeder hat eine Meinung dazu, inklusive sie selbst

Meine Meinung:
Die Autorin versteht es ausgezeichnet, mit Witz und Charme eine heitere Liebesgeschichte mit einigen unerwarteten Themen, zu erzählen.

Trotz ihrer gescheiterten Ehe und dem Betrug ihres Exmannes, akzeptiert Nina die neue Patchwork-Familie und trifft auf dem Geburtstag der dreijährigen Zwillinge, den fast dreißigjährigen David. Schon alleine sein Anblick bereitet ihr Herzklopfen und bringt ihr Leben ins Wanken.

Zwischen Nina und David entwickelt sich eine Liebesbeziehung, die von ihrer konservativen Schwester Lena und ihren erwachsenen Kindern, strikt abgelehnt wird. Auch gibt es noch das ungeklärte schwierige Mutter-Töchter-Verhältnis aus Ninas und Lenas Kindheit sowie die plötzlich kränkelnde Mutter, die Nina Sorgen bereitet. In ihrer Firma spitzen sich die Sorgen nicht nur für Nina sondern aller Mitarbeiter wegen einem Me-Too Skandal zu, der ihre Arbeitsplätze gefärden könnte.

Nina ist total überfordert und macht sich Luft vor ihrer Familie, denn endlich erkennt sie, was sie wirklich will und startet einen Neuanfang mit David ob mit Familie oder ohne ...

Fazit:
Der Autorin ist es gelungen, eine leichte und heitere Geschichte über fast alltägliche Themen einer Familie, zu erzählen. Die Charaktereigenschaften und Entwicklung der Protagonisten, sind witzig und humorvoll, ausgearbeitet. Der flüssige Schreibstil und die humorvollen Dialoge unterstreichen die unterhaltsame Geschichte. Ein bisschen mehr Tiefe hätte ich mir schon gewünscht.
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 24.02.2025
Middletide - Was die Gezeiten verbergen
Crouch, Sarah

Middletide - Was die Gezeiten verbergen


ausgezeichnet

Die Autorin Sarah Crouch, erzählt in ihrem atmosphärisches Debüt „Middletide - Was die Gezeiten verbergen“, eine dichte und berührende Geschichte über Liebe, Verlust und Rache vor der beeindruckenden Kulisse des Pazifischen Nordwestens.

Der Einstieg in die Geschichte beginnt mit dem Prolog am 03. Januar 1994, dem Tag an dem die Leiche von Erin gefunden wird. Ihr Tod wirft Fragen auf …

Die Autorin erzählt die Geschichte auf ständig wechselnden Zeitebenen zwischen Vergangneheit und Gegenwart und baut damit eine fesselnde Spannung auf.

Als junger Mann verlässt Elijah seine Jugenliebe Nakita und kehrt seiner Heimat den Rücken, um seinen großen Traum zu verwirklichen - ein erfolgreicher Schriftsteller zu werden. Doch Elijahs Erstlingswerk wird ein Flopp und er steht er vor einem Scherbenhaufen. Voller Schuldgefühle geplagt kehrt er nach vielen Jahren an den Ort seiner Kindheit zurück und zieht in die alte Waldhütte, seines inzwischen verstorbenen Vaters. Sein verfallenes Elternhaus, umgeben von moosbewachsenen Tannen und glitzernden Wasserläufen, wird zu seinem Rückzugsort. Und zu dem Platz, an dem er sich an der wilden Küste des Pazifik ein neues Leben aufbauen muss.
Elijah lebt als Einsiedler und versucht sich als Selbstversorger. Sein einziger Kontakt ist Chitto, der ehemalige Freund seines Vaters, der ihm letztendlich zum väterlichen Freund wird.

Als Elijahs Nakita wiedersieht, schöpft er Hoffnung auf eine zweite Chance für ihre Liebe. Doch Nakita ist nicht bereit an die alte Beziehung anzuknüpfen, denn während Elijahs Abwesenheit hat sie geheiratet und nach kurzer Zeit durch ein tragisches Unglück ihren Mann verloren. Sie ist immer noch in großer Trauer und hat Elijah nicht verziehen, dass er sein Versprechen ihr gegenüber, gebrochen hat.
Als Elijah die junge Ärztin Erin Landry kennenlernt, ahnt er nicht, das die kurze Beziehung zu ihr ihn alles kosten könnte, was ihm wichtig ist.

Gerade, als er und Nakita sich tatsächlich wieder annähern, geschieht ein schreckliches Verbrechen und als es noch eindeutige Verbindungen zu Elijahs Buch gibt, muss er nicht nur für seine große Liebe, sondern auch für seine Unschuld kämpfen!

Das Ende der Geschichte, hält so einiges an Überraschungen und Spannungen bereit, mit denen ich so nicht gerechnet hätte, mich aber auf jeden Fall packen konnte.

Zitat:
Der Autorin ist es mit ihrem Debüt hervorragend gelungen, eine sehr atmosphärische und unterhaltsame Geschichte, zu erzählen. Auch konnte ich schnell in die Geschichte eintauchen, nicht nur wegen des sehr flüssigen und ansprechenden Schreibstils, sondern auch weil die Autorin es versteht, ihren Charakteren und der detailliert beschriebenen Natur, Leben einzuhauchen. Das Buch hat alles, was für mich eine fesselnde Geschichte ausmacht und der ich gerne gefolgt bin.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!