Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
seyke

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2025
No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)
Boyle, T. C.

No Way Home (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Ich bin ein großer Fan von T. C. Boyle und war schon sehr auf sein neues Werk gespannt.

In "No Way Home" geht es um eine obsessive Liebe. Terry ist ein 31-jähriger Assistenzarzt, der in seiner Arbeit aufgeht und wenige soziale Kontakte pflegt. Als Terrys Mutter plötzlich stirbt, muss er sich um den Nachlass und das geerbte Haus in Boulder City kümmern. Vor Ort lernt er die 24-jährige Bethany kennen, die sich frisch von ihrem Freund Jesse getrennt hat und ohne Wohnsitz ist. Die beiden verbringen eine Nacht miteinander. Terry geht zurück nach L. A. und geht seinem Alltag nach. Bethany quartiert sich währenddessen heimlich in das geerbte Haus ein. Schon das hätte Terry eigentlich zu denken geben sollen. Anstatt sie rauszuwerfen, lässt er sich betören und sie gewähren.

Dann kommt Bethanys Ex-Freund Jesse ins Spiel, der Bethany zurück haben möchte. Es entspinnt sich eine toxische Dreiecksbeziehung, die auf Lügen, Abhängigkeit, Manipulation basiert und schließlich in Gewalt mündet.

Mir hat es gut gefallen, wie Boyle die verschiedenen Charaktere beschreibt, die nicht unbedingt sympathisch sind. Manche Handlungsweisen kann man nicht nachvollziehen und das macht das Buch fesselnd. Spannend fand ich, die Verstrickungen in der Dreiecksbeziehung und deren Folgen. Zudem hat Boyle wie immer einen tollen unnachahmlichen Schreibstil. Es macht einfach immer wieder unheimlich Spaß, seine Bücher zu lesen. Für alle Fans von Boyle eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.09.2025
Organisch
Enders, Giulia

Organisch


sehr gut

Giulia Enders erlangte mit ihrem Bestseller "Darm mit Charme" große Bekanntheit. Da mir dieses Buch sehr gefallen hat, war ich natürlich gespannt auf ihr neues Werk.

In "Organisch" widmet sich Enders nun den anderen Organen des Körpers. Dabei erfahren wir unter anderem mehr über das Gehirn, die Haut, die Muskeln und viele weitere Aspekte unserer Physiologie. Sie vermag es, wissenschaftliche Details präzise und zugleich verständlich zu präsentieren, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Gut gefallen hat mir, dass sie sich nicht zu sehr in Fachtexten verliert, sondern auch Platz für Anekdoten und Geschichten lässt. Dadurch wird das Buch nicht zu einer trockenen Fachliteratur, sondern bleibt informativ und unterhaltsam.

Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen, auch wenn mir ihr erstes Werk noch etwas mehr zugesagt hat. Der Vergleich ist natürlich unvermeidlich. Dennoch kann ich "Organisch" weiterempfehlen. Es es ist eine lohnenswerte Lektüre für alle, die mehr über ihren Körper erfahren möchten.

Bewertung vom 04.09.2025
Protokoll eines Verschwindens
Rupflin, Alexander

Protokoll eines Verschwindens


ausgezeichnet

Alexander Rupflin greift in seinem Debütroman „Protokoll eines Verschwindens“ einen wahren Kriminalfall aus dem Jahr 2019 in Hamburg auf. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Gabriel, der aus Brasilien nach Deutschland gekommen ist. Seine Schwester Isabella, die bereits seit einiger Zeit in Hamburg lebt und dort sesshaft geworden ist, überzeugt ihn, ebenfalls in der Hansestadt ein neues Leben zu beginnen. Zunächst scheint alles gut zu laufen, bis Gabriel eines Tages plötzlich verschwindet und nicht mehr erreichbar ist. Verzweifelt wendet sich Isabella an die Polizei. Doch die Ermittler zeigen wenig Engagement, da Gabriel ein erwachsener Mann ist, der nach seinem Verschwinden sogar noch gesichtet wurde. Für Isabella, Familie und Freunde beginnt eine zermürbende Zeit voller Hoffnung, Wut und Angst.

Parallel dazu tritt der homosexuelle Pfleger Fabio in Erscheinung, der ein dunkles Geheimnis mit sich trägt: In seinem Gästezimmer liegt eine verwesende Leiche, die er zu verbergen versucht.

Was diesen Roman besonders macht, ist die vielschichtige Perspektive. Rupflin beleuchtet nicht nur die Geschichte des Täters, sondern auch die des Opfers sowie dessen Familie und Freunde. Dabei gelingt es ihm, die Fakten des Falls spannend und nachvollziehbar darzustellen. Der Schreibstil ist klar und flüssig, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen möchte. „Protokoll eines Verschwindens“ ist ein absoluter Lesetipp für alle True-Crime-Fans. Ich hoffe, in Zukunft noch mehr in diesem Stil von Rupflin lesen zu können.

Bewertung vom 05.08.2025
Lilianas unvergänglicher Sommer
Rivera Garza, Cristina

Lilianas unvergänglicher Sommer


sehr gut

Christina Rivera Garza verarbeitet in ihrem Buch "Lilianas unvergänglicher Sommer" den Femizid an ihrer älteren Schwester Liliana. Fast 30 Jahre nach ihrer Ermordung versucht die Autorin noch immer Gerechtigkeit herzustellen. Der Täter ist bekannt, es war Lilianes Ex-Freund. Er wurde allerdings nie für dieses Verbrechen belangt.

Christina Rivera Garza erzählt liebevoll über ihre große Schwester. Sie war eine aufgeschlossene und selbstbewusste junge Frau, die das Leben geliebt und gerne gelebt hat. Im Buch erfahren wir aus verschiedenen Sichtweisen, was passiert ist und lernen Liliane gut kennen. Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich damit, wie die Autorin nach Mexiko reist und krampfhaft versucht, die alten Akten einzusehen. Wie man sich vorstellen kann, ist das in einem Land wie Mexiko kein leichtes Unterfangen.

Mir hat das Buch gut gefallen. Femizid ist ein wichtiges Thema. Das Buch ist eher eine Dokumentation als ein Roman. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, ihrer Schwester ein Denkmal zu setzen.

Bewertung vom 23.07.2025
Himmel ohne Ende
Engelmann, Julia

Himmel ohne Ende


gut

Die fünfzehnjährige Charlie lebt bei ihrer alleinerziehenden Mutter. Mitten in der Pubertät dürfen wir Charlie ein Jahr lang in ihrem Leben begleiten. Sie erlebt die typischen Sorgen und Nöte, die man in diesem Alter hat. Der Vater fehlt ihr in ihrem Leben. Ihre beste Freundin wendet sich von ihr ab und schließt sich einer anderen Freundin an. Ihr heimlicher Schwarm nimmt sie nicht wahr. Zu allem Überfluss lernt ihre Mutter einen neuen Mann kennen. Das sind alles keine leichten Themen in diesem Alter. Als Kornelius, genannt Pommes, neu in die Klasse kommt, verstehen sich die beiden auf Anhieb und verbringen viel Zeit miteinander. Sie geben sich Halt und Trost, erleben aber keine Liebesgeschichte miteinander.

Das Buch hat mir gut gefallen. Charlie sucht ihren Platz im Leben. Der Roman ist lebensnah geschrieben, und man kann sich gut in die verschiedenen Charaktere hineinversetzen. Der Schreibstil ist locker und gut lesbar. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Buch sich eher an eine jüngere Leserschaft richtet. Irgendwie habe ich erwartet, dass noch etwas mehr passiert. Es hat mir trotzdem Spaß gemacht, das Buch zu lesen und ich habe mich in dieses Alter zurückversetzt gefühlt.

Bewertung vom 15.07.2025
Furye
Rubik, Kat Eryn

Furye


sehr gut

Der Roman beginnt mit einem Unfall. Ein Cabrio kommt von der Straße ab und stürzt an den steilen Klippen in die Tiefe. Die Erzählerin kennt die Insassen und weiß die Wahrheit über den Unfall.

Die namenlose Erzählerin ist eine erfolgreiche Musikmanagerin, eine Powerfrau, die sich selbst zu Erfolg gebracht hat. Äußerlich wirkt sie taff, doch in Wahrheit ist sie einsam. Der Vater ist verstorben, und sie macht sich Sorgen um ihre vereinsamte Mutter. Die biologische Uhr tickt, und sie hätte so gern eine Familie gegründet.

Ein Anruf wirbelt ihr Leben durcheinander. Sie macht sich auf den Weg in ihre alte Heimat. Dort durchlebt sie noch einmal ihre Kindheit und Jugend. Sie erzählt die Geschichte der drei Furien – ihrer Freundinnen Alec, Meg und Tess. Dabei kommen alte Gefühle wieder hoch und viele Erinnerungen.

Mir hat die Hauptfigur sehr gut gefallen, und ich konnte mich gut in den Charakter hineinversetzen. Der Schreibstil war für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber das hat sich schnell gelegt. Ich fand das Buch sehr interessant und es hat mich nachdenklich zurückgelassen.

Bewertung vom 15.07.2025
Die Schrecken der anderen
Clavadetscher, Martina

Die Schrecken der anderen


sehr gut

Das Cover fand ich direkt sehr ansprechend und spannend. Auch der Klappentext hörte sich sehr interessant an.

Die Geschichte beginnt damit, dass ein Junge beim Schlittschuhlaufen auf eine Leiche im gefrorenen See stößt. Damit beginnt eine außergewöhnliche Geschichte. Einige skurrile Menschen beschäftigen sich mit der Aufklärung. Hier treffen wir auf den Archivar Schilbig, den reichen Herren Kern und dessen fast hundertjährige Mutter. Und dann ist da noch Rosa, eine schrullige alte Frau, die im Wohnwagen lebt. Mir hat es gut gefallen, wie der Autor die verschiedenen Figuren miteinander verwoben hat. Der Schreibstil ist ausgefallen.

Ehrlich gesagt habe ich mich etwas schwer getan, Zugang zum Buch zu finden. Der Titel hat sich nicht unbedingt im Buch wiedergefunden. Der Roman an sich war anspruchsvoll und interessant. Dennoch bin ich nicht wirklich damit warm geworden.

Bewertung vom 22.05.2025
Perlen
Hughes, Siân

Perlen


ausgezeichnet

Die 8-jährige Marianne lebt mit ihren Eltern und ihrem neugeborenen Bruder Joe in einem kleinen Dorf in England. Doch eines Tages geschieht das Unfassbare: Ihre Mutter verschwindet spurlos. Niemand weiß, was geschehen ist. Hat sie ihre Familie und das Baby verlassen? Wurde sie Opfer eines Unfalls? Oder war es vielleicht Selbstmord? Das plötzliche Verschwinden stürzt die Familie in eine tiefe Krise. Mariannes Vater übernimmt die Rolle des alleinerziehenden Elternteils und kümmert sich so gut es geht um seine Kinder.

Für Marianne beginnt eine schwierige Zeit. Sie fühlt sich oft verloren und sucht verzweifelt nach Halt und Zugehörigkeit. Die Leere, die der Verlust ihrer Mutter hinterlassen hat, prägt ihr Leben nachhaltig. Selbst als sie später früh Mutter einer Tochter wird, die sie alleine großzieht, lässt sie das Rätsel um das Verschwinden ihrer Mutter nicht los. Zeit ihres Lebens versucht sie, die Wahrheit zu erfahren. Die Erinnerungen an ihre Mutter begleiten sie wie ein stiller Schatten – stets präsent und voller unbeantworteter Fragen.

Mit diesem Roman ist Siân Hughes ein außergewöhnliches Werk gelungen, das von der ersten Seite an fesselt. Die Autorin bereichert die Erzählung mit einer Vielzahl von Reimen, Märchen und kleinen Geschichten, die sich passend in die Handlung einfügen. Der Schreibstil ist poetisch und zugleich angenehm lesbar. Die Geschichte berührt und zieht den Leser durch ihre Tiefe und Melancholie in ihren Bann. Die Trauer und Sehnsucht Mariannes sind nahezu greifbar. Eine klare Leseempfehlung für alle, die bewegende und kunstvoll erzählte Geschichten schätzen!

Bewertung vom 12.05.2025
Wie Risse in der Erde
Hall, Clare Leslie

Wie Risse in der Erde


ausgezeichnet

Beth und Gabriel erleben miteinander die erste große Liebe und planen eine gemeinsame Zukunft. Beide stammen aus unterschiedlichen Schichten. Gabriels Mutter ist von Anfang an gegen diese nicht standesgemäße Beziehung und spinnt im Hintergrund ihre Fäden. Als Beth denkt, Gabriel hätte sie betrogen, trennt sie sich von ihm.

Beth heiratet schließlich den herzensguten Frank und führt eine glückliche Ehe. Auch Gabriel heiratet, ist aber inzwischen getrennt als er mit seinem Sohn in seine alte Heimat zurückkehrt. Als Beth und Gabriel sich erneut begegnen, ist es fast unausweichlich, dass ihre Leidenschaft erneut entflammt. Das alles endet allerdings in einer Tragödie, die ein Mensch mit seinem Leben bezahlen wird.

Mir hat der Schreibstil der Autorin gut gefallen. Die Charaktere sind gut beschrieben und man kann sich gut in Beth hineinversetzen, aus deren Sicht die Geschichte geschrieben ist. Es geht um die wichtigen Themen des Lebens wie Liebe und Leidenschaft, Partnerschaft und Familie, aber auch die Dramen, die das Leben mit sich bringt. Mir hat das Buch gut gefallen, allerdings fand ich es zum Ende hin tatsächlich etwas zu dick aufgetragen, aber das ist Geschmackssache. Wer Liebesgeschichten mit Drama mag, dem wird dieses Buch auf jeden Fall gefallen.

Bewertung vom 25.04.2025
Der Junge aus dem Meer
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


sehr gut

Garrett Carrs Roman „Der Junge aus dem Meer“ entführt uns an die Westküste Irlands und spielt im Jahr 1973. Die Geschichte beginnt, als ein neugeborener Junge in einem halben Fass am Strand gefunden wird. Die Bewohner des kleinen Küstenortes nehmen sich liebevoll des Babys an. Der Fischer Ambrose und seine Frau Christine entscheiden sich schließlich, den kleinen Jungen zu adoptieren und nennen ihn Brendan. Sie haben bereits einen zweijährigen Sohn namens Declan. Von Anfang an herrscht eine gewisse Konkurrenz zwischen den Brüdern. Declan zeigt seinem Bruder gegenüber Abweisung, während Brendan sich nach Zuneigung sehnt. Das führt leider dazu, dass keine echte Harmonie in der Familie aufkommt, zumal sie auch mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen haben.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Besonders ungewöhnlich ist, dass Carr die Geschichte in der Wir-Form erzählt, aus Sicht der Dorfbewohner. Dadurch fühlt man sich sehr nah an den kleinen Details und Eigenheiten der irischen Gemeinschaft. Carr versteht es meisterhaft, die irische Kultur und ihre Geschichten lebendig werden zu lassen. Mit feinem Humor und viel Einfühlungsvermögen beschreibt er die Figuren, sodass man das Gefühl hat, jeden einzelnen persönlich zu kennen.

Für alle Irland-Fans ist dieses Buch definitiv zu empfehlen. Lediglich die ausführlichen Beschreibungen der Fischerei empfand ich manchmal als etwas langatmig. Hier hätte ich mir noch mehr Einblicke in die Familiengeschichte des „Jungen aus dem Meer“ gewünscht.