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Ele
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Insgesamt 448 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2025
Lautlose Feinde / Leander Lost Bd.7 (eBook, ePUB)
Ribeiro, Gil

Lautlose Feinde / Leander Lost Bd.7 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Lautlose Feinde, Krimi von Gil Ribeiro, Ebook von Kiepenheuer & Witsch
Leander Lost ermittelt, Lost in Fuseta- Reihe, Band 7
Einen Tag vor der Hochzeit von Leander und Soraia, wird der Zollbeamte André Bentos ermordet, seine Enkelin die ihn besuchen wollte wird entführt. Als weitere Morde im Umfeld um André Bentos geschehen, wird den Ermittlern um Lost klar, dass es sich bei der Entführung um eine Vertuschungstat handelt. Doch was steckt hinter den Morden? Die Ermittlungen laufen parallel zur Hochzeitsfeier, ein emotionaler, spannender neuer Algarve-Krimi.
Das Geschehen ist im Buch auf vier Tage aufgeteilt, der Krimi besteht aus 28 Kapiteln. Die zoombare Karte am Anfang des Buches ist hilfreich um sich im Setting zurechtzufinden. Das ausführliche Personenregister, auf den ersten Seiten, musste ich zwischendurch immer wieder bemühen, viele Figuren sind beteiligt, da habe ich anfangs leicht den Überblick verloren. Ausländische Phrasen, vor allem portugiesische sind kursiv hervorgehoben. Portugiesische Spezialitäten, z.B. beim Hochzeitsessen und in den Bars sind genau beschrieben und ebenfalls kursiv gedruckt. Die am Ende angeführte Playlist ist sehr passend und hat mich hervorragend durchs Buch begleitet.
Wieder einmal hat es der Autor geschafft, die Lebensart, das Ambiente, das Wesen der Bewohner der Algarve hervorzuheben und somit die Figuren zum Leben erweckt. Alles ist bildhaft und flüssig in Szene gesetzt. Die Faszination des Settings in dieser einzigartigen Natur ist in jedem Satz greifbar. Der Spannungsbogen ist sehr steil gespannt, die letzten einhundert Seiten habe ich am Stück gelesen, eine unglaubliche Wendung hat mir den Atem geraubt. Kein Bruch in der Logik ist entstanden. Der Fall ist sehr spannend, am Anfang durch die vielen Figuren etwas verwirrend, wurde jedoch umfassend, glaubhaft und verständlich aufgeklärt.
Ein gut konstruierter Fall, mit unvorhersehbaren Wendungen, die Figuren handeln glaubhaft und nachvollziehbar. Meine Lieblingsfigur wie immer der Protagonist, Leander Lost, der als Austauschpolizist an die Algarve gekommen und geblieben ist. Sein Asperger-Syndrom macht ihn sympathisch, er sagt stets die Wahrheit, hat ein bildhaftes Gedächtnis und fungiert als menschlicher Lügendetektor. Außerdem hat er eine enorme Entwicklung gemacht, denn immer wieder hat Leander auch Gefühle, das sind meine Lieblingsmomente im Buch. Die anderen Ermittler, wie immer professionell und durchweg gut charakterisiert, auch Miguel Duartes hat sich verändert, wobei er auch immer wieder Ansätze von Narzissmus zeigt, langsam wieder in sein altes unangenehmes Verhaltensmuster fällt.
Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt, mir kommt es so vor als ob jeder weitere Teil besser als der vorangegangene ist. Ich fürchte jedoch, dass Leanders Geschichte bald auserzählt sein könnte. Verbrechen jedoch, gibt es sicher auch in Portugal genügend. Die Szenen die von der Hochzeit erzählen, fand ich sehr romantisch, weitere Szenen haben mich zu Tränen gerührt.
Eine Empfehlung für die Fans des außergewöhnlichen Ermittlers Leander Lost, wer feinsinnige, humorvolle Krimis mit viel Lokalkolorit schätzt ist hier genau richtig. Meine Empfehlung die Lost-Reihe in der Reihenfolge zu lesen, es lohnt sich. Von mir Höchstpunktzahl 5 Sterne.

Bewertung vom 19.05.2025
Perlen
Hughes, Siân

Perlen


gut

Perlen, Roman von Siân Hughes, Ebook vom Dumont Buchverlag
„Das Schlimmste ist, vergessen zu haben und sich dann wieder zu erinnern.“
Mariannes Mutter verschwindet, als sie acht Jahre alt ist. Zurück bleiben sie selbst, ihr Vater und das Baby, ihr Bruder Joe. Sie leben in einem alten Haus, mit verwildertem Garten am Rand eines kleinen Dorfes. Ihr Leben lang leidet sie unter dem Verschwinden der Mutter. Die Erinnerung an sie kleine Lieder, Rituale und Geschichten begleiten sie. Erst als sie selbst eine kleine Tochter hat, stößt sie auf ein Geheimnis.
Das Buch besteht aus 21 Kapiteln, die alle mit einem zusammenfassenden Titel überschrieben sind. Am Anfang eines Kapitels und auch immer wieder dazwischen im Text, befinden sich, in kursiver Schrift deutlich abgesetzt, Kinderlieder, Abzählreime oder Gedichte, zum Teil in englischer Sprache. Der Roman ist in sehr poetischer Sprache und bildhaft geschrieben. Die Autorin erzählt in der Ich-Form aus Sicht der Protagonistin.
Ich habe mich mit der Lektüre schwergetan, ich habe den roten Faden, der sich durch die Geschichte zieht nicht verloren, sondern ihn gar nicht erst gefunden. Zu Beginn kam sogar etwas Lesefluss auf, doch die Story verlieft nicht immer in einer Zeitabfolge, manchmal greift die Autorin vor, um kurz darauf wieder in ihre Kinderzeit zurückzukommen. Abschnittsweise ist die Grundstimmung sehr morbide und auch gruselig. Das alles war mir zu düster zu destruktiv. Besonders schlimm fand ich den Abschnitt, als Marianne Schülerin war, ihr häufiges Schwänzen in der Schule, hatte scheinbar keinerlei Folgen, obwohl sie kaum lesen konnte, ist sie auf eine weiterführende Schule gekommen, sie hat studiert und ein Buch geschrieben. Die postnatalen Depressionen, bzw. Wahnvorstellungen oder war es Hysterie? Ich bin nicht dahintergekommen, wurde auch nicht erklärt. Insgesamt sind diese Erscheinungen, vermutlich durch das Trauma, auf das Verschwinden der Mutter zurückzuführen. Eine Psychotherapie wäre bestimmt hilfreich gewesen.
Die seltsame Beziehung zu Kelly konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, an dieser Stelle hätte ich das Buch beinahe abgebrochen, doch ich wollte unbedingt wissen, ob eine plausible Auflösung des Verschwindens von Mariannes Mutter präsentiert wird. Mit keiner der Figuren konnte ich warm werden. Es war einfach nicht mein Buch.
Wer Bücher dieser Art mag, wird sicher Gefallen daran finden, von mir 3 Sterne.
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Bewertung vom 12.05.2025
Maikäferjahre (eBook, ePUB)
Höflich, Sarah

Maikäferjahre (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Maikäferjahre, Familienroman von Sarah Höflich, Ebook von dtv
Ein mitreißender Liebesroman über vier junge Menschen, die schmerzvoll begreifen müssen, dass Liebe, nicht alle Wunden heilt.
Anni und Tristan sind Zwillinge und hängen sehr aneinander. Tristan ist Luftwaffenpilot bei der Wehrmacht. Bei einem Einsatz wurde er schwer verwundet und landet in englischer Kriegsgefangenschaft, dort lernt er die junge Krankenschwester Rosalie kennen. Die beiden verlieben sich doch ihre Verbindung ist durch ein Gesetz verboten.
Anni wartet auf ihren Ehemann Fritz der an der Ostfront vermisst wird. Als Dresden ausgebombt wird begibt sie sich mit dem Jahrhundertgeiger, Adam, ein Halbjude, auf die Flucht in ein kleines Bergdorf, zu den Eltern ihres Mannes. Adam kümmert sich rührend um Anni und ihre kleine Tochter, denn er steht in der Schuld von Annis verstorbenen Vater, langsam verlieben sich Anni und Adam. Von ihren Schwiegereltern und dem gesamten Dorf wird die Verbindung nicht akzeptiert.
Das Buch besteht aus 3 Teilen die sich in 49 Kapitel aufgliedern. Dazwischen immer wieder mit Monat und Jahreszahl markierte Nachrichten, die zum Geschehen passen. Die letzte Nachricht bezieht sich jedes Mal auf die Charaktere im Buch, das hat mir richtig gut gefallen, sehr geschickt gemacht.
Das Buch beginnt mit einem Brief und schon da, hat es mich ins Geschehen gezogen, Lesefluss war unmittelbar vorhanden und ich habe die Geschichte an zwei Nachmittagen gelesen. Der Spannungsbogen ist sehr steil und zieht sich bis hin zu den letzten Seiten, überraschende Wendungen und unvorhersehbare Ereignisse beleben den Roman, selbst das Ende hat mich komplett überrascht.
Die Erlebnisse von Tristan und wie es Anni ergeht, wechselt sich immer wieder ab. Durch die beiden Erzählstränge wird die Lesegeschwindigkeit gesteigert. Ich wollte nur noch wissen wie es weitergeht. Der Erzählstil ist flüssig und in der auktorialen Form, so ist der Leser immer ganz nah an den Charakteren dran. Englische Phrasen, Briefe und Liedtexte erscheinen kursiv, sind somit deutlich hervorgehoben. Die dazu zusammengestellte Playlist, ist wunderschön, sehr passend. Denn im Buch ist Musik ein großes Thema.
Antisemitismus, Feindeshass, Kriegsgewinnler, Mut, Verzweiflung und Vorurteile sind große Themen im Buch. Diese Punkte machen den Roman emotional, es hat mich betroffen gemacht, mich aufgewühlt, ich habe mit den Charakteren mitgefiebert und mitgelitten. Anni, Adam, Tristan und Rosalie sind hervorragend charakterisiert, sie handeln stets authentisch und absolut nachvollziehbar.
Ich habe des Öfteren Tränen zurückhalten müssen, das Werk hat mich tief berührt. Ich hätte noch ewig weiterlesen mögen. Auch abseits der Hauptfiguren gab es liebenswerte und tapfere Menschen, die mir gut gefallen haben. Erica, Dr. O ´Malley, Ferdl und viele mehr. Sehr tröstlich, dass es auch in Kriegszeiten immer wieder auch gute Menschen gab.
Es war so schön, das Buch zu lesen, ich habe mich hervorragend unterhalten gefühlt. Dazu diese schönen Lieder der Playlist, es war ein Genuss. Ich kann die Lektüre nur empfehlen.
Von mir dafür 5 Sterne.

Bewertung vom 08.05.2025
Die Garnett Girls
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


sehr gut

Die Garnett Girls, Familienroman von Georgina Moore, 416 Seiten erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
Ein Familiendrama vor atemberaubender Kulisse.
Margo wird von ihrem Mann Richard, einem Trinker verlassen. Er war ihre ganz große Liebe. Sie bricht zusammen, ihre Töchter sind verzweifelt, denn weder Vater noch die Mutter kann gebührend für sie Sorgen. Nachdem Margo sich einigermaßen gefangen hat, ist Richard für alle Zeit ein Tabuthema. Sie sind mittlerweile erwachsen und jede der Schwestern hat ihre eigenen Probleme. Schaffen sie es zusammen mit Margo die Familie zusammenzuhalten?
Das Buch besteht aus 24 Kapitel abwechslungsweise aus der Sicht der Frauen, dadurch ist es möglich als Leser ganz nah am Geschehen dran zu sein. Jedes Kapitel trägt eine zum Inhalt passende Überschrift. Schlagfertige Dialoge beleben die Geschichte. Liedzeilen, Buchtitel und Eigennamen sind kursiv markiert. Zwei Kapitel im Buch sind vollständig kursiv abgedruckt, der Rückblich von Margo in ihre Mädchenjahre und auch der Rückblick von Rachel an Margos Zusammenbruch.
Ich habe mich bei dem Roman auf eine nette Sommer-Strandurlaubs-Geschichte vorbereitet, doch geliefert bekommen habe ich soviel mehr, ein herzergreifendes Familiendrama nämlich. Die Autorin hat wirklich nichts ausgelassen. Hass, häusliche Gewalt, Depressionen, Untreue, Leidenschaft, alles dabei. Ständig brodelt es im Hintergrund, deshalb war es für mich schier unmöglich das Buch aus der Hand zu legen. Die Charaktere der Mädchen und auch Margos sind sehr ausführlich und deutlich beschrieben. Trotz allem konnte ich einfach mit Margo nicht warm werden, sie war mir unsympathisch, eine selbstgerechte Frau, die genügend eigene Fehler hat und trotzdem versucht ihre Töchter stets zu gängeln, ihnen das Gefühl zu geben, das alles nach ihrem Willen geschehen muss. Die Töchter, vor allem Sasha hat sich gegen ihre Mutter, für mich nicht nachvollziehbar, aufgelehnt. Viel früher hätten klärende Gespräche, die Lage wohl entspannt. Geheimniskrämerei und Heimlichkeiten ziehen sich durch die Geschichte. Einzig Rachel, die schon als Mädchen die Rolle der Kümmerin übernahm mochte ich. Meine Lieblingsfigur jedoch war Gabe, er hält die Familie zusammen. Aber auch sein Geheimnis wurde nicht richtig aufgeklärt, finde ich.
Insgesamt wurde ich gut unterhalten, ein bequemes Buch zum Zurücklehnen im Urlaub, ist es keinesfalls. Einen Punkt Abzug für die Trinkerei, die von allen Figuren und durchs ganze Buch, als das Alleinseligmachende dargestellt wird, Das fand ich nicht in Ordnung. Jede Seite im Buch ist von Alkohol getränkt. Nachdem der Vater der Familie ein Alkoholiker war, hätten Margo und ihre Töchter anders mit Alkohol umgehen sollen.
Deshalb 4 Sterne.

Bewertung vom 23.04.2025
Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)


gut

Der Wind der Freiheit, historischer Roman von Tanja Kinkel, EBook, Hoffmann & Campe -Verlag
Zwei mutige Frauen nehmen den Kampf um die Freiheit auf.
1848 erheben sich die Menschen des Deutschen Bundes über die Macht der Fürsten. Zwei ungleiche Frauen, Louise Otto aus wohlhabender Familie überzeugte Demokratin und Schriftstellerin, sowie Susanne Grabasch, die arbeits- und mittellos ihr Leben fristet. In ihrer Not lässt Susanne sich auf einen gefährlichen Auftrag ein. Seite an Seite kämpfen sie für Freiheit und Selbstbestimmung.
Das Buch besteht aus drei Teilen die sich in 27 Kapitel aufteilen, die einzelnen Kapitel sind im auktorialen Erzählstil verfasst. Aus der Sicht von verschiedenen Personen. Der Leser erhält dadurch einen Überblick über das gesamte Geschehen. Die Kapitel sind mit Ort und Datum versehen, so kann der Leser den zeitlichen Ablauf genau einordnen.
Auch dieses Mal hat mich die Lektüre eines Romans von Tanja Kinkel in eine Reise in eine andere Epoche geführt. Aus den Büchern der Autorin habe ich immer viel gelernt, doch dieses Mal habe ich mich überfordert gefühlt. Sehr schwierige politische Verwicklungen, eine Unmenge an Personen, komplizierte historische Fakten haben mir die Lektüre sehr schwer gemacht, immer wieder musste ich Abschnitte und Sätze nochmal lesen, das hat den Lesefluss und den Spaß an der Lektüre gestört. Obwohl ich historische Romane gerne lese, ist diese Epoche für mich nicht interessant genug.
Der Leser hat die Möglichkeit mit den beiden Frauen, viel über die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche in der sich das gesamtdeutsche Parlament versammelte, um über eine freiheitliche Verfassung und die Bildung eines deutschen Nationalstaats zu beraten. Das Mainzer Informationsbüro einem Geheimdienst, und über den Kampf um Frauenrechte und Demokratie zu erfahren. Mit diesem Teil der Geschichte habe ich mich bisher noch nicht befasst und somit hatte ich Probleme die Zusammenhänge zu überblicken. Spannung ist keine vorhanden. Nüchtern und emotionslos erzählt.
Die Figuren sind zum Großteil historisch belegt, Publikationen von Amalia Struve und Louise Otto können auch heute noch im Buchhandel zugänglich. Über die Revolution 1848 kann sich der interessierte Leser umfassend informieren. Dieser Roman könnte ein Anstoß dazu sein.
Wie Arbeiterinnen und Dienstmädchen zu der Zeit lebten, ist anschaulich beschrieben, mir haben die Kapitel aus Sicht Susannes besser gefallen, das hat mich sehr berührt. Susanne ist eine tolle Figur, sie hat eine enorme Entwicklung gemacht, hat Sprachen und Benehmen gelernt, dazu ist sie eine fürsorgliche und praktische Person. Als „Doppelagentin“ geradezu raffiniert. Louise Otto fand ich dagegen unsympathisch, durch ihre privilegierten Familienverhältnisse und ihrem Schreibtalent musste sie nie den Kampf ums Überleben aufnehmen, ich fand sie naiv und blauäugig.
Für mich war das Buch anstrengend, immer wieder habe ich es weggelegt und nach einiger Zeit erst weitergelesen. Wer sich für diese Epoche und die politischen Entwicklungen interessiert wird Gefallen am Buch finden.
Von mir knapp 3 Sterne

Bewertung vom 17.04.2025
Die Anatomie einer neuen Zeit
Morell, Leon

Die Anatomie einer neuen Zeit


sehr gut

Die Anatomie einer neuen Zeit, Historischer Roman von Leon Morell, Ebook von dtv
Der Medicus von Padua und was ihm die Toten erzählten.
Verena von Pfäffikon soll als Hexe verbrannt werden, die Heilkundige kann durch glückliche Umstände entkommen und flieht verkleidet als Mann nach Padua, dort gibt sie sich als Johann Lederer aus. Mit einer Gruppe von Studenten gelangt sie ins anatomische Theater wo der berühmte Anatom Vesalius eine Obduktion durchführt. Noch während der Vorlesung wird Vesal zu einem sterbenden Studenten gerufen, Verena und Vesalius erkennen, dass es sich um einen Giftmord handelt. Nach der gemeinsamen Obduktion nimmt Vesal sie unter seine Fittiche, gemeinsam suchen sie den Giftmörder und geraten dabei selbst in Gefahr.
Der Roman besteht aus 70 Kapiteln, die Geschichte ist aus der Sicht Verenas geschrieben, zu jeder Zeit ist der Leser somit in der Lage, das Geschehen aus erster Hand zu erfahren. Ergreifende Szenen, über die Gefahren, die den Charakteren begegnen. Lehrreiche Auftritte, die das Genie Vesalius aufzeigen und aufregende Ermittlungsarbeit der Beiden, haben mich nur so durch das Buch fliegen lassen. Schlagfertige Dialoge, beleben die Erzählung. Medizinische Begriffe, lateinische und italienische Phrasen sind kursiv deutlich hervorgehoben.
Das Buch hat mich auf das Leben und das Wirken von Andreas Vesalius aufmerksam gemacht, somit veranlasst, mich etwas über den flämischen Chirurgen und Anatom kundig zu machen. Er gilt als Begründer der neuzeitlichen Anatomie und des morphologischen Denkens in der Medizin. Die Entstehung seines Lebenswerks, „Sieben Bücher vom Bau des menschlichen Körpers“ kommt im Roman zur Sprache auch, die endotracheale Beatmung ist auf ihn zurückzuführen. All dies ist im Buch beschrieben, wer sich für Medizingeschichte interessiert, wird hier gut informiert. Eine gründliche Recherche des Autors liegt nahe. Fiktion und Realität haben sich hier sehr gut zum Gesamtwerk verbunden.
Das Buch hätte für mich mehr Seiten haben dürfen, vermutlich werde ich mich über Vesalius noch ein wenig weiter informieren. Alle anderen Charaktere sind verhalten beschrieben, gerne hätte ich über Najat mehr erfahren. Sie blieb für mich bis zuletzt fremd. Wie es in Verenas Leben weitergeht, hätte ich auch gerne gewusst. Mir kommt es vor, als ob im Buch einige Kapitel fehlen, ein abruptes Ende hat mich ratlos zurückgelassen.
Trotzdem hat mir der Roman gefallen, hat mich gut unterhalten, meine Neugierde geweckt. Das Setting war gut beschrieben, ich hatte das Gefühl mit den Figuren durch Padua zu gehen. Auch das Studiolo des Gelehrten war sehr bildhaft beschrieben. Insgesamt wurde hier ein klares Bild der Renaissance geschaffen, das war mir bei der Lektüre zu jeder Zeit bewusst.
Ein lehrreiches Buch welches mich gut unterhalten hat, ein wenig mehr Erläuterndes über die Figuren, hätte ich mir gewünscht. Eine Leseempfehlung und dazu 4 Sterne.

Bewertung vom 12.04.2025
Die Kammer
Dean, Will

Die Kammer


ausgezeichnet

Die Kammer, Thriller von Will Dean, EBook, Hoffmann & Campe Verlag.
Tod in der Druckkammer.
Fünf Sättigungstaucher und eine Sättigungstaucherin haben einen Einsatz irgendwo in der Nordsee um eine Ölpipeline zu reparieren. Zum Druckausgleich sollten sie dafür für mehrere Wochen in einer Druckkammer auf sehr engem Raum verbringen um von dort die Arbeitseinsätze zu tätigen. Doch plötzlich liegt ein Toter in seiner Koje, der Einsatz wird abgebrochen. Trotzdem müssen die Taucher noch einige Tage in der Dekompressionskammer aushalten. Es gibt mehr Tote und es gibt auch kein Entkommen.
Das Buch ist aufgeteilt in 86 starke Kapitel, dazu ein zusätzliches Kapitel, welches den Titel „4 Wochen später trägt. Interessante Dialoge und auch Innenansichten, vor allem Gedanken der Protagonistin beleben die Geschichte. Eigennamen, wie Zeitschriften Liedtitel, Buchtitel sowie Briefe sind durch kursive Schrift deutlich gemacht. Geschrieben in der Ich-Form aus Sicht der einzigen Taucherin in der Gruppe. Anfänglich habe ich mich mit den Spitznamen der Personen schwergetan, bis ich sie passend zuordnen konnte.
Bin immer begeistert bei Mordfällen auf einem Boot, denn der Mörder ist immer dabei. Das Buch war für mich ein Pageturner, vor allem zum Ende hin, ich wollte ich gar nicht mehr zu lesen aufhören. Die Spannung beginnt schon beim ersten Tauchgang, steigert sich dann, von Leiche zu Leiche. Die Dramatik wird zusätzlich befeuert, durch die Enge, die körperlichen Anforderungen die das Sättigungstauchen mit sich bringt. Das Ausgeliefertsein durch ständige Beobachtung, den kleinen begrenzenten Rückzugsort, der irgendwann keine Sicherheit mehr bietet, dass fast völlige Fehlen von Intimsphäre, Hunger und Durst. Die Gratwanderung nah am Wahnsinn, zum Schluss hat mich völlig aus der Fassung gebracht. Die Auflösung war nicht so meins, da hätte ich mir ein stärkeres Motiv gewünscht, ist jedoch völlig in Ordnung, da es hinreichend und nachvollziehbar erklärt wird. Die letzten zwei Stunden der Dekomprimierung haben mich ordentlich ins Schwitzen gebracht.
Die Protagonistin fand ich höchst aufregend, ihre private Situation und auch ihr Beruf beweisen, was für eine starke Frau sie ist. Auch über ihre Kollegen hat der Leser sich ein Bild machen können, die Story wie auch die Charaktere sind authentisch. Sie wirken so echt, dass der Leser ein Gefühl hat, so könnte es tatsächlich gewesen sein.
Ich fand die zusätzlichen Informationen über das Tauchen, ganz besonders das Sättigungstauchen, sehr wissenswert. Ich wurde verständlich über das Berufstauchen informiert, habe so viel darüber erfahren, wie extrem dieser Job ist. Was es bedeutet tagelang in einer Druckkammer eingepfercht zu sein und sie unter keinen Umständen früher zu verlassen, egal was passiert.
Es war ein tolles Buch, eine abwechslungsreiche Erfahrung. Ich fühlte mich hervorragend unterhalten. Eine Leseempfehlung nicht nur für Personen die sich fürs Tauchen begeistern.
Ich vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 31.03.2025
Stromlinien (eBook, ePUB)
Frank, Rebekka

Stromlinien (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Stromlinien, Roman von Rebekka Frank, Fischer Verlag, 512 Seiten.
Ein Familiendrama die sich über drei Generationen zieht, sehr sensibel erzählt.
Enna und Jale sind Zwillinge, sie sind sich selbst genug. Sie leben in den Elbmarschen, wo sie die Tiere und die Natur beobachten, mit ihrem Boot Sturmhöhe sind sie gemeinsam unterwegs und sich selbst genug. Die Zwillinge leben bei ihrer Oma, denn ihre Mutter Alea ist im Gefängnis, sehr lange, doch bald soll sie entlassen werden. Voller Vorfreude zählen sie die tage bis dahin, doch als endlich der große Tag gekommen ist, ist Jale verschwunden, dabei wollten die beiden ihre Mutter gemeinsam abholen. Als Enna alleine vor dem Gefängnis wartet, erfährt sie, dass auch die Mutter schon früher freikam und seither verschwunden ist.
Das Buch teilt sich in 57 Kapitel, die jeweils mit Datum versehen sind. Das ist hilfreich, denn dass Buch spielt in verschiedenen Zeitebenen, in unterschiedlichen Perspektiven. Einzig die Kapitel, aus der Sicht der Protagonistin Enna, erscheinen in der Ich-Form. Am meisten beindruckt hat mich der bildhafte Erzählstil. Ich hatte als Leser das Gefühl, zusammen mit den Figuren auf dem Boot unterwegs zu sein. Die Landschaft und die Tierwelt sind überaus stark beschrieben. Der Roman entwickelte einen Sog, der mich immer tiefer in die Geschichte gezogen hat.
Durch die diversen Zeitebenen und die verschiedenen Ansichten hatte ich anfangs, etwas Probleme ins Buch und in Lesefluss zu kommen. Doch das hat sich schnell gelegt, als die Geschichte fortschreitet. Die Spannung ist hoch und zieht sich durchs gesamte Buch. Die vollständige Aufklärung, der Zusammenhänge geschieht erst am Ende. Die Ereignisse, die das Erleben von drei Generation umfassen, sind so gewaltig, ich war beeindruckt. Dabei haben sich tiefgreifende Verwicklungen ergeben, die mich bestens unterhalten haben. Des Öfteren habe ich die Luft angehalten und weitergelesen, ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Autorin hat einige wahre Begebenheiten sehr geschickt in die Geschichte integriert.
Die Figuren waren überwiegend gut charakterisiert. Vor allem Enna. Meine Lieblingsfiguren waren jedoch Lucas, der Enna unterstützt und Greetje, selbstlos und aufopfernd.
Wer Familiengeschichten mag, die mit vielen Wendungen immer spannender werden, die sich über mehrere Generationen, mit etlichen Schicksalsschlägen präsentieren, der ist hier genau richtig. Mir hat das Buch gut gefallen, eine Empfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 24.03.2025
Russische Spezialitäten
Kapitelman, Dmitrij

Russische Spezialitäten


gut

Russische Spezialitäten, Roman von Dmitrij Kapitelmann, Ebook, Hanser-Verlag
Bittersüß und zutiefst politisch.
Eine ukrainische Familie eröffnet im Osten Deutschlands einen Laden mit russischen Spezialitäten. Der Sohn liebt auf der Welt nichts mehr als seine Mutter, die russische Sprache und Kiew, seine Geburtsstadt. Dann kam der Angriffskrieg der Russen in der Ukraine. Seine Mutter ist auf der Seite Putins, sieht russisches Fernsehen und ist komplett der russischen Propaganda verfallen. Das spaltet das Verhältnis von Mutter und Sohn. Während des Krieges, beschließt der Sohn eine Reise in die Ukraine zu machen.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert. Die einzelnen Kapitel tragen, eine den Inhalt zusammenfassende Überschrift. Lieder, Übersetzungen, Gedichte und Eigennamen sind kursiv hervorgehoben. Russische und ukrainische Texte beleben das Schriftbild. Ich hatte große Probleme mit den Wortschöpfungen des Autors, viele Begriffe sind mir unverständlich. Rotzenstraff, liebeslau, himmelsfühlen, unbeflehbar, hinterhistorisch, mit diesen Wortneuschöpfungen kann ich absolut nichts anfangen, keine Ahnung was der Autor damit aussagen will. So hat sich bei mir kein Lesefluss eingestellt, die Sprache ist eckig und kantig, ich habe mich mit der Lektüre schwergetan, das Buch immer wieder entmutigt aus der Hand gelegt, einige Abschnitte mehrmals lesen müssen.
Der sowjetische Leim ist offensichtlich dicker als Blut, das hat die Mutter ihrem Sohn immer wieder deutlich zu verstehen gegeben. Der zynische Humor und die Situationskomik jedoch, haben mir gefallen, da gab es zwischendurch immer wieder lustige Szenen. Andere Szenen zum Beispiel, die Zigarettenfrau am Bahnhof von Grimma und die sprechenden toten Fische konnte ich jedoch nicht nachvollziehen. Obwohl das Buch überwiegend gelobt wird, konnte ich nichts damit anfangen, wir wurden keine Freunde.
Die Abschnitte in denen Kapitelmann über seinen Aufenthalt in der Ukraine berichtet, haben mich betroffen gemacht. „Resignation“ würde ich diesen Abschnitt beschreiben. Das ist der stärkere, doch leider nur kurze 2. Teil. Die Figuren außer dem Protagonisten sind mir fremd geblieben. Die Mutter und ihr Wesen habe ich einfach nicht verstanden. Entweder ist sie die liebende Mutter oder sie unterstützt die russischen Mörder, beides geht für mich nicht. Als Dimitrij in bei einem Bombenangriff in einem ukrainischen Hotelbunker sitzt gibt sie ihm zu verstehen, er braucht keine Angst zu haben denn das russische Militär beschießt ausschließlich militärische Ziele. Der Vater dagegen konnte mein Interesse eher wecken, ihn mochte ich.
Für mich sprachlich schwierig, in die Mentalität der Figuren und ihren Charakter, konnte ich mich nicht hineinversetzen, über die Zeit in der Ukraine hätte ich gerne mehr Schilderungen gehabt. Von mir deshalb 2,5 wo nötig 3 Sterne.

Bewertung vom 17.03.2025
Berchtesgaden
Otto, Carolin

Berchtesgaden


ausgezeichnet

Berchtesgaden, Roman von Carolin Otto, EBook, Lübbe Verlag.
Ein bildgewaltiges Gesellschaftspanorama einer symbolträchtigen Zeit. Mai 1945, Berchtesgaden kapituliert und die Alliierten, hier die US-Amerikaner, übernehmen die Regierung. Die 19jährige Sophie, bewirbt sich um eine Stelle als Übersetzerin und Schreibkraft beim Military Government. Hier lernt sie Menschen kennen, die den Blick auch auf ihre eigene Familie wandeln und wird mit der Wahrheit über die deutschen Verbrechen konfrontiert. Im Schatten des Obersalzbergs verändert sich ihr ganzes Leben.
An Hitlers ehemaligen Wohnort Berchtesgaden trafen bei Kriegsende 1945 die verschiedensten Menschen aufeinander: Sieger und Besiegte, Täter, Opfer und Mitläufer, leben jetzt hier, unter amerikanischer Herrschaft.
Das Buch besteht aus 54 Kapiteln, jeweils aus dem Fokus einer der verschiedenen Personen, Sophie, die Protagonistin, die sich durch ihre Anstellung als Sekretärin, näher mit den Kriegsverbrechen der Deutschen und der eigenen Verantwortung befasst
Die Figur Frank Rosenzweig, jüdischer Abstammung und als Kind in die Staaten emigriert. Er ist stark eingebunden in die Verhöre der Deutschen, durch den Militärgeheimdienst CIC.
Sam Cork, ein schwarzer Soldat, der in den besetzten Gebieten mehr Freiheiten und Rechte hat, als in den Staaten aufgrund der dortigen Rassentrennung.
Dr. Rudolf Kriss, der als Regime-Gegner denunziert, verhaftet und zum Tod verurteilt wurde, der aus der Gefangenschaft kam und Bürgermeister von Berchtesgaden wurde. Meg Taylor die Kriegsberichterstatterin, Ali Gral, Nebendarstellerin in Propagandafilmen und ehemalige Geliebte eines Generals, und viele andere Figuren, die den Roman sehr authentisch machen.
Das geschieht auch durch die Sprache, die beschriebene Kleidung, Lebensgewohnheiten und die perfekt geschilderte, umgebende Landschaft. Die Autorin besticht durch ihren flüssigen Schreibstil, obwohl die erzählenden Figuren ständig wechseln, blieb der Lesefluss erhalten. Die Handelnden sind sehr gründlich gezeichnet, interessante Gedankengänge liest man zur Genüge. Ich entdeckte viele sympathische Figuren, Sophie, ihre Oma Anni, Sam etc.Doch auch schreckliche Zeitgenossen sind zur Genüge vorhanden, am unangenehmsten fand ich Max, den älteren Bruder von Sophie und seine Taten. Denunzianten, Verbrecher auch bei den alliierten Truppen sind vorhanden. Das Buch ist sehr menschlich mit allen Abgründen und allem Guten.
Verständliche Dialoge, in Fremdsprachen und Dialekt beleben den Roman.Die fiktive Erzählung gründet auf eine hervorragende profunde Recherche der Autorin, die Handelnden sind literarische Figuren, die aber zum Teil auf authentische Charaktere basieren. Ich habe mich schon länger, für das Geschehen in den 1930er bis 1945er Jahren auf dem Obersalzberg interessiert. War auch schon einige Male vor Ort, und doch habe ich neue Fakten entdeckt. Das Empfinden der Bevölkerung, hier im Buch speziell mit der alliierten Besatzungsmacht, den Amerikanern, kann ich durch die Erzählungen meiner Großeltern bestätigen. Auch meine Mutter bekam ein Kleid, aus den Resten der roten Fahne, wie im Roman beschrieben.
Ein sehr informatives Werk sachlich und doch spannend, aufgelockert durch die Erlebnisse der Charaktere, mir hat es sehr gut gefallen, besonders möchte ich dieses Buch der jungen Generation empfehlen, die diese Informationen nicht mehr aus den Familiengeschichten kennen. 5 Sterne.