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flowers.books

Bewertungen

Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 10.07.2025
ENEMY - Stunde der Wahrheit
Falk, Thilo

ENEMY - Stunde der Wahrheit


gut

Klimaschutzbewegung vs Stromkonzern

Meine Meinung

"ENEMY" – Stunde der Wahrheit von Thilo Falk ist ein unterhaltsamer Thriller, der viele brisante Themen aufgreift – vielleicht sogar zu viele. Beim Lesen hatte ich oft den Eindruck, dass der Autor möglichst alle gesellschaftlichen Konfliktlinien unserer Zeit unterbringen wollte: Klimakrise, Energiepolitik, persönliche Traumata, Aktivismus, Macht, familiäre Probleme, sexuelle Gewalt und ein Auftragsmord. Dadurch wirkt die Geschichte stellenweise überladen und konstruiert.

Die Grundidee finde ich aber wirklich stark. Im Zentrum steht ein geplantes Kohleabbauprojekt in einem Naturschutzgebiet. Die junge Klimaaktivistin Anouk stellt sich dagegen – politisch und öffentlichkeitswirksam. Ihr Gegenspieler ist der CEO des Energieunternehmens, mit dem sie gleichzeitig eine heimliche Affäre hat. Diese Verbindung sorgt für Spannung, wirft aber auch moralische Fragen auf. Dass Anouk mit jemandem zusammen ist, der für genau das steht, was sie bekämpft, macht ihren inneren Konflikt greifbar und menschlich.

Was mich irritiert hat, ist die Darstellung der Auftragskiller. Eigentlich sollen sie professionell sein, aber sie machen auffällig viele Fehler, wirken manchmal naiv und wenig planvoll. Dadurch verliert der Thriller an Glaubwürdigkeit. Etwas mehr Klarheit oder Konsequenz in dieser Handlungsebene hätte dem Buch gutgetan.

Trotz dieser Kritikpunkte ist der Roman flüssig geschrieben, gut zu lesen und regt zum Nachdenken an. Man merkt außerdem, dass Falk gründlich recherchiert hat, sei es bei Klimapolitik, psychologischen Aspekten oder politischen Abläufen. Manche Handlungsstränge bleiben zwar etwas oberflächlich, aber insgesamt lohnt sich die Lektüre vor allem für Leserinnen und Leser, die sich für politische und gesellschaftliche Themen interessieren und bereit sind, sich auf moralisch komplexe Situationen einzulassen.

Bewertung vom 30.06.2025
Die feindliche Zeugin
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


sehr gut

Gerechtigkeit, Mut und Wahrheit

Meine Meinung und Inhalt

"Die feindliche Zeugin" von Alexandra Wilson hat mich von Anfang an gepackt, nicht nur wegen der spannenden Handlung, sondern vor allem wegen der intensiven Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen wie Rassismus und Vorverurteilung. Die Geschichte dreht sich um den jungen Emmett, der in Nord-London wegen Mordes an einem weißen Krankenpfleger festgenommen wird. So startet auch das Buch. Alles sieht so aus, als wäre er schuldig – zwei Zeugen haben ihn direkt am Tatort gesehen. Doch die junge Strafverteidigerin Rosa Mercedes Higgins glaubt nicht daran, dass Emmett der Täter ist. Ihre Beharrlichkeit und ihr Gerechtigkeitssinn treiben die Handlung voran und machen sie zu einer starken, glaubwürdigen Figur, die ich sofort ins Herz geschlossen habe.

Was mich besonders beeindruckt hat, ist, wie authentisch die Autorin den Gerichtssaal, den ganzen Prozess und das Justizsystem beschreibt. Sie kennt die Materie (siehe über die Autorin) aus eigener Erfahrung, und das merkt man; Die Details wirken nie konstruiert, sondern lebendig und realistisch. Der Thriller hat mich wirklich gut unterhalten, die Wendungen sind geschickt gesetzt und halten die Spannung hoch, das Ende konnte mich durchaus überraschen. Insgesamt ist es ein klug geschriebenes, emotional packendes Buch, das juristische Spannung mit relevanten gesellschaftlichen Themen verbindet.

Bewertung vom 30.06.2025
Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende! (eBook, ePUB)
Hammann, T. J.

Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende! (eBook, ePUB)


gut

Was passiert, wenn dein Leben zwischen zwei Buchdeckeln steht?

Meine Meinung und Inhalt

Als ich „Die Lektorin Ich schreibe dein Ende“ von T. J. Hammann angefangen habe, war es vor allem die Grundidee, die mich absolut neugierig gemacht hatte. Eine Lektorin erhält ein Manuskript, das auf verstörende Weise ihr eigenes Leben widerspiegelt.....

Der Einstieg hat mir direkt gut gefallen. Die Story beginnt direkt und schafft eine dichte, ja sogar leicht unheimliche Atmosphäre. Ich mochte, wie Realität und Fiktion hier miteinander verwoben werden. Die Idee, dass jemand Zugang zu deinem Leben hat und es über ein Manuskript lenken oder bedrohen kann, fand ich wirklich super spannend.

Die Protagonistin Lilli war mir sympathisch; Ihre Reaktionen wirkten glaubwürdig, auch wenn ich sie manchmal etwas schwer einschätzen konnte. Einige ihrer Entscheidungen kamen für mich etwas plötzlich, aber insgesamt konnte ich mich gut in ihre Situation hineinversetzen. Besonders ihre Sorge um ihre Familie hat der Geschichte emotionale Tiefe gegeben.

Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die Sprache ist klar und ohne Schnörkel, dabei aber nicht platt. Ich fand es schön, dass immer wieder kleine Hinweise auf die Buchbranche eingestreut wurden. Was mir etwas weniger gefallen hat, war die Länge der Kapitel. Sie sind recht ausgedehnt, und ich hätte mir etwas mehr Struktur gewünsch.

Die Spannung war für mich zu Beginn und gegen Ende am stärksten. In der Mitte hatte ich das Gefühl, dass sich schon etwas zieht. Es gab zwar Wendungen, aber einige davon habe ich früh geahnt. Trotzdem wollte ich wissen, wie alles zusammenhängt, und war neugierig, was hinter dem Manuskript steckt.

Das Ende war in Ordnung, aber nicht ganz so überzeugend wie der Anfang. Manche Auflösungen wirkten für mich ein wenig zu schnell abgehandelt. Ich hätte mir da noch etwas mehr Tiefe oder eine ruhigere Entwicklung gewünscht.

Insgesamt würde ich sagen, dass „Die Lektorin“ ein unterhaltsamer Thriller. Auch wenn es für mich ein paar kleine Schwächen gab, hat mich das Buch gut unterhalten und mir ein paar nachdenkliche Momente beschert.

Bewertung vom 23.06.2025
Eine von uns
Hayes, Samantha

Eine von uns


ausgezeichnet

Psychospiel im Luxusdomizil

Meine Meinung und Inhalt

"Die vier waren unzertrennlich. Ihre Lehrer scherzten, sie hätten als Geschwister geboren werden sollen, und obwohl sie alle sehr unterschiedlich aussahen, zeichnete ihre Freundschaft eine beinahe telepathische Qualität aus, so als seien ihre Teenagergehirne miteinander verbunden. ... Im Grunde waren sie einfach normale Mädchen, die normale Dinge in einer normalen Küstenstadt taten. ... Damals ahnten sie davon noch nichts, doch schon bald würde eine von ihnen sterben." (ZITAT)"


„Eine von uns“ von Samantha Hayes zieht einen mit seiner intensiven Atmosphäre und den raffinierten psychologischen Wendungen sofort in seinen Bann. Die Geschichte beginnt mit einem dramatischen Vorfall – einem Brand, der die Welt von Gina, der Hauptfigur, ins Chaos stürzt. Doch was sich schnell zeigt, ist, dass dies nur der Anfang einer viel komplexeren und gefährlicheren Geschichte ist. Was mich besonders fasziniert hat, war die Art und Weise, wie Hayes geschickt die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart herstellt. Die Erzählung wechselt zwischen den Erinnerungen von Gina und den Ereignissen der Gegenwart, wobei die Vergangenheit stets wie ein Schatten über der Geschichte schwebt. Es ist, als ob das Erbe alter Geheimnisse und ungesprochener Wahrheiten in jedem Raum des luxuriösen Hauses spürbar ist, in das Gina zieht. Diese schrittweise Entfaltung der Vergangenheit verleiht der Geschichte eine tiefe, nahezu greifbare Schwere, die mich immer wieder zum Nachdenken brachte. Die Erzählweise von Hayes lässt einen die Verstrickungen der Figuren beinahe körperlich spüren. Die Geschichte verläuft langsam, ja fast methodisch, und baut eine atmosphärische Spannung auf, die den Leser immer weiter hineinzieht. Während Gina und ihre Familie in das vermeintlich sichere Haus von Annie und ihrer Haushälterin Mary eintauchen, spürt man, dass diese Idylle trügerisch ist. Es ist ein stetiges Spiel mit Misstrauen und Rätseln, das den Nervenkitzel nicht in hektischen Action-Szenen, sondern in den zwischenmenschlichen Beziehungen und den unerzählten Geschichten der Figuren verankert.

Besonders gut gefallen haben mir die wechselnden Perspektiven zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. Es gibt eine tiefe Emotionalität in den Schilderungen von damals, die geschickt in die Gegenwart integriert wird und so eine ständige Verbindung zwischen den beiden Ebenen schafft. Diese Erzähltechnik hat der Geschichte eine zusätzliche Dimension gegeben und mich dazu angeregt, über die Auswirkungen von Geheimnissen und unausgesprochenen Wahrheiten nachzudenken. Der Spannungsbogen zieht sich durch die gesamte Geschichte, von den ersten Andeutungen bis hin zu den überraschenden Wendungen am Ende. Auch wenn es Momente gibt, in denen sich die Handlung langsamer entfaltet, ist es genau diese langsame, aber stetige Intensität, die den Thriller so fesselnd macht. Die finale Wendung hat mich überrascht und überzeugt, weil sie das Bild der Geschichte auf den Kopf stellt und dabei alle offenen Fragen auf eine meisterhafte Weise auflöst. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich „Eine von uns“ als einen besonders gelungenen Thriller empfunden habe.

Kurzum, das Buch ist für alle die Thriller lieben und Lust auf eine fesselnde Thriller-Atmosphäre mit überraschenden Wendungen haben.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.06.2025
Sieben letzte Tage
Rutherford, Robert

Sieben letzte Tage


sehr gut

Wettlauf gegen die Zeit

Meine Meinung und Inhalt

Ich war aufgrund des Klappentextes sehr gespannt auf dieses Buch. Es klang nach einem klassischen Thriller mit einer juristischen Komponente – eine Frau kämpft um das Leben ihres zum Tode verurteilten Vaters, den sie seit Jahren meidet. Was mich dann aber wirklich überrascht hat, war die Art, wie die Geschichte erzählt wird: rückwärts, beginnend am siebten Tag vor der Hinrichtung. Das hat sofort eine ganz besondere Spannung aufgebaut. Jeder Tag zählt, jede Entscheidung wiegt schwer, und als Leser spürt man diesen Druck fast körperlich mit.

Ich fand die Protagonistin Alice interessant und mutig sowie authentisch. Ihre innere Zerrissenheit hat mich beschäftigt: Sie hat ihren Vater nicht nur verloren, sondern aktiv aus ihrem Leben verbannt. Und plötzlich steht sie vor der Wahl, ihn entweder sterben zu lassen oder ihn zu verteidigen – nicht als Tochter, sondern als Anwältin. Das hat mich emotional mehr berührt, als ich zunächst erwartet hätte.

Was ich besonders mochte, war das Tempo der Geschichte. Die Kapitel sind kurz, die Szenenwechsel schnell, und trotzdem wirkt das Ganze nicht gehetzt. Ich war wirklich oft an dem Punkt, an dem ich dachte: „Nur noch ein Kapitel“, und dann saß ich wieder eine Stunde später da. Rutherford versteht es, Spannung zu erzeugen, ohne dabei reißerisch zu werden. Die Hinweise sind gut gestreut, es gibt viele Wendungen – einige davon habe ich kommen sehen, andere haben mich tatsächlich überrascht.

Allerdings gab es auch Momente, in denen mir die Handlung zu konstruiert wirkte. Gerade gegen Ende hatte ich das Gefühl, dass ein bisschen zu viel in diese sieben Tage gepackt wurde. Nicht alles fühlte sich für mich ganz glaubwürdig an, vor allem, was das Verhalten einiger Nebenfiguren betrifft. Die Schwester von Alice zum Beispiel blieb für mich eher blass und wurde nur "sporadisch erwähnt". Ich hätte mir da mehr Tiefe gewünscht, mehr echte Reibung oder Entwicklung.

Dennoch muss ich sagen, dass der Schreibstil angenehm schnörkellos, fast filmisch ist. Ich konnte mir viele Szenen bildlich vorstellen.

Unterm Strich war Sieben letzte Tage für mich ein solider Thriller mit einem interessanten Konzept, einer starken Hauptfigur und vielen spannenden Momenten. Kein perfekter Roman.

Bewertung vom 17.05.2025
Die neun Monde der Miss Sith
Crvenkovska, Biljana

Die neun Monde der Miss Sith


sehr gut

Meine Meinung und Inhalt
Ich bin auf der Leipziger Buchmesse auf "Die neun Monde der Miss Sith" gestoßen – und was soll ich sagen: selten hat mich ein Buch so leise und gleichzeitig so tief bewegt. Es ist schwer, dieses Werk einem bestimmten Genre zuzuordnen. Es ist keine klassische Fantasy, kein typischer Roman, keine bloße Kurzgeschichtensammlung – es ist eher wie ein literarischer Zauberkreis, der sich langsam um einen legt.

Was mich sofort angesprochen hat, war die Grundidee hinter dem Buch -> Neun Monde, neun Frauen, neun Geschichten – verbunden durch eine geheimnisvolle Figur, Miss Sith, die irgendwo zwischen Katze, Schicksal und stiller Beobachterin schwebt. Und dann noch dieses kleine Café, das wie ein Ruhepunkt zwischen den Kapiteln wirkt – dort sitzt die Protagonistin und schreibt.

Jede Geschichte steht für dich - mal zart, mal schmerzhaft, aber immer voller Bedeutung. Die Themen reichen von häuslicher Gewalt über Verlust, Angst, Migration bis hin zu einem sehr feinen, fast unmerklichen Feminismus, der nie platt oder politisch wirkt, sondern existenziell. Die Geschichten sind wie Momentaufnahmen aus dem Leben.

Was mich besonders berührt hat: die Symbolik des Mondes. Der Zyklus, das Wachsen und Vergehen, das Licht und die Dunkelheit – das zieht sich wie ein stilles Motiv durch alle Geschichten.

Der Schreibstil ist ruhig, fast meditativ. Poetisch, ohne kitschig zu sein.



Mein Fazit
Die neun Monde der Miss Sith ist ein stilles, magisches Buch, das mich mehr berührt hat, als ich erwartet hätte. Es ist nichts für zwischendurch – aber wenn man sich wirklich darauf einlässt, kann es eine tiefgehende Leseerfahrung sein.



Über die Autorin

Biljana S. Crvenkovska, geb. 1973 in Skopje, ist Schriftstellerin, Drehbuchautorin, Erzählerin, Herausgeberin, Übersetzerin und Magistra der Philosophie aus Nordmazedonien. Sie schreibt Romane, vor allem illustrierte Romane für Kinder, aber auch für Erwachsene. Ihre Werke wurden in verschiedene Sprachen übersetzt, im Mitteldeutschen Verlag erschien ihre Graphic Novel „Stella Dark und die Kreaturen von Gruselstadt“ (2023) in der Übersetzung von Cornelia Marks. Die Autorin lebt in Skopje.

Bewertung vom 15.05.2025
Blaues Wunder (MP3-Download)
Freytag, Anne

Blaues Wunder (MP3-Download)


sehr gut

Ein perfides Spiel unter tropischer Sonne

Meine Meinung und Inhalt

Ich habe schon mehrere Bücher von der Autorin Anne Freytag gelesen – und jedes (bisher gelesene) hat mich auf seine Weise begeistert. Umso gespannter war ich auf "Blaues Wunder", das mich gleich mit seinem ungewöhnlichen Setting und der leisen, spannungsgeladenen Erzählweise in den Bann gezogen hat. Die Sprecherstimme fand ich mehr als angenehm.

Schon nach den ersten Minuten war klar: Das hier ist anders als ihre bisherigen Romane. Erwachsener. Düsterer. Und auf eine sehr subtile Art noch eindringlicher.

Die Geschichte spielt auf einer luxuriösen Yacht vor den Philippinen. Drei Paare und ein junger Mann gehen auf eine gemeinsame Reise – zumindest geografisch. Denn schnell wurde mir klar, dass es hier um weit mehr geht als um ein bisschen Sonne, Meer und Smalltalk. Zwischen den Figuren brodelt es, oft unausgesprochen. Was nach außen hin perfekt wirkt, fühlt sich innen hohl, angespannt, kontrolliert an.

Was mich besonders gefesselt hat: Ich wusste lange Zeit nicht, wohin „die Reise“ wirklich geht – nicht nur im wörtlichen Sinn, sondern auch emotional. Wer sagt die Wahrheit? Wer spielt ein Spiel? Was wird hier eigentlich verhandelt? Und warum schweigen alle über das, was so offensichtlich zwischen ihnen steht? Dieses Gefühl der Unsicherheit, dieses ständige „Etwas liegt in der Luft“, hat mich durch das ganze Buch getragen.

Anne Freytag erzählt konsequent aus der Sicht der drei Frauen – Nora, Franziska und Walters Ehefrau. Das war für mich ein starker erzählerischer Kniff, weil ich dadurch ganz nah an ihren Gedanken war. Ich habe mit ihnen gezweifelt, gehofft, getäuscht und beobachtet. Besonders beeindruckt hat mich, wie feinfühlig die Dynamiken in den Beziehungen beschrieben wurden.

Inhaltlich geht es um Kontrolle, Rollenbilder, emotionale Abhängigkeit.

Für mich ist "Blaues Wunder" kein Buch, das laut schreit, sondern eines, das nachhallt. Blaues Wunder hat mich nachdenklich gemacht – über Beziehungen, über Macht, über Schweigen. Und über all das, was unter der Oberfläche schlummert, wenn man bereit ist, genau hinzusehen.

Für mich war es ein starkes, reifes Buch – und ein weiterer Beweis dafür, warum ich Anne Freytags Geschichten so gerne lese.

Bewertung vom 07.05.2025
Before we were innocent
Berman, Ella

Before we were innocent


ausgezeichnet

Meine Meinung und Inhalt

Als ich "Before We Were Innocent" von Ella Berman begann, erwartete ich einen spannenden Sommerroman mit Thriller-Elementen – doch schnell wurde mir klar, dass es sich um weit mehr handelt: einen feinfühligen, tiefgründigen Roman über Freundschaft, Verlust und die Frage, wie wir mit Schuld umgehen – besonders, wenn sie uns seit der Jugend begleitet.

Im Zentrum steht Bess, eine junge Frau, deren Leben seit einem tragischen Vorfall im Teenageralter aus der Bahn geraten ist. Damals verbrachte sie mit ihren besten Freundinnen Joni und Evangeline einen unvergesslichen Sommer in Griechenland – der allerdings tödlich endete.

Was mich besonders berührt hat, war die eindringliche Darstellung weiblicher Freundschaft: Wie nah sich junge Frauen sein können, wie schnell sich Nähe in Rivalität verwandelt, und wie tief Verletzungen gehen, wenn Vertrauen gebrochen wird. Die Autorin hat mit unglaublichem Geschick dies darstellen können. Der Roman zeigt, dass Freundschaft nicht immer heilend ist – sie kann auch fordern, manipulieren, zerstören.

Der Stil von Ella Berman ist ruhig, aber eindringlich.

Die Rückblenden nach Griechenland sind atmosphärisch dicht und kontrastieren stark mit der nüchternen Gegenwart Bess’ in Kalifornien. Ich hatte häufig das Gefühl, als würde ich selbst am Meer sitzen, mit der Hitze, der Ungewissheit und der knisternden Spannung zwischen den drei Freundinnen.

"Before We Were Innocent" ist für mich kein Buch, das man einfach „durchliest“ – es bleibt haften. Es bringt einen dazu, über die eigene Jugend, alte Freundschaften und Entscheidungen nachzudenken, die man vielleicht nie ganz verarbeitet hat. Für alle, die literarische Coming-of-Age-Romane mögen, in denen nicht die Auflösung eines Verbrechens im Vordergrund steht, sondern die Seelenlandschaften der Beteiligten – dem kann ich dieses Buch uneingeschränkt empfehlen!!!

Bewertung vom 25.04.2025
Confession Room
Middleton, Lia

Confession Room


ausgezeichnet

#ConfessionRoom: Wenn Anonymität zur Waffe wird


Meine Meinung und Inhalt
Mir ist "Confession Room" auf der Leipziger Buchmesse sofort augrund des auffallenden Covers ins Auge gestochen. Der Klappentext hatte danach weiter mein Thrillerherz höher schlagen lassen.

Nachdem Lesen konnte ich klar sagen, dass meine Erwartungen an diesen Thriller übertroffen wurden. Die Autorin Lia Middleton verwebt eine düstere, hochaktuelle Story mit psychologischer Tiefe und einem Tempo, das einem kaum Zeit zum Atmen lässt. Was sie hier geschaffen hat, ist nicht bloß ein Krimi – es ist ein Spiegel unserer Zeit, in der das Internet Zuflucht, Bühne und manchmal Abgrund zugleich ist.

Im Zentrum steht die Protagonistin und ehemalige Polizistin Emilia Haines. Nachdem ihre Schwester gestorben ist, zieht sie sich mehr und mehr in sich zurück – bis sie auf ein mysteriöses Online-Forum stößt, den sogenannten „Confession Room“. Dort beichten Fremde anonym ihre tiefsten Geheimnisse. Doch als eine Person einen Mord gesteht, beginnt ein nervenaufreibendes Spiel mit der Wahrheit. Und was, wenn das nächste Opfer schon feststeht?

Was mich besonders fasziniert hat, ist Middletons Gespür für Atmosphäre. Die Spannung kommt nicht mit der Brechstange, sondern schleicht sich langsam unter die Haut – Seite für Seite. Auch das moralische Spannungsfeld ist klug gesetzt: Wann wird ein Geständnis zur Beweislage? Und was passiert, wenn man nur zusehen kann, obwohl man weiß, dass etwas Schreckliches passieren wird?

Besonders gefallen hat mir der komplexe Aufbau des Buches sowie der Mut der Protagonistin. Der Mut, unbequeme Fragen zu stellen – etwa über Schuld, Kontrolle und die (Un-)Macht der Wahrheit im digitalen Zeitalter. Was mich aber noch mehr überzeugt hat, ist, wie authentisch ihre Hauptfigur gezeichnet ist. Emilia ist keine perfekte Heldin. Sie trifft Fehler, zweifelt, scheitert – genau das macht sie so glaubwürdig.

Auch der Schreibstil verdient ein Lob: flüssig, aber nicht oberflächlich. Middleton spielt mit Perspektiven, wechselt gekonnt das Tempo und baut dabei konstant Spannung auf.


Confession Room ist ein nervenaufreibender, klug erzählter Thriller, der durch Tiefe, Tempo und Themenrelevanz besticht. Für mich ein echtes Highlight des Genres – intensiv, beunruhigend, brillant. Und definitiv ein Buch, das man nicht so schnell vergisst mit einem unerwarteten Ende.

Bewertung vom 10.04.2025
Notizen eines Killers
Sittmann, Ansgar

Notizen eines Killers


sehr gut

Das gelbe Notizbuch

Meine Meinung und Inhalt

"Der Zufall hatte ihr dieses unheilvolle gelbe Notizbuch zugespielt. Doch sie allein war verantwortlich für den Flügelschlag, der einen zerstörerischen Orkan ausgelöst hatte." (ZITAT)

Die Krankenschwester Emilie findet in einem Café ein gelbes Notizbuch, das sich als handgeschriebenes Manuskript eines Thrillers entpuppt. Doch was wie ein kreatives Gedankenspiel beginnt, entpuppt sich schnell als verstörende Realität – denn die Morde im Buch sind real, ebenso wie der Autor, der sich das Buch zurückholen will.

"Emilie stand auf, ging zur Kommode im Flur, wo sie gewöhnlich ihre Handtasche ablegte, nahm das gelbe Heft und legte sich wieder auf die Couch. Was für ein reißerischer Titel für das nächste Kapitel: »Das Gemetzel von Värmdö«." (ZITAT)

Das Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt:

Emilie, die zunehmend in das Grauen hineingezogen wird, und der Täter selbst – ein unscheinbarer Pharmavertreter, der nach und nach in die Rolle des Auftragskillers schlüpft.. Die Geschichte spielt virtuos mit moralischer Ambivalenz und lässt die Grenzen zwischen Täter und Opfer, Gut und Böse verschwimmen.

Notizen eines Killers ist ein düsterer, raffinierter und echt spannender Thriller, der weit über das klassische Katz-und-Maus-Spiel hinausgeht. Ansgar Sittmann gelingt es, mit psychologischer Tiefe ein wirklich packendes Leseerlebnis zu schaffen.

Ich empfehle es allen, die spannende Bücher mögen!