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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 505 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2025
Von Schafen und Wölfen
Zons, Achim

Von Schafen und Wölfen


sehr gut

Die Redaktion einer deutschen Zeitung erhält eine äußerst brisante Information über den erst kürzlich nicht erneut gewählten usamerikanischen Präsidenten. Doch soll man diese wirklich veröffentlichen? Immerhin steht man kurz vor einer Fusion mit einem usamerikanischen Konzern, die vielleicht daran scheitern könnte.

Dies ist bereits der dritte Roman um den Journalisten David Jakubowicz, für mich allerdings der erste, mir war vor dem Lesen gar nicht klar, dass es sich um eine Reihe handelt. Man kann diesen Roman gut ohne Vorkenntnisse lesen, doch die vereinzelten Erinnerungen an frühere Ereignisse machen mich neugierig auf die Vorgängerbände.

David gefällt mir gut, er ist sympathisch, und lässt sich nicht gerne manipulieren. Von den Ereignissen, die hier geschehen, ist er auch stark persönlich betroffen. Zunächst ist man bei der Redaktionskonferenz dabei, bei der die bereits erwähnte Entscheidung getroffen werden soll, dann erfährt man nach und nach, wie es überhaupt so weit kam. Im Laufe der Erzählung gibt es ein paar Wendungen, die ich nicht habe kommen sehen, anderes konnte ich dagegen ahnen.

Von der Vielzahl der Charaktere war ich zunächst ein bisschen erschlagen, doch nach und nach klärt sich das. Es gibt neben David ein paar andere wichtige Charaktere, teilweise wird aus deren Perspektiven erzählt wird. Nicht jede:r von ihnen ist mir sympathisch, aber interessant sind die meisten. Insgesamt verlangt der Roman schon eine gewisse Aufmerksamkeit, auch wegen der nach und nach aufgedeckten Erkenntnisse.

Das Thema des Romans ist hochaktuell und für sich schon sehr brisant. Tatsächlich stattgefundene Ereignisse spielen hier zudem eine wichtige Rolle, allen voran der Sturm auf das Kapitol am 06.01.2021. Ich finde die Verknüpfung der realen Ereignisse mit dem fiktiven Geschehen sehr interessant und spannend. Spannend ist auch der gesamte Roman, der für mich schnell zum Pageturner wurde. Hin und wieder gibt es für mich kleine Irritationen, am Ende habe ich ihn aber zufrieden zugeklappt.

Spannend, aktuell, brisant, der Roman war für mich ein Pageturner, der aber auch Aufmerksamkeit beim Lesen erfordert.

Bewertung vom 22.04.2025
Kerze & Krähe
Hearne, Kevin

Kerze & Krähe


ausgezeichnet

Der Siegelmagier Al MacBharrais ist aus Australien zurück in Schottland. Mit ihm gekommen ist die irische Todesgöttin Morrigan, die ihr Leben ändern möchte, und sich Unterstützung von Al erhofft. Auch sonst ist Als Leben alles andere als ruhig. Buck Foi, der Hobgoblin, der für ihn arbeitet, hat Probleme mit der Familie, Als Buchhalterin Nadia möchte eine neue Religion etablieren, und Al selbst endlich seine Flüche loswerden, auch, weil er sich in absehbarer Zeit zur Ruhe setzen möchte.

Der dritte Band der Reihe ist auch der Abschluss der Trilogie, schade, denn ich bin gern mit dem Siegelmagier Al unterwegs. Aber vielleicht trifft man ihn ja noch einmal wieder. Erst einmal bietet dieser Roman eine Menge Aufregung, für Al, aber auch für uns Leser:innen. Die Reihe zeichnet sich dadurch aus, dass es verschiedene Mythen und Religionen tatsächlich gibt, die entsprechenden Wesen und Götter mit den Menschen Verträge haben, die die Siegelmagier überwachen müssen. So muss Al hier zum Beispiel zwischen den Blauen Männern, eine Art Feenwesen, und der britischen Regierung vermitteln. Daneben gibt es auch ein paar Aktionen, die nicht ganz auf dem Boden des Rechts ablaufen, aber halt irgendwie nötig sind. Es gibt Tote, aber auch viel zu lachen.

Auch die Suche nach den Verursachern seiner beiden Flüche, ist alles andere als einfach, und bringt Al nicht nur in verschiedene Länder, sondern auch in akute Lebensgefahr. Als er dann endlich weiß, wem er die Flüche zu verdanken hat, wird es nicht leichter, eher noch schwieriger.

Die Trilogie spielt in der selben Welt wie die Romane über den Eisernen Druiden, dem Al in Band 2 bereits begegnet ist. Kevin Hearne hat eine interessante Welt gestaltet, die unsere mit den bereits oben erwähnten mythologischen Wesen und Göttern bereichert. Al selbst ist zudem Schotte, so dass auch das Schottische in den Roman Einzug hält. Im Anhang gibt es daher ein Glossar, in dem man auch Aussprachehinweise erhält. Natürlich wird auch Als Nachname nicht so ausgesprochen, wie man auf den ersten Blick denken könnte.

Gut passt auch, dass der Autor Al selbst in Ich-Form erzählen lässt. So sind wir immer nah dabei und erleben alles aus seiner Perspektive. Erzählt wird anschaulich und spannend. Die Charaktere rund um Al muss man einfach mögen, auch wenn manch eine:r zunächst etwas undurchsichtig war, mittlerweile kennt und mag man sie, auch über Gladys, die schon viel Schxxx erlebt hat (ja, so wird sie hier nun mal genannt), erfährt man endlich mehr.

Als Abschlussband bietet der Roman natürlich auch einen gewissen Abschluss für die einzelnen Charaktere, mir gefällt es gut, wie wir sie verlassen.

Die Triologie um den Siegelmagier Al MacBharrais endet gelungen, alle Charaktere sind an einem Punkt, an dem man sie gut alleine weitermachen lassen kann, ohne Möglichkeiten zu verspielen, sie vielleicht doch noch einmal wiederzutreffen. Ich freue mich aber auch schon auf all die anderen Werke, mit denen uns Kevin Hearne noch beglücken wird. Sehr gerne empfehle ich die gesamte Trilogie, die man am besten der Reihenfolge nach liest.

Bewertung vom 18.04.2025
Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Hefter, Martina

Hey guten Morgen, wie geht es dir?


weniger gut

Juno lebt mit ihrem kranken Ehemann Jupiter zusammen. Ihr Leben scheint sie nicht auszufüllen, nachts chattet sie mit sogenannten Lovescammern. Einer von ihnen, Benu, lässt sich auf eine längere Chatbeziehung ein, wohl wissend, dass Juno weiß, was er ist.

Ich hatte gewisse Erwartungen an den Roman, zum Beispiel dachte ich an eine humorvolle Erzählung, eine interessante Protagonistin und einen authentischen Pflegealltag. Leider bekam ich all das nicht. Mit Juno wurde ich nicht warm. Man kann auch nicht behaupten, sie würde ihren Ehemann pflegen, Jupiter erledigt fast alles allein, was ihm nicht immer leicht fällt, mir tat er durchgehend einfach nur leid. Das Ehepaar lebt zudem eher nebeneinander her als miteinander. Ich habe selbst gepflegt und weiß, was das bedeutet.

Die Situation mit den Lovescammern hätte ich mir tatsächlich humorvoller vorgestellt, Juno erzählt diesen irgendwelche Geschichten über sich, die selbstverständlich nicht stimmen. Das hätte sehr (schwarz)humorig ausfallen können, ist es aber leider nicht, in meinen Augen sind die Chats, auch die mit Benu, eher banal. Ich konnte auch nicht so recht nachvollziehen, was sie sich von der „Beziehung“ zu Benu erwartete. Am Ende sind damit zwei Chancen verspielt worden, tiefer zu gehen, nämlich sowohl bezogen auf das Lovescammen als auch auf die Pflegesituation.

Etwas tiefergehend sind zwei andere Themen. Juno ist Tänzerin und Performancekünstlerin, das kommt im späteren Verlauf zum Tragen, wo man mehr erfährt über ihr Training und die Projekte, die sie verfolgt, während man zunächst eher das Gefühl hatte, Juno sitzt den ganzen Tag zu Hause und langweilt sich.

Außerdem hat Juno ein Faible für Tattoos. Obwohl das Geld kaum zum Leben reicht, lässt sie sich eines nach dem anderen stechen. Diese werden recht ausführlich beschrieben, und leiten den Roman sogar ein. Auch sonst scheint ihr Leben eher um sich selbst zu kreisen.

Manches in diesem Roman ist offensichtlich autobiografisch. So ist auch Martina Hefter Tänzerin und Performancekünstlerin und ihr Ehemann ist Autor und leidet an Multipler Sclerose. Nicht ganz nachvollziehen konnte ich die Namen der Charaktere, die alle aus dem Mythologischen entlehnt sind.

Meine Erwartungen waren groß, wurden aber nicht erfüllt. Leider kam mir auch die Protagonistin weder nahe noch war sie mir sympathisch, im Gegenteil. Die Geschichte empfand ich eher als banal.

Bewertung vom 16.04.2025
Heir Bd.1 (Deluxe-Ausgabe mit Farbschnitt)
Tahir, Sabaa

Heir Bd.1 (Deluxe-Ausgabe mit Farbschnitt)


ausgezeichnet

Aiz ist eine Waise und wuchs in einem Kloster auf. Ihre Heimat Kegar verübt mit sogenannten Seglern Überfalle auf andere Länder, um Nahrung zu stehlen. Die Segler werden dabei mit einer Windmagie angetrieben. Auch Aiz wäre gerne Seglerin geworden, doch reichte ihre Magie nicht aus. So übt sie niederere Dienste aus. Aiz trägt Rachegelüste in sich, und als sie diesen nachgeben will, geht das nicht gut aus.

Quil dagegen ist der Kronprinz des Imperiums. Doch er ist anders als man es von einem Prinzen vermuten würde, denn er wurde nicht privilegiert in einem Schloss erzogen, sondern hat Land und Leute gut kennengelernt, weil er dort mit ihnen gelebt hat, so sind Land und Leute ihm auch sehr wichtig. Ein Angriff auf die Hauptstadt führt ihn auf eine gefahrvolle Reise.

Sirsha hat eine besondere Affinität zu Elementen und wurde von ihrem Stamm verbannt. Sie hält sich mit Suchaufträgen über Wasser. Ihr neuester Auftrag, sie soll aufklären, wer hinter einer Reihe von Morden steckt, ist gefährlicher als zunächst vermutet.

Die Leben dieser drei Personen werden im weiteren Verlauf der Geschichte miteinander verquickt, wobei es immer wieder unerwartete Ereignisse und Erkenntnisse gibt.

Ruckzuck hatte mich der Roman in seinen Bann gezogen, und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Das liegt unter anderem an den interessanten Charakteren, neben den oben Genannten gibt es noch eine Reihe weiterer, die eine größere Rolle spielen. Alle Charaktere sind gut gezeichnet, man hat schnell das Gefühl, sie gut zu kennen, aber natürlich haben auch sie alle ihre Geheimnisse.

Auch die Welt ist sehr gut gelungen. Die Karte, die man in den inneren Buchdeckeln findet, habe ich gar nicht benötigt, um mir alles gut vorstellen zu können. Der Erzählstil der Autorin ist packend und sehr bildhaft. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der drei Protagonist:innen, es gibt auch ein paar Kapitel aus weiteren Perspektiven, die das Geschehen gut ergänzen.

Die Geschichte ist sehr spannend, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und die über 600 Seiten vergingen wie im Flug. Das Ende dieses Romans ist noch nicht das Ende der Geschichte, es wird einen weiteren Band geben, das Warten auf diesen wird schwer werden.

„Heir“ spielt im selben Universum wie die „An Ember in the Ashes“-Reihe, man muss diese aber nicht kennen, um „Heir“ zu verstehen. Zwar treten hier die Protagonist:innen von dort auch auf, aber nur am Rande. „Heir“ spielt Jahre später und hat eigene Protagonist:innen. Die Vorgängerreihe wird gerade neu aufgelegt, der erste Band liegt bereits hier, die anderen sind vorbestellt. Ich freue mich darauf, mehr von Sabaa Tahir lesen zu können.

„Heir“ ist für mich ein echtes Highlight, mit interessanten Charakteren, einer gelungenen Welt und einer spannenden Geschichte. Ich vergebe sehr gerne eine Leseempfehlung und volle Punktzahl.

Bewertung vom 12.04.2025
Allein gegen die Lüge
Finlay, Alex

Allein gegen die Lüge


ausgezeichnet

Stell dir vor, deine Eltern, deine jüngere Schwester und dein kleiner Bruder werden in ihrem Urlaub in Mexiko tot aufgefunden, und du musst deinen älteren Bruder, der wegen des Mordes an seiner Freundin im Gefängnis sitzt, darüber informieren. Genau das passiert Matt Pine, gerade war er noch in seiner Studentenbude, im nächsten Moment steht die FBI-Agentin Sarah Keller vor ihm und informiert ihn über die Todesfälle. Und dann muss er auch noch nach Mexiko fliegen, damit seine Familie nach Hause überführt werden kann.

Matt Pine ist mir direkt ans Herz gewachsen, wahrscheinlich auch, weil ich mich viel zu gut in ihn hineinversetzen konnte, und mit ihm gelitten habe. Er ist aber auch ein netter Kerl. Seine Familie musste seit sieben Jahren mit der angeblichen Tat seines Bruders leben, sein Vater kämpfte von Anfang an um dessen Freilassung, und es gab sogar eine Dokumentationsserie darüber.

Erzählt wird nicht nur das aktuelle Geschehen, es gibt auch immer wieder Rückblenden ins Davor, wo man aus Perspektive der drei älteren Toten erfährt, was in den Tagen vor deren Tod passiert ist, am Ende erlebt man sogar die Todesnacht selbst mit, was mich sehr berührt hat. Dabei kommt das eine oder andere ans Licht, man lernt aber auch die vier Toten sehr gut kennen, so dass einen ihr Tod noch mehr mitnimmt, als es vorher schon der Fall war. Mir gefällt diese Erzählweise sehr gut.

Gut gefallen hat mir auch Sarah Keller, die eigentlich gar nicht für Todesfälle zuständig ist, aber auf andere Weise mit dem Fall verbunden ist. Auch sie und ihre Familie lernt man kennen und mögen. Sie steht an Matts Seite, das hat mir gut gefallen, und möchte den Fall, der nicht nur die Frage aufkommen lässt, ob es sich um Mord oder einen Unfall handelt, unbedingt klären. Ich könnte mir gut vorstellen, Sarah Keller in weiteren Werken noch einmal zu begegnen.

Auch andere Charaktere sind gut gezeichnet, ich mochte vor allem Matts Studienfreund:innen sehr, die sich rührend um ihn kümmern, jede:r ein ganz eigener Typ. Aber auch Matts weitere Familie, eine Tante und ein dementer Großvater, kommen einem nahe. So war ich von Anfang an emotional dabei und habe mitgelitten und mitgefiebert. Zusätzlich hat sich der Autor, der Anwalt ist, ein tatsächliches Problem des (usamerikanischen) Justizsystems vorgenommen, es spielt also auch eine gewisse Gesellschaftskritik mit hinein. Die Auflösung ist nachvollziehbar, und man erfährt auch noch ein bisschen Danach, was mir ebenfalls gut gefällt.

Das Debüt Alex Finlays hat es direkt in sich, es hat mich gefesselt und mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen. Sehr gerne empfehle ich es daher für Thrillerfans, bin gespannt auf weitere Werke des Autors, und vergebe gerne volle Punktzahl.

Bewertung vom 11.04.2025
Ein ungezähmtes Tier
Dicker, Joël

Ein ungezähmtes Tier


sehr gut

Sophie und Arpad Braun scheinen alles zu haben, was man sich wünschen kann, eine liebevolle Beziehung, zwei Kinder, ein schönes Haus, gutes Einkommen, Zufriedenheit. Aber manchmal trügt der Schein – ob das in hier auch der Fall ist, davon erzählt dieser Roman.

Joël Dickers Romane zeichnen sich dadurch aus, dass man nie wissen kann, was passieren wird oder in der Vergangenheit passiert ist, immer wieder wird man überrascht, man kann sich nie sicher sein, alles kann über den Haufen geworfen werden, erst am Ende weiß man die ganze Wahrheit. Ich mag es sehr und finde es spannend, erst nach und nach zu erfahren, was eigentlich ist. Auch in diesem Roman ist das wieder so, immer wieder springt die Erzählung in der Zeit, mal mehr oder weniger ausführlich erfahren wir, was vor Jahren oder manchmal auch nur vor Stunden passiert ist. Auch dieser Roman wurde für mich deshalb wieder zum Pageturner.

Aber dennoch hat mich dieser Roman nicht so gepackt wie die vorherigen Romane, die ich von Dicker gelesen habe. Zum einen liegt das wohl daran, dass mir dieses Mal keiner der Charaktere so richtig sympathisch war, manche sogar richtig unsympathisch, so konnte ich auch nicht ganz so mit ihnen mitfühlen, wie ich das gerne getan hätte. Zum anderen liegt das aber auch an der Geschichte, die zwar ihre Überraschungen zu bieten hatte, aber manchmal auch etwas vorhersehbar war, und zudem finde ich, dass es ist nicht ganz so raffiniert verwoben ist, wie man es von Dicker kennt.

Die Protagonist:innen sind zwar nicht gerade sympathisch, aber gut charakterisiert, neben Sophie und Arpad gibt es ein zweites Ehepaar, weniger gut gestellt, die sich mit den Brauns anfreunden, wobei das teilweise ein wenig ausartet. Alle haben natürlich ihre Geheimnisse, die nach und nach aufgedeckt werden.

Erzählt wird, wie schon erwähnt, mit einigen Zeitsprüngen. Der Roman ist in drei Abschnitte aufgeteilt, die jeweils einen Countdown haben. So darf man zusätzlich gespannt sein, was am Ende des jeweiligen Countdowns geschehen wird. Schließlich ist alles aufgelöst, wenn auch manches ein wenig überzogen, wie ich finde. Dennoch kann man es auf gewisse Weise nachvollziehen. Gut gefallen hat mir, dass man noch etwas vom Danach erfährt.

Joël Dicker hat mir wieder spannende Lesestunden beschert. Doch ganz so gut wie die Vorgängerbände hat mir dieser nicht gefallen. Wer Dicker mag, kann aber auch hier zugreifen. Wem Zeitsprünge und Aufmerksamkeit beim Lesen nicht stören und überraschende Wendungen zusagen, ist bei Dicker ebenfalls richtig.

Bewertung vom 06.04.2025
Zwerg auf Abwegen (eBook, ePUB)
Huber, Patrick

Zwerg auf Abwegen (eBook, ePUB)


sehr gut

Kalin und seine Frau Helga erwarten ein Kind. Kalin ist bemüht, eine Hebamme zu finden, doch sowohl bei den Menschen als auch bei den Zwergen wird er abgewiesen, alle sind sich unsicher, denn es hat noch nie zuvor ein Kind gegeben, dessen Eltern Mensch und Zwerg waren. Als die Geburt ansteht, kommt es dann tatsächlich zu Problemen, und Kalin tut etwas, das ihm eine übermäßig strenge Strafe einbringt.

Band 25 der Kurzgeschichtenreihe ist die Fortsetzung von Band 23, und wie dieser ein wenig anders als die anderen Vorgänger, es gibt kein spannendes Abenteuer, obwohl, eine Geburt ist ja auch eine Art Abenteuer. Wir hatten ja schon erfahren, dass die Verbindung zwischen Kalin und seiner menschlichen Frau, den Zwergen gar nicht gefällt, was sie ihn auch spüren lassen. Was er hier erlebt, toppt das Ganze noch, wie ich finde. Am liebsten hätte ich Kalin in den Arm genommen, aber das hat dann schon Helga gemacht. Und zum Glück hat er auch noch ein paar Freund:innen, die zu ihm halten.

Bisher gibt es leider noch keinen weiteren Band, so dass ich mich erst einmal von den Runenkriegern verabschieden muss. Hoffentlich nicht für immer.

Der 25. Band der Reihe ist ein bisschen anders als die meisten Vorgänger, hat mir aber trotzdem gut gefallen, wie immer konnte ich mitfühlen und hoffe nun auf weitere Bände.

Bewertung vom 03.04.2025
Die Essenz des Bösen / Die Morde von Edinburgh Bd.3
Parry, Ambrose

Die Essenz des Bösen / Die Morde von Edinburgh Bd.3


ausgezeichnet

Edinburgh, 1850: Sarah Fisher ist auf Reisen, sie hofft, Elizabeth Blackwell zu treffen, die erste Frau, die ein Studium der Medizin abschloss. Auch Sarah möchte Ärztin werden, und setzt auf deren Unterstützung. Will Raven denkt in Sarahs Abwesenheit viel über ihre Beziehung nach, vor allem auch, ob es fair von ihm wäre, sie an sich zu binden, und damit ihren Traum unmöglich zu machen. Als er die Arzttochter Eugenie Todd trifft, verliebt er sich in sie.

Dann stirbt überraschend ein hochrangiger Patient Cameron Todds. Dessen Tod wurde offenbar herbeigeführt, und schnell wird dessen Sohn verdächtigt. Eugenie Todd wuchs mit diesem auf, und bittet Will darum, Gideon zu entlasten.

Sarah kommt derweil desillusioniert zurück nach Hause, wo das neue Hausmädchen Christina ihr ihr Herz ausschüttet, Sarah versucht zu helfen.

Der dritte Band der Reihe hat es wieder in sich, nicht nur, dass man es mit verschiedenen Dingen zu tun bekommt, die es zu lösen gilt, es gibt auch wieder tiefe Einblicke in die historischen Hintergründe. Diese sind auch medizinischer Art, denn sowohl Will als auch Sarah leben im Haus James Young Simpsons, der die Anästhesie mit Chloroform begründete, und arbeiten auch mit ihm. Daneben gibt es Einblicke in das gesellschaftliche System jener Zeit, damit einhergehend einiges an Gesellschaftskritik. Dazu sollte man unbedingt auch das Nachwort des Autorenpaars lesen, zumal James Young Simpson nicht die einzige historische Persönlichkeit ist, die hier auftritt.

Sarah und Will konnte man bereits in den beiden Vorgängerbänden gut kennenlernen. Beide sind mir sympathisch, beide kommen aus niederen Verhältnissen und versuchen möglichst das beste aus ihrem Leben zu machen, wobei Will als Mann wesentlich bessere Möglichkeiten hat. Beide haben zudem Gefühle füreinander. Ihre Geschichte wird interessant weitererzählt.

Zu den Dingen, die es zu lösen gilt, gehören wieder verschiedene interessante Kriminalfälle, die es einem auch ermöglichen, miträtseln, die Auflösungen empfand ich als nachvollziehbar. Am Ende hätte ich am liebsten direkt den nächsten Band gelesen, denn auch die persönlichen Umstände der Charaktere sind interessant. Leider ist dieser auf Deutsch noch nicht erschienen, ich hoffe, ich muss nicht allzu lange darauf warten.

Der dritte Band der Reihe hat mir wieder sehr gut gefallen, ich mag das Ineinandergreifen der persönlichen Belange der Charaktere mit den historischen Hintergründen und den Kriminalfällen, die es zu lösen gilt. Meiner Meinung nach sollte man die Reihe, die ich sehr gerne weiterempfehle, unbedingt der Reihenfolge nach lesen.

Bewertung vom 28.03.2025
Witwenrente
Krauss, Inga

Witwenrente


ausgezeichnet

Seinen Partner zu verlieren muss meist nicht nur psychisch, sondern auch finanziell verkraftet werden. Im Falle von Ehe- und eingetragenen Partnerschaften gibt es zumindest Hilfe in Form von Hinterbliebenenrenten, sowohl für die hinterbliebenen Partner:innen wie auch für die Kinder. Ich selbst habe vor kurzem meinen Ehemann verloren und habe den Ratgeber daher interessiert gelesen.

Inga Krauss ist selbst hinterbliebene Ehefrau und dadurch alleinerziehende Mutter. Sie hat sich daher umfassend mit dem Thema befasst, zudem eine Anwältin hinzugezogen, so dass hier ein Buch vorliegt, dass die Thematik aus vielen Gesichtspunkten umfassend behandelt.

Themen sind die gesetzlichen Grundlagen der Rentenversicherung, die verschiedenen Arten der Hinterbliebenenrente, Hinzuverdienstgrenzen, Steuern und einiges mehr, am Ende ist man sehr gut informiert, auch zum Beispiel bezüglich Waisenrente, da wie im Fall der Autorin auch Kinder vorhanden sein können.

Obwohl ich vorab schon einigermaßen informiert war, habe ich Neues dazugelernt, ich wusste zum Beispiel nichts über die Erziehungsrente, die mich aber auch nicht betrifft, und auch die sogenannten Gnadenjahre bei der Steuer waren mir neu.

Die Autorin hat wohl jeden Bereich des Themas berührt und sehr gut erklärt, vieles wird auch mit Beispielen deutlicher gemacht. Ich denke, mit diesem Buch kann man nichts falsch machen, im Gegenteil, man erfährt alles Nötige.

Das Thema kann jede:n treffen, manchmal früher als erhofft, daher ist es sicher nicht verkehrt, sich rechtzeitig darüber zu informieren, was zu tun wäre, damit man auch alles richtig macht. Das sogenannte Sterbevierteljahr zum Beispiel muss innerhalb von 30 Tagen beantragt werden, meist kann das schon über den Bestatter geschehen, man sollte es aber auch selbst im Hinterkopf behalten. Dieser Ratgeber hilft umfassend und ist daher ein guter Begleiter, auch für helfende Mitmenschen.

Bewertung vom 25.03.2025
Das zweigeteilte All
Neumüller, Ralph Alexander

Das zweigeteilte All


sehr gut

Nora lebt mit Familie und Nachbarn in einem kleinen Dorf. Soweit sie wissen, sind sie die einzigen Menschen, die noch leben. Das Leben ist einfach und arbeitsreich, aber es gibt auch keine Konflikte und Krankheiten. Außerdem ist da Rob, der Roboter, der die Gemeinschaft unterrichtet und beschützt. Rob warnt vor der gefährlichen Natur außerhalb der Zone, in der er Schutz garantieren kann. Für Nora fühlt sich das allerdings immer weniger wie eine geschützte Zone und immer mehr wie ein Gefängnis an, eines Tages übertritt sie die Grenze, und erfährt eine gefährliche Wahrheit.

Irgendwann in der Zukunft könnten die KI so weit entwickelt sein, dass sie sich nicht mehr von den Menschen benutzen lassen werden, eine Vision, die es in vielen Romanen, und nicht nur dort, gibt. Doch jedes Mal entwickelt sich das Geschehen anders, so auch hier. Die Geschichte des zweigeteilten Alls ist spannend und bietet immer wieder Überraschungen.

Und als wäre das nicht genug, ist der Roman in zwei Teile aufgeteilt, zunächst erfahren wir Noras Geschichte, die letzten circa 100 Seiten sind dagegen zehn Kurzgeschichten vorbehalten, die frühere Ereignisse erzählen, und hier kann man gut nachvollziehen, wie das Ganze so weit kommen konnte. Der Roman und die Kurzgeschichten bieten einiges zum Nachdenken und üben Gesellschaftskritik. Man kann sich vorstellen, dass es so oder so ähnlich kommen könnte, wünscht sich das aber an keiner Stelle. Bedauert habe ich, dass es kein Nachwort gibt, ich hätte gerne ein paar Worte des Autors zu diesem Buch gelesen.

Noras Geschichte ist spannend und lässt sich, wie die Kurzgeschichten, gut lesen, vor allem machen sie nachdenklich. Mir hat vor allem gefallen, dass es einige Überraschungen gibt, in jede Richtung. Nicht immer ist alles so, wie es scheint, manches aber halt doch. Der Roman ist meiner Meinung nach nicht nur für Science-Fiction-Fans geeignet.