Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 24.04.2025
Verheiratete Frauen
Campos, Cristina

Verheiratete Frauen


gut

Dieses Buch hat mich leider ziemlich gelangweilt, es gab zu viele Komponenten, die mich gestört haben.
Drei Protagonistinnen, die mich nicht berührt haben, mit denen ich mich nicht identifizieren konnte, ja ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass sie mir nicht besonders sympathisch waren. Ihre Probleme fand ich teils hausgemacht, ihre Männer blieben blass und unnahbar. Es fiel mir sehr schwer, die Charaktere zu erfassen, mit ihnen zu fühlen.
Und da bin ich schon beim Schreibstil, der kalt und distanziert war. Ein bisschen so, als würde man in einer Kneipe eine fremde Person frisch kennenlernen und diese erzählt einem von Problemen von Leuten, die man nicht kennt... irgendwann kommt doch der Punkt, an dem man nicht mehr zuhören möchte und sich wegsetzt.
Erschwerend kam noch der Beruf der drei dazu, sie arbeiten für ein Modemagazin mit feministischem Touch. Mode hat mich noch nie interessiert und so wurden die Beschreibungen der Outfits für mich zur wahren Qual.
Da ich allerdings auch schon sehr positive Rezensionen gelesen habe, bin ich mir sicher, dass dieser Roman seine begeisterten Leserinnen findet, für mich war das leider nichts.

Bewertung vom 12.04.2025
Toyboy
Theresia, Jonas

Toyboy


gut

Dieses Buch und ich haben nicht zueinander gefunden. Schade eigentlich, denn der Klappentext hatte mich sehr neugierig gemacht und der Schreibstil war ganz wunderbar. Allerdings hab ich mich während des Lesens immer älter gefühlt und mich gefragt, ob ich mit meinen "Ende Fuffzich" irgendwie noch zum Zielpublikum gehöre.
Ich habe ernsthaft versucht mich in die Problematik der Protagonist*Innen reinzuversetzen, es gelang mir irgendwann einfach nicht mehr und ich habe innerlich begonnen die Augen zu verdrehen... eben wie man dies als älterer ungeduldiger Mensch ständig lamentierenden Jugendlichen gegenüber so macht. Nicht weil ich unempathisch wäre, oder mir permanent denken würde, dass da gar keine echten Probleme wären... sie waren für mich schlicht und ergreifend grundlos, weil für mich der Kontext fehlte. Was war in der Vergangenheit passiert? Ich möchte als Leser schon verstehen können, warum Protagonisten so oder so agieren.
Dazu kommen noch die vielen Internet/Social Media Begriffe und Probleme. Ich bin viel im Internet unterwegs und vor allem auf Social Media und hatte da keine Verständnisprobleme. Ich könnte aber mir vorstellen, dass ältere Leser*Innen, die mit Social Media nichts am Hut haben, völlig damit überfordert sind zu verstehen worum es geht.
So gesehen, war das Buch einfach nichts für mich und ich nicht die richtige Leserin für das Buch. Ein deutlich jüngeres Publikum wird diesen Roman sicherlich sehr ansprechend finden, und sich vielleicht sogar gut selbst darin entdecken können.

Bewertung vom 11.04.2025
Flusslinien
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Es gibt Bücher, da ist man völlig überrascht wenn sie zu Ende gehen, weil man so in ihnen versunken ist. Und obwohl eigentlich alles auserzählt ist, möchte man einfach weiter lesen. Dieses wunderbar ruhig erzählte Buch war für mich genau so.
Die Autorin hat einen schönen Schreibstil (vor allem bei Beschreibungen generell, aber ganz besonders bei Naturbeobachtungen) und haucht ihren Protagonist*Innen sympathische Wesenszüge und interessante Lebensgeschichten ein.
Da ist zum einen Margrit, hundertundzwei Jahre alt und rüstig; ihre Enkelin Luzie, achtzehn Jahre jung und schon ein ordentliches Lastenbündel zu schleppen; und Arthur der Chauffeur Margrits, ein Mittzwanziger - etwas verschroben.
Nach und nach erfahren wir ihre Lebensgeschichten, die teils berühren, aber auch erschüttern.
Ich mochte dieses Buch wirklich sehr und kann es ruhigen Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 08.04.2025
Wo die Wasser sich begegnen
Ling, Zhang

Wo die Wasser sich begegnen


ausgezeichnet

Es ist schon lange her, dass ich einen Roman gelesen habe, der in China angesiedelt ist... vor einigen Jahren habe ich fast ausschließlich Chinesische Geschichten gelesen.
Daher war dieses Buch für mich eine Reise in die Vergangenheit im doppelten Sinne.
Es ist die Geschichte von Rain und Phönix, Mutter und Tochter, die aus China nach Canada flohen und unzertrennlich waren, bis Rain im Pflegeheim hochbetagt stirbt. Phönix ist untröstlich und reist mit der Asche ihrer Mutter nach China. Dort trifft sie ihre alte Tante, die ihr in kleinen Happen von ihrer Vergangenheit und der ihrer Mutter erzählt, vom Krieg gegen die Japaner und vom Bürgerkrieg.
Wir erfahren aber auch Phönixs Kindheits- und Jugendjahre unter Maos Herrschaft. Der Schreibstil bleibt erfrischend undramatisch und ohne Kitsch.
Eine dramatische Geschichte von mutigen und starken Frauen, von Krieg und Diktatur - übersetzt von Susanne Hornfeck.
Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.04.2025
Die Fletchers von Long Island
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


ausgezeichnet

Ich habe während des Lesens sämtliche Emotionen durchgemacht, die man als Leser so durchleben kann.
Von "jetzt brech ich es aber ab" bis zu "oh mein Gott, wie genial" war wirklich alles dabei, dass ich nicht abgebrochen habe war gut, denn mir wäre ein wirklich großartiges Buch entgangen.
Aber es hatte schon seine Längen und die, im ersten Drittel vorkommenden, expliziten und kranken Szenen muss man schon aushalten können.
Allerdings besticht die Autorin mit ihrer exzellenten psychologischen Beobachtung und mit ihrem äußerst sarkastischen Schreibstil, mit dem sie Gesellschaftskritik an den Reichen in den USA und am System selbst übt und zwar wie mit einem scharfen Rasiermesser.
Die Protagonisten sind völlig überspannt und psychisch schwerst geschädigt, ausgelöst durch eine tragische Entführung innerhalb der Familie in den 80er Jahren. Was dieses Ereignis und die Unfähigkeit dieses aufzuarbeiten mit den einzelnen Familienmitgliedern macht ist auf der einen Seite furchtbar tragisch, aber auf der anderen Seite - durch den sarkastischen Schreibstil - auch sehr unterhaltsam.
Sophie Zeitz hat diese jüdisch-amerikanische Familiengeschichte der besonderen Art für uns übersetzt.

Bewertung vom 24.03.2025
Wenn die Tage länger werden
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


weniger gut

Dieses Buch hat mir kein großes Vergnügen bereitet. Es war allerdings durch den sehr simplen Schreibstil schnell zu lesen.
Es werden sehr viele Themen angerissen und dadurch leider auch nur oberflächlich gestreift: alleinerziehende Mütter, Mutter-Tochter-Konflikt, Nazivergangenheit innerhalb der Familie, Vertreibung nach Kriegsende, Tod, Krankheit, Raubkunst...
Jedes einzelne Thema hätte ein komplettes Buch gefüllt, so aber war es eine überhäufte Ansammlung ohne Tiefgang. Manche Themen haben sich für mich auch so angefühlt, als wären sie für ein sehr junges Publikum geschrieben worden, speziell die historischen Stellen lasen sich wie Jugendliteratur.
Die Hauptprotagonistin war mir ziemlich unsympathisch und blieb mir total fremd, was das Lesen nicht einfacher machte.
Dazu kam dann noch schlechte Recherche was die Ferienzeit in Deutschland anbelangt, BaWü (nebst Bayern) hat die spätesten Sommerferien, die Ende Juli beginnen, das passt im Roman dann einfach hinten und vorne nicht. Aber gut, die Autorin macht aus Altweibersommer (Ende September - Mitte Oktober) auch "Altweiberwetter" und siedelt es im August an...
Nein, das war für mich alles zusammen einfach nicht gut. Schade.

Bewertung vom 14.03.2025
Daily Soap
Osagiobare, Nora

Daily Soap


ausgezeichnet

Das war mit Abstand so ziemlich das Lustigste, was ich in den letzten Monaten gelesen habe.
Ganz starke Satire bezüglich Alltagsrassismus in der Schweiz, schräge Protagonist*innen, eine herrlich chaotische Story, die so richtig schön ausufert, bizarre Situationen und Fußnoten bei denen ich schallend lachen konnte.
In der Tat ein äußerst ungewöhnliches Buch, das mich stellenweise an den schrägen Humor finnischer Autoren erinnert hat.
Wer es schräg und intelligent liebt, der wird diesen Roman genauso mögen und schätzen wie ich. Von mir gibt es eine hundertprozentige Leseempfehlung!

Bewertung vom 06.03.2025
In ihrem Haus
van der Wouden, Yael

In ihrem Haus


ausgezeichnet

Ich bin verliebt! Ich habe mich in ein Buch verliebt.
Was ist das bitteschön für ein großartiger Roman! Diese Geschichte hat mich zutiefst berührt und zwar auf allen Ebenen und fast wären Tränen geflossen... sowas passiert mir wirklich äußerst selten.
Yael van der Wouden hat mit Isabel und Eva nicht nur zwei wundervolle Charaktere geschaffen, deren Geschichte mich völlig in den Bann gezogen hat, sondern generell einen Plot geliefert, den ich so noch nie gelesen habe. Aus der Hand legen konnte ich den ebook-reader tatsächlich so gut wie nicht.
Sprachlich war es ein absolut sinnliches und zartes Erlebnis, ganz ganz wunderbar.
Von diesen Protagonistinnen werde ich träumen, sie werden mich noch sehr lange begleiten.
Stefanie Ochel hat aus dem Niederländischen übersetzt.
Dieser Roman hat mich völlig geflasht und lässt mich beinahe wortlos zurück. Bitte lesen - unbedingt!

Bewertung vom 27.02.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


ausgezeichnet

Ich hatte - zugegeben - erst vor kurzem meinen ersten Glattauer Roman gelesen und war von seinem Schreibstil regelrecht angetan.
Also ging ich mit hoher Erwartung und großer Vorfreude an dieses Buch heran und wurde nicht nur nicht enttäuscht, sondern auch auf großartige Weise unterhalten.
Ein bekannter österreichischer Autor von Liebesromanen, der schon seit längerer Zeit nichts mehr geschrieben hat, befindet sich auf der Zugfahrt zu einem Termin in München. Ihm schräg gegenüber, sitzt eine Frau, die ihn im Laufe der Fahrt anspricht.
Es entwickelt sich nicht nur ein wunderbarer Dialog über die Liebe, sondern wir dürfen beim Lesen auch in seine Gedankenwelt eintauchen, die teils ironisch, teils nostalgisch sind.
Und ja! Würde ich Daniel Glattauer jetzt begegnen, lauteten meine Fragen: Ist es zum Teil autobiografisch?
Glattauers Humor ist genau mein "Cup of Tea" und ich freue mich jetzt einfach darüber, dass ich als Spätentdeckerin noch einige ältere Romane von ihm vor mir habe.

Bewertung vom 19.02.2025
Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
Decker, Anika

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben


ausgezeichnet

Ganz ehrlich? Den Titel fand ich einfach genial und so war es ein ziemlicher Spontankauf, den ich absolut nicht bereue.
Wahrscheinlich lag es zum größten Teil am Alter der Hauptprotagonistin, warum mich der Plot so krass angesprochen hat. Nina mit ihrer Menopause, die es aber einfach noch mal wissen will - und sich aber gar nicht traut, denn: so als "alte Frau" - darf man überhaupt? Sollte man nicht?....
Ich konnte so Vieles in ihrem Verhalten und ihren Gedanken nachempfinden.
Ich mochte die Charaktere sehr und auch die vielen Themen, die in diesem Buch angesprochen werden, die mir selbst beim Lesen absolut nicht zuviel waren.
Carearbeit, Stellenwert der Frau in Firmen, in der Medizin, in ihrem Umfeld, wie es sich anfühlt älter zu werden, welche Meinung die Gesellschaft dazu hat. Wie es ist, im Alter nochmal Neues zu wagen. Wie stark Frauen sein können, wenn sie zusammenstehen. Wie sehr wir Frauen uns selbst schätzen lernen sollten.
Hach, das war wirklich erfrischend, aber auch aufwühlend und letztendlich hoffnungsvoll und versöhnlich.
Ich hab die Lektüre sehr geliebt und innerhalb kürzester Zeit verschlungen und spreche eine hundertprozentige Leseempfehlung aus!