BenutzerTop-Rezensenten Übersicht
Bewertungen
Insgesamt 62 BewertungenBewertung vom 05.06.2025 | ||
![]() |
"Goethe hatte Hämorrhoiden ." Ein erster Satz, der natürlich neugierig macht. Und dann kommt noch eine veritable Schreibblockade dazu. Selten hat man den großen Olympier so menschlich geschildert bekommen wie von Charles Lewinsky. Wie Goethe von seinen Gebrechen geheilt und wie außerdem einer der größten Literaturskandale aufgedeckt wird, sei hier nicht verraten. Auf jeden Fall ein großer Lesespaß. Und ein wenig klassische Bildung gibt es obendrein gratis. |
|
Bewertung vom 01.06.2025 | ||
![]() |
Man kann auch in die Höhe fallen / Alle Toten fliegen hoch Bd.6 Man muss kein Prophet sein: Auch Meyerhoffs 6. Roman "Man kann auch in die Höhe fallen" wird ein Bestseller. Was ist das Erfolgsrezept des Autors? Er schreibt witzig, detailgenau und vor allem schonungslos gegenüber sich selbst und seinen kleineren und größeren Katastrophen. Von daher trifft der Titel, Teil eines Hölderlinzitats, ziemlich genau ins Schwarze, obwohl das gegen die Schwerkraft ist. Dass er darüber hinaus noch seiner 86jährigen Mutter mit diesem Buch ein Denkmal setzt, wird vor allem der weiblichen Leserschaft gefallen. |
|
Bewertung vom 27.05.2025 | ||
![]() |
Ein Alptraum bricht über die Familie des jüdischen Historikers Ruben Blum herein, als er einen Gastdozenten mit seiner Familie beherbergen muss. Dieser Ben-Zion Netanjahu ist ein konservativer Zionist, der verzweifelt versucht, eine Anstellung an der kleinen Provinzuni zu erlangen. Würde dieser Roman auch funktionieren, wenn dieser Netanjahu nicht der Vater des jetzigen israelischen Ministerpräsidenten wäre und dieser nicht selbst als einer der flegelhaften Söhne auftauchen würde? Ja! Dafür ist dieser Roman einfach zu gut geschrieben, der den Leser zwischen Fremdschämen und befreiendem Lachen hin und her schüttelt. Aber so bekommt dieses Buch, das anscheinend auf ein historisches Ereignis zurückgeht, natürlich eine besondere Note. |
|
Bewertung vom 22.05.2025 | ||
![]() |
"Die Zeitwaage" ist ein elektronisches Gerät, um eine Unregelmäßigkeit im Gang eines Uhrwerks festzustellen. In der gleichnamigen Erzählung schildert Lutz Seiler seine ersten Versuche als Autor und das Gefühl von der gesellschaftlichen Ausgeschlossenheit. Als Außenstehender zeichnet Seiler wie eine Zeitwaage in seinen 13 Erzählungen hochsensibel das Aufwachsen im Arbeiter- und Bauernstaat bis zur Wende auf. Dass er als Lyriker begonnen hat, spürt man bei diesen ersten epischen Kleinformen. Vieles wird nur angedeutet, ist hermetisch verschlossen und erfordert ein genaues Lesen. Aber dieses Verfahren ermöglicht einen genauen Blick in das Räderwerk der untergegangenen DDR. |
|
Bewertung vom 19.05.2025 | ||
![]() |
"Jetzt wird's ernst" ist eines der frühen Bücher von Robert Seethaler. Ein Coming-of-age-Buch, dem eine ganze Reihe von Romanen von Schauspielern (Meyerhoff, Selge, Tukur u.v.m.) folgten. Die Szenen aus dem Leben des Ich-Erzählers beginnen harmlos und kippen dann meist in groteske Überteibungen. Das ist am Anfang ganz unterhaltsam, mit der Zeit aber ermüdend. Man hat den Eindruck von "overacting", ein Fehler, den viele Schauspielereleven machen. Die späteren Seethalerromane zeichnen sich durch ein viel differenzierteres Personentableau aus. |
|
Bewertung vom 14.05.2025 | ||
![]() |
Eine doppelbödige Liebes- und Spionagegeschichte über einen jungen Autor, der von einer jungen Agentin für den MI5 angeworben wird. Eine raffinierte Honigfalle, die McEwan hier aufstellt, in die der Leser gar zu gerne hineintappt. |
|
Bewertung vom 08.05.2025 | ||
![]() |
Wie die anderen Romane von A.K. Hahn ist auch "Der Chor" in Stuttgart genau verortet. Dieser schwäbische Realismus wird mit märchenhaften Elementen und einem Doppelgängermotiv angereichert. Fünf Frauen aus drei Generationen und unterschiedlichen Schichten treffen in einem Frauenchor aufeinander und sollen wohl die aktuellen gesellschaftlichen Probleme der Nachcoronazeit widerspiegeln. Doch so richtig überzeugt dieser Chorgesang nicht, dafür sind die Charaktere zu holzschnittartig. |
|
Bewertung vom 28.04.2025 | ||
![]() |
Wie weit trägt die Idee, ein Buch so zu scheiben, wie M.C. Escher zeichnete? Ziemlich weit, weil Haas in " Wackelkontakt" immer wieder den Plot mit witzigen Sprachreflektionen auflockert. "'Versteh mich nicht falsch', solche Sätze versteht man immer richtig, wenn man sie falsch versteht." Aber dass er am Ende den toten Elektriker auferstehen lässt und das als "Trick17" oder wienerisch als "Einserschmäh" bezeichnet, ist schon ein bisschen wackelig. |
|
Bewertung vom 20.04.2025 | ||
![]() |
Federball verhält sich zu Badminton wie Fang den Hut zu Schach. Warum der Ullstein Verlag John Le Carrés Roman "Agent running in the field" auf Deutsch ausgerechnet unter dem Titel "Federball" herausbringt, bleibt sein Geheimnis. Denn der Roman hat alles, was Badminton nach Aussage des britischen Geheimdienstlers Nat, Ich-Erzähler und Badminton-Crack, auszeichnet: Geduld, List und Tempo. Der Roman spielt zur Trumps ersten Amtszeit und der damals 88-jährige Le Carré nimmt Trumps zweite hellsichtig vorweg: "Er ist Putins Latrinenputzer. Er tut alles für den kleinen Putin, was der kleine Putin nicht selbst tun kann und pisst dabei auf die europäische Einheit, pisst auf die Menschenrechte, pisst auf die NATO." Kein Wunder, dass Nat da in einen gehörigen Loyalitätskonflikt gerät, denn er aber mit einem gut vorbereiteten Rückhandlob mit Bravour löst. |
|
Bewertung vom 16.04.2025 | ||
![]() |
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit zwei Hunderter mit derselben Seriennummer zu besitzen? Und das auch noch zu bemerken? Und dann in demselben Zug zu sitzen, in dem der Verursacher eines gigantischen Geldbetruges ermordet wird? Und die Zeugen zufällig per Video festzuhalten? Dies alles passiert dem Helden in Martin Suters Roman " Montechristo". Irgendein Autor hat mal geschrieben, dass diejenigen, die immer die Wahrscheinlichkeit in der Literatur anführen, zu wenig Phantasie besäßen. Nun, dann fehlt mir die Phantasie für diesen Romanplot.Wer aber bereit ist, diese Voraussetzungen zu glauben, wird mit diesem Roman über die korrupte Schweizer Bankenwelt gut unterhalten. |
|