BenutzerTop-Rezensenten Übersicht
Bewertungen
Insgesamt 43 BewertungenBewertung vom 05.02.2025 | ||
![]() |
"Leider gibt es kein Genre hermetischer Dichtung mehr. Wer wäre noch bereit zu lesen, was er auf Anhieb nicht versteht?" |
|
Bewertung vom 31.01.2025 | ||
![]() |
Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki "Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki" sind mein erster Murakami und ich kann nicht verstehen, wie man diesen Autor zu einem Nobelpreisträger hochjazzen kann. Der Roman ist eine Mischung aus Glückskeksweisheiten und erotischen Phantasien. Die lesen sich zwar ganz süffig, aber hinterlassen keinen nachhaltigen Eindruck. Farblos halt, wie sein Held, der farblose Herr Tazaki. |
|
Bewertung vom 25.01.2025 | ||
![]() |
Seit er sein Leben mit einem Tier teilt Ein bittersüßer Roman für alte weiße Männer, nicht immer leicht zu lesen, da in Kirchhoffs Kettensätzen Rede und Gegenrede, Gesagtes und Gedachtes oft ineinander gehen. Aber man liest sie gern ein zweites Mal, erfreut sich an den genauen Landschafts- und Tierbeschreibungen, dem letzten Liebesaufflackern des im doppelten Sinne Herzkranken und sieht den alten Clint Eastwood in der Verfilmung dieses Romans. Obwohl: Eine Nebenrolle als Nazi, auf die die Hauptfigur in Hollywood reduziert war, hätte er wohl nie übernommen. Vielleicht doch eher Armin Müller-Stahl mit seinen gleichlautenden blauen Augen? Dass am Ende auch noch die Tochter, von deren Existenz er nichts wusste, aus Amerika anruft und ihm zum Geburtstag gratuliert.... Geschenkt! |
|
Bewertung vom 20.01.2025 | ||
![]() |
Ein typischer Strunk: Misanthropie gemischt mit Psychosprech aus Glücksratgebern. Sein Personal charakterisiert er am liebsten mit Tiervergleichen: "infantile Krabbe", "sieht aus wie eine frisch geschlachtete Rindshälfte", "wie ein Hund auf einem Witzfoto", "ein echsenhaftes Männlein mit wirrem, kleinem Nussgesicht, "wie ein Mehlwurm", "ein abgeranzter alter Gamsbock" usw. Dieser Zauberberg verhält sich zum Original wie die Helpter Berge (179m) zu den Schweizer Alpen. |
|
Bewertung vom 15.01.2025 | ||
![]() |
Mosebachs erster Roman aus dem Jahr 1983 beinhaltet schon das typische Mosebach-Personal: Florence, eine dominante Dame der oberen Zehntausend, ihr schwacher, lebensfremder Sohn Stephan und zwei geistige Hochstapler in Form eines verliebten Psychoanalytikers und eines dichtenden Monsignores. Erzählt wird die Geschichte, die kurz vor und nach dem Zweiten Weltkrieg spielt, von einem Jungen, einem allwissenden Ich- Erzähler, wenn es so etwas gibt, der das kurze Aufblühens seiner Tante durch die unglückliche Liebe zu Stephan am heimischen Esstisch miterlebt. Nur ein katholischer Autor wie Mosebach kann das Aufbrechen einer Magnolienblüte so erotisch beschreiben, nur eine an Thomas Mann geschulte Ironie den Kinobesuch eines Psychoanlytikers so treffend wiedergeben. Auch das für Mosebach typische Verlangsamen des Erzählflusses, das vom Hölzchen aufs Stöckchen Springen ist schon erkennbar und erleichtert die Lektüre nicht unbedingt. Dafür wird man dann aber immer wieder durch erzählerische Kabinettstückchen belohnt. |
|
Bewertung vom 06.01.2025 | ||
![]() |
Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz (eBook, ePUB) Wer Richard Powers "Das große Spiel" mit Begeisterung gelesen hat, wird vielleicht zu seinem ersten Roman "Drei Bauern auf dem Weg zum Tanz" greifen. Doch er sei gewarnt. Dieser Erstling ist keine leichte Kost, denn sein Schöpfer hat meines Erachtens zuviel gewollt: einen Roman über den Ersten Weltkrieg und gleichzeitig eine philosophische Abhandlung über das Medium Fotografie schreiben. Doch im Jahr 1985, dem Jahr seines Erscheinens, war die Fotografie noch analog, es gab kein Photoshop und keine KI und so kommen dem Leser all die Ausführungen über die Fotoplatten des August Sander und seiner drei Bauern auf dem Weg zum Tanz zunehmend anachronistisch vor. Und selbst zur unbegrenzten Reproduzierbarkeit der Fotografie hat der Kunstmarkt inzwischen eine Antwort gefunden: Für ein Unikat des Fotografen Andreas Gursky wurden kürzlich bei Christie's 4,3 Millionen Dollar bezahlt. |
|
Bewertung vom 29.12.2024 | ||
![]() |
Die Erfindung des Jazz im Donbass Ein Buch wie Freejazz, mit lyrischen Elementen, wilden Improvisationen und diversen Soli einer Band schräger Figuren. Ein Buch über den wilden Osten in der Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, in dem ein naiver Held von einer Kalamität in die nächste stolpert. Irgendwann hört man auf nach Plausibilität und Wahrscheinlichkeit zu suchen. "Kurzum diese Geschichte ist so verworren wie das Gras zwischen den Schwellen." Und sie endet mit einem eindringlichen Plädoyer für den Zusammenhalt in der Gruppe. Wie hellsichtig von einem Autor im Jahr 2012, der heute als Soldat für die Freiheit kämpft. |
|
Bewertung vom 23.12.2024 | ||
![]() |
Erstaunlich, dass die meisten Rezensenten nicht auf den rätselhaften Schluss eingehen. Die letzten 50 Seiten von Powers "Das große Spiel" ziehen einem buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Bis dahin ist es ein faszinierender Roman, der vor allem wegen der unglaublichen Unterwasserszenen beeindruckt. Wie in "Die Wurzeln des Lebens" ( da ist es das geheime Leben der Bäume) ist man verblüfft über Powers Fülle des Wissens und seine anschaulichen Beschreibungen. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
|
Bewertung vom 15.12.2024 | ||
![]() |
Gescheiterter Musiker in der midlife crisis verliebt sich in eine wesentlich jüngere erfolglose Schauspielerin und wird ihr sugardaddy. Eine nicht sonderlich originelle Ausgangslage mit erwartbarem Ausgang. Strunk zeichnet sein Personal als Karikaturen in Schwarzweiß, wobei das Schwarz überwiegt. Strunk zelebriert eine Ästhetik des Hässlichen und ist der George Grosz des Unterhaltungsromans. Dem Feuilleton gefällt's. |
|
Bewertung vom 06.12.2024 | ||
![]() |
Muna oder Die Hälfte des Lebens Wie in Jenny Erpenbecks Roman "Kairos" verliebt sich ein junges Mädchen in Terezia Moras "Muna oder die Hälfte des Lebens" zur Zeit des Mauerfalls in einen wesentlich älteren Mann. In beiden Fällen entsteht eine amour fou, die für die Frauen toxisch ist. Während Erpenbecks Hans sich nicht von seiner Frau trennt, aber krankhaft eifersüchtig reagiert, wird Moras Magnus zunehmend gewalttätig. Beiden Frauen, klug und emanzipiert, gelingt es nicht, sich von dieser Beziehung zu lösen. Moras Ich-Erzählerin Muna schildert schonungslos, wie sie sich bis zum Rande der Selbstaufgabe bei Magnus anbiedert, bis er sie schließlich buchstäblich mit einem Fußtritt auf die Straße setzt. Sie schreibt assoziativ, spontan, so dass manchmal bestimmte Formulierungen durchgestrichen werden, nicht Gesagtes in Klammern steht, was den Roman authentisch und glaubwürdig erscheinen lässt. Das Ende ist ein wenig rätselhaft, aber es scheint, dass Muna zur Hälfte ihres Lebens, sich von dieser Beziehung lösen kann, wenn auch nicht freiwillig. |
|