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Bewertungen
Insgesamt 51 BewertungenBewertung vom 05.10.2025 | ||
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"Die Farbe des Schattens" ist der zweite Roman von Susanne Tägder mit Hauptkommissar Arno Groth. Wie schon in dem vorherigen Roman, "Das Schweigen des Wassers", ermittelt der aus Hamburg kommende Groth Anfang der 1990er in Mecklenburg-Vorpommern. Schnell führt ihn auch der aktuelle Fall, die Suche nach einem vermissten Elfjährigen, in ein komplexes Spannungsfeld zwischen Gestern und Heute, Ost und West. Insbesondere auch durch die intensiven Beobachtungen und - meist behutsamen - Ermittlungsgespräche von Groth wird der Leser mitgenommen in die Lebenswirklichkeiten in einer Plattenbausiedlung kurz nach der Wiedervereinigung. Misstrauen hängt zwischen den Häusern, die Schatten der Vergangenheit scheinen den Blick auf die Zukunft zu verdunkeln. Das gilt auch für Arno Groth selbst, der noch mehr als zwei Jahre nach dem Unfalltod seiner Tochter in seiner Trauer gefangen zu sein scheint, und im Ringen mit dem "Zufall": "Groth fällt es schwer, das zu begreifen, dieses Zufallsprinzip [...] Er wünschte, dass es mathematischer zuginge im Leben. Dass sich die Dinge ordnen ließen." (S. 312). |
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Bewertung vom 23.09.2025 | ||
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Ein Fischer findet nach dem Sturm einen Jungen am Strand, angespült, er lebt. Rätselhaft ist aber, das vor vielen Jahren ein Junge im Dorf verschwunden ist, der genauso alt war und sehr ähnlich aussah... Natürlich wollen alle verstehen, allerdings wird selten offen miteinander geredet. Und somit reißt der Fund des Jungen auch alte Wunden auf, Dinge, die alle lange verdrängt hatten. Gleichzeitig ermöglicht er nach und nach den Menschen hier und da einen neuen Blick auf die Dinge, auf das Ungesagte, auf die vermuteten Erwartungen der Andereren. Im Mittelpunkt steht insbesondere Dorothy, die als Lehrerin immer eine Außenseiterrolle im Dorf hatte, deren Sohn damals verloren gegangen ist und die nun aus praktischen Erwägungen den gefundenen Jungen pflegt. |
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Bewertung vom 16.08.2025 | ||
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Immerland - Die Stadt der Ewigkeit Mika muss in den Ferien zu seiner Oma - eher eine Strafe als eine Freude! Empfang gibt es an dem abgelegenen Haus keinen, die Koch- und Backkünste von Oma sind nicht existent und ansonsten gibt es auch wenig zu tun, außer die Gartenarbeit in eine Art Computerspiel zu verwandeln. Aber plötzlich bebt die Erde und alles gerät durcheinander. Und Oma muss zum Arzt - Mika ist der Einzige, der sie dort hinbringen kann. Die Fahrt geht gründlich schief und plötzlich sind beide in einer ganz anderen Welt, in der sich Mika sehr wohl fühlt, in der sie aber nicht bleiben können. |
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Bewertung vom 12.07.2025 | ||
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Zwei Geschichten verbindet Ben Shattuck in diesem schmalen Buch: Im ersten Teil erzählt Lionel aus der Ich-Perspektive, wie er David in einer Kneipe kennenlernt: Beide verbindet die Musik, bald kommen sie zusammen, bis der Krieg und der Wehrdienst von David sie zunächst wieder trennt. Nach dem Krieg ziehen sie los, um Volkslieder zu sammeln. Der zweite Teil ist Annie gewidmet, die in einem vollgeräumten Haus ihrem Leben nachsinnt und gleichzeitig auf die Geschichte von Lionel und David stößt. Dabei wird ihr deutlich, dass ihr Leben nicht zwangsläufig so hätte laufen müssen, wie es gelaufen ist. |
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Bewertung vom 09.07.2025 | ||
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Schön, ein neues Buch von Benjamin Myers! Der Beginn ist gemächlich, so wie das Leben eines über 70-jährigen (ehemaligen) Soul-Sängers Bucky mit Knochenschmerzen ist. Auch wenn eine Reise nach England ansteht, geht der Weg erstmal in die Apotheke, wo ihm ein Plausch vom Apotheker angedient wird - und dann steht eine große Reise nach England an, zu einem Musikwochenende, und er soll dort tatsächlich nochmal singen! Zu Hause ist er unbekannt, in England ein Star der Soul-Szene. Dinah begleitet ihn im fremden Land, selbst in einer schrecklichen Familie gefangen, die Soul-Musik und das kalte Meer sind Ihre Fluchtpunkte. Im Laufe der Geschichte merken beide, dass sich das Leben auch noch ändern kann. |
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Bewertung vom 29.05.2025 | ||
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Ruthie, die kleinste Tochter einer indigenen Mi'kmaq-Familie verschwindet - beim Beerenpflücken ist sie plötzlich verschwunden. Trotz intensiver Suche wird sie nicht gefunden, die Polizei hilft nicht. Die Geschichte wird von ihrem Bruder Joe zu einem späteren Zeitpunkt in einzelnen Abschnitten erzählt, er erinnert sich sehr nah. |
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Bewertung vom 15.05.2025 | ||
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Die "Frau Im Mond" bebeginnt skurril, es scheint, als ob das ganze Buch auf dieser tragisch-komischen Skurrilität aufgebaut ist: DIe Eltern, bringen ihre Zwillinge der Fähre zur Welt, zur gleichen Zeit baut der Opa Maroun mit Backpulver und Essig (im Seniorenwohnheim beim Küchendienst geklaut) eine Rakete. Aus der Sicht von Lilit, einer der Zwillinge, wird sodann die Familiengeschichte aufgeblättert. Beim Opa aufgewachsen, stellt sich die Frage, wo eigentlich ihre Oma Anoush herkam - und ob sie noch Familie hat. Die Suche führt Lilit nach Beirut, zu einem Zeitpunkt, an dem die Stadt und der ganze Libanon im Niedergang sind. Und Schritt für Schritt öffnet sich für Lilit die Familiengeschichte, die eng verbunden ist mit der Geschichte der Stadt, des Landes, der Raketenbaukunst und der Vertreibung der Armenier, die sich hier angesiedelt haben. |
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Bewertung vom 20.03.2025 | ||
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Was passiert mit einem Menschen, mit dem das Leben falsch abgebogen ist? Hannes Prager hat eine schräge, aber schöne Kindheit, seine Freundin Polina begleitet ihn und ist seine Muse, schon in jungen Jahren. Mit dem Tod seiner Mutter verändert sich alles: Sein Lebensort ist nicht mehr das Moor, sondern die Großstadt, sein Vater interessiert sich nur für seine möglichen Erfolge als Klavierspieler und nicht für ihn als Mensch. Er bricht mit allem und trägt Klaviere, statt sie zu spielen. Bis ihm irgendwann die Sehnsucht nach Polina so deutlich wird, dass er sich auf die Suche nach ihr macht, allen inneren und äußeren Widerständen zum Trotz. |
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Bewertung vom 22.12.2024 | ||
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"Gefährliche Betrachtungen" hat Thilo Eckhardt das Buch betitelt, in dem er den litauischen Übersetzer Zydrunas Miuleris über ersehnte und reale, unmittelbare und erinnerte Begegnungen mit Thomas Mann erzählen und refelektieren lässt. Als "gefährlich" erscheinen diese Betrachtungen dort, wo die sich ausbreitetende nationalsozialistische Gesinnung - nicht nur - für Thomas Mann bedrohlich wird und Widerspruch, Widerständigkeit provoziert. Doch auch wenn dieser schwerwiegende Konflikt als das zentrale Moment des "Falls Thomas Mann" (Untertitel) eingeführt und in unterschiedlichen Szenen - mitunter sehr eindrücklich - thematisiert wird, scheint es weder darum zu gehen eine zeitgeschichtliche Analyse noch eine politische Botschaft zu vermitteln. |
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Bewertung vom 03.12.2024 | ||
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Ein Junge, nackt und verängstigt, wird an einer Landstraße gefunden. Er erzählt, dass er entführt worden sei und entkommen konnte - soll man ihm glauben? Doch die Anzeichen sprechen dafür: er wurde betäubt und auch die Scheune, in der er gefangen gehalten wurde, wird gefunden. Und bald verschwindet ein zweiter Junge, der ihm aufs Haar gleicht. Anhand der Ermittlungen tun sich schrittweise monströse Verbrechen auf, deren Fäden immer wieder bei den berühmten Gemälden des berühmten Malers Caravaggio zusammenlaufen. |
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