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Turbulenzen.und.so
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 15.03.2025
Stromlinien (eBook, ePUB)
Frank, Rebekka

Stromlinien (eBook, ePUB)


sehr gut

Das wir wieder einmal ein besonderer Lesegenuss. Ein Buch, das ich kaum weglegen wollte. In 'Stromlinien' bewegen wir uns entlang der Elbe kurz bevor sie in die Nordsee mündet. Der Fluss bewegt sich wie ein roter Faden durch die Zeiten und durch die Geschichte und enthüllt nach und nach eine große Familientragödie auf mehreren Ebenen.

Dabei verknüpft Rebekka Frank Fiktion mit realen Ereignissen und Gegenheiten. Nach diesem Buch steht Bishorst nun weit oben auf meiner Kurztrip-Wunschliste. Und auch die (noch Gefängnis-)Insel Hahnöfersand übt eine Faszination auf mich aus. Die Tragödien, die ins Buch eingearbeitet wurden, waren mir vorher nicht bekannt, aber haben mich zutiefst getroffen. So nahbar und aktuell beschreibt Rebekka Frank die dramatischen Szenen.

Diese Mischung macht das Buch authentisch und lässt einen nur schwer los - im positiven Sinn. In mehreren Zeitsträngen aber in ihrer Erzählweise auf eine Art chronologisch erfahren wir von den Zwillingen Jale und Enna, die ohne Mutter bei Oma Ehmi aufwachsen. Alea, die Mutter, steht kurz vor ihrer Entlassung aus dem Gefängnis. Erst nach und nach erfahren wir, wie es dazu kam und warum sie uns auch Tochter Jale nach der Entlassung erst einmal verschwinden.

Viele lose Enden und interessante Biographien fügen sich auf 500 Seiten zusammen. Gunnar, Rudolf, Henri, Greetje, Alya, Luca, Niklas sind weitere Namen in diesem Buch, die alle ihren Teil zur Spannung beitragen. Und die ist gegeben, genau so wie die Emotionen, die mich beim Lesen begleitet haben.

Neben den zwischenmenschlichen Dramen, war es vor allem die Beschreibung der Natur rund um die Elbe und ihren Deichen. Ich spürte sofort eine Sehnsucht dort die Flussseeschwalben und Schwarzkopfmöwen zu beobachten und Nähe des letzten Schierlings-Wasserfenchel zu sitzen. Man merkt der Autorin die Liebe zu diesem Landstrich an, den ich nur allzu gut nachvollziehen kann.

Mein erstes Buch von Rebekka Frank, das mir nun direkt Lust auf 'Das Echo der Gezeiten' macht.

Bewertung vom 12.03.2025
Das Leben fing im Sommer an
Kramer, Christoph

Das Leben fing im Sommer an


gut

Ein Roman, in dem der Protagonist Chris heißt, von einer Karriere als Fußballprofi träumt und 2006 15 Jahre alt ist. Aber autobiographisch ist er nicht. Mit fiel es beim Lesen oft schwer das losgelöst von Christoph Kramer zu betrachten. Wenn nicht autobiographisch, warum dann der gleiche Name und diverse Parallelen zum realen Leben?
Dies ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt. Ich habe mich beim Lesen sofort in meine eigene Teeniezeit zurück versetzt gefühlt, obwohl diese noch einiges länger zurück liegt. Kramer beschreibt diese Zeit sehr authentisch. Dieser Schwebezustand zwischen Kindsein und Erwachsenwerden. Die Unsicherheiten in allen Lebenslagen. Die Freiheit, die gefühlt vor einem liegt. Das alles hat ein wunderbares Gefühl beim Lesen erzeugt und ich wollte Teil dieser Gemeinschaft rund um Chris, Salvo und Johnny sein. Salvo und Johnny, die beiden müssen extra erwähnt werden, was für einzigartige Persönlichkeiten und was für wundervolle Freunde. Jeder Teenie braucht einen Johnny in seinem Leben.

Der Protagonist lässt uns umfangreich an seinen Gedanken teilhaben und schildert zwei ereignisreiche Tage, die für einen ganzen Sommer sprechen. Plätschert der Sommer erst schwer und diesig dahin, nimmt er am zweiten Tag soviel Fahrt auf, dass er sich fast ein ein Sommergewitter verwandelt. Plötzlich habe ich ein Roadmovie vor Augen.

Vielleicht ist das was jetzt geschieht, fern der Realität - mit 15 Auto fahren, in angesagte und fast geheime Clubs reinkommen, Alkohol, Razzia, Flucht - aber es macht diesen Buch genau dafür zu einem Roman, das man einfach immer weiterlesen möchte.

Ein Jugendroman, ein Coming-of-age Roman, ein Wohlfühl-Roman.

Und vielleicht erst der Anfang einer Schriftsteller-Karriere?

Bewertung vom 06.03.2025
Moor Myrte und das Zaubergarn
Sharp, Sid

Moor Myrte und das Zaubergarn


gut

Durch den Jugendliteraturpreis 2024 bin ich auf Sid Sharps Buch 'Wolfspelz' aufmerksam geworden. Neben den Illustrationen und dem Comic-Stil hat mich vor allem die Botschaft der Geschichte begeistert.

Klar also, dass ich auf das neue Buch sehr gespannt war. Moor Myrte klingt irgendwie geheimnisvoll, aber auch ein wenig gruselig. Aber unsere Lütte fand es in erster Linie lustig. Béatrice und Magnolia, zwei Schwestern wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Die eine grimmig und ständig schlecht gelaunt, die andere eine wahre Frohnatur, empathisch und warmherzig. Und weil letztere ihrer Schwester ein ganz besonderes Geschenk machen will, verschlägt es sie zur Moor Myrte.

Mehr möchte ich gar nicht verraten. Nur so viel, das die Lütte mit ihren knapp sieben Jahren total begeistert war, ob wohl es Stellen gab, an denen ich etwas geschluckt habe, weil ich sie doch etwas heftig fand. Aber ich stelle wieder einmal fest, dass Kinder Geschichten teilweise anders wahrnehmen, als wir Erwachsene.

Die Farben und der Stil konnten mich aber auch dieses Mal wieder absolut begeistern. Übrigens auch super geeignet für Kinder, die nicht ganz so gerne lesen.

Bewertung vom 28.02.2025
9 kleine Menschen
Feldmann, Regina

9 kleine Menschen


ausgezeichnet

Manchmal kommt es mir vor wie ein wahnwitziger Traum. Da lese ich, dass Donald Trump Kinderbücher verbieten lässt. Bilderbücher, die in einfachen Worten zeigen, dass alle dazu gehören, das verschieden sein etwas wunderbares ist. Und ich wache auf aus dem Traum und verstehe es nicht.

Umso wichtiger finde ich es, dass auch weiterhin Bücher entstehen und erscheinen, die genau das zum Thema machen, die zeigen, dass Unterschiede normal sind.

Genau so ein Buch ist 𝟵 𝗸𝗹𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻. Regina Feldmann hat und bereits mit der 'Kami & Mika' Reihe eine fantastische aber vor allem diverse Welt entdecken lassen. Nun wendet sie sich an die jüngsten. 𝟵 𝗸𝗹𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 ist ein Bilderbuch dass zum Vorlesen direkt einlädt. Kurze Texte in Reimform auf farbenprächtig bebilderten Seiten. Es ist ein fröhliches, lebensbejahendes Buch, dass Menschen und vor allem Kinder in deren deren ganzer Vielfalt zeigt. Der Fokus liegt auf den Kindern und ihren Gemeinsamkeiten. Die äußerlichen Unterschiede sind da und selbstverständlich, sie müssen nicht benannt werden, denn der Blick wird darauf gerichtet, was wichtig ist und was uns eint.

Ich wünsche mir, dass 𝟵 𝗸𝗹𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗠𝗲𝗻𝘀𝗰𝗵𝗲𝗻 in vielen Kitas Einzug hält. Es ist wertschätzend, liebevoll und schließt einfach alle ein.

Bewertung vom 21.02.2025
Der Gott des Waldes
Moore, Liz

Der Gott des Waldes


gut

'Wenn du dich verläufst, setz dich hin und schrei'. Das ist eine der drei Regeln im Camp Emerson. Schlicht und bedrohlich. Von Anfang wirkt das Feriencamp nicht so idyllisch, wie das Naturreservat, in dem es liegt zu sein scheint. Es brodelt und irgendwie ist klar, da braut sich eien Tragödie zusammen und wie wir erfahren, eine Tragödie, sie es ähnlich schon einmal gab.

Inzwischen ist vielen klar, dass ich ein Fan von Geschichten auf verschiedenen Zeitebenen bin, hier komme ich also absolut auf meine Kosten. Und dass mich das Feriencamp in den 70ern an der einen der besten Filme allerzeiten 'Little darlings' erinnert istcein zusätzlicher Pluspunkt. Mehr als die Zeitepoche und dem Camp hat die Geschichte mit dem Film aber nicht gemein.

Liz Moore baut viele Cliffhanger, so dass ich manches Mal geneigt war vorzublättern. Die einzelnen Kapitel sind aus unterschiedlichen Perspektiven geschrieben und schnell wird klar, dass viele Menschen in dem Drama verwickelt sind. Zwei Vermisstenfälle gilt es aufzuklären, wobei der erste eigentlich längst als abgeschlossen galt. Ich liebe es, wenn ich bis zum Schluss spekulieren und rätseln darf, so auch in diesem Buch. Dachte ich zu Beginn noch, dass ich gar keine Lust auf fast 600 Seiten habe, flogen die Seiten dann nur noch so dahin. Ich musste wissen, was nun wirklich geschehen ist. Im Jetzt und in der Vergangenheit.

Ich mochte die atmosphärische Szenerie eines typisch US-amerikanischen Camps, die sehr diversen und authentischen Charaktere und die füe mich logische und schlüssige Geschichte. Ein spannender Roman ohne die brutale Härte eines Thrillers. Barack Obama hat dieses Buch zurück auf seine Summer Reading Liste gesetzt.

Bewertung vom 18.02.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


gut

Was für ein Trip. Es begann lustig und flapsig und ich dachte, das wird wieder eine seichte Kost, die ich mal eben schnell weglese. Schnell gelesen hab ich das Buch. Weg aus meinem Kopf ist es nicht und trotz des leichten, extrem flüssigen Schreibstils ist es alles andere aber nicht seicht.

Es beginnt  doch so gut. Eine große Chance auf eine Filmrolle, eine funktionierende Hausgemeinschaft, ein perfektes Mutter-Tochter-Gespann. Aber bei den meisten verläuft das Leben eben nicht in geradlinigen Konfetti regnenden Bahnen.
So auch nicht bei Wanda. Ein Schicksalsschlag wirft sie kurzfristig aus der Bahn und raus aus dem lang ersehnten Engagement.

Aber unverhofft kommt nach Regen Sonne und mit ihr neue Perspektiven in Liebe und Job. Die Auf und Abs wechseln sich rasant ab in diesem Buch, wobei es irgendwann nur noch abwärts geht. Mit Wandas Leben, nicht mit der Qualität des Buches. Das ist weiterhin so unterhaltsam und flüssig geschrieben,  dass ich es nicht weglegen konnte. Wobei es unterhaltsam nicht richtig trifft. Glück und Leid liegen so nah beieinander und manchmal ist das ganze Glück weg, von einem Moment auf den anderen. Übrig bleibt nur das Leid.

Ich habe mit Wanda mitgelitten und sie manches Mal verflucht. Einige Entscheidungen habe ich stark hinterfragt und bin mit auch im Nachhinein nicht sicher, ob ich das verzeihen kann. (Achtung  Spoiler: schlafendes Kind allein lassen). Und dann habe ich mich aber gefragt, wie weit kann man noch sinken? Wann hört das auf? Wann kommt die Rettung?

Ob die kommt, müsst ihr schon selbst lesen. Trotz der Dramen im Buch,  ist die Geschichte irgendwie doch eine leichte Lektüre. Sie ist duchaus witzig, aber dennoch ernst, aber nie drüber. Das Buch ist wie Berlin - schnodderig, und authentisch.

Bewertung vom 30.01.2025
Portrait meiner Mutter mit Geistern
Edel, Rabea

Portrait meiner Mutter mit Geistern


sehr gut

Achtung, ein PS am Anfang: ich habe das Buch als E-Book über @netgalleyde gelesen. Mein Kritikpunkt des fehlenden Stammbaumes gilt nur für diese Version. Im nun gekauften Hardcover ist dieser vorhanden. Jetzt steht einem erneuten Lesevergnügen nichts im Weg.

Meine Kritik nenne ich vorab: ein Stammbaum wäre hilfreich gewesen. Dadurch dass zwischen diversen Zeiten hin- und hergeswitcht wird und diverse Namen auftauchen, hatte ich manchmal Schwierigkeiten die Personen zuzuordnen. Das verwirrte mich. Wer war jetzt nochmal Carl? Mit wem ist William verwandt und wo tauchte denn jetzt Oscar auf? Interessanterweise konnte ich die Frauen besser zuordnen. Sicher nicht verwunderlich, da auf ihnen der Fokus liegt.

Mehrere Generationen geht Rabea Edel zurück um die Geschichte ihrer Mutter zu erzählen. Mehrere Generationen voller Träume und Hoffnungen, aber auch voller Leiden und Entbehrungen. Wie prägen uns die Wege unserer Ahnen? Eine spannende Studie, die die Autorin hier zeichnet. Spannend, aber oft auch einfach unsäglich traurig. Traurig, ob des Erlebens der Protagonistinnen, aber vor allem auch traurig, wie sich Werdegänge wiederholen.
Beim Lesen wird klar, was in den meisten Familien alles ungesagt bleibt. Wie wenig wir wirklich wissen. Es verursacht Schmerzen, sich zu öffnen, doch am Ende schafft es mehr Freiheiten und mehr Leichtigkeit. Niemand sollte die Vergangenheit alleine mit sich herumtragen.

Dieses Buch hat mich von Beginn an begeistert. Auch wenn ich zwischendurch ein wenig durcheinander war, weil ich Personen verwechselt habe.  Zum Ende hin war ich wieder voll dabei. Die Biographien der Frauen haben mich allesamt fasziniert und bewegt. 'Portrait meiner Mutter mit Geistern' ist kein Buch zum nebenher lesen, es ist aber eines, das ich noch einmal lesen werde.

Der CH Beck Verlag legt mit seiner ersten Roman-Neuerscheinung in diesem Jahr einen fulminanten Start hin. Der nächste Roman liegt hier schon bereit.ich freu mich darauf.

Bewertung vom 17.01.2025
Der Markisenmann
Weiler, Jan

Der Markisenmann


ausgezeichnet

Bittersüß fiel mir als erstes Wort nach dem Lesen dieses Buches ein. Bei Bittersüß denke ich aber nicht unbedingt an den Ruhrpott. Hier spielt die Geschichte, die uns Jan Weiler erzählt. Es ist tatsächlich mein erstes Buch von Weiler. Dank dem Zwei Seiten Podcast, in dem eins seiner Bücher besprochen wurde, wollte ich nun auch mal etwas von ihm lesen und dank @buecheraufreisen, kam 'Der Markisenmann' als Wanderbuch zu mir.
"Wir fuhren über eine breite Straße, vorbei an Fassaden, von Häusern die aussahen wie Menschen, die sich nicht mehr schick machen, weil sie nichts mehr vorhaben im Leben." (Seite 37, Kims erster Eindruck von Duisburg)

Kim wächst mit dem goldenen Löffel auf, fühlt sich aber nicht gesehen und es kommt zu einer Katastrophe. Konsequenz - sie verbringt die Sommerferien bei ihrem Vater Ronald. Einen Vater von dem sie nichts weiß, außer dass er sie verlassen hat, als sie sich noch nicht an ihn erinnern konnte. Ein Vater, der das ganze Gegenteil lebt, dass Kim gewohnt ist.

Man ahnt vorher, dass Ferien auf einem Schrottplatz zwischen lauter verkappter Seelen nicht das nonplusultra sind, aber dass sich da was drehen wird. Beim Lesen spürt man die schwere Luft des Sommers, die sich in den Schicksalen der Protagonisten widerspiegelt. Trotzdem ist da eine Leichtigkeit über allem, die nur durch das Aufbrechen alter Geheimnisse unterbrochen wird. Mir wurde warm ums Herz, diese kleine Pott-Gemeinschaft zu erleben. Diese vier vier Schrottplatz-Nachbarn Klaus, Achim, Lutz und Oktopus. Sie nehmen Kim in ihrer Mitte auf. Nehmen sie ernst und geben ihr ein völlig neues Gefühl der Selbstwirksamkeit.

Kim erzählt die Geschichte aus zurückblickender Perspektive. Es war der Sommer 2005, das habe ich dank einiger Fußballmomente und Bravo Hits 48 herausfinden können. Dank an Jan Weiler, nach diesem Punkt konnte ich bei meinem Sohn auch einmal mit Fußballwissen punkten. Und sollte doch einmal ein Vertreter bei uns vor der Tür spielen, bin ich nun vertraut mit (betrügerischen) Techniken wie der Neid-Debatte, dem Buddha-Brimborium, der Behörden-Nummer, dem Toilettentrick und der Melanin-Finte. Ihr seid nicht geschult? Lest das Buch.

Bewertung vom 12.01.2025
Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
Decker, Anika

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben


gut

Eine feministische RomCom. So könnte man Anika Deckers neuen Roman gut und gerne bezeichnen. Ich gebe zu, ich musste Anika Decker erst einmal googeln, um dann festzustellen,  dass sie die Drehbücher zu einigen der erfolgreichsten deutschen Filmkomödien geschrieben und bei einigen zudem noch Regie geführt hat. Ihr liegt also sowohl das Komische als auch das Romantische. In der Kombi eine Mischung,  die ich in der Buchhandlung meist gleich wieder weglege. Hier war es aber der Titel und das schlichte Cover, dass mir aofort ins Auge gesprungen sind. Es verspricht eben weder den üblichen Schmalz,  als auch den oft unter der Gürtellinie sitzenden Klamauk. Und tatsächlich,  konnte ich sofort in die Geschichte eintauchen. Ich flog nur so durch die Seiten und das obwohl oder vielleicht auch gerade weil mich der Anfang ein wenig an einen typischen Bridget Jones Roman erinnert, zumindest was die Art des Humors betrifft. Witzig, ohne allzu flach zu sein.
Die wechselnde Erzählsicht der Protagonistin Nina und ihrer Schwester Lena (es kommen auch noch weiterer Charaktere zu Wort), gestalten die Geschichte abwechslungsreich und vielfältig.
Als Berlinerin freute ich mich natürlich über den Lokalkolorit und sehe nun das Wiener Caféhaus am Roseneck mit ganz neuen Augen, bin aber genauso enttäuscht,  dass die erwähnten Smoothie-Bars, doch eher der Fantasie entsprungen sind.

Manch Szenen waren mir etwas zu überzeichnet. Die yogaverbiegende, influencende neue Frau des Ex mit ihren reichen Botox-Freundinnen, die hinter der Fassade so unglücklich ist und sich nach 'normalen' Menschen sehnt, zum Beispiel. Sie passt natürlich herrlich in ein komödiantisches Setting, war mir aber leider zu vorhersehbar. Ebenso (Achtung weiterer Spoiler) Lenas Ehemann, der nach einer Kehrtwende ein Feminismus-Seminar besucht, empfand ich als zuviel des Guten. Das mögen aber schon die größten Kritikpunkte meinerseits sein.
Ich habe mich wirklich weitestgehend unterhalten gefühlt. Ob Meetoo und Compliance-Verfahren als Thema im ulkigen Setting das Richtige ist, lässt mich noch etwas zweigespalten zurück. Aber es gab einige Punkte, die ich gut fand. Verliebtsein in der "Mitte des Lebens", jüngerer Mann, beruflicher Durchschnitt ... Das die Protagonistin im gleichen Alter ist, wie ich, hat zusätzlich dafür gesorgt, dass da eine Sympathie und ein Verständnis da war und ich viele Gedankengänge gut nachvollziehen konnte. Manches Mal hätte ich aber gern dazwischen gebrüllt. Als die Kinder wenig Verständnis für eine jüngere Liebe hatten, um nur ein Beispiel zu nennen.
Einiges dazu gelernt habe ich alle Mal. Moncler Jacken sind lebensnotwendig in Zehlendorf (vor diesem Buch, war mir die Marke kein Begriff, aber ich lebe auch am anderen Ende der Stadt), Östrogene wurden früher aus Pferdeurin hergestellt und vibrierende Kästchen können Ehemänner ersetzen.

Ein unterhaltsames Buch mit ernsten Absichten, dass nicht schwer daherkommt und die perfekte Lektüre für zwischendurch ist.

Mein liebstes Zitat: "Ich würde lieber einfach so gut aussehen, ohne Zusatz."

Bewertung vom 05.12.2024
Wenn wir ins Gras beißen - Das Buch vom Tod für große und kleine Menschen
Wrede, Eric

Wenn wir ins Gras beißen - Das Buch vom Tod für große und kleine Menschen


sehr gut

Oft reden wir mit Kindern erst über den Tod, wenn jemand in der Familie gestorben sind. Manche Kinder bekommen es über andere Kinder mit und fragen dann vielleicht bei uns nach.
Aber ansonsten ist der Tod und das Sterben in der Regel ein Tabu. Eventuell auch verständlich. Denn was danach ist, kann niemand beantworten. Ich glaube aber fest daran, dass viele Ängste vermieden werden konnten, wenn das stjema offen mit Kindern besprochen wird. Am besten bevor jemand gestorben ist. So sorgen wir auch dafür, dass ein natürlicher Umgang mit Trauer entstehen kann, kein Totschweigen, keine peinlichen Momente, in denen das Gegenüber nicht weiß, wie es reagieren soll.

Dieses Buch ist ein Hilfsmittel auf dem richtigen Weg. Es erklärt kindgerecht und anschaulich, was der Tod eigentlich ist, was Sterben bedeutet, wie Bestattungen sind und sein können. Ein großer Abschnitt behandelt das Trauern, was ich besonders schön finde, zeigt es doch so, wie wichtig dieses Gefühl ist. Sogar die rechtlichen Aspekte werden benannt.
Zusätzlich zu den einfach gestalteten Texten, gibt es zusätzliche Passagen für Eltern und Bezugspersonen.

Ein tolles Buch, um das Thema Sterben mit Kindern zu besprechen und darüber aufzuklären.