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Leseigel
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Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1068 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2025
Goebbels' Schatten
de Lorent, Hans-Peter

Goebbels' Schatten


ausgezeichnet

Spannend, interessant und informativ
Ich muss gestehen, mir war der Name Naumann im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus kein Begriff. Natürlich war mich hingegen Goebbels in diesem Kontext bekannt. Wem nicht ! Dadurch war meine Neugierde geweckt.

Der Roman beginnt mit den letzten Tagen im Führerbunker - Ende und Anfang zugleich . Die Lektüre hier war für mich eine Herausforderung, weil so viele Personen beteiligt waren, deren Namen und Positionen mir nicht geläufig waren. Sehr gut gefallen hat mir, dass in diesem Zusammenhang die Lebensläufe einzelner Personen wie Goebbels und seiner Frau Magda ausführlich dargestellt wurden. Das war informativ und ergab ein lebendiges Bild der Betroffenen. Was mich verstört hat, waren die Schilderungen der Ereignisse im Führerbunker. Das vehemente Leugnen der Realität. Die Propagandalügen Goebbels und auch Naumanns , die unnötige Menschenopfer zur Folge hatten. Die bedingungslose Treue und und das sklavische Festhalten an der Person Hitlers trotz der beginnenden Erkenntnis, dass er jeden Realitätsbezug verloren hatte.

Mit dem Selbstmord Hitlers beginnt die eigentliche Geschichte Naumanns, die mich über längere Passagen fassungslos und gegen Ende auch wütend gemacht hat. Naumann , erst entschlossen beim Führer bis zum Ende zu bleiben, erhält von diesem den Auftrag, die nationalsozialistische Ideologie in die neue Zeit zu tragen. Ihm gelingt die Flucht aus dem in Agonie liegenden Berlin und er kann sich über ein Jahr verstecken. Dieser Abschnitt war sehr spannend zu lesen, weil es hier auch Informationen zu den Nürnberger Prozessen gab.

Schritt für Schritt gelingt es Naumann , sich wieder ein bürgerliches Leben aufzubauen. Hilfreich ist dabei, dass viele alte Weggefährten sich ebenfalls erfolgreich ihrer Bestrafung entzogen haben. Und Naumann unternimmt Anstrengungen, Hitlers Auftrag zu erfüllen. Das Ende der Geschichte ist unspektakulär und genau deshalb so empörend. Wenig tröstlich ist, dass er nicht der einzige war, der sich seiner Verantwortung entziehen konnte. Der Autor nennt einige Namen, die im Nachkriegsdeutschland Karriere gemacht haben und die mir zu meinem Entsetzen und Erstaunen bekannt sind. Mich hat das Buch wirklich gefesselt und mir eine Fülle von Informationen und Erkenntnissen gebracht. Es stimmt nachdenklich und mich auch wütend.

Bewertung vom 20.07.2025
Spürt das Dunkle in mir   Der packende Thriller
Holm, Thorben

Spürt das Dunkle in mir Der packende Thriller


sehr gut

Ein neuer und sehr persönlicher Fall für die Profilerin Emelie Gutenberg
Erneut entführt mich der Autor in die menschlichen Abgründe der menschlichen Seele. Eine Reihe verstörender Morde erschüttert die beschauliche Region rund um Offenburg. Der Mörder scheint sich von den Videos , die ein Psychologiestudent ins Netz gestellt hat, inspirieren zu lassen. Die Ermittler stochern im Nebel, denn es gibt keine sichtbare Verbindung zwischen Opfer und Täter. Jeder . der die Videos gesehen hat, kommt in Betracht. Gleichzeitig ist Emelie emotional nicht unbeteiligt. Ihre Jugendliebe wurde aus der Haft entlassen. Sie sieht erschreckende Parallelen zu seiner Tat. Ihr Verdacht bringt sie in eine schwierige Situation, da sie sich ihren Kollegen nicht offenbart. Abgelenkt von ihren Gefühlen gerät sie in tödliche Gefahr.

Vorneweg, manche Szenen im Buch sind ziemlich grausam, da der Autor die Leichenfunde teilweise genau beschreibt. Da muss man durch. Wie nicht anders zu erwarten, spielt die Psychologie eine wichtige Rolle bei den Ermittlungen. Emelie sucht nachvollziehbare Erklärungen für die Taten , um die die Motivation des Täters zu ergründen. Dabei ahnt sie nicht, wie nah sie damit dem Mörder kommt.

Es gab auch einige heitere Momente im Buch, da Emelie und ihr sympathischer und konservativer Kollege Heiner Nachforschungen in einem Swingerclub anstellen müssen - under cover ! Gut dargestellt war in meinen Augen das Gefühlschaos, das das Auftauchen von Emelies Jugendliebe bei ihr auslöst. Trotzdem hoffe ich, dass ihre alten Traumata damit aufgearbeitet sind und sie sich bei einem möglichen neuen Fall , sich ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren kann..

Ich fand den Krimi insgesamt spannend. Die Ermittlungen haben einige Abgründe offenbart und das Verwirrspiel um den Mörder war gut gemacht.

Bewertung vom 19.07.2025
Inselfrühling auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Menzel, Marlene

Inselfrühling auf Spiekeroog. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Merle unter Verdacht
In diesem Teil der lesenswerten Reihe geht es um einen sehr emotionalen Fall. Er stellt sowohl Anke als auch Reik, die beiden Inselkommissare, auf eine harte Bewährungsprobe.
Nach Rückkehr aus ihrer Mittagspause findet Merle , Reiks Ehefrau, einen Toten in ihrem beliebten Andenkenladen. Reik hofft, dass es sich um einen unglücklichen Unfall handelt. Anke ist skeptisch, denn es bleibt die Frage, wie der Tote in den verschlossenen Laden kam. Anke beginnt Spuren zu sichern und nimmt Ermittlungen auf. Eine Gratwanderung beginnt, denn eigentlich dürfte Reik nicht am Fall arbeiten. Als Anke weitere Verdächtige aus Reiks Umfeld vernimmt, erhält die Freundschaft zwischen den beiden erhebliche Risse.
Die Auflösung hat mich völlig überzeugt. Und dieses Mal gilt mein ganzes Mitgefühl dem Täter. Beim Opfer bin ich versucht zu sagen, er hat seinen Tod verdient. Und wie immer und zu meiner Freude kamen einige kleine Geheimnisse ans Licht, die die Betroffenen gerne für sich behalten hätten. Ich fand dieses Fall rundum gelungen. Er hatte alles, was ich von einem guten Krimi erwarte - Emotionen, einige Verdächtige, unerwartete Offenbarungen und einen ungewöhnlichen und spannenden Fall.

Bewertung vom 12.07.2025
Standing Ovations
Runcie, Charlotte

Standing Ovations


sehr gut

Die gnadenlose Macht der öffentlichen Meinung
Das Buch wird beworben mit dem Hinweis, es handle von der Rache einer in ihren Gefühlen verletzten Frau und es sei witzig. Kann ich der erste Aussage nach der Lektüre gerade noch so zustimmen, so fand ich die zweite deplatziert. Ich habe die Geschichte als traurig empfunden und als Spiegel unserer schnell lebigen Gesellschaft, die mit leichter Hand jemanden verurteilt und sich dann wieder anderem zuwendet, ohne sich Gedanken über einen möglichen verursachten Schaden nachzudenken.
Hayley hatte durchaus mein Mitgefühl. Ich war entsetzt, wie Alex seine Bedürfnisse auslebt, ohne sich groß Gedanken zu machen. Natürlich hätte er Hayley sagen müssen, dass er gerade einen vernichtende Kritik über ihren Auftritt geschrieben hat. Auch ich wäre in dieser Situation wütend und verletzt gewesen. Dass sie dann eine öffentliche Kampagne gegen ihn startet, fand ich in ihren Ausmaßen übertrieben . Denn die Menge schreit nur zu gerne "Kreuzigt ihn " Meine anfängliche Empörung wandelte sich rasch in Mitgefühl für Alex und eher Abscheu gegenüber Hayley.
Für mich erzählt die Autorin in der Hauptsache Sophies Geschichte, die auch als Ich-Erzählerin die Ereignisse schildert . Sophie ist Alex Kollegin. Gemeinsam wurden sie von ihrer Zeitung nach Edinburgh geschickt, um über das Festival The Fringe zu berichten. Alex öffentliche Hinrichtung erweist sich als Katalysator für Sophie, um ihre eigene Situation zu überdenken und zu hinterfragen. Ihre Gedanken kreisen um ihre Ehe , ihre Stellung und ob sie in ihrem Leben glücklich ist. Mit dem Ende des dreiwöchigen Festivals endet auch die Geschichte. Jede der drei Personen hat sich verändert. Zum Guten oder Schlechten vermag ich nicht zu sagen.
Ernüchtern waren die Einblicke in die Theaterwelt und dem Egoismus der Beteiligten. Was für mich besonders erschreckend war, wie bereitwillig die Masse Alex verdammt hat. Und wer ihn plötzlich an den Pranger stellt und wofür. Plötzlich war Alex für all das schlechte in ihrem Leben verantwortlich. Und genauso schnell wendet man sich anderen zu.
Der Roman war in meinen Augen unterhaltsam , aber nicht witzig. Ich fand, er regt zum Nachdenken an und legt den Finger auf Verhaltensweisen, die man nicht hinnehmen sollte.

Bewertung vom 12.07.2025
The Husband Killer   Ein packender Psychothriller über Rache und menschliche Abgründe (eBook, ePUB)
Bateman, Sonya

The Husband Killer Ein packender Psychothriller über Rache und menschliche Abgründe (eBook, ePUB)


sehr gut

Fesselndes Verwirrspiel um einen Serienmörder
Ein Serienmörder geht um. Aber er verbreitet nicht Angst und Schrecken - zumindest nicht unter dem weiblichen Anteil der Bevölkerung. Er tötet Männer, Ehemänner und dies aus gutem Grund. Es sind Männer, die ihren Frauen das Leben zur Hölle gemacht haben und nach außen den Saubermann gaben. Die fünf Ehefrauen der bisherigen Opfer treffen sich nach den Morden regelmäßig, um sich gegenseitig zu stützen. Denn statt befreit aufatmen zu können, verdächtigt sie mangels Alternativen die Polizei abwechselnd , die Mörderin zu sein. Da sie vor allem den männlichen Beamten für unfähig halten, beschließen sie den Fall auf eigene Faust zu lösen.

Ehrlich gesagt, habe ich den Mörder auch gefeiert. Die Frauen sind durch die Hölle gegangen. Scheidung ist kein Thema. Dafür reicht das Selbstwertgefühl schon lange nicht mehr. Sehr gelungen fand ich, dass die Frauen abwechselnd in der Ich-Form , ihre Sicht der Ereignisse schildern. Besonders gelitten habe ich mit Lexi. Sie hat drei kleine Kinder und muss im Gegensatz zu den anderen Frauen arbeiten gehen, um zu überleben. Sie wird - möglicherweise auch wegen ihrer ethnischen Herkunft - von der Polizei besonders verdächtigt und fast schon bedrängt. Da liegt der Entschluss nahe, selbst den Täter zu entlarven. Am Ende gibt es einem unerwarteten Showdown. Die Bedrohung kommt aus einer nicht vorhersehbaren Richtung, deshalb auch für mich völlig überraschend. Fast hätte ich Mitleid gehabt, aber der Täter hat für mich Grenzen überschritten, die nicht hinnehmbar waren.

Ich habe die Auflösung beklatscht. Ich fand sie überzeugend und vor allem und trotz allem gerecht. Und der Krimi war spannend bis zur letzten Seite !

Bewertung vom 07.07.2025
Als die Freiheit starb - Resignation (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Als die Freiheit starb - Resignation (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was kann ein Mensch ertragen ?
Ich liebe die Thriller der Autorin, die mich mit ihren Beschreibungen dessen, was ein Mensch dem anderen antun kann, oft schockiert hat, aber dennoch die Spannung überwog. Mit dieser Dystopie wagt sie sich auf neues Terrain und ich war gespannt, was mich erwartet.

Die Handlung hat mich emotional sehr bewegt, was daran lag, dass die Schicksalsschläge, die die Hauptfigur Adriana ertragen muss, für mich erschütternd waren . Einen wesentlichen Anteil hatte zudem, dass die geschilderte politische Situation für mich in weiten Teilen keine mögliche Zukunftsmöglichkeit war, sondern ich Anleihen an die Gegenwart wahrgenommen habe.

Die Geschichte spielt in Amerika, das sich innerhalb kürzester Zeit nach Wahl eines rückwärts gewandten Präsidenten zu einem faschistischen Staat entwickelt. Die Ich-Erzählerin ist Latina und mit einem Weißen verheiratet. Dies allein schützt sie vor Ausgrenzung und Armut. Ihr Sohn ist Autist und passt somit auch nicht zu herrschenden Ideologie und ist deshalb ebenfalls gefährdet. Jeder Widerstand gegen das Regime wird im Keim erstickt. Einzig die Untergrundorganisation "Freedom Fighters" , ein Sammelbecken für alle, die unter den aktuellen Verhältnissen leiden und jenen, die es nicht hinnehmen wollen, kann erfolgreich Nadelstiche setzten.

Bevor Adriana ihre Fluchtpläne umsetzen kann, stirbt ihr Mann und sie verliert alle bisherigen Privilegien. Sie wird in ein Lager gebracht, von ihrem Sohn getrennt. Einzig die Hoffnung, ihn wiederzusehen , hält sie am Leben. An dieser Stelle verlasse ich Adriana.

Die geschilderten Verhältnisse erinnern mich stark an die Vorgänge im Dritten Reich und ähneln in den Anfängen , ich muss es leider so sagen, an Vorgänge in Amerika unter der Trump-Regierung mit dem Bau der Grenzmauern und der offenen Diskriminierung von Minderheiten. Ich war entsetzt, was die Autorin Adriana und mir als Leserin zumutet. Es sind aber die konsequenten Folgen der politischen Lage. ich habe mit Adriana gelitten und gelegentlich ein Taschentuch gebraucht. An manchen Stellen merkt man, dass die Autorin persönliche Erfahrungen verarbeitet hat, was die Handlung um so glaubwürdiger macht. Nun warte ich auf die Fortsetzung , in der Hoffnung , dass Adriana einen Weg aus diesem tiefen Tal der Tränen findet.

Bewertung vom 06.07.2025
Das Stinktier von Hamburg
Ehlers, Jürgen

Das Stinktier von Hamburg


sehr gut

Eine zufällige Begegnung wird zur tödlichen Gefahr
Genauso ungewöhnlich wie der Titel des Buches ist der Einstieg in die Geschichte und der Fortgang der Handlung. Sylvia, vorbestraft, ohne festen Wohnsitz, wird auf dem Friedhof verfolgt. Sie spricht den Privatdozenten Patrick an, der gerade der Beerdigung eines Kollegen beiwohnt und bittet ihn um Hilfe. Der sagt spontan zu . So beginnt eine Geschichte mit vielen Lügen, Toten und einem unerwarteten, aber sehr befriedigenden Ende.
Ich gebe es zu, ich mochte Sylvia nicht. Sie erzählt eine wilde Geschichte von Entführung und Vergewaltigung, einem gestohlenem Laptop und einer abenteuerlichen Flucht,. Im Laufe der Ereignisse stellt sich heraus, dass Sylvia über eine blühende Phantasie verfügt und nur dann die Wahrheit sagt, wenn es nicht anders geht. Bedrohlich wird die Sache, als die beiden über die Leiche einer Bekannten von Sylvia stolpern. Die Polizei tut es als Tod in Folge einer Überdosis ab. und weitere Todesfälle in Umfeld von Sylvia und Patrick als Unfall oder Selbstmord. Obwohl selbst Patrick klar wird, dass vieles an Sylvias Geschichte nicht stimmen kann, hält er treu zu ihr. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn angesichts dieser Tatsache feiern sollte oder milde belächeln. Ein wenig naiv und weltfremd fand ich ihn schon. Was zur Gewissheit wird, das Duo schwebt in Lebensgefahr und wer und warum auch immer ihren Tod will, schreckt vor nichts zurück. Für mich das Highlight und damit auch auch schon fast der Schlusspunkt des Krimis ist der Moment, als der Täter seine Sichtweise auf die Morde erläutert. Das war ohne jede Empathie, grausam und irgendwie bestechend - einfach genial.
Der Krimi ist ungewöhnlich und dabei sehr spannend, weil er nicht in das übliche Schema "Polizei ermittelt " passt. Sylvia und Patrick sind keine strahlenden Helden, sondern versuchen einfach nur zu überleben und für ein klein wenig Gerechtigkeit zu sorgen. Um so mehr habe ich ihnen die Daumen gedrückt und mit gefiebert.

Bewertung vom 04.07.2025
Spürt meinen Zorn (eBook, ePUB)
Holm, Thorben

Spürt meinen Zorn (eBook, ePUB)


sehr gut

Der erste Fall für die Fallanalytikerin Emelie Gutenberg
Ich freue mich immer, wenn ich einen Krimi entdecke, der quasi vor meiner Haustür spielt. Das war auch hier mein erster Impuls und ich bin froh, dass ich ihm gefolgt bin.

Emelie ist sehr gut ausgebildet und hat sogar Kurse für Profiler in Amerika besucht. Nun braucht sie eine Stelle, um ihr Können zu beweisen und landet mangels Alternativen in Offenburg, das kein krimineller Hotspot ist. Sehr zum Missfallen ihres Vorgesetzten kommt es kurz nach ihrem Dienstantritt dennoch zu mehreren Morden. Jede Tat für sich scheint eindeutig einem bestimmten Milieu zuweisbar. Also schnelle Ermittlungserfolge für Emilie und wieder Ruhe im Revier ? Auf den zweiten Blick erweisen sich die Beweise als plakativ und der Verdacht liegt nahe, dass im beschaulichen Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich ein Serienmörder sein Unwesen treibt. Ich als Leser konnte diesen Verdacht nur bestätigen, denn ich weiß, wer der Täter ist. Es ist der Schwertträger, der all diejenigen zu strafen weiß, die Schuld auf sich geladen haben, die nie gesühnt wurde.

Die Kapitel, die dem Täter zugewiesen sind, fand ich sehr unheimlich. Ich hatte den Eindruck, es mit einem Dämon zu tun zu haben und nicht mit einer realen Person. Gleichzeitig habe ich ich Einblicke in die Nachforschungen erhalten und wie die Beamten verzweifelt versucht, die Identität des Täter zu erfahren. Doch es war die Jagd nach einem Phantom. Das hat Emilie sehr belastet, denn sie befürchtet, zu versagen. So fand ich es eine glückliche Fügung, dass sie Roman kennenlernt, den wir beiden sehr sympathisch fanden und der die Handlung etwas aufhellt.

Die Auflösung habe ich als tragisch empfunden, wenn auch einige Details für mich eher unrealistisch waren. Die Handlung war bis dahin packend. Besonders die Kapitel, in denen ER zu Wort kam. habe mich überzeugt. Ich wurde insgesamt gut unterhalten, wenn auch für mich beim Ende noch etwas Luft nach oben war.

Bewertung vom 01.07.2025
Die eiskalte Strohwitwe von Sylt
Wood, Dany R.

Die eiskalte Strohwitwe von Sylt


ausgezeichnet

Oma Käthe undercover
Ich liebe die Krimireihe des Autors rund um die saarländische Familie Backes. Hat bisher Jupp Backes, seines Zeichens Polizist und Familienoberhaupt, mich mit seinen Ermittlungen erfreut, bekommt er nun ernsthafte Konkurrenz durch seine Schwiegermutter Käthe. Käthe hat ihr spätes Liebesglück in Person des pensionierten Kommissars Hinnerk , der auf Sylt zuhause ist, gefunden. Sie pendelt deswegen zwischen ihren beiden Lebensmittelpunkten hin und her. Bei ihrem jetzigen Besuch wird ihre Zweisamkeit durch den Besuch von Hinnerks Schwester Ellen aus Amerika erheblich gestört. Da war ich ganz bei Käthe. Ellen ging mir mit ihrem affektierten Getue gehörig auf die Nerven. Um etwas Abstand zu gewinnen, übernimmt Käthe die Krankheitsvertretung für die Haushälterin bei der reichen Unternehmensfamilie Lindholm. Was soll ich sagen, keines der Familienmitglieder konnte mein Herz gewinnen. Angefangen bei den Teenie-Enkelkindern , die anmaßend und voller Standesdünkel waren, über den Opa Georg , der sich als Muttersöhnchen entpuppt bis hin zur alkoholkranken Oma Sigrid . Getoppt wird es durch die Matriarchin Herta, die wie eine Königin über die Familie und ihr Umfeld herrscht.

Gerade als Käthe, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, hinschmeißen will, wird die sehr junge Stiefmutter ermordet. Da Hinnerk um die Ermittlungsschwäche seines Sohnes und Nachfolgers auf seiner Stelle weiß, bittet er Käthe in der Familie Undercover zu ermitteln . Und Käthe läuft zur Höchstform auf. Sie entlockt der Familie so manches Geheimnis und zieht daraus ihre Schlüsse , wenn auch nicht immer die richtigen - so wie ich auch. Natürlich habe ich mit ermittelt und eine eigene Verdächtigenliste erstellt. Den Mord hätte ich wirklich jedem aus der Familie zugetraut . Besonders als sie im Laufe der Ermittlungen ihre Masken fallen lassen und sich als noch übler entpuppen, als ich bisher angenommen hatte. Durch Käthes geschickte Verhörtechnik erfahren sie und Hinnerk einen entscheidenden Hinweis und können einen weiteren Mord verhindern.

Oma Käthe hat mich von ihren kriminalistischen Fähigkeiten erneut überzeugt. Ich wurde auf sehr abwechslungsreiche Weise sehr gut unterhalten. Die Handlung war spannend und sehr humorvoll und mir hat gefallen, dass das Ermittlungsduo das Renteneintrittsalter schon eine ganze Weile hinter sich gelassen hat.

Bewertung vom 29.06.2025
Die feindliche Zeugin
Wilson, Alexandra

Die feindliche Zeugin


ausgezeichnet

Ein eher ungewöhnlicher und dabei fesselnder Justizkrimi
Der Einstieg in die Handlung ergibt den Ausgangspunkt für die spannende Handlung, die mit einem für mich überraschenden Ende aufwartet. Emmett, ein schwarzer Jugendlicher, ist anwesend, als ein Weißer im Park erstochen wird. Er versucht noch dessen Leben zu retten, doch umsonst. Emmett wird vor Ort verhaftet und des Mordes beschuldigt, da die anwesenden weißen Zeugen ihn als Mörder identifizieren. Nun kommt die schwarze Anwältin Rosa ins Spiel, die die Verteidigung unter der Führung des erfahrenen weißen Anwalts Craig übernimmt. Für mich lag der besondere Reiz der Geschichte darin, dass eigentlich Rosa im Mittelpunkt steht, obwohl es um Emmetts Unschuld geht. Rosa kommt aus dem gleichen Viertel und ähnlichen Lebensverhältnissen wie Emmett, was ihr einen anderen Blick auf den Fall ermöglicht als einem weißen Verteidiger . Alle Beweise sprechen gegen ihren Mandanten, dennoch glaubt sie an seine Unschuld. Da sich die gesamte Anschein gegen sie wendet, dreht sich ihr gesamtes Denken nur noch um den Fall. Das hat zwiespältige Gefühle bei mir ausgelöst. Zum einen fand ich es bewundernswert, wie Rosa sich für Emmett einsetzt, der zwar seine Unschuld beteuert, ansonsten aber beharrlich schweigt. Darüber vernachlässigt sie ihr nahes privates Umfeld , was oft Unverständnis bei mir hervor gerufen hat. Tatsächlich gelingt es Rosa eine Zeugin ausfindig zu machen, die möglicherweise helfen könnte, aber sie will nicht aussagen. Dann beginnt der Prozess .
Was ich sehr gelungen fand , die Autorin nutzt die unterschwelligen Rassenvorurteile der Weißen gegenüber dem schwarzen Anteil der Bevölkerung als weitere Hürde im Verfahren , Emmetts Unschuld zu beweisen. Das war informativ , aber nie belehrend. Zugleich habe ich einiges über das britische Rechtswesen gelernt, das mir bisher fremd war.
Da ich ich überzeugt war, dass Emmett unschuldig ist, war ich emotional stärker gefordert und habe inständig gehofft, dass es zu einem Freispruch kommt. Die Auflösung des Falles hat mich komplett überrascht und war für mich ein weiterer Pluspunkt für diesen ungewöhnlichen und dabei packenden Krimi.