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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2655 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2025
DRECKSARBEIT
Straaß, Veronika;Lieckfeld, Claus-Peter

DRECKSARBEIT


ausgezeichnet

Ganz großes biologisches Kino!
DRECKSARBEIT ist der Titel des Sachbuchs über das Thema Mikrobiologie und trägt den Untertitel: Der Mikrokosmos unter unseren Füßen und erscheint im Dölling und Galitz Verlag. Die Texte stammen von Veronika Straaß und Claus-Peter Lieckfeld, die Fotos sind von Nicole Ottawa und Oliver Meckes.

"Boden ist unser aller Grundlage. Grund genug, genau hinzuschauen." Zitat S. 15

Im TV haben Berichte über Tiere, Vögel und Fische einen hohen Sendeanteil, diese Lebewesen sind beliebt, die Naturaufnahmen sind immer interessant und schön. Dagegen werden die Mikroorganismen, also die Lebewesen in der Erde, deutlich weniger beachtet. Dabei sind auch sie wunderschöne Organismen, wie man an den wunderbaren Fotografien in diesem Buch sehen kann.

Doch diese Aufnahmen sind erst dank der Technik mit Rasterelektronenmikroskop-Fotografien sichtbar. Die Fotografen Nicole Ottawa und Oliver Meckes haben unberührten Schwarzwaldboden unter die »Lupe« genommen und zeigen die unterschiedlichen tierischen Bewohner wie Bakterien, Springschwänze, Schleimpilze, Bärtierchen u.a., die in großen Mengen für einen gesunden Boden sorgen. Dieser muss Wasser speichern können und Nährstoffe bereithalten, die die Pflanzen benötigen. Wer lebt alles unter uns? Man kann sich die Anzahl der Lebewesen kaum vorstellen, pro Handvoll Boden existieren bis zu zehn Milliarden Lebewesen!!

Mich interessiert schon seit Schultagen die Biologie, aber genauso ist auch die Mikrobiologie hochinteressant. Denn die diffizile Lebensgemeinschaft aus Kleinstlebewesen ist wichtig für unser eigenes Leben. Man kann nur staunen über den wimmelnden Mikrokosmos Erde und muss wissen, dass diese "Unterwelt" unersetzlich ist für die Rettung und Bewahrung der Natur.

Habt ihr schon einmal die niedlichen Bärtierchen gesehen? Oder wusstet ihr, dass der europäische Regenwurm die Amerikaner das Fürchten lehrt? Warum das so ist, wird im Buch erklärt und es gibt noch viele andere erstaunliche Fakten zu entdecken.

"Etliche Bakterien vertilgen sogar Plastik." Zitat Mikrobiologe Prof. Dr Wolfgang Streit S. 31

Den verantworlichten Textschreibern muss ich ein großes Kompliment machen. Ihre Texte beschreiben die Vielfalt unter der Erde und die Wichtigkeit dieser Mikroorganismen mit viel Fachwissen. Dies geschieht auf so lockere, eingängige Weise, dass es Laien leicht und unterhaltsam verstehen, was für ein Sachbuch mit diesem fachlichen Bezug ein großes Plus bedeutet.

Im Buch gibt es viele hochinteressante Fakten über Bodenlebewesen wie Bakterien, Pilze, Milben, Bärtierchen etc. zu entdecken, ohne sie würde das Leben auf der Erde nicht existieren. Das perfekt aufbereitete Thema weckt durch die gelungenen Texte und fantastischen Fotos einfach Interesse für alles, was in der Erde lebt.

Die komplexe Lebensgemeinschaft im Boden wird hier auf wissenschaftlicher Basis hoch interessant, umfassend, verständlich und mit einer Prise Humor erklärt. Für wahre Faszination aber sorgen die zahlreichen außergewöhnlichen Ansichten der Lebewesen und Organismen! Schön wie Gemälde, gruselig wie Horror-Figuren und man wundert sich, dass so kleine Dinge fürs menschliche Auge sichtbar gemacht werden können.
Ganz großes biologisches Kino!

Bewertung vom 14.03.2025
Wenn die Tage länger werden
Stern, Anne

Wenn die Tage länger werden


ausgezeichnet

Vielschichtiger Roman um das Geheimnis einer Violine
Im Aufbau Verlag erscheint Anne Sterns Roman "Wenn die Tage heller werden".

Die alleinerziehende Musiklehrerin Lisa verbringt zum ersten Mal einige Wochen ohne ihren Sohn Paul. Diese Zeit bringt eigentlich die langersehnte Freiheit mit sich, doch Lisa hat Selbstzweifel über ihre Mutterrolle und ihr Leben danach. Sie sucht ihre alte Geige hervor und bringt sie zu Hans, der voller Inbrunst noch in hohem Alter seine Geigenbauwerkstatt betreibt. Mit seiner Tochter Ute besitzt er einen Obsthof, wo sich Lisa und Paul gleich wohl fühlen. Ute hat eigene Sorgen, sie kann aus Krankheitsgründen die Ernte nicht mehr schaffen. Als Hans etwas über die Herkunft ihrer Violine herausfindet, verändert das Lisas Blick auf ihre Familiengeschichte enorm und sie macht sich auf die Suche nach dem dunklen Geheimnis.

Anne Stern verbindet in ihrem Roman mehrere Themen zu einem runden Ganzen. Im Vordergrund steht die Rolle der alleinstehenden Mutter Lisa, die zum ersten Mal drei Wochen ohne ihren Sohn verbringt. In dieser Zeit der Muße kämpft sie innere und familiäre Konflikte aus. Ihre Gedanken drehen sich um Selbstzweifel, Anerkennung und Entfremdung von ihrer Mutter und sie merkt, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse stark vernachlässigt hat. Durch ihre reparaturbedürftige Violine kommt sie der SS-Vergangenheit ihres Großvaters auf die Spur und versucht, mehr darüber zu erfahren. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist schwierig, über den Großvater wurde wenig erzählt und es bedarf einiger Nachfragen, bis ihre Mutter ihren Fragen stellt. Kann man die Vergangenheit verschweigen oder vergessen?

Die dunklen Zeiten rühren in der Frage wie man mit Kriegstraumata und damit verbundenem Leid umgehen soll. Anne Stern beschreibt, wie solche dunklen Abgründe von Schuld und Vertuschungen Familien über Generationen hinweg begleitet haben. Wie lebt man mit der Vergangenheit, mit den Verbrechen an Juden und der Verschacherung ihrer Besitztümer.

Für Lisa ist die Auseinandersetzung mit ihrer familiären Geschichte ein Weg in ein neues und offeneres Leben. Sie lernt Menschen kennen, die sie wertschätzen und mögen, gewinnt neue Freunde hinzu und lässt damit ihre eigenen dunklen Zeiten hinter sich.

In diesem Roman habe ich die flüssige und eingängige Erzählweise genossen und wurde schnell mit den Figuren warm. Es ist erstaunlich, wie die Charaktere vom ersten Moment des Erzählens an ein Eigenleben entwickeln, dass ich gern verfolgt habe. Jede Figur in diesem Buch ist gut umrissen, bringt neue Impule und erweckt diese Geschichte zum Leben. Dabei wechseln sich dunkle und helle Tage ab, so wie das Leben eben spielt.

Anne Stern hat mich tief in die Gedankenwelt ihrer Protagonistinnen hineingezogen und damit gefesselt. Ich konnte einige Phasen der Mutterrolle gut nachfühlen und mit der sommerlichen Atmosphäre zaubert sie mir das Gefühl zurück von Sommerferien am See mit Eis und endlosen Tagen. Doch sie weckt auch die Erinnerungen an früheres Leid und setzt einen Funken von Hoffnung mit dem neuen Verbleib der Violine.

Durch die Vielschichtigkeit von Mutterrolle, Mutter-Tochter-Verhältnis, Krankheit und der historischen Verbindung bekommt dieser Roman reichlich Tiefgang. Vom Erzählerischen her lebt der Roman von der Atmosphäre zwischen den Menschen aber auch vom wunderbaren Sommer. Ich fühlte mich von Anfang bis Ende wunderbar unterhalten.

Bewertung vom 11.03.2025
Tot überm Weidezaun
Anders, Hedda

Tot überm Weidezaun


gut

Solider Landkrimi mit viel Lokalkolorit!
Im Rowohlt Verlag erscheint der Elbe-Krimi "Tot überm Weidezaun" von Hedda Anders.

Kommissarin Wencke Dierksen hat die Polizeiarbeit hinter sich gelassen und startet ihren neuen Lebensabschnitt auf einem Bauernhof im ländlichen Sorum bei Hamburg. Der Hof ist das Erbe ihres Onkels und mit dem Hof hat Wencke auch Alpaka Christopher übernommen, der sogar im Haus leben darf. Die Beschaulichkeit ist aber nicht von Dauer, Ex-Kollege Theo Kleist bittet Wencke in einem mysteriösen Verbrechen um Mithilfe. Dackel Bootsmann hat mit einem Handy zufällig Filmaufnahmen gemacht - die Aufnahmen zeigen eine leblose Hand und Theo befürchtet, das es möglicherweise einen Mord gegeben haben könnte. Aber wo ist die Leiche?

Die Handlung dieses Krimis spielt im ländlichen Dorf Sorum, da wundert es wenig, wenn hier auch tierische Charaktere mitmischen. Allen voran Dackel Bootsmann, der ein Faible für das Schnappen von Handys hat und dessen Aufnahmen für große Aufregung sorgen. Als Wencke nach Sorum zieht, spricht sich das schnell herum, jeder im Dorf kennt sie und der neueste Dorftratsch mit der leblosen Hand spricht sich schnell herum. Ihr Ex-Kollege Theo aus Hamburg bittet Wencke um Mithilfe, denn ihr vertrauen die Leute. Schnell ist Wencke in einen merkwürdigen Fall eingebunden und findet zwischen Weiden, Bio-Kisten und verirrten Kiezlegenden die Wahrheit heraus.

Diese Geschichte liest sich unterhaltsam, für das nötige Landflair sorgen Szenen in der Bio-Landwirtschaft und Weideviehhaltung und einige Dialoge in Dialekt entsprechen dem O-Ton der Dörfler.

Dieser unterhaltsame Krimi liest sich locker weg, die Spannung steigt erst zum Ende hin an und bei der Ermittlung schaut der Leser Wencke und Theo direkt über die Schulter. So ist man nah am Geschehen und kann gut mitraten, den Täter hatte ich schnell gefunden, nur das Motiv versteckte sich lange Zeit zwischen Misthaufen und Bio-Kisten.

Die Figuren werden gut charakterisiert, oft reicht schon allein der Name plus Zusatz, um sich ein Bild über die Person machen zu können. Warzenheiner oder Marmeladen-Toni, Fahrplan-Fiete und Schnee-Schorsch. Das liest sich anfangs noch recht amüsant, bezogen auf die gesamte Handlung fand ich es dann aber doch etwas übertrieben.

Wencke hat mit ihrem Alpaka Christopher einen ungewöhnlichen Mitbewohner, mit dem sich Freund Hosse abfindet. Die Ermittlungs-Teilerfolge werden regelmäßig mit reichlich Alkohol gefeiert, für Alkoholiker ist dieses Buch wohl eher keine geeignete Lektüre. Der Fall bindet Wencke schnell ein, sie hat das nötige Gespür für Lügen oder Vertuschungen, folgt aber auch mal einer falschen Fährte. Am Ende stellt sie dann aber doch den Täter und gerät in dessen Gewalt.

Dieser Krimi ist ein solider Fall für zwischendurch mit speziellem Landleben, etwas Dialekt und humorvollen Szenen mit den tierischen Darstellern.

Bewertung vom 10.03.2025
»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1
Klüpfel, Volker

»Wenn Ende gut, dann alles« / Svetlana und Tommi ermitteln Bd.1


gut

Recht lasche Krimikomödie mit ernstem Hintergrund!
Volker Klüpfels Krimi "Wenn Ende gut, dann alles" erscheint bei Penguin Bücher und trägt den Untertitel: Svetlana, der Dichter und der Fall mit dem einsamen Kind.

Tommi ist erfolgloser Schriftsteller, mittellos und lebt in einem alten Wohnmobil, das er von seinem Vater mitsamt der ukrainischen Putzfrau Svetlana übernommen hat. Bei einer Fahrt mit dem Wohnmobil entdecken sie ganz allein am Waldrand ein kleines Mädchen und bringen es zur Polizei. Es wird in einem Heim untergebracht und voller Sorge machen sich Tommi und Svetlana auf die Suche nach ihrer Mutter. Schon bald sind die Beiden einem Verbrechen auf der Spur und bringen sich selbst in große Gefahr!

Zu Beginn der Geschichte werden die beiden Protagonisten Tommi und Svetlana vorgestellt, während Svetlana ihrer Putz- und Aufräumtätigkeit in Tommis Wohnmobil nachgeht. Sie interessiert sich für russische Literatur und auch für Tommis Schreibversuche an einem Thriller, die nicht so recht klappen wollen. Wenig später lesen sie ein kleines Mädchen auf und werden in eine tiefer gehende Geschichte verstrickt, die viel Spannungspotential bietet. Theoretisch zumindest, denn obwohl hier Spannung und Humor versprochen wurden, bekam ich nur eine unterhaltsam, humoreske Geschichte, bei der trotz des brisanten Themas Korruption in der Ukraine leider das Potential nicht ganz ausgeschöpft wurde. Im Vordergrund steht die Beziehung zwischen Svetlana und Tommi, die auf humorvolle Weise sichtbar gemacht wird und ihre unkonventionelle Suche nach der Mutter des Mädchens. Es geht um menschliche Schicksale und um Kindeswohl und um zwei Figuren, die ungewöhnlich und leicht schräg in die Ermittlungen stolpern.

Volker Klüpfel schickt in diesem Buch zwei ungleiche, skurrile Charaktere ins Rennen, die allerdings auch viel Herz besitzen, Mut haben, sowie und die nötige Entschlossenheit, um die Wahrheit über ein ausgesetztes Kind heraus zu finden. Tommi ist ein verpeilter Möchtegern-Schriftsteller, der sich erfolglos mit dem Anfang seines Thrillers abmüht. Seine Putzfrau Svetlana ist eine eher schrille Figur, sie liebt Krimis und russische Literatur, sie nimmt kein Blatt vor den Mund, gibt Tommi gutgemeinte Ratschläge zu Ernährung und anderen Lebensdingen und rattert ständig ukrainische Sprichwörter herunter. Das liest sich alles recht unterhaltsam, doch bis die Ermittlungen endlich Fahrt aufnehmen, hat die Story auch einige Längen. Gefallen hat mir der hohe Wiedererkennungswert Svetlanas, der in ihrer konsequent angewandten gebrochenen Sprache mit russischem Akzent liegt. Tommi ist eher ein inaktiver Typ, er trauert seiner Freundin hinterher und lebt so in den Tag hinein, bis ihn Svetlana aktiv bei ihren Ermittlungen einbindet. Hier stolpern sie so von Spur zu Spur und kommen eher zufällig mit den Verbrechern in Kontakt. Die Polizei hält sich bedeckt, untersucht den Fall nicht weiter und das erscheint mir sehr unglaubwürdig. Außerdem hat mich gestört, dass das Kind ein Down Syndrom hat, was für die Handlung völlig unwichtig ist und vielleicht für ein bisschen mehr Drama sorgen sollte.

Die Idee, Sprachschwierigkeiten als Humor zu verkaufen, ist nur stellenweise erfolgreich und gefällt mir nicht sehr gut. Dieses Stilmittel wirkt schnell ausgereizt und hat mich auf Dauer nur noch mehr im Lesefluss gestört.

Volker Klüpfels Intention, humorvolle Unterhaltung mit Spannung zu verbinden, hat leider nicht ganz geklappt und die spannende Handlung lässt meiner Meinung nach leider zu lange auf sich warten.


Ich hatte mir mehr vom Buch erhofft, zumal das Thema Korruption in der Ukraine genügend Sprengstoff geboten hätte. Dafür gibt es ein ungleiches Ermittlerpaar, die im Unterhaltungsbereich durchaus punkten können.

Bewertung vom 08.03.2025
TÖRÖÖÖÖ! FIIIEEEP! Klein und Groß trompeten los!
Hierteis, Eva

TÖRÖÖÖÖ! FIIIEEEP! Klein und Groß trompeten los!


sehr gut

Gemeinsam sind wir stark!
Bei Penguin Junior erscheint das Bilderbuch Klein und groß trompeten los! von Eva Hierteis mit Illustrationen von Andrea Stegmaier für Kinder ab vier Jahren.

Der kleine Elefant und die Maus haben ein Problem, sie kommen gegen das laute Getröte der Elefantenherde einfach nicht an! Mit ihrer fiepsig-leisen Stimme kann sich die Maus einfach kein Gehör verschaffen und der kleine Elefant ist zwar viel größer als die Maus, aber er traut sich nicht, mal so richtig laut zu trompeten. Doch zum Glück unterstützen sich beide gegenseitig und können sich durchsetzen.

Die Maus hört jeden Tag, wenn die Elefantenherde durch die Savanne zum Wasserloch wandert, denn das wird nicht nur von lautem Töröööö begleitet, sondern auch mit reichlich Gestampfe, das den Erdboden und damit den Mäusebau darunter erschüttert. Die Maus fürchtet sich, dass irgendwann der Boden über ihr einbricht. Deshalb läuft sie hinter der Elefantenherde her, um sich zu beschweren. Doch mit ihrer kleinen, feinen Stimme kann sie sich einfach kein Gehör verschaffen. Da bemerkt sie den kleinen Elefanten, von dem niemand Notiz nimmt, während er versucht, an den großen Elefanten vorbei zum Wasserloch zu gelangen. Die Maus ist schlau und überzeugt den Elefanten schliesslich, mit dem Fuß aufzustampfen, ganz laut und immer wieder, bis die anderen Elefanten ihn bemerken.

Dieses Buch ist besonders für schüchterne Kinder eine gelungene Vorlesegeschichte, die zeigt, dass man sich mit etwas Mut und gemeinsamen Mitstreitern durchsetzen kann. Wenn Freunde zusammen halten, sich gegenseitig helfen und für ihre Interessen einstehen, kann man etwas bewegen und fühlt sich nicht mehr so hilflos. Daraus entwickelt sich mehr Selbstvertrauen und das Bewusstsein, für andere Verantwortung zu übernehmen.

Die Geschichte wird mit Empathie erzählt und durch entzückende Illustrationen begleitet, die anschaulich zeigen, was Zusammenhalt und gegenseitige Hilfe mit uns machen. Es macht Freude, die Geschichte zu begleiten, die Bilder zu betrachten und das Getröte oder Gefiepe der Maus nachzuahmen.

Manchen Kindern fehlt der Mut, in einer Gruppe über ihre Gefühle, Wünsche oder Sorgen zu sprechen. Wenn dann die Erwachsenen diese Bedürfnisse nicht bemerken, sind die Kinder enttäuscht oder ziehen sich zurück. Die Geschichte macht Mut und zeigt, dass man mit Freunden mehr bewirkt und sich gegenseitig ermutigen und unterstützen kann.

Eine Mut machende Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt und Selbstvertrauen!

Bewertung vom 05.03.2025
Verdammte Weiber / Kommissarin Irmi Mangold Bd.16
Förg, Nicola

Verdammte Weiber / Kommissarin Irmi Mangold Bd.16


sehr gut

Dieser Krimi war nicht so nach meinem Geschmack!
Im Piper Verlag erscheint mit Verdammte Weiber der 16. Band der aus der Feder von Nicola Förg.

Irmi Mangold wird in Folge einer Wettschuld von Fridtjof zu einem Skikurs angemeldet. Dort freundet sie sich mit Skilehrerin Cordula an, einer ehemaligen Journalistin, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Kurze Zeit später wird Cordula eingebrochen im Eis des Grüntensees aufgefunden, man kann sie nur noch tot bergen. Für Irmi stellen sich einige Frage, sie glaubt auch nicht an einen Unfall und verbeißt sich in diesen Fall. Sie stösst auf Cordulas letzte Recherche über das tragische Schicksal der vergessenen Künstlerin Ilse Schneider-Lengyel, die Mit-Begründerin der Gruppe 47 war. Hat Cordula dort etwas Wichtiges herausgefunden, was ein Motiv rechtfertigen sollte oder spielen die Erbstreitigkeiten mit ihrer Halbschwester eine Rolle? Es gab aber auch Auseinandersetzungen mit dem Verlegersohn, die Cordulas Kündigung zur Folge hatte. Irmi ermittelt in alle Richtungen dieser umtriebigen Frau.

In Nicola Förgs Krimis sorgt der Mix aus Krimihandlung und aktuellen gesellschafts- und umweltpolitischen Themen stets für Vielseitigkeit und damit auch Lesevergnügen. Dieses Mal geht es um die Diskriminierung von Frauen in der Kunst, die Tote Cordula recherchierte über die vergessenen Künstlerin Ilse Schneider-Lengyel, deren Ende viele Rätsel aufgibt.

Irmi Mangold ist frisch pensioniert und muss sich erst in ihrem neuen Leben einfinden, an einen Skikurs hatte sie bei ihrer Freizeitgestaltung aber nicht gedacht. Als sie ihre Spielschulden einlöst, lernt sie die Leiterin Cordula, genannt Coci, kennen und ist fasziniert von dieser intelligenten und energischen Frau, die stets ihre Meinung sagt und in Kauf nimmt, damit anzuecken. Zwischen beiden Frauen entwickelt sich eine Freundschaft und als Irmi erfährt, dass Coci tot aufgefunden wurde, ist sie traurig und schockiert. An einen Unfall mag Irmi nicht glauben, denn Coci hatte einige Feinde.

Während der Nachforschungen stösst Irmi auf eine Katzenhilfsstation, die vor räumlichen Problemen steht. Die Szenen mit streunenden und verletzten Katzen wird sicher das Herz vieler Katzenfreunde treffen.

Entgegen bisheriger Erfahrungen mit Nicola Förgs Büchern hatte ich so meine Probleme in das Buch hineinzufinden. Zwischen die aktuellen Vorgänge mischen sich eingebaute Textstellen über unterdrückte Frauen in der Literatur und Kunst, die sich zwar interessant lesen, mich aber nicht so fesseln konnten wie erhofft.

Die Krimihandlung kommt langsam in Gang, weil Themen wie Katzenhilfe und die Geschichte von IIlse Schneider-Lengyel einen Großteil der Handlung beanspruchen. Um das Leben und rätselhafte Ende dieser Frau ranken sich einige offene Fragen, die mich leider nicht so packen konnten, mir fehlte einfach der persönliche Zugang. Da war Coci schon greifbarer und bei Irmi habe ich es nicht anders erwartet, als dass sie in der Katzenaktion hilfreich mitmischt. Die Figur des Malcolm hat mir gut gefallen, ich hoffe, er wird bei Folgendebänden wieder aktiv mitmischen.

Was auf mich sehr konstruiert wirkt, ist das doch sehr zufällige Auffinden des ominösen Mannes mit dem braunen Mantel. Er sorgt mit seinem Wissen für wichtige Informationen bezüglich der Toten.

Dieses Buch konnte mich nicht so packen wie ich es bisher Nicola Förgs Krimis gewohnt bin. Etwas über die Diskriminierung von Frauen zu erfahren ist ein wichtiges Thema, in einem Krimi finde ich es sehr ungewöhnlich. Ein vielfältiger Mix aus einer Leiche im Eis, viel Katzenthema und unterdrückten Frauen in der Literatur und Kunst! Zu viel Extras für meinen Krimi-Geschmack!

Bewertung vom 03.03.2025
Vor hundert Sommern
Fuchs, Katharina

Vor hundert Sommern


sehr gut

Wenn uns die Vergangenheit einholt!
Katharina Fuchs neuer Roman "Vor 100 Sommern" erscheint im Droemer Verlag.

Wir tauchen in die Vergangenheit der 20er, 30er Jahre ein und begleiten Clara, während sie als Flaschenreinigerin und später als Hundesalonbesitzerin arbeitet, den Kommunisten Aleksei kennenlernt und in der Brauerei Übergriffe und männliche Unterdrückung von Frauen erlebt und verzweifelt versucht, gegen diese gesellschaftliche Schieflage anzugehen. Das Entscheidende in diesem Handlungsstrang ist die Abbildung des aufkommenden Nationalsozialismus mit den antisemitischen Strömungen. Dieser bekommt eine politische Parallele in der gegenwärtigen Handlungsebene, die 2024 spielt, wo sich Anna und Tochter Lena um die Auflösung der Wohnung von Elisabeth kümmern und dadurch alte Familiengeheimnisse von Elisabeths Großtante Clara aufstöbern.
Lena bekommt während ihres Studiums antisemitische Vorfälle an ihrer Hochschule mit und ahnt nicht, dass Judenhass auch in ihrer familiären Vorgeschichte eine entscheidende Rolle gespielt hat. In alten Fotoalben, Briefen und Gesprächen kommt Lena dem lange gehüteten Familiengeheimnis auf die Spur.

Nachdem ich bisher alle Romane von Katharina Fuchs kenne, habe ich mich sehr auf diesen Roman gefreut. Auch in diesem Roman liest sich der Erzählstil gewohnt flüssig, lebendig und authentisch, dadurch bleibt der Lesefluss durchgängig erhalten. Die Charakterbeschreibungen sind facettenreich und Katharina Fuchs macht das Handeln und die Gedanken der Figuren durch die wechselnden Perspektiven aus Claras, Annas und Lenas Sicht gut vorstellbar.

In diesem Roman verarbeitet Katharina Fuchs eine generationenübergreifende Geschichte, die sich mit Schuld und Schweigen über die Vergangenheit und dem Erstarken von antisemitischen Strömungen beschäftigt, deren Parallelen man zwischen der Gegenwart und der Weimarer Republik vor hundert Jahren beobachten kann.

Ich war gefesselt von Claras Leben, ihren Problemen und den gesellschaftlichen Umbrüchen ihrer Zeit, der Gegenwartsstrang konnte mich dagegen nicht so intensiv abholen. Das Leben von Anja und Lena wurde mir persönlich zu ausführlich mit aktuellen Themen, die Frauen betreffen und eher unterhaltsamen Szenen mit Hunden auserzählt.

Ein eindringlich mahnender Generationen-Roman, der die aktuellen gesellschaftlichen und politischen Parallelen zwischen der Gegenwart und der Weimarer Republik aufzeigt. Wenn sich in 100 Jahren die Geschichte wiederholt, sollte man sich dessen bewusst sein!

Bewertung vom 02.03.2025
Ein Stachelschwein will kuschelig sein
Kugler, Christine

Ein Stachelschwein will kuschelig sein


ausgezeichnet

Was für eine entzückende Einschlaflektüre!
Das Bilderbuch "Ein Stachelschwein will kuschelig sein" von Christine Kugler erscheint bei Penguin Kinderbücher und ist für Kinder ab zwei Jahren geeignet. Die allerliebsten Illustrationen stammen von Yvonne Sundag.

Lou, das kleine Stachelschwein, ist traurig, denn wegen ihrer pieksigen Stacheln möchte niemand mit ihr kuscheln. Deshalb such sie sich Hilfe bei anderen Tieren, die mit einigen witzigen Ideen alle versuchen, die Stacheln von Lou zu entschärfen, so dass sie weniger pieksen. Leider klappt das nicht und Lou muss erst noch lernen, dass ihre Stacheln sehr nützlich sind und als Schutz vor Feinden dienen. Der Igel gibt ihr den entscheidenden Hinweis, wie sie dennoch kuscheln kann.

Dieses Buch besteht aus stabiler Hartpappe und ist damit bestens geeignet für Kleinkinder. Hier wird eine herzerwärmende Geschichte erzählt, die sich gut als abendliche Vorleselektüre eignet. Die Bilder sind allerliebst anzusehen, die Tierarten und die jeweiligen Emotionen kann man gut erkennen und sich in das traurige Stacheltier hinein fühlen. Die wunderschön gereimten Texte verdeutlichen die Vorgänge in der Geschichte und verleiten zum Mitreimen. Das kommt immer gut an!

Besonders schön finde ich Lous Vertrauen in ihre Freunde. Sie vertraut auf ihre Mithilfe und probiert mit Eifer deren vielseitige Ideen aus, um kuscheligere Stacheln zu bekommen. Doch leider kann das alles nicht klappen, das wird Kindern schnell klar und sorgt für heitere Vorlesemomente.

Durch die Geschichte flattert ein kleines Glühwürmchen, das sich auf jeder Doppelseite versteckt. Diese kleine Suchaufgabe ist eine Aufmerksamkeitsübung und macht Kindern keine große Mühe, aber großen Spaß!

Das Buch beschreibt das Thema Kuscheln, was für Kinder Wärme und Geborgenheit bedeutet, die sie besonders zum Schlafengehen brauchen. Aber es geht auch zu Zuversicht und Hoffnung, dass jemand Lou helfen kann. Die Ideen sind wirklich witzig und werden durch die tollen Reime zu einer unterhaltsamen Abendlektüre, die ihresgleichen sucht. Gleichzeitig wird deutlich gemacht, dass in der Natur vieles einen tieferen Sinn hat.

Dieses entzückende Bilderbuch begeistert mit seinen Illustrationen, den tollen Reimen und einer schönen Geschichte.

Bewertung vom 02.03.2025
Was machen die Tiere im Frühling?
Birkenstock, Anna Karina

Was machen die Tiere im Frühling?


sehr gut

Ein frühlingshafter Tierentdeckerspaß für Kleinkinder!
Im Carlsen Kinderbuch Verlag erscheint das Bilderbuch Was machen die Tiere im Frühling? von Anna Karina Birkenstock für Kinder ab 18 Monaten.

Wenn der Winter vorbei ist, erwacht die Natur im Frühling zu neuem Leben, die ersten zarten grünen Blätter sprießen und Frühblüher zeigen ihre bunten Blüten. Für die Tiere beginnt wieder das aktive Leben, der Igel beendet seinen Winterschlaf, Wildschweine wechseln ihr dickes Fell und die Kröten wandern zu den Teichen, um ihre Laichzeit zu starten. Die Vögel bauen ihre Nester und endlich kann man ihren Gesang wieder hören.

Folgende Tiere werden näher vorgestellt: Hermelin, Igel, Storch, Fledermaus, Kaninchen, Meisen und Marienkäfer. In den kurzen Texten wird auf die Lebensweise der Tiere eingegangen und ganz nebenbei spielerisch Wissen vermittelt. Welche Tiere machen im Frühling eine Nachtwanderung, welche Vögel kehren ins Sommerquartier zurück und welche Insekten schwirren wie der Marienkäfer im Frühling umher?

Dieses stabile Pappbilderbuch wurde frühlingshaft bunt illustriert, es enthält allerliebste Tierbilder, die die Tiere in ihrem Lebensraum zeigen. Die Seiten wurden mit sichtbaren Registern versehen, die zu den abgebildeten Tieren im Buch führen. Damit fällt es Kindern leicht, die Seite mit ihrem Lieblingstier zu finden.

Die Altersklasse von 18 Monaten ist das Einstiegsalter für dieses Buch, manche Fakten sind noch zu abstrakt, um von Kleinkindern verstanden zu werden. Aber die bunten Bilder und liebevoll abgebildeten Tiere sehen sich schon die Kleinsten gerne an und lernen schnell, wie sie heißen. So wird Interesse für die Tierwelt und die Natur im Allgemeinen vermittelt.

Dieses niedliche Bilderbuch zeigt das Verhalten bestimmter Tiere im Frühling und führt Kinder spielerisch an die Tierwelt und die Natur heran! Eignet sich perfekt als Ostergeschenk!

Bewertung vom 27.02.2025
Frühjahrskollektion
Koschmieder, Christine

Frühjahrskollektion


sehr gut

Erschütternde Wahrheiten zerstören das Bild der Familie!
Der Roman Frühjahrskollektion von Christine Koschmieder erscheint im Kanon Verlag.

1964: Deutschlands Wirtschaftswunder bringt endlich den ersehnten Wohlstand und auch die Mode entwickelt sich weiter. Lilo hat als Chefin eines Modegeschäfts beruflichen Erfolg und erzählt davon in einem Interview, gleichzeitig sorgt das für Werbung ihrer neuen Bademodenkollektion. Doch sie verschweigt bewusst einige unangenehme Fakten über Geschäfte mit den Nazis im besetzten Polen, wofür sich die deutsche Justiz sehr interessiert. Auch Ehemann Harry hat in diesen Geschäften eine entscheidende Rolle gespielt.
Ihre Tochter Reni lebt mit Freund Fred zusammen, sie ist Mannequin und führt Mode der deutschen Konfektionshäuser vor, ihr Plan ist jedoch ein Platz auf den großen Laufstegen Amerikas.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Lilo, Harry und Reni erzählt, so taucht man in ihre Gedankenwelt ein und kommt ihnen näher. Das Leben der kleinen Familie wirkt nach außen perfekt, sie bewohnen einen komfortablen Bungalow. Lilos Boutique läuft gut, sie möchte ihre neue Bademodenkollektion bei großen Firmen fertigen lassen, um damit mehr Umsatz zu machen. Ihr Mann Harry ist Busfahrer und unternimmt Fahrten von Kriegswitwen zu den Gräbern ihrer verstorbenen Männer. Folgt man jedoch der Handlung, werden nach und nach immer mehr schmutzige Geschäfte aus der Vergangenheit enthüllt, die bei der Entnazifizierung aufgeklärt werden.

In diesem Roman widmet sich Christine Koschmieder den 60er Jahren, einer Zeit, die vordergründig die den erwachenden Modegeist der Frauen, ein neues Zeitgefühl, den Konsum und den Wohlstand feiert. In bunten Bildern beschreibt Koschmieder die unterschiedlichen Stoffe, Farben und Trends und man erfährt viel über die Herstellung und den Vertrieb der Mode. Doch die Handlung ist nicht so oberflächlich wie es auf den ersten Blick scheint, denn sie lässt auch die Schattenseiten der politischen Vorgeschichte in der Nachkriegszeit in ihre Handlung einfließen. Viele Entnazifizierungen sind noch nicht abgeschlossen.

Beinah unterhaltsam taucht man bei der Lektüre in die 60er Jahre ein, erlebt das kleine Glück der Lilo Kowatz und wird dann genau wie Reni von einer familiären Lüge überrascht. Ein altes Familienfoto wird als Lebenslüge enttarnt und es kommen Details über enteignete Juden und zu Geschäften ihrer Eltern an Tageslicht, die Lilo zu einem Schritt ins eigene Leben ermutigen.

Der Blick in die Gefühlswelt der Figuren ist der Autorin gut gelungen, sie spiegelt den Zeitgeist und die Lebensvorstellungen dieser Zeit gekonnt wieder. Womit ich nicht so gut klar kam,

Die Erzählweise ist sehr bildhaft, die Autorin beschreibt sehr detailreich die Modewelt und schildert eingehend die Lebensumstände der Figuren. Diese Ausführungen sind insgesamt sehr ausführlich geraten, worunter leider die Spannung etwas verloren geht. Für mich war Reni die Figur, mit der ich mitgefiebert habe und es war erschreckend zu sehen, wie ihre Welt nicht mehr das war, was sie lange Zeit schien.

Ein interessanter Roman, der ungeschönt in die 60er Jahre blicken lässt und die Verbrechen deutscher Geschichte in Erinnerung ruft.