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Benutzername: 
Martinchen
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2025
Schwebende Lasten
Gröschner, Annett

Schwebende Lasten


ausgezeichnet

Ein hartes Leben grandios erzählt

Die Zusammenfassung des Romans schreibt Annett Gröschner als Prolog. Darin heißt es: „Dies ist die Geschichte der Blumenbinderin und Kranfahrerin Hanna Krause, die zwei Revolutionen, zwei Diktaturen, einen Aufstand, zwei Weltkriege und zwei Niederlagen, zwei Demokratien, die Kaiser und andere Führer, gute und schlechte Zeiten erlebt hat....“

Die Protagonistin dieses grandios erzählten Romans steht stellvertretend für viele Frauen ihrer Generation, die klaglos ertrugen, was ihnen auferlegt wurde. Gleichzeitig ist es ein Roman über die Geschichte des letzten Jahrhunderts, insbesondere die Magdeburgs, die Annett Gröschner hier wunderbar einarbeitet.

Hannas große Liebe gehört den Blumen, die sie durch alle Zeiten bis zum Ende tragen. So ist auch fast jedem Kapitel eine Blume vorangestellt, die genau beschrieben wird, nicht ohne Grund. Annett Gröschner schreibt einen besonderen Stil, der teilweise sehr bildhaft ist. So z.B. bei den beschriebenen Blumensträußen und dem Gemälde von Jacob Marrel, aber auch der Klang der Stadt wird wiedergegeben.
Besonders eindrucksvoll sind die Beschreibungen der schrecklichen Ereignisse, die Hanna widerfahren sind. So z.B. die Verschüttung in der Kirche nach dem Bombenangriff, die Totgeburt ihres kleinen Mädchens oder der Besuch der Magdeburger Innenstadt nach der Zerstörung.

Anhand von Hannas Leben wird auch Sozialkritik deutlich. So werden u.a. Frauenrechte und das Recht auf Abtreibung thematisiert.

Das Cover zeigt ein verschwommenes Foto von zwei Frauen und einem Baby. Es passt, genau wie der Titel, hervorragend zum Inhalt.

Fazit: ein sehr gelungenes Porträt einer starken Frau, eine Leseempfehlung

Bewertung vom 31.03.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


ausgezeichnet

Idyllisches Dorfleben?

Lara und Ingo sind von der Großstadt in ein holsteinisches Dorf gezogen. Der Traum vom idyllischen Landleben zerplatzt schnell. Als Ingo eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, hat dies Auswirkungen auf die Dorfgemeinschaft.

Martina Behm legt mit „Hier draussen“ ihr Debüt vor. Sie ist ausgebildete Journalistin, hat Volkswirtschaft studiert und ist als Strickdesignerin bekannt. Und: sie ist vor einigen Jahren mit ihrer Familie nach Schleswig-Holstein gezogen.

Mit trockenem Humor, kurzweilig und in einem klaren Sprachstil beschriebt Martina Behm die Situation im Dorf Fehrdorf nach dem Wildunfall. Auch wenn viele die Prophezeiung, dass der Verantwortliche innerhalb eines Jahres stirbt, als Aberglauben abtun, sind die Dorfbewohner verunsichert. Die Autorin beschreibt sehr gut das Leben einiger Familien in unterschiedlichen Konstellationen. Sie stellt die Sehnsüchte, Hoffnungen, Enttäuschungen und zerstörte Gewissheiten, aber auch die Probleme der Landwirtschaft dar. Deutlich wird, dass nicht nur der alleinstehende Uwe unter Einsamkeit leidet. Auch, wenn sich einige fragen, ob ihre Entscheidung nach Fehrdorf zu ziehen, richtig war, macht der Roman trotz des geplatzten Traum von Lara und Ingo Lust aufs Dorfleben.

Fazit: ein wunderbarer Debütroman

Bewertung vom 31.03.2025
Nachfolge
Bonhoeffer, Dietrich

Nachfolge


ausgezeichnet

Bonhoeffer, der Inspirator

Neben „Gemeinsames Leben“ ist „Nachfolge“ das zweite Buch von Dietrich Bonhoeffer, das der Brunnen Verlag anlässlich des 80. Todestages in einer limitierten Taschenbuch-Sonderausgabe herausgibt.

Der Herausgeber Peter Zimmerling stellt dem bereits zu Lebzeiten Bonhoeffers erschienenen Buches eine ausführliche Einführung voran. Darin erklärt er u.a. wie Bonhoeffer sich mit der Bergpredigt auseinandersetzt und welche Bedeutung sie für ihn und sein Leben hat. In seinem Finkenwalder Predigerseminar wurden seine theoretischen Überlegungen praktisch erprobt. Natürlich vergisst Zimmerling auch die Bedeutung für heute nicht. Bonhoeffers Überlegungen sind, so Zimmerling, fragmentarisch geblieben, was die Chance zum eigenen Weiterdenken gibt.

Bonhoeffer teilt seinen Text in zwei Teile. Im ersten Teil klärt Bonhoeffer die Begriffe Gnade und Nachfolge, bevor er auf die Bergpredigt eingeht. Im zweiten Teil geht es um die Übertragung auf die heutige Kirche.

Bonhoeffers Stil ist klar und gut verständlich. Das bedeutet keinesfalls, dass es sich um eine leichte Lektüre handelt. Im Gegenteil ist konzentriertes Lesen erforderlich. Ich empfehle, die Bergpredigt parallel zu lesen.

Fazit: Der Text regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern gibt auch Denkanstöße.

Bewertung vom 31.03.2025
Gemeinsames Leben
Bonhoeffer, Dietrich

Gemeinsames Leben


ausgezeichnet

Wertvoll, aktuell, lesenswert

Aus Anlass des 80. Todestages von Dietrich Bonhoeffer hat der Brunnen Verlag eine limitierte Taschenbuch-Sonderausgabe aufgelegt. Vorangestellt ist nicht nur ein Vorwort, sondern auch eine ausführliche Einführung des Herausgebers Peter Zimmerling. In dieser Einführung geht Zimmerling nicht nur auf die Entstehung und den Hintergrund des Textes ein, sondern auch auf den Inhalt und die Bedeutung für heute, die durchaus gegeben ist. Das habe ich als sehr hilfreich empfunden.

Wie der Titel bereits sagt, geht es hier um das Leben in der Gemeinschaft, insbesondere das im Finkenwalder Predigerseminar, dessen Gründer Bonhoeffer war. Nach einem kurzen Vorwort unterteilt Bonhoeffer seinen Text in die Bereiche Gemeinschaft, Der gemeinsame Tag, Der einsame Tag, Der Dienst und Beichte und Abendmahl.

Bonhoeffer zeigt deutlich die Bedeutung dieser fünf Teile, die ineinandergreifen. Immer wieder sind Bibelstellen eingefügt, die entweder das Geschriebene unterstützen oder aber auf Schwierigkeiten hinweisen, die als solche nicht unbedingt erkannt werden. Diese Stellen sind jeweils gekennzeichnet und werden im Index mit Angabe der Seitenzahlen aufgeführt.

Bonhoeffer schreibt klar verständlich, auch wenn Schreibstil Wortwahl natürlich der Zeit der Entstehung zuzuordnen sind. Sein Text ist zeitlos, auch für heute gibt es Anregungen und Gedanken, mit denen sich der Leser auseinandersetzen kann – allein und in der Gruppe.

Fazit: absolut empfehlenswert

Bewertung vom 17.03.2025
Achtzehnter Stock
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


ausgezeichnet

Sehr berührend

Wanda und ihre fünfjährige Tochter Karlie wohnen im 18. Stock eines Plattenbaus in Berlin. Dabei hat sie von einer Filmkarriere geträumt. Ihr letztes Engagement war ein Werbespot und das damit verdiente Geld ist so gut wie aufgebraucht. Auch als sie eine einmalige Chance bekommt, wird es für sie als alleinerziehende Mutter nicht leichter.

Sara Gmuer hat für ihren Roman eine wunderbar passende Sprache gefunden. Unversehens fühlt man sich in das Hochhaus, die Platte, versetzt, auch wenn das für mich eine völlig fremde Welt ist. Wandas Sorgen sind immer präsent. Besonders kompliziert wird es, als sie eine Rolle angeboten bekommt und gleichzeitig ihre Tochter Karlie erkrankt. Sehr lebensnah wird erzählt, wie Wanda zwischen zwei weit auseinanderliegenden Welten versucht, allen und allem gerecht zu werden.

Der Autorin gelingt es, immer wieder ein wenig Hoffnung durchschimmern zu lassen. Wird der Hauptdarsteller, der sich für Wanda interessiert, sie aus dem Hochhaus holen können? Oder schaffen es ihre Freundinnen Ming, Esther und Aylins Mama, Wandas Leben eine andere Richtung zu geben?

Sara Gmuers Protagonisten sind authentisch und realistisch, nicht immer sympathisch. Ihr Verhalten verdeutlicht vieles, ohne dass es ausgesprochen werden muss. Das gilt auch und gerade für Figuren, die nur am Rand auftauchen, so z.B. die Ärztin oder der Caterer am Set.

Das pastellige Cover mit dem angeschnittenen Hochhaus passt perfekt zum Inhalt. Die großen Träume nehmen viel Raum ein, die harte Wirklichkeit lässt sich jedoch nicht ganz verdrängen.

Fazit: eine Leseempfehlung für einen harten, aber sehr berührenden Roman

Bewertung vom 16.03.2025
Gefährliches Wasser
Izquierdo-Hänni, Daniel

Gefährliches Wasser


ausgezeichnet

Wasser ist Leben, aber auch gefährlich

Vicente Alapont ist mit seinem Leben als Taxifahrer und Freizeitermittler mehr als zufrieden und vermisst seinen ehemaligen Beruf überhaupt nicht. Als er gebeten wird, herauszufinden, wer hinter einem Einbruch in der Altstadt steckt, ahnt er nicht, was auf ihn zukommt.

Im 3. Fall von Vicente Alapont dreht sich alles um das kostbare Nass. Aufhänger für diesen Fall war die Flutkatastrophe von 1957 in Valencia. Der Krimi war zum Druck bereit, als die Stadt im Oktober 2024 erneut von einer ähnlichen Katastrophe heimgesucht wurde. Der Autor geht in einem Vorwort darauf ein.

Normalerweise ist Wasser in dieser Region knapp. Schon früh war es deshalb notwendig, eine gerechte Verteilung zu erreichen. Streitigkeiten wurden vor dem Wassergericht verhandelt, das in der Geschichte eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Der frühere Polizist Vincente Alapont kann aus seinen Erfahrungen schöpfen und findet Mittel und Wege, an Informationen zu kommen, die zur Aufklärung des Falls führen.

Nicht zu kurz kommt die Familie. Wie auch in den beiden ersten Fällen spielt die Familie im Leben von Vincente Alapont eine große Rolle, hat er doch in seinem früheren Beruf viel zu wenig Zeit dafür gehabt. Nun genießt er die regelmäßigen Zusammenkünfte, an denen die Leser teilhaben dürfen, natürlich immer verbunden mit gutem Essen.

Daniel Izquierdo-Hänni gelingt es hervorragend, die Aufklärung des jeweiligen Falles mit sehr viel Lokalkolorit, landestypischem Essen und der Geschichte des Landes unterhaltsam und lebendig zu verbinden. In einem Epilog werden Erläuterungen dazu gegeben, die im Rahmen der Geschichte nicht möglich waren.

Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, ist dieser Band unabhängig von den anderen zu lesen. In diesem Fall empfehle ich, die Reihenfolge einzuhalten.

Das passend zum Thema gestaltete Cover bürgt für den Wiedererkennungseffekt.

Fazit: ein unterhaltsamer, kurzweiliger und spannender Krimi, den ich sehr gern empfehle

Bewertung vom 16.03.2025
Die Brandung - Leichenfischer
Kliewe, Karen

Die Brandung - Leichenfischer


ausgezeichnet

Spannender Ostseekrimi

In der Flensburger Förde werden an verschiedenen Orten die Leichen von zwei jungen Frauen gefunden. Gemeinsam ist die Art der Bestattung: ein uraltes Wikinger-Ritual. Außerdem werden zwei weitere junge Frauen vermisst. Besteht ein Zusammenhang?

Es ist der zweite Fall des deutsch-dänischen Ermittlerduos Ohlsen Ohlsen und Fria Svenson. Er ist Hauptkommissar bei der Kripo Flensburg und als typischer Norddeutscher ausgesprochen wortkarg, sie ist Archäologin, stammt aus einer Polizistenfamilie und sieht in Ohlsen möglicherweise etwas mehr als einen Freund. Beide haben andere Herangehensweisen, die sich gut ergänzen. Natürlich ermitteln sie nicht allein, sowohl auf der deutschen als auch auf der dänischen Seite gibt es ein Team, das gut zusammenarbeitet.

Die Kenntnis des ersten Bandes ist nicht notwendig, da dieser Fall in sich abgeschlossen ist.

Karen Kliewe nutzt wechselnde Perspektiven. Es wird nicht nur aus Sicht der Ermittler erzählt, sondern auch aus Sicht der beiden verschwundenen jungen Frauen, die, das kann ich wohl verraten, noch am Leben sind. Diese beiden jungen Frauen gehen sehr unterschiedlich mit der Situation um, in der sie sich befinden. Die Beschreibungen dazu sind sehr interessant.
Der Schreibstil ist flüssig und klar, die Landschaft und die unterschiedlichen Protagonisten werden bildhaft beschrieben. Privat- und Berufsleben stehen in einem gut ausgewogenen Verhältnis.

Es gibt keine vielversprechende Spur, der die Ermittler folgen könnten, dafür falsche Fährten und Irrwege. Genau das, was einen Krimi spannend macht. Aber die Lebensumstände einer Protagonistin erscheinen mir etwas konstruiert. Und auch das Motiv des Täters überzeugt mich nicht.

Fazit: ein spannender Ostseekrimi mit kleinen Schwächen

Bewertung vom 15.03.2025
Die Pflegerin   Ein mitreißender Psychothriller mit Spannung bis zur letzten Seite
Pfister, Astrid

Die Pflegerin Ein mitreißender Psychothriller mit Spannung bis zur letzten Seite


gut

Trügt der Schein?

Isabelle nimmt einen neuen Job an. Sie pflegt tagsüber Adrian Vallelonga, der nach einem Schlaganfall ans Bett gefesselt ist. Seine Ehefrau Andrea opfert sich bei der Pflege für ihn auf, muss aber erkennen, dass sie es allein nicht mehr schafft. Eine Nachtschwester geht ihr zu Hand, seit Adrian zurück ins Haus gekommen ist. Allerdings tritt diese sehr resolut und mitleidslos auf.
Isabelle fallen die vielen Medikamente auf, die Adrian nehmen muss und die lediglich farblich gekennzeichnet sind. Braucht Adrian diese wirklich? Was genau geschieht hier? Isabelle lassen diese Fragen nicht ruhen, sie versucht, hinter das Geheimnis dieses Hauses zu kommen.

Astrid Pfister nutzt Perspektiven- und Zeitenwechsel, um Spannung zu erzeugen. Isabelle berichtet aus der Gegenwart, während vor allem Andrea in die Vergangenheit zurückgehen. Andrea und Adrian haben Andreas Mutter aufgenommen, die dann sehr schnell abbaut. Sie ahnt etwas, kann es aber nicht artikulieren. Ein Glas Orangensaft mit Medikamenten versetzt bringt ihr den Tod. Doch wer hat ihr dieses Glas gereicht?

Die Protagonisten sind gut gezeichnet. Isabelle geht in ihrem Beruf auf, wobei sie schnell erkannt hat, dass ihr das Wohl der Patienten wichtiger ist als Dienstpläne und Kosten. Die Nachtschwester Bernadette benimmt sich tatsächlich merkwürdig und hält eine spürbare Distanz sowohl zu Adrian als auch zu Isabelle. Ihr Geheimnis wird Isabelle ergründen.
Andrea ist ganz die liebende Gattin, die alles für ihren kranken Mann tut. So empfindet es nicht nur Isabelle, der Andrea sehr sympathisch ist.

Was in dieser Konstellation ist Schein, was ist Realität? Wer hütet welches Geheimnis? Astrid Pfister nutzt geschickt zahlreiche Twists, um den Leser auf falsche Fährten zu führen. Das Ende ist dann auch überraschend, aber nicht völlig unvorhersehbar.

Der Roman enthält einige Passagen, die ich als langatmig empfunden habe. Das eine oder andere wiederholte sich, wenn auch aus anderer Perspektive.

Insgesamt hatte ich mehr erwartet, so dass mich das Buch nicht völlig überzeugen konnte.

Bewertung vom 15.03.2025
Die Ruinen von Northcott Abbey
Harris, C. S.

Die Ruinen von Northcott Abbey


sehr gut

Die Suche nach den Wurzeln

Der 11. Band der Reihe um Sebastian St. Cyr spielt im Dort Ayleswick-on-Teme, weil er sich dort Aufklärung über seinen Vater erhofft. Als die junge Emma Chance tot aufgefunden wird, wird Sebastian um Hilfe gebeten.

Ich habe nicht alle Bände der Reihe gelesen, empfehle dies jedoch. Die zu untersuchenden Fälle werden jeweils lückenlos aufgeklärt, den Reiz macht jedoch die Rahmenhandlung um Sebastian St. Cyr und seine kleine Familie aus.

Sebastian St. Cyr eilt inzwischen ein Ruf voraus, den er auch im vorliegenden Fall gerecht werden möchte – und, so viel sei gesagt, auch wird. So erkennt er schnell, dass der Selbstmord der jungen Frau nur vorgetäuscht ist und es sich tatsächlich um Mord handelt. Der Grund dafür ist lange unklar, u.a. auch, weil Emma Chance ihre wahre Identität verschleiert hat.

Der Schreibstil ist wie gewohnt sehr angenehm und lebendig zu lesen. So sind die Bewohner überwiegend sehr schweigsam. Haben sie etwas zu verbergen? Oder sind sie misstrauisch? Oder liegt es daran, dass Sebastian St. Cyr einem von ihnen sehr ähnlich sieht? Es ist nicht ganz einfach, hinter die vielen Geheimnisse zu kommen.

Der Fall wird wie immer vollständig und nachvollziehbar aufgeklärt. Sebastians Wunsch, seinen Vater zu finden, bleibt (noch) unerfüllt und bietet Stoff für weitere Kriminalfälle.

Fazit: ein unterhaltsamer historischer Krimi

Bewertung vom 25.02.2025
Wild wuchern (eBook, ePUB)
Köller, Katharina

Wild wuchern (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Großartig

Der Klappentext beginnt mit dem Satz „Marie rennt panisch einen Berg hinauf.“ Von Beginn an entwickelt der Roman von Katharina Köller einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. In meist kurzen Sätzen wird Marie bei ihrer Flucht begleitet. Warum und vor wem sie flieht, bleibt unklar. Fest steht, dass es etwas wichtiges sein muss, denn sie sucht ausgerechnet bei ihrer Cousine Johanna Schutz, die sie seit Jahren nicht gesehen hat.

Es ist die Geschichte der beiden ungleichen Frauen Marie und Johanna, die Katharina Köller ganz wunderbar erzählt. Auf der einen Seite ist die blonde Marie, die sich auch selbst als „Goldmarie“ bezeichnet. Sie entspricht dem Bild, das sich die anderen von ihr machen und erfüllt deren Anforderungen nahezu perfekt. Ihr gegenüber steht die dunkelhaarige Johanna, die ein völlig anderes Naturell hat. Beide Frauen haben ihre Traumata, die die Autorin sehr gut beschreibt. Sie bringt die Kindheit und Jugend von Marie und Johanna kurz und prägnant auf den Punkt, es ist kein Wort zu viel, aber auch keins zu wenig.

Der ungewöhnliche Schreibstil, den ich als Alltagssprache bezeichnen würde, passt ausgezeichnet. Die österreichischen Anklänge haben mich als Norddeutsche nicht gestört, sie machten die Kulisse und das Leben der beiden Protagonistinnen lebendig. Jede Beschreibung, jedes Bild entsteht unmittelbar. Obwohl der Roman nicht in Kapitel unterteilt ist, wird sofort deutlich, ob es sich um eine Rückblende oder die Geschehnisse der Gegenwart handelt.

Fazit: ein großartiger und bildgewaltiger Roman, eine Leseempfehlung