Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 289 Bewertungen
Bewertung vom 12.07.2025
Nach dem Sommerregen (eBook, ePUB)
Pfister, Kristina

Nach dem Sommerregen (eBook, ePUB)


sehr gut

Nach dem Sommerregen ist der dritte Roman von Kristina Pfister und auch der dritte, den ich gelesen habe. Das Buch hat mir vor Augen geführt, dass auch diejenigen, die nach außen hin einen glücklichen Eindruck vermitteln, Probleme haben.
Familie Ritter verbringt ein Wochenende in ihrem Ferienhaus, um Walters 70. Geburtstag zu feiern. Die Ritters, das sind Marianne und Walter und ihre drei erwachsenen Kinder Cecilia, Jonas und Marika.
Cecilia ist mit Per-Olov verheiratet, die beiden haben einen einjährigen Sohn namens Oscar. Cecilia will immer alles perfekt machen und eine perfekte Mutter sein, sie hadert damit, dass ihr Mann Karriere macht, während sie ihr Leben zwischen Kochtöpfen und Windeln verbringt.
Marika hat in Berlin einen Second-Hand-Laden. Als sie merkt, dass sie schwanger ist, hält sich ihre Begeisterung in Grenzen. In den Vater ihres Kindes Kai ist sie nicht verliebt und richtig zusammen sind sie auch nicht.
Die sympathischste Figur ist für mich Jonas. Er nimmt das Leben auf die leichte Schulter, ist schon ewig mit seiner Freundin zusammen und zufrieden mit seinem Job als Lehrer.
Die drei werden mit überraschenden Neuigkeiten konfrontiert: Ihre Mutter will sich von ihrem Mann trennen und das Ferienhaus verkaufen. Beim Entrümpeln kommen Erinnerungen an vergangene Sommer in der Ritterburg hoch, Geheimnisse werden aufgedeckt, langjährige Beziehungen hinterfragt.
Leider konnte mich das Buch nicht so begeistern wie die Vorgängerromane. Es gibt zu viele Probleme und zu wenige Lichtblicke. Bis auf Jonas sind alle unglücklich, am meisten Cecilia, die keine Freude am Leben und ihrem kleinen Sohn hat. Marika wird Mutter, heiratet und trennt sich wieder. Nur Jonas findet eine neue Liebe und genießt das Leben.
Die Geschichte der Trennung der Eltern, weil Marianne sich selbst verwirklichen und mit ihrer neuen Liebe auf Bali leben will, finde ich merkwürdig, ihre Entscheidung halte ich für egoistisch und nicht nachahmenswert, Walter und ihre drei erwachsenen Kinder tun mir leid.
Von mir vier Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die sich für das Thema Regretting Motherhood und die Schattenseiten der Mutterschaft interessieren.

Bewertung vom 12.07.2025
Eine von uns
Hayes, Samantha

Eine von uns


ausgezeichnet

Das schwarz-weiße Cover mit dem Titel in rot gefällt mir sehr gut, es passt hervorragend zu der Geschichte, die sich fast vollständig in Annies Villa abspielt.
Die Geschehnisse werden aus Ginas und Marys Sicht dargestellt. Ginas Haus ist abgebrannt, und sie nimmt gern das Angebot ihrer Freundin Annie an, in deren Haus zu wohnen, während diese eine Auszeit nimmt und auf einer Afrika-Reise ist.
Gina ist Mutter eines Dreijährigen und eines Babys. Bereits am Tag nach ihrem Einzug in Annies Haus steht Mary vor der Tür, die behauptet Annies Haushälterin zu sein. Nachdem Gina sich bei Annie rückversichert hat, dass Mary die ist, die sie zu sein vorgibt, tritt diese ihren Job an. Sie behauptet, sich mit ihrem Partner zerstritten zu haben und auf der Suche nach einer Unterkunft zu sein. Zähneknirschend willigt Gina ein, dass Mary und ihr 18jähriger Sohn ins Dachgeschoss des Hauses ziehen.
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und vor fünfundzwanzig Jahren, als GALS (Gina, Annie, Laura und Sara) fünfzehn Jahre alt waren, und Sara eines Nachts verschwand. Bis auf Laura waren die Mädchen damals alle in Matt, Ginas Mann, verliebt. "Am Ende dieses Abends war aus unserem GALS-Motto BTLFNS - big love, true friends, no secrets ein fürchterlicher Knoten aus Hass, Hinterlist und Lügen geworden." (S. 110)
Die Geschehnisse werden aus der Sicht von Gina und Mary erzählt. Gina fühlt sich in Marys und Tylers Gegenwart sehr unwohl. Nach und nach erfahren wir, warum Mary in Annies Haus zieht und welchen Bezug sie zu Gina und ihren Freundinnen hat.
Ich fand den Thriller sehr spannend und atmosphärisch und die Auflösung unvorhersehbar. Saras Geschichte hat mich tief erschüttert. Das Ende hat mir gut gefallen. Gerne empfehle ich den fesselnden Psychothriller der Autorin weiter und vergebe fünf Sterne.

Bewertung vom 01.07.2025
Perlen
Hughes, Siân

Perlen


ausgezeichnet

Perlen ist der in England für den Booker Prize 2023 nominierte Debütroman von Siân Hughes, und das sehr verdient! Das Buch ist in einer poetischen Sprache geschrieben, wunderbar übersetzt von Tanja Handels.
Marianne ist acht Jahre alt, als ihre Mutter das Haus verlässt und nicht wiederkommt. Mariannes kleiner Bruder Joe ist noch ein Baby. Der Vater der beiden übernimmt von nun an alle Aufgaben im Haushalt und kümmert sich um seine beiden Kinder neben seinem Job als Universitätsprofessor. Um näher an der Universität und der Schule zu sein, zieht die Familie in ein altes Haus um, ein Haus, in dem sie sich auch nach Jahrzehnten nicht wohl fühlt. „Der Verlust des Orts, an dem meine Mutter gelebt hatte und glücklich gewesen war, das war, als würden wir sie noch einmal verlieren.“ (S. 93)
Perlen ist aus der Perspektive von Marianne geschrieben. Sie hat den Verlust ihrer Mutter nie verwunden, schwänzt die Schule, ritzt sich, hat Essstörungen. „Ich erkannte, dass sich praktisch alle meine körperlichen Auffälligkeiten auf das Verschwinden meiner Mutter zurückführen ließen. Kopfschmerzen, Übelkeit, Schlafstörungen, Müdigkeit, …, kaputte Zähne, ungekämmte Haare, Läuse.“ (S. 41) Es geht erst aufwärts, als sie einen totgeweihten einäugigen Welpen adoptiert und sich um ihn kümmert. Teddy begleitet sie, bis sie selbst Mutter wird.
Das Motiv Perlen zieht sich durch das ganze Buch. Das Buch Pearl war das Lieblingsbuch der Mutter. Um sich der Mutter näher zu fühlen und auf der verzweifelten Suche nach Trost, beschäftigt sich auch Marianne intensiv mit dem Buch.
Es war herzzerreißend zu lesen, wie sehr Marianne ihre Mutter vermisst hatte und welch wichtige Rolle diese in ihrem Leben spielte, auch nachdem sie selbst Mutter geworden ist. Das Buch macht deutlich, wie wichtig eine Mutter ist und wie sehr sie unser Leben beeinflusst.
„Wie oft wollte ich mit ihr reden, als Susannah klein war. Um ihr zu erzählen, dass Susannah ein neues Wort konnte, dass sie zum ersten Mal selbst ihre Jacke zugeknöpft oder ohne Hilfe ihre Schuhe angezogen hatte.“ (S. 14)
Am Ende findet Marianne heraus, dass ihre Mutter sie nicht mutwillig verlassen hatte, und dass sie trotz eines traumatischen Erlebnisses zwei Jahre vor Mariannes Geburt ein glückliches Leben geführt hatte. Diese späte Erkenntnis und das tragische Ereignis haben mich zu Tränen gerührt.
Es ist ein Buch für und über Mütter. Meins werde ich meiner Mutter geben und die Gelegenheit nutzen, mich bei ihr dafür zu bedanken, dass sie immer für mich und meine Kinder da war und es noch immer ist. Von mir eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.06.2025
Die unsichtbare Hand
Clark, Julie

Die unsichtbare Hand


ausgezeichnet

Von Julie Clark habe ich bereits Der Plan und Der Tausch gelesen, Die unsichtbare Hand steht ihnen in nichts nach und konnte mich genauso begeistern.
Olivia Dumont ist erfolgreiche Ghostwriterin, sie schreibt Bücher im Auftrag von Autoren. Nach dem Eklat auf einer Tagung wird sie von einem Kollegen verklagt und muss Schadenersatz zahlen, im Anschluss bekommt sie kaum noch Aufträge und steht kurz davor, ihr Haus zu verkaufen. Doch dann wird ein sehr lukrativer Auftrag an sie herangetragen: Sie soll das nächste Buch des berühmten Vincent Taylor schreiben. Was niemand weiß: Vincent ist ihr Vater.
Olivia hat ihr Elternhaus in der kalifornischen Kleinstadt Ojai als junges Mädchen verlassen, nachdem sie herausgefunden hatte, dass ihr Vater seinerzeit des Mordes an seinen Geschwistern verdächtigt wurde. Im Jahr 1975 sind Poppy, 14, und Danny, 17, tot aufgefunden worden. Der Verdacht gegen Vincent wurde von der Polizei zwar fallen gelassen, doch in den Köpfen der Einwohner von Ojai blieb er ein Mörder. In der Schule hielten sich die Kinder von ihr fern. Zum Studium ging Olivia nach Frankreich und heiratete den Erstbesten, um seinen Namen anzunehmen. Den Kontakt zum Vater brach gänzlich ab.
Mangels anderer Aufträge nimmt Olivia den Auftrag in Ojai an. Durch die Arbeit an dem Buch kommen sich Vater und Tochter allmählich wieder näher. Erschwert wird die Arbeit am Buch durch Vincents Krankheit, er leidet an Lewy-Körperchen-Demenz, das heißt, dass nicht nur sein Gedächtnis, sondern auch sein Bewegungsapparat immer mehr abbaut.
Vincent möchte seine Memoiren schreiben und bietet Olivia sein angefangenes Manuskript an, das jedoch sehr verwirrend ist und deutlich auf Vincents schlechte geistige Verfassung hinweist. Olivia beschließt, auf eigene Faust zu ermitteln. Eine große Hilfe sind ihr dabei die Filme, die Poppy in den Monaten vor ihrem Tod gedreht hatte.
In Rückblenden kommen Poppy und der junge Vincent zu Wort.
Meine Kritikpunkte beziehen sich auf Olivias Mutter Lydia und ihre Großeltern. Lydias Rolle in dem Familiendrama ist mir nicht ganz klargeworden und auch über Olivias Großeltern, die zwei ihrer drei Kinder auf tragische Weise verloren haben, wird nur wenig gesagt.
Die Aufklärung über die Geschehnisse in der Nacht der Morde hat mich überrascht, meine Vermutungen haben sich nicht bewahrheitet. Ich war froh, dass Olivia es geschafft hatte, mit ihrer Vergangenheit Frieden zu schließen und mit ihrem Partner über ihre Kindheit und ihren Vater zu sprechen.
Auch diesen Roman von Julie Clark habe ich sehr gern gelesen. Ich spreche eine Leseempfehlung für Leser*innen von tiefgründigen Romanen mit Spannungs- und Thrillerelementen aus.

Bewertung vom 15.06.2025
The Surf House
Clarke, Lucy

The Surf House


ausgezeichnet

Ich lese die Thriller von Lucy Clarke sehr gerne und habe mich schon sehr auf The Surf House gefreut. Auch ihr neues Buch konnte mich begeistern!
Marrakesch: Die Britin Bea beschließt spontan, ihre erfolgreiche Karriere als Model an den Nagel zu hängen, sie verlässt fluchtartig das Set. In einer engen Gasse wird sie von zwei Männern bedrängt, eine junge Frau eilt ihr zu Hilfe. Die beiden Frauen schaffen es zu entkommen. Im Auto stellt Bea fest, dass sich ihr Geld und der Pass in dem Rucksack befinden, den einer der Männer gestohlen hatte.
Beas Retterin stellt sich als Marnie vor. Sie bietet ihr einen Job im Surf House an, einem Hostel an der Küste. Bea nimmt das Angebot dankbar an, zumal es freie Kost und Logis beinhaltet.
Marnie betreibt das Hotel zusammen mit ihrem Partner Ped. Dieser zeigt sich Bea gegenüber von Anfang an feindselig. Da ihr Zimmer direkt an das von Marnie und Ped grenzt, bekommt sie mit, wie oft die beiden streiten. Aiden, dem das Grundstück neben dem Surf House gehört, bringt ihr das Surfen bei. Sie fühlt sich zu ihm hingezogen, doch Aiden offenbart ihr seine Gefühle nicht.
Auf einer zweiten Handlungsebene lernen wir Savannah kennen, eine junge Amerikanerin, die ein Jahr zuvor zu Gast im Surf House war. Eines Tages taucht Savannahs Bruder Seth auf. Die Familie hat sehr lange nichts mehr von Savannah gehört, das letzte Lebenszeichen kam aus Marokko. Seth bietet Bea viel Geld an, damit sie ihn auf der Suche nach seiner Schwester unterstützt. Kurz nach Seths Ankunft im Surf House kommt ein Surfer im Meer um.
Marnie, Ped, Aidan und die meisten Gäste scheinen etwas zu verbergen zu haben. Nach und nach bekommt Bea heraus, was vor einem Jahr im Surf House passiert ist.
Lucy Clarke hat die Atmosphäre an der marokkanischen Küste authentisch eingefangen und auch Beas Verhältnis zu ihrer Mutter thematisiert. Aiden erkennt Beas größte Sehnsucht: „Du willst jemanden, der dich liebt.“
Es ist die perfekte Sommerlektüre, bestens zu lesen am Strand vor oder nach einem Surfkurs – mit Surfen kennt sich die Autorin bestens aus, da ihr Mann Profi-Surfer ist. Für die Recherche zu ihrem neuen Buch reiste sie nach Marokko ins Surferparadies Imsouane. Das Dorf Mallah, in dem The Surf House spielt, ist fiktiv. Der neue Thriller von Lucy Clarke hat mir sehr gut gefallen, gerne empfehle ich ihn weiter!

Bewertung vom 12.06.2025
Perfect Crime - Wenn niemand dir glaubt
Douglas, Claire

Perfect Crime - Wenn niemand dir glaubt


ausgezeichnet

Claire Douglas gehört zu meinen Lieblingskrimiautorinnen, ich habe alle ihre Bücher gelesen und auch Perfect Crime hat mir gut gefallen.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Emilia, Detective Sergeant Saunders und Daisy geschrieben.
London, 2022: Emilia, 38, ist erfolgreiche Krimiautorin. Sie hat gerade den letzten Band einer Reihe fertig geschrieben, da erlebt sie, wie die Ereignisse aus ihren Büchern im wahren Leben geschehen. Als auch noch eine Person aus ihrem Umfeld ermordet wird und der Tathergang dem gleicht, den sie in ihrem neuesten Buch, noch nicht veröffentlichten Buch beschrieben hatte, gerät sie in Panik.
Emilia überlegt, wer ihr neues Buch bereits gelesen hatte, es sind nur Personen aus ihrem Familien- und Freundeskreis: Ihr Mann Elliot, ihr Ex-Mann Jonas und seine Frau Kristin, ihr Schwiegervater Trevor, ihre beste Freundin Ottilie und ihre Freundin Louise, die Polizistin ist und das Buch aus polizeilicher Sicht Korrektur gelesen hatte.
Devon, 2022: Detective Saunders ermittelt in einem Mordfall. Am Knöchel der ermordeten Frau wurde eine Gottesanbeterin in die Haut geritzt – das Markenzeichen eines Serienmörders, der nie gefasst wurde und dessen letzter Mord sechzehn Jahre zurückliegt.
Devonshire, 1998: Daisy ist zehn Jahre alt, als ihre Mutter ermordet wird. Sie ist davon überzeugt, dass der Liebhaber ihrer Mutter der gesuchte Gottesanbeterinnen-Mörder ist. Jahre später glaubt Daisy, den Mann wiederzuerkennen.
Ich fand Perfect Crime sehr spannend. Emilias Familienleben nahm den größten Teil im Buch ein, und diesen Teil fand ich auch am interessantesten, da er reichlich Konfliktpotenzial barg: Ex-Mann, frühere beste Freundin, geheimnisvolle neue Freundin. Lange habe ich über die Verbindung zwischen Daisy und Emilia gerätselt, die Auflösung hat mich überrascht. Ich habe den spannenden und keineswegs blutrünstigen Thriller gern gelesen und freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

Bewertung vom 10.06.2025
Freiheit beginnt jetzt!
von der Groeben, Ulrike

Freiheit beginnt jetzt!


ausgezeichnet

Freiheit beginnt jetzt von Ulrike von der Groeben mit Anna Butterbrod – Tipps für den Start in den (Un-)Ruhestand ist eine Mischung aus Ratgeber für den Lebensabend und Autobiographie der ehemaligen RTL-Moderatorin. Ich fand das Buch sehr informativ und habe es gern gelesen.
Der Ratgeber ist in relativ kurze Kapitel unterteilt, über Der letzte Arbeitstag, Schluss mit Druck, Ferne Ziele und neue Horizonte, bis hin zu Gemeinsam statt einsam: Freundschaften im Alter. Am Ende jeden Kapitels ist ein Interview mit Expert*innen abgedruckt: Peter Kloeppel, einer Ruhestands-Coachin, einer Meditationstrainerin, Finanzexpertinnen, einer Auswanderungsberaterin und dem Sportwissenschaftler Prof. Froböse.
Mir haben Dr. Mahnes Top-Tipps für den Übergang in den Ruhestand sehr gut gefallen. Ich bin noch gut zehn Jahre von der Rente entfernt, habe jedoch schon einige Kolleg*innen in die Rente verabschiedet. Mit zwei habe ich noch regelmäßig Kontakt und freue mich, dass die beiden Tipp Nr. 3: „Kontakt halten mit Kollegen“ beherzigen.
Viele Rentner verbringen ihren Lebensabend außerhalb Deutschlands, an Platz 1 steht Spanien, gefolgt von Österreich und Italien. Die Auswanderungsberaterin Nina Treue vom Hamburger Raphaelswerk e.V. gibt hilfreiche Tipps zum Thema Auswandern, Krankenversicherung, Lebenshaltungskosten, Immobilienkauf und deutsche Communitys.
Auch der finanzielle Aspekt wird angesprochen, es ist nie zu spät, dafür Sorge zu tragen, die Rentenlücke zu schließen. Die Finanzexpertinnen und Chefredakteurinnen des Magazins „Finanzielle“ Astrid Zehbe und Daniela Meyer erklären den Unterschied zwischen Einzelaktien, Aktienfonds und ETFs.
In meinem Bekanntenkreis engagieren sich viele Rentner*innen ehrenamtlich. In Deutschland gibt es rund 450 Seniorenbüros, die Ehrenämter vermitteln: Bei der Telefonseelsorge, der Tafel Deutschland, Kinder- und Familienbetreuung, im Natur- und Umweltschutz und anderen.
Frau von der Groeben gibt viele private Informationen preis, so erfahren wir, dass sie seit über dreißig Jahren verheiratet ist und mit ihrem Mann, dem Sportkommentator Alexander von der Groeben zwei Kinder hat, die als Schauspieler bzw. Journalistin auch im Rampenlicht stehen.
Die Autorin erwähnt viele Prominente, die sie im Laufe ihrer fast vierzig Jahren bei RTL kennengelernt hatte. Mit Peter Kloeppel hat sie jahrzehntelang RTL Aktuell moderiert, für ihre Sportbeiträge war sie bei den Olympischen Spielen, der Formel Eins und vielen anderen Wettkämpfen.
Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, sowohl an Leser*innen, die an Tipps für die Gestaltung ihres Ruhestandes interessiert sind als auch an diejenigen, die sich für die Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse einer RTL-Moderatorin der ersten Stunde interessieren.

Bewertung vom 09.06.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Am Meer ist es schön von Barbara Leciejewski habe ich sehr gern gelesen. Die Autorin gehört zu meinen Lieblingsautorinnen, bisher konnten mich alle ihre Bücher begeistern, ganz besonders die Mühlbach-Saga, in der sie die Geschichte ihrer Großeltern erzählt.
München, 2018: Susannes Mutter Luise, 87, hat nicht mehr lange zu leben. Susanne informiert ihre Geschwister, die ihre Mutter nicht oft sehen und die Gelegenheit ergreifen sollten, sich von ihr zu verabschieden. Susanne und ihre Tochter Julia, 25, verbringen viele Stunden an Luises Bett, zunächst zu zweit und später zu viert mit Edith und Wolfgang.
Angesichts der Aufmerksamkeit und Zuwendung ihrer drei Kinder lebt die demenzkranke Luise auf, sie hat immer mehr wache Momente. Als sie sich bei Susanne entschuldigt, weiß diese sofort weswegen. Im Alter von neun Jahre wurde sie auf Empfehlung ihres Kinderarztes in ein Verschickungsheim an der Nordsee in Kur geschickt. Am Bett der Mutter erzählt Susanne von ihren traumatischen Erlebnissen im Sommer 1969. Bis heute hat sie Albträume und schreckt nachts schweißgebadet auf, wenn sie von der Erzieherin Tante Erna träumt.
St. Peter Ording, 1969: Bereits im Zug freundet sich Susi mit Moni, Rüdiger und dem kleinen Holger an. Im Kinderheim lernt sie den ein Jahr älteren Matti kennen. Matti ist bereits seit einigen Wochen im Heim und steht Susi mit Ratschlägen und hilfreichen Tipps zur Seite.
Bestrafung, Demütigung, Essenszwang und Misshandlung sind die im Heim angewandten Erziehungsmethoden. Nachts dürfen die Kinder nicht auf Toilette, sie müssen aufessen, um den Speisesaal verlassen zu dürfen. Wenn sie erbrechen, werden sie gezwungen, das Erbrochene aufzuessen. Größere Vergehen werden mit einer Nacht im Keller oder dem Stundenlangen Stehen auf einem Stuhl bestraft. Am meisten fürchten sich die Kinder davor, dass ihr Aufenthalt verlängert wird.
Ich habe der Aufdeckung von zwei Geheimnissen entgegengefiebert: Was ist damals passiert, das Susi so traumatisiert hat, dass sie sich an den Grund für das vorzeitige Ende ihres Aufenthaltes nicht erinnern kann und: Wer ist Julias Vater?
Fast noch schlimmer als die Misshandlungen in dem Verschickungsheim fand ich, dass Susis Eltern ihr nicht geglaubt haben, als sie nach ihrer Rückkehr die Zustände im Heim beschrieben hatte.
Neben den Verschickungsheimen ist das Thema Familie in dem Buch vorherrschend. So finden Susanne und ihre Geschwister nach Jahren der Entfremdung zueinander, und Julia erfährt, wer ihr Vater ist.
Mit dem Schicksal der Verschickungskinder hat die Autorin ein dunkles Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte behandelt, unfassbar, dass Kinder bis in die Achtziger Jahre hinein in Verschickungsheimen gedemütigt und misshandelt wurden.
Auch dieses Buch der Autorin habe ich mit großem Interesse gelesen und konnte es kaum aus der Hand legen. Von mir eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.06.2025
Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2 (eBook, ePUB)
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Aschesommer von Benjamin Cors steht Band 1 „Krähentage“ in nichts nach, auch den zweiten Fall für Gruppe 4 habe ich mit angehaltenem Atem verschlungen.
Jakob und Mila leiten die für Serienstraftaten zuständige Gruppe 4. In einer unterirdischen Kühlkammer wird ein erfrorenes Paar gefunden, an der Wand steht mit Asche geschrieben: „Das Sterben hat begonnen.“ Der Ermordete war Leiter des Instituts für Paläontologie, einer Wissenschaft, die sich mit der Erforschung der Erdgeschichte und der Evolution beschäftigt. Die Paläontologie war auch das Fachgebiet von Professor Jan-Christian Bode, der acht Jahre zuvor drei Menschen getötet hatte und seitdem Insasse einer Klinik für forensische Psychiatrie ist.
Im Gespräch mit einem Paläontologen erfährt die Ermittlungsgruppe, dass das Leben auf der Erde im Laufe von Millionen von Jahren bereits fünfmal ausgestorben ist. Die Eiszeit war die Ursache für das erste Sterben. Die Ursachen für die weiteren Sterben waren Sauerstoffmangel, Feuer, Wasser und Asche als Folge des Einschlags eines Asteroids „Über alles Leben legte sich damals eine dicke Ascheschicht.“ (S. 136)
Jakob und Mila führen mehrere Gespräche mit Bode, da sie auf seine Hilfe bei den Ermittlungen hoffen. Dieser amüsiert sich königlich über die Ratlosigkeit von Gruppe 4 und schlürft dabei seine genüsslich seine Espressi. Bode kennt Jakobs Schwachstelle und weiß, dass Mila es nie verwunden hatte, dass sie damals in Wien zwei kleine Mädchen nicht retten konnte.
Ich musste bei der Darstellung von Bode an Hannibal Lecter und Das Schweigen der Lämmer denken. Auch Bode sitzt in der Psychiatrie und manipuliert Menschen, die in seinem Auftrag und nach seinen Vorgaben töten.
Neben Jakob und Mila ist Lucy Chang, die IT-Spezialistin, meine Lieblingsermittlerin. Oberstaatsanwalt Sattmann zeigt sich von seiner menschlichen Seite. Ein neues Wort habe ich auch gelernt, denn wie der Finne Tuuru wusste ich nicht, was eine Abdeckerei ist :-;
Die Beschreibungen der Morde waren – wie schon in „Krähentage“ detailliert und heftig, nichts für Zartbesaitete. Die Auflösung war nicht vorhersehbar, der Spannungsbogen konstant bis hin zum grandiosen Finale. Über weitere Fälle für Gruppe 4 würde ich mich sehr freuen.

Bewertung vom 03.06.2025
Die Akte Schneeweiß
Fuchs, Felicitas

Die Akte Schneeweiß


ausgezeichnet

Die Akte Schneeweiß von Felicitas Fuchs habe ich sehr gern gelesen. Die Autorin zählt zu meinen Lieblingsautorinnen, ich liebe ihre Mütter-Trilogie und die Krimis, die sie als Carla Berling geschrieben hatte.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: In den Dreißigern und Vierzigern begleiten wir Mathilde Schneeweiß, in den Sechzigern und Siebzigern Katja und Heidi Schilling.
1936: Mathilde arbeitet als Fotolaborantin in einer Drogerie. Ihr jüdischer Chef beschließt auszuwandern und verkauft das Geschäft. Er vermittelt Mathilde eine Anstellung beim Frauenarzt Dr. Bönisch. Mathilde verliebt sich in den zwanzig Jahre älteren Arzt, die beiden wollen heiraten. Mathilde assistiert bei vielen Eingriffen, auch bei Schwangerschaftsabbrüchen, die Bönisch vornimmt, wenn die Frauen verzweifelt sind und keinen anderen Ausweg sehen.
1963: Katja, 14, lebt mit ihren Eltern und der kleinen Schwester Heidi in Bielefeld. Sie ist intelligent, wissbegierig und ehrgeizig und möchte Medizin studieren. Ihre Eltern sind nicht bereit, ihr das Studium zu finanzieren – sie soll heiraten, Kinder kriegen und Hausfrau werden, so wie das in ihrem Umfeld üblich ist. Nur in Opa Rudolf hat sie einen Verbündeten – bis er von einem Tag auf den anderen verschwindet. Niemand ist bereit, über den Opa und sein Verschwinden zu sprechen. Es dauert viele Jahre, bis sie herausbekommt, was geschehen ist.
Heidi interessiert sich für Mode und macht eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau. Auch ihr Weg ist steinig, bereits im jungen Alter macht sie schlechte Erfahrungen mit einem Mann. Doch zum Glück steht ihr Katja zur Seite.
Katja schlägt ihrem Professor vor, eine Aufklärungskampagne zu starten. „Wir müssen allen Frauen Zugang zu Informationen über verschiedene Verhütungsmethoden ermöglichen und sie ermutigen, sich damit auseinanderzusetzen.“ (S. 229) Bis heute ist Paragraph 218 Gegenstand heftiger Debatten.
Die Autorin hat einen bildhaften, dialogreichen Schreibstil. Die Kapitel beschreiben abwechselnd das Leben von Mathilde vor und während des Krieges und das von Katja und Heidi zwischen 1963 und 1978. Lange habe ich gerätselt, wo die Verbindung zwischen den beiden Schwestern, Mathilde und Opa Rudolf ist. Das, was Mathilde und Rudolf widerfahren ist, hat mich sehr bewegt und zu Tränen gerührt. Sehr gern empfehle ich diesen Roman allen, die in die Geschichte einer westdeutschen Familie vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg eintauchen möchten.